Investmentbanking

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Historie:

Die Entstehungsgeschichte der Investmentbanken – damals Invest­ment­häu­ser genannt – geht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Sie hatten schon damals die Aufgabe, Neuemissionen von Wert­papieren an den Mann zu bringen. Damit wurden die neuen Industrien (industrielle Revolution) wie z. B. die neu geschaffene Schwerindustrie oder die Eisenbahnlinien und -ge­sellschaften finanziert.

In den USA begann diese Entwicklung etwa Mitte des 19. Jahr­hunderts. Kommerzielle Banken wandelten sich zunehmend in Wertpapierhandelsbanken, bzw. spezialisierten sich auf den lukrativeren Wertpapierhandel.

Auch hier hat die Geschichte gezeigt, dass viele mit großem Getöse neu emittierte Wertpapiere (Aktien, Anleihen usw.) nach gewisser Zeit nicht mehr das Papier wert waren, auf denen die Ver­sprechungen gedruckt wurden.

Dennoch genossen diese speziellen Banken und deren Geschäfts­gebaren bis zum großen Wall Street Crash im Oktober 1929 und der darauf folgenden Depression hohes Ansehen, waren sie doch die Anheizer und Gierbefriediger dieses jahrelangen Booms mit dem Ergebnis, dass es danach zu einer der stärksten regulierten Branchen in Amerika wurde.

Die Grundlage hierfür war der so genannte Glass Steagall Act von 1933, dem später dann noch der Securities Act, ebenfalls in 1933 und der Securities Exchange Act in 1934 folgte.

Diese Regulierungen verfolgten die Trennung des Bankgeschäftes in „Commercial Banks“, welche künftig ausschließlich nur das Ein­lagen- und Kreditgeschäft betreiben durften und in das Wertpapier­handelsgeschäft, welches nur den Investmentbanken vorbehalten war. Das dann für viele Jahrzehnte geltende so genannte Trenn­banksystem war geschaffen.

Kern dieser Regulierungen war die Vermeidung von Interessenskonflikten, die deutliche Reduzierung /­ Entmutigung der Spekulation und damit Stabilisierung des Bank- und somit Finanz­systems. Vorgaben, welche eigentlich auch noch heute gelten.

Die Konsequenz hieraus war, dass sich damals die Banken entscheiden mussten, ob sie das Geschäft des Commercial Bankings oder das des Investment Bankings betreiben wollen oder sie mussten sich in die entsprechenden Richtungen aufspalten oder Bereiche veräußern.

Die bisherigen reinen Investmentbanken waren somit durch diese Gesetze vor den großen Geschäftsbanken geschützt, führten aber auch zu geringeren Gewinnmargen, so dass Firmenfusionen größeren Ausmaßes stattfanden. Die Bedeutung der Investment­banken nahm damit zunächst aber eine untergewichtete Rolle ein.

Auch nach dem 2. Weltkrieg führte in den 60er Jahren u. a. der hohe Cash-Flow der amerikanischen Unternehmen und damit die geringe Nachfrage zu Wertpapieremissionen zu einem weiteren Geschäftsrückgang der Investmentbanken.

Erst in den 80er Jahren begann der phänomenale Aufstieg der Investmentbanken auf Basis der rasanten Entwicklung der elektronischen Medien, welche zu schneller Verfügbarkeit der Daten und einer erheblichen Ausweitung der Transaktionsvolumina führte. Aber nicht nur diese offiziellen Gründe waren es, die diesen Phönix aus der Asche entstehen ließen. Die 80iger Jahre kann man auch die Geburtsjahre der so genannten finanzmathematischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen bezeichnen, mit deren Hilfe Kredit­ratings oder wirtschaftliche Entwicklungen bei Dollar, DAX & Co. mit hoher Wahrscheinlichkeit errechnet werden können. Hierfür benötigt man hohe Rechnerkapazitäten, um erstellte und statistisch festgehaltene Daten der Vergangenheit in die Zukunft extrapolieren zu können.

Wer also die höchsten Rechnerkapazitäten und die besten mathematischen Köpfe zur Erstellung der besten und effizientesten Algorithmen zur Verfügung hat, kann mit der Wahrscheinlichkeit einer sehr hohen Trefferquote der Analyse rechnen und gibt den Investmentbanken dadurch einen Informationsvorsprung, welchen sie zu ihren Gunsten, aber zu Ungunsten der Anleger und Kunden ausnutzen oder ihren Großkunden zur Reduzierung von deren Risiken anbieten, allerdings mit der Maßgabe, die dafür notwendigen Derivate oder Emissionen gegen hohe Gebühren strukturieren zu dürfen.

Die Rechnerkapazitäten zum damaligen Zeitpunkt entwickelten sich erst sukzessive und erlebten bis zum heutigen Zeitpunkt unvor­stellbare Kapazitäten (siehe Rubrik „Wahrscheinlichkeitsrechnungen“)

Diese Entwicklung führte dazu, dass der Glass Stegal Act bis 1999 zunehmend aufgeweicht wurde und sich die Commercial Banken und die Investmentbanken zunehmen vermischten, bzw. die deut­lich kleineren Investmentbanken von den großen Geschäftsbanken aufgekauft /­ übernommen wurden.

J.P. Morgan erhielt als die erste Geschäftsbank die Genehmigung, Investmentbanking Schritt für Schritt zu betreiben, alle namhaften US-ameri­ka­nischen Banken folgten bald diesem Beispiel, so dass in 1999 mit dem Gramm-Leach-Bliley Act das Trennbanksystem voll­ständig aufgehoben wurde. Somit war es den US-amerikanischen Banken wieder erlaubt, neben dem Commercial Banking auch das Investment Banking zu betreiben.

In Deutschland beispielsweise begann die Deutsche Bank als erste Geschäftsbank in 1989 eine Investmentbank, die Morgan Grenfell, zu übernehmen und komplettierte dieses Geschäftsfeld in 1998 mit der Übernahme des US-Konkurrenten Bankers Trust. In 1995 folgten dann die Dresdner Bank mit Kleinwort Benson und andere Banken, die sich den Kauf einer Investmentbank nicht leisten konnten, folgten mit dem Aufbau entsprechender Abteilungen.

In der Schweiz begann bereits 1988 die Credit Suisse mit der Über­nahme der First Boston.

Mit dieser Entwicklung wurde der Grundstein für Krisen gelegt, welche als Dotcom-Blase, Finanzkrise und Staatsschuldenkrise bis heute die Welt erschüttern. Die „Büchse der Pandora“ begann sich sukzessive zu öffnen und keiner weiß mehr, wie die zwischenzeit­lich voll geöffnete Büchse wieder geschlossen werden kann.

Zwischenzeitlich beeinflussen die Investmentbank-Produkte das gesamte Anlagespektrum bis hin zu den anlegenden Rentnern und Kleinanlegern in den kleinsten Käffern unserer Republik. Man muss nur einmal bei einer Sparkasse, Volksbank oder einer Geschäftsbank wie Commerzbank, Deutsche Bank oder Uni-Credit usw. das Anlage­spektrum abfragen und wird dann erstaunt feststellen, dass nahezu nur strukturierte Finanzprodukte wie Investmentfonds, Zertifikate, Lebensversicherungen (= Investmentfonds mit aufgesetzter Risiko-Lebensversicherung) und sonstige „hochinteressante“ oder „sichere“ Mischmasch-Produkte über den Ladentisch dieser Banken angeboten werden.

Die Aufteilung und Benennung der Geschäftsbereiche wird unterschiedlich gehandhabt. Beispielsweise wurden im Dezember 2012 in einem skeptischen Ausblick für das Jahr 2013 die Geschäftsbereiche der Investment­banken in Deutschland in nur vier Bereiche aufgeteilt, und zwar unter

  • Gebühren Investment-Banking,
  • Fusionen und Übernahmen,
  • Aktienemissionen und

im jeweiligen Bereich wurden die jeweils 10 führenden Banken genannt. Auffallend hierbei war, dass bei Addition aller Einnahmen dieser 10 Banken pro Bereich der Bereich „Gebühren Investment-Banken“ einen Anteil von rd. 78 % einnahm, ohne näher erläutert zu werden.

Des Weiteren war auffallend, dass in allen hier aufgeführten vier Bereichen die Deutsche Bank in drei Bereichen den ersten Platz und nur im Bereich Fusionen und Übernahmen den zweiten Platz hinter Morgan Stanley einnahm.

Schon lange arbeiten in diesen Finanzprodukte produzierenden Einheiten der Finanzindustrie keine Bankkaufleute mehr, sondern fixe Händler ohne Risikoverstand und Kreditexpertise, welche nur die vorgegebenen Produkte auf den Markt werfen müssen sowie Mathematiker und Physiker mit dem Ziel, ausgefeilte strukturierte und mathematisch sehr komplexe Finanzprodukte zu erschaffen zwecks Verlagerung und Verschleierung von Risiken gleich welcher Art auf andere nicht informierte Anleger, nur um den Ertrag des eigenen Bankhauses und damit den eigenen Boni zu mehren, koste es, was es wolle. Das Interesse der Anleger, nach dem Jargon der Investmentbanker auch Muppets = Vollidioten genannt, steht dabei ganz hinten an. Eigentlich sollte es im Sinne einer Dienstleistung anderes sein und nicht nur eine Seite des Anlagegeschäftes be­günstigen. Zwischenzeitlich hat sich aber dieses Geschäftsgebaren als normal herauskristallisiert, ja mutierte sogar zu einer Finanz­ideologie, welche vermutlich erst beim nächsten Crash den not­wendigen Dämpfer und eine Erdung erfahren wird.

Die bewusste Benachteiligung sowohl der Privatanleger als auch die mit dem Heiligenschein der unfehlbaren Anlagekompetenz ver­sehenen Institutionellen Anleger kann nur mit Hilfe der extrem hohen Rechnerkapazitäten der Investmentbanken und damit über das Instrument der Wahrscheinlichkeitsrechnungen erreicht werden.

Die Kritik dieses Portals widmet sich dieser Ungleichheit der Waffen zwischen Käufer und Verkäufer von Vermögensanlagen in der Hoffnung, den Leser künftig zu einem kritischen Hinter­frager von Angeboten strukturierter Finanzprodukte zu sensibilisieren und diese Produkte nur dann zu akzeptieren, wenn er sie wirklich verstanden hat und die Risiken auch einschätzen kann, was zugegebener Maßen ein Wunschtraum aufgrund der hohen Komplexität ist. Dabei sollte er sich bewusst sein, dass zum Erkennen der Risiken nicht das Bauchgefühl und der gute und nette Eindruck des Finanzprodukt­ver­käufers eine Rolle spielen darf, sondern die harten Fakten, basierend auf einer professionellen Kreditexpertise und einer knall­harten Nachrechenbarkeit. Diese ist sicherlich nicht umsonst zu bekommen, wird aber den Vermögensinhaber in den über­wiegenden Fällen vor hohen Verlusten bewahren.

Unser größtes Ziel ist es jedoch, den Leser so überzeugen zu können, dass er künftig sich von den strukturierten Finanzprodukten generell fernhält, da hier ungleiche Partner aufeinander treffen und der Anleger meistens dabei den Kürzeren zieht.

Als Resumée bleibt jedoch festzuhalten, dass es seit dem Auftauchen des Investmentbankings immer mehr zu Verwerfungen auf den Finanzmärkten gekommen ist und die Investmentbanken die massive Benachteiligung der Masse der  Anleger zum ehernen Geschäftsprinzip erhoben wurde.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

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