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E-Mail an Kengeter

Der Gastkommentar im Handelsblatt vom 28. November 2016 von Herrn Kengeter, Chef der Deutschen Börse, mit der Überschrift “Brücke für ein neues Europa bauen”, veranlasste mich dazu, mit dem u.a. E-Mail Herrn Kengeter darauf zu antworten. Herr Kengeter kann als einer der maßgeblichen Vertreter des Investmentbankings angesehen werden, welches keine Brücken zu beiden Ufern baut sondern nur solche mit Einbahnstraßen. Das hat zu den politischen Verwerfungen weltweit geführt und es gibt leider keinerlei Anzeichen dafür, dass sich daran etwas.

Auf das E-Mail habe ich bis dato keine Antwort erhalten.

 

“Sehr geehrter Herr Kengeter,

ich beziehe mich auf Ihren Kommentar mit dem Titel “Brücke für ein neues Europa bauen” im Handelsblatt vom 28. November 2016.

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum in den USA und in Europa die populistischen Gedanken einiger Exponenten so großen Zulauf bekommen? Die Antwort kann man im Brexit finden, für den die Mehrheit der Briten – zumindest die abgestimmte Mehrheit – gestimmt hat und das in einem Land, welches zu einem nicht unerheblichen Teil von der internationalen  Finanzindustrie lebt, letztlich aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung mitgenommen hat zu Gunsten Weniger mit unverschämten Bonis und Gehaltszuwendungen.

London ist das Zentrum des europäischen und teilweise neben der Wallstreet des weltweiten Investmentbankings, welches nur wenige begünstigt, die große Masse der Sparer und Anleger in einer perfiden Art und Weise tagtäglich benachteiligt, wenn nicht sogar ausraubt. Ich nenne London die Räuberhöhle der Investmentbanker.

Das britische Rechtssystem begünstigt diese Raubzüge weltweit und lässt bei kritischen Fällen, wie zum Beispiel bei der Scholz Holding, die Anleger in einer ebenfalls perfiden, aber leider legalen Art und Weise in die Röhre schauen.(nachträgliche Anmerkung des Verfassers: Ist das evtl. der Grund für die Sitzverlegung des angestrebten Zusammenschlusses der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange nach London?)

Das Investmentbanking baut keine Brücken für beiden Seiten des Ufers, sondern nur Brücken mit Einbahnstraßen zu Gunsten des Kapitalmarktes und lässt die Anleger mit dem verschlüsselten Risiko letztlich im Regen stehen. Hauptziel des Investmentbankings ist die komplexe Verstrukturierung von Risiken, ohne selbst Risiken zu übernehmen und drückt diese Risiken letztlich den unbedarften Anlegern auf, welche damit die hohen Bonis Ihrer Branche unbewußt bezahlen.

Jetzt höre ich schon Ihre Argumente in Richtung Ausbau der Kapitalmarktstruktur und Schaffung von Marktliquidität. Auf den ersten Blick alles richtig, nur was soll ein Rentner oder Handwerker, welche die Regularien der täglich sich verändernden Strukturen der strukturierten Finanzprodukte nicht verstehen, die zudem noch gespickt sind mit Derivaten, welche teilweise schon ein Eigenleben führen und von den Strukturierern bald selbst nicht mehr verstanden werden, damit anfangen.

Mit dem Auftauchen des Investmentbankings begann der langsame Tod der Banken, welche das Kreditrisiko  mehr oder minder professionell gemanagt haben  und damit den Anlegern Sicherheit für ihre Anlagen gaben. Nunmehr müssen die Banken ihre Kredite an irgendwelche Institute verkaufen, welche diese strukturiert an die Investmentfonds weiter verscherbeln zwecks Weiterverkauf an die Anleger, der somit wiederum unbewusst zur Bank, zum Kreditgeber mutiert.  Jetzt höre ich wieder die Argumente der Diversifikation und Risikostreuung, womit man aber nur die guten Einkommensquellen der Investmentbanker und deren Organisationen zu Lasten dieser Anleger zudecken will.

Mit dem neuen Marktsegment, welches auch für Kleinbetriebe schon Börsengänge ermöglichen soll, nimmt man den Banken wiederum Geschäftsmöglichkeiten weg und braucht sich daher nicht wundern, wenn es bald keine kommerziellen Banken mehr gibt. Die Beratung  dieser Unternehmen für das neue Marksegment soll natürlich nur von Investmentbankern erfolgen, vermutlich das Team, welches Ihr Haus im Internet veröffentlicht hat. Bitte um Nachsicht, diese Damen und Herren machen den Eindruck eines Studentenclubs und lässt vermuten, dass diese nur über eine sehr begrenzte Risikoerfahrung verfügen. Es scheint sich alles zu wiederholen.

Gespannt bin ich auf die Richtlinien für dieses Marktsegment, welche bis dato noch nicht existieren sollen.

Zu der verqueren Situation der Banken  hat im Übrigen auch der Oberinvestmentbanker Draghi und sein Deputy Dombret, ebenfalls Investmentbanker,  der noch dazu der oberste Bankenaufseher ist, durch den geschaffenen Anlagenotstand zu Gunsten des Investmentbankings maßgeblich beigetragen. Die Begründungen hierfür wegen Inflation 2% sind reiner Mumpitz und nur für die Dummen gedacht. Investmentbanking ist das Ziel, um die Risiken der Banken und die Schulden der  Staaten auf breitester Basis an die unbedarften Anleger weiter reichen zu können. Die größtenteils stattgefundene Auflösung der Risiken der Bad Banks ist ein deutliches Indiz dafür.

Sie als Investmentbanker, der zudem mit dem Teufelszeug der CDO`s gehandelt hat und welche noch in vielen europäischen Banken schlummern, haben zu dieser Situation ebenfalls beigetragen und ich habe nie verstanden, warum Sie dann auch noch Chef der Deutschen Börse geworden sind. Ihr Kollege (in London) ist ja auch ein Investmentbanker wie viele an den Schaltstellen der Wirtschaft weltweit. Man könnte fast eine Verschwörungstheorie daraus machen, aber anscheinend ist man als Investmentbanker dazu qualifiziert (?).

Ich fürchte nur, dass diese Investmentbank-Politik wieder zu einer Situation führen wird, welche wir nach 1929 schon einmal erlebt haben und zu der damaligen Weltwirtschaftskrise, ebenfalls von Investmentbanker initiiert, geführt hat.

Ihr Investmentbanker seid nicht gut für die Welt und denkt nur einseitig. Ein Drama für die Welt.

Ich hoffe jetzt nur, dass der Zusammenschluss mit London nicht stattfinden wird.

Mit freundlichen Grüßen

Elmar Emde

Nachträgliche Anmerkung des Verfassers: Mit dem Zusammenschluß der beiden Börsen wird nichts Neues geschaffen – wie erst kürzlich von Herrn Kengeter öffentlich dargelegt -, sondern Altes neu und zentralisiert verpackt und kostet zudem Arbeitsplätze, wie alle Maßnahmen des Investmentbankings.

26. Dezember 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de

 

 




Bankenabwicklung, ja oder nein?

Im Fall Banca Monte die Paschi di Siena kochen derzeit wieder die Diskussionen hoch, ob der Staat hier wieder eingreifen soll oder ob die Banken abgewickelt werden sollen, um die Steuerzahler als Ganzes nicht wieder zur Kasse bitten zu müssen (siehe hierzu Beitrag vom 20.Juli 2015 “Haftungskaskade”).

Bei diesen Diskussionen wird unverständlicherweise vergessen, dass die Bankkunden – und das in einer erheblichen Anzahl –  letztlich auch Steuerzahler sind und  dann noch die leistungsfähigen und somit ein Großteil unserer Gesellschaft –  für einen Umstand haften  oder bluten muss, für die letztlich andere verantwortlich sind.

Jetzt kann man einwenden, dass der Festgeld- oder Sparkunde selbst schuld ist, wenn er einer maroden Bank Geld gibt. Wie soll aber ein Kunde einer Bank, der in Finanzdingen nicht bewandert ist – das gilt für den größten Teil unserer Gesellschaft – feststellen, ob eine Bank marode ist, wenn  selbst deren Wirtschaftsprüfer damit sehr große Schwierigkeiten haben?

Die Aufsicht und damit die Politik auch aus Eigennutz haben den Banken viel zu viele kryptische Möglichkeiten bei der Bilanzierung eingeräumt, akzeptieren das niederige Eigenkapital im niedrigen einstelligen Prozentsatz, gerechnet auf die Bilanzsumme, bzw. das so genannte „harte Kernkapital“ ohne Berücksichtigung der angeblich risikolosen Aktiva = Staatsanleihen auch von maroden europäischen Staaten und lassen es zu, dass die Investmentbanker unvermindert über die Banken strukturierten Finanzschrott verkaufen dürfen bzw. müssen, nachdem Herr Draghi, der Ober-Investmentbanker, den kommerziellen Banken keine Ertragsmöglichkeiten aus fadenscheinigen Inflationsgründen mehr lässt.

Dafür fordert sein Deputy Dombret, ebenfalls Investmentbanker und sogar noch oberster deutscher Bankenaufseher, die Banken zwecks Ertragsverbesserung auf, stattdessen uns alle durch überzogene Gebühren in die Taschen zu greifen. Das ist eine weitere perfide Ausbeutung der Bankkunden und Bürger.

Warum hat man es  bei der Banca Monte die Paschi zugelassen, dass die Kleinsparer, also unbedarfte Kleinanleger, zum Kauf von deren Bankanleihen mit Nachrang genötigt wurden. Die Presse mag das tragisch und bedauerlich finden, ich finde es betrügerisch. Zu verwundern ist das allerdings nicht bei diesem Vorstandsvorsitzenden Marco Morelli, ehemaliger stellvertretender Europa-Vorsitzender der Bank of America Merrill Lynch, der Investmentbanking – Einheit der Bank of America, welcher für das Investmentbanking für Europa, dem Mittleren Osten und Afrika verantwortlich zeichnete. Zudem fungierte Herr Morelli noch als CEO der Bank of America Merrill Lynch Italien. Das oberste Geschäftsprinzip der Investmentbanker bekanntlich ist das Verscherbeln von hohen Risiken aller Kategorien auf unwissende Anleger, jedoch ist das in der Wirtschaftspresse bisher immer noch nicht bekannt!

Der Bankkunde ist in einer verzweifelten Situation. Für sein jahrelang Erspartes bekommt er so gut wie keine Zinsen mehr, dafür werden im strukturierte Finanzprodukte en masse mit der jeweiligen Option auf einen Totalschaden (steht in jeder Produktbeschreibung) angedient bzw. „angenötigt“, womit eine weltweit schon vor der Finanzkrise eingesetzte strukturierte Ausbeutung der Bankkunden und Anleger vollzogen wurde und immer noch wird und nun bei evtl. Bankabwicklungen  staatlich sanktioniert ihre Fortsetzung findet. Ausgenommen sind im Übrigen hierbei die EZB, die Bundesbank und letztlich die Banken selbst. Ist das nicht „ermutigend“? Diejenigen, welche mitverantwortlich für eine evtl. Bankinsolvenz sind, werden davon ausgenommen.

Die Abwicklung einer Bank wird in den negativen Auswirkungen für die Gesamtwirtschaft unverständlicherweise verniedlicht bzw. als nicht existent angesehen. Wird aber in Deutschland nur eine Bank im Sinne der Befürworter abgewickelt, dann werden alle Guthabenbesitzer bei allen anderen Banken sofort ihre Guthaben von den Banken abziehen und ein Bankenrun erster Güte mit der Folge von extremen Verwerfungen in der Wirtschaft und einhergehender Gefährdung der  Finanzstabilität. Soviel Bargeld, wie dann benötigt wird, dürften die Druckereien nicht mehr liefern können.

Der Staat hat gegenüber seinen Bürgern eine Fürsorgepflicht und soll sie vor Unbill von innen und von außen schützen. Dazu haben wir die Polizei und die Bundeswehr und angeblich eine Bankenaufsicht. Für diese Fürsorgepflicht zahlen wir nicht wenig Steuern.

Diese Fürsorgepflicht scheint aber in Sachen Finanzindustrie nur halbherzig verfolgt zu werden, jedenfalls hat die Bankenaufsicht vor der Finanzkrise und auch danach keine große Flagge gezeigt und sogar das sehr risikoreiche Angebotssammelsurium der Investmentbanken als normal dargestellt (lt. Herrn Sanio). Man hat eher das Gefühl, dass diese als zahnloser Tiger gegenüber den Investmentbanken agiert, dafür aber das herkömmliche und für die Volkswirtschaft sehr wichtige kommerzielle Kreditgeschäft mit unnötigen Auflagen zu Gunsten der Investmentbankprodukte sukzessive kaputt reguliert.

Bestes Beispiel für diese unterschiedliche Betrachtungsweise ist das Einknicken der Bafin gegenüber den Bonitätsanleihen (siehe Beitrag vom 20.12.2016 „Bafin knickt vor Investmentbankern ein“), die man mit den Giftpillen „CDS“ vergleichen kann und welche mitunter ein Grund für die Finanzkrise waren und die Richtlinie zur Vergabe von Immobilienkrediten.

Guthaben bei den Banken sind kein Eigentum der Banken, sie müssen als Treuhandguthaben betrachtet werden, über welches die Bank je nach Festlegung für ihr Kreditgeschäft frei verfügen darf. Vergleichbar ist das in etwa mit einem Investmentfonds, welcher ebenfalls mit Kundengeldern seine Geschäfte betreibt und bei seiner eigenen Insolvenz nicht auf die Kundengelder zurückgreifen darf, da diese als Sondervermögen eingestuft werden.

Problem bei den Banken ist jedoch die niedrige Eigenkapitalquote, womit die Banken verstärkt auf Einlagen oder jetzt auf den Verkauf der Kredite zwecks Bilanzentlastung zurückgreifen müssen. Das hat man über die Kreation des „harten Eigenkapitals“ (Errechnung ohne angeblich „risikolose“ Assets)  versucht zu übertünchen, hat aber letztlich die Situation nicht gravierend verändert, dafür aber die Einleger an der Nase herum geführt.

Solange die Banken nur über einstellige Prozentsätze bei der Eigenkapitalquote, gerechnet auf die gesamte Bilanzsumme, verfügen und das auch noch vom Staat bei diesem wichtigen Zweig der Volkswirtschaft tolleriert wird, ist und bleibt der Staat in der Pflicht und muss dafür Sorge tragen, dass der Bürger für diese unterlassene Fürsorgepflicht nicht zur Kasse gebeten wird. Banken mit so niedrigen Eigenkapitalquoten müssen zu einer solchen wie in der Realwirtschaft gezwungen werden. Eine Größe von 20% dürfte bei einer Bank als ausreichend angesehen werden, allerdings gerechnet auf die Bilanzsumme und müsste vom Staat zunächst zur Verfügung gestellt werden, ähnlich wie in den USA, womit man bisher sehr gute Erfahrungen gemacht hat und dem Staat sogar noch Gewinne beschert hat.

Deshalb mein eindeutiges Nein zu einer Bankenabwicklung, die nur auf dem Rücken der Bankkunden stattfindet, die Bankmanager dafür aber noch mit hohen Abfindungen begünstigt. Auch hier vermisse ich eine entsprechende Haftungsfunktion und Rechtsprechung für veruntreutes Geld.

26. Dezember 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Unicredit, Investmentbanker-Sanierungsmodul!

Die italienischen Banken sind mal wieder im Gespräch, insbesondere die Banca Monte die Paschi di Siena und die Unicredit. Beide Banken werden derzeit von Investmentbankern geleitet, womit sich für das Investmentbanking wieder herrliche Zeiten ankündigen.

Wie diese aussehen werden, kann man aus einem Interview des Investmentbankers und Chef der Unicredit, Herrn Jean-Pierre Mustier, welches er dem Handelsblatt  (veröffentlicht am 22.12.2016) gegeben hat, erkennen. In diesem Interview umriss er den Sanierungsplan der Unicredit wie folgt:

  • Freisetzung von insgesamt 14.000 Mitarbeitern. Was sonst, haben Sie etwas anderes erwartet? Was anderes fällt diesen Investmentbanker-Sanierern nie ein. Es bleibt – wie bei anderen Banksanierungen – zu vermuten, dass dies die Mitarbeiter im kommerziellen Bankgeschäft sind, welches aufgrund der EZB-Geldpolitik des Investmentbankers Draghi ( Negativzins/ Aufkauf von Anleihen /Fluten der Märkte mit Liquidität und damit Tod des wichtigen Bank-Einlagengeschäftes) keine Erträge mehr abwirft, m.E. ist das bewußt gesteuert. Wie wäre es mit temporären Gehaltsreduzierungen zwecks Erhalt der Arbeitsplätze? Mit dieser Freisetzung schafft man 14.000 x4+x (inkl. Familienangehörige) Personen, welche dem italienischen Staat den Rücken kehren und eine Saat für die Gegner unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft sein werden.
  • Erhöhung des Kapitals um € 13 Milliarden und damit starke Verwässerung des bestehenden Aktienkapitals von € 53,5 Milliarden (derz. Marktwert jedoch nur € 17 Milliarden), welches allerdings für die Investmentbanker im Kapitalmarktbereich enorm viele Arbeit, Aufträge und Erträge abwerfen wird, die bisherigen Aktionäre müssen dagegen mit evtl. weiteren Verlusten rechnen.
  • Da diese Kapitalerhöhung von einem Bankenkonsortium bereits garantiert worden ist, kann man davon ausgehen, dass diese neuen Aktien sehr breit verteilt werden auf die vielen Investmentfonds dieser Banken, womit den Besitzern von Investmentfonds indirekt in die Tasche greift, ohne dass sie es merken und womit der Wert des Investmentfonds vermutlich ebenfalls verwässert wird. Man verlagert somit das Risiko auf sehr breite Schichten der Gesellschaft.
  • Der Verkauf von diversen Beteiligungen wird oder hat die M&A – Abteilungen diverser Investmentbanken beschäftigt und dürfte auch hier dazu führen, dass wiederum Arbeitsplätze abgebaut werden u.a. zwecks Finanzierung der horrenden M&A-Honorare. Auch hier zahlt der kleine Angestellte für das Honorar der Investmentbanker. Waren denn diese Beteiligungen wirklich so schlecht, dass man sie verkaufen musste?
  • Und die größte Sauerei ist der Verkauf eines angeblich „notleidenden“ € 17,7 Milliarden schweren Kreditportfolios an – Sie dürfen raten – natürlich Investmentbanken, Hedgefonds und ähnlichen „Risikoverschleierungs-Institutionen“, welche diese wiederum verstrukturieren und mit wohlfeilen Beschreibungen von Risiko und Chancen in den Markt geben.   Dieser Markt besteht ebenfalls aus intransparent strukturierten Finanzprodukten wie Investmentfonds, ETF`s und Zertifikate und ähnlichem Gebräu und werden vornehmlich den unwissenden Anlegern wärmstens in die Depots gebucht.
  • Allerdings stellt sich die Frage, ob das wirklich notleidende Kredite im wörtlichen Sinne sind oder Kreditersatzprodukte = strukturierte Wertpapiere/Anlageprodukte aus dem angelsächsischen Banking, die man aus Renditeerwägungen nach der Finanzkrise in die Bücher genommen hat – wie vor der Finanzkrise – und jetzt wieder los werden will.
  • Oder ob dies nicht die guten Kreditrisiken sind, die der Markt sehr gut aufnimmt und der Unicredit eine Bilanzverkürzung / Entlastung der Bilanz bescheren zwecks quotaler Stärkung des Eigenkapitals. Dann aber Vorsicht, Unicredit-Bankkunde, dann muss dieser bei Problemen damit rechnen, dass ein grünschnäbiliger Investmentbanker/ Hedegefonds-Manager vor der Tür steht und Probleme bereitet. Hier würde sich dann der Ratschlag, die Verkaufsklausel aus dem Darlehensvertrag zu streichen, sehr bewähren.
  • Sind es notleidende Kredite, werden die Käufer diese dann nur mit erheblichen Abschlägen abnehmen, so dass nicht unerhebliche Wertberichtigungen vorgenommen werden müssen. Dies dürfte aufgrund der kryptografischen Bilanzierungsmethode schwer festzustellen sein, insbesondere in Italien. Jedenfalls ist es stets verwunderlich, dass die Journalisten dieser Frage nie nachgehen. Fehlt diesen dazu etwa die Expertise?

Anzumerken wäre noch, dass Herr Mustier die Investmentbank-Sparte der Unicredit von 2011 bis 2015 geleitet und wie er darstellte, auch restrukturiert hat. Insofern wäre interessant, welche „notleidenden Kredite“ in der Tat in den Markt verkauft wurden/werden und ob es sich dabei nicht um Assets handelt, die Herr Mustier in dieser Zeit zu verantworten hatte.

Interessant auch seine Aussage in diesem Handelsblatt – Interview, „ dass die Unicredit eine Geschäftsbank mit einer integrierten und kundenorientierten Investmentbank ist“. Herr Zielke hat seine Commerzbank auch so beschrieben. Die Frage ist nur, zu welchen Kunden die Investmentbank der Unicredit bei ihrer Kundenorientierung neigt? Zu den Unternehmenskunden zwecks komplexer Verschleierung der Unternehmenskundenrisiken, um diese nicht selbst auf die Bilanz nehmen zu müssen oder zu den Privatkunden zwecks Vermeidung des Anlagerisikos. Beide Geschäftsprinzipien in dieser Form anzuwenden wäre die Quadratur des Kreises, d.h. ist unmöglich.

Die Antwort hierzu lieferte Herr Mustier mit Bezug auf die HVB selbst, welche der zentrale Standort für das Investmentbanking – Geschäft u.a. in Deutschland ist und die Präsenz der Unicredit vor allem  bei deren Mittelstandskunden in Deutschland stärken soll. Somit werden letztlich alle Privatkunden und Kleinsparer über die komplexen strukturierten Finanzprodukte nur als die Risikoübernehmer aller Kategorien angesehen, welche verstärkt und damit unbewusst zu den Kreditgebern des Unternehmenskundenkreditgeschäftes umfunktioniert werden. Das perfide daran ist, dass die Investmentbanker, welche diese Komplexität konstruieren, kein Risiko übernehmen, dieses somit nur weiter reichen und dafür aber horrende Provisionen einstreichen zu Lasten des von ihnen geschaffenen strukturierten “Vermögenswertes”.

 

Traurig an diesem perfiden Spiel ist nur die Blauäugigkeit der z.T. jungen Wirtschaftsjournalisten, welche solche Aktionen gut finden, aber letztlich nur eine weitere Stufe der Ausbeutung von uns allen sind.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Finanzkrisen der letzten 26 Jahre uns die Investmentbanker beschert haben, damit aber deren Geschäftsmodell nicht von der Bühne verschwand, sondern nur in einer anderen, sehr intelligenten Form mit Hilfe der Politik verstärkt weiter betrieben wurde, wozu ihnen die Investmentbanker in den Zentralbanken große Schützenhilfe geleistet haben mit der Folge, dass damit das sehr wichtige kommerzielle Bankgeschäft zugunsten des Investmentbankings sukzessiv an Bedeutung verloren hat. Nunmehr sind die kommerziellen Banken dadurch sanierungsbedürftig geworden und diejenigen, welche die Banken sanierungsreif „geschossen“  haben, nämlich die Investmentbanker, dürfen die Banksanierung in der Denke des Investmentbankings umsetzen.

Das hat bereits eine Menge Arbeitsplätze nicht nur in der Finanzindustrie gekostet und wird noch weitere kosten, sie hat viele Anleger und Sparer um ihre finanzielle Reserven gebracht und wird dem Staat zusammen mit seiner ungebrochenen Einstellung zu Steuererhöhungen oder Beibehaltung von hohen Steuerquoten noch extrem auf die Füße fallen. Die Profiteure dieser Entwicklung aber werden sich milliardenschwer aus dem Staub machen und wen wundert es, wenn damit unsere jetzige freiheitlich-demokratischen Gesellschaft vor die Hunde geht.

24. Dezember 2016

Elmar Emde

Autor des Buchses “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de

 




Nanopac

Erst kürzlich wurde ich von einem Leser dieses Blogs darauf hingewiesen, dass derselbe Telefonverkäufer, welcher auch orclass wärmstens empfiehlt, auch Aktien der Nanopac Innovation Ltd. zum Kauf angeboten hatte und danach der Kurs um 50% fiel.

Hier der Kursverlauf von 2016:

Diagramm Nanopac

Dazu möchte ich nur eine Presseinformation der Bafin in diesem Blog wiedergeben und zwar wie folgt:

“Nach Informationen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin)  werden derzeit (27.4.2016) die Aktien der Nanopac Innovation Ltd (ISIN:AUOOOOOONNOo) durch telefonishe Werbeanrufe (Cold Calling) zum Kauf angeboten.

Die Bafin hat Anhaltspunkte, dass im Rahmen der Kaufempfehlungen unrichtige  oder irreführende Angaben gemacht werden und/oder bestehende Interessenskonflikte pflichtwidrig verschwiegen werden.

Die Bafin hat hinsichtlich des betroffenen Wertes eine Untersuchung wegen des Verdachts der Marktmanipulation eingeleitet.

Die Bafin rät daher allen Anlegern, vor Erwerb von Aktien dieser Gesellschaft sehr genau zu prüfen, wie seriös die gemachten Angaben sind, und sich über die betroffene Gesellschaft auch aus anderen Quellen zu informieren”.

So weit so gut! Auf der  Homepage von Nanopac Innovation Inc. ist kein Hinweis in Richtung Einsichtnahme in die Ziffern dieser Gesellschaft zu finden, welches für eine Inc.= Kapitalgesellschaft, welche Aktien begeben hat, eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Jedoch absolute Fehlanzeige.

Schaut man sich die vielen Bildchen auf dieser Homepage an, stellt man eine stark veraltete Computer – Hardware fest, die nicht mehr “State of the Art” ist.

Kurzum, mehr braucht man eigentlich nicht zu diesem substanzlosen Unternehmen schreiben, sondern nur den dringenden Rat geben, dieses wertlose Papier auf keinen Fall zu kaufen.

Nanopac, orclass, design your home, diese Werte taugen alle nichts und ein “Pack” von Telefonverkäufern sucht nur Dumme dafür.

22. Dezember 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de