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Schweizer Franken, man lernt nicht dazu!

Die Freigabe des Schweizer Franken hat mal wieder all diejenigen auf dem falschen Fuß erwischt, welche sich über diese Währung Vorteile zu verschaffen suchten. Unverhofft kommt oft, so auch dieser Schritt und damit der plötzliche Kursabfall von rd. 28% innerhalb weniger Minuten nach Bekanntwerden dieser Maßnahme.

An erster Stelle wären hier Kreditsuchende zu nennen, welche Ihr Haus oder ihre Unternehmensinvestition über einen vermeintlichen günstigeren Zinssatz in Schweizer Franken zu finanzieren suchten. Manchmal waren es nur geringe Zinsunterschiede von 1% bis 2%, eine Größe, die durch das Währungsrisiko keinesfalls aufzuwiegen ist. Währungskurse haben solche Prozentsätze sehr schnell innerhalb von Minuten über- oder unterschritten und machen dies Kreditzinsunterschiede somit zu einer Farce. Aufgrund der vermeintlichen Stabilität des Schweizer Franken Kurses und der Zusage der Schweizer Nationalbank, den Kurs stabil zu halten, hat man dieses Währungsrisiko einfach außer Acht gelassen, es einfach ignoriert. Da die wenigsten Häuslebauer das Zinsniveau in der Schweiz kennen, muss mal wieder deren schlauen Ratgebern in den Banken diese Empfehlung unterstellt werden.

Es lässt sich damit auch gutes Geld verdienen, angefangen bei der Kreditaufnahme in Schweizer Franken, bei der der Kurs entsprechend ertragreich für die Bank gestaltet werden kann, bei der Konvertierung der Tilgungsraten, d.h. Kauf des Schweizer Franken zwecks Tilgung des Schweizer Franken Kredites (auch hier im Kurs) und dann evtl. noch bei evtl. Kursabsicherungsgeschäften, womit allerdings der Zinsvorteil größtenteils ins Nirwana verschwindet. Und wenn man ganz böse denkt – insbesondere bei guten Kreditnehmern – die längere Laufzeit des Kredites, da durch einen stärkeren Schweizer Franken sein Kredit immer höher wird und der Kreditnehmer somit länger zurückzahlen muss

Gemäß Berichterstattung der FAZ waren solche Finanzierungen in Osteuropa der große Renner gewesen. Allein in Polen sollen rd. 500.000 Immobilienkredite auf Schweizer Franken lauten, in Rumänien  sollen es  150.000, in Kroatien  60.000 und in Serbien  20.000 sein. In den vergangenen Jahren gab es allein in Ungarn aufgrund dieser Finanzierungsform schon ein politisches Gewitter  gegenüber den verkaufenden, hauptsächlich österreichischen Banken. Man mag sich nicht ausmalen, was dieser Kurssturz des Euros und Wertzuwachs des Schweizer Franken in diesen Ländern jetzt verursachen wird. Somit hat sich ein weiteres Krisenpotenzial in Europa aufgebaut dank der Währungspolitik unseres Herrn Draghi.

Um die heimische Exportwirtschaft und Tourismusbranche zu schützen, hatte die Schweizer Nationalbank vor drei Jahren verlauten lassen, dass sie den Euro zum Schweizer Franken nicht unter 1,20 (1 Euro = 1,20 Schweizer Franken) sinken lassen würde. Die Flutung der Märkte mit gedruckten Euros durch die EZB und damit die Angst vor einem Währungsverfall des Euros hatte allerdings die Anleger trotz Negativzinsen und hohen Gebühren dennoch dazu bewogen, die Euros in Schweizer Franken einzutauschen. Die Konsequenz daraus war ein permanenter Ankauf von Euros durch die Schweizer Nationalbank, damit diese Kursbarriere nicht unterschritten wird. Diese Ankäufe katapultierten die Schweizer Nationalbank zum größten Euroguthabenbesitzer weltweit.

Die Ankündigung von Herrn Draghi, in Kürze Staatsanleihen bis zu einer Billion aufzukaufen, welche im Übrigen auf breiter Front als unnütze Maßnahme betitelt wird, und damit noch mehr Euros die Märkte aufblähen und fluten würden, hätte die Schweizer Nationalbank somit gezwungen, noch mehr Euros zur Stützung des Kurses aufzukaufen, womit das kleine Land Schweiz absolut überfordert worden wäre und somit die Reißleine gezogen.

Die Maßnahme der Schweizer Nationalbank zeigt einem aber ganz deutlich, wie labil die Märkte sind und von plötzlichen und unerwarteten Maßnahmen von einzelnen Zentralbanken abhängen, die nicht einmal miteinander kommunizieren (EZB war über diesen Schritt verwundert, ebenso der IWF). Dies sei auch ein Warnschuss an all diejenigen, welche nur die Rendite und nicht die Sicherheit bei der Vermögensanlage sehen. Währungsrisiken sind unberechenbar, ebenso die Risiken an den Aktienmärkten, ganz abgesehen davon, wenn diese in strukturierten Finanzprodukten vermatscht sind. Man darf auch nicht vergessen, dass diejenigen, welche zu solchen Vermögensanlagen raten, damit Geld verdienen, deren Rat daher meistens als fragwürdig zu bezeichnen ist.

Gespannt darf man sein, ob Herr Draghi nach dieser Schweizer Erfahrung seinen Ankauf von Staatsanleihen nun durchführen wird. Sollte er sich “gezwungen” sehen, diese Maßnahme nun doch nicht durchzuführen, ist ein weiteres Beben in den Aktienmärkten, welche sich durch die weitere Euroflutungen enorme Kursgewinne versprechen, nicht auszuschließen.

Schlimm ist die wiederum zu Tage getretene Unfähigkeit vieler kommunaler Kämmerer, welche durch Kreditaufnahme in Schweizer Franken hohe Verluste generieren mussten und damit dem Steuerzahler erneut in die Tasche gegriffenhaben.

Ein von mir sehr geschätzter Unternehmer hat einmal folgenden Satz geprägt: „Ich habe mit Geld noch nie Geld gewonnen, dafür aber noch nie Geld verloren“.

17. Januar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 

 




Aktuelle Marktanalyse von Alltrust, Schweiz

Sehr geehrter Herr Emde,

mit unserer Anlagepolitik (lila Linie) wollen wir zwischen der Wertentwicklung europäischer festverzinslicher Wertpapiere (blaue Linie) und Aktien (grüne Linie) liegen. Um die Risiken möglichst klein zu halten, wird das Portfolio weltweit in Aktien, Rohstoffaktien und festverzinsliche Wertpapiere diversifiziert investiert. Das folgende Diagramm zeigt die Wertentwicklung sowohl der einzelnen Bestandteile als auch des 3-Säulen-Portfolios.

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Bis zum Jahre 2006 zeichnete sich die Systematik des Portfolios durch eine ruhige Entwicklung aus. Seit 2007 haben jedoch die zunehmenden Schwankungen an den Aktien- und Rohstoffmärkten (orange Linie) ihre Spuren hinterlassen. Insbesondere ist die seit 2011 konträr verlaufende Entwicklung von Aktien und Rohstoffen ein bedrohliches Signal. Die Industrie braucht Rohstoffe. Daher entwickeln sich die Rohstoffpreise meistens parallel zur Konjunkturentwicklung. Wegen seiner Frühindikation wird daher Kupfer auch als „Dr. Copper“ bezeichnet. In der Vergangenheit gab es zwar aufgrund von Angebot und Nachfrage immer wieder vorübergehende Abweichungen von der weitgehend parallelen Entwicklung, aber nie in diesem Ausmaß und über einen so langen Zeitraum.

Früher haben Kurs-Gewinn-Verhältnisse und Unternehmensgewinne die Entwicklung der Aktienkurse bestimmt, heute sind die Zentralbanken mit ihren Wertpapierkaufprogrammen die dominante Kraft. Wie lange dieser Liquiditätsenthusiasmus weitergehen wird, weiß niemand. Ob es damit gelingt, die Konjunktur nachhaltig und im Anschluss ohne weitere Geldzufuhr spürbar zu beleben, darf bezweifelt werden.

In den USA hat sich der Gewinn pro Aktie 2014 dank Rationalisierungen, niedriger Zinsen und hoher Aktienrückkäufe zwar erhöht. Allerdings fehlen die entsprechenden Umsatzzuwächse. 2015 dürfte es daher wegen des starken US-Dollars vor allem für die multinationalen Unternehmen zu Gewinneinbußen kommen. Hinzu kommt entweder eine Zinserhöhung durch die Fed oder, falls sie nicht kommt, eine rückläufige Konjunkturentwicklung.

Die entscheidende Frage wird die Entwicklung des Ölpreises 2015 sein und inwieweit der Ölpreis die US-Energieindustrie schädigen wird. Vor dem Öl-Boom in den USA ist der Ölpreis von 2001 bis 2007 von 20 auf 150 US-Dollar pro Fass gestiegen, um sich die letzten fünf Jahre bei 100 US-Dollar zu stabilisieren. Die amerikanische Shale-Gas- und Fracking-Industrie produziert teuer. Nach einer Studie der Barclays Bank müssten bei einem Verkaufspreis von 70 US-Dollar je Fass die Hälfe aller US-Bohrlöcher geschlossen werden. Da die Produktion von Öl in den USA seit 2007 um 45 Prozent gestiegen ist, war sie ein wichtiger Motor für den Beschäftigungsanstieg der letzten Jahre. Bleibt der Ölpreis niedrig, war er wahrscheinlich nur eine von der Fed erzeugte Blase. Denn bleibt er niedrig, wird es zu Arbeitsplatzverlusten und Forderungsausfällen kommen. Energiegesellschaften machen heute 29 Prozent im amerikanischen Index der Hochzinsanleihen aus. Die meisten Finanzierungen brauchen einen Ölpreis von über 60 US-Dollar, um Zinszahlungen und Tilgungen zu gewährleisten.

Für die Weltwirtschaft ist der Ölpreis jedoch ein Nullsummenspiel. Was die Ölimporteure gewinnen, verlieren die Ölexporteure. Der gesunkene Ölpreis sorgt dafür, dass der Verbraucher im Moment mehr Geld in der Tasche hat. Deswegen steht Deutschland auf der Gewinnerseite. Allerdings wird unterschätzt, dass ein Drittel aller Investitionen auf der Welt energiebezogen sind.

Nachdem für China ein Wachstum von 7,3 statt 7,5 Prozent verkündet wurde, bekamen die internationalen Aktienmärkte erst einmal Bauchweh. Folgt man allerdings The Conference Board liegt das aktuelle Wachstum mindestens um ein Drittel niedriger als offiziell gemeldet. Laut Anne Stevenson-Yang von J Capital Research liegt das Wachstum sogar nur bei 4 Prozent. Der Umsatz der 400 an der Börse von Shanghai und Shenzhen gelisteten Unternehmen für Konsumgüter fiel im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent. Aber auch in China wird versucht, mit mehr Geld Wachstum zu kaufen: Vor fünf Jahren lag die Staatsverschuldung erst bei 115 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Heute haben wir schon 190 Prozent erreicht. Hoffentlich stimmt das Argument, dass die Zentralregierung den Verlauf der Wirtschaft stets im Griff hat.

Russland kann den Sturm überstehen: Es hat einen Außenhandelsüberschuss, 400 Milliarden Devisenreserven, einen hohen Goldbestand und die Staatsverschuldung liegt bei nur 16 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Der sinkende Rubelkurs federt die Folgen des niedrigen Ölpreises ab. Für jeden Dollar aus exportiertem Öl bekommen die Russen mehr Rubel. Darüber hinaus fördert Russland das Öl preiswert. Der nächste Kalte Krieg wird zwar schmerzen, aber er wird Russland nicht zur Kapitulation zwingen.

Es darf nicht vergessen werden, dass Russland ein diktatorisches System ist und die Leidensfähigkeit der Bevölkerung unterschätzt wird. Der Blick von Russland wird sich nach Asien (China) richten. China braucht das russische Öl und Uran. Allerdings wird es Zeit brauchen (Infrastruktur) und die Chinesen werden ihre Position zu günstigen Konditionen nutzen. Das heisst langfristig werden wir einmal dafür zahlen müssen. Wenn die Auguren recht haben, kann der Erdölpreis durchaus noch auf 35 US$ fallen. Bleibt er längere Zeit auf diesem Niveau ist die Fracking Industrie erst einmal Tod. Darüber hinaus werden die Ölfirmen ihre Investitionen nach hinten schieben oder erst einmal zusammenstreichen. Das führt mit einiger Zeitverzögerung mit Sicherheit wieder zu steigenden Erdölpreisen. Bei all dem hin- und her dürfen wir nicht vergessen Erdöl ist kein nachwachsender Rohstoff.

Für die Aktienmärkte gilt, dass alles Positive wie die weitere expansive Geldpolitik der europäischen und japanischen Zentralbank sowie der schwächere Dollar schon eingepreist sind. In den USA ist der S&P-500-Index allerdings noch nie sieben Jahre in Folge gestiegen und zudem könnte die lockere Geldpolitik zu Ende gehen.

Im Moment spricht noch vieles gegen ein inflationäres Umfeld. Deswegen sind qualitativ hochwertige Anleihen nach wie vor eine Anlagealternative. In einem deflationären Umfeld erhält man damit sein Kapital und gewinnt vielleicht noch an Wert.

„Die Lage ist wegen der enormen Verschuldung vieler Staaten sowie wegen der Politik der Zentralbanken ernster, als viele glauben“, bemerkte Nikolaus von Bomhard, Chef der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, vor Kurzem. Unseren Anteil an Goldminen werden wir daher trotz der 2014 enttäuschenden Entwicklung weiter halten. Denn Gold und Goldminen bleiben das Mittel zur Vermögenssicherung – egal, wohin sich der Preis kurzfristig auch bewegt.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

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Wissenschaft und strukturierte Finanzprodukte

Seit Anfang dieses Jahrtausends treten hiesige (Finanz-) Universitäten  als Vertreter der neuen Welt der strukturierten Finanzprodukte auf.  Wirtschafts- oder Bankenprofessoren hatte man für Workshops, Seminare und Kundeninformationsveranstaltungen verpflichtet, um diese Ideologie weiter­ zu ­ver­breiten. Auch jetzt findet man solche bei Kundenveranstaltungen von Vermögensverwaltern und Verkäufern von Investmentfonds.

Einen davon, Inhaber des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanz­dienst­leistungen, Herr Professor Burghof, einmal wird er als Bankenprofessor oder Wirt­schaftsprofessor betitelt, durfte ich auf einem Convent der baden-württembergischen Landesregierung in Stuttgart Mitte 2008 erleben. In einem integrierten Workshop der Deutsche Bank vertrat er doch tatsächlich die These, man solle doch nur die strukturierten Finanzprodukte kaufen, dann würde der Markt wieder belebt und liquide werden und die Finanzkrise würde abebben(??). Danach, in der Schlange vor dem Buffet, hatte ich die Gelegenheit, ihn auf diese gewagte These kurz anzusprechen, merkte aber auch, dass er sich damit sichtlich unwohl fühlte.

Ob das jetzt ehrliche Überzeugung aufgrund der damals von der Finanzindustrie angelsächsischen Charakters vorherrschenden Finanzideologie oder Honorarvorgabe der Deutsche Bank war, bleibt offen. Hätten die Teilnehmer dieses Workshops aber diesen Rat beherzigt, wären hohe Vermögensverluste einige Monate danach die Folge gewesen.

In den Folgejahren der Finanzkrise konnte man diesen Professor in Rundfunk und Fernsehen auf Talkshows vernehmen, wie er die Bankenwelt – und jetzt allerdings zu Recht – analysierte und kritisierte. Jeder macht eben seine praktischen Erfahrungen, auch jeder akademisch Vorgebildete und Vertreter dieser theoretischen Zunft.

Allerdings konnte man nach der Präsentation des katastrophalen Ergebnisses der Deutsche Bank zum IV. Quartal 2012 und damit des Gesamtjahres 2012 wieder kluge Ratschläge von diesem Banken­professor aus der Presse entnehmen. „Jain und Fitschen müssen aus dem Prestige Deutschlands in der Welt Kapital schlagen. Es geht darum, ein Gütesiegel „Made in Germany“ im Banking zu etablieren – eben etwas teurer, dafür aber auch besser“.

Kein Wort davon, wie schädlich das Investment-Banking für die Weltwirtschaft ist, kein Wort davon, wie die Finanzindustrie über ihre Wahrscheinlichkeitsrechnungen die Kunden benachteiligt. Ob diese von der Deutsche Bank unverändert betriebene Geschäftspolitik zudem das Siegel „Made in Germany„ erhalten soll, bleibt fraglich.

Dieser „Bankenprofessor“ schlägt eine Marketingstrategie vor, wie man diese risikoreichen Finanzprodukte besser verkaufen kann, nichts weiter. Vielleicht hofft er auf ein weiteres Beratungsmandat.

Selbst Prof. Raffelhüschen, ein anerkannter Verfechter der privaten Altersvorsorge, hatte sich im Juli 2008 vor den Karren der Union Invest, einen der größten Produzenten und Vertreiber von Investmentfonds und strukturierten Finanzprodukten, spannen lassen. Meine diesbezüglichen Hinweise auf die Risiken dieser strukturierten Finanzprodukte, die sich insbesondere in den Vorsorgeprodukten wiederfinden, bezeichnete Herr Prof. Raffelhüschen als eine apokalyptische Prophezeiung. Leider gaben mir die Ereignisse einige Monate später mit der Pleite von Lehman Brothers Recht.

In einem Interview des Fernsehsenders Phoenix hatte Herr Prof. Dr. Carl Christian von Weizsäcker, ein hoch dekorierter Finanzwissenschaftler und Mitglied vieler wissenschaftlicher Institutionen, die Deutsche Bank, meines Erachtens ein Paradebeispiel für das Investmentbanking mit angeschlossenem Commercial Banking, als ordentliche Bank bezeichnet. Ob man eine solche Bank mit über 6.000 Rechtsstreitigkeiten  mit ihren Kunden und vielen Verstrickungen in unredliche Manipulationen als ordentliche Bank bezeichnen kann, überlasse ich dem geneigten Leser.

Daraus kann man nur folgern, dass selbst anerkannte und hoch­intelligente Personen sich dieser Gefahren und Konsequenzen, die in diesen intelligent zusammenkonstruierten Finanzprodukten stecken, keinesfalls bewusst sind oder sie sind schon zu sehr mit dem Marketing der Banken verfallen. Letztlich eine Steilvorlage für den Verkauf dieser sehr fraglichen Produkte.

13. Januar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Flugzeugfonds? Lieber nicht!

Flugzeugfonds werden in der Regel im Rechtsrahmen eines geschlossenen Fonds vertrieben und stellen eine unternehmerische Beteiligung dar, d.h. die Anleger schlüpfen in die Funktion eines Kommanditisten, aus der sie nur schwerlich wieder herauskommen.

Die Finanzierung erfolgt in der Regel zu 40% aus Eigenkapital (eingeworbenes Kommanditkapital) und zu 60% über Darlehen von Banken, die auch über ein erstrangiges Pfandrecht verfügen. Das vom Fonds gekaufte Flugzeug wird an Fluggesellschaften für meistens 10 Jahre und einer Verlängerungsoption von 2 Jahren verleast.

Diese Flugzeugfonds selbst  haben  Laufzeiten, die deutlich über den Laufzeiten des Leasingsvertrages  liegen, somit besteht nach Beendigung des Leasingsvertrages das Risiko, dass aufgrund der dann veralteten Technik keine weitere Vermietung mehr stattfindet und somit das Flugzeug verkauft werden muss mit ungewissen Ausgang. Da die neuen Flugzeuge im Verbrauch immer sparsamer werden und diese Sparsamkeit  den Eckpfeiler der Wettbewerbsfähigkeit der Fluggesellschaft darstellt, ist dieses Risiko bei der rasanten Weiterentwicklung der Technik sehr hoch einzuschätzen. Einige Fluggesellschaften haben daher schon verlauten lassen, dass sie genau aus diesem Grund ihren Flugzeugpark sukzessive austauschen werden.

Die bisher erfolgten Ausschüttungen sind keine Renditen, sondern im Wesentlichen Kapitalausschüttungen, welche bei finanziellen Schwierigkeiten des Fonds wieder zurück gefordert werden können.

Bevor sich ein Anleger zum Kauf eines solch unflexiblen und sehr risikoreichen Vermögensproduktes entscheidet, sollte er sich folgende Fragen stellen:

  • Erfolgt während der Laufzeit des Leasingvertrages zumindest die Volltilgung der Fremdfinanzierung? Wird das bejaht, ist damit aber immer noch nicht die Rückzahlung der Kommanditeinlage gesichert. Erst am Ende der Laufzeit des Fonds (15-20 Jahre) kann der Erfolg eines solchen Fonds errechnet werden.
  • Wie setzt sich die Fremdfinanzierung des Flugzeuges zusammen? Welche Derivate werden hier eingesetzt, insbesondere zur Währungsabsicherung, da der Kauf von Flugzeugen in US$ quotiert wird.
  • Verfügt der Leasingnehmer, d.h. die Fluggesellschaft über eine gute Bonität in der Weise, dass sie den langen Leasingvertrag durchhalten kann?
  • Existiert beim Leasingvertrag eine Ausstiegsklausel in welcher Form und Grund auch immer?

Das sind nur einige wenige und wesentliche Fragen und müssen noch durch weitere ergänzt werden. Hilfestellung hierzu kann der Herausgeber leisten.

Insbesondere bei aktuellen offensiv Angeboten von Flugzeugfonds mit dem Airbus A380, wie erst kürzlich von der Dr. Peters –Fondsgesellschaft, bleibt zu bedenken, dass lt. Airbus die Produktion dieses Flugzeuges in 2017 wegen Erfolglosigkeit und den vielen bekannten Schadensfällen vermutlich eingestellt werden soll. Dies könnte zu erheblichen Verlusten von Flugzeugfonds zur Finanzierung eines solchen führen, deren Ausmaße derzeit nicht absehbar sind.

Fazit:

Geschlossene Fonds sollte der vorsichtige Anleger unverändert meiden. Die Imponderabilien aus den komplexen Vertragswerken dazu und die sich daraus ergebenden enormen Risiken, die hohen Vertriebskosten (bis zu 10% +x) und die hohe Inflexibilität sind einfach zu groß.

12. Januar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de