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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 8

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

Wilen, den 5. August 2023

»In der Wirtschaft dauert es länger, bis etwas passiert, als man

denkt, und dann passiert es schneller, als man denkt.«

Rudi Dornbusch

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Geldpolitik funktioniert immer auf die gleiche Weise. Weltweit denken die Zentralbanker, dass sie eine Situation im Griff haben und erhöhen oder senken die Zinsen. Das hat immer eine Wirkung, aber letztlich selten die erhoffte. Sie sind in einer endlosen Spirale der Intervention gefangen. Im Moment feiern wir die »sanfte Landung«. Haben die Zentralbanken uns gerettet? Ich registriere zwar eine Verlangsamung des Wachstums, aber wegen einer immer noch hohen Inflation intervenieren die Zentralbanken weiter.

Was sich allerdings wirklich verändert hat, sind die Bedingungen für Arbeitskräfte in der westlichen Welt. Der Arbeitskräftemangel verändert nicht nur die Denkweise der Arbeitnehmer. Er wird auch die Denkweise der Arbeitgeber verändern. Meine Generation verfügte während der meisten Zeit ihrer Laufbahn über Arbeitskräfte im Überfluss.

Wir besaßen die knappen Arbeitsplätze, für die es einen Nachfrageüberschuss gab. Schalteten wir eine Anzeige für eine offene Stelle, war das größte Problem das Sortieren der Lebensläufe. Heute hat sich das Verhältnis umgekehrt: Unternehmen konkurrieren jetzt um Arbeitnehmer, insbesondere um qualifizierte Fachkräfte. Dies zwingt sie dazu, bei der Einstellung von Mitarbeitern bewusster vorzugehen. Gibt es vielleicht andere Möglichkeiten, die Aufgaben zu erledigen, vielleicht sogar solche, die das Unternehmen effizienter machen? Wenn nicht, müssen sie die offene Stelle noch sorgfältiger definieren, sich viele Gedanken über Erfahrung und Qualifikation des Kandidaten machen, um sicherzustellen, dass beide Seiten gut zusammenpassen. In der Ära des »Easy Hiring« konnte man immer Ersatz finden, heute nicht mehr. Daher verwundert nicht, was die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in ihrem neuen Jah- reswirtschaftsbericht schreibt: »Der überraschende Inflationsanstieg hat die Kaufkraft der Löhne erheblich geschwächt. Es wäre unvernünftig zu erwarten, dass die Lohnempfänger nicht versuchen würden, ihren Rückstand aufzuholen, nicht zuletzt da die Arbeitsmärkte weiterhin sehr angespannt sind. In einer Reihe von Ländern sind die Lohnforderungen gestiegen, Indexierungsklauseln haben an Boden gewonnen und es gibt Anzeichen für energischere Verhandlungen, einschließlich Streiks. Wenn die Löhne aufholen, wird die Schlüsselfrage sein, ob die Unternehmen die höheren Kosten auffangen oder weitergeben. Da die Unternehmen ihre Preisgestaltungsmacht wiederentdeckt haben, sollte die zweite Möglichkeit nicht unterschätzt werden. Unsere Simulationen zeigen, dass die Inflation in diesem Szenario unangenehm hoch bleiben könnte.«

Die Wahlen in Spanien haben mich wieder an die Unzuverlässigkeit von Umfragen und die Unberechenbarkeit der Politik erinnert. Die Umfragen deuteten darauf hin, dass die Rechten die Parlamentswahlen gewinnen könnten, aber sie konnten keine Mehrheit erlangen. Vorerst bleibt Pedro Sánchez von den Sozialisten Premierminister. Die Märkte werden sich wahrscheinlich auf Neuwahlen Ende des Jahres einstellen müssen. Darüber hinaus haben die Wahlen auch gezeigt, dass die sozialen Medien den Aufstieg der 1-Themen-Politik fördern: Die Wähler konzentrieren sich auf einzelne Themen, die ihnen am Herzen liegen, und nicht auf Parteiprogramme, denen sie gleichgültig gegenüberstehen. Das bedeutet, dass die Mitgliedschaft in einer politischen Partei weniger repräsentativ ist als zuvor und diese daher zum Polarisieren neigen. Das bedeutet aber auch, dass Umfragen künftig noch unzuverlässiger werden und politische Schwankungen zunehmen werden, mit dem Ergebnis: Die Politik im Allgemeinen dürfte zu einem größeren Problem für die Finanzmärkte werden.

Festverzinsliche Wertpapiere

Der US-Verbraucherpreisindex (CPI) weist für Juni eine Inflationsrate von 3,0 Prozent aus. Damit setzt sich der diesjährige Trend fort. Aber die Jahresmitte könnte der Wendepunkt sein und die Inflationsrate könnte wieder steigen. Warum? Die CPI-Inflationsrate wird im Jahresvergleich als jährlicher prozentualer Anstieg oder Rückgang angegeben. Die blaue Linie zeigt den Indexwert für jeden Monat des Jahres 2022. Die durchgezogene rote Linie spiegelt die bisherigen sechs Berichte des Jahres 2023 (bis Juni 2023) wider. Da sich der Abstand zwischen den Linien in den letzten sechs Monaten verringerte, nahm die Steigerungsrate ab und die rückläufige jährliche Inflationsrate spiegelt sich in der durchgezogenen grünen Linie wider (d. h. von 6,4 auf 3,0 Prozent).

In der zweiten Hälfte des Jahres 2022 kam der CPI-Index jedoch zum Stillstand – und genau dies könnte dazu führen, dass die CPI-Inflationsrate bis Ende 2023 wieder steigt. Und dafür könnte Rohöl verantwortlich sein.

Wie in der Abbildung zu sehen ist, schnellten die Ölpreise in die Höhe, als Russland in die Ukraine einmarschierte. Globale Versorgungsprobleme und andere Faktoren ließen den Ölpreis im Juni 2022 ihren Höhepunkt erreichen. In den folgenden Monaten brach der Preis wieder ein und damit sank auch die Inflationsrate. Denn Energie (einschließlich Öl) trägt mit 7 Prozent zum amerikanischen CPI bei. Allerdings schwanken die Energiepreise stark. Ich rechne zwar nach wie vor mit einem Rückgang des Ölpreises auf 60 US-Dollar/Barrel, aber nur im Rahmen einer Rezession. Damit die Inflation bis Jahresende jedoch nicht steigt, muss sich der Ölpreis um 70 Dollar/Barrel bewegen. Nur: Im Moment liegt er bei 81 Dollar. Sollte eine Rezession ausbleiben, könnte er noch höher steigen. Auch die Grafik von Jim Bianco macht deutlich, dass die Inflation auf alle Fälle nicht die von der amerikanischen Zentralbank angestrebten 2 Prozent erreichen wird. Die Zinsen dürften daher nicht so schnell wieder sinken.

Falls Sie die Zahlen nicht sehen können: Die drei farbigen Linien zeigen, womit beim CPI zu rechnen ist, wenn die Inflation auf den Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2023 (rote Linie bei 5,5 Prozent) bleibt, auf das Niveau vor der Coronapandemie fällt (2009–2019; gelbe Linie bei 3,9 Prozent) oder wenn sie für den Rest des Jahres bei 0 Prozent bleibt (grüne Linie bei 2,8 Prozent). Unter diesen Annahmen wird der Verbraucherpreisindex zum Jahresende irgendwo zwischen 2,87 und 5,47 Prozent liegen, also näher bei 4 Prozent, und nicht beim angestrebten Ziel von 2 Prozent. Es sei denn, es kommt zu einer echten Rezession, die natürlich die Inflation senken würde. Das bedeutet, dass die Fed die Zinsen für längere Zeit nicht senken wird und auch die quantitative Straffung fortsetzt. Dasselbe gilt für die Europäische Zentralbank (EZB). Wer sich also eine Zinssenkung wünscht, sollte wissen, dass er dafür eine Rezession braucht.

Am 1. August 2023 hat Fitch das Rating für die USA von AAA auf AA+ gesenkt, was die Märkte überrascht hat. Gründe für die Herabstufung sind laut Fitch die erwartete fiskalische Verschlechterung in den nächsten drei Jahren, die hohe und wachsende Staatsverschuldung (bis 2025 118 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) sowie die Erosion der politischen Führung.

Aktien

Höheren Zinssätzen gehen oft Rezessionen und steigende Arbeitslosenzahlen voraus:

Ende 1989 wurde in einem Wirtschaftskommentar der Federal Reserve Bank of Cleveland die Frage gestellt, die nach einer Reihe von Zinserhöhungen der Federal Reserve Bank alle beschäftigte: »Wie sanft wird die Landung sein?« Die Analysten waren sich ziemlich sicher, dass sich das Wachstum sanft und ohne einen schmerzhaften Abschwung abkühlen würde – die Frage war nur, wie sanft. Ende 2000 trug eine Kolumne in der New York Times den Titel »Making a Soft Landing Even Softer«. Und Ende 2007 kamen die Prognostiker der Federal Reserve Bank of Dallas zu dem Schluss, dass die Vereinigten Staaten die Subprime-Hypothekenkrise ohne Abschwung überstehen sollten. Nach je- der dieser Äußerungen stürzte die Wirtschaft in wenigen Monaten in die Rezession, die Arbeitslosigkeit schoss in die Höhe und das Wachstum schrumpfte. Der Blick in die Vergangenheit sollte also zur Vorsicht mahnen. Denn auch heute hört man allerorten wieder von einer »sanften Landung« sprechen. Doch oft expandiert die Wirtschaft während des Straffungszyklus noch, da sie von den verzögerten Effekten der vorangegangenen akkommodierenden Politik, heute: des Corona-Effekts, profitiert. Das Wachstum sinkt in den zwei Jahren, nachdem die Zentralbanken ihren Straffungszyklus beendet haben, dramatisch, was dann wieder zu Zinssenkungen führt.

Wissen Unternehmer mehr? Der Nettoanteil der Insiderkäufe sank auf 12 Prozent der Unternehmen, niedriger als in jedem anderen Monat der letzten zehn Jahre. Das deutet darauf hin, dass die Unternehmer nicht von höheren Kursen für ihr Unternehmen ausgehen. Ein Beispiel für die große Diskrepanz zwischen Realität und den Aktienkurs sind Halbleiteraktien, die von der Hoffnung auf künstliche Intelligenz getragen werden. Die weltweiten Halbleiterumsätze, die die Semiconductor Industry Association erst kürzlich veröffentlichte, sind so stark zurückgegangen wie seit 2009 nicht mehr, nämlich um 22 Prozent im Jahresvergleich. Der Index PHLX Semiconductor Sector (SOX-Index) ist allerdings im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Einen so großen Unterschied zwischen dem größten Umsatzrückgang seit der Rezession von 2009 und dem 50-prozentigen Anstieg bei Halbleitern habe ich noch nie ge- sehen! Zurückblickend finde ich etwas Vergleichbares nur 1929: Die Radio Corporation of America (RCA) war damals, 1929, die Aktie. Sie stieg in den 1920er-Jahren, als der Aktienmarkt boomte, um das Zehnfache. Dann fiel sie um 97 Prozent. Aber es gab 10 Erholungen von mehr als 10 Prozent oder mehr während der großen Baisse von 1929 bis 1932, der Durchschnitt lag bei 23 Prozent.

Europäische zyklische Aktien haben sich in letzter Zeit trotz des sich verschlechternden makroökonomischen Umfelds besser entwickelt. Dies wird aber schon bald schwieriger werden, denn: Die Industrieproduktion steigt schon weniger stark, da das verarbeitende Gewerbe das Wachstum bremst. Und auch die Konjunkturüberraschungsindizes der Eurozone liegen deutlich im negativen Bereich, genauso wie die Gewinnrevisionen. Nach Angaben von Barclays sank der Gewinn pro Aktie in Europa gegenüber dem Vorjahr im 2. Quartal um 13 Prozent. Es gab auch eine Reihe von Gewinnwarnungen in zyklischen Sektoren wie der Chemie, da höhere Zinsen die Wirtschaft belasten.

Rohstoffe

Es ist paradox, dass wir in alle möglichen Sektoren massiv investieren, von Biotechnologie über Gesundheitswesen und von alternativen Energien bis hin zu neuen Werkstoffen, mit Ausnahme von Rohstoffen, die wir zur Erreichung all dieser anderen Ziele benötigen. Die Nachfrage wird steigen und das Angebot niedrig bleiben.

Gold

Wie viele von Ihnen wissen, bin ich ein langjähriger Goldfan. Lassen Sie mich erklären, warum ich nach wie vor so optimistisch bin.

Laut einer Invesco-Umfrage führen immer mehr Länder ihre Goldreserven in die Heimat zurück, um sie vor Sanktionen zu schützen, wie sie der Westen gegen Russland verhängt hat. Mit anderen Worten: Um keine Verluste zu erleiden, bringen viele Länder ihre ausländischen Reserven nach Hause. Allein China importierte letztes Jahr 1.343 Tonnen Gold, was einem Anstieg von 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Und im ersten Quartal 2023 waren es fast 300 Tonnen.


Damit ist das Reich der Mitte in guter Gesellschaft: Die Zentralbanken auf der ganzen Welt kaufen Gold – von den üblichen Verdächtigen wie Indien, Russland, Brasilien, China und den Ländern des Nahen Ostens bis hin zu Polen. Machten die Zentralbanken früher nur 8 bis 15 Prozent der weltweiten Goldnachfrage aus, sollen es heute fast 25 Prozent sein.

Wie Sie sehen können, ist die Korrelation zwischen den US-Realzinsen und den Goldpreisen negativ.

Wenn die Zinssätze steigen, sollten die Goldpreise sinken. In den letzten Monaten haben wir jedoch genau das Gegenteil erlebt. Die Zinssätze steigen, während der Goldpreis weiter hoch gehandelt wird. Irgendwann wird die Fed jedoch aufhören, die Geldpolitik zu straffen, weil sich die Wirtschaftsindikatoren verschlechtern. Und wenn dies geschieht, wird das für Gold positiv sein.

Wenn die Zentralbanken jedoch die Zinsen senken, heißt das, dass die Wirtschaft ein Problem hat. Das wiederum hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Aktienkurse fielen und der Goldpreis stieg. So weit sind wir noch nicht, aber vor allem westliche Investoren werden erst einsteigen, wenn der Aktienmarkt sinkt.

Als ich die Meldung über die Herabstufung des US-Rating gesehen habe, kam mir sofort die wohl wichtigste Relation für Gold in den Sinn. Tendenziell folgt der Goldpreis dem Vertrauen in die Zentralbanken.

So rettete EZB-Präsident Mario Draghi den Euro mit dem Satz: »Die EZB wird alles tun, was nötig ist, um den Euro zu retten, und glauben Sie mir, es wird reichen.« Er stellte das Vertrauen in die Zentralbank kurz vor dem damaligen Höchststand des Goldpreises wieder her. Was hat er damals getan? Nichts! Aber die Anleiherenditen und der Goldpreis stürzten ab, und das Vertrauen war wiederhergestellt. Das Gleiche geschah während Greenspans Great Moderation. Die Zinssätze fielen, und der Goldpreis sank von 800 Dollar auf 250 Dollar. Gold schneidet bei Disinflation (sinkenden Inflationsraten) im Allgemeinen schlecht ab. Wenn Sie Vertrauen in die Zentralbanken haben, verkaufen Sie Ihr Gold. Ansonsten empfehle ich, es zu behalten.

Öl

Die Geschichte zeigt deutlich, dass die immer billigere Nutzung von Energie die Grundlage für Wirtschaft, Gesundheit und Wohlstand der Menschheit war. Die Daten zu Angebot und Nachfrage nach Öl und Gas sind überzeugend. Auch in diesem Jahr wird die Nachfrage nach Öl und Gas ein Allzeithoch erreichen, ein Trend, der im letzten Jahrhundert nur während Rezessionen unterbrochen wurde, bevor er sich schnell wieder zu einem neuen Allzeithoch der Nachfrage aufschwang. Ich bin optimistisch für die mittel- und langfristigen Aussichten der Öl- und Gaspreise. Das nach- stehende Schaubild zeigt, dass wir viele Bohrungen vornehmen müssten um die steigende Nachfrage zu befriedigen.

Wegen der kommenden Rezession hatte ich mir circa 60 US-Dollar pro Barrel als kurzfristiges Ziel für einen Einstieg gesetzt. Es ist jetzt erst einmal anders gekommen, der Ölpreis ist im Juli rasant gestiegen. Leider sagt die Statistik, wenn der Ölpreis im Juli um mindestens 10 Prozent steigt, ergibt sich ein durchschnittlicher Anstieg von 39,89 Prozent in der zweiten Jahreshälfte. Wie seine Konkurrenten Shell, Exxon und Chevron meldete auch BP für das zweite Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang aufgrund der gegenüber dem Vorjahr niedrigeren Öl- und Gaspreise. Der bereinigte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten – die Definition des Unternehmens für den Nettogewinn – sank im zweiten Quartal um 69 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar oder 14,77 Cent pro Aktie. Die Analysten hatten mit einem Nettogewinn von 3,4 Milliarden Dollar bzw. 19 Cent pro Aktie gerechnet. Trotzdem erhöhte BP seine Dividende um 10 Prozent und kündigte ein neues Aktienrückkaufprogramm im Wert von 1,5 Milliarden Dollar an. Das Management von BP sieht wohl auch steigende Ölpreise.

China

China könnte der Entwicklung Japans folgen. Denn wie wir aus der Entwicklung in Japan wissen, entsteht Deflation, wenn eine alternde Erwerbsbevölkerung mit einer Vermögensblase gekoppelt ist, die spektakulär platzt. In China droht ein längerer Preisverfall, der, wenn er kommt, die Unternehmensgewinne schmälern wird, die Verbraucherausgaben dämpft und mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit (siehe die hohe Jugendarbeitslosigkeit) treiben könnte.

Einige Wirtschaftswissenschaftler sehen alarmierende Parallelen zwischen Chinas derzeitiger Lage und den Erfahrungen Japans, das jahrelang mit Deflation und stagnierendem Wachstum kämpfte. In den 1990er-Jahren zwang der Zusammenbruch der Aktienmärkte und der Immobilienwerte in Japan Unternehmen und Haushalte zu drastischen Ausgabenkürzungen, um die hohen Schulden zu bedienen – eine so genannte Bilanzrezession, die sich nach Ansicht einiger heute in China abzeichnet. Die Kreditnachfrage wird trotz sinkender Zinsen in China immer schwächer. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass viele Unternehmen und Haushalte bereits so hohe Schulden haben, dass sie nicht noch mehr Schulden machen wollen. Nach Berechnungen von Jens Presthus, stellvertretender Direktor des Bera- tungsunternehmens Global Counsel, ist die Verschuldung der privaten Haushalte auf das 1,5-Fache des Einkommens gestiegen und liegt damit weit über dem Niveau der meisten Industrieländer, einschließlich der USA.

Portfoliostrategie

Der Markt hat immer recht. Vielleicht habe ich mich geirrt und es handelt sich um einen neuen Bullenmarkt, der im Oktober letzten Jahres begonnen hat, und nicht nur um eine ungewöhnlich kräftige Bärenmarktrallye. So hat der S&P über 76 Prozent seit dem Boden zurückgewonnen, den er während des schlimmsten Rückgangs im letzten Jahr erreicht hatte. Die gute Nachricht ist, dass der S&P in all den Jahren seit 1929 nie wieder seine Tiefststände erreicht hat, nachdem er sich so weit erholt hatte.

Wie geplant habe ich meine Position in der Toronto-Dominion Bank verkauft.

Die Positionen in den Goldminen Aktien habe ich wie geplant vorsichtig aufgestockt und erste neue Anfangsposition in Wesdome, Osisko und Skeena gekauft. Bei der Auswahl der Bergbauunternehmen muss man sorgfältig darauf achten, in welchen Ländern die Minen liegen. Immer mehr Länder fordern für ihre Minen und anderen natürlichen Ressourcen von den westlichen Unternehmen, die die Förderrechte besitzen, höhere Beteiligungen oder Konzessionsgebühren. Vorab noch eine Warnung: Explorationsunternehmen, Junior-Mining-Gesellschaften, bergen ein hohes Risiko. Die Erfolge und Misserfolge bei der Suche liegen nah beieinander. Danach erfolgt die Finanzierungsphase, die auch von den allgemeinen Kreditkonditionen abhängt, und nicht zuletzt kommen die staatlichen Auflagen und Genehmigungsverfahren hinzu. Erst danach lässt sich der Erfolg messen.

Wesdome (WDO) ist ein kanadischer Goldproduzent mit zwei hochgradigen Untertageanlagen in einer erstklassigen Jurisdiktion, der Mine Eagle River in Ontario und der kürzlich in Betrieb genommenen Mine Kiena in Quebec. Wesdome Mines legte im zweiten Quartal ein weiteres solides Quartal hin und liegt im Rahmen seiner Prognose für 2023 von 120.000 Unzen. Während die Produktion von Kiena im Jahresvergleich mit einem deutlichen Rückgang der Gehalte niedriger ausfiel, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass es sich um ein Übergangsjahr handelt, in dem die Zufuhr aus niedriggradigen Quellen stammt. Da das Unternehmen trotz des widrigen Wetters die Erschließung der Rampen vorantreibt und im weiteren Verlauf des Jahres in ergiebigere Zonen vordringen wird, dürfte das Jahr 2024 ganz anders aussehen und viel besser sein: mit dem Potenzial für eine unternehmensweite Produktion von mehr als 160.000 Unzen bei nachhaltigen Gesamtkosten von unter 1.150 Dollar/Unze, was dem entspricht, was die Analysten nach der Inbetriebnahme der hochgradigen Kiena-Mine zur Ergänzung der soliden Produktionsbasis bei Eagle River erwarteten. Unter 4,90 US-Dollar werde ich Zukäufe erwägen. Zu erwähnen ist auch noch, dass Director Bill Washington 7.300 Aktien und Ray Gill, VP Corporate Development, 2.050 Aktien im freien Markt im Juni gekauft haben. Das ist gewöhnlich ein gutes Zeichen.

Osisko Mining Inc. (OBNNF) ist ein Mineralexplorationsunternehmen, das sich auf den Erwerb, die Exploration und die Erschließung von Goldressourcengrundstücken in Kanada konzentriert. Osisko Mining Inc. hat bekannt gegeben, dass es ein 50/50-Joint-Venture-Abkommen mit Gold Fields Limited für sein Goldprojekt Windfall in Kanada abgeschlossen hat. Osisko Mining erhält von Gold Fields 475 Millionen US-Dollar in bar, darüber hinaus werden 75 Millionen kanadische Dollar an Explorationsausgaben von Gold Fields übernommen. Ein Teil dieser Zahlung ist an die Erteilung entsprechender Genehmigungen für Bau, Betrieb und Abbau gebunden. Es besteht für die Zeit bis Produktionsbeginn ein geringeres Risiko, da Osisko vollständig finanziert ist. Die Genehmigung sollte hoffentlich unkompliziert sein (was etwa 18 Monate dauern wird) und dann werden etwa 12 Monate für den Bau benötigt. In den nächsten 12 Monaten gibt es nicht viele bullische Katalysatoren. Daher sind die kurzfristigen Aussichten für die Aktie schwieriger zu prognostizieren. Solange der Goldpreis jedoch nicht ausbricht, werden die Aktien meiner Meinung nach auf absehbare Zeit in einer Handelsspanne bleiben. Sollte OBNNF fallen, wäre das eine Gelegenheit, Nachkäufe zu tätigen. Ich beobachte die Unterstützungslinie bei etwa 2,00 US-Dollar. Sollte sie durchbrochen werden, werden die technischen Daten rückläufig sein. In diesem Szenario werde ich einen weiteren Rückgang von 10 bis 20 Prozent abwarten, bevor ich nachkaufe. Sollte Gold, was ich erwarte, in den nächsten 6 bis 12 Monaten nach oben ausbrechen, wird OBNNF eine der besten Optionen für diejenigen sein, die eine Hebelwirkung und ein Engage- ment in diesem Sektor suchen. OBNNF könnte neue Allzeithochs erreichen, wenn der Goldpreis stabil über 2.000 Dollar liegt. Dies ist eine Aktie, die ich sehr langfristig halten werde, falls Gold neue Höchststände erreicht. Hier hat der CEO und Gründer der Gesellschaft seine Position im Mai und Juli aufgestockt.

Skeena Resources Limited (SKE) ist ein junges kanadisches Bergbauexplorationsunternehmen, das sich auf die Erschließung aussichtsreicher Edelmetallgrundstücke im Goldenen Dreieck im Nordwesten von British Columbia (Kanada) konzentriert. Skeena sucht im Moment keine neuen Goldvorhaben, sondern saniert die Mine Eskay Creek in British Columbia, »die eine der höchstgradigen Goldminen der Welt war«, so CEO Randy Reichert bei den Gold Forum Europe im April in Zürich. Die Mine wurde 2008 geschlossen. Laut Skeenas Geologen blieb eine Menge Gold unangetastet, das noch entdeckt werden kann. Bisher verfügt Skeena über 3,85 Millionen Unzen an nachgewiesenen und wahrscheinlichen Reserven. Da es sich um die Sanierung eines bestehenden Komplexes handelt, zu dem auch eine bereits genehmigte Absetzanlage gehört, die bisher kaum genutzt wurde, dürften die Kapitalkosten relativ nied- rig sein. Der Nettogegenwartswert (NPV) nach Steuern von über 1 Milliarde Dollar ist mit dem heutigen NPV von etwa 535 Millionen Dollar zu vergleichen. Die erste Goldproduktion wird für das erste Quartal 2026 erwartet. Die Bohrergebnisse werden ebenfalls eine Rolle spielen, da die Exploration bei Eskay nach Norden, Süden und in die Tiefe offen ist. Im April erhielt das Explorationsteam von Skeena den A. O. Dufresne Exploration Achievement Award für seine Explorationserfolge und sein Ressourcenwachstum im vergangenen Jahr bei Eskay.

Newmont (NEM) meldete einen Gewinn von 33 Cent pro Aktie, der hinter den Analystenprognosen von 44 Cent/Aktie zurückblieb, und machte Probleme in vier seiner Minen für die Produktionsausfälle verantwortlich, die zu höheren Kosten pro Goldunze führten. Der Streik in der mexikanischen Peñasquito-Mine und die Probleme in den anderen drei Minen dürften nur von kurzer Dauer sein und in allen dürfte sich die Produktion in der zweiten Jahreshälfte deutlich erholen, wie NEM-CEO Tom Palmer erklärte. Infolge der Produktionssteigerungen in der zweiten Jahres- hälfte bekräftigte NEM seine Produktionsprognose für das Gesamtjahr von 5,7 bis 6,3 Millionen Unzen. Auf der Telefonkonferenz sprach NEM von einer Stabilisierung der Kosteninflation und sogar von einer leichten Entspannung bei Betriebsmitteln wie Dieselkraftstoff, Sprengstoff und Zyanid, während die Arbeitskosten als weitgehend stabil bezeichnet wurden. Dies wird NEM helfen, die Kosten zu senken. Die kanadische Wettbewerbsbehörde hat im vergangenen Monat die Übernahme von Newcrest Mining durch NEM genehmigt und obwohl in anderen Ländern noch weitere behördliche Genehmigungen erforderlich sind, um die Transaktion abzuschließen, sagte NEM auf der Telefonkonferenz, dass man immer noch auf dem besten Weg sei, dies im vierten Quartal zu erreichen. Das würde den Druck auf die Aktie erhöhen. Die NEM-Aktie hat sich im bisherigen Jahresverlauf deutlich unterdurchschnittlich entwickelt, aber es besteht eine gute Chance, dass sie jetzt die Talsohle erreicht hat. NEM ist der größte Goldminenbetreiber der Welt und wird von Institutionen gekauft, wenn sie in den Sektor einsteigen. Ich denke darüber nach, eine Position zu eröffnen.

In den unten aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

DAX 18,12 % | EURO STOXX 50 P 17,86 % | SMI 5,40 % | RexP 0,04 % | SBI 7,65 % | Gold (in US-Dollar) 7,74 %

per 31. Juli 2023

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
31. Jul in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 Montag, 14.März 22 55.28 -17.63%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 Montag, 14.März 22 42.51 1.81%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 Montag, 14.März 22 69.02 30.13%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 Montag, 14.März 22 7.82 2.98%
Newcrest (früher Pretium) Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 Dienstag, 03.03.2022 14.53 34.04%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 33.46 6.21 22.77%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 Dienstag, 31 Januar 23 101.00 -46.95%
Newcrest (früher Pretium) Freitag, 05.Feb.21 9.10 Montag, 30. Januar 23 12.56 38.02%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 Montag, 30.November 21 30.60 15.73%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 Montag,30. Januar 23 5.77 -55.10%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 Freitag, 25. Februar 22 67.10 32.19%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 Montag,30. Januar 23 52.03 6.21%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 Montag,30. Januar 23 10.23 53.14%
Alibaba Freitag, 26.11.2021 116.50 Dienstag, 31 Januar 23 101.00 -13.30%
Carl Zeiss Meditech Mittwoch, 26.01.2022 137.40 Montag 18.07.2022 132.05 -3.89%
Alamos Gold Donnerstag, 05.05.2022 7.50 12.35 4.85 64.67%
Sibanye Donnerstag, 05.05.2022 12.30 7.05 -5.25 -42.68%
Barrick Donnerstag, 05.05.2022 21.88 15.74 -6.14 -28.06%
Carl Zeiss Meditech Freitag, 06.05.2022 113.00 Montag 01.08.2022 142.00 25.66%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 01.06.2022 49.75 47.67 -2.08 -4.18%
Wheaton Mittwoch, 01.06.2022 38.70 Montag,30. Januar 23 41.83 8.09%
Hecla Mittwoch, 01.06.2022 4.40 Montag,30. Januar 23 5.70 29.55%
Toronto-Dominion Bank Donnerstag, 16.03.2023 54.00 Donnerstag, 20.07.2003 58.50 8.33%
First Rep.Bank Donnerstag, 16.03.2023 30.00 Montag, 8.Mai 23 0.00 -100.00%
First Rep.Bank Donnerstag, 16.03.2023 21.40 Montag, 8.Mai 23 0.00 -100.00%
SKEENA RESOURCES ORD Donnerstag, 20.07.2023 4.47 4.71 0.24 5.38%
WESDOME GOLD MINES ORD Donnerstag, 20.07.2023 4.68 4.82 0.13 2.84%
Osisko Mining Inc. Donnerstag, 20.07.2023 2.02 2.15 0.13 6.44%
Agnico Eagle Mines Donnerstag, 20.07.2023 46.64 47.67 1.03 2.21%
Alamos Gold Donnerstag, 20.07.2023 12.48 12.35 -0.13 -1.04%
Totaler durchschnittlicher Wertzuwachs bei gleich grosser Anlage in jedem Titel 1.25% 8.77%

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 7

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

Sehr geehrte Damen und Herren,

die erste Hälfte des Jahres 2023 ging am Freitag zu Ende. Und damit haben sich viele Vorhersagen der Analysten für 2023 als Fehlprognose erwiesen: Der Aktienmarkt ist nicht gefallen und die Wirtschaft ist nicht in eine Rezession gerutscht. Stattdessen gab es eine Aktienmarktrallye, die durch den Hype um künstliche Intelligenz, eine Pause bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank, eine Abkühlung der Inflation und den wachsenden Optimismus, dass eine scheinbar unvermeidliche Rezession abgewendet werden könnte, noch verstärkt wurde. Immer öfter höre ich jetzt die Meinung, dass es in den nächsten sechs Monaten keine Rezession geben wird und es soll immer wahrscheinli- cher werden, dass wir auch im nächsten Jahr keine erleben werden. Aber:

  • Führende Wirtschaftsindikatoren sind 14 Monate in Folge
  • Das Rezessionsmodell der Fed ist auf dem höchsten Stand seit den frühen 1980er-Jahren.
  • Rezessionen gehen immer mit einem Rückgang der Aktienmärkte
  • Die Fed und die meisten anderen Zentralbanken straffen die Geldpolitik in einer Zeit, in der die Wirtschaft kaum wächst.
  • Eine Verschärfung der Geld- und Kreditbedingungen hat enorme wirtschaftliche
  • Unternehmen und Verbraucher sind hoch verschuldet (die Zahlungsausfälle von Unternehmen und Privatpersonen nehmen schon zu; die Versandriesen UPS und FedEx melden zum ersten Mal seit der Großen Rezession wieder sinkende Umsätze).
  • Der Druck auf die Verbraucherkredite
  • Die Haushaltsdefizite der Regierungen steigen weiter und die staatlich geförderten Investitionen in erneuer- bare Energien die dazugehörige Infrastruktur werden nicht ausreichen, um die anderen Belastungen auszugleichen; die Steuereinnahmen werden sinken.

Seien Sie also bereit: Die Volatilität wird bald zurückkehren. Es gibt viel Geld zu verdienen, wenn die Preise von denen festgelegt werden, die verkaufen müssen, oder von den Margenhändlern, die die Kontrolle übernehmen.

Festverzinsliche Wertpapiere

Der US-Schatzmarkt ist vor zwei Wochen noch einmal davongekommen, nachdem der Kongress nur wenige Tage vor einem drohenden Zahlungsausfall endlich eine Einigung über die Schuldenobergrenze erzielt hat. Jetzt hat die Regierung eine Schuldenvereinbarung, die zwei Jahre lang gilt und gleichzeitig die Ausgabenkapazität der Regierung bis 2025 erheblich erhöht. Das unmittelbare Risiko eines Zahlungsausfalls der US-Regierung besteht nicht mehr. Die wichtigsten US-Ratingagenturen haben jedoch weiterhin einen negativen Ratingausblick, da das Drama die weltweite Wahrnehmung der Stabilität des Finanzministeriums bedroht hat. Wichtiger ist, dass sich der Staatshaushalt aufgrund der in der ersten Jahreshälfte gesunkenen Bilanz schnell refinanzieren muss, um die in Anspruch genommenen Mittel in Höhe von etwa 1,2 Billionen US-Dollar zu decken. In Anbetracht der angespannten Lage der US- Geschäftsbanken und der mangelnden internationalen Nachfrage nach Staatsanleihen führt dieser rasche Schuldenverkaufsplan meines Erachtens zu erheblichen Liquiditätsrisiken auf dem Anleihemarkt.

Die wichtigsten Investoren des Marktes für US-Schatzanleihen sind ausländische Institutionen (etwa die Hälfte), die Federal Reserve, US-Geschäftsbanken und Privatanleger. Die meisten ausländischen Institutionen sind heute wenig an Treasuries interessiert, wobei China sein Engagement in längerfristigen Staatsanleihen sogar verringert hat. Ja- pan, der andere Haupteigentümer, hat sein Engagement ebenfalls verringert und wird seine Verkäufe wahrscheinlich beschleunigen, sobald die Renditen steigen. Und auch die US-Notenbank lässt ihr Engagement in Schatzanleihen zurückgehen, wenn ihre Anleihebestände oder die quantitative Straffung auslaufen. Auch die US-Geschäftsbanken verkaufen Treasuries aufgrund von Solvenzproblemen nach erheblichen außerbilanziellen Verlusten bei Anleihen, die sie zwischen 2020 und 2021 erworben haben. US-Privatanleger verkauften im Jahr 2021 Anleihen (da die Aktienallokation zunahm) und beginnen heute mit Rückkäufen. Nur wenn die Nachfrage der Privatkunden nach Staatsanleihen ausreichend ist, könnte es der US-Regierung gelingen, sich das nötige Kapital zu beschaffen, ohne dass es zu größeren Verlusten auf dem Anleihemarkt kommt. Die Frage ist daher: Wer will zu welchem Zinssatz kaufen? Meines Erachtens macht es die schwache institutionelle Nachfrage nach Anleihen wahrscheinlich, dass die Anleiherenditen höher steigen müssen, damit genügend Privatanleger den massiven Liquiditätsbedarf der US-Regierung decken können. Dazu kommt, dass die Fed eine Pause, nicht einen Stopp bei den Zinserhöhungen verkündet hat. Da der US- Zinssatz eine Leitfunktion für die westliche Welt hat, dürften vor allem die langfristigen Zinsen eher steigen als fallen.

Die Reserve Bank of Australia überraschte die Märkte im Juni mit einer Zinserhöhung zur Bekämpfung der Inflation. In China forderten die Behörden die größten Banken des Landes auf, ihre Einlagenzinsen zu senken, um die Wirt- schaft anzukurbeln. Willkommen in der Welt der politischen Divergenz! Allein diese Beispiele zeigen, dass die Zentralbanken bei der Festlegung ihrer Politik die Interessen ihrer eigenen Volkswirtschaften im Blick haben. Seit Beginn der Pandemie war das weltweite Wachstum relativ synchron, ebenso wie der Inflationsdruck. Das ändert sich jetzt – und es hat erhebliche Auswirkungen auf die Geldpolitik und damit auch auf die Devisenkurse. Zinssatz und Devisenkurs sind entscheidend dafür, wo die Anleger ihr Geld anlegen werden.

Aktien

Der deutsche Index DAX hat im Juni ein neues Rekordhoch und der S&P 500 ein 52-Wochen-Hoch erreicht. In Deutschland sind die Analysten skeptisch, während sie in den USA an weiter steigende Kurse glauben. Diese Gemengelage birgt die Gefahr neuer Kursrückgänge. Diese Diskrepanz dürfte mit dem unterschiedlichen Umgang mit den Themen künstliche Intelligenz (KI) und China zu erklären sein: Die USA glauben an eine wachsende Unabhängigkeit von China und sehen in der KI-Revolution die Zukunft. In Deutschland beklagt man hingegen weiterhin die große Abhängigkeit von China und hat keine bedeutenden Firmen, die an der KI-Revolution beteiligt wären. Künstliche Intelligenz ist das neue Schlagwort, dem Unternehmensführer (siehe folgende Seite) und die Anleger vorbehaltlos folgen.

Dieser große Optimismus ist gefährlich. Denn die Kurssteigerungen sind vor allem auf die Hoffnung zurückzuführen, dass die Unternehmen von der Weiterentwicklung der KI profitieren werden, sei es durch Kosteneinsparungen oder auch durch Effizienzsprünge – und danach werden sie derzeit bewertet. Das zeigt sich deutlich im S&P 500, der innerhalb weniger Monate von 3.500 auf 4.450 Punkte zulegte, also um unglaubliche 27 Prozent.

Darüber hinaus haben viele der wichtigsten im S&P 500 gelisteten Unternehmen seit Mitte Oktober 2022 (letzter Tiefpunkt) um 50 bis 100 Prozent oder mehr zugelegt. Alles Werte, die mit KI im Zusammenhang stehen:

  • Apple (AAPL) Gewichtung: 7,5 Prozent, prozentualer Kursanstieg: 49 Prozent
  • Microsoft (MSFT) Gewichtung: 6,8 Prozent, prozentualer Kursanstieg: 67 Prozent
  • Alphabet (GOOG) Gewichtung: 3,8 Prozent, prozentualer Kursanstieg: 57 Prozent
  • Amazon (AMZN) Gewichtung: 3,1 Prozent, prozentualer Kursanstieg: 61 Prozent
  • Nvidia (NVDA) Gewichtung: 2,9 Prozent, prozentualer Kursanstieg: 298 Prozent
  • Tesla (TSLA) Gewichtung: 1,9 Prozent, prozentualer Kursanstieg: 160 Prozent
  • Meta (META) Gewichtung: 1,7 Prozent, prozentualer Kursanstieg: 217 Prozent

Damit ist der Sektor Informationstechnologie im Index deutlich überbewertet:

Vielleicht besser ändern in: Um künftige Rückschläge – und die kommen sicher – für das eigene Portfolio abzumildern, sollten Sie sich an die drei Goldenen Regeln des Investierens erinnern:

  1. Verringerung des Risikos: Ich meine damit nicht, dass Sie alles verkaufen sollten, aber es ist sinnvoll, bei Ak- tien, die innerhalb kurzer Zeit stark gestiegen sind, einige Gewinne mitzunehmen. Außerdem können Sie zu niedrigeren Kursen nachkaufen, nachdem der Markt einen gesunden Korrekturprozess durchlaufen
  2. Gewinnmitnahmen, B. wenn deutlich überkaufte Aktien einen neuen Höchststand erreicht haben, und Aufbauen von stark angeschlagenen Positionen, wenn diese einen neuen Tiefststand erreicht haben: Beides ist entscheidend für die Verbesserung der Portfoliorendite.
  3. Aufstockung der Reserven, bevor eine Korrektur einsetzt. Mit einer Liquiditätsposition können Sie Qualitätsunternehmen auf niedrigerem Niveau zu kaufen.

Wie schnell es gehen kann, zeigt die Gewinnwarnung des Kölner Spezialchemiekonzerns Lanxess im Juni: Sie zog eine ganze Branche nach unten. In der Chemiebranche wuchs schlagartig die Sorge vor einer Rezession. Das zeigte sich auch an den Kursnotierungen:

  • Lanxess 26,10     –17,2 Prozent
  • Covestro 37,87     –6,1 Prozent
  • BASF 42,80          –2,9 Prozent

Trotz der angekündigten weiteren Zinserhöhungen werden erst die ersten Zinssenkungen einen Schaden anrichten.

Letzte Woche gab es relativ gute Nachrichten für die Renditedifferenzkurve. Während 10-jährige Anleihen nachgaben, sank die 2s/10s-Kurve auf den niedrigsten Stand seit März, da die Federal Reserve in diesem Jahr noch mehr als eine weitere Zinserhöhung vornehmen könnte. Das bedeutet, dass vielleicht noch einige Zeit bleibt, bevor die Musik endet. Die Umkehrung der 2s/10s-Renditekurve ist bekanntlich ein Vorbote des wirtschaftlichen Untergangs und hat sich bei der Vorhersage aller jüngsten Rezessionen bewährt. Eine inverse Kurve deutet auf einen möglichen Abschwung hin, aber die Geschichte hat gezeigt, dass man sich dann noch keine Sorgen machen muss. Erst wenn sie nicht mehr invertiert ist, wird es kritisch. Die letzten drei Rezessionen (und die Pandemie) kamen alle, nachdem die Renditekurve wieder positiv war.

Die Renditekurve zeigt die voraussichtliche Entwicklung der Zinssätze zuzüglich einer gewissen Unsicherheitsprämie. Die umgekehrte Kurve sagt uns, dass die Zinsen derzeit hoch sind, aber in Zukunft wahrscheinlich sinken werden.

Wenn die Kurve wieder positiv wird, deutet dies darauf hin, dass die Händler davon ausgehen, dass die Zinssätze in den nächsten zwei Jahren wahrscheinlich niedriger sein werden als der langfristige Durchschnitt. Es geht also nicht so sehr darum, dass die Renditekurve eine enorme Vorhersagekraft hat, sondern vielmehr darum, dass die Fed mit ihren Zinserhöhungszyklen im Allgemeinen Rezessionen auslöst. Jerome Powell schien am 28. Juni in Sintra eine gewisse Zuversicht zu vermitteln, dass es dieses Mal anders sein könnte. Aber die Geschichte macht eine andere Aussage. Es bleibt bei der Achterbahnfahrt.

Rohstoffe Gold

Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass der Kauf der großen Goldminenunternehmen großzügig belohnt wird, wenn eine Rezession eintritt, die die Zentralbanker der Welt zwingt, die Geldpolitik wieder zu lockern und die Papierwährungen abzuwerten. Und wie ich in den letzten Jahren geschrieben habe, sind Goldpreise unter 2.000 US-Dollar pro Unze im Vergleich zur langfristigen Wachstumsrate der Geldmenge und der Emission von Staatsanleihen in der Welt völlig unterbewertet. Bei einer persönlichen Prognose von 2.500 bis 3.000 Dollar pro Unze Gold im Laufe dieses Jahres bis Anfang 2024 ist eine Hebelung des Aufwärtstrends durch Minengesellschaften eine ausgezeichnete Portfolio- Idee. Ich weiß aber auch, dass der Besitz von Gold- und Silberanlagen seit dem Sommer 2020 weder Spaß machte noch erfolgreich war. Aber die Dinge ändern sich, vor allem an den Aktienbörsen. Wenn Sie geduldig sind, sollte das Parken von Kapital in Gold- und Silberbarren sowie in den großen Minengesellschaften gut belohnt werden, da eine Umstellung der Zentralbanken auf Gelddrucken unvermeidlich ist, um unsere Rekordschuldenblase vor dem Implodieren zu bewahren. Auslöser dafür könnten zum Beispiel sein: eine tiefe Rezession, die nach 18 Monaten Straffungspolitik eintritt oder ein geopolitisches Ereignis, das eine zusätzliche Nachfrage nach Edelmetallen auslöst.

Die rekordhohen Goldkäufe der Zentralbanken im letzten Jahr haben bereits zu der größten Umkehrung der Futures- Handelsprämien zugunsten von zeitnahen Lieferungen geführt. Zweifellos entwickelt sich sowohl bei Gold als auch bei Silber eine gewisse physische Knappheit an Goldbarren. Dies zeigt sich auch an den jetzigen Rekordprämien für Gold- und Silbermünzen. Andererseits haben die höheren Realzinsen dem Goldpreis geschadet, was sich unter anderem an den Beständen der börsengehandelten Goldfonds zeigt, in die meist westliche Anleger investieren und die ihre Talfahrt, nur durch die Bankenkrise unterbrochen, fortgesetzt haben. Denn das gelbe Metall wird in der Regel als Inflationsabsicherung betrachtet. Da es aber keine Nachfrage nach einer Versicherung gegen einen finanziellen Weltuntergang gibt (der Haupteinsatzbereich von Gold) und sein Besitz und seine Lagerung mit Kosten verbunden sind, könnten die Anleger das Metall weiterverkaufen, die Preise werden dann weiter sinken: Ende 2021 lagen die 10-jährigen TIPS-Renditen unter –1 Prozent. Heute liegen sie bei über 1,5 Prozent.

Im Gegensatz zu Privatanlegern bauen Zentralbanken jedoch ihre Bestände weiter auf. Die Nationalbank von Polen kaufte im Mai und April weitere 34 Tonnen Gold. Der Goldexport aus der Schweiz stieg im Jahresvergleich um

43 Prozent auf 152 Tonnen, nach China und Hongkong gingen 54 Tonnen, nach Indien 31, nach UAE 18, nach Saudi- Arabien 12 und in die Türkei gingen 9 Tonnen. Apropos Türkei: Da ist der Goldpreis im Moment alles andere als langweilig. Schauen Sie sich das folgende Diagramm zum Goldpreis in türkischer Lira an. Gold ist in den letzten zehn Jahren um das 18-Fache gegenüber der türkischen Lira gestiegen. Inflation und marode Finanzen treiben den Gold- preis langfristig und unter Schwankungen nach oben.

Öl

Derek Brower von der Financial Times schrieb über den Rückgang der Ölproduktion: »Selbst im produktiven Permian Basin in Texas und New Mexico ist die Produktion jeder neuen Bohrung in den letzten zwei Jahren um fast 30 Prozent gesunken, so die Energy Information Administration … Die Internationale Energieagentur sagte letzten Monat auch, dass die weltweite Ölproduktion im Jahr 2023 viel langsamer steigen wird als die Nachfrage, die in diesem Jahr einen neuen Rekord erreichen wird. «

Meiner Meinung nach gibt es einige äußerst wichtige Punkte, die Herr Brower in diesem Artikel anspricht. Einer da- von ist, dass die Produktivität im Permian-Gebiet sinkt. Dies ist eine kritische Entwicklung, denn die USA waren in den letzten zehn Jahren für fast das gesamte Wachstum der weltweiten Ölproduktion verantwortlich. Der größte Teil davon kam aus dem Permian-Becken, das ein einzigartiges geologisches Profil hat. Das bedeutet, dass die dortigen Schieferbohrungen in den ersten zwei Jahren nach Fertigstellung in der Regel um 80 Prozent zurückgehen. Praktisch der gesamte Anstieg der amerikanischen Ölproduktion ist auf Schiefergestein und das damit verbundene horizontale Bohr- und Fracking-Verfahren zurückzuführen. Folglich sollte eine Stagnation, geschweige denn ein Rückgang der Schieferölproduktion in den USA die Alarmglocken schrillen lassen. Dies gilt insbesondere, wenn man bedenkt, wie erschöpft die Ölvorräte derzeit sind.

Die andere wichtige Tatsache in Browers Artikel ist, dass die IEA zugibt, dass das Angebot dieses Jahr hinter der Nachfrage zurückbleiben wird. Das ist eine völlige Kehrtwende im Vergleich zu ihren üblichen Prognosen, in denen das Angebot stets – und in erheblichem Maße – überschätzt und die Nachfrage unterschätzt wurde. Dennoch lese und höre ich immer wieder, dass es eine Ölschwemme gibt, weshalb die Preise verdientermaßen seit fast einem Jahr unter Druck stehen. Eine Flut von Ölexporten aus Russland war die jüngste Begründung für dieses angebliche Überangebot. Wer jedoch die Bestandsdaten objektiv betrachtet, muss zu einem völlig anderen Schluss kommen. Ein viel glaubwürdigerer Grund für die scheinbar unsinnige Ölpreisschwäche ist die Tatsache, dass spekulative Terminmarktteilnehmer in den letzten fünf Wochen 50 Millionen Barrel Rohöl leer verkauft haben. Wie das Wall Street Journal schreibt, entspricht dies 60 Supertankern! In der strategischen Erdölreserve der USA (SPR) fehlen effektiv weitere 300 Millionen Barrel. In der Zwischenzeit lässt die OPEC Gerüchte über eine weitere Produktionskürzung verlauten, um diejenigen zu bestrafen, die auf einen weiteren Preisverfall wetten.

Es scheint, als ob die meisten Anleger diesen Sektor aufgeben und in KI-Titel investieren. Doch wie Sie der folgenden Grafik entnehmen können, ist die Wahrscheinlichkeit einer Angebotsverknappung extrem hoch. Daher könnte es zu einer weiteren starken Rotation zurück in den Energiesektor kommen, wenn ich mit meiner Einschätzung eines Preisanstiegs richtig liege.

Wegen der kommenden Rezession habe ich mir circa 60 US-Dollar pro Barrel als kurzfristiges Ziel gesetzt. Aber in nicht allzu ferner Zukunft erwarte ich einen weiteren explosiven Anstieg des Ölpreises. Etwaige geopolitische Spannungen und unerwartete Ereignisse könnten die Ölpreise sogar die 100-Dollar-Marke erreichen lassen.

China

China hat Ausfuhrbeschränkungen für zwei Metalle verhängt, die für Teile der Halbleiter-, Telekommunikations- und EV-Industrie von entscheidender Bedeutung sind: Gallium und Germanium werden ab dem 1. August Exportkontrollen unterliegen, die die nationale Sicherheit Chinas schützen sollen, so das chinesische Handelsministerium. Export- eure müssen beim Handelsministerium Lizenzen beantragen, wenn sie mit dem Versand beginnen oder fortfahren wollen, und sie müssen Einzelheiten über ausländische Käufer und deren Anträge melden. Damit verschärft das Land seinen Handelskrieg mit den USA und Europa im Technologiebereich. China kämpft um die technologische Vorherr- schaft in allen Bereichen, vom Quantencomputing über die künstliche Intelligenz bis hin zur Chipherstellung, wäh- rend die USA aggressive Maßnahmen ergriffen haben, um China daran zu hindern, die Oberhand zu gewinnen. Es ist gefährlich, wenn ein Land (Deutschland, Schweiz) keine ausreichende Rohstoffversorgung im eigenen Land hat.

Portfoliostrategie

Obwohl ich der Meinung bin, dass sich der Edelmetallkomplex im Allgemeinen in einem langfristigen Aufwärtstrend befindet, habe ich im Frühjahr dazu geraten, bei Stärke einen Teil der Edelmetallaktien zu verkaufen. Dies tat ich im Januar dieses Jahres auf der Grundlage der Jahresanfangsrallye. Jetzt hat sich der Wind gedreht. Meiner Meinung nach nähern wir uns dem Punkt, an dem die Fed ihre Haltung des leichten Geldes, trotz aller Beteuerungen, wieder aufnehmen wird. Auch wenn wir noch nicht so weit sind und dies vielleicht erst im ersten oder zweiten Quartal 2024 der Fall sein wird, werden die Aktien der Edelmetallproduzenten wahrscheinlich schon vorher steigen. Dementsprechend halte ich es jetzt für klug, sich in ersten Positionen in Gold zu engagieren. Ich empfehle jedoch wie üblich, langsam zu kaufen und bei einer weiteren Schwäche das Tempo der Akkumulation zu erhöhen. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass Edelmetallminenaktien den S&P in diesem Jahrzehnt vernichten werden, also genau das Gegenteil von dem, was von 2010 bis 2019 geschah.

Für diejenigen die bei einem Einstieg in Goldminenaktien, bei einem ETF-Ansatz (von dem ich allerdings nicht viel halte) bleiben wollen, könnte die Junior-Version, die seit ihrem Höchststand im Jahr 2020 um 38 Prozent gefallen ist, derzeit am attraktivsten sein. Ich gehe davon aus, dass die größeren Produzenten weiterhin ihre kleinen und mittel- großen Konkurrenten aufkaufen werden.

Ich überlege neben den Aufstockungen bei Agnico, Alamos und Barrick noch den Aufbau neuer Positionen bei Wes- dome, Osisko Mining und Skeena. Aber davon mehr beim nächsten Mal. Bitte behalten Sie im Auge, dass ein Börsen- crash die Bergbauunternehmen zunächst härter treffen wird als die Edelmetallpreise. Aber die Vergangenheit be- weist, dass die Erholung schnell folgt.

Mitte Juni meldete Alamos weitere erfolgreiche Bohrergebnisse von Island Gold, einschließlich »mehrerer signifikanter hochgradiger Abschnitte innerhalb mehrerer kürzlich definierter Hänge- und Fußwandstrukturen in der Nähe der bestehenden unterirdischen Infrastruktur.« CEO John McCluskey sagte: »Wir erwarten, dass dieser anhaltende Erfolg sowohl in der Hauptzone als auch in den subparallelen Strukturen zu einem weiteren Wachstum der hochgradigen Mineralreserven und -ressourcen in der Nähe der Mine führen wird. Angesichts der Nähe zu unserer bestehenden Untertageinfrastruktur werden diese Unzen kostengünstig zu erschließen und produzieren sein.« Der Goldpreis, der im zweiten Quartal um fast 80 US-Dollar höher lag (gegenüber 1.896 Dollar bei Alamos im ersten Quartal), sollte Alamos dabei helfen, das Ziel von 13 Cent pro Aktie im zweiten Quartal zu erreichen. Außerdem sagte McCluskey:

»Puerto del Aire hat La Yaqui Grande hinsichtlich der Größe seiner Mineralreserven bereits übertroffen. Wir gehen davon aus, dass sich dieses Wachstum fortsetzen wird, basierend auf der Anzahl der hochgradigen Step-out-Bohrungen, die im Jahr 2023 abgeschlossen werden, und da die Lagerstätte in mehrere Richtungen offen ist. In Anbetracht dieses Erfolgs haben wir den Umfang des Explorationsprogramms bei Puerto del Aire seit Jahresbeginn mehr als ver-oppelt. Dieses Wachstum wird in einen Erschließungsplan für Puerto del Aire einfließen, der im vierten Quartal abgeschlossen werden soll. Wir sehen ein ausgezeichnetes Potenzial für Puerto del Aire, ein weiteres kostengünstiges und ertragreiches Projekt zu sein, da es höhere Gehalte, ein kontinuierliches Wachstum und die Nähe zur Haupt- grube Mulatos sowie die bestehende Infrastruktur aufweist.« Alamos ist weiter ein hervorragender Wert.

Barrick Gold, einer der größten Edelmetallproduzenten der Welt, ist aufgrund seines diversifizierten Ressourcen- und Produktionsprofils sowie seiner unterdurchschnittlichen historischen Bewertung, nach meiner Auffassung, im Moment für langfristige Investitionen eine kluge Anlageentscheidung. Der Gewinn von 14 Cents pro Aktie übertraf die Erwartungen der Analysten um 3 Cents. Allerdings ist Barrick ziemlich gut darin, die gesteuerten niedrigen Schätzungen zu übertreffen. Auf der Telefonkonferenz von Barrick bekräftigte CEO Mark Bristow die Produktions- und Kostenprognose für das Jahr, obwohl das erste Quartal ein »schwächeres Produktionsquartal« war, »sodass die Kosten gestiegen sind«. Obwohl Bristow eine Aufteilung der Produktion von 45/55 Prozent zwischen der ersten und zweiten Hälfte prognostizierte, merkte er an, dass es sich nicht um eine »Hockeyschläger-Verbesserung« handeln wird, sondern eher um eine schrittweise Steigerung im Laufe des Jahres. Mit anderen Worten: Es sollte eine leichte Verbesserung ab dem zweiten Quartal geben (vor allem in der Mine Pueblo Viejo in der Dominikanischen Republik und im Carlin-Betrieb in Nevada). Die Zahlen des ersten Quartals sollten den Tiefpunkt für das Jahr 2023 darstellen.

Die Bilanz des Unternehmens ist konservativer als noch vor zehn Jahren, sodass ein steigender Trend bei den Edelmetallpreisen den Cashflow und die Erträge ankurbeln kann, was zu einem schnelleren Anstieg des Aktienkurses führen könnte. Barrick Gold hat seine Nettoverschuldung von 13 Milliarden Dollar im Jahr 2013 auf heute 400 Millionen Dollar deutlich reduziert, was dem Unternehmen zusätzliche finanzielle Flexibilität verschafft und gleichzeitig den Nettozinsaufwand verringert. Wie hoch ist das Verlustrisiko? Barrick Gold besitzt eine Reihe von Anlagen in weniger wünschenswerten und politisch instabilen Ländern, was mir gelegentlich Kopfzerbrechen bereitet. Das Abwärtsrisiko steht einem realen Ertragspotenzial von fast +100 Prozent in den nächsten 24 Monaten (einschließlich der jährlichen Dividendenrendite von 2,4 Prozent) gegenüber. Natürlich nur, wenn sich der Goldpreis in Richtung 3.000 US-Dollar pro Unze bewegt. Ich stufe die Aktie als Kauf ein und beabsichtige, meine Position zu erhöhen.

Agnico Eagle Mines ist meine Top-Goldaktien-Auswahl für die zweite Hälfte des Jahres 2023 und darüber hinaus. Ich halte die Aktie und beabsichtige, sie mindestens 5 bis 6 Jahre lang zu halten, mit der Möglichkeit, die Dividende während dieser Zeit zu reinvestieren. Ich bin optimistisch für Gold an sich, aber noch optimistischer für Goldminenaktien zu diesem Zeitpunkt. Ich schätze Agnico Eagle als eine der besten Aktien der Branche mit höherem Produktionswachstum und geringerer Verschuldung im Vergleich zu anderen Unternehmen wie Newmont und Barrick Gold. Steigende Kosten aufgrund der anhaltenden Inflation könnten auf lange Sicht ein Risiko darstellen, aber das Management von Agnico Eagle hat das Zeug dazu, die Arbeitskosten und andere Kosten in den Griff zu bekommen. Auch die Dividende ist mit einer Rendite von über 3,2 Prozent für Aktionäre nachhaltig. Das politische Risiko (Kanada) ist mini- mal, die niedrige Bewertung und die hohe Dividendenrendite machen die Aktie zu einem attraktiven Aufstockungskandidaten für mich.

Sibanye Stillwater Limited hat in letzter Zeit einige bemerkenswerte Entwicklungen aufzuweisen. Mit dem Erwerb des größten Solar-Windparkprojekts Südafrikas könnte Sibanye dem Beispiel von Gold Fields folgen und den Energie- bedarf seiner Betriebe selbst decken. Die Gesellschaft bemüht sich um Selbsterzeugung und Nettonullenergieversorgung um von der durch Unterbrechungen gekennzeichneten öffentlichen Versorgung unabhängig zu werden. Auch könnten sich die überzeugenden Fortschritte von DRDGold bald wesentlich auf den Aktienkurs von Sibanye auswirken. Außerdem ist die Aktie theoretisch unterbewertet und verfügt über eine nicht nachhaltige Dividendenpolitik.

Dennoch könnten die ständig steigenden Risikoprämien für südafrikanische Unternehmen die Bewertung von Sibanye weiter sinken lassen. Eines ist sicher: Sibanye langweilt mich aufgrund seines ereignisreichen Charakters als Unternehmen keinen Moment. Für diejenigen, die es nicht wissen: Sibanye Stillwater ist der Mehrheitsaktionär von DRDGold Limited (DRD), einem außergewöhnlich gut aufgestellten Unternehmen, das sich mit Abraum und Halden beschäftigt. DRDGold ist in den letzten zehn Jahren mit einer annualisierten Wachstumsrate von 10,4 Prozent ge- wachsen. Ich glaube, dass sich dieses Wachstum fortsetzen wird, da sich das Unternehmen vom Tiefgoldabbau abge- wandt hat und mit seinen Abraum- und Haldenprojekten ein schlankeres Geschäftsmodell anstrebt.

Der südafrikanische Tiefgoldbergbau ist aufgrund der steigenden Kosten und des Mangels an Explorationsmöglichkeiten nicht mehr so lukrativ wie früher; dennoch ist die Goldfördertätigkeit nach wie vor hoch, sodass DRD über reichlich Geschäft verfügt. Im Jahr 2022 erzielte DRD Einnahmen in Höhe von rund 280 Millionen Dollar, die aus zwei Tochtergesellschaften stammen, nämlich Far West Gold Recoveries und Ergo Mining Proprietary Limited. Das erstgenannte Unternehmen ist auf die Goldgewinnung westlich des Wits Basin spezialisiert, wobei die Sanierung von Abraumhalden, die Klassifizierung von Schlämmen, die Zyklonverarbeitung, die Verarbeitung im CIL-Kreislauf und die Ablagerung von Abraumhalden im Mittelpunkt des Geschäfts stehen. Das zweite Unternehmen (Ergo) konzentriert sich auf die oberirdische Rückgewinnung von Abraum im Zentrum von Johannesburg, das sich bis nach Ekhuruleni erstreckt. Das Unternehmen meldete in seinen jüngsten Halbjahresergebnissen eine Betriebsgewinnmarge von fast 30 Prozent, was angesichts der hohen Lohninflation und der bizarren Stromkosten im Jahr 2022 beeindruckend ist. Wie bereits erwähnt, können Abraumhalden ein Geschäft mit hoher Gewinnspanne sein, was Sibanye einen soliden Vermögenswert zur Verbesserung seiner finanziellen Effizienz verleiht. Aufgrund des hohen politischen Risikos werde ich meine kleine Position halten, jedoch nicht aufstocken.

Enbridge lieferte ein solides erstes Quartal 2023 ab und übertraf die Erwartungen der Analysten hinsichtlich des bereinigten Betriebsergebnisses. Das Unternehmen profitierte von einem im Vergleich zu den USA schwächeren kanadischen Dollar, darüber hinaus lag das Volumen über den Erwartungen. Wenn es hier eine gewisse Schwäche gab, dann im Segment der erneuerbaren Energien, wo die Preise etwas niedriger waren als erwartet. Insgesamt waren die Zahlen gut und Enbridge steigert weiterhin seinen AFFO (Cashflow orientierter Überschuss aus dem operativen Geschäft, der nachhaltig und wiederkehrend erwirtschaftet werden kann), während die Verschuldung sehr gut kontrolliert wird. Nur die steigenden Zinsen sind ein kurzfristiger Gegenwind. Ein zusätzlicher positiver Aspekt ist der Anfang Mai bekannt gegebene Mainline-Vergleich. Dies beseitigt für die Aktie ein Risiko. Enbridge hat nach eigenen Angaben eine Einigung mit den Kunden über die Mautgebühren für sein Mainline-Pipelinesystem erzielt, über das täglich mehr als 3 Millionen Barrel Rohöl und Flüssigkeiten aus Westkanada befördert werden. Die Ankündigung ist ein wichtiger Meilenstein für das in Calgary ansässige Pipelineunternehmen, das mit den Ölverladern über eine neue Mautvereinbarung verhandelt, um das größte kanadische Ölpipelinenetz durch langfristige Verträge zu füllen. Im November 2021 wurde sein Vorschlag noch von der kanadischen Energieregulierungsbehörde abgelehnt. Die hohe und sichere Dividende (circa 7 Prozent) machen die Aktien von Enbridge zu den jetzigen Kursen zu einer guten Inves- tition. Ich werde sie weiter halten.

Die Toronto-Dominion Bank gehört zu den großen Sechs, die zusammen 90 Prozent des kanadischen Bankensystems betreiben. Unter den großen Sechs ist TD am stärksten in nicht kanadischen Einkommensquellen engagiert. Etwa

38 Prozent der Erträge stammen aus den USA, wozu auch eine Beteiligung an der Charles Schwab Corporation gehört. Die Bank ist auch in den Vereinigten Staaten stark vertreten und verfügt dort über die meisten Zweigstellen kanadischer Banken. Makroökonomie hat für mich immer Vorrang vor Mikroökonomie, und die makroökonomische Situation sieht für kanadische Banken und Banken generell schwierig aus. Die »Mikro«-Ausgleiche sind eine attraktive Bewertung und eines der besseren Risikomanagement-Teams in der Branche. Aber meiner Meinung nach befinden wir uns immer noch inmitten eines perfekten Sturms und niemand weiß, ob wir eine weitere große Krise erleben werden. Solange das Risiko eines weiteren Bankenzusammenbruchs recht hoch ist, warte ich lieber ab, bevor ich in Banken investiere. Das Engagement in First Republic Bank hat mit gereicht. Ich verbrenne mir ungern zweimal die Finger. Mit circa 5 Prozent Gewinn werde ich die Aktien verkaufen.

Zum Schluss noch ein guter Rat von Ned Davis: »We are in the business of making mistakes. The only difference between the winners and the losers is that the winners make small mistakes, while the losers make big mistakes.« (»Es ist unsere Aufgabe, Fehler zu machen. Der einzige Unterschied zwischen den Gewinnern und den Verlierern ist, dass die Gewinner kleine Fehler machen, während die Verlierer große Fehler machen.«)

In den unten aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

DAX 15,98 % | EURO STOXX 50 P 18,39 % | SMI 5,13 % | RexP –0,20 % | SBI 7,97 % | Gold (in US-Dollar) 5,27 %

per 30. Juni 2023

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
30. Jun in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 Montag, 14.März 22 55.28 -17.63%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 Montag, 14.März 22 42.51 1.81%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 Montag, 14.März 22 69.02 30.13%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 Montag, 14.März 22 7.82 2.98%
Newcrest (früher Pretium) Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 Dienstag, 03.03.2022 14.53 34.04%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 34.04 6.79 24.92%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 Dienstag, 31 Januar 23 101.00 -46.95%
Newcrest (früher Pretium) Freitag, 05.Feb.21 9.10 Montag, 30. Januar 23 12.56 38.02%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 Montag, 30.November 21 30.60 15.73%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 Montag,30. Januar 23 5.77 -55.10%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 Freitag, 25. Februar 22 67.10 32.19%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 Montag,30. Januar 23 52.03 6.21%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 Montag,30. Januar 23 10.23 53.14%
Alibaba Freitag, 26.11.2021 116.50 Dienstag, 31 Januar 23 101.00 -13.30%
Carl Zeiss Meditech Mittwoch, 26.01.2022 137.40 Montag 18.07.2022 132.05 -3.89%
Alamos Donnerstag, 05.05.2022 7.50 10.94 3.44 45.87%
Sibanye Donnerstag, 05.05.2022 12.30 5.75 -6.55 -53.25%
Barrick Donnerstag, 05.05.2022 21.88 15.51 -6.37 -29.11%
Carl Zeiss Meditech Freitag, 06.05.2022 113.00 Montag 01.08.2022 142.00 25.66%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 01.06.2022 49.75 45.79 -3.96 -7.96%
Wheaton Mittwoch, 01.06.2022 38.70 Montag,30. Januar 23 41.83 8.09%
Hecla Mittwoch, 01.06.2022 4.40 Montag,30. Januar 23 5.70 29.55%
Toronto-Dominion Bank 16.03.2023 54.00 57.00 3.00 5.56%
First Rep.Bank 16.03.2023 30.00 Montag, 8.Mai 23 0.00 -100.00%
First Rep.Bank 16.03.2023 21.40 Montag, 8.Mai 23 0.00 -100.00%
Totaler durchschnittlicher Wertzuwachs bei gleich grosser Anlage in jedem Titel -2.33% 8.78%

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ich habe eine Position in den aufgeführten Wertpapieren entweder durch Aktienbesitz, Optionen oder anderen Derivaten. Ich habe diesen Artikel selbst verfasst, und er gibt meine eigene Meinung wieder. Ich stehe in keiner geschäftlichen Beziehung zu einem Unternehmen, dessen Aktien in diesem Artikel erwähnt werden. Dieser Informationsbrief dient ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Alle hierin geäußerten Meinungen sind keine Anlageempfehlungen und sollen nicht als Grundlage für Anlageentscheidungen dienen. Der Autor handelt nicht in der Funktion eines Anlageberaters und ist kein registrierter Anlageberater. Der Autor empfiehlt Anlegern, einen qualifizierten Anlageberater zu konsultieren, bevor sie einen Handel tätigen. Alle hierin enthaltenen Prognosen, Marktausblicke oder Schätzungen sind zukunftsgerichtete Aussagen, die auf be- stimmten Annahmen beruhen und nicht als Hinweis auf tatsächlich eintretende Ereignisse verstanden werden sollten. Bei diesem Artikel handelt es sich nicht um einen Investment- Research-Bericht, sondern um eine zu einem bestimmten Zeitpunkt verfasste Meinung. Die hierin zum Ausdruck gebrachten Meinungen des Autors beziehen sich nur auf einen kleinen Querschnitt von Daten im Zusammenhang mit einer Investition in die genannten Wertpapiere. Jede dargestellte Analyse basiert auf unvollständigen Informationen und ist in ihrem Umfang und ihrer Genauigkeit begrenzt. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen und Daten stammen aus Quellen, die für zuverlässig gehalten werden, deren Richtigkeit und Vollständigkeit jedoch nicht garantiert werden kann. Der Autor lehnt ausdrücklich jede Haftung für Fehler und Auslassungen im Service und für die Nutzung oder Interpretation der hier enthaltenen Informationen durch andere ab. Alle Meinungen, Einschätzungen und Schlussfolgerungen beruhen auf dem besten Wissen und Gewissen des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Der Autor übernimmt keine Verpflichtung, die Informationen in diesem Dokument zu korrigieren, zu aktualisieren oder zu überarbeiten oder auf andere Weise zusätzliches Material bereitzustellen. Alle Investitionen bergen Risiken einschließlich des Verlusts des Kapitals. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge.

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 6

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

Wilen, den 6. Juni 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

Demokratie hin, Demokratie her – selbst demokratische Staaten werden immer autokratischer. Ein Beispiel aus Italien: Premierministerin Giorgia Meloni, von der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia mit einer Anhängerschaft von 2,7 Millionen auf Facebook, begnügt sich nicht mit der Parlamentsmehrheit, sie bringt auch den Sender RAI unter ihre Kontrolle. Die RAI ist staatlich und wer hier herrscht, verfügt über das zentrale Propagandaorgan des Landes. Der bisherige Senderchef Carlo Fuortes wurde noch von Mario Draghi ernannt. Nun hat Giorgia Meloni ein Dekret erlassen, mit dem die für italienische Intendanten gültige Altersgrenze von 70 Jahren auch auf Ausländer ausgeweitet wird, ein netter Taschenspieler-Trick. Damit müsste der bisherige Intendant des bekannten Theaters San Carlo in Neapel, der Franzose Stephane Lissner, sofort in Pension gehen. Diese Position sollte Carlo Fuortes übernehmen.

Allerdings hat Lissner beim Arbeitsgericht Beschwerde und Fuortes inzwischen genervt seinen Rücktritt eingereicht. Giampaolo Rossi, Professor und Kulturagitator, glühender Fan von Netanjahu, Putin und Orban, wird nun RAI- Generaldirektor. Er ist ein Rechtsextremist, der den angeblich »linken Mainstream« bei RAI verändern soll. Auch sollen die Direktoren der Nachrichtensendungen in den drei Hauptprogrammen ausgewechselt werden. Ebenso will Giorgia Meloni bei den Unternehmen mit Staatsbeteiligung mitreden. Beim Stromversorger Enel wurde die Führungsspitze bereits mit ihren Vertrauensleuten besetzt. Dasselbe ist beim Rüstungskonzern Leonardo, dem Energiekonzern ENI und der Netzgesellschaft Terni geschehen. Die Staatsbahn Ferrovie dello StatoItaliane und die italienische Post sollen folgen. Die beiden italienischen Rentenkassen INPS und INAIL wurden unter die Führung eines Sonderkommissars der Regierung gestellt. Das könnte es einfacher machen, italienische Staatsanleihen zu platzieren.

Doch Giorgia Meloni ist in bester Gesellschaft – hier eine Auswahl, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

  • Recep Tayyip Erdoğan gewann die Präsidentschaftswahlen in der Türkei – trotz Lebenshaltungskostenkrise, einer abstürzenden Währung und des öffentlichen Ärgers über die verpatzten Hilfsmaßnahmen nach den schweren Erdbeben vom Februar. Er bleibt damit für weitere 5 Jahre in dem Amt, das er schon seit 20 Jahren innehat.
  • Donald Trump ist immer noch der aussichtsreichste republikanische Kandidat für die US- Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr. Die Wähler sollten inzwischen seine charakterlichen Schwächen und die chaotischen Erfahrungen aus seiner Amtszeit
  • Emmanuel Macron hat mit seiner notwendigen Rentenreform Marine Le Pen vor den Wahlen 2027 deutlich gestärkt. Ihre Partei schnitt bereits bei den Parlamentswahlen im letzten Jahr bestens
  • Viktor Orban bleibt in Ungarn unbeweglich und blockiert die EU auf allen
  • Wladimir Putin führt Krieg in der Ukraine, wird aber wahrscheinlich seine Präsidentschaft 2024 verlängern.
  • Narendra Modi strebt im nächsten Jahr seine dritte Amtszeit als indischer Premierminister an und verfolgt seine hindu-nationalistische Politik
  • Die Sozialistische Partei von Ministerpräsident Pedro Sánchez hat gerade gegen die rechtsgerichteten Parteien in Spanien bei den Kommunalwahlen eine herbe Niederlage erlitten. Das Ergebnis könnte der konservativen Volkspartei zusammen mit VOX (der AfD Spaniens) den Weg zur Rückkehr an die Macht bei den vorgezogenen Wahlen im Juli ebnen.

Das alles zeigt: Krisen sind der perfekte Nährboden für Extremismus und Autokraten werden stärker. Das Image des starken Mannes scheint im In- und Ausland einer konservativen Basis die Mehrheit zu sichern. (Deutschland kennt das, Gott hilf uns!) Ob das eine positive Entwicklung ist, wage ich zu bezweifeln. Hoffen wir, dass sich die Vernunft, die doch immer auf die Ausbalancierung der Mächte setzt, doch noch durchsetzt.

Nachdem sich Republikaner und Demokraten auf eine neue US-Schuldenobergrenze geeinigt haben, ist mit einem Anstieg der Risikoaktiva zu rechnen. Diese Gewinne könnten jedoch aufgrund des kurz- und langfristigen Gegenwinds von kurzer Dauer sein. Die in der Vereinbarung vorgesehene Begrenzung der Staatsausgaben wird für Gegen- wind in der US-Wirtschaft sorgen, die bereits durch die höchsten Zinssätze seit Jahrzehnten und den eingeschränkten Zugang zu Krediten leidet. Die Ausgaben der US-Regierung haben in den letzten Quartalen dazu beigetragen, das US-Wachstum trotz des Gegenwinds zu stützen, der u. a. von einem Einbruch im Wohnungsbau ausging, und die Einigung über das Schuldenlimit wird diesen Impuls wahrscheinlich zumindest dämpfen. In der unmittelbaren Zukunft werden die USA wahrscheinlich ihren Finanzierungsbedarf durch den Verkauf von Staatsanleihen im Wert von etwa 1 Billion Dollar decken und damit den Märkten Liquidität entziehen. Das wird die Finanzpolitik etwas restriktiver machen, während die Geldpolitik bereits restriktiv ist und wahrscheinlich noch restriktiver wird. Damit bewegen sie sich in die entgegengesetzte Richtung und verstärken sich gegenseitig. Das Thema Schuldenobergrenze ist darüber hinaus auch nicht endgültig ad acta gelegt, denn die Grenze wurde nicht abgeschafft. Damit bleiben unnötige Risiken und Unsicherheiten in einer sich verlangsamenden Wirtschaft. Außerdem weist der aktuelle Inflationswert in den USA erneut auf eine Zinserhöhung im Juni hin. Daher haben die Händler ihre Erwartungen für Zinssenkungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 gesenkt. Obwohl sich die Inflationsraten in den wichtigsten Volkswirtschaften verlangsamen, erweist sich die wahrscheinlich langfristige Höhe der Inflationsrate als zu hoch.

Seit Jahren weise ich darauf hin, dass die Politik mehr Einnahmen braucht, da sie unfähig ist die Wehr-, Sozial- und Rentenausgaben zu kürzen. Hinzu kommen jetzt auch noch höhere Zinsen auf die zu hohen Staatsverschuldungen. Anstatt immer darum herumzureden, fordert SPD-Chef Klingelbeil jetzt Steuererhöhungen. Die klimaneutrale Transformation der Wirtschaft gebe es nicht zum Nulltarif, sagte er. Seine Partei werde deshalb bis Dezember ein neues Steuerkonzept vorstellen – und die Reichen mehr belasten. Um es richtig zu verstehen: Reich sind die, die mehr als das Durchschnittseinkommen von 3.600 Euro brutto pro Monat verdienen. Die Grünen planten den Spitzensteuersatz für »Gutverdiener«, Jahresbruttoeinkommen von circa 58.000 Euro, zu erhöhen. Es wird nicht die Reichen, son- dern wie üblich die arbeitende Mittelschicht treffen.

Festverzinsliche Wertpapiere

Die neue Schuldenobergrenze in den USA macht eine Zinssenkung – es sei denn, es kommt zu einer deutlichen Abschwächung der Wirtschaft – unwahrscheinlich. Dennoch könnte es zum ersten Mal in diesem Zinserhöhungszyklus sein, dass die Fed auf der nächsten FOMC-Sitzung eine Zinspause ankündigen wird. Dies könnte den Anschein erwe- cken, als würde es die Risikoaktiva unterstützen, denn man erwartet, dass sie darauf mit Stärke reagieren. Wenn wir uns aber an der Vergangenheit orientieren, zeigt sie auch, dass Zinssenkungen auf Zinspausen folgen und Zinssenkungen als Reaktion auf eine ernsthafte wirtschaftliche Schwäche erfolgen. Traditionell schneiden Risikoanlagen nach Zinssenkungen nicht gut ab.

In Europa dürfte noch keine Zinssenkung von der Zentralbank kommen. Sie läuft wie üblich der amerikanischen hinterher. Allerdings sieht hier die Entwicklung ähnlich aus: Die nicht realisierten Verluste häufen sich in den Bankbilanzen: Die Zahlungsrückstände bei den Verbraucherkrediten (siehe Grafik) haben in den USA den höchsten Stand seit der Finanzkrise erreicht. Das muss sich früher oder später im Konsum niederschlagen.

Die rückständigen Konsumentenkredite in Deutschland konnte ich nicht ermitteln. Statista (siehe Grafik unten) weist allerdings ständig steigende Kredite für Privatverbraucher aus. Auch das kann nicht endlos weitergehen.

Bei der jährliche Investorenversammlung von JP Morgen Chase sagte der Vorstandsvorsitzende Jamie Dimon: »Der einfachste Weg für eine Bank, Kapital zu erhalten, ist, den nächsten Kredit nicht zu vergeben, und ich denke, jeder sollte darauf vorbereitet sein, dass die Zinsen von nun steigen werden.« Dass Banken seinem Rat folgen, zeigt die folgende Grafik:

Darüber hinaus gab er an, seinen Kunden geraten zu haben, sich auf 6 oder 7 Prozent Zinsen für 10-jährige Anleihen vorzubereiten, und wies darauf hin, dass die Federal Reserve die 5- und 10-jährigen Zinssätze für Anleihen nicht kontrolliere.

Aktien

Trotz mannigfaltiger Probleme haben sich die Aktienindizes von ihren Tiefstständen im Herbst erholt. Die Probleme werden ausgeblendet, aber das ist die Natur der kurzfristig agierenden Börsen. Noch sehen wir die Rezession nicht und wir haben die Energiekrise, auch aufgrund des milden Winters, gut gemeistert. Die Gewinne sehen gut aus. Allerdings steuern die erfahrenen Finanzvorstände die Erwartungshaltung so, dass die Gewinne bei Veröffentlichung positiv überraschen. Hinzu kommt, dass die Regierung der USA ihre Ausgaben, seit das Schuldenlimit erreicht wurde, nicht mehr mit neu ausgegebenen Staatsanleihen, sondern von ihrem Konto bei der Zentralbank (Fed), dem soge- nannten Treasury General Account (TGA) finanziert hat. Damit wurde das vorher von der Fed neutralisierte Geld wieder dem Finanzsystem zugeführt: Im März hat die Fed wegen der Bankenkrise weitere 300 Milliarden Dollar in das System geschleust. Auch China und Japan stellten dem System Geld zur Verfügung. Ein Teil dieses Geldes ist an die Börse geflossen, da die Entwicklung als bullish beurteilt wurde. Da die EZB dieses Mal zurückhaltender war, suchte viel Kapital den Weg in die optisch günstiger bewerteten europäischen Aktienmärkte.

Ich habe in der Einleitung auf eine Wahrscheinlichkeit des Liquiditätsentzugs für die Wirtschaft hingewiesen. Hinzu kommt in der ganzen Welt die Heraufsetzung der Verleihungsmaßstäbe bei Krediten. Aus den USA kennen wir das Ergebnis aus der Vergangenheit. In vier Fällen sind in den letzten 50 Jahren die Bankkredite aller Geschäftsbanken von einem Höchststand zum nächsten um mindestens 1,5 Prozent zurückgegangen. Das klingt nicht viel, aber es war damals eine Warnung für den Aktienmarkt:

  • Einen Rückgang der Bankkredite um 1,9 Prozent im Jahr
  • Einen Rückgang der Bankkredite um 2,2 Prozent im Jahr
  • Ein Einbruch der Bankkredite um 6,9 Prozent zwischen 2008 und
  • Ein Rückgang der Bankkredite um 1,5 Prozent seit Mitte März

In jedem der drei vorangegangenen Fälle, in denen die Kreditvergabe nachweislich eingeschränkt wurde, verlor der S&P 500 etwa die Hälfte seines Werts. Da den Unternehmen potenziell weniger Kredite für Einstellungen, Übernahmen und Innovationen zur Verfügung stehen, hatte sich eine wirtschaftliche Schwäche eingestellt. Wie heißt es so schön: Aller guten Dinge sind drei. Hoffen wir, es werden nicht vier.

Wir stehen vor der Entscheidung: Entweder kommt es zu einem Konjunkturabschwung mit Rezession und einem Rückgang der Unternehmensgewinne oder es gibt gar keine Landung und der Zyklus wird verlängert mit entsprechenden Konsequenzen für die Inflation. Ich glaube, dass die Probleme in der zweiten Jahreshälfte deutlich werden. Die Rezessionswahrscheinlichkeit der New Yorker Fed ist jetzt auf Rezessionsniveau. Ihr Modell schätzt die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession anhand des Treasury-Spreads (der Differenz zwischen dem 10-jährigen und dem 3- monatigen Treasury-Satz). Dieser Indikator besagt derzeit, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession innerhalb der nächsten 12 Monate bei 68 Prozent liegt, ein Wert, der außerhalb von Rezessionsperioden noch nie erreicht wurde.

Dann werden die Zentralbanken ihre quantitativen Straffungen aufgeben. Und wenn der Markt so zurückgeht, wie ich es erwarte, könnte das erste Zwischenziel meines immer wieder erwähnten M-Zyklus von circa –30 Prozent für die Aktienmärkte erreicht werden. Wenn das eintritt, beginnen wir mit einer weiteren Aufwärtsbewegung, denn die Notenbanken werden wieder Gas geben und die nächste Hausse auslösen.

Aber im Moment sieht es noch anders aus – dank der »Babyblase« im Bereich der künstlichen Intelligenz. Das war das beherrschende Marktthema im Mai, so der Stratege Michael Hartnett. In der Woche bis zum 31. Mai zogen Tech-Fonds einen Rekordbetrag von 8,5 Milliarden Dollar an.

Und ja, falls Sie sich wundern sollten, die Fakten sind höchst ungewöhnlich. Eine kleine Gruppe von Mega-Cap-Aktien steht fast hinter der gesamten Rallye des S&P 500 im Jahr 2023. Die Anleger sind wieder in die im letzten Jahr angeschlagenen Aktien eingestiegen und haben kleinere Werte angesichts der makroökonomischen und banktechnischen Unsicherheiten gemieden. Auf sieben Tech-Aktien entfallen fast 90 Prozent der Gewinne des S&P 500 – ein Zeichen dafür, dass die Marktrallye möglicherweise nicht so gesund ist.

Es bleibt bei der Achterbahnfahrt.

Rohstoffe

Langfristig sind die Bedingungen für Gold perfekt, um auf neue Rekordhöhen zu steigen. Gold entwickelt sich in der Regel gut in Zeiten von Turbulenzen, wenn die Staatsdefizite steigen und der Dollar fällt. Der erste Haussemarkt für Gold war in den 1970er-Jahren: 1973 stieg der Goldpreis um 73 Prozent und 1974 um weitere 60 Prozent. Der Aktienmarkt fiel damals in eine zweijährige Baisse. Die andere große Gold-Hausse war in den 2000er-Jahren, die ein verlorenes Jahrzehnt für Aktien waren. Letztes Jahr gab es eine Rekordmenge an Zentralbankkäufen und dieser Trend hat sich im ersten Quartal fortgesetzt. So hat zum Beispiel die Zentralbank von Singapur in den ersten drei Monaten 70 Tonnen gekauft und Polen im April 15 Tonnen. Die Kaufaktivität der asiatischen Länder hat den Goldpreis auf den aktuellen Stand von fast 2.000 US-Dollar pro Unze gehoben. Nach der Hausse seit Oktober letzten Jahres sind wir jetzt in der saisonalen Korrekturphase. Der Goldpreis entwickelt sich von August/September bis Februar gut. In der Regel gibt dann es einen schlechten März, der oft den Tiefpunkt für das Jahr festlegt. Danach kann es zu einem kleinen Aufschwung kommen, gefolgt von einer weiteren Schwächephase im Juni und Juli. Die Goldminenaktien legen meist um das 2- bis 3-Fache des Goldpreises zu. In derselben Proportion verlieren sie, wenn der Goldpreis fällt. Deswegen sind sie im Moment in einem schwierigen Fahrwasser. Die guten Minengesellschaften haben allerdings durchschnittliche Betriebskosten von 1.100 US-Dollar je Unze, weit unter dem Marktpreis von 1.950 Dollar. Wichtig ist auch die Lage der Minen. Die Finanzen der Förderländer haben sich kontinuierlich verschlechtert und in Lateinamerika gibt es immer mehr linksgerichtete Regierungen. Die Forderungen an die Gesellschaften einen größeren Teil ihres Gewinns abzugeben, werden daher immer lauter. Da die meisten großen Goldminengesellschaften jahrelang einen Produktionsrückgang verzeichneten, weil sie im letzten Jahrzehnt nicht viel investiert haben, kaufen sie jetzt andere Unternehmen auf, um ihre Reserven zu erhöhen. Sie konzentrieren sich auf die besten und sichersten Bergbauregionen, nämlich Kanada, die USA und Australien.

Im Rohstoffbereich wird es trotz Rezession aufgrund der strukturellen Knappheit besser als bei den Aktien aussehen. Dort haben wir seit vielen Jahren eine Unterinvestitionen und zusätzlich könnte die politische Situation eine Rolle spielen. Das wird zu einem starken Anstieg der Rohstoffpreise führen. Während Öl in den nächsten Monaten, wegen des Rezessionsszenarios, zunächst vielleicht wieder auf 60 Dollar fallen könnte, glaube ich, dass der Ölpreis in den Jahren 2025 oder 2026 wahrscheinlich auf 150 Dollar/Barrel steigen wird. Das wird die Inflationsrate wieder nach oben treiben – mit den bekannten Folgen: höhere Zinsen und höhere Anleiherenditen infolge der erneuten Straffung durch die Zentralbanken. Dieser zweite Inflationszyklus 2025/26 dürfte dann, auch wegen des Vertrauensverlustes der Anleger und der höchsten Verschuldung, die die Welt jemals hatte, zu einer viel tieferen Rezession führen.

Devisen

Warren Buffet sagte bei der Hauptversammlung seiner Berkshire Hathaway Holding: »Die hohen Ausgaben der amerikanischen Regierung könnten verheerende Folgen haben. Amerika hat viel zu bieten, aber das bedeutet nicht, dass wir unbegrenzt Geld drucken können. Wenn die Leute einmal das Vertrauen in den Dollar verlieren, dann ist es schwer zu sagen, wie man sich davon wieder erholen kann.« Denn die wichtigste Voraussetzung für den Status einer Leitwährung lautet: Es dürfen niemals Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des Staates aufkommen, der hinter ihr steht. Doch genau diese Gefahr ist derzeit real, auch wenn wir erst 2024 einen erneuten Showdown im amerikanischen Parlament erleben werden. Viele der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) wollen die Dollar- Dominanz brechen, nicht zuletzt um ihre geopolitischen Ziele zu erreichen. Brasilien und China haben kürzlich eine Vereinbarung getroffen, um den Handel in ihren Landeswährungen abzuwickeln und den Dollar zu umgehen. Indien und Malaysia unterzeichneten ein Abkommen zur verstärkten Verwendung der Rupie im grenzüberschreitenden Handel. Selbst der US-Verbündete Frankreich beginnt, Transaktionen in Yuan abzuwickeln. Währungsexperten hüten sich davor, wie Kassandras zu klingen, die im vergangenen Jahrhundert bei zahlreichen Gelegenheiten fälschlicherweise den baldigen Untergang des Dollars vorausgesagt haben. Und doch erkennen sie in dieser plötzlichen Welle von Vereinbarungen zur Umgehung des Dollars die Art von schrittweisen, sinnvollen Maßnahmen, die in der Vergan- genheit in der Regel fehlten.

In der Vergangenheit hat die Währung der jeweils führenden Wirtschaftsmacht die Funktion der Reservewährung übernommen. Heute versucht China den USA diesen Rang streitig zu machen. Vielleicht klappt es. Allerdings waren die Zeiten, in denen eine bestehende Weltreservewährung abgelöst wurde, politisch und gesellschaftlich immer schwierige Zeiten, die oft mit Kriegen verbunden waren. Je weiter der Kalte Krieg zwischen China und den USA eska- liert, desto schneller wird der US-Dollar an Bedeutung als Reservewährung verlieren. Darüber hinaus sind die USA mit Auslandsverpflichtungen von 13 Billionen Dollar, was circa die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts ist, weltweit der größte Schuldner. Die Ablösung einer Weltreservewährung ist allerdings immer ein Prozess, der über Jahrzehnte läuft. Wenn ich den ehemaligen US-Finanzminister Larry Summers, der auf die schwache Konkurrenz hinwies, zitie- ren darf: »Europa ist doch ein Museum, Japan ein Altersheim und China ein Gefängnis.«

Portfoliostrategie

Wegen der Saisonalität habe ich einen Teil der Goldminenakten im Januar und Februar (zu früh) verkauft und habe daher Bargeld auf Lager in Erwartung einer Gelegenheit zum erneuten Kauf von Minenaktien. Hoffentlich bin ich nicht zu vorsichtig, denn ich erwarte, dass diese günstige Gelegenheit bei den Minenaktien zu einigen deutlichen Gewinnen führen wird, sobald der Haussemarkt bei Gold wieder beginnt. Zum Glück für mich sind Alamos und Ag- nico immer noch meine beiden weitaus größten Positionen.

In den unten aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

DAX 12,50 % | EURO STOXX 50 P 13,47 % | SMI 4,55 % | RexP 1,41 % | SBI 8,23 % | Gold (in US-Dollar) 7,82 %

per 31. Mai 2023

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
31. Mai in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 Montag, 14.März 22 55.28 -17.63%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 Montag, 14.März 22 42.51 1.81%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 Montag, 14.März 22 69.02 30.13%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 Montag, 14.März 22 7.82 2.98%
Newcrest (früher Pretium) Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 Dienstag, 03.03.2022 14.53 34.04%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 32.95 5.70 20.90%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 Dienstag, 31 Januar 23 101.00 -46.95%
Newcrest (früher Pretium) Freitag, 05.Feb.21 9.10 Montag, 30. Januar 23 12.56 38.02%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 Montag, 30.November 21 30.60 15.73%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 Montag,30. Januar 23 5.77 -55.10%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 Freitag, 25. Februar 22 67.10 32.19%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 Montag,30. Januar 23 52.03 6.21%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 Montag,30. Januar 23 10.23 53.14%
Alibaba Freitag, 26.11.2021 116.50 Dienstag, 31 Januar 23 101.00 -13.30%
Carl Zeiss Meditech Mittwoch, 26.01.2022 137.40 Montag 18.07.2022 132.05 -3.89%
Alamos Donnerstag, 05.05.2022 7.50 12.34 4.84 64.53%
Sibanye Donnerstag, 05.05.2022 12.30 6.70 -5.60 -45.53%
Barrick Donnerstag, 05.05.2022 21.88 15.81 -6.07 -27.74%
Carl Zeiss Meditech Freitag, 06.05.2022 113.00 Montag 01.08.2022 142.00 25.66%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 01.06.2022 49.75 47.53 -2.22 -4.46%
Wheaton Mittwoch, 01.06.2022 38.70 Montag,30. Januar 23 41.83 8.09%
Hecla Mittwoch, 01.06.2022 4.40 Montag,30. Januar 23 5.70 29.55%
Toronto-Dominion Bank 16.03.2023 54.00 53.00 -1.00 -1.85%
First Rep.Bank 16.03.2023 30.00 Montag, 8.Mai 23 0.00 -100.00%
First Rep.Bank 16.03.2023 21.40 Montag, 8.Mai 23 0.00 -100.00%
Totaler durchschnittlicher Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 0.97% 8.78%

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Über Heizung in den Sozialismus

An dem Entwurf zur Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, mit dem die CO2 –Emissionen des Gebäudesektors gedrosselt werden sollen und nur die Handschrift der Grünen trägt, kann man eindeutig sehen, dass mit dem Deckmantel des Umweltschutzes sukzessive sozialistische Strukturen geschaffen werden.

Die Kernelemente einer sozialistischen Wirtschaftsform sind ein übergroßer Staatsapparat mit einer Heerschar von Beamten, welche ständig darüber brüten, welche Vorschriften sie den Bürger zur Umsetzung ihrer ideologischen Einstellung bzw. Erreichung der „sozialen Gerechtigkeit“ machen können. Man vertraut somit nicht auf deren Selbstbestimmung und Eigeninitiative der Bürger, d.h. auf soziale Marktstrukturen, sondern glaubt, dass nur Vorschriften und Verbote mit einem Kompendium unsinniger Regeln die Beglückung der Bürger erreicht werden kann.

Wie uns die Geschichte aber gelehrt hat, ist ein solch großer Staatsapparat einfach nicht effizient und äußerst schwerfällig, die Steuergelder versickern im Behörden- und Genehmigungswirrwarr und die Freiheit der Bürger wird damit eingeschränkt und läuft Gefahr, in einem autokratischen System zu enden.

Mit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes wird extrem in die Selbstbestimmung der Bürger eingegriffen, nötigt diesen, sich letztlich nur auf ein Heizungsprodukt, die Wärmepumpe mit all den noch ungelösten Problemen (z.B. ausreichende Stromversorgung/ Lärmbelästigungen / notwendige Leistung ? etc) , zu nehmen ungeachtet der damit einhergehenden nicht durchdachten Finanzierbarkeit der mit hohen Kosten vorgesehenen und damit notwendigen  Gebäudesanierungen.

Öl- und Gasheizungen werden grundsätzlich nicht gefördert. Ausnahme: Heizungen, die auch mit Wasserstoff nutzbar sind, die Umrüstung auf Wasserstoffbetrieb ist förderfähig.  Hier bleibt zu bemerken, dass in den nächsten Jahren wenn nicht Jahrzehnten die Menge an Wasserstoff für die Beheizung der Wohnhäusern nicht zur Verfügung stehen wird und  somit ein Gesetz beschlossen wird, welches man als Luftnummer bezeichnen kann.

Um dem geneigten Leser zu zeigen, welcher Bürokratieblähbauch damit wieder geschaffen wird, hier die bislang bekannten Förderelemente (lt. Handelsblatt) wie folgt:

Förderelement 1: Grundförderung aller im Paragraph 71 des neuen Gebäudeenergiegesetzes aufgelisteten  Heizungsoptionen  werden mit dem gleichen Fördersatz  von 30% gefördert.

Förderelement 2: Zusätzlich  zur Grundförderung  soll es Zuschläge  in Form eines Klimabonus gebe.

  • Klimabonus I: Eigentümer, die nicht zum Tausch ihrer alten Heizung verpflichtet sind, dies aber dennoch tun, sollen einem zusätzlichen Bonus in Höhe von 20% bekommen. Das betrifft Altbesitzer, die die Immobilie vor 2002 bewohnt haben (warum nicht früher??) sowie Personen über 80 Jahre (warum über 80??). Auch Eigentümer, die einkommensabhängige Sozialleistungen erhalten (welche?? Bürgergeldempfänger können sich einen solchen Umbau grundsätzlich nicht leisten), sollen diesen Klimabonus erhalten.
  • Klimabonus II: Dieser Klimabonus in Höhe von zusätzlichen 10% wird gewährt für den Austausch von Kohleöfen, Öl- und Gas-Konstanttemperaturkesseln, wenn der Austausch mindestens  5 Jahre  vor dem Datum einer gesetzlichen Austauschpflicht (wann genau??) Erfolgt der Austausch nach einer bestehenden  Austauschpflicht, gibt es den Bonus nur, wenn der Erneuerbaren-Anteil der neuen Heizungen bei mindestens 70% liegt (wie überprüfbar??)

Die Auszahlung der Klimaboni I und II soll zeitlich so gestaffelt werden, dass zunächst  die ältesten Anlagen getauscht werden (wer führt hier die Buchhaltung darüber?). Die Regierung  verspricht sich davon, dass die Nachfrage an die notwendigen Handwerker- und Produktkapazitäten  angepasst wird und preistreibend  Effekte vermieden werden. So sind beispielsweise  ab 2024 alle Geräte förderfähig, die älter als 40 Jahre sind. Ab 2025 solche, die älter als 35 Jahre sind und ab 2026 solche, die älter als 30 Jahre sind.

  • Klimabonus III: Bei einer Heizung, die jünger als 30 Jahre ist und irreparabel kaputtgeht, gibt es einen Bonus von 10%, wenn der Austausch gegen eine neue Heizung  innerhalb von einem Jahr erfolgt und damit die gesetzliche Frist  von 3 Jahren nicht ausgeschöpft wird.

Förderelement 4: Die bestehende steuerliche Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen (§ 35 c im Einkommensteuergesetz) gilt weiter. Selbstnutzende Eigentümer können so  20% ihrer Investitionskosten direkt von der Einkommensteuerlast abziehen. Weitere Erweiterungsoptionen werden derzeit noch beraten.

Letztlich wird mit diesem Bestimmungswirrwarr  ein extremes und sehr ineffizientes Bürokratiemonster geschaffen.

  • Den Finanzämtern, die schon jetzt total überlastet sind, werden noch mehr Aufgaben zugeteilt (= weitere Personalaufstockungen), ebenso den Steuerberatern, welche aus guten Gründen dafür weitere Gebühren berechnen werden.
  • Die förderfähigen Bürger müssen sich mit einem Wust von Unterlagen rumschlagen, so auch der Steuerberater, die abwickelnde Bank nebst KfW (auch hier Personalaufstockungen) mit ihren 10 bis 20 Seiten an Anträgen, die Beamten (auch hier Personalaufstockungen) die es genehmigen müssen und dann geht es wieder zurück in der Kette. Haben wir alle nichts besseres zu tun, als tagein und tagaus über Anträge die Dinge des Lebens regeln zu müssen?
  • Zudem taucht die Frage nach der Überwachung dieser Regeln auf bzw. wer diese durchführen soll (kostet auch wieder Geld) . Das wird somit zu Unregelmäßigkeiten führen wie auch bei den Coronahilfen  und führt letztlich zu  weiteren  Schritten in Richtung eines  Überwachungsstaates.
  • Viele Eigenheim-/Eigentumswohnungseigentümer  oder deren Erben werden aus Gründen der nicht möglichen Finanzierung der umweltgerechten Sanierungsmaßnahmen zum Verkauf der Immobilien gezwungen werden und künftig mit Mietwohnungen vorlieb nehmen müssen. Dies wäre sowieso im Sinne der Grünen ist, da ihnen die Eigenheime und die Autos ein Dorn im Auge sind. Da helfen auch keine 80%igen Subventionen aber nur für Bürger, die weniger als € 20.000 im Jahr verdienen. Bei Umbaumaßnahmen bis zu € 150.000 würden die restlichen 20% = € 30.000 an Umbaukosten immer noch beim Immobilieneigentümer verbleiben, die er mit seinem Jahreseinkommen kaum finanzieren könnte.

Kurzum, ein Großteil  der für diese Transformation bereit gestellten Mittel wird dieses Bürokratiemonster verschlingen, es versickert einfach im nochmals aufgeblähten Bürokratiedschungel, obwohl man diesen abbauen wollte. Der Staatsanteil wird dadurch wieder weiter erhöht, die Freiheit der Bürger immer geringer.

Rufe nach Steuererhöhungen zur Erreichung der sozialen Gerechtigkeit (wie diese aussieht konnte mir bislang keiner richtig erklären), wie auch jetzt, werden nicht ausbleiben. Der Bürger wird somit immer weiter belastet und bekommt über Anträge diese zu einem kleinen Anteil vom Staat wieder zurück erstattet.

      Karikatur  veröffentlicht im Handelsblatt.

Vorschlag:

Warum senkt man nicht die Steuern, verkleinert parallel den Staatsapparat und gibt dem Bürger damit die Gelegenheit, die viele Dinge des Lebens – so auch die notwendigen Umweltschutzmaßnahmen –  selber finanzieren zu können. Alles könnte mit einer solchen Struktur viel schneller umgesetzt werden können und wäre effizienter, würde nicht ein Heer von Beamten und hochdotierten Staatssekretären nebst deren unverschämten Renten alimentieren.

Dieser Vorschlag wird aber aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit (= dem einen nimmt man es, den anderen gibt man es) nie umgesetzt werden, da somit die Politik  nicht mehr als Wohltäter und Stimmenfang in Erscheinung treten kann, und vergisst dabei, dass sie den Bürger vorher sukzessive ausgeraubt hat.

Ohlsbach, den 11.Mai 2023

Elmar Emde