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Negativzins und Mehrwertsteuer

Negativzins: Irrwitz Nr. 1:

Je mehr man sich mit dem Negativzins beschäftigt, umso irrwitziger erscheinen einem die Auswirkungen, wie z.B. das Zusammenspiel des Negativzinses mit der Mehrwertsteuer.

Unternehmen, welche gut gewirtschaftet haben, deshalb über hohe Cash-Positionen verfügen und daher kaum oder keine Zinsen für Betriebsmittelkredite u.ä. bei den Banken bezahlen müssen, werden jetzt zunehmend von den Banken mit einem Negativzins belastet.  Das ist letztlich eine Bestrafung für gutes Wirtschaften, initiiert von der EZB, oder anders ausgedrückt, eine neue Form eines Finanzsozialismus zu Gunsten der Südländer, der Investmentbanker oder wie auch immer. Jedenfalls ein Spaltpilz für die europäische Idee.

Diese Cash-Bestände ergeben sich aus dem Verkauf von Produkten, welche mit einer Mehrwertsteuer belastet sind, in Deutschland sind das 19% des Verkaufspreises. Diese Mehrwertsteuer schlägt  das verkaufende Unternehmen auf den Warenpreis drauf und führt diese Mehrwertsteuer nach Verrechnung mit selbst gezahlten Mehrwertsteuern aus dem Kauf von Waren (Rohstoffe etc.) meistens in monatlichen Abständen an das Finanzamt ab.

Das ist für das Finanzamt eine  schöne und kostensparende Sache, in der Vergangenheit konnten die Unternehmen damit noch einen kurzfristigen Zinsvorteil aufgrund des dadurch entstandenen Cash-Bestandes vereinnahmen, welches mit Blick auf den Aufwand, den diese Abführung an das Finanzamt erfordert, nur recht und billig war.

Nunmehr muss aber das Unternehmen, welches damit den Cash-Bestand erhöht,  einen Strafzins / Negativzins für das Eintreiben der Mehrwertsteuer zugunsten des Staates bezahlen.

Damit müssen die Unternehmen für eine erbrachte Leistung auch noch Geld bezahlen. Ein Irrwitz!

  1. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Bayer Übernahme-Größenwahnsinn

Ein Ergebnis des von den Investmentbanken geschürten Hypes.

Kaum vier Wochen im Amt hat der neue Vorstandsvorsitzende von Bayer, Herr Werner Baumann und sein Vorstand, die Absicht bekundet, den umstrittenen Saatgut-Marktführer Monsanto, welcher in 2015 einen Umsatz von US$ 15 Milliarden ausweisen konnte, für US$ 62 Milliarden (€ 55 Milliarden), also mehr als das Vierfache des Monsanto-Umsatzes,  zu übernehmen und das bei einem Bayer-Umsatz von € 46, 3 Milliarden per 31.12.2015. Das sind Relationen, die eine fehlende Bodenhaftung des Bayer-Vorstandes unterstreichen.

Diese Absicht markiert mal wieder einen Höhepunkt eines von den Investmentbanken geschürten Übernahme-Größenwahnsinns und wird mit Werteschaffung für die Aktionäre auf Basis einer industriellen Logik und von Synergieeffekten – bedeutet nichts anderes als Abbau von Arbeitsplätzen und deutliche Erhöhung der Vorstandsgehälter – begründet. Alles Wortblasen, welche Herr Schrempp (Daimler), Herr Sommer (Deutsche Telekom) &  Co bei Großübernahmen ebenfalls in die Welt hinaus posaunt und am Ende letztlich einen Scherbenhaufen mit hohen Wertverlusten für die Anleger/Investoren hinterlassen haben.  Lt. Wirtschaftsprofessor  Lars Schweitzer von der Goethe-Universität in Frankfurt sind 70% von Unternehmensübernahmen und –fusionen bisher gescheitert.

Irritierender weise treten solche Übernahmebemühung immer dann auf, wenn sich die Aktienkurse um die Höchststände bewegt haben. So fand die Übernahme von Chrysler durch Daimler zu einem Kaufpreis von € 43 Milliarden in 1998 statt,  für Voicestream hat die Deutsche Telekom  in 2000 € 50 Milliarden bezahlt. Da der Übernahmepreis am Aktienkurs + Aufschlag gemessen wird, bedeutet das einen hohen, wenn nicht sogar zu hohen Preis und wenn das Management des Übernahmekandidaten mit dem Angebot nicht einverstanden ist, erhöhte sich dieses dann nochmal meistens merklich.

Bayer ist nun bereit, auf den derzeitigen Aktienkurs noch einen hohen Aufpreis von  37% zu zahlen, woraus sich das oben erwähnte Angebot ergibt. Zwischenzeitlich hat das Monsanto-Management das Bayer – Angebot abgelehnt, so dass mit einem noch höheren Übernahmepreis zu rechnen ist.

Finanziert werden soll diese Übernahme mit der Ausgabe neuer Aktien, woraus sich der Vorstand einen Erlös von € 15 Milliarden verspricht, der Rest soll durch Aufnahme neuer Schulden (syndizierte Bankkredite, Unternehmensanleihen) aufgebracht werden. Dadurch bläht sich die Bilanz von Bayer deutlich auf mit der Folge einer gesunkenen Eigenkapitalquote. Die Ertragslage wird durch hohe Finanzierungskosten und Gebühren der Investmentbanken entsprechend hoch belastet, eine Herabstufung des guten Bayer-Ratings  dürfte nicht ausbleiben, wodurch sich die Finanzierungskosten noch mehr erhöhen werden.

Kurzum, die bisherigen Aktionäre werden eine Berg- und Talfahrt des Aktienkurses erleben, ihr bisheriger Wert (den Aktionären  zurechenbares EK per 31.12.2015 €  25,3 Milliarden) wird durch die Ausgabe neuer Aktien in Höhe von € 15 Milliarden stark verwässert und die Anleihekurse werden  keine Jubelschritte vornehmen, sondern eher eine Depression erfahren, es sei denn, Herr Draghi gehört zu den Aufkäufern dieser Anleihe, wovon auszugehen ist. Für einen vorsichtigen Investor somit ein Problem, Zurückhaltung wird angesagt bleiben.

Nutznießer dieses größenwahnsinnigen Spektakels sind wieder einmal die Investmentbanken. Auf der Seite von Bayer ist das die Bank of America Merrill Lynch und Credit Suisse, die Deutsche Bank kam bisher nicht zum Zuge, könnte aber bei der Platzierung von neuen Anleihen eine Rolle spielen.

Insgesamt  wird bei diesem Monopoly-Spiel der Investmentbanken mit Provisions-Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe gerechnet, wenn das reichen dürfte. Monsanto wird sich sicherlich auch von M&A Spezialisten einer Investmentbank bedienen, um den Kaufpreis entweder abzulehnen oder in ein Gegenangebot umzuwandeln oder  um den Kaufpreis schlicht und einfach weiter zu erhöhen, evtl. um dadurch eigenen Nutzen generieren zu können. Das sind alles Kosten, welche die Substanz beider Unternehmen mit dieser heißen Luft erheblich schmälern werden.

Sollte die Übernahme durch Bayer dann glücken, bleibt es fraglich, ob die gemeinsame Ertragslage dann ausreicht, die jetzigen Schulden von Bayer und Monsanto und die neuen von über € 40 Milliarden insgesamt bedienen zu können. Beteiligungsverkäufe bei beiden Unternehmen dürften die Folge sein, welches wiederum die Geschäftstätigkeit der M&A Abteilungen der Investmentbanken beflügeln wird mit entsprechend hohen  Einnahmen, allerdings auf Kosten eines weiteren Arbeitsplatzabbaus.

Betrachtet man eine solche Großübernahme von der volkswirtschaftlichen Seite, kann man daran wenig Gutes finden und zwar aus folgenden Gründen:

  • Es entsteht ein übermächtiger Agrarkonzern mit einem hohen Marktanteil mit der Folge einer Oligopol-Bildung in Richtung Monopol-Bildung und damit von absehbaren Preiserhöhungen für Nahrungsmittel, welche noch schlimmer werden dürfte, als die Spekulationen mit den Nahrungsmitteln.
  • Ob solche großen Unternehmensgebilde ein volkswirtschaftlicher Segen sind, bleibt fraglich, ähnliche Entwicklungen mit negativem Ausgang konnte man in kommunistischen Gesellschaften beobachten. Insofern sind diese Machtpolitiker in den Vorständen solcher Großkonzerne mit den kommunistischen sehr ähnlich.
  • Durch den hohen Preis, der in keinem Verhältnis zum Umsatz und Ertrag von Monsanto steht, ergibt sich bereits bei Übernahme eine Wertevernichtung, zumal dadurch keinerlei Umsatzerhöhung und zusätzliche Wertschöpfung entstanden sind, dafür aber hohe unnütze Kosten, an denen nur wenige profitieren und sehr, wenn nicht sogar unermesslich reich werden, finanziert von der Masse von Kleinanlegern.
  • Wie bei jeder solcher Übernahme dürfte der Abbau von Arbeitsplätzen die unausbleibliche Folge sein, welche den jeweiligen Staaten in unterschiedlicher Weise auf die Füße fallen wird. Wie immer bei solchen Übernahmen spielen dabei auch steuerliche Überlegungen eine große Rolle, so dass vieles wiederum in Steueroasen ausgelagert werden wird, dadurch kaum Steuern in Deutschland zu zahlen sind, die Kosten der dadurch entstehenden Arbeitslosigkeit aber wiederum die jeweiligen Staaten/ Steuerzahler tragen müssen.
  • Es entsteht wieder einmal ein System relevantes Unternehmen, ein Staat im Staat, welcher der Demokratie sicherlich nicht förderlich ist. Die erfolgreichen Volkswirtschaften sind nicht durch Großkonzerne groß und wohlhabend geworden, sondern durch eine breitgefächerte Vielzahl von Unternehmen, die schnell reagieren. Solche Übernahmen ersticken Innovation und Schnelligkeit, das notwendige Schmiermittel für erfolgreiche Unternehmen.
  • Und last but not least kann man nur hoffen, dass Bayer mit Monsanto wegen ihrer umstrittenen Produkte nicht auf die Nase fällt und die Beteiligung abgeschrieben werden muss. Aber dafür werden die Investmentbanken auch wieder eine Heißluftingenieur-Lösung haben, evtl. eine Bad-Bank für Beteiligungen und das Unternehmen wird dann künftig nur noch das „harte Kernkapital“ ausweisen dürfen, wie bei den Banken.

Für die Investoren von Bayer ist daher große Vorsicht geboten.

Elmar Emde

26. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch www.emde-fiveko.de

 

 

 




Scholz Komplott: Fortsetzung

Es wird Bezug genommen auf den Beitrag in diesem Blog vom 31.3.2016 mit dem Titel „Das Scholz Komplott“.

Fortsetzung:

Es kam wie es kommen musste, plötzlich wurde ein Investor aus dem Hut gezaubert, die chinesische Chiho-Tiande Gruppe, welche Angabe gemäß erst Anfang Mai „überraschend“ in den M&A-Prozess eingestiegen wäre. Auch sollen die besicherten Banken dem Angebot, welches nach den Presseberichten einen insgesamt achtstelligen Forderungsverzicht der Banken als Voraussetzung zugrunde liegt, schon zugestimmt haben. In Kenntnis der langwierigen Abstimmungsprozesse bei solchen Pools, gerade bei Verzicht von so hohen Millionenbeträgen, ist das äußerst ungewöhnlich, es sei denn, der Kaufinteressent war schon länger bekannt und es mussten nur noch entsprechende Tatsachen wie den COMi-shift geschaffen werden, um eine solche Übernahme strukturieren und möglich machen zu können.

M&A Prozesse dauern in der Regel sehr lange, insbesondere beim Kauf eines solch verschachtelten Konzerns wie die Scholz-Gruppe. Es ist daher nicht sehr glaubwürdig, dass dieser Investor erst Anfang Mai auf der Bühne erschienen ist. Auch ein Käufer hat seine Gremien, welche auf aussagefähige Ziffern des Übernehmenden bauen müssen, um bei einem Fehlschlagen des Investments nicht selbst von den Aufsichtsbehörden belangt zu werden. Diese aussagefähigen Ziffern werden  somit diese per 31.12.2015 gewesen sein. Außerdem wird bei dieser Sachlage sicherlich ein Forderungsverzicht der Gläubiger, insbesondere der Anleihegläubiger, vorausgesetzt worden sein, welches auch mit einer zeitlichen Komponente versehen ist.

Das plötzliche Auftreten von KKR lässt weitere Fragen entstehen. Da der M&A Prozess schon lange währt, irritiert auch hier das plötzliche Auftreten. Wollte man die Chinesen, welche in der M&A Branche als sehr schwierige Verhandlungspartner gelten, welche sich erfahrungsgemäß nicht schnell bzw.  nur mühsam entscheiden, zu größerer Eile wie auch immer bewegen?

Und um das Ganze noch auf sichere Beine zu stellen, hat man den COMI-shift in Gang gesetzt, um über einen möglichen „scheme of arrangement -“ oder „Pre-Pac – Verfahren“ vor allem die Anleihegläubiger gefügig zu machen. Das dieser von den englischen Richtern angenommen wird, war vorherzusehen, tragen sie doch mit diesem sich künftig noch verstärkendem Insolvenztourismus nicht unmaßgeblich zum britischen BIP bei.

Für die Anleihegläubiger wurde folgendes, meines Erachtens nur folgerichtiges und sehr schlechtes Angebot unterbreitet:

  • Zahlung eines Abschlags von € 14 Mio spätestens zum 15.10.2016. Hier bleibt zu bemerken, dass die am 8.3.2016 fälligen Zinszahlungen, welche dann bis Ende Mai gestundet wurden, bereits einen Umfang von € 15,5 Mio einnahmen. Rechnet man dann noch die Zinsen vom 8.3.2016 bis 15.10.2016 hinzu, ergibt das einen weiteren Betrag von etwa 9,3 Mio. Zusammen mit den gestundeten Zinsen von € 15,5 Mio belaufen sich am 15.10.2016 die ausstehenden laufenden Zinsen auf rd. € 25,035 Mio, welche nur mit € 14 Mio beglichen werden sollen.
  • Es ist eine Besserungszahlung von€ 5,8 Mio voraussichtlich auf das Kapital von € 182,5 Mio vorgesehen, welches einem Prozentsatz von 3,178% entspricht. Allerdings wird diese Besserungszahlung vom (erwirtschafteten?) EBITDA (welche Höhe?) für die Jahre 2016 und 2017 abhängig gemacht, womit die Zahlung frühestens im Frühjahr 2018 geleistet werden würde. Da bei diesem Unternehmenskonglomerat es viele Möglichkeiten gibt, den EBITDA zu steuern, ist dieser „Besserungschein“, oder besser gesagt diese Beruhigungspille, nicht das Papier wert, auf welchen dieser abgedruckt wird. Ich wage daher die Analyse, dass die Anleihegläubiger von diesen € 5,8 Mio keinen Cent zu Gesicht bekommen.

Die Anleihegläubiger müssen somit auf rd. 44 % Ihrer laufenden Zinsen nebst den Zinsen danach und letztlich auf 100% ihres eingesetzten Kapitals verzichten. Das ist ein äußerst schlechtes Ergebnis für die Anleihegläubiger und hätte durch die Kuratorin, Frau Dr. Reisch,  verhindert werden können, wenn für die  Stundung der Zinsen  die Rücknahme des COMI-shifts zur Bedingung gemacht worden wäre. Der damit entstandene Druck hätte sicherlich zu einem besseren und fairen Ergebnis geführt.

Im Übrigen riecht das jetzt noch mehr nach einem abgekarteten Spiel, bzw. nach einem wohl durchdachten Komplott, und nur mit dem einen Ziel, die Anleihegläubiger erheblich unter Druck setzen und damit über den Tisch ziehen zu können. Die Folge wird sein, dass die beschäftigten „Restrukturierer“, u.a. die Investmentbank Houlihan Lokey und der  Anwalt Stefan Sax, welcher den COMI-shift während der ersten “Tagfahrt”  in Wien äußerst fragwürdig begründet hatte, per Internet eine geglückte Restrukturierung verkünden werden (wie bei Apcoa). Und die Kuratorin wird sich mit einem “tollen” Verhandlungsergebnis für die Anleihegläubiger rühmen, welches eigentlich keines ist, bzw. als Witz empfunden werden muss.

Dieser Fall Scholz kann somit als ein Fanal negativer Art für alle mittelständische Unternehmensanleihen angesehen werden. Die Nutznießer solcher Restrukturierungen mit Insolvenztourismus nach England, der Räuberhöhle des Investmentbankings, mit dem Segen des europäischen Gerichtshofes stehen schon in großer Zahl bereit. Da viele solcher Unternehmensanleihen in 2016 -2018 fällig werden, ist Schlimmes zu befürchten.

Ob diese freche Benachteiligung von Gläubigern dem Europa-Gedanken förderlich ist, bleibt zu bezweifeln. Aber England und den vielen damit beschäftigten und zu gut bezahlten Juristen und “Beratern” ist das ja sowieso “wurscht”.

Die Gläubiger solcher Anleihen sollten sich daher diese Emittenten genau ansehen und wenn selbst die Ratingagenturen stets schlechter werdende Ratings für diese ausstellen, diese Unternehmensanleihen so schnell wie möglich verkaufen. Die Wahrscheinlichkeit, noch mehr Geld zu verlieren, wäre somit erheblich kleiner.

Hinweis: Das ist keine Empfehlung, sondern nur die Meinung des Verfassers, welche auf eine Jahrzehnte lange Expertise aufbaut.

 22. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch: www.emde-fiveko.de

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Kunstmarkt irreal!

Wenn man die erzielten Auktionsergebnisse der bekannten Auktionshäuser innerhalb der letzten 12 Monate liest, erscheint dieser Kunstmarkt  irreal.  Dies äußert sich in der Höhe der jeweiligen Umsätze der Auktionshäuser pro Auktion und damit in den Preisen pro Bild. Sowohl von hohen acht- bis neunstelligen Umsätzen (US$ 705,8 Millionen im Mai 2015 bei Christie`s) als auch von Preisen für Gemälde, insbesondere aus der modernen Kunstrichtung, wird berichtet. Das sind Betragsgrößen, welche mittelständischen Unternehmen und Konzerne als Jahresumsatz ausweisen, dabei tausende von Mitarbeitern beschäftigen und damit  ganze Regionen und damit deren Infrastruktur finanzieren.

Zugegebener Maßen bin ich kein Kunstexperte für moderne Kunst (gibt es solche?), aber kann es sein, dass ein Stück Leinwand oder einige Kilo Bronze, Stein oder Marmor  in einem sicherlich mehr oder weniger ansprechenden Design so viel Geld wert ist. Ich frage mich als Vermögensbetreuer  stets, ob ein solcher Vermögenswert auch in Zukunft Bestand haben kann. Diesbezüglich möchte ich gerne auf meinen Beitrag vom 2. Dezember 2015 mit dem Titel „Moderne Kunst, ein Marketinggag“ verweisen, welcher mich aufgrund eines Auktionsergebnisses für ein Gemälde des „Pissoir-Künstlers“ Cy Twombly inspirierte.

Im Mai dieses Jahres fand bei Christi`s eine Auktion für zeitgenössische Kunst statt, welche mit einem Umsatz von US$ 318,4 Millionen endete.  Zum Spitzenlos dieser Auktion avancierte das unten aufgeführte,  238 x 500 Zentimeter messende Acrylbild mit dem Titel „Untiteled“ (hier einen Titel zu finden dürfte auch schwer fallen) des bereits in 1988 verstorbenen Künstlers Jean-Michel Basquiat.

Basquait

Dieses Bild ist sicherlich interpretationswürdig, wie jedes moderne Kunstwerk, und wird einen Kunsthistoriker dabei sicherlich in schwelgende Verzückung versetzen. Ob dieses Wandgemälde mit einer erkennbaren Teufelsfraze den Betrachter zu Optimismus oder Wohlgefallen verleitet, bleibt dahin gestellt. Mich würde dieses Bild abschrecken und eher Fragen nach der Person des Eigentümers entstehen lassen.

Dieses Gemälde hat aber einen Verkaufspreis  – halten Sie sich bitte fest – von

US$ 51 Mio

bei einer Taxe von  mehr als US$ 40 Mio. erbracht. Ein solches Bild findet man in jedem Kindergarten und als ich mir die vielen anderen Bilder von Jean-Michel Basquiat im Internet anschaute, fühlte ich mich sofort zurückversetzt in die Jahre, in welcher meine Kinder ihre gemalten Werke in den Gängen des Kindergartens zur Schau stellten.

Kunst ist Geschmacksache und jeder Leser sollte sich fragen, ob er sich ein solches Bild in sein Wohnzimmer oder in das Foyer seines Unternehmens hängen würde. Ist aber eine solche Schmierage auf einer Leinwand nachhaltig so viel Geld wert?

Kunst ist auch eine Handelsware, von der die Auktionshäuser, Galerien und letztlich die Künstler (am wenigsten von)  leben und daher  entsprechende Käufer suchen. Jede Ware bedarf daher einer gewissen Marketingstrategie, welche auf dem Kunstmarkt über die Auktionshäuser zur Perfektion getrieben wird. Hierzu bedarf es letztlich sehr wohlhabender Käufer und entsprechende Auktionsergebnisse als Gradmesser für diese Preise. Diese zu erreichen  dürfte im manipulierten Zusammenspiel sehr schnell zu erreichen sein. Ein Vorgang, welche insbesondere Personen aus dem Finanzbereich spielend beherrschen, da sie ja jeden Tag nichts anderes in Ihrem jeweiligen Handelssaal zelebrieren.

Ob die derzeitigen Mondpreise für solche interpretationswürdigen Kunstwerke Bestand haben, ist sehr fraglich. Wie viele hoch gehandelte Kunstwerke sind schon in die Bedeutungslosigkeit gefallen und wie viele Kunstsammler sind schon deswegen über den Tisch gezogen, bzw. verarscht (wage hier ein unseriöses Wort) worden.

Blasen haben sich auch hier gebildet. Wenn man den Presseberichten Glauben schenken darf, scheint sich dieser Markt, der auch von der Geldpolitik des Herrn Draghi befeuert wurde, abzukühlen. Viele Lose mit astronomischen Preisvorstellungen (auch von Jean-Michel Basquiat und Cy Twombly > die Leute wachen anscheinend auf!!) gingen an die Verkäufer wieder zurück und dürften diesen die Augen geöffnet haben.

Große Vorsicht ist daher angesagt.

15. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch: www.emde-fiveko.de