1

Negativzins und Investitionen

Negativzins: Irrwitz Nr. 3:

Von Herrn Draghi und seinen Ja-Sagern im Zentralbankrat wird immer wieder als Grund für die Nullzins – und nunmehr für die Negativzins-Politik –  die Anreizschaffung zu mehr Investitionen und damit zu mehr Kreditnachfrage bei den Banken und somit wiederum das Ansteigen der Inflationsrate auf die willkürlich von der EZB gesetzte Marke von 2% genannt.(Anmerkung: die EZB ist doch für eine Währungsstabilität und nicht für die Produktion einer Inflation geschaffen worden!)

Hierzu bleibt grundsätzlich festzuhalten, dass ein Unternehmer nur dann investiert, wenn er aus dieser Investition neben dem  so genannten „return-of-investment“ auch einen entsprechenden Gewinn erzielen kann. Der Zins spielt hierbei eine weit untergeordnete Rolle, sonst hätte man in den vergangenen Jahrzehnten bei Kreditzinsen zwischen 4% und 10% nicht investiert. Das Gegenteil war jedoch der Fall.

Zu dieser Investitionsbereitschaft gehört natürlich auch ein gewisses positives Umfeld, welches der Investitionsbereitschaft der Unternehmen förderlich ist. Ob die EZB mit Ihrer Labor-Geldpolitik dazu beiträgt, sei dahin gestellt. Außerdem sucht der Unternehmer auch eine langfristige Kalkulationsbasis für die aufzunehmenden Kredite. Aber genau das bieten die Banken bei größeren Kreditsummen langfristig nicht an, da ihnen kein Anleger langfristiges Geld zu Nullzinsen gibt. Somit sind die Banken derzeit nur in der Lage, mittelfristig feste Zinssätze über Swap-Konstruktionen zu bieten, welches nicht zu einer soliden Finanzierungsbasis beiträgt und daher die Unternehmen in ein Risikopotenzial hineinschlittern lässt. Das Swap-Volumen und damit das gefährliche  Derivate-Volumen wächst damit weiterhin wie ein Krebsgeschwür im Endstadium.

Außerdem haben die Zentralbanker vergessen, dass nach dem Schock 2008, welchen die Investmentbankfreunde von Herrn Draghi inszeniert haben, eine unglaubliche Kapitalerhöhungswelle bei den Unternehmen stattfand, um nicht noch einmal in eine existenzgefährdende Abhängigkeit von Banken zu gelangen. Damit sind die Unternehmen zunehmend in der Lage, die anvisierten Investitionen selbst zu finanzieren, allerdings mit dem Nachteil, für die erreichten Guthaben bei den Banken einen Negativzins bezahlen zu müssen.

Da nun diese Begründung für den Negativzins nicht zieht, haben die Zentralbanker einen Schuldigen ausgemacht, nämlich den deutschen Sparer, der zu viel spart und somit der Grund wäre für den Negativzins. Dieser müsste mehr investieren anstatt  immer mehr zu sparen. So erst im heutigen Interview in der Welt am Sonntag mit dem Zentralbankmitglied Francois Villeroy de Galhau, Präsident der französischen Zentralbank.

Für wie dumm muss man die Öffentlichkeit halten, um eine solche Aussage kalt lächelnd zu machen. Ich erinnere daran, dass Spareinlagen von den Banken dazu benutzt wurden und immer noch werden, um Investitionen der Unternehmen über die Banken zu refinanzieren. Die Banken sind somit der seriöse Transformator von gespartem Geld in Richtung solide Investitionen. Durch die Nullzins- / Negativzinspolitik ist dieser solide Kreislauf zunichte gemacht worden, die Gelder fließen jetzt in obskure und höher verzinsliche Anlagen, in Crowd Financing Plattformen (= Geld-zum-Fenster-hinauswerfen-Plattform), in Fonds aller Kategorien und letztlich in dunkle bzw. graue Kanäle – alle mit der Option auf einen Totalschaden -, womit sich nur wenige, darunter auch die strukturierenden Investmentbanker, derzeit eine goldene Nase verdienen, viele aber sehr viel Geld verlieren, welches später im Alter dann fehlt. Und zu guter Letzt kauft die EZB auch noch die letzte seriöse Anlagemöglichkeit vom Markt weg, nämlich Unternehmensanleihen mit guten Ratings.

Die Sparer waren somit ein wichtiger Baustein in unserem Finanzsystem, welches die Zentralbanker in dieser Form womöglich nicht haben wollen. Sie scheinen dem Investmentbank-System den Vorzug zu geben und wollen die Anleger zu direkte Kreditgeber umfunktionieren, wozu die wenigsten aufgrund fehlender Kreditexpertise einfach nicht in der Lage sind. Damit kann man ja auch die meisten Anleger trefflich über den Tisch ziehen.

Wann hört dieser Quatsch mit der Nullzins-/ Negativzinspolitik auf? Sie macht keinen Sinn und lässt riesige Blasen auf allen Ebenen entstehen.

12. Juni 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch www.emde-fiveko.de

 

11.Juni 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Negativzins und Sparquote

Negativzins: Irrwitz Nr. 2:

Jeder vernünftige Mensch, welcher für das Alter vorsorgen möchte, stellt mit Entsetzen fest, dass beim heutigen noch Null-Zinsniveau, das angesparte Kapital für die Versorgung im Alter nicht reichen wird, bzw. durch den sicherlich auch bald für die Privatkunden eingeführten Negativzins, immer weniger wird.

Es sei denn, er leistet einen horrenden Konsumverzicht und spart noch mehr, um sein Ziel für das Alter zu erreichen. Gerade bei den Mitvierzigern kann man diese Entwicklung beobachten.

Damit wird das eigentlich Ziel von Herrn Draghi, durch den Negativzins den Konsum zu befeuern, eigentlich ins Gegenteil verkehrt.

Wie alle derzeitigen Maßnahmen von Herrn Draghi, ist  der Negativzins ein absoluter Nonsens. Herr Draghi soll sich um die Stabilität des Euros kümmern und keine Wirtschaftspolitik betreiben. Dazu hat er nicht das Mandat.

11.Juni 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch www.emde-fiveko.de




DESIGN YOUR HOME

Wieder einmal wurde ich von einem professionellen Telefonverkäufer, dieses Mal von einem solchen der Barclays Bank in London auf eine gute Kaufgelegenheit von Aktien aufmerksam gemacht.

Es handelt sich hier um die Aktien der DESIGN YOUR HOME HOLDING AB, einem schwedischen online-Möbelhändler, welcher ein großer Konkurrent von IKEA sein soll und der für seine Expansion neues Kapital in Höhe von € 4 Mio (das zum Thema IKEA) zwecks Investition in den Lagerbestand benötigen würde. Über die Ausgabe neuer Aktien soll dieses Kapital neu beschafft werden.

Die daraufhin anhand der durchgegebenen WKN-Nr. angestellten Recherchen ergaben folgendes Bild:

  • Aktuelle Bilanzen für 2015 und die Jahre davor wurden nicht veröffentlicht, bzw. liegen nirgendwo vor, obwohl der Telefonverkäufer mir einige Börsendienste nannte, welche die Bilanzziffern veröffentlicht hätten. Diese haben aber durchgehend den Hinweis enthalten, dass aktuelle Bilanzen nicht vorliegen.
  • Der vom Emittenten veröffentlichte Factsheet weist für 2015 einen Umsatz von  2.750 aus, ohne Hinweis auf die Währung oder ob hier Tausend oder Millionen gemeint sind. Auf Nachfrage wurden die 1.000 genannt, d.h. im Jahr 2015 wurde ein Umsatz von € 2,75 Mio. erwirtschaftet (erzielt eine große IKEA Filiale vermutlich an einem Wochenende), in 2016 wird einer über € 9 Mio. geplant, in  2017 in Höhe von € 17 Mio, in 2018 von € 26,35 Mio und in 2019 ein solcher von € 40,84 Mio.
  • Die Angaben zum Ertrag beschränken sich nur auf wenige Angaben, EBITDA, EBIT oder Jahresüberschuss, -fehlbetrag Fehlanzeige, Angaben somit kaum zu gebrauchen.
  • Bezüglich der geplanten Umsätze stützt man sich auf Branchenstudien, welche dem Möbel-online-Handel Wachstumsraten von 40% bescheren sollen. Ob solche Zuwachsraten eintreten werden, bleibt sehr  fraglich, zumal die Ertragslage im online-Möbelhändler als katastrophal bezeichnet werden kann. Home 24 mit gigantisches Verlusten in Höhe von etwa 30% des Umsatzes unterstreicht dieses negative Urteil . Zudem scheint mir der online-Möbelhandel aufgrund seiner komplexen und sehr teuren Logistik als wenig zukunftsfähig.
  • DESIGN YOUR HOME HOLDING AB hatte zur Abrundung ihres Beteiligungsportfolios die Firma ATON Verwaltungs- und Handels GmbH übernommen, welche gemäß  den Presseverlautbarungen von einem unabhängigen  Gutachten eines “Wirtschaftsprüfers” mit  € 8 Mio. bewertet wurde. Betrachtet man die im Unternehmensregister veröffentlichten Bilanzen von 2013 und 2014, welche in diesen zwei Jahren zusammen einen Jahresüberschuss von insgesamt rd. € 17.439,47 nur erzielt haben, muss man sich schon fragen, wie dieser Wert von € 8 Mio, also  459 mal soviel wie der Jahresüberschuss von 2 Jahren insgesamt, zustande kam. Die Frage wäre auch, welcher “Wirtschaftsprüfer” ein solches Wertgutachten erstellt hat? Jedenfalls kein seriöser.

Fazit:

Hier wird mit völlig unrealistischen Zahlen jongliert und nur mit dem einen Ziel, gutwilligen Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen. In der Diskussion mit dem Telefonverkäufer wurden nur Plattitüden ohne Substanz geäußert, welche keine Grundlage für den Kauf von Aktien dieses Unternehmens bieten.

Online-Möbelhandel ist ein hoch riskantes Geschäft und ein hochgradiger Geldvernichter, im Jargon von Barclays ein Cashburner.

Letztlich bestätigte dies nach meinen bohrenden Fragen auch der Telefonverkäufer, welcher nur versucht, die potentiellen Anleger auf kurzfristige Spekulationskursgewinne heiß zu machen. Hat er es geschafft, Dumme zu finden, welche mit ihren Käufen den Aktienkurs hoch getrieben haben, bleibt zu befürchten, dass dann der Kurs wieder abstürzen wird mit der Folge hoher Vermögensverluste

Eigentlich ist das kriminell, da diesem Verkäufer bewusst ist, welche hohle Nuß er da verkaufen will, oder muss?.

Also Finger weg, von dieser heißen Luft.

5. Juni 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Negativzins und Mehrwertsteuer

Negativzins: Irrwitz Nr. 1:

Je mehr man sich mit dem Negativzins beschäftigt, umso irrwitziger erscheinen einem die Auswirkungen, wie z.B. das Zusammenspiel des Negativzinses mit der Mehrwertsteuer.

Unternehmen, welche gut gewirtschaftet haben, deshalb über hohe Cash-Positionen verfügen und daher kaum oder keine Zinsen für Betriebsmittelkredite u.ä. bei den Banken bezahlen müssen, werden jetzt zunehmend von den Banken mit einem Negativzins belastet.  Das ist letztlich eine Bestrafung für gutes Wirtschaften, initiiert von der EZB, oder anders ausgedrückt, eine neue Form eines Finanzsozialismus zu Gunsten der Südländer, der Investmentbanker oder wie auch immer. Jedenfalls ein Spaltpilz für die europäische Idee.

Diese Cash-Bestände ergeben sich aus dem Verkauf von Produkten, welche mit einer Mehrwertsteuer belastet sind, in Deutschland sind das 19% des Verkaufspreises. Diese Mehrwertsteuer schlägt  das verkaufende Unternehmen auf den Warenpreis drauf und führt diese Mehrwertsteuer nach Verrechnung mit selbst gezahlten Mehrwertsteuern aus dem Kauf von Waren (Rohstoffe etc.) meistens in monatlichen Abständen an das Finanzamt ab.

Das ist für das Finanzamt eine  schöne und kostensparende Sache, in der Vergangenheit konnten die Unternehmen damit noch einen kurzfristigen Zinsvorteil aufgrund des dadurch entstandenen Cash-Bestandes vereinnahmen, welches mit Blick auf den Aufwand, den diese Abführung an das Finanzamt erfordert, nur recht und billig war.

Nunmehr muss aber das Unternehmen, welches damit den Cash-Bestand erhöht,  einen Strafzins / Negativzins für das Eintreiben der Mehrwertsteuer zugunsten des Staates bezahlen.

Damit müssen die Unternehmen für eine erbrachte Leistung auch noch Geld bezahlen. Ein Irrwitz!

  1. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch www.emde-fiveko.de