1

Bankenmisere

In 2003 verfasste ich folgende Analyse unter dem Titel

“Kartell der Schönfärber oder die McKinsey / Boston Consult Connection”

welche die damalige Situation der Geschäfts-/Grossbanken schilderte.

Festgehalten werden kann, dass sich an dieser Situation wenig geändert hat und die Gross- / und Geschäftsbanken immer noch mit den alten Problemen kämpfen, verschärft durch das online-Banking und die katastrophale Geldpolitik der EZB.

Die Banken in Deutschland, insbesondere die Geschäfts-/Großbanken mit einer über hundert Jahre alten Tradition und Geschichte, befinden sich derzeit in einer ihrer schwersten, ja sogar existenzgefährdendsten Situation. Innerhalb weniger Monate müssen Milliarden-Euro-Verluste hingenommen werden, Stellenabbau im großen Stil und damit Unterstützung des negativen wirtschaftlichen Trends ist das weitere Ergebnis. Obwohl sich die Wirtschaft noch nicht in einer Rezession befindet, die Banken in der Vergangenheit aber schwerste Rezessionen ohne größere Blessuren überstanden/überlebt haben, fragt man sich, warum gerade die Banken nur in Deutschland mit solch katastrophalen und existenzgefährdenden Ertragseinbrüchen zu kämpfen haben.
Die Gründe hierfür liegen schon einige Jahre zurück und haben ihren Ursprung etwa Mitte der 90er-Jahre im Zuge der shareholder-value-Hysterie, massiv angeheizt aus dem angelsächsischen, insbesondere dem US-amerikanischen Raum, dem Sitz vieler bekannter Investmentbanken und vor allem von Unternehmensberatungsgesellschaften, an vorderster Front McKinsey und Boston-Consult.
Diese über sehr eloquente und rhetorisch begabte Berater verfügende Gesellschaften schafften es in Co-Produktion mit den sie beratenden Investmentbanken wundersamer weise, nahezu sämtliche Vorstände der deutschen Banken von einer Neugestaltung der deutschen Bankenlandschaft zu überzeugen, eben um den „shareholder-value“ zu erhöhen. Strategie war nunmehr das Zauberwort, an welchem kräftig gearbeitet und gebastelt wurde und welches „Analysten“, insbesondere Moody’s und Standard Poor für eine positive Berichterstattung einforderten.
Der Analysten-Wahnsinn begann.
Heraus kam aber überall dasselbe Produkt, nämlich ein Kosteneinsparungsprodukt (was denn sonst!), genannt auch Zentralisierung und Personalabbau, hauptsächlich im Kreditsektor. Verkauft wurde es als „Bündelung der Kräfte“ / „Verkürzung der Entscheidungswege“ und führte dazu, dass lokale Expertisen abwanderten und man ältere und erfahrene Banker – inzwischen zu teuer geworden – im Zuge der damit einhergehenden Filetierung der Bereiche und Schaffung neuer Stabsstellen in die Wüste des für die Bank zu teuren Vorruhestands schickte und sie durch deutlich jüngere, angeblich „dynamischere“, aber dafür in allen Belangen unerfahrenere Kollegen, ausstaffiert mit Einser-Abitur, Top-Studien-Abschlüssen und Eloquenz ersetzte. Dieser Jugendwahn gipfelte letztlich darin, dass es zum guten Ton eines Bankhauses gehörte, junge Banker weit unter vierzig, ausgesucht und durchgecheckt von McKinsey/Boston-Consult, mit wenig Kunden- und Markterfahrung in den Vorstand zu berufen, dienten sie, ausgestattet mit einem Schnellkursus im Kreditgeschäft, jedoch nur den Vorstandsvorsitzenden als wohlgesinntes Stimmvieh.

In dieser Zeit fanden eine Menge Unternehmensberater dieser Gesellschaften, letztlich die Karrierebereiter dieser „New Generation“, einen neuen wohl dotierten Job bei diesen Banken, hatten sie doch diese neue Philosophie umzusetzen, was sie dann auch in jugendlicher und weltmeisterlich dilettantischer Art vollzogen.
Nur noch Banker weit unter vierzig, eloquent und dynamisch oder Quereinsteiger aus dem Dunstkreis dieser amerikanischen Unternehmensberatergesellschaften waren gefragt, hatten die besten Karrierechancen und wurden nunmehr in die wichtigsten Entscheidungsgremien der Banken berufen. Diese verfuhren dann ähnlich wie ihre Karrierebereiter und besetzten die weiteren Führungspositionen ebenfalls mit diesem jungen Muster. Am Ende hatte man das Gefühl, dass die Banken nur noch Mitarbeiter um die dreißig, höchstens Anfang vierzig beschäftigten. Selbst die bei NTV zu Wort kommenden Analysten der diversen Banken erweckten den Eindruck von Studienabgängern.

Das Pech dieser neuen Philosophie bestand aber nun darin, dass zwar die Bruttoerträge in gewohnter Weise zwar stiegen, die Nettoerträge aber weit hinter den Erwartungen blieben, sogar ins Negative abrutschten. Die Strategen hatten nicht bedacht, dass Zentralisierung sowie die Neugestaltung von zusätzlichen Fachbereichen zu übergroßen Wasserköpfen und hohen Reibungsverlusten führten, grundsätzlich übermäßig mehr Bürokratie bedeuten und damit deutlich höhere Kosten verursachten. Des Weiteren verursachte der Personalabbau in Kredit-Back-Office zusammen mit den nunmehr blauäugigen jungen Kundenbetreuern zu ansteigenden Wertberichtigungen im Kreditgeschäft.

Glücklicherweise überdeckte die durch die theoretisch hoch gebildeten, aber praktisch total unerfahrenen Analysten und Investmentbanker angeheizte positive Stimmung auf den Neuen Markt diese Fehlleistungen, beschleunigte allerdings den Abbau der traditionellen Bankgeschäfte, im Wesentlichen das Kreditgeschäft (wegen der Wertberichtigungen). Dieses Traditionsgeschäft lag den auf schnelles Geschäft geeichten (Investment-)Bankern aufgrund der Kompliziertheit dieser Materie sowieso nicht. Zudem hatten doch „kluge“ und im Wesentlichen jugendliche McKinsey/Boston-Consult Berater herausgefunden, dass das Kreditgeschäft alleine betrachtet unrentabel wäre und man deshalb doch das Provisionsgeschäft, sprich das viel profitablere Wertpapiergeschäft den Vorzug geben sollte.
Kreditgeschäft war somit total out und war nur noch mit hohen Kreditmargen genehmigungsfähig. Die New Generation hatte jedoch noch nicht erfahren und erlebt, dass hohe Kreditmargen hohes Kreditrisiko bedeuten, ebenso im Übrigen auch hohe Renditen im Wertpapiergeschäft durch zu großer Beimischung von risikoreichen Aktien, die hochgejubelte Wunderwaffe des Anlagespektrums. Mit dieser jugendlichen Blauäugigkeit wurde aber eine Basis geschaffen, welche zu der heutigen katastrophalen Situation u. a. führte.

Als Äquivalent für das rückläufige Kreditgeschäft wurde dann massiv in den personellen Ausbau des Investmentbankings investiert, galt es doch nunmehr als die neue Königsdisziplin des Bankgeschäfts.
Der neue Karriereweg lautete: Man muss Investmentbanker sein, kein Deutsch können und vor allem das Glück der späten Geburt haben,   d. h. unter vierzig oder gerade mal vierzig sein.

Investmentbanker tauchten somit in den Entscheidungsgremien auf und gaben, bzw. geben immer noch den Ton an.

Diese goldene Zukunft währte allerdings nur eine kurze Zeit und fand ihren jähen Absturz im Frühjahr 2000. Hektische Fusionsgespräche zuerst mit der einen und dann mit der anderen Bank war die Folge und wurden verkauft als „Schaffung von Schwergewichten mit akzeptablem Marktanteil“ und „genügender Rendite“. Nachdem diese Gespräche scheiterten suchte man sein Heil in einem weiteren und verstärkten Ausbau des Investmentbankings, kaufte zu völlig überteuerten Preisen „Investmentboutiquen“, insbesondere aus Amerika hinzu, obwohl sich auf diesem Markt das Investmentbanking bereits in einem Absturz befand.
Traditionell profitable Bereiche wurden daraufhin mit dem Investmentbanking verschmolzen, diesem dann auch noch untergliedert zwecks Überdeckung des äußerst defizitären Investmentbankings. Graben-kämpfe zwischen den Investmentbankern und den Corporate-Bankern (Firmenkundenbetreuern) waren die Folge und lähmen derzeit die Banken zum großen Schaden der Kunden und der Volkswirtschaft.
Das Privatkundengeschäft erlebte in dieser Zeit ebenfalls ein Bad der Gefühle. Einmal war es der Verlustbringer, wurde aufgeteilt und mit neuem Namen versehen zwecks evtl. Verkaufs, das andere Mal war es dann wieder der Dividendenzahler und das ertragsreichste Segment. Zu guter Letzt „erhöhte“ (?) man die Vertriebskraft (?) durch Schließung von ohnehin in der Fläche mager vertretenen Filialen (?).
Die Auswirkungen dieser dilettantischen Fehlleistungen und Kostenproduktionen sind ganz klar an der Börsenentwicklung abzulesen. Seit März 2000 brach die Börsenblase zusammen, sei Anfang 2000 wurde den jugendlichen Bankern klar, dass operativ die von den Angelsachsen vorgegebenen Renditen von 15% im Kreditgeschäft nach Steuern keinesfalls zu erreichen waren. Der Verkauf von eigenen Wertpapierbeständen zwecks Beschönigung der Ertragslage / Aufdeckung der stillen Reserven wurde sukzessiv schon in 1999 gestartet und damit der negative Börsentrend permanent bis heute aufrechterhalten, vielleicht sogar damit ausgelöst.
Bestes Beispiel hierfür zeigte vor wenigen Monaten die Deutsche Bank, welche bei sehr niedrigen Kursen von Daimler Benz einige Prozent Anteile an der Börse sukzessive platzieren konnte. Wie groß muss in diesem Bankhaus, welches unverändert auf das Investmentbanking global setzt, der Druck sein? Es liegt die Vermutung nahe, dass aufgrund der sehr negativen Erfahrungen vieler Depotkunden zusammen mit den Großpleiten in den USA die Börse auf Jahre hinaus von einer Vertrauenskrise und somit Lethargie überschattet sein wird. Ärgerlich für viele Depotkunden ist nur, dass am Schalter wider besseren Wissens permanent von Einstiegskursen gesprochen wurde und diese damit zur Schönfärbung der Bankbilanzen beigetragen haben.
Das i-Pünktchen dieser Geschichte ist die vorgesehene Einführung der Grundsätze nach Basel II, denen bereits die MAK’s (Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft), beraten und beschlossen mit Unterstützung der „angelsächsisch angehauchten New Generation à la Boston-Consult/McKinsey“, voraus eilten. Absicht dieser Mindestanforderungen ist die künftige Vermeidung von Kreditrisiken und dient letztlich nur den zwischenzeitlich in allen Gremien der Banken vertretenen Investmentbankern als Alibi, das nicht geliebte Kreditgeschäft auf nur äußerster Sparflamme zu fahren. Das Prekäre an diesen MAK’s ist jedoch die Trennung von Kreditvertrieb und Kreditentscheidung, bedeutet unterm Strich Kreditentscheidung durch introvertierte und unternehmerisch nicht qualifizierte Bankmitarbeiter, die diese Zuschiebung der Verantwortung nicht zu ihrem Berufsziel auserkoren hatten. Worst Case ist daher vorsichtshalber die Richtschnur dieser jungen, jetzt auch Analysten genannten Banker, welche diesbezüglich unterstützt werden durch pseudowissenschaftliche und auf Ablehnung geeichte, aus den USA eingekauften Ratingsysteme. Die stark negativen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft werden nicht ausbleiben, bzw. zeigen bereits sehr negative Wirkungen.
Was ist zu tun? Die Filetierung des Bankgeschäfts nach amerikanischem Muster hat zu großen Wasserköpfen, zu Entscheidungsnotstand und hohen Kosten geführt. Druck in allen Bereichen und übermäßiges, nicht zielführendes Kostendenken ist an der Tagesordnung und führt zu weiteren Fehlentwicklungen. Ein sukzessiver Rückbau ist angesagt durch Implementierung der verloren gegangen Selbstverantwortung in den Filialen als Einheit und einer schon lange eingeforderten verlässlichen und leistungsbezogenen Vergütung der Mitarbeiter.
Das Investmentbanking kann nicht das beherrschende Modul des Bankgeschäftes sein, es ist und bleibt ein Spezialgebiet mit hoher spezieller Expertise, zumal der Kapitalmarkt anscheinend auf Jahre hinaus nicht mehr die Bedeutung haben wird, welche für das Investmentbanking benötigt wird. Darüber hinaus denken Investmentbanker nur transaktionsbezogen und nicht ausgerichtet auf die Schaffung einer langjährigen positiven Kundenbeziehung.
Hinsichtlich des Kreditgeschäftes, der Türöffner für viele Provisionsgeschäfte, muss es wieder möglich sein, die unternehmerische Kompetenz der Kreditnehmer höher zu bewerten als bisher. Schlechte Bilanzen werden durch gutes Management wieder besser, gute Bilanzen werden durch schlechtes Management wieder schlechter. Im Kreditbereich aus Kostengesichtspunkten noch weiter abzubauen ist der falsche Weg. Aufbau diesbezüglicher Kapazitäten zwecks professionellem Handling des immer bestehenden Kreditrisikos ist der richtige Weg.

Ob diese Maßnahmen/die Sanierung mit den derzeit bekannten und für diese Entwicklung verantwortlichen Vorständen, intern schon mit den Spitznamen „executive-boys“ tituliert, von Erfolg gekrönt sein wird, muss sehr stark bezweifelt werden. Vor allem sollten sich die Banken von diesem Jugendwahn verabschieden, Jung und Alt wieder mischen und sich dann auf ihren eigenen unternehmerischen Sachverstand zurückbesinnen und nicht wie dummer Lämmer jeder modischen McKinsey/Boston-Consult Empfehlung hinterherzurennen, zumal diese Empfehlungen jeder Bank angeboten werden. Die Empfehlungen der amerikanischen Berater insbesondere von McKinsey, welche – O-Ton-FAZ –„ zu den wichtigsten Beratern der in Schwierigkeiten steckenden deutschen Banken gehören“ (!!!!!!!) und somit die Auslöser dieser Bankenmisere sind, sollten schleunigst in den Papierkorb wandern.

10. September 2018

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”




Zwischenkommentar September 2018

Wilen, den 26. August 2018

Sehr geehrte Damen und Herren,

urlaubsbedingt wird der nächste Brief erst wieder Mitte, Ende September erscheinen.

Im letzten Informationsbrief haben wir darauf hingewiesen, dass wir einen Zukauf von Agnico Eagle bei einem Niveau zwischen 38 und 39 US $ für interessant halten. Dieses Kursniveau hat die Aktie am 14. August erreicht.

Warum immer noch Goldaktien?

1. Unter Präsident Trump wird die Schuldenaufnahme der USA nicht kleiner werden.

2. Die Short-Positionen im letzten COT Bericht sind inzwischen auf 90 Kontrakte gestiegen. Wie Gold im Dezember bei 1050 US$ pro Unze stand, betrug diese Position 20,6 Kontrakte. Das war zu dieser Zeit der historische Höchststand. Von diesem Punkt aus ist Gold in den nächsten sechs Monate über 30 Prozent gestiegen. Die Goldminenaktien haben dabei eine Wertsteigerung von teilweise über 100 Prozent erzielt. Die Geschichte wiederholt sich nie eins zu eins aber Rhythmus ist oft derselbe.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.
Datenschutzerklärung
Die zum Bezug unseres Informationsbrief anzugebenden Daten (Name, E-Mail-Adresse) werden bei uns gespeichert und zur elektronische Versendung unseres Newsletters an Ihre E-Mail Adresse verwendet. Die gespeicherten persönlichen Daten unterliegen den datenschutzrechtlichen Bestimmungen und dienen nur der Aufrechterhaltung des Service. Sie werden nicht ohne Ihre Einwilligung an Dritte weitergegeben. Sollten Sie sich vom Bezug unseres Informationsbriefs abgemeldet haben, werden Ihre Daten gelöscht.




DOW JONES furchterregend!

 

Unter der Schlagzeile ” Der seltsame Dow Jones Index” veröffentlichte das Handelsblatt oben aufgeführte Entwicklung des Dow Jones Indexes vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis jetzt.

Dabei erscheint die Weltwirtschaftskrise 1929 nur mit einem kleinen unbedeutenden  Hüpfer, wogegen ab Mitte der achtziger Jahre der Beginn eines Steilanstiegs sich  abzeichnet, der dann in den Jahren vor der Finanzkrise einen Raketenstart hinlegt und nach der Dotcom Krise in 2000  und der Finanzkrise in 2008 durch die Decke ging.

Interessant hierbei der Beginn des Steilanstiegs Mitte der achtziger Jahre. Zu dieser Zeit erwachte das nach der Weltwirtschaftskrise gestutzte und teilweise verbotene Investmentbanking zu neuem Leben und damit das Strukturieren, das Vermischen und Vermatschen von Finanzprodukten, aufgeblasen mit Derivaten aller Art unglaublichen Ausmaßes.

Aus dieser Darstellung kann nur vermutet werden, dass der enorme Kursanstieg des Dow Jones auf heißer Luft bzw. auf einer großen Blase  aufgebaut ist.

Es bedarf daher nur wieder eines Anlasses oder bildlich ausgedrückt einer winzigen Nadel und die heiße Luft strömt aus ins Nirwana.

Diese Kurve des Dow Jones sollte jedem Aktienanleger eine große Warnung sein. Nach dem Anstieg kommt stets der Fall.

8. August 2018

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 8

Wilen, den 5. August 2018

Sehr geehrte Damen und Herren,

Gewinne sind so etwas wie Muttermilch für die Aktienkursentwicklung. Und Liquidität ist so etwas wie Sauerstoff für uns Anleger. Sie ist unser bester Freund in einem Bullenmarkt und der größte Angsthase in einem Bärenmarkt. Auch ein Kind kann eine Weile ohne Muttermilch leben, aber nicht ohne Sauerstoff. Ein wichtiger Indikator hierfür ist die World Monetary Base von Gavekal.

Wenn der Indikator wächst, kann man relativ gelassen in die Zukunft schauen, denn das nominale Wachstum der globalen Wirtschaft ist recht solide. Aber wenn er fällt, sollte man sich Gedanken über eine mögliche Rezession machen. Und er fällt zurzeit. Es sieht so aus, als würde die Welt die siebte internationale Dollar-Liquiditätskrise sei 1973 erleben.

Festverzinsliche Wertpapiere

„Die Zinsen jetzt anzuheben, schadet allem, was wir erreicht haben“, twittert Donald Trump. Denn der Präsident der Vereinigten Staaten will sowohl die heilsame Wirkung seiner Abschottung beweisen als auch die Wahlen im November gewinnen. Ein Dämpfer der Wirtschaft durch höhere Kredite käme für ihn daher zur falschen Zeit. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Problem: Die Finanzierung der steigenden amerikanischen Staatsschulden wird immer teurer. Die Amerikaner kämpfen auch damit, dass sich sowohl die Chinesen als auch die Russen beim Kauf von amerikanischen Staatspapieren zurückhalten. In den Monaten April und Mai ist der russische Bestand an amerikanischen Staatspapieren von 96 Milliarden auf 15 Milliarden US-Dollar gefallen. Beide Staaten sichern sich gegen eine mögliche Beschlagnahmung ihrer Dollar-Bestände ab.

Das Schuldenmachen geht aber lustig weiter. Die neuesten Daten des Bankenverbandes Institut of International Finance (IIF) zeigen, dass die Schulden im ersten Quartal 2018 um 8 Billionen US-Dollar auf 247 Billionen US-Dollar gestiegen sind. Da diese Summe 318 Prozent des globalen Bruttoinlandspro- dukts ausmacht, müsste die Weltbevölkerung drei Jahre lang arbeiten, um die Schulden zurückzuzahlen.

In meinem letzten Brief habe ich darauf hingewiesen, dass wir vielleicht am Ende der Wirtschaftszyklen und am Beginn eines Kreditzyklus stehen. Der letzte langfristige Schuldenzyklus ging in den dreißiger Jahren zu Ende. Im Moment ist die Situation in vielen Aspekten sehr ähnlich, wobei das Ergebnis nicht das gleiche sein muss. Damals sah es für festverzinsliche Wertpapiere so aus:

1932 kam es sowohl zu einem Aktien- als auch einem Anleihe-Crash, weil Anleger Angst vor fehlender Liquidität und einer erneuten Inflation infolge massiver staatlich finanzierter Konjunkturprogramme hatten. Zwei Gründe, warum ich die Goldposition nicht aufgeben will.

Aktien

Auch bei den Firmen hat das billige Geld Schaden angerichtet. Ist Geld zu lange zu preiswert, tendieren große Gesellschaften dazu, schlechte Geschäfte zu tätigen. Ein Beispiel hierfür ist General Electric. Der Konzern hat in den letzten Jahren bei beinahe sämtlichen Übernahmen zu viel bezahlt. Auch in diesem Jahr sind die Unternehmenskäufe schon wieder um 65 Prozent gestiegen. Darüber hinaus kaufen viele Aktiengesellschaften ihre überbewerteten Aktien an der Börse zurück. In der nächsten Krise werden Sie überrascht sein, wie viele Gesellschaften neues Kapital zu einem viel niedrigeren Preis brauchen werden, um ihre bilanziellen Verhältnisse in Ordnung zu bringen und nicht von den Ratingagenturen abgewertet zu werden.

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hat das Wall Street Journal gerade wieder berichtet, dass die Insider im hohen Maße ihre Optionen ausüben und Aktien verkaufen. Ein interessantes Beispiel dafür ist Mark Zuckerberg: Er verkaufte seine Aktien rechtzeitig – Kurs 15. Juli 2018: 207.32 US-Dollar, Kurs 31.Juli 2018: 172.58 US-Dollar.

Um weiter optimistisch für die Entwicklung der Aktienkurse zu sein, müssen Sie an drei Dinge glauben:

  1. Die Gewinnspanne muss weiter wachsen. (Aber zurzeit ist die Gewinnmarge auf einem mehrjährigen Jahreshöchststand und wir alle wissen, dass Gewinnmargen dazu neigen, zum Mittelwert zurückzukehren.)
  2. Die Wirtschaft wird weiter robust (Sieht man die Probleme in Europa, China und Japan ist es schwierig, daran zu glauben.)

      3.  Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse werden weiter steigen.

(Die schlechte Nachricht: Bullenmärkte endeten in der Vergangenheit immer etwa dort, wo die Bewertungsmaßstäbe heute sind.)

Langfristig werden die Aktienkurse immer nur vom Gewinnwachstum und der Veränderung des Kurs- Gewinn-Verhältnisses getrieben. Im Moment muss ich allerdings immer wieder an die Bemerkung von Charlie Munger (Berkshire Hathaway) denken:

„Wenn Sie nicht über die Lage verwirrt sind, dann verstehen Sie sie nicht sehr gut.“

Nicht nur die Unternehmen sind hoch verschuldet. In den USA sind es auch die Spekulanten. Rund 670 Milliarden US-Dollar haben sich Anleger in Amerika geliehen, um dieses Geld in Aktien zu investieren. Zum ersten Mal seit 1929 liegt diese Summe wieder bei mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Kommt es zu einem Einbruch an der Börse, müssen die Spekulanten um jeden Preis verkaufen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Das kann den Fall der Börse noch erheblich verstärken.

Schwellenländer

Immer wieder signalisiert der amerikanische Präsident, dass das massive Handelsplus im Handel mit China drastisch fallen soll, d. h., dass China nicht mehr die Dollars verdienen kann, die es für den Einkauf seiner Rohstoffbasis braucht.

China kann darauf reagieren, indem es entweder seinen Rohstoffverbrauch reduziert oder seine Partner zwingt, in Zukunft in Renminbi abzurechnen. Die erste Möglichkeit dürfte keine Lösung sein, da damit das Wachstum sowohl in China als auch in der Welt leiden und China ein Beschäftigungsproblem bekommen würde. Der zweiten Möglichkeit ist mehr Bedeutung beizumessen, da China schon seit geraumer Zeit versucht, den Renminbi als Weltreservewährung auch gegenüber dem US-Dollar zu platzieren.

Interessant ist auch eine Aufstellung der Bank of America Merrill Lynch (BoA ML) über die Verschuldung der einzelnen Länder im Verhältnis zum jeweiligen Bruttoinlandsprodukt.

Da sieht zum Beispiel die Türkei auf den ersten Blick viel besser aus als viele Industrieländer. Allerdings hat sie ihre Schulden meist in Fremdwährung aufgenommen. Die Analyse der BofA ML sieht vor allem in Schweden, Norwegen und Kanada Risiken. In diesen Ländern hat wegen der steigenden Immobilienpreise die Verschuldung der privaten Haushalte stark zugenommen.

Rohstoffe

Gold gibt immer mehr ein Rätsel auf. Aber der folgende Chart zeigt eine deutliche Relation zwischen dem amerikanischen Staatshaushalt und Gold. Dass das Haushaltsdefizit in den USA steigt, ist im Moment wohl unstrittig.

Sowohl Russland als auch China horten weiter Gold, wohl auch um eine kleine Gegenposition zum Dollar zu haben. Allein zwischen April und Mai stieg der russische Bestand um 37 auf inzwischen mehr als 1.900 Tonnen. Auf der anderen Seite haben Hedge-fonds und andere Investoren ihre Anti-Gold- Positionierung kontinuierlich gesteigert. Das Wall Street Journal berichtet, dass diese Wetten ihren seit Einführung der Statistik 2006 bislang höchsten Wert erreicht haben.

Gründe dafür sollen der steigende US-Dollar und die steigenden Zinsen sein. Da Gold in US-Dollar gehandelt wird, verteuert sich das Edelmetall außerhalb des Dollar-Raums. Durch das Steigen der Zinsen, steigen auch die Opportunitätskosten für das Halten von Gold. Allerdings muss man bei näherer Betrachtung festhalten, dass die Realzinsen beinahe weltweit negativ sind. So ist zum Beispiel die Rendite der US-Staatsanleihen zuletzt auf knapp unter 3 Prozent gestiegen – die US-Inflationsrate lag im Mai bei 2,8 Prozent. Das sind Zeiten, in denen Gold normalerweise haussiert. Als die Spekulanten Anfang 2015 ebenfalls stark gegen den Goldpreis wetteten, stieg der Goldpreis innerhalb von sechs Monaten um 300 US-Dollar. Denn wenn er erst einmal anfängt zu steigen, müssen die bestehenden Short-Positionen eingedeckt werden.

Analysten sind wie das Orakel von Delphi. Namensänderungen in der Fondsindustrie sind in der Prognose oft besser. Der 2,3 Milliarden Dollar schwere Vanguard Precious Metals and Mining Fund änderte seinen Namen in Global Capital Cycles Fund. Die im Fonds gehaltenen Minenaktien wurden von 80 auf 25 Prozent reduziert. Damit will die Gesellschaft das Portfolio diversifizieren. Übrigens: Vor dem Mai 2001 hieß dieser Fonds noch Vanguard Gold and Precious Metals Fund. Doch dann wurde „Gold“ ersatzlos gestrichen. Hoffen wir also das Beste.

Portfoliostrategie

Der Monat Juli war durch weiter sinkende Kurse der Goldminenaktien und Gold und vor allem durch den Anstieg der Aktienmärkte, die in der Spitze für den Monat Juli bis zu 6 Prozent (SMI) betragen haben, geprägt.

ANHEUSER- BUSCH INBEV N.V. notierte am 25 Juli bei 91,46 Euro. Inzwischen ist die Aktie wieder auf 86.91 Euro gefallen. In diesem Umfeld nehme ich gerne Gewinne mit. Die Aktie wird, sofern sie am 7.August über 86 Euro notiert, verkauft.

Gold- und Edelmetallaktien sind in diesem Jahr unter Druck geraten. Der Preis des physischen Goldes hat 6,04 Prozent (in Euro: 4,04 Prozent) verloren. Er scheint sich aber jenseits von 1.200 US-Dollar stabilisiert zu haben. Es fällt auf, dass die Inflation weltweit weiter anzieht und dementsprechend die realen Zinsen unter Druck geraten. Das ist normalerweise positiv für den Goldpreis. Was aber nach wie vor komplett fehlt, ist – trotz Handelskrieg – der Faktor Angst.

Nach den neuesten Berichten von Goldcorp liegen die Kosteneinsparungen im zweiten Quartal im Plan. Das Produktionsvolumen konnte die Analystenziele allerdings nicht ganz erfüllen. Neben einer höheren Steuerbelastung mussten auch noch Wechselkursverluste im 2. Quartal verbucht werden. Der positive Ausblick für das gesamte Jahr bleibt allerdings bestehen. Auch das dritte Quartal wird hinsichtlich des Produktionsvolumens enttäuschen, da in der Penasquito Mine die Überholungsarbeiten noch beendet werden müssen.

Agnico Eagle hat die Ergebnisse des zweiten Quartals am 25. Juli bekannt gegeben. Sowohl die Goldreserven als auch der Goldgehalt sind weiter gestiegen.

Die Produktion soll bis 2020 wie geplant 2.000.000 Unzen erreichen. Für dieses Jahr sind 1.580.000 Unzen geplant. Die Gesellschaft zahlt nun 0,44 Cent jährlich als Dividende aus. Die Dividendenrendite von 1 Prozent soll jährlich erhöht werden. Die Gesellschaft verfügt über 800 Millionen US-Dollar Liquidität. Darüber hinaus hat die Gesellschaft ein niedriges Risikoprofil und macht konstant Gewinne, die sie zu einem idealen Kandidaten für ein längerfristiges Investment machen. Durch eine markant höhere Steuerzahlung (Steuerrate von 88 Prozent für das zweite Quartal) ist die Aktie unter Druck geraten. Das wird sich in den kommenden Quartalen wieder relativieren. Sollte die Aktie noch einmal das Niveau vom März 2018 (38 bis 39 US-Dollar) erreichen, empfehlen wir zu zukaufen.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: -1,40% – Euro Stoxx 50 P: -2,91% – SMI: -2,21% – RexP: 0,55% – SBI: -1,77% – Gold(in US$): -6,04%

per 31.07.2018

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.

Datenschutzerklärung

Die zum Bezug unseres Informationsbrief anzugebenden Daten (Name, E-Mail-Adresse) werden bei uns gespeichert und zur elektronische Versendung unseres Newsletters an Ihre E-Mail Adresse verwendet. Die gespeicherten persönlichen Daten unterliegen den datenschutzrechtlichen Bestimmungen und dienen nur der Aufrechterhaltung des Service. Sie werden nicht ohne Ihre Einwilligung an Dritte weitergegeben. Sollten Sie sich vom Bezug unseres Informationsbriefs abgemeldet haben, werden Ihre Daten gelöscht.