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Waldfondsinvestments = sehr hohes Risiko!

Aufgrund der Nullzinspolitik der EZB erlebten Investments in Waldfonds eine hohe Nachfrage, wobei sich die wenigsten Anleger des damit eingegangenen hohen Risikos selten bewusst sind.

So auch bei der Lignum Sachwert Edelholz AG, welche in Bulgarien riesige Edelholzplantagen unterhält. Bei Lignum handelt es sich um Direktinvestments, d.h. der Investor beteiligt sich nicht an der AG, sondern investiert direkt in die Bäume, ein Verfahren, welches Investitionssicherheit bringen soll. Frage ist nur, ob im bulgarischen Rechtssystem u.a. das Thema  Baum vom Grundstück rechtlich getrennt werden kann. Bestehen zudem noch Bankverbindlichkeiten kann daraus folgen, dass die Bäume der Kredit gebenden Bank evtl. haften.

Der Grund für diese Insolvenz soll die jüngste gesetzliche Verschärfung  des Anlegerschutzes sein, wonach die Bafin auch bei sogenannten Direktinvestments Verkaufsprospekte verlangt. Dieser Anforderung ist Lignum anscheinend nicht nachgekommen, so dass die Bafin einen Vertriebsstopp verhängte. Kurioser Weise will Lignum nun die Bafin für die Insolvenz haftbar machen und verklagen. Daraus kann man schon eine Denke erkennen, welche äußerst fraglich ist.

Jetzt stellt sich die Frage, warum Lignum der Aufforderung nach Erstellung eines Verkaufsprospektes nicht nachgekommen ist und warum das der Grund für eine Insolvenz sein soll? Diese spannenden Fragen wird der Insolvenzverwalter klären müssen, das Schlimmste bleibt allerdings zu befürchten. Rund 5.000 Kleinanleger werden wieder um ihr Geld bangen müssen, auch wieder eine Folge der verqueren Geldpolitik von Herrn Draghi, die uns alle langsam ärmer macht.

Hier zeigt sich wiederum, dass ein Kleinanleger bzw. die breite Masse der Anleger  völlig überfordert ist, die Rolle eines Kreditgebers einzunehmen und nicht in der Lage ist, das Kreditrisiko einer Anlage auch bei Vorlage eines Prospektes ermessen zu können. Warum die Politik daraus keine Konsequenzen zieht, kann nur mit der dort fehlenden Expertise erklärt werden.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf meinen Blogbeitrag vom 18.7.2015  bezüglich eines ähnlichen Waldfonds, dem von Life Forestry mit dem Titel „Life Forestry-Group – reloaded“ hinweisen, den sich jeder Anleger, welcher in einen Waldfonds investieren möchte, zu Herzen nehmen sollte und gerade nach der Lignum-Pleite mehr als Gültigkeit besitzt.

8. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Alternativplan zu Draghis Geldpolitik

Oder ist das Ziel eine neue Währung?

Die Kritiker von Draghis Geldpolitik würden keine Alternativplan bieten, behaupten Marcel Fratzscher & Co., die linke Fraktion der Ökonomen, welche die weitere Verschuldung der Staaten als alleiniges probates Mittel zur Gesundung der europäischen Finanzprobleme sehen und somit die Geldpolitik von Draghi als richtig einstufen.

Die der Geldpolitik von Herrn Draghi sehr kritisch gegenüberstehenden Ökonomen Prof. Hans-Werner Sinn und Prof. Gunther Schnabel stellten in der FAZ Sonntagszeitung vom 17. April 2016 einen Alternativplan vor, welchen es Wert ist, in diesem Blog in voller Länge abgedruckt zu werden  und zwar wie folgt:

„EIN ALTERNATIVPLAN FÜR Europa                                                                                                                            von   Prof. Hans-Werner Sinn und Prof. Gunther Schnabl

Unter dem Titel „Kritik an Draghi ist noch keine Lösung“ verteidigte Marcel Fratzscher und Kollegen an dieser Stelle in der vergangenen Woche die ultra lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Ihr Argument war, dass (berechtigte) Kritik alleine nicht ausreiche. Die Gegner müssen kontruktive  Antworten auf die Krise finden. Dieser Aufforderungen wollen wir (Hans-Werner Sinn und Gunter Schnabel) nachkommen.

Zunächst muss man verstehen, wie die Krise entstanden ist. Die Ankündigung des Euros ließ die Zinsen in Südeuropa und Irland  schon ab 1998 auf das niedrige deutsche Niveau fallen. Das veranlasste die Staaten, Ausgaben und Schulden aufzublähen. Die niedrigen Kreditzinsen trieben  Immobilienblasen. Beides ermöglichte exorbitante Lohnerhöhungen, die sich nicht mehr an Produktivitätszuwächsen orientieren. Das heizte die Inflation an, unterminierte  die Wettbewerbsfähigkeit und ließ hohe Leistungsbilanzdefizite entstehen. Als die amerikanische  Finanzkrise  2007/2008 nach Europa überschwappte, riss der Zustrom von Krediten ab, und die Blasen platzten.

Die Krisenländer schlossen mit Hilfe von Krediten der Notenbanken durch nationale Geldschöpfung die Finanzierungslücken. So entstanden die sogenannten Target-Schulden der Euro-Krisenländer über die Notenbanken. Sie lagen in der Spitze  im Jahr 2012 bei 1.003 Milliarden Euro. Das Eurosystem half zudem, indem  es für 223 Milliarden  Euro Staatspapiere der Krisenländer kaufte. Die EZB bot für den Notfall sogar unbegrenzte Käufe an. Sie senkte die Zinsen auf null und kauft seit Anfang 2015 in riesigem Umfang Staatsanleihen aller Euroländer.

Die Rettungspolitik der EZB hat in Südeuropa zwar Staats- und Bankenkrisen vorgebeugt. Doch statt der Bevölkerung schmerzliche Reformen zuzumuten, gewöhnte man sich an die Droge des billigen Geldes. Die rechtlichen  Schranken in Form des Stabilitäts- und Wachstumspaktes aus dem Jahr 1996, des Fiskalpaktes aus dem Jahr 2012 und des Verbots der monetären Staatsfinanzierung (Art. 123 AEUV) erwiesen sich als unfähig, dem Treiben Einhalt zu gebieten.

In Südeuropa hält die Wachstumskrise an, weil die EZB zu viel Zeit für Nichtstun gekauft hat. Mit ihrer Nullzinspolitik hat sie die Allokationsfunktion des Zinses außer Kraft gesetzt, so dass nicht mehr zwischen Investitionen mit hoher  und niedriger Grenzleistungsfähigkeit getrennt wird. Da Ressourcen in Projekten mit geringen Renditen gebunden bleiben, werden weniger neue  Investitionen  mit hoher Rendite  auf den Weg gebracht. Zombie-Banken hängen weiter am Tropf der EZB und subventionieren Zombie-Unternehmen, die ohne eine „nachsichtige Kreditvergabe“ nicht lebensfähig wären. So lähmt die Geldpolitik Investitionen, Innovationen, Produktivitätsgewinne und Wachstum, ähnlich wie es früher in den sozialistischen Planwirtschaften der Fall war.

In Deutschland treibt die ultra-lockere Geldpolitik nun die Preise von Aktien und Immobilien in den Himmel. Es entstehen neue Blasen, die platzen werden. Man kann nicht Blasen mit Blasen bekämpfen. Diese Strategie  wird am Ende  die Geldordnung und damit das Vertrauen der Bürger  zerstören. Es ist deshalb an der Zeit, ein klares Signal zu geben, dass die expansive  Geldpolitik beendet wird. Längst fällige Reformen  würden so erzwungen. Die Spekulation  auf einen Fortgang der Geldschwemme  würde eingedämmt. Das Vertrauen der Sparer in die Geldordnung würde wieder  gestärkt. Die Federal Reserve hat diese Trendwende  bei den Zinsen schon umgesetzt.

Denkbar wären glaubhafte Zinsschritte von je 0,25% Prozentpunkten pro Halbjahr über einen langen Zeitraum hinweg. Würden so die Erwartungen hin zu einer langsamen Geldpolitischen  Straffung gedreht, hätten die überschuldeten Staaten, wacklige  Finanzinstitute und lahme Unternehmen ausrechend Zeit für das längst fällige Aufräumen. Wenn einige  dennoch scheitern, wird Neues entstehen. Wer die schöpferische  Zerstörung  Schumpeters verhindern will, wird Siechtum ernten.

Da die Regierungen mit steigenden Zinslasten rechnen müssten, wären sie zum Sparen gezwungen, um die Schuldenberge abzutragen. Die Verringerung der öffentlichen Ausgaben würde privater wirtschaftlicher Aktivität wieder mehr Raum geben. Den Banken und Versicherungen, die darunter leiden, dass die Geldpolitik  die Gewinnmargen drückt, würde eine wichtige Einkommensquelle zurückgegeben. Damit ließen sich faule Kredite  abtragen und das traditionelle Kreditgeschäft zur Investitionsfinanzierung wiederbeleben.

An die Unternehmen würde das Signal gesendet, dass sie, statt auf billige Kredite zu warten, wieder höhere Renditen erwirtschaften müssen. Das wäre ein Anreiz zu neuen  Innovationen und Investitionen. Die Produktivitätsgewinne, die seit Einsetzen der sehr expansiven Geldpolitiken immer kleiner wurden, würden wieder zunehmen. Dies würde Raum für reale Lohnerhöhungen und mehr Konsum schaffen. Die Kapazitäten der Unternehmen würden wieder ausgelastet. Das Vertrauen der Bürger in die Marktwirtschaft und Politik würde wiederbelebt.

Der Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik ist nur dann möglich, wenn er international koordiniert wird. Sonst kommt es zu schmerzhaften Aufwertungen. Da in allen Ländern die expansiven Geldpolitiken das Wachstum lähmen, ist gemeinsames Handeln sinnvoll und erforderlich. Äußerungen auf dem jüngsten G-20 Treffen in Schanghai gingen in diese Richtung.

Die EZB sollte ihr Inflationsziel wieder stärker am Maastricht-Vertrag orientieren, der Preisstabilität und nicht etwa eine Inflationsrate von nahe zwei Prozent vorschreiben. Mit der semantischen Umdeutung des Mandates  sollte Schluss sein. Die Schweiz hat in der Vergangenheit gezeigt, dass in Perioden  der Preisstabilität das Wachstum nicht beeinträchtigt wird. Darüber hinaus muss das Regelwerk, unter  dem der EZB-Rat seine Beschlüsse  trifft, reformiert werden. Dazu sind folgende Schritte unerlässlich:

Erstens sollten die Stimmgewichte im EZB-Rat die Haftungsanteile widerspiegeln. Es geht nicht an, dass Deutschland für ein Viertel der Investitionsrisiken der EZB haftet, obwohl es nur ein Stimmgewicht wie Malta hat. Der Zentralbankpräsident des wirtschaftlich größten Eurolandes  darf bei den fiskalischen  Kreditoperationen der EZB nicht laufend überstimmt werden können.

Zweitens sollte für geldpolitische  Entscheidungen, die starke fiskalische  Wirkung haben, eine qualifizierte  Mehrheit von mindestens  80 Prozent der Stimmen vorgesehen sein, zum Beispiel bei Käufen von Staatspapieren.

Drittens muss die asymmetrische  Kreditgewährung aus der Druckerpresse, die Deutschlands Target-Forderungen mittlerweile wieder auf  über 600 Milliarden Euro getrieben hat, ein Ende finden. Es geht nicht an, dass man unbegrenzt bei der Bundesbank anschreiben lassen kann, ohne jemals zur Tilgung gezwungen zu sein. In den Vereinigten Staaten  müssen die Target-analogen Salden zwischen den Distrikt-Zentralbanken jährlich abgegolten werden. Die Tilgung nimmt den Appatit für die Selbstrettung mit der Druckerpresse.

Dies alles  ist ein Entzugsprogramm für Drogensüchtige. Es kann zwar erhebliche  Kopfschmerzen verursachen, doch ist es  unvermeidbar, wenn man  Europa nicht zu einem Bund überschuldeter Junkie-Staaten  machen will, der politisch  und wirtschaftlich in der Welt nicht Schritt halten kann.

Diejenigen, denen die Therapie zu beschwerlich ist, sollten unter Streichung eines Teils ihrer Schulden temporär aus der Währungsunion austreten können. Nachdem das betroffene Land nach Abwertung  und Strukturreformen  seine Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangt hat, wäre  der Wiedereintritt zu einem neuen Wechselkurs möglich. Die Abwertung würde die Arbeitslosigkeit  senken. Die Aussicht auf Wiedereintritt würde Reformkräfte  stärken und das Land politisch stabilisieren.

Die Probleme sitzen tief und sind  politisch nicht einfach zu lösen. Doch der Versuch, strukturelle Probleme  mit immer mehr billigem Geld  zu therapieren, ist kontraproduktiv. Da die ultra lockere Geldpolitik  neue Blasen treibt, das Wachstum lähmt und wachsende Ungleichheit begründet, bildet sie den Nährboden  für eine zunehmend e politische Polarisierung  in der EU. Es ist an der Zeit, Mario Draghi die Bazooka zu entreißen“.

Anmerkungen des Herausgebers:

Diese Analyse entspricht letztlich den „finanzphysikalischen“ Gesetzen , die sich mit Bazookas oder mit „whatever it takes“ nicht außer Kraft setzen lassen. Problem ist nur, dass die handelnden Personen diesen „finazphysikalischen“ Gesetzen nicht folgen wollen und werden, „whatever it takes“, angefangen bei Herrn Draghi mit seinem der Politik zur Dankbarkeit verpflichteten  Zentralbankrat, und fortgesetzt bei den europäischen Politikern, die aus wahltaktischen Gründen die notwendigen und schmerzhaften Reformen keinesfalls durchführen werden.

Die Analyse und das Resultat daraus kann somit nur heißen, dass am Ende dieser chaotischen Versuchslabor-Geldpolitik eine neue Währung stehen  wird, vielleicht der Euro-Dollar.

  1. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

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Draghi braucht die Sparer, nur anders!

Im Interview gegenüber der Bild-Zeitung führte Herr Draghi aus, dass Alternativen zum Sparbuch „gute Erträge“ brächten. Damit forderte Herr Draghi die Sparer letztlich auf, ihre hart angesparten Spareinlagen in alternative Anlagen zu investieren.

Welche Alternativen, die „gute Erträge“ bringen, bleiben aber übrig?

Staatsanleihen guter Bonitäten Fehlanzeige, z.T. negative bis Null – Erträge, zudem kauft Herr Draghi diese vom Markt weg, verschlimmert dadurch deren Rendite und überlässt den Anlegern letztlich nur schlechte Bonitäten.

Bankanleihen ebenfalls Fehlanzeige, zu kryptographisch sind deren Bilanzen, so dass selbst die EZB als Bankenaufseher mit dem größten Einblick diese meidet. Anscheinend sind die erkannten Leichen in den Kellern der Banken noch zu zahlreich.

Unternehmensanleihen guter Bonitäten, noch möglich, aber gute Erträge Fehlanzeige, zumal jetzt auch noch Herr Draghi in diesen Markt eingreift und diese vom Markt wegkauft. Zudem sind diese sehr mager mit Zinsen unter einem halben Prozent verzinst und dann noch mit 4 bis 7-jährige Laufzeiten.

Unternehmensanleihen mittelständischer Unternehmen, ebenfalls Fehlanzeige aufgrund des hohen Risikos, welches aktuell mit den Scholz- und German Pellets-Anleihen offensichtlich wurde. Viele werden in den nächsten 2 Jahren noch folgen. Diese Anleihen kann man voll abschreiben, so dass von guten Erträgen hier keine Rede sein kann.

Aktien momentan aufgrund der hohen Indizes aufgrund der von Herrn Draghi geschaffenen Liquiditätsschwemme ebenfalls Fehlanzeige. Die dort entstandenen Blasen und Nervositäten lassen bald einen Absturz befürchten, so dass die kolportierten guten Erträge trotz der gepuschten Dividendenzahlungen dann ebenfalls keine mehr sind. Und dann muss man grundsätzlich unterscheiden, welche Aktien gemeint sind. Inländische Aktien und dann mit welchem Rating, ausländische Aktien mit unterschiedlichen Währungen (Währungsrisiko!!) und dann auch mit welchem Rating? Aktien aus Schwellenländern, großes Risiko aufgrund der Intransparenz bezüglich der Länder und deren Unternehmen an sich.

Übrig bleiben dann letztlich nur die strukturierten Finanzprodukte, deren Erträge nur versprochen werden, hohe Kosten beinhalten und damit die Rendite schon von Anfang an fraglich erscheinen lassen, mit hohen Risiken versehen sind, zudem eine totale Intransparenz in sich tragen. Warum sollen solche Produkte höhere Erträge abwerfen, als die zugrunde liegenden Basisprodukte wie Aktien und Anleihen. Leider werden von den  Wirtschaftsjournalisten diese auch als Alternative angeboten, obwohl diesen die hohen Risiken bewusst sein müssten. Oder vielleicht nicht?

Die Sparer kann man nicht als Investoren à la Private Equity & Co betrachten. Diese sind Angestellte, Arbeiter, Handwerker, Beamte, also der bürgerliche Mittelstand, welche von diesen strukturierten Finanzprodukten keine Ahnung haben, diese nicht werten können und somit von den Anlageberatern jeglicher Couleur über den Tisch gezogen werden.

Ein Zustand also, den Herr Draghi favorisiert.

Dennoch benötigt Herr Draghi diese Sparer, aber anders.

Früher haben die Banken ihre Kredite über die Einlagen ihrer Kunden bzw. auch über das Interbankengeschäft refinanziert. Das war eine saubere Sache. Die Banken waren größtenteils alle solide, man konnte auf den Schutz der Einlagen vertrauen.

Heute, nachdem die Investmentbanker die Banken über den Verkauf der strukturierten Schrottpapiere in die Krise geführt haben, mussten die Banken alle Kunden per Rundschreiben darauf hinweisen, dass nur € 100.000 über die Einlagensicherung abgesichert sind. Außerdem wird das Kreditgeschäfte über einen völlig anderen Kreislauf refinanziert.

In jedem Kreditvertrag lassen sich die Banken den Weiterverkauf der Kredite von den Kreditnehmern zusichern. Somit können die Banken allen möglichen Investoren diese Kredite verkaufen, die sich selbst über die Begebung von Anleihen und ähnlichen Papieren und deren Verkauf an Investmentfonds wieder refinanzieren. Und diese Investmentfonds holen sich dann das Geld von den Sparern. An diesem Kreislauf verdienen eine Reihe von Investmentbankern und Fonds, so dass solche Investmentfondsanteile in ihrer Rendite schon von Beginn an sehr eingeschränkt bis fraglich sind. Kurzum, der kleine Sparer wird  damit elegant ausgenommen.

Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist die elegante Unterbringung der unverändert bestehenden toxischen Papiere der Banken unter der Rubrik Beimischungen, so dass letztlich die kleinen Sparer das Kreditrisiko der Banken und deren toxische Risiken tragen.

Es ist zum Heulen, wann erkennen die Wirtschaftsjournalisten die wahren Hintergründe der verqueren Geldpolitik des Investmentbankers Draghi. Anstatt in seine Falle zu tappen und genau das zu empfehlen, was Herrn Draghi im Sinn hat, sollten sie dieses hoch riskante, von Herrn Draghi geschaffene  neue System für uns alle an den Pranger stellen.

5. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Falscher Anlagerat

Mit Blick auf die von der EZB geschaffene Nullzinssituation wacht die Öffentlichkeit aufgrund der sich zunehmend bemerkbar machender negativen Entwicklung auf alle Lebensbereiche zunehmend auf. Die Schlüsse, welche allerdings daraus gezogen werden, sind genau das, was Herr Draghi und sein schwacher Zentralbankrat bezwecken.

Zu dieser Feststellung passt  z. B. ein Beitrag des Wirtschaftsjournalisten Dyrk Scherff in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 17. April 2016, welcher auf die derzeit negativen Sparzinsen sehr dezidiert einging, diese Situation kritisch überprüfte, die Frage stellte, ob Herr Draghi die deutschen Sparer enteignet (kann man nur mit ja beantworten)  und daran erinnerte, dass es in der Vergangenheit bei Inflationsraten, die meistens höher waren als die jeweiligen nominalen Marktzinsen, die negativen Zinsen bereits gab.  Das ist eine Aussage, die rein rechnerisch zwar stimmt, aber nur in Bezug auf die – man kann schon sagen – derzeit offiziell veröffentlichte Inflationsrate (siehe Beitrag „Inflationsrate, eine Irreführung vom 4. Mai 2016!“).

Das Fazit von Herrn Scherff  aus dieser unfassbaren Misere und damit sein Rat an die Anleger ist jedoch, ihr Vermögen doch in rentablere  Anlageformen zu verschieben, wie z.B. in Aktienfonds, in Immobilienfonds und in Riesterfonds, welche in Aktien investieren.

Bei Betrachtung dieser Anlagevorschläge läuft es mir kalt den Rücken hinunter, zumal das alles hochriskante Anlageformen sind. In Aktien bei diesen hohen Indizes zu investieren und für die Altersvorsorge zu reservieren ist schon abenteuerlich, zumal Herr Scherff in seinem Beitrag selbst von der momentanen künstlichen Aufblähung des Marktes durch die Liquiditätsschwemme der EZB eingegangen ist, deren Folge nur ein Absturz sein kann. Und nicht nur die EZB puscht mit ihrer Anlagenotstandspolitik die Aktienkurse, es sind auch die Aktienaufkaufprogramme der Aktiengesellschaften selbst u.a. zwecks Erhöhung der Eigenkapitalrendite, wobei die Herren Vorstände dabei  außer Acht lassen, dass sie damit ihre Eigenkapitalbasis und damit ihre Zukunftsbasis enorm schmälern. Da Aktien des Unternehmens auch für die Entlohnung der Vorstände verwendet werden, liegt der Verdacht auch nahe, dass mit diesen Ankaufprogrammen die Herren Vorstände ihr eigenes Vermögen zu Lasten der Unternehmensstabilität vermehren wollen.

Hinzu kommt, dass Aktien nicht gleich Aktien sind. Sind hier Aktien mittelständischer Unternehmen gemeint oder Aktien ausländischer Gesellschaften, mit welchem Rating, evtl. aus den unverändert  in Mode gekommenen Schwellenländern, oder Aktien von US-Gesellschaften (US-$ Risiko!!) oder sind Internet-Aktien gemeint oder Aktien von Start-ups  usw. usw. Hier kann sich der Anleger eine Menge unterschiedlicher Risiken aussuchen.  Wie viele hoch gejubelten Aktiengesellschaften haben  schon den Gang zum Insolvenzrichter antreten müssen und erhebliches Vermögen, welches für die Altersvorsorge vorgesehen war, vernichtet.

Dann die Aktien noch in Fonds zu packen, welche intransparent, damit schlichtweg nicht verifizierbar und zudem  mit hohen Kosten belastet sind und nur den einen Zweck dienen, nämlich das Fondsmanagement und damit die Mutterbank reicher zu machen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Hat sich Herr Scherff noch nie mit der Funktionsweise eines Fonds auseinandergesetzt oder die Fact-sheets solcher Fonds, welche dem Fondsmanagement letztlich alles erlauben, einmal durchgelesen? Ich habe beispielsweise noch keine Bank erlebt, welche ihr eigenes Geld in einen Aktien-Publikumsfonds investiert hat und das aus gutem Grund.

Und dann noch Riesterfonds zu empfehlen, welches den Banken und Versicherungen auf Jahrzehnte hohe Provisionseinnahmen garantieren, ist ebenfalls ein Fall für den Papierkorb.

Bei den Immobilienfonds (meint Herr Scherff jetzt offene oder geschlossene Immobilienfonds?) sieht es nicht anders aus. Diese kaufen in der Regel sehr große Immobilienobjekte, die äußerst komplexe Grundbücher aufweisen, teilweise in verschiedene Immobiliengesellschaften aufgeteilt werden und somit noch schlechter zu verifizieren sind als Aktienfonds. Die Bilanzen solcher Immobilienfonds setzen sich in der Regel zu 60% aus ca. 80 bis 100 komplexen Immobilienbeteiligungen, zu 20% aus direkten Immobilien und zu 20% aus Cash zusammen. Die Bewertungsfrage ist somit eine äußerst schwierige, was in der Vergangenheit die vielen Pleiten gezeigt haben. Banken finanzierten  zudem damit ihre eigengenutzten Häuser und sind nach dem Ende der Mietzeit ausgezogen, die jetzt leer stehen und keiner mehr haben will bzw. haben damit die Fondsanteilsbesitzer im Regen stehen lassen.

Die Anlagevorschläge von Herrn Scherff basieren  somit nur auf strukturierte Finanzprodukte, letztlich alles Produkte, welche Herr Draghi mit seinem Ankaufprogramm und damit geschaffenen Anlagenotstand den Anlegern zusammen mit den Bankanleihen, welche er aus guten Grund nicht ankauft, übrig lässt, ich behaupte bewußt und mit voller Absicht übrig lässt.

Unverändert haben wir es in Europa mit labilen und systemimmanenten Großbanken und Landesbanken zu tun, welche sich vor 2008 von den US-Investmentbanken einen sehr großen Umfang von Anlageschrott haben andrehen lassen, welches mit voller Betrugsabsicht geschehen ist. Über Bad-Banks haben die Deutsche Bank, die Commerzbank, die LBBW, die Bayern-LB und die HSH Nordbank einen erheblichen Teil dieser Schrottanlagen separiert. Erschreckend  hierbei ist die Tatsache, dass  die Summe der darin verbuchten und zum Abbau bestimmten Anlagen, also die jeweilige Bilanzsumme einer solchen Bad-Bank, zum Zeitpunkt ihrer Entstehung deutlich höher war, als das Eigenkapital der jeweiligen Mutterbank. Bei der Deutsche Bank belief sich beispielsweise die Bilanzsumme ihrer Bad- Bank auf ca. € 125 Milliarden, ihr Eigenkapital dagegen nahm zu diesem Zeitpunkt nur eine Größe von € 54 Milliarden ein. Ähnliche, bzw. noch deutlich schlechtere Relationen nahmen die anderen vier Bad-Banks mit ihrem jeweiligen Verhältnis Bilanzsumme zu Eigenkapital ihrer jeweiligen Mutterbank ein.

Kurzum, die Aktiva dieser Bad-Banks, auch Abbau-Bank genannt, hätten die fünf Banken unter normalen Umständen abschreiben müssen, allerdings hätte das die Insolvenz dieser fünf Banken bedeutet, hätte man diesen Bad-Bank-Trick mit dem Segen der Aufsichtsämter nicht angewendet.

Zwischenzeitlich wurde die jeweilige Aktiva der Bad Banks erheblich abgebaut. Herr Vetter, Vorstandsvorsitzender der LBBW verkündete bereits sehr stolz, dass die Bilanz seiner Bank mit den Risiken  aus der Vergangenheit nun bereinigt worden wäre. Die anderen Bad-Banks haben dies noch nicht in voller Breite geschafft, dennoch aber einen erheblichen Abbau erreichen können.

Bei diesen Jubelmeldungen stellt sich aber die Frage, wo dieser Anlageschrott hingegangen ist. Und da kommen die von Herrn Scherff gepriesenen Fonds  wieder in Stellung, welche diese Abbauprodukte der Bad-Banks  wiederum verstrukturiert als alternative Anlagen mit hohen Renditeversprechungen aufgenommen  und unter der Rubrik „Beimischungen“ oder „alternative Anlagen“ verbucht haben. Dieser Prozess setzt sich unvermindert fort.

Letztlich ist das eine sehr elegante Lösung, um die europäischen Banken sukzessive wieder stabiler zu machen zu Lasten des Vermögens von Millionen von Anlegern, die sich irgendwann wundern werden, warum das Vermögen ihres Fonds nicht gewachsen, dafür aber ins Minus geraten ist, und warum sich dadurch ihre Altersvorsorge entsprechend geschmälert hat.

Mich wundert es unverändert, warum die Herren der Wirtschaftspresse genau in die von Herr Draghi gestellte Falle permanent tappen.  Egal in welche der Wirtschaftszeitung  man reinliest, die  Empfehlungen der Wirtschaftsjournalisten entsprechen denjenigen von Herrn Scherff. So auch die von Herrn Sommer vom Handelsblatt, welcher sogar ETF`s empfiehlt, die größtenteils auf Derivate aufbauen, also synthetisch strukturiert sind. Das ist  ein Lemminge- Effekt ersten Grades, vielleicht sogar das Ergebnis guter Marketingvorarbeiten der Banken und erinnert sehr stark an die Jubelmeldungen vor der Finanzkrise, welche die “modernen” strukturierten Finanzprodukte der Banken als alleinige Anlagealternativen vorstellten.

Andererseits muss man die Strategie von Herrn Draghi, wie er die Öffentlichkeit mit seiner Inflationsdiskussion an der Nase herumführt und damit in leisen Schritten ein neues System mit seinen Investmentbankfreunden weltweit einführt, schon bewundern. Diese meines Erachtens sehr perfide Strategie einer sukzessiven Enteignung erinnert sehr stark an umgesetzte  Ideologien, welche Gesellschaftsformen entstehen ließen, die ebenfalls Vermögen enteignet haben mit der Folge einer totalen Verarmung des jeweiligen Landes.

5. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de