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Bankenaufseher Dombret rät zu mehr Investmenbanking

Auf einer Bankenkonferenz in Düsseldorf gab Herr Andreas Dombret, Vorstandsmitglied  der Bundesbank für Bankenaufsicht den Banken und Sparkassen wiederum den Rat, zur Steigerung (nicht Verbesserung)   Ihrer nach seinen Worten unterdurchschnittlichen Rentabilität sich neue, von Zinsen unabhängige Ertragsquellen zu suchen.

Wenn so ein Rat aus dem Mund eines Bankenaufsehers kommt, muss das letztlich als Aufforderung an die Banken und Sparkassen gedeutet werden, sich mehr und mehr dem Provisionsgeschäft zu widmen, was nichts anderes heißt als die verstärkte Produktion und der verstärkte Vertrieb von strukturierten Finanzprodukten = Investmentbanking  auf allen Ebenen, als würden die Banken dies nicht schon jetzt zum Überdruß den Bankkunden aufschwätzen wollen.

Damit verstärkt sich der Eindruck, dass das Zinsgeschäft in Zukunft keine große Rolle mehr spielen wird. Man hat die Funktion des Zinses einfach ausgeschaltet und damit große und wichtige Bausteine unserem bisher sehr erfolgreichen Finanzsystems entnommen. Ohne Zinsgeschäft bleiben letztlich nur noch undurchsichtige Finanzwetten  übrig, welche die Investmentbanken intransparent  strukturieren und über die Banken, Sparkassen und Volksbanken vertreiben. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glauben, die Herren Investmentbanker würden am liebsten die islamische Shariah einführen wollen, welche statt Zins die Beteiligungen am Kreditnehmer vorschreibt.

Geschafft hat man diesen Zustand über das extrem niedrige Zinsniveau zuerst über die US-amerikanische Notenbank, welche über die großen Investmentbank-verseuchten US-Banken indirekt gesteuert wird und im zweiten Schritt über die EZB nach der Übernahme der Leitung durch Herrn Draghi, einem Investmentbanker von Goldman Sachs kommend.

Was Investmentbanking bedeutet, habe ich in diesem Blog in vielen Beiträgen dargelegt. Letztlich werden in den von den Investmentbanken produzierten Finanzprodukten komplexe Risiken versteckt und/oder damit die hohen Provisionseinkünfte der Banken / Investmentbanken ebenfalls komplex und intransparent untergebracht. Somit kann man festhalten, dass mit solchen strukturierten  Produkten, bezeichnet als Chance und Risiko, der unwissende  Anleger über den Tisch gezogen  werden soll zum Wohle einer noch größeren Profitabilität der Finanzindustrie.

Damit dies besser umgesetzt werden kann, hat man nach Einführung des Negativzinses die direkten Anlagegeschäfte = Anleihen  einfach über die EZB aufgekauft, bzw. ist noch bis 2016 voll dabei,  damit den Anlagenotstand der Anleger noch mehr gesteigert, um sie entweder auf den gefährlichen Aktienmarkt oder auf die Versprechungen der strukturierten Finanzprodukte zu locken. Beides sind Domänen der Investmentbanken. Letztlich ist dieses der Investmentbank-Lobby bisher sehr gut gelungen.

Zwecks noch besserer Umsetzung dieser Entwicklung / Ideologie  hat man neben der EZB auch der  Bundesbank  die Bankenaufsicht übertragen und die Leitung ebenfalls einem Investmentbanker übertragen, nämlich Herrn Dombret.

Bevor Herr Dombret   Bundesbankvorstand wurde, war er – lt. Internetrecherche – Vizepräsident des Bank of America Global Investment Banking u.a. in Europa, dem Nahen Osten und Afrika und Co-Head of Rothschild, einer „durch-und-durch-Investmentbank“. Zuvor verbrachte er  10 Jahre bei JP Morgan in London/Frankfurt in der Investmentbanking Abteilung. Man kann  Herrn Dombret somit seine Investmentbank-Affinität nicht streitig machen und ihn als einen  Investmentbanker bis in die Haarspitzen einschätzen.

Investmentbanking hat in diesem kurzen Jahrhundert schon große Finanzkrisen ausgelöst, nämlich die Dot.com Krise und die Finanzkrise, an der wir Dank Goldman Sachs mit Griechenland immer noch schwer zu beißen haben. Wo man hinschaut, haben Investmentbanker ihr Unwesen getrieben, Skandale produziert und Unmengen von Strafzahlungen ausgelöst. Selbst die Deutsche Bank befindet sich durch das Investmentbanking in großen Turbulenzen und wurde bzw. wird von den Investmentbankern ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Wo bleibt hier im Übrigen die Bankenaufsicht?

Für mich ist es daher unverständlich, dass man nach diesen Erfahrungen die Banken und Sparkassen auffordert, noch mehr Provisionsgeschäfte = Investmentbanking (was anderes kann es nicht sein/ lasse mich aber gerne belehren) zu betreiben.

Jetzt wäre es Sache der Politik, dem ein Ende zu bereiten. Allein mir fehlt der Glaube, da die Politik von den Investmentbanker beraten wird. Na dann Prost!

23. Juni 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 

 

 

 




Offene Immobilienfonds, wirklich eine Renaissance?

In der heutigen Welt am Sonntag konnte man lesen, dass in die nach der Finanzkrise tot geglaubte Vermögensanlageform der offenen Immobilienfonds immer mehr das Vertrauen zurückkehrt und der Absatz dieser Produkte wieder steil nach oben ginge. Der Grund für dieses Renaissance der offenen Immobilienfonds wäre – wie soll es auch anders sein – das von Herrn Draghi und seiner EZB verordnete Nullzinsniveau und damit die Suche nach höheren und attraktiveren Renditen.

Damit zeigt sich wiederum, dass die Strategie von Herr Draghi aufgeht, durch das geschaffene Nullzinsniveau den Anlagenotstand so drastisch zu erhöhen, dass die Anleger auf strukturierte Finanzprodukte, in welche alle toxischen Wertpapiere wunderbar untergebracht werden können zwecks Sanierung der Banken, ausweichen müssen. Verstärkt wird dieser Anlagenotstand durch den am Montag dieser Woche beginnenden Ankauf von Anleihen.

Erinnern wir uns daran, dass die Krise der offenen Immobilienfonds mit dem Abzug erheblicher Anlagegelder, welche damals deutlich über den Festgeldangeboten der Banken lagen, der institutionellen Anleger begann. Keiner hat sich damals aber die Frage gestellt, warum die offenen Immobilienfonds zu ihrer Finanzierung kurzfristige Anlagegelder in solch großen Dimensionen benötigten? Normalerweise werden Immobilien auch langfristig finanziert und nicht kurzfristig. War der Grund hierfür eventuell eine erhebliche Liquiditätslücke durch ein Geschäftsgebaren der offenen Immobilienfonds untereinander? (siehe Beitrag/Erlebnisbericht vom 27.11.2014  > strukturierte Finanzprodukte > Buchstabe I >Immobilienfonds offener).

Durch diesen schnellen Abzug dieser kurzfristigen Anlagegelder waren eine Reihe von namhaften offenen Immobilienfonds gezwungen, die Schotten dicht zu machen, d.h. die Anleger konnten Ihre Fondsanteile nicht zurückgeben und waren auf Jahr gesperrt/ nicht verfügbar. Zögerliche Versuche, diese Fonds wieder zu öffnen, schlugen fehl und mussten ganz schnell wieder geschlossen werden. Die Folge hieraus sind jetzt Notverkäufe in einer gesetzten Frist von einigen Jahren zwecks Auszahlung der Fondsanteilsbesitzer und damit Schließung dieser anfangs offenen Immobilienfonds. Interessant wird das Ergebnis der jeweiligen Schließung sein, insbesondere, ob für die Anleger noch etwas übrig bleibt. Sollten die Anleger hier Geld verlieren, wird das sicherlich mit der Notwendigkeit des Notverkaufs begründet und nicht mit dem Geschäftsgebaren der Fondsmanager.

Aber was hat sich an den offenen Immobilienfonds den wirklich großes geändert? Die wichtigste Vorschrift ist nun, dass der Anleger seine Anteile mindestens 24 Monate halten und bei Verkauf 12 Monate vorher kündigen muss. Damit gerät ein offener Immobilienfonds in die Nähe eines geschlossenen. Das öffnet andererseits den Fondsmanager ungeahnte Möglichkeiten.

So konnten – wie der heutigen Welt am Sonntag auch berichtet wurde –  bei REEF, einer Immobilientochter der Deutsche Bank, für einen neuen Fonds innerhalb kürzester Frist rd. € 250 Mio eingesammelt werden, wobei REEF immer noch offen ließ, in welche Immobilien investiert werden soll. Man prüfe derzeit  verschiedene Objekte.

Somit haben die Anleger einem Immobilienfonds ihr Geld anvertraut und wissen anscheinend bis dato immer noch nicht, wie ihre Anlagegelder investiert werden sollen. Da kann man auf jeden Fall mal wieder sehen, wie vertrauensselig, wenn nicht sogar dumm manche Anleger sind.

Aber was hat sich nun wirklich geändert? Die Intransparenz solcher Immobilienfonds ist unverändert. Die Bilanzen weisen weiterhin viele intransparente Immobilienbeteiligungen aus, deren Überprüfung sehr zeitaufwändig ist und diese sich zudem in unterschiedlichen Regionen dieser Welt befinden. Und bei den direkt gehaltenen Immobilien handelt es sich meistens um Großprojekte, die für den Fondsanteilsbesitzer nicht zu verifizieren sind.

Hinzukommen hohe Gebühren wie einmalige Ausgabeaufschläge  von 5% + x nebst den jährlichen Gebühren um die 0,7% bis 1,15%, welche die derzeitige Rendite von rd. 2,5% in den nächsten Jahren vaporisieren lassen.

Kurzum, die Politik hat sich mal wieder von den Lobbyisten eine Struktur einreden lassen, die letztlich nur dem Fondsmanagement viele offene Türen lassen, die Intransparenz und die Gebühren aber auf dem alten bis erhöhtem Niveau belassen.

Wenn man in Immobilien investieren möchte, wäre mein Rat, nur in direkte Immobilien unter Beachtung des Grundsatzes „Lage, Lage und nochmals Lage“  zu investieren, in welche der Anleger im Grundbuch als Eigentümer festgehalten ist. Verfügt man aber hierfür über zu wenig Anlagegelder, sollte man aus Sicherheitsgründen andere und liquidere Anlageform suchen. Bisher wurden über die offenen Immobilienfonds größtenteils nur die Kleinanleger geschädigt.

7. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de