Zertifikate ein Teufelszeug? Ja!!

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In der FAZ konnte man am 30. Januar 2016 einen Beitrag zur Vermögensfrage von Herrn Rainer Juretzek unter der Überschrift” Sind Zertifikate Teufelszeug oder sinnvoll als Ergänzung zum Anlageportfolio?” nachlesen. Herr Juretzek ist der Geschäftsführer der ANALYTIKA FINANZ RESEARCH BERATUNGSGESELLSCHAFT GmbH und erweckte daher u.a. meine besondere Aufmerksamkeit.

Der Artikel war insgesamt in Ordnung, nur fehlte mir die Begründung, warum es eigentlich Zertifikate gibt? Es ist ein strukturiertes Finanzprodukt, oder besser gesagt eine Wette mit zwei ungleichen Wettpartnern. Auf der einen Seite steht der Zertifikateemittent und auf der anderen der Anleger, wobei die wenigsten Anleger mit einem rd. 200 Seite umfassenden Wertpapierprospekt etwas anfangen können. Diese juristische Intransparenz sollte einem u.a. aufgrund der vielen darin fixierten Imponderabilien schon vom Kauf eines solchen Wettscheines abhalten.

Eine Wette wird normalerweise nur dann vorgeschlagen, wenn sich ein Wettpartner seiner Sache sehr sicher ist. In diesem Fall ist es die Bank. Aber warum geht dann eine Bank oder eine vertreibende Bank im Auftrag einer Investmentbank oder der Investmentbank-Abteilung eine Wette ein, die schief gehen könnte. Sicherlich nicht!

Hier spielen nun Wahrscheinlichkeitsrechnungen der strukturierenden (Investment)Bank eine große Rolle (siehe hierzu in diesem Blog unter der Rubrik”strukturierte Finanzprodukte” unter Buchstabe “W” Wahrscheinlichkeitsrechnungen die entsprechenden Ausführungen), welche aufgrund der inzwischen gigantischen Rechnerleistungen die Verhältnisse der Vergangenheit mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Zukunft extrapolieren und damit Trends und Börsenentwicklungen vorhersehen können. Auf diesen Erkenntnissen bauen die Zertifikate auf, verkaufen es als Chance und Risiko oder als Ergänzung zum Anlageportfolio, verschweigen aber dem Anleger das Ergebnis der internen Wahrscheinlichkeitsrechnungen.

Größtenteils werden damit größere Wertpapierdepots der institutionellen Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen abgesichert, d.h. dem Kleinanleger damit das Risiko aufgebürdet.

Somit kann man guten Gewissens keinem Anleger solchen Wettkrimskrams empfehlen. Ob es kundige Anlageberater, welche nicht über solche Wahrscheinlichkeitsrechnungen verfügen, gibt, ist äußerst fraglich. Den Derivateverband um Auklärung zu bitten, dürfte ebenfalls sinnlos sein, da dieser die 16 führenden Emittenten derivativer Wertpapiere in Deutschland vertritt, dieser somit großes Interesse am Verkauf solcher Produkte hat.

Kurzum: Finger weg lassen von diesem Teufelszeug!

Hinweisen möchte ich noch auf meinen Beitrag “Zertifikatecrash” vom 6.9.2015 in diesem Blog. Das viele Auf- und Ab der Börsen gibt der Vermutung Nahrung, dass man damit Barrieren erreichen will zwecks Streichung des jeweiligen Bonus oder bei Hebelzertifikaten zwecks  Vereinnahmung des eingesetzten Kapitals des Anlegers. Bei den bekannt gewordenen weltweiten Manipulationen ist alles möglich.

31. Januar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 

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