Strategische Fortsetzung der Ausbeutung

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Die unveränderte Geldpolitik der EZB und die sich abzeichnenden Regulierungen bei den Investmentfonds sowie der Absicht, eine Superanleihe  aus der Vermischung von Staatsanleihen von europäischen Ländern mit guter und schlechter Bonität zu schaffen, setzt die strategische Ausbeutung der Anleger über das Investmentbanking fort.

Die Erhöhung der Inflation durch das Anziehen des Ölpreises hat Herrn Draghi letztlich blamiert. Was hat dieser Präsident nicht alles unternommen, um die Inflation in die Höhe zu treiben und zwar auf 2%, womit er die Preisstabilität als gegeben ansieht. Preisstabilität heißt nach meinem Verständnis 0%, aber daran scheiden sich nicht nur meine Geister. Und nur durch den Anstieg des Ölpreises ist die Inflation wieder zurückgekehrt und nicht durch die unsinnigen Billionen schweren Marktvernichtungsprogramme des Herrn Draghi.

Vermutlich dürfte in den nächsten Tagen diese Inflationszahlvon 2% in Deutschland erreicht werden, aber der Nullzins wird sich nach den Worten Herrn Draghi dennoch nicht verändern. Jetzt müssen plötzlich gleich vier Kriterien erfüllt sein, bevor der Zentralbankrat  Maßnahmen gegen den Inflationsanstieg beschließt. Diese wären:

  • Die Inflationstrends in den einzelnen Ländern der Euro-Zone müssen sich angleichen.
  • Die Teuerung darf nicht nur vorübergehender Natur sein, sondern muss sich nachhaltig manifestieren.
  • Sie muss selbsttragend sein und nicht allein  das Ergebnis der ultralockeren Geldpolitik (Anmerkung des Verfassers: die bisher nichts gebracht hat)  und
  • die Inflation muss übergreifend in der gesamten Euro-Zone ein bestimmtes Niveau überstiegen haben.

Letztlich ist das die Quadratur des Kreises, da alle Mitglieder der Euro-Zone unterschiedliche wirtschaftliche Strukturen und Entwicklungen haben, unterschiedlichen Steuergesetzgebungen unterliegen, unterschiedliche Export- und Importquoten verzeichnen und daher unterschiedliche Inflationsentwicklungen hinnehmen müssen. Kurzum, Herr Draghi hat sich damit einen Freibrief für seine chaotische Geldpolitik gegeben, woran sich zumindest in seiner Amtszeit bis 2019 nichts ändern dürfte.

In der Presse wird unverändert vermutet, dass er damit den wirtschaftlich schwachen Euroländern wieder auf die Beine helfen will, ein Vorgang welches letztlich zu Lasten aller und nicht nur der deutschen Sparer geht und deren Unmut unverändert am Leben hält zur Freude der Populisten. Aber was hat das diesen schwachen Ländern bisher geholfen? Die dortige Verschuldung ist unverändert weiter gewachsen und notwendige Reformen aus opportunistischen und politischen Gründen in die Zukunft bis nach der nächsten jeweiligen Wahl verschoben.

Ein Presseartikel der FAZ vom 20.1.2017 mit der Überschrift“ Fondsanlegern drohen höhere Ausstiegsgebühren“ könnte aber meines Erachtens den richtigen Hinweis geben, warum Herr Draghi diese Geldpolitik unverdrossen weiterführen will. In diesem Presseartikel wird davon berichtet, dass der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB), dem Vertreter  der Finanzministerien, Notenbanken und Aufsichtsbehörden aus den führenden  20 Wirtschaftsländern  (G20) angehören, (angeblich) die von der Fondsbranche ausgehenden Systemrisiken  besser überwachen und kontrollieren will. Strengere Auflagen, d.h die deutliche Erschwerung der Anleger in Krisenzeiten aus den Fonds auszusteigen, werden vom BVI, dem Vertretungsorgan der Fondsbranche, natürlich sehr begrüßt, wen wundert es, wird doch damit der Fondsanleger letztlich dazu gezwungen, sein Geld in Krisenzeiten einem Fonds zu belassen. Damit wird es dem Fondsmanagement für unbestimmte Zeit ermöglicht, weiterhin Gebühren aller Art vereinnahmen zu können, es sei denn, der Fondsanleger nimmt hohe Abschläge und damit Vermögensverluste in Kauf, womit die Ausstiegsabsicht gewollt ins wirtschaftlich unsinnige gelenkt wird.

Das wäre eigentlich nicht so schlimm, wenn die Anleger aufgrund der Geldpolitik und den Aufkaufprogrammen des Herrn Draghi letztlich nicht gezwungen wären, Investmentfonds zu kaufen. Leider gibt es aber nichts mehr Adäquates auf dem Markt und die Produkte, welche noch zur Verfügung stehen, beinhalten ein hohes Verlustrisiko und gefährden jedes Vermögen. Somit ist der Anleger zunehmend gezwungen, diese strukturierten Finanzprodukte / Investmentfonds zu kaufen und erfährt damit sukzessive eine Enteignung seines Vermögens, da er es dann nicht mehr in der Hand hat, was mit seinem Geld in diesen Investmentfonds geschieht, in welchen zudem sämtliche schlechten Risiken dieser Welt verarbeitet und sozialisiert werden können.

Und genau das ist das Ziel des Investmentbankers Draghi. Veränderung des Finanzsystems zu einem Investmentbank-Finanzsystem, bestehend aus strukturierten Finanzprodukten aller Art.

Ein weiteres Indiz für diese Absicht zeichnet sich in der Absicht des Ausschusses für Finanzstabilität (ESRB) ab, europäische Staatsanleihen von Ländern mit guter und schlechter Bonität zu einer Superanleihe zusammenzufassen zwecks Refinanzierung der schwachen Euroländer bzw. zur Gewinnung von mehr Finanzstabilität in der Eurozone. Letztlich ein Produkt, welches vor 5 Jahren schon verworfen wurde mit dem Hinweis, dass dadurch über die Hintertür eine Vergemeinschaftung der Schulden stattfinden würde. Oder soll damit die Möglichkeit für die EZB geschaffen werden, ihr Portfolio von aufgekauften Staatsanleihen über diese “Superanleihen” wieder loszuwerden?

Letztlich bedeutet das wieder eine Vermischung von guten mit schlechten Bonitäten, ähnlich wie bei den US-Hypothekenanleihen, welche zur Finanzkrise geführt haben. Gute Äpfel und faulige Äpfel ergeben letztlich auch keinen Superapfel. Außerdem würden  Staatsanleihen sukzessive nur über Investmentfonds käuflich erworben werden können zur Freude des jeweiligen Fondsmanagements und der strukturierenden Investmentbanker.

Man sieht, die Investmentbanker arbeiten weltweit an einem neuen Finanzsystem.

29. Januar 2017

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

siehe auch www.emde-fiveko.de

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