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Family Office, eigentlich braucht es ein jeder – mehr oder weniger.

Die meisten Vermögensinhabern werden sich jetzt fragen, was ist denn eigentlich ein Family Office?

Entstanden ist diese Dienstleistung aus der Notwendigkeit bei großen Vermögen, die daraus entstehenden sehr umfangreichen Unterlagen professionell und im Sinne des Vermögensinhabers und seiner Familie wie in einer Finanzbuchhaltung zu verwalten, bzw. zu betreuen mit dem primären Ziel, die zahlreichen Risiken in den Vermögensanlagen dabei zu überprüfen und auszuschalten, alle mit den Vermögensanlagen engagierten Institutionen (Vermögensverwalter / Banken / Versicherungen usw.) zu beaufsichtigen und die diesbezüglichen Kosten zu minimieren. Letztlich kann man ein Family Office als das Risiko- und Kostenmanagement in Sekretariatsform eines Vermögens betrachten und soll dabei dem Mandanten die damit verbundenen mühsamen Verwaltungserfordernisse abnehmen.

Die Arbeit eines professionellen Family Office bezieht sich dabei nicht nur auf Investments in Aktien, Anleihen, Fonds aller Art und Versicherungen, sondern auch auf die Betreuung des Immobilien- und Beteiligungsvermögen, teilweise sogar auch auf das Management von Kunstsammlungen. Hierbei sind – falls gewünscht – Conciergedienste und unterstützende finanzielle Maßnahmen in allen Bereichen der Familie an der Tagesordnung. Folge: deutliche Erhöhung der Lebensqualität der Vermögensinhaber.

Ein hohes Vertrauensverhältnisses zwischen Family Office und Vermögensinhaber ist somit Voraussetzung für diese äußerst sensible Arbeit. In der Regel wird daher ein Family Office vom Vermögensinhaber, seinem Mandanten, bezahlt, um Interessenskonflikte auszuschalten.

Jetzt werden sicherlich viele der Meinung sein, dass zum einen

  1. für solche umfangreichen verwaltungstechnischen Dienstleistungen aufgrund der Größe des Vermögens ein Family Office nicht benötigt wird und zum anderen
  2. die Meinung vorherrscht, dass die eigenen Kenntnisse zu Vermögensanlagen ausreichen, die Risiken selbst zu erkennen, bzw.
  3. die Banken, bzw. die Finanzindustrie solche Kenntnisse kostenlos anbieten.

Den ersten Standpunkt kann man bis zu einer gewissen Größenordnung und Komplexität, auch abhängig von der jeweiligen beruflichen Situation des Vermögensinhabers sicherlich teilen. Obwohl, wer würde nicht gerne jemanden die lästige Ablage und Sichtung der täglich eingehenden und schwer verständlichen umfangreichen Unterlagen abgeben und sich nicht interessanteren Dingen widmen?

Beim zweiten und dritten Standpunkt sieht die Sache allerdings schon ganz anders aus. Grundsätzlich ist die Vermögensanlage ein Kreditgeschäft. Legt der Anleger beispielsweise sein Geld in Deutsche Bundesanleihen an, gewährt der Anleger dem deutschen Staat einen Kredit für eine bestimmte Zeit. Das ist immer noch eine relativ sichere Anlage, obwohl durch die unveränderte Schuldenpolitik unserer Politiker auch dieses Bild /diese Bonität deutliche Kratzer abbekommen hat und daher auch diese Anlage schon mit leiser Vorsicht zu genießen ist. Bei Staatsanleihen anderer Länder, insbesondere bei den europäischen Problemländer und den Schwellenländern, sollte man eine noch größere Vorsicht walten lassen.

Komplizierter wird es dann z.B. bei Investments in Unternehmensanleihen. Hier gewährt der Anleger einen Kredit an ein Unternehmen, welches sich somit die Bank – Kreditaufnahme erspart.
Hier müsste der Anleger die Bonität des Unternehmens, d.h. die Bilanz, die Gewinn und Verlustrechnung, die Planzahlen, die Exportquoten und somit die Marktgängigkeit sowie die Konkurrenzsituation nicht nur vom “Hören und Sagen” sondern eingehend prüfen. Außerdem wäre zu eruieren, ob der Mutterkonzern für diese Anleihe, welche meistens über Konzern-Finanzgesellschaften begeben werden, mithaftet oder sich vor diesem Risiko drückt.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob dies Ärzte, Ingenieure, Architekten oder Handwerker, kurzum alle Berufsgruppen mit einer völlig anderen (Nichtfinanz-) Ausbildung leisten können?

Die Antwort kann nur nein lauten.

Viele wenden sich daher vertrauensselig an ihre Bank-Vermögensberater in der Hoffnung, dass diese sie über Bonität und Nachhaltigkeit des Investments in eine Unternehmensanleihe aufklären.
Hierzu muss man aber wissen, dass der größte Teil der Vermögensberater über keine Kreditexpertise verfügt, weder eine Bilanz noch eine GuV lesen kann, letztlich nur Produktkenntnisse hat und außerdem angehalten ist, die von der jeweiligen Bankzentrale aufgelegten Unternehmensanleihen oder neuen Aktien zu verkaufen. Hintergrund können der eigene große Kredit der Bank an dieses Unternehmen und damit die gewollte Verringerung des eigenen Kreditrisikos sein oder hohe Provisionen bei der Strukturierung dieser Anleihe /Emission von Aktien, welche eine Bank nur bei entsprechend hoher Vertriebskraft erhält. Somit kann ein solcher “kostenloser” Rat sehr sehr teuer werden.

Dies ist nur ein kleines Beispiel für die heutige hohe Komplexität bei der Vermögensanlage. Noch schlimmer wird es bei strukturierten Finanzprodukten aller Art, wie Investmentfonds, Zertifikate, ETF`s, ABS-, CDS- , CDO`s usw. und vieler anderer Wertpapiere mit modern lautenden Bezeichnungen, welche im Wesentlichen komplizierte Wettscheine mit einem enormen Risikopotenzial darstellen. Die Entstehung solcher strukturierten Papiere basiert auf komplizierten mathematischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen, welche der Vermögensberater selbst nicht mehr versteht, seiner Bank aber hohe Erträge einbringen.

Diese Intransparenz wird sich in Zukunft noch weiter verstärken. Aktuelle Aussagen von Bankvorständen, welche das Privatkundengeschäft stärker mit dem Investmentbanking verzahnen werden wollen, lassen dies stark befürchten. Nicht vergessen werden dürfen die ehemals hohen Bestände der Banken an toxischen Wertpapieren aus der Finanzkrise, welche zwischenzeitlich über Investmentbanken größtenteils aufgekauft, neu strukturiert und vermischt an  Investmentfonds weiterverkauft wurden, welche diese als Beimischung aufnehmen und somit dazu beitragen, dass sich die Finanzindustrie ihrer Risiken entledigen kann.

Investmentbanking bedeutet nichts anderes als Akquisition von Risiken, deren Verbriefung und profitablen Vertrieb an nicht informierte Anleger.

Fazit: Bevor man sein hart verdientes Geld anlegt, sollte man sich die dafür nötige Zeit nehmen, vor allem aber unabhängigen Rat bei denen suchen, die sich ständig mit Anlagerisiken beschäftigen, keine Finanzprodukte vertreiben und nicht von der Finanzindustrie, welche diese komplexen Finanzprodukte erstellt, bezahlt werden, egal ob es sich um kleine oder große Vermögen handelt.
Schließlich geht man als Kranker auch nicht zu einem Pharmavertreter und befragt ihn nach der richtigen Medizin, sondern zum Arzt des Vertrauens.

In Bezug auf Einholung eines objektiven und seriösen Rates kann man sich bei einem etablierten und unabhängigen Family Office relativ sicher sein. Dieses hat sich schon seit Jahren mit Vermögensanlagerisiken beschäftigt, kennt die Tricks der Finanzindustrie und musste Ihre Expertise in dieser Zeit bei ihren kritischen Mandanten unter Beweis stellen.
Werden diese Erfahrungswerte dann noch durch Dienstleistungen beim Aufbau von Treasury-Abteilungen mittelständischer Unternehmen ergänzt (Kredit bezogenes Thema), hat man es mit einer sehr seltenen, aber dafür sehr fundierten und seriösen Expertise zu tun, die ihresgleichen suchen muss.

In welchem Umfang die Dienstleistungen eines Family Office – für große Vermögen dringend erforderlich – in Anspruch genommen werden, ergibt dann der jeweilige Einzelfall.

20. August 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Family Office, was ist das?

Reichtum ist für viele ein großer Wunschtraum, für andere wiederum ein großer Alptraum. Reichtum produziert eine Menge von Unter­lagen, seien es Bankauszüge, Depotauszüge, Schriftverkehr mit den Mietern der vermieteten Wohnungen usw., die gesichtet, auf Risiken überprüft und vor allem abgelegt werden müssen.

Jetzt kann sich jeder Leser einmal fragen, wie viele Unterlagen er im Zusammenhang mit seinem Vermögen wöchentlich bekommt und setzt das in Bezug auf sein geschätztes Vermögen.

Angenommen, sein Gesamtvermögen nimmt eine Größenordnung von € 500.000 ein, aufgeteilt in eine Eigentumswohnung (Wert € 300.000) und Wertpapiere und Kontoguthaben (€ 200.000). Dieses schon ansehnliche Vermögen wird den Vermögensinhaber pro Woche mit eingehender Sichtung und ordentlicher Ablage mindestens eine Stunde seiner Freizeit kosten. Sollten die Wertpapiere von der Bank auf eine Vielzahl von strukturierten Finanzprodukten aufgeteilt sein,  wie das jetzt aus „Diversifikationsgründen“ (anderes Wort für deren erhöhtes „Ertragsaufkommen“) üblich ist  und im Jahr mehrmals verkauft werden, könnten aus der einen Stunde sehr schnell zwei werden, zumal die Banken Unterlagen produzieren, die in ihrem Aufbau komplex sind und zu allererst eine Runde des Studiums zwecks Erfassung der Grundstruktur dieser Unterlagen bedürfen, damit man sie versteht.

Aber bleiben wir bei dieser einen Stunde als Parameter für die folgenden Ausführungen.

Hat der Vermögensinhaber nunmehr ein Vermögen von € 1 Mio., würden es etwa 1 ½ bis 2 Stunden pro Woche für diese Verwaltungs­arbeit sein (pro Jahr etwa 75 Stunden), bei € 10 Mio. wären es dann etwa 8 bis 10 Stunden pro Woche (rd. 400 Stunden pro Jahr), bei € 50 Mio. dann etwa 30 bis 40 Stunden (rd. 1.560 Stunden pro Jahr), bei € 100 Mio. kämen wir dann schon auf 50 bis 60 Stunden pro Woche.

Quotal kann man die aufgebrachte Zeit hierfür an der Höhe des Ver­mögens nicht hochrechnen, da es abhängig ist von der komplexen oder nicht komplexen Aufteilung des Vermögens.

Die Aufzählung dieses Arbeitsaufwandes zeigt aber, dass große Ver­mögen nicht einfach so nebenbei vom Vermögensinhaber selbst beaufsichtigt werden können, besonders dann, wenn seine berufliche Ausbildung nur sehr wenig mit den komplexen Finanzanlage­geschäften in Berührung kam.

In solchen Fällen werden dann professionelle Family Offices (FO) engagiert, welche solche großen Vermögen von ganzen Familie betreuen und verwalten und sich um die vielen Belange rund um das Vermögen kümmern. Diese sind im Wesentlichen:

  • Kontrolle/­Beaufsichtigung der mit dem Vermögen betrauten diversen Fachleute wie
  • Vermögensverwalter und deren verwaltete Depots, d. h. das FO überwacht deren Aktionen/­Transaktionen und die Ein­haltung der formulierten/­vorgegebenen Anlagestrategie, hinterfragt die Anlageentscheidungen und versucht, die Ge­schäfte dieser Vermögensverwalter aus dem Gesichtsfeld des Anlegers zu unterbinden sowie
  • Kontrolle /­ Beaufsichtigung der Bankberater und die ihnen anvertrauten Wertpapierdepots, damit auch dort die formulierte Anlagestrategie eingehalten wird.
  • Gleichzeitig werden die Entwicklungen der Investments laufend überprüft, um bei entsprechenden Bewegungen nach oben oder nach unten flexibel reagieren zu können.
  • Das FO kümmert sich um das Immobilienvermögen mit allen Problemen von der Hausverwaltung (Kontrolle der Hausver­walter) bis zur Suche nach neuen Mietern und zeichnet ver­antwortlich für die umfangreichen Vor- und Nacharbeiten bei Kauf- und Verkauf von Immobilien.
  • Werden Immobilien oder Firmenbeteiligungen gekauft, macht es manchmal Sinn, hierfür einen Kredit aufzunehmen. Auch für dieses Prozedere und dem dahinter stehenden sehr zeitaufwändigen Formalismus mit den Banken zeichnet ein FO verantwortlich.

Die hier aufgezeigten Tätigkeiten sind nur ein kleiner Abriss der sehr umfangreichen Arbeiten eines FO`s und können somit die Ver­mögensbetreuung aller Familienmitglieder umfassen. Allein jeder der hier aufgezeigten Stichpunkte kann für sich genommen schon einen riesigen Arbeitsaufwand bedeuten.

Grundsätzlich bleibt aber festzuhalten, dass ein Family Office über langjährige Expertisen in verschiedenen Bereichen der Vermögensanlage verfügen muss und zwar wie folgt:

  • Im Kreditgeschäft und in der Analyse von Bilanzen inklusive Ge­winn- und Verlustrechnungen, da der Vermögensinhaber stets als Kredit­geber auftritt und die Vermögensanlage letztlich der Kreditnehmer ist.
  • Im wichtigen Beteiligungsbereich, um evtl. zu über­nehmende Firmen und deren Chancen und Risiken auch be­urteilen zu können.
  • Im Wertpapiergeschäft sind umfangreiche Finanzproduktkenntnisse nicht wegzudenkende Pflicht, um deren Risiken auch beurteilen zu können.
  • Im Immobiliengeschäft und damit im Grundbuchrecht, um auch die vertraglichen Bestimmungen und deren Auswirkungen beim Kauf oder Verkauf von Immobilien er­messen zu können.
  • Die Strukturen der Banken, deren Verkaufsgepflogenheiten sowie deren Denke, Nöte und Verhaltensweisen sollten auf jeden Fall geläufig sein, um die Vorstellungen des Vermögensinhabers auch durchsetzen zu können.
  • In rechtlichen Dingen sollten zumindest Grundkenntnisse vorhanden sein, um den richtigen Weg für tiefer gehende Problemfälle und damit den richtigen professionellen Juristen einschalten zu können.
  • Dies gilt auch für das Steuerrecht, um auch hier den richtigen Weg für den üblicherweise dem Vermögensinhaber und dem Family Office zur Seite stehenden Steuerberater einschlagen zu können. Ein Family Officer, welcher kein Steuerberater ist, nimmt in der Regel keine Beratung in steuerlichen Dingen vor. Das muss er aus rechtlichen Gründen dem Steuerberater des Mandanten überlassen.
  • Wichtig sind auch breit angelegte Kenntnisse im Buchhaltungswesen.
  • Es muss ein hoher Ordnungssinn für die Ablage der umfangreichen Unterlagen vorhanden sein, damit diese jederzeit schnell greifbar zur Verfügung stehen.

Ganz wichtig hierbei ist eine integre Persönlichkeit mit Rückgrat des Family Officers, damit dieser auch vom Vermögens­inhaber akzeptiert wird und seine Analysen somit Gewicht bekommen.

Kurzum, ein Family Office sollte in allen Gebieten über ein breites Fachwissen verfügen, um auch mit den notwendigen Fachleuten im juristischen und steuerlichen Bereich zumindest in den Grundzügen mitreden zu können.

Letztlich kann man ein Family Office als persönlichen Sekretär mit einer entsprechenden Finanzlogistik aus Finanzfachleuten des Vermögensinhabers oder als Revisor seines Vermögens betrachten. Die Basis dieser Arbeit ist ein hohes Vertrauensverhältnis zwischen Vermögensinhaber und Family Office, das zu erhalten täglich eine enorme Leistung bedeutet und jeden Tag durch entsprechend positive Ergeb­nisse verdient werden muss. Einmal ein risikoreiches und dann ver­lustträchtiges Anlagegeschäft vorbereitet /eingegangen und das Family Office kann seinen Hut nehmen.

Man muss daher davon ausgehen, dass ein seriöses und seine Arbeit sehr ernst zu nehmendes Family Office das Vermögen seiner Mandanten wie sein eigenes betrachtet und das primäre Ziel haben muss, dieses in seiner Größe und Wertigkeit zumindest zu erhalten.

Bei den Family Offices gibt es drei unterschiedliche Arten, nämlich das Single Family Office, das Multi Family Office und das Multi Family Office mit Bankhintergrund, d. h. der Gesellschafter dieses Family Offices ist eine Bank.

 Single Family Office:

Diese Form eines Family Office betreut nur eine Familie und deren Vermögen. Diese trifft man bei sehr großen Vermögen im zehn- und elfstelligen + x-Be­reich an und setzt sich dann meistens aus mehreren Finanzfachleuten aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen inklusive eines hauptberuflichen Vermögensverwalters. Aber auch bei achtstelligen Vermögen findet man diese häufig, aber dann nur mit einer Person besetzt.

Die Mitglieder eines Single Family Office haben somit nur einen Arbeitgeber, geraten damit in ein Angestellten- und Abhängigkeits­verhältnis zum Vermögensinhaber und seinen Launen. Je nach Persönlichkeit, Freundschaften  und Egomanien des Ver­mögensinhabers wird sein Family Office es kaum wagen, dieser Mischung aus Wünschen und Ansprüchen, insbesondere aus „Freundschaftsbeziehungen“, zu widersprechen und ihm daher eher seinen Launen und seinen Beziehungsgeflechten entgegenkommen wollen, bzw. seine Ana­lysen diesem Niveau eher anpassen, als losgelöst vom subjektiven Mischmasch objektiv und sachlich zu argumentieren.

Weiteres Negativum dieser Form des FO ist die Entstehung von fach­lichen Scheuklappen in allen Vermögensbereichen. Nehmen wir hierfür als Beispiel die Bankkonditionen für Zahlungsverkehr, Depot- und die Transaktionsgebühren.

Anfangs werden diese bei einem guten Family Office den Markt­gegeben­hei­ten auf ein gewisses Niveau angepasst. Nach einer gewissen Zeit schießen sich dann alle vom Family Office beschäftigten Banken auf dieses Niveau ein und bieten dann nur noch auf diesem Niveau die künftigen Konditionen an. Ob das aber das für den Ver­mögensinhaber optimale Niveau ist, welches sich ständig ändert und die Banken sukzessive ihrer Ertragsschwelle annähern lassen, wird das Single Family Office so gut wie nie erfahren, da es wenige Vergleichs­möglichkeiten hat.

Ebenso kann man davon ausgehen, dass diesem Family Office nur die Vermögenswerte empfohlen werden, die den Vorstellungen und Wünschen des Vermögensinhabers entsprechen. Hat er eine Vorliebe für Immobilien, wird er alle möglichen Immobilien mit der von ihm gewünschten Charakteristika angeboten bekommen, seien Sie noch so schädlich für den Vermögenserhalt und das Vermögenswachstum. Dies kann man letztlich für alle Anlageklassen unterstellen, je nach Vorstellung des Vermögensinhabers.

Es fehlt somit das wichtige Regulativ einer gewichtigen Meinung zur Vermeidung von Klumpenrisiken und risikoreichen Anlageklassen.

Die weitere und sehr wichtige Frage ist hierbei auch, welche Expertise dieses Single Family Offices, insbesondere bei einer Einmann-Besetzung, aufweisen kann, bzw. ob diese den oben aufgeführten Parametern entsprechen.

Erfahrungsgemäß rekrutieren sie sich aus den Buchhaltungen des Unternehmens des Vermögensinhabers, waren dort langjährig in maßgeblicher Stellung tätig und genießen somit das Vertrauen des Vermögensinhabers und kennen auch seine Launen. Ob diese Buch­haltungsexpertise aber ausreicht, das umfangreiche Vermögen zu betreuen und die Risiken daraus zu erkennen, muss sehr in Frage gestellt werden.

Anderes Beispiel. Oft kommen diese Mitglieder eines Single Family Office auch aus der Wertpapierabteilung der Bank, bei der Ver­mögensinhaber bisher eines seiner Depots unterhalten hatte, welches dieser betreut und ihm evtl. auch gute und ertragreiche Empfehlungen einbrachte. Dieser Wertpapierfachmann, meistens kurz vor dem Ruhestand stehend und daher über eine hohe Erfahrung im Wertpapiergeschäft verfügend, stirbt aber so langsam aus. Meistens sind dies auch Personen, die sich aufgrund ihres Rückgrates noch gegen die Anlagerestriktionen der Banken wehren konnten.

Diese Family Officer sind sicherlich bei Vermögensinhabern nur mit Wertpapiergeschäft gut aufgehoben. Solche „nur Wertpapierver­mögen“ gibt es aber in den seltensten Fällen, da jeder Vermögens­inhaber gut beraten ist, in verschiedene Anlageklassen zu investieren. Dieser Family Officer wäre daher gut beraten, die fehlende Expertise im Kredit- und Beteiligungsgeschäft hinzuzunehmen, da ansonsten nur eine suboptimale Betreuung und Wertentwicklung des Ver­mögens stattfinden wird.

Bei den jüngeren Wertpapierberatern ist aber Vorsicht geboten, da diese nur über ein über oberflächliche Flyer eingetrichtertes Produktwissen verfügen und den Empfehlungen der Banken folgten, welche in den letzten Jahren alles andere als sicher und ertragreich waren. Diese Berater kann man damit an den Ertragsansprüchen der Banken als verbrannt bezeichnen. Für diese Form einer umfassenden Ver­mögensbetreuung sind sie daher nur schlecht geeignet, zumal diesen das Wissen aus den anderen Bereichen fehlt.

Multi Family Office:

Im Gegensatz zu einem Single Family Office werden hier mehrere Familien oder einzelne Vermögensinhaber betreut. Das Multi Family Office kommt daher mit mehreren Banken und deren Konditions- und Anlagegepflogenheiten bei unter­schiedlichen Mandanten mit unterschiedlichen Vermögens­zusammensetzungen in Berührung, erhält somit ein weit größeres Datenbild zu allen Konditionen und Anlagealternativen als ein Single Family Office.

Hier werden in der Regel mehrere Finanzfachleute aus unterschied­lichen Fachrichtungen beschäftigt und deren Expertisen gebündelt den Mandanten angeboten. Aufgrund des hohen Arbeitsanfalls ist eine solche Logistik letztlich unumgänglich und eine Grund­bedingungen für eine professionelle Family Office Dienstleistung, bzw. lässt ein Einzelkämpferdasein und damit eine beschränkte Expertise einfach nicht zu.

Ein weiterer und damit sehr wesentlicher Vorteil dieser Konstellation ist die nicht gegebene Abhängigkeit von einem Mandanten oder von einer Familie und damit von seiner/deren Meinung und seinen/deren Launen. Es gewährleistet daher mit großer Wahrscheinlichkeit eine hohe Un­abhängigkeit nicht nur auf der Einkommensseite des Family Office, sondern auch in Bezug auf eine sachliche und objektive Analyse und Meinung zu allen Themen rund um das Vermögen.

Multi Familiy Office mit Bankhintergrund:

Die Banken haben in den letzten Jahren diese Dienstleistung zu­nehmend in ihr Programm aufgenommen. Die Mitglieder solcher „Bank Family Offices“ setzen sich im Wesentlichen aus Wertpapier­fachleuten aus den Reihen der Bank zusammen, die – wie bei allen Wertpapierfachleuten – meistens über keine Krediterfahrung ver­fügen und auch in der Vergangenheit hauptsächlich im Wertpapier­vertrieb der Bank tätig waren. Bei Problemfällen wenden sich die Mitglieder solcher Einheiten an die vorhandene Logistik der Bank (Rechtsabteilung /­ Steuerabteilung /­Kreditabteilung usw.). Eine Ver­mischung von Informationen einerseits und Bankinteressen anderer­seits kann somit nicht ausbleiben, trotz aller Beschwörungen der Vertreter dieser Bank Family Offices.

Aus meinen bisherigen Erfahrungen mit solchen Abteilungen kann ich daher nur den Schluss ziehen, dass diese im Wesentlichen den Zweck verfolgen, als weitere Vertriebseinheit der eigenen Bankprodukte zu fungieren und das dann noch gegen eine hohe Gebühr.

Jeder Vermögensinhaber muss sich bei einem solchen Bank Family Office aber klar sein, dass es immer an die Gesellschafterin, somit an die dahinter stehende Bank, berichten muss. Welche Informationen an diese weitergegeben werden, kann ein heikles Thema werden, ins­besondere dann, wenn das Unternehmen des Vermögensinhabers bei dieser Bank in einem Kreditverhältnis steht und es aufgrund kon­junktureller Entwicklungen mit einer Umsatz- und Ertragsdelle zu kämpfen hat.

Außerdem erwartet die dahinterstehende Bank natürlich ent­sprechende Erträge und auch Vertriebserfolge, so dass eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass die Ertragsmaximierung nicht zu Gunsten des Vermögensinhabers verfolgt wird.

In einem Family Office spielen oft auch sehr persönliche Dinge eine Rolle, die tiefergehend und deutlicher sind, als sie von Bankern wahr­genommen werden sollen. Mit der Abhängigkeit des Bank Family Offices zur sie tragenden Bank kann man somit nie sicher sein, dass solche persönlichen Daten in den Räumlichkeiten dieser Einheit ver­bleiben und nicht für andere Dinge wie Kreditrisikominimierung der Bank beim Unternehmen des Vermögensinhabers oder bei Unternehmens­übernahmen missbraucht werden.

Somit muss sich jeder Vermögensinhaber fragen, ob er einer Bank seine intimsten finanziellen Dinge offenbaren, bzw. das Vertrauen, welches für die Arbeit eines professionellen Family Office notwendig ist, seiner Bank schenken möchte.

Ich würde davon in Kenntnis des Informationsflusses in einer Bank dringend davor abraten.

Ein weiterer Punkt ist die bei solchen Bank-Family Offices zu beobachtende Fluktuation der Betreuer, welche meistens den sich ständig verändernden Strategien im Ein- bis Zweijahrestakt geschuldet ist.

Fazit:

Bei einem Vergleich zu allen drei Arten eines Family Offices bietet das unabhängige Multi Family Office die besten und größten Vorteile für einen Vermögensinhaber, sein Vermögen optimal zu betreuen. Hierbei sollte er aber peinlichst darauf achten, wem dieses Family gehört, bzw. wie sich die Gesellschafter dieses Family Office zu­sammensetzen und dass diese unabhängig und nicht durch irgend­welche anderen Mandanten beeinflusst oder gesteuert werden.

Wenn das alles zutrifft, kann ein Vermögensinhaber mit hoher Wahr­schein­lichkeit davon ausgehen, dass die Beratung aus solchen Ein­heiten einen größtmöglichen seriösen und objektiven Charakter hat, den man auch nutzen sollte.

Eigentlich kann man zu dem Schluss kommen, dass aufgrund der hohen Komplexität bei der Vermögensanlage ein jeder, der Geld anlegen kann, die Dienstleistungen eines Family Office mehr oder weniger benötigt.

Ich nenne das Family Office light und ist im Vergleich zu den versteckten Gebühren und Provisionen der beratenden Banken letztlich deutlich günstiger und damit auch sicherer.

31. März 2015

Elmar Emde

Autor von „Die strukturierte Ausbeutung“

 Siehe auch http://www.emde-fiveko.de