Unternehmen als Anlageberater?

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In der Welt am Sonntag wurde von groß  angelegten Studien der Union Investment berichtet, die letztlich zu dem Schluss kommen, dass die Vermittlung von Finanzwissen  nicht allein die Aufgabe  der Schulen sein könne, sondern auch Aufgabe der Unternehmen/ Arbeitgeber wäre.

Meint denn die Union Investment allen Ernstes, dass die Personalabteilung eines Unternehmens die derzeit äußerst komplexe Materie einer Vermögensanlage, der darin enthaltenen strukturierten Finanzprodukte und deren Risiken werten kann? Sicherlich nicht, zumal in diesen Unternehmen die hierfür notwendige Kreditexpertise zur Begutachtung von Risiken fehlt. Auch hier erinnere ich gerne daran, dass der Vermögensinhaber letztlich der Kreditgeber ist und die Vermögensanlage der Kreditnehmer.

Die Unternehmen werden von allen Fondsgesellschaften, Banken und Versicherungen in Sachen Altersvorsorge über den Betrieb regelrecht belagert, weil eben über diese viele Altersvorsorgeverträge en bloque den Mitarbeitern in großer Zahl verkauft werden können und die Personalabteilungen hierfür willige Helfer sind. Hinter diesen Vorsorgeprodukten stecken dann wieder die von mir sehr heftig kritisierten Investmentfonds mit dem gesamten Derivate Misch-Masch, die weder die Verkäufer dieser Altersvorsorgeprodukte noch die Personalchefs/Personalabteilungen von  insbesondere mittelständischen Unternehmen erklären können.

Die Möglichkeiten einer Vermögensanlage sind in den letzten Jahrzehnten dermaßen komplex und damit intransparent und dadurch risikoreich geworden, dass damit die Schulen völlig überfordert wären. Ein Schulfach Finanzwissen gibt es meines Wissens nicht.  Unternehmen nun diesen Part zuzuschieben, ist Unsinn, da diese ebenfalls mit den dynamischen Entwicklungen bei den strukturierten Finanzprodukten, die sich täglich mit weiteren Komplexitäten extrem erweitern, mithalten können. Selbst die Vermögensanlageberater der Banken, welche sich täglich damit herumschlagen, müssen bei der Vielzahl der täglich erscheinenden Finanzprodukte passen.

Letztlich hat sich die Welt am Sonntag für Marketingzwecke der Union Investment, den Marktführer auf dem Gebiet der Altersvorsorge, instrumentalisieren lassen.

Selbst erstellte Studien der Finanzindustrie/ der Finanzinstitute sind ein beliebtes Marketingmittel für die Wirtschaftsjournalisten, womit gleichzeitig zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Die erste Fliege generiert die Aufmerksamkeit der Wirtschaftsjournalisten und lenkt diese in eine für die Finanzindustrie gewollte Richtung. Die zweite Fliege ist die Nennung des die Studie erstellenden Finanzinstituts zur Stärkung des Markennamens.

30. September 2017

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de

 

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