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ECI Rohstoff Police

Ich wurde gebeten, die Werthaltigkeit der ECI Rohstoff-Police, welche von der Energy Capital Invest Life AG (Tochter der Deutsche Oel & Gas AG)  vertrieben wird, befragt.

Nach Studium des Kunden – Informationsfolders bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen:

Dieses Anlageprodukt wird als Innovation gepriesen, ist es aber nicht. Die ECI Rohstoff – Police ist letztlich eine Fonds gebundene Lebensversicherung. Den Fonds stellt ein geschlossener Fonds dar, welcher der Deutsche Oel & Gas AG ein Darlehen mit einer festen Verzinsung gibt und evtl. Sicherheiten in Form von „zum Beispiel“ (O-Ton Geschäftsleitung/ Sicherheiten stehen somit nicht fest!!) Mineralgewinnungsrechten.

Es ist letztlich eine Kapital-Lebensversicherung, deren Wert oder Auszahlungsbetrag am Ende der Laufzeit allerdings abhängig ist von der Entwicklung des Fonds. Da dieser Fonds ein Darlehen  gegen evtl. Sicherheiten, deren Werte schwer zu überprüfen sind und auch noch nicht feststehen, der Deutsche Oel & Gas AG gewährt, ist der Fonds wiederum abhängig von der Entwicklung der Deutsche Oel & Gas AG. Diese ist wiederum abhängig von der Muttergesellschaft, der Cornucopia Oil & Gas Company, LLC, League City, Texas, über deren Ziffern nur bruchstückhafte Infos eruiert werden konnten. Als Jahresergebnis werden  € 7,6 Mio. angegeben (EBITDA oder EBIT?), als Eigenkapital € 125,8 Mio. (Bilanzsumme?). Ohne weitere Angaben zur GuV (Ergebnis operativ?) und zur Bilanz haben diese Angaben nur schwachen informatorischen Charakter und sagen letztlich nichts aus über die Bonität der Konzernobergesellschaft.

Analysiert man die im Unternehmensregister veröffentlichte Bilanz der am 23.12.2011 gegründeten Deutsche Oel & Gas AG per 31.12.2012 (inzwischen sind 2 Jahre vergangen) stellt man fest, dass sich die Bilanzsumme von € 4,17 Mio. auf der Aktivseite aus Forderungen „ aus dem bestehenden Management Service Agreement zwischen der Deutsche Oel & Gas AG  und der Cornucopia Oil & Gas, LLC (nicht zu verwechseln mit Cornucopia Oil & Gas Company, LLC = Konzernobergesellschaft), deren 100% Anteile die Deutsche Oel & Gas AG von anderen Konzerngesellschaften für US$ 1,- erworben hat. Hier wird schon eine recht unübersichtliche Verflechtung mit US-Gesellschaften offensichtlich.

Auf der Passivseite setzt sich die Bilanzsumme von € 4,17 Mio mit € 3,05 Mio aus Verbindlichkeiten bezüglich Steuerberatungs-, Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsberatungsleistungen  zusammen. Im Verhältnis zur Bilanzsumme eine außergewöhnliche Höhe und lässt evtl. den Schluss zu, dass dies die Kosten der Initiierung des geschlossenen Fonds sind, die vermutlich die Anleger/Käufer dieser Police bezahlen müssen.

Letztlich ist dieser Fonds von der Entwicklung von mindestens 2 Gesellschaften abhängig, die sich auf dem äußerst risikoreichen Feld der Gas- und Erdölgewinnung, deren Preise derzeit erodieren, tummeln. Somit können auch keine stabilen Erträge (wenn überhaupt), wie im Kunden-Informationsfolder gepriesen, garantiert werden.

Dieses Anlageprodukt wird auch als ein realer Sachwert bezeichnet, der nicht abhängig ist von der Börse. Das ist eine marketingtechnische Irreführung und auch kein Sachwert. Der Fonds wird in seiner Bilanz lediglich Forderungen ausweisen und keine realen Sachwerte. Die evtl. Mineralgewinnungsrechte, welche als Sicherheit evtl. zur Verfügung stehen, müssen mit einem großen Fragezeichen versehen werden und sind in den meisten Fällen nicht das Papier wert, auf dem sie fixiert sind. Und was die Börse angeht bleibt nur daran zu erinnern, dass der Gas- und Ölpreis von der Börse abhängig ist.

Damit das Ganze noch einen seriösen Touch erhält, wird mit der Sicherheit einer Lebensversicherung geworben. Das ist ebenfalls eine Irreführung, ich würde sogar sagen es kommt einer Verdummung der Anleger gleich. Es ist sicherlich eine Versicherung für das Leben und wird ausbezahlt beim Tod des Anlegers, es ist aber keine Versicherung für das Investment, d.h. für den Fonds, dieser kann am Ende der Laufzeit nichts mehr wert sein.

Geschlossene Fonds können als eine Vermögenskastration in reinster Form bezeichnet werden (siehe kritische Würdigung dieses Anlageproduktes unter „strukturierte Finanzprodukte“ unter „F“), welche man durch eine angehängte Kapital-Lebensversicherung aufhübschen möchte.

Hier verdient zum einen die Versicherungsgesellschaft sehr gut daran (eine einfache Risikolebensversicherung wäre billiger), dann der Fondsvertrieb und nicht zu vergessen die dahinter stehenden Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, deren Aufgabe es ist, dieses Produkt entsprechend wasserdicht zu gestalten, damit kein Anleger im worst case Ansprüche geltend machen kann.

Fazit: Finger weglassen, es sei denn, man hat Vertrauen zum Fonds und dessen Vertrieb, zur Deutsche Oel & Gas AG, welche die Bilanzziffern per 31.12.2013 immer noch nicht veröffentlicht hat, und zur öffentlichkeitsscheuen Konzernobergesellschaft Cornucopia Oil & Gas Commpany.

Wenn dieses Fördergeschäft wirklich so ertragreich ist, bräuchte man sicherlich nicht die Hilfe eines solch aufgehübschten geschlossenen Fonds.

31. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Kulturwandel Commerzbank?

Bekanntlich hat die Commerzbank die herunter gewirtschaftete oder besser gesagt kaputt strukturierte Dresdner Bank (hierzu in den nächsten Tagen ein Beitrag) über­nommen und dadurch eine Menge Federn lassen müssen und musste auch noch den Investmentbankern, welche die hohen Verluste der Dresdner Bank mit verursacht hatten, mit hohen Boni abfinden (??). Diese Übernahme führte letztlich zu einer Beteiligung des Staates und damit zur Rettung der Commerzbank.

Insgesamt kann die Ausgangsposition der Commerzbank ab Beginn der Finanzkrise zu einer der ungünstigsten bezeichnet werden. Allerdings scheint sich dieses Bankhaus insbesondere im Kredit­geschäft an die alten Banker­tu­gen­den erinnert zu haben und ihren Fokus auf die Zufriedenheit ihrer Kunden – was immer das heißen mag –  auszurichten.

Gemäß dem alten Slogan „Die Bank an Ihrer Seite“ ist sie sehr be­strebt, ihr Image entsprechend aufzupolieren, will u. a. im Kredit­geschäft als kompetent und fair wahrgenommen werden und sich als Mittelstandsbank immer mehr profilieren.

Herzstück der hierzu in Gang gesetzten Marketing-Kampagne ist ein 60-sekündiger TV-Spot, in der sich eine Frau während ihres Joggings durch die erwachende Stadt Frankfurt Gedanken über die Finanz­welt macht. Der Text dazu lautet wie folgt:

„Woran liegt es, dass man den Banken nicht mehr vertraut?

Manche Banken sagen das liegt an den Krisen, andere an den Börsen.

Wir haben etwas getan, was für uns bisher vielleicht nicht typisch war, wir haben die Gründe bei uns gesucht und uns gefragt, braucht Deutschland noch eine Bank, die etwa so weiter macht oder brauchen wir eine Bank, die endlich Schluss macht mit neuen Spekulationen aufgrund Nahrungsmittel, eine Bank, die erneuer­bare Energien für die Zukunft finanziert, eine Bank die auch kleinen und mittleren Unternehmen Kredite gibt, eine Bank die ihre Berater nicht belohnt, wenn sie möglichst viele Verträge verkaufen, sondern nur erst dann, wenn ihre Kunden zufrieden sind.

Vor uns liegt ein langer Weg, aber auch der beginnt mit dem ersten Schritt.

Commerzbank, die Bank an Ihrer Seite“.

Dieser TV-Spot ist meines Erachtens gut gelungen und lässt einen Schuss Ehrlichkeit (und auch Hoffnung) entstehen. Es ist auch ein Eingeständnis der bisher nicht sehr sauberen Arbeit im Anlage­geschäft dieser Bank und der bisherigen Behandlung ihrer Kunden. So weit so gut.

Betrachtet man den Text aber genauer, so entsteht der Eindruck, dass die Imageschäden der Banken entstanden sind durch die Krisen, den Börsen und den Spekulationen mit Nahrungsmitteln. Kein Wort davon, dass die strukturierten Finanzprodukte, die diese Krisen mitunter maßgeblich ausgelöst haben und somit die Börsen ins Trudeln gebracht haben.

Die Finanzkrise ist sicherlich nicht ausgelöst worden durch die sehr verwerflichen Spekulationen mit Nahrungsmitteln, die hat es schon immer gegeben und der Dritten Welt bis heute Hunger und Not beschert haben, bzw. diese durch die Finanzkrise noch verstärkt worden ist.

Man könnte mit diesem TV-Spot glauben, die Commerzbank hätte damit den die Finanzkrise auslösenden und mittragenden strukturierten Finanzprodukten abgeschworen und würde nur noch ehrliche Anlageprodukte ihren Kunden anbieten.

Mitnichten, leider.

Im September 2012 nahm ich im Handelsblatt einen Bericht wahr mit der Überschrift „Commerzbank wirbt um große deutsche Investoren – Produktmanager wollen mit aus­geklügelten Fonds punkten –“.

Darin wird von erfolgreich untergebrachten Rohstoff- und Aktien­fonds, welche den Privatkunden angeboten worden sind, berichtet. Die Investmentbank (-abteilung) hätte die Instrumente für diese Fonds geliefert. Nunmehr zielte die Commerzbank auf große institutionelle In­vestoren, also etwa Versicherer oder Pensionsfonds = wir alle, ab. Diese verlangen aber oft nach ausgefeilten Fondskonstruktionen, um ihre Risiken und Anlagen besser zu „steuern“.

Dabei kam ein Herr Christian Machts, übrigens ein Mitglied der Atlantikbrücke e.V. (siehe Kulturwandel Goldman Sachs? Ein Kulturschwindel), zu Wort.“ Wir sind nicht nur auf Personen aus, wir nutzen Research Stärken und Handels­strategien, um sie in Fonds zu verpacken“. Die Commerzbank würde auf diesem Feld vor allem Derivate nutzen und dabei die Fähig­keiten ihrer Investmentbank-Einheit nutzen (Da haben wir wieder, die Investmentbank)

Geplant wären des Weiteren ein Fonds für den Verkauf von Call-Optionen sowie ein institutioneller Fonds (also für uns alle) für so genannte Managed-Futures-Strategien an den Terminmärkten. Nachdenken wolle Herr Machts außerdem über die Derivate-Nach­bildung von Depots mit Firmenanleihen (welche?). Noch weitere Ideen wären in der Schublade.

Wenn das kein Bekenntnis zur Hexenküche des Investmentbankings ist! Aus Mischmasch wird wieder Mischmasch produziert und darauf ein seriöses Etikett geklebt. Anscheinend hat man in der Commerzbank aus der Finanzkrise nichts gelernt und setzt unver­ändert auf diesen strukturierten Quark. Hintergrund dafür könnte auch der enorme Druck der Commerzbank sein, schnell Geld verdienen zu müssen, um die Verbindlichkeiten ggü. dem deutschen Staat möglichst rasch abbauen zu können. Ob das der richtige Weg für die Anleger und für die Commerzbank ist, wage ich zu bezweifeln.

Etwas positiv hat mich dann allerdings später die Nachricht ge­stimmt, dass Herr Machts zum Hedge-Fonds BlackRock als Leiter des Retail-Geschäftes in Deutschland, Österreich und Osteuropa ge­wechselt ist. Somit nimmt die strukturierte Ausbeutung dort weiter seinen Lauf.

Der aktuelle Einblick in diverse Depots der Commerzbank bei neuen Mandanten, die wiederum ge­spickt sind mit strukturierten Finanzprodukten aller Art in Eintracht mit seriösen Wertpapieren hat mich dann aber wieder auf den Boden der aktuellen Tatsachen geführt. Ist das die neue Strategie, unseriöses mit seriösem zu verpacken?

Auch werden bei meinen Anfragen zu seriösen Anlagen unverändert zuerst strukturierte Finanzprodukte aller Art und aus dem eigenen Hause angeboten, teilweise mit entsprechendem Nachdruck, so dass man einfach nicht das Gefühl loswird, dass dahinter ein entsprechender Verkaufsdruck steckt. Erst nach wiederholten Insistieren auf direkte Anlagen bekommt man diese letztlich feil geboten.

Allerdings ist das bei allen Banken derzeit zu beobachten. Die Ursache liegt u.a. auch in der Verbriefung der Kredite, womit man die Bank – Bilanzsumme nicht entsprechend aufblähen möchte zwecks Erhalt der Eigenkapitalquote, bzw. der Eigenkapitalirreführungsdefinition „harte Kernkapitalquote“. Somit befeuert das gute Kreditgeschäft der Commerzbank unvermindert diesen finanzchemischen Prozess der Risikoverlagerung auf die Anleger mit – ich befürchte  – grausamen Ausgang.

Vielleicht sollte sich die Commerzbank  – wie auch alle Banken – den weisen Spruch „ Was Du tust, bedenke das Ende „ verinnerlichen und zu den Wurzeln des seriösen Anlagegeschäftes zurückkehren.

  1. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Zukunftskiller Grunderwerbssteuer

Zur wirtschaftlichen Prosperität tragen hohe Steuern keineswegs bei, sie ersticken den Leistungswillen und führen zu Ungerechtig­keiten anderer Art. Viele Beispiele haben das gezeigt und zeigen das unverändert.

Das Verhältnis hohe Steuern = schwache Wirtschafts­lage lässt sich z. B. an der Höhe der Grunderwerbsteuersätze in Deutschland ganz deutlich ablesen. Die niedrigsten Grunderwerb­steuersätze mit 3,5 %, welche auch in 2015 nicht angerührt werden sollen, berechnen Bayern und Sachsen, zwei prosperierende Bundesländer. Diese haben erkannt, dass die Grunderwerbsteuer ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit ihrer Volkswirtschaft ist, deren übermäßige Höhe allerdings zu einem Zukunftskiller mutieren kann  und damit künftige Steuereinnahmen  nicht entstehen lässt.

Hat beispielsweise ein Unternehmen die Wahl, eine Betriebsstätte in diesem oder jenem Bundesland zu errichten, so wird es sich u.a. vermutlich das Bundesland aussuchen, in welchem die Grunderwerbsteuer nicht gleich einen großen Teil des Immobilienkaufpreises verschlingt.

Mit der Errichtung einer Unternehmensbetriebsstätte sind während der Bauphase und  in Zukunft eine Reihe von weiteren Einnahmen für die Bundesländer verbunden und zwar wie folgt:

  • Mehrwertsteuer für jeden Nagel und jeden Baustein während der Bauphase.
  • Körperschafts-, Lohn- und Einkommenssteuer von der Baufirma und den Bauarbeitern.
  • Mit dem Bau einer Betriebsstätte werden Arbeitsplätze geschaffen, bzw. aus der sich daraus ergebenden Wertschöpfung ( u.a. Einkommen der Mitarbeiter) wird das dahinter stehende notwendige Dienstleistungsgewerbe (Bäcker, Metzger, Banken, Versicherungen usw.)  finanziert, die wiederum Steuern bezahlen.
  • Körperschaftssteuer auf die künftigen Gewinne des errichteten Betriebes.
  • Lohn- und Einkommensteuer auf die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter dieser neuen Betriebsstätte.
  • Gewerbesteuer auf künftig anfallende Gewinne dieser Betriebsstätte.
  • Dadurch Verbesserung der Infrastruktur im Allgemeinen.

Kurzum, ein Betrieb mit Wertschöpfung ist die Quelle einer Reihe von zukünftigen Steuereinnahmen und damit eine Quelle für künftigen und dauerhaften Wohlstand der Bürger. Fehlen solche „Wertschöpfer“, fehlen auch die Steuereinnahmen und damit auch der Wohlstand, eine Gleichung, die viele an der Steuer- und Abgabenschraube drehende Politiker immer noch nicht verstanden haben.

Am Beispiel des Saarlandes, der Heimat des roten Lafontaine, kann man diesen Effekt wunderbar verfolgen. Mit 5,5% Grunderwerbsteuer nahm das Saarland, welches schon sehr lange am Krückstock geht, den Spitzenplatz ein und vergraulte damit Investoren, die es eigentlich dringend nötig hätte. Diese Investoren und damit auch die Steuereinnahmen befinden sich in anderen Bundesländern, zu denen das halbe Saarland  morgens hinfährt, um abends wieder zurückzukehren.

Jetzt wird das Saarland zum 1.1.2015 diesen Grunderwerbsteuersatz auf 6,5% zusammen mit Nordrhein-Westfalen, welches ebenfalls mit gravierenden finanziellen Problemen zu kämpfen hat, erhöhen, um mit Schleswig Holstein, ebenfalls ein nicht gerade prosperierendes Bundesland,  gleichzuziehen.

Damit werden weiterhin nicht nur Investoren in andere Bundesländer gelockt, sondern es wird wieder einmal  dem Bürger in die Tasche gegriffen. Seine Baufinanzierung wird dadurch teurer und damit auch die Abhängigkeit von der finanzierenden Bank erhöht. Außerdem nimmt es den leistungswilligen Bürgern wiederum Vermögenswerte weg, die er gerade in der Bauphase dringend benötigt. Nicht auszuschließen ist damit auch sein Umzug in die Nähe seines neuen Arbeitsplatzes, womit er sich stundenlange Autofahrten zu diesem erspart. Folge hieraus wären weitere Steuermindereinnahmen für sein bisheriges Bundesland, höhere Steuereinnahmen für das andere, attraktivere Bundesland.

Und das alles nur wegen einer kurzfristigen Erhöhung der Einnahmen.

Man sieht auch hier, dass in den Bundesländern mit dem schwächsten Wirtschaftsverstand die finanziellen Probleme am größten sind. Die Erhöhung der Grunderwerbssteuer wird diese Probleme vermutlich noch erhöhen.

29.Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Kulturwandel der Sparkassen?

Auch dieser Beitrag ist meinem Buch „Die strukturierte Ausbeutung“ , welches Ende 2013 erschien, entnommen worden und wurde nun mit aktuellen Gegebenheiten ergänzt.

Vorab bleibt festzuhalten, dass ich damals schon als Vertreter einer Großbank die Sparkassen und ihr Selbstverständnis als Bank des „kleinen Mannes“, womit der größte Teil unserer Gesellschaft er­fasst wird, stets bewundert habe. Insbesondere im Kreditgeschäft spielen die Sparkassen unverändert eine hervorragende Rolle und sind die Stütze des deutschen Mittelstandes. Ähnlich sehe ich das mit den Volksbanken, welche mit den Sparkassen einen Banken-Markt­anteil von über 60 % einnehmen, somit die eigentliche und maß­gebende Kraft in der deutschen Bankenlandschaft darstellen. Zusammen mit den Privatbanken /­ Geschäftsbanken tragen diese das oft kritisierte und in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts von vielen „Wirtschaftsjournalisten“ großer Tageszeitungen oft als antiquiert kritisierte Drei-Säulen-Modell. Dieses Drei-Säulen-Modell > Sparkasse> Volksbanken> Geschäfts-/­Privatbanken hat jedoch Deutschland vor den Folgen der schwersten Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg bewahrt und maßgeblich zur jetzigen starken Stellung Deutschlands in Europa und der Welt beigetragen.

Die Sparkassen genießen beim „kleinen Mann“ oder sagen wir beim „Normalbürger“ ein sehr hohes Vertrauen und halten dadurch in Deutschland auch den größten Banken -Marktanteil von weit über 40 %.

Diese gewaltige Marktmacht fällt nicht besonders auf, da diese in zahlreichen Einzelgesellschaften, d. h. in selbstständigen Sparkassen mit eigener Bilanzierung organisiert und damit auf die gesamte Bundesrepublik verteilt sind. Allerdings wirkt der Sparkassenver­band zusammen mit den Oberinstituten der Sparkassen, den Landesbanken, sehr stark auf die Geschäftspolitik der jeweiligen Sparkassen ein.

Dieser hohe Marktanteil und damit die hohe Vertriebsstärke ist insbesondere für die Investmentbanken hochinteressant, nicht nur in Bezug auf die große Anzahl der Sparkassenkunden, sondern auch mit Blick auf die Sparkassen selbst, welche durchweg über hohe eigene Cash-und Wertpapier-Polster verfügen.

Mitte 2013 gab es nach zahlreichen Fusionen nur noch rd. 420 Spar­kassen mit bundesweiten rd. 14.400 Geschäftsstellen, welche über 240.000 Mitarbeiter beschäftigten. Somit fallen Fehlinvestitionen und Unternehmensinsolvenzen nicht so stark der Öffentlichkeit wie bei den Groß­banken auf, bei der sich solche Vorgänge in deren Zentralen u.a. in Frankfurt  konzentrieren.

Dieses Potenzial haben im Übrigen auch die bekannten angelsächsischen Unternehmensberatungsgesellschaften erkannt, die auch über die Landesbanken bei den Sparkassen tätig wurden und daraufhin das Bankgeschäft mit den gleichen Bezeichnungen, die mir Jahre vorher schon in der Dresdner Bank geläufig waren, neu organisierten.

Die meisten Sparkassen haben aber nicht die Research- und Ana­lyse­ka­pa­zi­täten, wie die Groß- und Investmentbanken. Dieses Wissen wird von deren Landesbanken entweder selbst erstellt (mit fragwürdigem Ausgang > siehe Finanzkrise) oder von den Invest­mentbanken und Großbanken – je nach dem – bezogen. Auch kreieren sie keine eigenen Finanzprodukte und Derivate, das erledigen die Landesbanken und die Dekabank.

Die Dekabank betrachtet sich als den zentralen Assetmanager der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe. Mit dieser Bezeichnung kann man schon sehen, dass man die Sparkassen als Gesamtgruppe und damit sehr mächtige Gruppe innerhalb unserer Gesellschaft sehen muss.

Die Dekabank produziert wie eine Investmentbank eine breite Palette von Aktien-, Renten, Immobilien- und Mischfonds aller Art. Der Vertrieb dieser Produkte erfolgt hauptsächlich über die Spar­kassen und Landesbanken.

Der Dekabank-Konzern verwaltete Ende 2012

  • 518 Wertpapier-Publikumsfonds (Volumen ca. € 90 Mrd.)
  • 4 Offene Immobilienfonds (Volumen ca. € 21 Mrd.)
  • 468 Wertpapier-Spezialfonds (Volumen ca. € 52 Mrd.), ich vermute, dass diese Spezialfonds Wertpapieranlagen diverser Sparkassen ver­walten.
  • 11 Offene Immobilien- Spezialfonds (Volumen ca. 1,7 Mrd.)

und nimmt bei den Publikumsfonds meines Wissens den dritten Platz hinter der DWS/­Deutsche Bank-Gruppe und Allianz Asset Management-Gruppe ein. Zudem ist die Dekabank der größte Anbieter von Offenen Immobilienfonds in Deutschland, einer seit Jahren  in den negativen Schlagzeilen befindlichen Anlageklasse.

Man kann somit die Dekabank als einen der größten Anbieter von strukturierten Finanzprodukten bezeichnen. Bei Anleihe- und Aktienemissionen, also Ausgabe von direkten Anlagen, ist mir die Dekabank bisher nicht groß aufgefallen, eher als Vertriebspartner in der zweiten und dritten Reihe.

Sollte der Leser ein Sparkassenkunde sein und zudem Geld anlegen wollen, wird er sicherlich feststellen, dass ihm im Wesentlichen Fonds der Dekabank (= strukturiertes Finanzprodukt) angeboten werden, wie im übrigen dies auch bei den anderen Banken ebenfalls mit deren hauseigenen Fonds der Fall unverändert sein wird.

Meine Erfahrungen mit Fonds der Dekabank sind nicht positiver Natur. Auch konnte man in der Presse schon mehrmals nachlesen, dass die Deka-Fonds im Konkurrenzvergleich schlecht abschneiden.

Bei einem recht betagten Mandanten, der Anfang 2000 rd. € 600.000 in diverse Dekafonds angelegt und zum Leidwesen der Sparkasse bis zu meinem Erscheinen in 2007 kaum bewegt hatte, musste ich einen Verlust von rd. € 228.000 fest­stellen. Außerdem hatte man diesem Mandanten noch ein Vermögensver­waltungs­man­dat beim Ableger der Deka in der Schweiz verkauft, welches Hedgefonds- und Private Equity Papiere nebst Aktien-, Renten-, Geldmarkt- und Immobilienfonds, also das gesamte Sammelsurium der strukturierten Finanzprodukte, enthielt. Auch dieses Ergebnis war – wie sollte es auch anders sein – schon nach relativ kurzer Laufzeit negativ.

Der hierfür zuständige Sparkassen-Vorstand bezeichnete ein solches Depot als ein „Ergebnis einer fachmännischen Anforderung an eine Vermögensberatung“. Es war eher eine fachmännische Anforderung an das Provisionsergebnis dieser Sparkasse, welche durch die Vermittlung in die Schweiz provisonsmäßig daran partizipierte.

Mein Versuch, die Sparkasse dadurch zu einer teilweisen Rück­erstattung des Verlustes oder zumindest zu einer Rückvergütung der bis dahin gezahlten saftigen Depotgebühr zu bewegen, brachte mir unsachliche Vorwürfe  ein. Normalerweise werden für Fonds aus der eigenen Gruppe keine Depotgebühren verlangt, zumal die vermittelnde Bank einen kräftigen Anteil an den Ausgabeaufschlägen nebst Halteprämien u.ä. erhält. Aber auch selbst dies verweigerte dieser Kundenvor­stand, verleugnete sogar, dass die Deka zur Gruppe der Sparkasse gehörte. Das stimmt nicht ganz, da an der Deka-Bank die Spar­kassen über ihre Verbände an der Deka- Bank beteiligt sind und an jedem Stadtbus mit einer Werbung der Sparkassen Finanzgruppe dies ganz deutlich wird.

Selbst eine Beschwerde beim damaligen Präsidenten des Spar­kassen­ver­ban­des, Herrn Heinrich Haasis, ging aus wie das „Horn­berger Schießen“. Meine Empfehlung war, diese Verlustbringer sofort zu verkaufen, welches dann auch in 2007 geschah.

In der Vergangenheit hat sich die Sparkassengruppe stets als eine Alternative zu den Großbanken verstanden, welches im Kredit­bereich sicherlich sehr stark unterstrichen werden kann.

Im Anlagebereich – außer den altbekannten Sparbüchern und Spar­briefen – kann das auf keinen Fall gesehen werden. Genau wie die Groß- und Investmentbanken schwimmen diese auf der Welle der strukturierten Finanzprodukte und das schon sehr lange, wie das obige Beispiel gezeigt hat. Auch da haben es die Investmentbanken geschafft, diese fragliche Anlageideologie in die Köpfe der Spar­kassenvertreter einzuimpfen. Und dieser Vorgang hält noch immer an, wie sicherlich jeder Sparkassenkunde, der dort Geld an­legen will, bestätigen kann.

Aufgefallen ist mir dies erstmals in 2005, nachdem ich bei einem Mandanten und dessen Deka-Geldmarktfonds feststellen musste, dass der Anteil der CDS- und ABS-Papiere als so genannte „Bei­mischung zur Erhöhung der Rendite“ von Monat zu Monat immer höher wurde.

Bei den hohen Zinssätzen für Anleihen Anfang des Jahrtausends, die weit über den Geldmarktsätzen lagen, warfen die Geldmarktfonds – sogar nach Gebühren für die Fonds – deutlich höhere Renditen ab, als für Festgelder. Mit dem Rückgang des Zinsniveaus und Auslaufen der hochverzinslichen Anleihen schmolz dieser Vorteil gewaltig zusammen mit der Folge, dass man einen Renditeersatz suchte – auch zur Deckung der Bankgebühren – und fand diese in den oben erwähnten CDS- (Credit Default Swaps = Kreditausfallver­sicherungen) und ABS Papiere (Asset Backed Securities = über Assets /Ver­mö­gens­werte aller Art abgesicherte Kredite), für deren Kauf/­Übernahme die Fonds Prämien erhielten und diese somit zur Erhöhung der Fondsrenditen beitrugen. Zu dieser Zeit hatten die Banken Mitte des letzten Jahrzehnts auch kaum Kreditausfälle zu beklagen, womit das Risiko dieser Papiere als sehr gering erachtet wurde. Später stellte sich dann in sehr vielen Fällen heraus, dass diese Kreditübernahme-Papiere ein doch nicht unerhebliches Risiko be­inhalteten und sogar zu Minus-Renditen bei vielen Geldmarkt- Fonds führten.

Auf diese Erkenntnis wies ich den damaligen Vorstandsvorsitzenden der Dekabank, Herrn Franz Waas, in einem Schreiben darauf hin. Seine Antwort war für mich niederschmetternd. Seiner Meinung nach ist ein solcher Vorgang üblich, übersetzt heißt das, die Über­nahme von Kreditrisiken aus undurchsichtigen Mischmasch-Papieren gehört in das Depot von Sparkassenkunden, die von solchen Dingen normalerweise keine Ahnung haben.

Ein weiteres Indiz dafür, dass es im Sparkassensektor im Anlage­bereich keinen Kulturwandel gibt, man dafür aber die Kultur sowohl der Investmentbanken  übernehmen will, ist der inzwischen erfolgte Umbau der Dekabank.

Dieser sah unter anderem den Einstieg in das lukrative und ca. € 100 Mrd. schwere Zertifikategeschäft mit eigenen Zertifikaten vor, bzw. will man den Landesbanken weg­nehmen. Man achte auf das Wort „lukrativ“. Alles was für die Bank lukrativ ist, kann für deren Kunden nur zum Nachteil geraten. Eine wundersame Geldvermehrung gibt es auch hier nicht.

Mitte Januar 2013 erschien dann in der Presse ein kleiner Hinweis, dass die Deka die ersten Zertifikate auf den Markt gebracht hat.

In diesem Zusammenhang ist ein Auszug aus einem Interview mit Herrn Heinrich Haasis, früherer Präsident des Sparkassen und Giro­verbandes und Vorgänger vom jetzigen Präsidenten, Herrn Georg Fahrenschon erwähnenswert, welches er dem Handelsblatt im November 2010 gegeben hatte.

Es ging dabei um den Verkauf von Lehmann Zertifikaten und darum, dass einige Sparkassen diese auch verkauft hatten und auch dafür eingestanden sind. O-Ton:

Hassis: …… das haben die Sparkassen individuell nachgearbeitet und in klaren Fällen auch Ersatz geleistet und sich bei Kunden ent­schuldigt. Mir macht aber Sorge, dass es jetzt schon wieder Nach­frage nach exotischen Zertifikaten gibt.

Handelsblatt: Sie würden also kein Zertifikat mehr kaufen?

Haasis: Ich habe noch nie eines gekauft.

Diese Aussage eines erfahrenen Bankers ist an sich eindeutig, leider wird sie von der jetzigen Sparkassenorganisation ignoriert.

Erreichen will man diese Neuausrichtung durch einen bereits vor­genom­me­nen Führungswechsel. Neu an der Spitze der Dekabank ist ein Herr Michael Rüdiger. Er kommt von der Credit Suisse, neben der UBS in der Schweiz eine der Banken mit einem hohen Ertragsanteil (ca. 60 %) aus dem Investmentbanking, und hat in Deutschland das Private Banking, Assetmanagement und Invest­mentbanking, verantwortet, woraus auch hier die Verquickung des Investmentbankings mit dem Vermögensanlagegeschäft deutlich wird.

Ein solcher Mann, der einen großen Teil in seinem Berufsleben dem Investmentbanking gewidmet, es betrieben und gefördert hat, wird doch keineswegs dieses Geschäftsmodell fallen lassen und normales und verständliches Anlagegeschäft betreiben! Er hat ja letztlich nichts anderes gelernt und ist die hohen Erträge aus den strukturierten Finanzprodukten des Investmentbankings zu Lasten der Anlegerkunden gewohnt.

Gemäß Pressverlautbarungen (Handelsblatt v. 28.11.2012) will Herr Rüdiger auch „verstärkt auf alternative Investments, wie Infra­strukturprogramme (was immer das heißen mag) setzen. Ent­sprechende Produkte sollen später vielleicht auch Privatkunden angeboten werden“.

Unter dem Stichwort alternative Investments wird heutzutage alles Mögliche, insbesondere undurchsichtige und toxische Anlagen angeboten und mit hohen Provisionen für die Banken vertrieben.

Zwischenzeitlich wird die Dekabank als „Zentraler Fonds- und Zertifikateanbieter“  (besser wäre die Bezeichnung „Zentraler Risikoverlagerer“) bezeichnet und soll künftig die Depots der Sparkassenkunden zentral führen. Die Bündelung  und Abwicklung von Wertpapiergeschäften werde künftig von zentraler Bedeutung  sein, so Herr Rüdiger. Es ist angepeilt, dass die Deka die Depotführung für die Sparkassen übernimmt. Deren Kunden hätten dann für das Wertpapiergeschäft nicht mehr ein Sparkassen-Depot, sondern  ein Deka-Depot.

Diese Presseveröffentlichungen lassen für die Sparkassenkunden nichts Gutes erwarten. Es werden unverändert und vor allem verstärkt strukturierte Finanzprodukte angeboten werden und wieder werden sich die Kunden auf die vertrauensseligen Verkaufs­praktiken der Bankbetreuer verlassen.

Die Sparkassen laufen aber Ge­fahr, ihren immer noch guten Ruf mit diesem Geschäftsgebaren zu verlieren.

Anmerkung: Unter der Rubrik “Strukturierte Finanzprodukte” können die (kritischen) Definitionen zu Fonds(Investmentfonds) und Zertifikaten nachgelesen werden.

26.Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de