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Gute Zeiten für Crash-Boys

Mit dieser Schlagzeile berichtete das Handelsblatt über die guten Ergebnisse der Flash-Boys in den letzten Tagen der Börsenturbulenzen. Insbesondere der Chef der nunmehr börsennotierten  Virtu Financial, Herr Douglas Cifu, ein weißhaariger und sehr viel Vertrauen ausstrahlender Manager, ließ wissen, dass der vergangene Montag einer der profitabelsten Tage in der Unternehmensgeschichte  von Virtu Fiancial gewesen wäre.

Wenn das kein Beleg für das kriminelle Geschäftsgebaren der Hochfrequenzhändler ist, weiß ich nicht, was man noch alles zu diesem Thema vorweisen muss.

Hochfrequenzhandel ist reines front-running, d.h. aufgrund der technischen Möglichkeiten können die Hochfrequenzhändler die Käufe und Verkäufe von Wertpapier- und Devisentransaktionen abfangen, sehen diese somit schon vor der eigentlichen Ausführung und kaufen oder verkaufen vor der eigentlichen Ausführungen der Orders die entsprechenden Papiere, um nach Ausführung der eigentlichen Order den entsprechenden Gewinn einstreichen zu können. Und das geschieht in millionsten Sekunden und bis zu viertausend Mal in der Sekunde. Somit bedient sich diese Branche eines Insiderwissens, womit man früher Personen hinter Gittern gesetzt hat. Und heute? Man lässt solche Unternehmen sogar an die Börse gehen.

Früher hat man die Börsenhändler, welche mit diesem Wissen in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, ihres Postens enthoben und verurteilt, heute wird dieses Vorgehen als liquiditätsfördernd aufgewertet. Ethik?

Die heftigen und sehr unnatürlichen Kursausschläge an diesem Montag können daher zu einem nicht unerheblichen Teil diesen Flash-Boys, man könnte sie auch „Crash-Boys“ nennen,  zugeschrieben werden. Diese front-runner haben bombig verdient, die Käufer und Verkäufer dagegen bombig verloren.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf meinen Beitrag „Wird Betrug jetzt börsenreif“ vom 1. Mai 2015 hinweisen.

  1. August 2015

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Betrug jetzt börsenreif?

Die Finanzindustrie hat sich mit dem Erscheinen des Investmentbankings, welches durch die enorme Entwicklung auf dem EDV-Sektor sehr stark befeuert und begünstigt wurde, in Regionen begeben, die man schon als kriminell bezeichnen kann. Mittlerweile mussten viele Groß- und Investmentbanken deswegen horrende Strafzahlungen leisten, welche einen Gesamtbetrag im hohen zweistelligen Milliardenbereich einnehmen. Weitere hohe Zahlungen aufgrund der laufenden Ermittlungsverfahren stehen noch aus. Leidtragende dieser Entwicklung sind rd. 90 % der jeweiligen Bankbelegschaft, welche seriöses und der Realwirtschaft nützliches Banking betreiben.

Eine beunruhigende Entwicklung nimmt hierbei die nicht mehr zu bremsende Computerisierung der Börsen und damit auch deren Anfälligkeit gegenüber Hackern und den Hochfrequenzhändlern ein. In meinem Beitrag „Hochfrequenzhandel + Dark Pools = Kundenmolkerei“ vom 25.1.2015 wurde kritisch die Funktionsweise des Hochfrequenzhandels  analysiert, insbesondere das damit möglich front-running beschrieben, welches letztlich zu einer grundsätzlichen Benachteiligung der Käufer und Verkäufer von Wertpapieren führt. Unverständlicherweise betrachtet dies die SEC als liquiditätsfördernde Maßnahme. Ich betrachte dieses technische front-running als illegal und kriminell und ist dem Tatbestand des Insider-Wissens gleichzustellen.

Erst kürzlich fand sogar ein US-Hochfrequenzhändler, die Firma Virtu Financial, den Weg zur Börse. Mittlerweile liegt der Börsenkurs aufgrund einer hohen Nachfrage derzeit 20% über dem Ausgabepreis. Selbst Kritiker des Hochfrequenzhandels wie die große Fondsgesellschaft T.Rowe Price soll sich nach Medienberichten einen Stück dieses IPO-Kuchens gesichert haben. Bei Virtu Financial soll es sich angeblich um einen guten Spezies seiner Art handeln bzw. um einen Makler, welcher zahllose Wertpapiere kauft und verkauft, um von den Spannen zwischen Angebots- und Nachfragekursen zu profitieren. Ähnliches funktioniert aber auch beim front-running.

Interessant wäre jedoch die Frage, wie man bei den zahllosen Deals, welche ein Hochfrequenzhändler in der Sekunde abwickeln kann, Presseberichte sprechen von bis zu 4.000 + x in der Sekunde, den guten und den illegalen Hochfrequenzhandel herausfiltern kann? Meines Erachtens ist das ein unmögliches Unterfangen!

So bleibt letztlich der Verdacht, dass auch hier Geschäfte betrieben werden, welche in das Zerrbild eines Bösewichts passen, zumal Virtu Financial seit ihrem Bestehen nur an einem Tag einen Verlust eingefahren haben soll (lt. FAZ v. 25.4.2015), ein typisches Merkmal für ein front-running.

Auch Investmentbanken standen in ihrer Anfangszeit vor etwa 25 Jahren für ein seriöses Geschäftsgebaren und gingen an die Börsen. Die Erkenntnisse der Aufsichtsbehörden seit der Lehmann-Pleite geben aber ein anderes und zum Teil kriminelles Bild wieder, welches durch die hohen und akzeptierten Strafzahlungen unterstrichen wird. Fragt sich nur, wann auch Rauschgift- und Verbrechersyndikate aufgrund ihrer hohen Ertragskraft als börsenreif eingestuft werden.

Hohe Ertragskraft oder anders ausgedrückt hohe Profite lassen die Ethik ins Nirwana verschwinden und begünstigen kriminelle Handlungen. Veränderungsbedarf ist angesagt.

1. Mai 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de