Trump Wahl, eine Folge des Investmentbankings

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Die Trump Wahl ist eine Folge des Investmentbankings, welche zu einer Anti-Establisment-Bewegung geführt hat.

Jetzt haben wir den Salat, der neue US-Präsident ist ein gewisser Donald Trump, welchem viele Leute nachsagen, für dieses hohe, mächtige und absolut wichtige Amt nicht geeignet zu sein. Sein Wahlkampf war der schmutzigste, hässlichste und polarisierendste in der bisherigen amerikanischen Geschichte und hat das Land tief gespalten. Eine gefährliche Situation, welche zu Unruhen und im worst case sogar zu Bürgerkriegen führen kann. Insofern war ein solcher, einem zivilisiertem Land unwürdiger Wahlkampf unverantwortlich und zeigt, wie skrupellos dieser neue Präsident ist und es bleibt zu vermuten, dass er als Präsident diese Skrupellosigkeit nicht ablegen wird, es sei denn, er frisst tonnenweise Kreide. Als Europäer kann man sich nur verwundert die Augen reiben bei Betrachtung der vielen verunglimpfenden und beleidigenden medialen Äußerungen, die dieser neue Präsident im Wahlkampf von sich gegeben hat. Zumindest in Deutschland hätte dies genügend Gründe für eine Menge von Anzeigen und juristische Nachspiele gegeben.

Viele meinen nun, dass der Wahlkampf das eine und das Amt des Präsidenten das andere Thema seien und dass die Realität ihn einholen und diesen Mann zusammen mit den demokratischen Institutionen schon auf den richtigen Weg bringen würde. Kann sich jedoch so ein Charakter ändern und hatten wir eine solche Fehleinschätzung im Jahr 1933 nicht auch schon mal?

Dieser Mann hat es mit der Wahrheit keinesfalls genau genommen, Fakten verdreht und glänzte in vielen Punkten mit einer Unwissenheit, welche einem Informierten die Haare zu Berge stehen ließen. Seine als  männlich und tatkräftig  erscheinenden pubertierenden Gesten und Grimassen erinnern sehr stark an Musolini und Hitler, welche sich nach deren Wahl nicht gerade als Demokraten gebärdeten, dafür aber die Welt ins Unglück gestürzt haben. Diese beiden Herren wurden auch demokratisch gewählt und insbesondere Hitler hat es vorgemacht, wie man dann eine Demokratie in eine Diktatur verwandeln kann.

Man kann nur hoffen, dass sich Mr. Trump daran kein Beispiel nimmt, so wie es sein Amtskollege in der Türkei derzeit auch vorexerziert und Putin es bereits umgesetzt hat, d.h. durch politische Winkelzüge es geschafft haben, die jeweils dortigen Demokratien sukzessive auszuhebeln zwecks Errichtung einer Präsidial-Diktatur. Allein mir fehlt der Glaube. Mr. Trump scheint eher eine Art Trump-Dynastie aufzubauen, wenn man in den letzten Tagen die Installierung seiner Kinder und einen seiner Schwiegersöhne in wichtige Ämter betrachtet.

Sicherlich hat man es mit der Demokratiebewegung übertrieben und vielen Ländern eine Demokratie aufgedrückt, womit diese Länder mit dieser Freiheit noch nichts anfangen konnten bzw. die Masse der Bürger aufgrund ihres geringen Bildungsniveaus die damit frei werdenden radikalen Kräften nicht einschätzen konnten und diesen den Raum für ihre Machtentfaltung gegeben hat, welche diese Länder damit in ein Chaos stürzten. Wir in Europa haben für die Demokratie auch Jahrhunderte gebraucht.

Man schaue nur den Nahen Osten an, selbst in Russland scheint die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung noch keinen Sinn für eine Demokratie zu haben bzw. die Kräfte hierzu sind noch viel zu schwach. Dass aber die Vereinigten Staaten von Amerika in ein solch besorgniserregendes Fahrwasser geraten, einer der wichtigsten Wiege der Demokratie, welche die Welt von Diktaturen befreit und einen Großteil der Menschheit sehr positiv befruchtet haben, Wohlstand, geistige Freiheiten und ein liberal-christliches Verständnis damit die Folgen waren,  ist für viele Menschen völlig unverständlich und konnte sich keiner bisher vorstellen.

Gewählt wurde Donald Trump von den so genannten vergessenen „weißen Männern und Frauen auf dem Land“ der USA, auch „White Trash“ genannt, welche mit einer sich dynamisch entwickelnden Gesellschaft nicht mehr mithalten konnten und somit in ihrer Wertigkeit, Wohlstand und gesellschaftlichen Stellung immer mehr abgesackt sind, bzw. nunmehr Angst haben, noch weiter abzusacken. Ganz unverständlich ist die Tatsache, dass die Mehrheit der US-Frauen Donald Trump gewählt hat und das nach den sexistischen Entgleisungen dieses Mannes, womit seine Geringschätzung für Frauen dokumentiert wurde. Insofern schwimmt Trump im selben Wasser wie frauenverachtende Gesellschaften, vor diesen er in seinem Wahlkampf sogar gewarnt hat.

Auch scheint hier ein gewisses Maß an geistig- liberaler Bildung zu fehlen, um solche populistischen Versprechungen eines Donald Trump besser einschätzen zu können. Hat hier evtl. das katastrophale Schulsystem in den USA und die damit einhergehende fehlende Bildung die Wurzeln für ein solches Wahldesaster gelegt?

Die Wahl von Donald Trump stellt somit eine Protestwahl dar, einen Protest gegen das bestehende Establishment in den Großstädten der USA, welche für die damit immer weiter sich ausdehnende Kluft zwischen arm und reich verantwortlich gemacht werden.

Verwunderlich ist nur, dass diese Schicht der Protestwähler, also Arbeiter, Angestellte und die Landbevölkerung einen Milliardär zu ihrem Präsidenten gewählt haben, der aber genau Mitglied dieses Establishments ist, sein Vermögen durch viele Insolvenzen zu Lasten vieler kleiner Handwerker und durch Vermeidung von Steuerzahlungen begründen konnte, er somit als Prototyp eines skrupellosen Geschäftsmannes eingeschätzt werden kann und  letztlich genau das getan hat, welches diese Protestwähler in diese wirtschaftliche Situation abgleiten ließ. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass ein solcher Milliardär, der noch dazu mit seinem Vermögen angibt wie ein Pubertierenden, das Sprachrohr der Arbeiterklasse sein soll, auf deren Kosten er seinen Reichtum aufgebaut hat.

Und jetzt soll sogar noch der Goldman Sachs Veteran Steven Mnuchin, ein weiterer Prototyp des US-amerikanischen Establishments, Finanzminister der USA werden. Man kann es einfach nicht fassen! Zeichnet sich da nicht eine künftige weitere und noch viel schwerere Politikverdrossenheit ab?

Und so gibt es viele ähnliche Figuren in den USA, welche in den letzten 2 Jahrzehnten unermesslich reich geworden sind auf Kosten der großen Masse der amerikanischen Gesellschaft, pro Jahr irrationale hunderte von Millionen US$ verdienen, welche anderen Bürger  logischerweise abgenommen werden müssen, da es eine  wundersame Geldvermehrung auch hier immer noch nicht gibt, auch wenn sich einige dieser Ausbeuter unverschämter Weise  als Gottesjünger bezeichnen.

In den USA gehören etwa 300 Familien über 70% +x des gesamten Vermögens in den USA und nur 1% der Bevölkerung generiert ca. 25% des US-Einkommens. Das erinnert an die Zeiten der russischen Zaren  und der Könige Ludwigs des XIV bis XVI, welche alle blutig ausgegangen sind. Selbst Julius Bär, ein bekannter Schweizer Banker, hat vor solchen Situationen gewarnt. Wenn Wenige viel oder fast alles haben und die Masse wenig bis nichts, führt das unausweichlich zu Revolutionen.

Es stellt sich jedoch die Frage, wie diese wenigen Familien in den USA und in der Welt zu solch immensen Reichtum kommen konnten und welche Helfershelfer hier am Werk waren.

Anfangen möchte ich bei den bekannten US- Unternehmensberatern, welche nur EBITDA, Kosteneffizienz, Personalkosteneinsparungen und somit Personalentlassungen vor sich hertragen und dadurch seit langer Zeit eine prekäre Arbeiter- und Angestelltenschicht entstehen ließen zugunsten Weniger mit noch mehr Millionen und Milliarden an Privatvermögen. Diese EBITDA – Politik hat zu Unternehmenskonzentrationen immensen Ausmaßes geführt und volkswirtschaftlich wichtige  Unternehmenskulturen zerstört. Das staatliche  Machtpotential einer Demokratie wurde dabei untergraben und in Frage gestellt, einige Konzerne gebärden sich bereits wie Staaten im Staate. Selbst unsere mächtige Frau Bundeskanzlerin musste Kotau machen vor Mr. Zuckerberg, dem Inhaber von facebook, übrigens ein Unterstützer von Mr. Trump.

Damit solche Unternehmenskonzentrationen auch entstehen konnten, hat man sich der Expertise von Investmentbanken, insbesondere der wichtigen M&A-Bereiche, welche solchen Unternehmenszusammenschlüsse konstruieren oder abwehren  und die entsprechenden Finanzierungen zusammenstellen, letztlich Monopoly auf dem Existenzrücken der Arbeitnehmer aller Schichten spielen. Das ist die erste gezündete Stufe der Investmentbankrakete.

Über von Investmentbanken strukturierte Finanzprodukte kann letztlich jeder noch so verrückter Unternehmenskauf finanziert und die daraus entstehenden Risiken auf die unbedarften Anleger auf sehr breiter Basis verteilt werden. Helfershelfer hierbei ist die manchmal nicht zu verstehende Gier der Anleger, welche sehr oft ihre Logik ausschalten  und dabei vor lauter Rendite und „Zukunftschancen“ nicht mehr die Risiken erkennen. Der vermeintlich amerikanische Traum nach Reichtum, was jeder erreichen kann, setzt bei diesem perfiden Spiel das letzte i-Pünktchen und zieht den Bürgern weltweit das Geld aus der Tasche.

Unterstützt wird dieser Geschäftsbereich von der Geldpolitik der investmentbankverseuchten Zentralbanken, welche den Anlegern durch Ihre Aufkaufprogramme kaum mehr Möglichkeiten lassen, als in diese hoch Risiko behafteten Risiko-Verteilungs-Finanzprodukte zu investieren. Hinzu kommt noch der Lemminge-Effekt, gefördert  von der extremen Komplexität der Produkte und geschürt von den Marketing-Abteilungen dieser Investmentbanken, welche die Preise  – man kann schon sagen für heiße Luft – nach oben schnellen lassen zugunsten Weniger, die sich dabei goldene Nasen verdienen. Siehe hierzu den Bayer – Monsanto – Deal, welcher von den Zahlen nicht zu verstehen ist und hohe Risiken für die Anleger, die finanzierenden Banken und wiederum für die Steuerzahler beinhalten nur zum Zwecke der der Machtbefriedigung einiger abgehobener Manager ohne großes persönliches Risiko.

Aus der Finanzkrise glaubte man gelernt zu haben. Banken wurden sukzessive einer strengen Regulierung unterzogen, der Eigenhandel der Banken – Mitauslöser der Finanzkrise –  wurde erheblich eingeschränkt und es wurden Strukturen geschaffen, welche eine Bankabwicklung möglich machen, jedoch trotz gegenteiliger Beteuerungen auch wieder zu Lasten der vorher bereits ausgenommenen Steuerzahler, die unveränderte Lieblings-Melkkuh unserer Politiker. Vielleicht sollten sich auch diese Gedanken darüber machen, ob ihr Steuererhöhungs-Gen nicht auch Ursache dieser Anti-Etablishment-Bewegung ist und vor allem zur Politikverdrossenheit beigetragen hat.

Und nun will dieser neue Präsident die ersten zarten Blümchen einer Normalisierung in der Finanzindustrie wieder zertreten und den Turbokapitalismus mit Hilfe der Investmentbanker zu neuem Leben erwecken.

Wie in vielen Beiträgen in diesem Blog davor muss ich immer wiederholen, dass die Weltwirtschaftskrise in 1929 und die schlimmen Zeiten danach die Investmentbanker verursacht haben, ebenso die dot-com Krise in 2000  und die Finanzkrise in 2008 und nunmehr mit ihren auch nach 2008 unvermindert fortgesetzten Ausbeutungsmechanismen wesentlich zur jetzt besorgniserregenden Situation in den USA und letztlich auch in Europa maßgeblich beigetragen haben. Und jetzt scheint sich diese Entwicklung unter Trump verstärkt fortzusetzen.

Der 9.11.2016 war das zweite 9/11 in der Geschichte der Vereinigten Staaten und der Welt.

18. November 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch: http://www.emde-fiveko.de

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