Von Goldman Sachs zur Bundesbehörde

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….der Marsch durch die Institutionen.

In der heutigen „Welt am Sonntag“ wurde ein Interview mit Frau Jutta Dönges, Chefin der „Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung“ veröffentlicht. Besonders ins Auge stach dabei die oben erwähnte Unterschlagzeile hervor, in welcher in wenigen Worten letztlich die Qualifizierungsbegründung für diese herausragende Funktion dargelegt wurde, nämlich „Goldman Sachs“. Man muss sich schon fragen, ob eine Wirtschaftsingenieurin die nötige Qualifikation besitzt, über die Abwicklung einer Bank entscheiden zu können. Es passt aber in den derzeitigen Mainstream, welcher jeden Investmentbanker oder Investmentbankerin, insbesondere wenn sie Goldman Sachs gearbeitet haben, zu höheren Aufgaben qualifiziert, auch wenn diese nur in einem Teilbereich des Investmentsbankings tätig waren und somit nur über Teilkenntnisse einer Bank verfügen können. Goldman Sachs wurde zudem erst nach der Finanzkrise zu einer Universalbank, um an evtl. Stützungsgelder des Staates zu kommen.

Die Zunft der Investmentbanker macht sich an allen Schaltstellen der Wirtschaft breit (siehe hierzu auch „Investmentbanker-Liste“ in diesem Blog  vom 17.5.2016), trotz zweier von ihnen zu verantwortender Finanzkrisen in 2000 und 2008.

Hier konnte mal wieder erfolgreich ein Investmentbanker, bzw. eine Investmentbankerin an eine der Schaltstellen zur Umsetzung der Investmentbanker-Denke weltweit installiert werden. Im Interview kommt das dann auch mehrmals zum Ausdruck.

 

Auf die Frage, ob sie die Commerzbank heute pleitegehen lassen könnte, antwortete Frau Dönges wie folgt:

Wir haben Instrumente, um sie abzuwickeln. Das würde  aber bedeuten, dass Teile der Bank gesichert würden. Die Hypo Real Estate dient hier als gutes Beispiel. Wir haben sie bereinigt und den guten Kern, die Deutsche Pfandbriefbank, 2015 an die Börse gebracht.“ 

Hier fällt auf, dass Teile der Bank gesichert würden. Nachdem Herr Dombret (oberster Bankenaufseher) & Co nicht müde werden, den Banken zu empfehlen, sich vom zinsabhängigen Geschäft zu verabschieden, was nichts anderes als Investmentbanking heißt, kann man nur mutmaßen, dass Frau Dönges nur den guten Kern bewahren möchte, welcher der Denke von Herrn Dombret entspricht, und das ist das Investmentbanking, bzw. die Teile, welche damit zu tun haben bzw. deren Produkte verkaufen.

Zur Hypo Real Estate bleibt noch zu bemerken, dass die Deutsche Bundesbank als Verwalterin der Bafin-Pensionsgelder diese bei der Hypo Real Estate angelegt hatte und man nur vermuten kann, dass auch dieser Umsatand  u.a. einer der  Beweggründe war, diese Bank nicht fallenzulassen, um damit die Deutsche Bundesbank und  Bafin  vor der Blamage einer fehlgeleiteten Anlagepolitik zu bewahren.

Auf die weitere Frage, dass dieses Überbleibsel (=HRE) aber nicht mehr viel mit der (alten) HRE zu tun hat, folgende Antwort:

„Ja, aber es ist der gesunde Teil, den wir durch unser Vorgehen schützen konnten. Und das ist auch die Idee bei dem Abwicklungsregime, das wir heute haben. Es gibt ja bestimmte Funktionen, die Banken erfüllen, die möchte man nicht abwickeln oder in die Insolvenz geben. Wir bewahren den Teil, den wir brauchen, und trennen  ihn, um ihn überlebensfähig zu erhalten. Den Rest kann man abwickeln“.

 Welcher Teil der Abwicklung und welcher Teil, „den wir brauchen“, das sein wird, ist klar und stützt die oben erwähnte Kritik. Nachdem der Investmentbanker Draghi das Einlagengeschäft mit seiner äußerst fraglichen Nullzins-Geldpolitik totstrukturiert und somit eine sehr wichtige Ertragssäule der Banken ohne Not vaporisiert hat, zudem die Banken aufgrund des damit extremen Wettbewerbs auf dem Kreditmarkt in extreme Turbulenzen bei einem Anstieg der Zinsen bringen wird, dürften die Banken mit Kreditgeschäft abgewickelt und die Banken mit Investmentbankaktivitäten weiter am Leben erhalten bleiben.

Ich erinnere hier nochmals daran, welche Denke das Investmentbanking hat, nämlich das Verstrukturieren von Risiken aller Art  auf den Risikorücken der Anleger (Sozialisierung des Risikos), die Vaporisierung des guten direkten und sicheren Anlagegeschäftes (siehe Aufkauf der Staats- und guten Unternehmensanleihen durch die EZB usw. usw.) sowie die Schaffung eines Anlagemarktes, welcher nur noch Fonds, Zertifikate, Indexfonds und Derivate zu Ziel hat, welche von den Investmentbankerin initiert, strukturiert und letztlich auch verkauft wird.

Ergebnis: Die meisten Anleger werden um ihre Ersparnisse gebracht, welche die Investmentbanker auf Ihren großen Yachten auf den Weltmeeren verjubeln.

4. Juni 2017

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch www.emde-fiveko.de

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