Absurdistan EZB

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Seit nunmehr rd. 4 Jahren versucht die EZB mit Ihrer Nullzinspolitik die von ihr interpretierte und fragwürdige Inflationsrate anzuheben.

Weder hat dieser Negativzins noch der Ankauf nahezu sämtlicher guter Staats- und Unternehmensanleihen und damit die Überflutung der Märkte/Banken mit Liquidität, welche die Banken dann zu einem Negativzins von -0,4% bei der EZB parken müssen, in diesen 4 Jahren zu der gewünschten Inflationsentwicklung mit einer Rate von 2% geführt.

Zum Thema Inflation siehe folgende Beiträge in diesem Blog „EZB-Inflationsdefinition, Mittel zum Zweck“ v. 8.1.2016/“Inflationsrate, eine Irreführung“ v.4.5.2016.

Und nun will Herr Draghi diese absurde Geldpolitik nach diesen 4 ergebnislosen Laborjahren noch zusätzlich verschärfen durch eine weitere Senkung des Negativzinses und evtl. weiterem Ankauf von Staatsanleihen.

Was verspricht sich Herr Draghi eigentlich von dieser Verschärfung? Ist das Altersstarrsinn oder sind ihm die Folgen seiner Geldpolitik immer noch nicht bekannt die da wären:

  • Starke Blasenbildung auf den Aktien-, Anleihen- und Immobilienmärkten und damit vorprogrammierte hohe Vermögensverluste, womit die EZB zur Gefangenen ihrer eigenen Geldpolitik wird!
  • Förderung der Verschuldung der Unternehmen durch einen preiswerten Rückkauf von eigenen Aktien und damit Reduzierung von Eigenkapital/ Erhöhung der Verschuldung, womit in Rezessionsphasen ein Grundstein gelegt wird für viele künftige Unternehmenszusammenbrüche.
  • Durch die weiter ansteigenden Immobilienpreise werden sich sukzessive die Mieten erhöhen und damit die gewünschte Kaufkraft zur Erhöhung der Inflation weiter entzogen. Ganz zu schweigen von den dadurch induzierten sozialpolitischen Problemen (siehe Enteignungsdiskussion)
  • Der Sparwille wird aufgrund der fehlenden Zinseinkünfte noch mehr zwecks Verbesserung der Altersvorsorge gefördert, womit die Absicht nach mehr Konsum und damit Erhöhung der Inflation von der EZB selbst unterlaufen wird.
  • Sukzessive Reduzierung der Renten, welche Kapital gedeckt sind, da zum einen Zinspapiere keine Renditen mehr abwerfen und die Investitionen in Aktien und Zinspapiere mit schlechten Rating (bieten noch einiger Maßen Rendite) unweigerlich zu Verlusten und damit geringeren Pensionszahlungen führen werden. Pensionsfonds werden somit ihre Leistungen grundsätzlich zurück schrauben müssen. Altersarmut lässt grüßen.
  • Die Reserven der Sozialkassen und der Renten/Investmentfonds (Anlagevehikel für die Altersvorsorge) werden durch den Negativzins um hunderte von Millionen reduziert, welche die Beitragszahler irgendwann wieder berappen müssen.
  • Der Regulator Zins wird praktisch eliminiert, die Länder mit einer schwachen finanziellen Brust (u.a. Italien, die Heimat von Herrn Draghi / man hat ihn schon als Staatspräsidenten vorgeschlagen) werden ermuntert, sich noch mehr zu verschulden (bereits eingetroffen), welches künftig zu schweren Staatskrisen und politischen Verwerfungen in Europa führen wird.
  • Das gilt auch für schwache Kreditnehmer, denen man aus lauter Verzweiflung Geld hinterher wirft, um keine Strafzinsen der EZB bezahlen zu müssen. Die Folgen während einer Rezession sind daher verheerend.
  • Dahinter steckt die Absicht der EZB, dass mehr Kredite vergeben werden sollen. Das würden die Banken sicherlich sehr gern tun, leider gibt das anscheinend der Markt nicht her. Wenn das so einfach wäre. Andererseits werden die großen Banken von der EZB-Bankenaufsicht streng reguliert bzw. stranguliert. Ein totaler Widerspruch!!
  • Hier ist der Blick auf die Zusammensetzung des Zentralbankrates interessant. Durchweg Karrieren über die Zentralbanken (z.B. hat Frau Lautenschläger als Pressesprecherin bei der Bafin begonnen), somit ohne Expertise in Sachen Realwirtschaft beim Kreditgeschäft. Kurzum Laien, die sich über die Auswirkungen anscheinend nicht bewusst sind.
  • Es geht eine wirtschaftliche Ethik, wonach man für eine Leistung bezahlt wird, total verloren. Der Anleger mit seiner Leistung „Einlage bei einer Bank“, die er lange Jahre angespart hat oder durch eine gute Leistung erhalten hat bzw. dafür auf vieles verzichtet hat, muss noch Geld dafür bezahlen, dass die Bank eine Leistung erbringen kann, nämlich die Kreditvergabe. Vergleichbar wäre das mit einer verqueren Berufsethik, in der der Mitarbeiter eines Unternehmens Geld an das Unternehmen bezahlen muss, damit er dort arbeiten darf. Herr Draghi bezahlt der EZB auch kein Geld dafür, dass er dort arbeiten bzw.  wirken darf.
  • Verschärfung der negativen Entwicklungen der Banken, welche gegenüber den US-Banken derzeit schwer im Nachteil sind und sich damit nicht verbessert. Bankenkonzentrationen werden nicht ausbleiben (von Herrn Draghi gewünscht) und somit eine weitere Belastung der Bankkunden und Bürger mit höheren Gebühren und Zinsen aufgrund einer verminderten Konkurrenzsituation.
  • Totale Änderung des Finanz- / Vermögensanlagemarktes, welcher sich künftig nur noch aus intransparenten strukturierten Wertpapieren (Fonds, ETF`s, Zertifikate etc. etc.) noch mehr zusammen setzen wird und in der alle Risiken der Welt reingepackt werden können. Dies ist der EZB sehr sympatisch, kann sie doch zum einen die angekauften Wertpapiere, deren Qualitäten immer schlechter werden, dadurch wieder dem Markt zuführen und zum anderen können die Bad Banks mit ihrer an sich abschreibungspflichtigen Aktiva den Bürgern durch erneute Verbriefungen in die Depots eingebucht werden. Ich nenne das eine strukturierte Ausbeutung der Bürger, leider ohne juristische Folgen, ist aber gelinde gesagt Betrug.
  • Leidtragender wird der Bürger und Bankkunde sein, dem man schon einen Zins für seine Einlagen vorenthält (ich nenne das Diebstahl) und nun mit immer mehr Gebühren belastet, um die durch die Geldpolitik geringeren Einkünfte der Banken damit kompensieren zu können. Der Hinweis auf den Ausgleich durch die niedrigen Zinsen im Kreditgeschäft kann meines Erachtens nicht ziehen, da damit die Verschuldung der Bürger bzw. der Gesellschaften gefördert und immer höher wird, welches man sicherlich nicht als eine seriöse Situation bezeichnen kann.

Fazit:

Leidtragende sind wir alle, begünstigt werden nur wenige, insbesondere diejenigen aus der Investmentbankbranche, die Wegbereiter dieser fatalen Entwicklung.

In früheren Zeiten haben die Potentaten, die Könige und Fürsten, letztlich das gesamte Adelsgeschlecht, und nun auch die gewählten Bürgervertreter, den Bürgern stets in die Tasche über die Maßen gegriffen. Und nunmehr bedient man sich noch zusätzlich der Zentralbank zum Zwecke einer sehr günstigen Staatsfinanzierung zur Menschheitsbeglückung zu Lasten der Bürger. Das ist perfide!

Irgendwie kann man einen gewissen Vergleich der EZB mit der Deutsche Bank ziehen. Die Deutsche Bank ist durch ihre Investmentbanker schwer ins Trudeln gekommen und hat an diesen Bankerspezies unverständlicherweise bis jetzt daran festgehalten.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Achleitner, seit 2012 im Amt, ein ehemaliger Goldman Sachs Investmentbanker, hat das System des Investmenbankings durch die Ernennung von zwei Investmentbankern als Vorstandsvorsitzende bei der Deutsche Bank lange Jahre am Leben gehalten und der Bank damit gigantische Verluste beschert. Eigentlich wäre es Zeit, dass Herr Achleitner zurücktritt.

Der Präsident der EZB, Herr Draghi, seit Ende 2011 im Amt, ebenfalls ein Goldman-Sachs Investmentbanker, hat  mit seiner Geldpolitik ebenfalls das System des Investmentbankings stark gefördert und die Kapitalmärkte durcheinander gebracht bzw. das Finanzsystem auf eine äußerst unseriöse Basis gestellt. Das volkswirtschaftliche Ergebnis wie oben beschrieben und teilweise auch schon eingetroffen, kann mit der Situation der Deutsche Bank verglichen werden.

Zwei Investmentbanker an wichtigen Schaltstellen = Chaos auf den Finanzmärkten.

Aktuelle Anmerkung 30.7.2019:

Aus der heutigen Wirtschaftspresse (Handelsblatt) war zu entnehmen, dass Herr Draghi vor einer Immobilienblase warnt. Hat Herr Draghi nicht wahrgenommen, dass er und seine Mannen mit der Niedrigzinspolitik genau diese Situation induziert haben? Zuerst zündet Herr Draghi das Feuer an und weist darauf hin bzw. beschwert sich dann, dass es brennt!!!!!!

Es bleibt nur ratloses Kopfschütteln.

26./ 30. Juli 2019

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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