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Börse läuft heiß

Wieder einmal konnte man heute – wie in den vielen Wochen davor – sehen, dass in den letzten Stunden des Börsenhandels der DAX  einen heftigen Sprung nach oben vornahm, um in der kaum beachteten Nacht danach wieder langsam abzudriften. Wäre ein solcher Sprung nicht erfolgt, hätte es u.a. von den Fernsehmaderatoren mit ernstem Blick wieder geheißen, die Börse tritt auf der Stelle oder der Börse ist die Luft ausgegangen mit der Folge, dass am nächsten Tag die Kurse durch Gewinnmitnahmen wieder gefallen wären. Solche Gewinnmitnahmen sind gefährlich, können sie doch evtl. eine Verkaufslawine auslösen und Börsenstrategien vieler Spieler vernichten.

Daraus kann man schließen, dass es auf dem Markt sehr kapitalstarke Kräfte gibt, die unbedingt die Kurse weiter nach oben treiben wollen, um dann mit Sang und Klang mit satten Gewinnen aussteigen zu können. Ähnlichen Hype konnte man auch beim Gold sehen. Hier haben auf einmal große Verkaufsorders u.a. von diversen Hedgefonds dazu geführt, den Goldpreis auf den jetzigen Stand innerhalb kurzer Frist herunter zu prügeln.

Es bleibt zu vermuten, dass ein ähnliches Spiel mit den Aktien getrieben wird. Hierzu verhelfen auch die vielen Presseverlautbarungen der Wirtschaftsjournalisten, welche derzeit die Aktien in den Himmel der allein selig machenden Vermögensanlage heben.

Da kann man nur den Marketingabteilungen der Banken = Wertpapieranalysten den Respekt zollen dafür, dass sie es wiederum geschafft haben, die breite Masse auf dieses risikoreiche Vermögensanlagsegment – gerade beim jetzigen hohen Stand – einzuschwören, bzw. zu begeistern.

Vorsicht ist geboten, ein solches Spiel wurde schon öfters getrieben und daran verdienen nur…… die Banken.

27. Februar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Banken als Wettbüros

Zum Quartalsergebnis der Deutschen Bank : Die Zahlen der Deutschen Bank sind von der absoluten Größe und den Zuwachsraten her beeindruckend, allerdings nicht, wie sie zustande kamen. Die Deutsche Bank, und damit alle Banken mit ähnlich guten Ergebnissen, hat es geschafft, sich aus dem honorablen und Risiko tragenden Geschäft, dem Kreditgeschäft, weitgehend zurückzuziehen, um es durch das sogenannte Kapitalmarktgeschäft und den Eigenhandel zu ersetzen, welche gemäß Ihrer Berichterstattung zu 70 Prozent zum Ergebnis der Deutschen Bank beigetragen haben.

Was ist nun aber dieses Kapitalmarktgeschäft? Gehen Sie einmal an den Bankschalter der Deutschen Bank oder irgendeiner anderen Bank und fragen Sie nach Kapitalanlagemöglichkeiten, dann werden Sie mit diesem Kapitalmarktgeschäft in voller Breite konfrontiert. Man wird Ihnen nämlich im Wesentlichen nur noch Fonds und Zertifikate mit den ausgefeiltesten Strukturen mit hohem „Risikopotential“ und „tollen Gewinnchancen“ anbieten, deren „fact sheets“ einen Umfang von 20 bis 40 DIN-A4-Seiten haben und die kein Mensch durchliest und nur die wenigsten verstehen. Ich bezeichne diese Papiere als reine Wettscheine, die dem Kunden das volle Risiko überlassen, der Bank aber von Anfang an saftige Provisionen garantieren. Damit mutieren die Banken sukzessive zu reinen Spielbanken. Sie wissen ja, die Spielbank gewinnt immer! Früher bekam man für das Geld, welches man der Bank brachte, Zinsen. Heute muss man in Form von Ausgabeaufschlägen, Management Fees und noch zahlreichen anderen Provisions­arten dafür bezahlen und erhält dafür lediglich Renditeversprechen, die aber meistens nicht eingehalten werden. Verkehrte Welt!

Anmerkung: Jetzt werden sich sicherlich viele Fragen, dass das mit den Zahlen der Deutsche Bank nicht ganz stimmen kann. Richtig, lässt man aber die hohen Rückstellungen für die über der Bank schwebenden Rechtsstreitigkeiten weg, kommt man in etwa auch zu diesem Schluß, aber nicht ganz, denn das war ein Leserbrief von mir, welcher in der FAZ am 31.12.2005 veröffentlicht wurde. Hat sich seit dem etwas verändert?

27. Februar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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OGI Oil & Gas Invest AG

Es ist doch immer wieder interessant, auf welche Art und Weise und mit welchen Versprechen wertloser Art der graue Kapitalmarkt versucht, an die Gelder der Anleger zu kommen.

Beim Surfen im Internet stieß ich auf ein zunächst lukrativ erscheinendes Anlageangebot u.a. mit einer garantierten Kapitalanlageverzinsung  von 9% bis 12% pro Jahr, bei quartalsweiser Zinszahlung und das ist neu, einer rechtsverbindlichen Vorstands-Garantie für Zinsen und Anlagekapital.

Die daraufhin angeforderten Unterlagen im Hochglanzformat zur Befriedigung meiner Neugierde insbesonder auf die hier zitierten Garantien, ergaben dann folgendes Resultat:

  • Das Anlagekapital wird vom Anleger in Form eines Darlehens, bzw. noch schlimmer in Form eines Nachrangdarlehens vergeben, welches im Falle einer Insolvenz in der Rangstelle fast ganz hinten steht. Der Anleger kauft somit keine Anleihe, welche strengen Auflagen der Aufsichtsämter bzw. einer staatlichen Kontrolle unterliegt.
  • Bei einer Darlehensvergabe muss man die Bonität des Darlehensnehmers, also die von der OGI Oil & Gas AG, prüfen, wobei ich aus den Unterlagen nicht schlau wurde ob der Kreditnehmer die OGI AG ist oder die OGI Oil & Gas invest AG ist.
  • Da der Darlehensnehmer ein Unternehmen, bzw. eine Aktiengesellschaft ist, hätte man eine entsprechende aktuelle Bilanz für den Darlehensgeber den Unterlagen beifügen müssen zwecks Überprüfung der Bonität des Darlehensnehmers oder man hätte diese zumindest auf der Homepage zur Einsichtnahme hinterlegen müssen. Beides Fehlanzeige.
  • Die Vorlage dieser wichtigen Bonitätsunterlage wurde dann ersetzt durch eine Bestätigung des Steuerberaters (keine Wirtschaftsprüfer) Roland  Stengel, wonach sich das Eigenkapital der Oil & Gas Invest AG  (Stand der Buchhaltung/ somit nicht testiert / somit vorläufig und belastet mit allen Unwägbarkeiten) auf insgesamt € 26,022 Mio. (davon € 2,06 Mio. Grundkapital, € 24 Mio. aus Kapitalrücklagen/Aufgelder) beläuft.
  • Das ist aber absolut kein Ersatz für die Einsicht in eine testierte Bilanz. Diese setzt sich bekanntermaßen aus der Aktiva (Vermögenswerte) und der Passiva (Verbindlichkeiten) zusammen, wobei  die Aktiva auch aus ausstehenden Einlagen der Gesellschafter (fehlendes Kapital) oder aus schrottigen Beteiligungen oder Rechten oder Immobilien bestehen kann, wodurch das Eigenkapital nur eine statische und wertlose Größe einnimmt. Meine telefonische, aber an sich sehr natürliche Frage nach einer testierten Bilanz wurde sehr zurückhaltend beantwortet, bzw. der Gesprächspartner muss sich erst beim Vorstand die Zusicherung hierfür geben lassen, ein ungewöhnlicher Vorgang bei einer Darlehensaufnahme.
  • Wenn jemand eine persönliche Bürgschaft übernimmt, ist diese nur so viel Wert, wie nachvollziehbares Vermögen des Bürgschaftsgebers vorhanden ist.
  • Bei diesem „Anlageprodukt“(?) übernimmt der Einmann-Vorstand Herr Jürgen Wagentrotz von der Oil & Gas Invest AG die persönliche Rückzahlungsgarantie faksimiliert für die pünktliche Zahlung der vereinbarten Jahreszinsen sowie die komplette Rückzahlung der zur Ölförderung bestimmten Anlagesumme zum Laufzeitende. Hier taucht dann sofort die Frage auf, ob die Gelder auch für andere Zwecke als der Ölförderung eingesetzt werden? Angaben über das Vermögen von Herrn Wagentrotz waren in den Unterlagen nicht auffindbar, so dass dieses Versprechen meines Erachtens ein wertloses ist und eher nach Bauernfängerei aussieht.
  • Mein Gesprächspartner sprach zwar davon, dass Herr Wagentrotz mit seinen bisherigen unternehmerischen Tätigkeiten ein neunstelliges Vermögen angehäuft hätte, auf meine Frage, warum er dann Kleindarlehen ab    € 1.000 akquirieren würde (oder sogar müsste?), wenn doch so viel Privatkapital vorhanden ist und noch dazu die Ölförderung einen so hohen Ertrag abwerfen würde, blieb leider unbeantwortet.
  • Bezüglich der propagierten Ölreserven stützt man sich auf ein Gutachten eines erst in 2010 gegründeten Unternehmens in der Schweiz, der Firma White Falcon Petroleum Technologies AG. Demnach würden aufgrund der durchgeführten Untersuchungen hohe Erdölvorräte vermutet. Die Ausführungen hierzu geben letztlich keine Garantie, die man nach meiner Kenntnis bisher in dieser Branche auch nicht garantieren kann. Außerdem soll es sich bei dieser Firma um einen so genannte Weltmarktführer in dieser Branche handeln. Forscht man aber im Internet nach dieser Weltmarktführerschaft nach, findet man in Expertenkreisen keine Bestätigung hierfür.

Fazit:

Alles zusammen genommen bekommt man hier ein öligschmieriges Gefühl. Es wird viel versprochen aber nichts richtig belegt, ein typisches Merkmal für den grauen und sehr risikoreichen Kapitalmarkt.

Sollte ein Anleger dennoch einer solchen Anlage zugeneigt sein, sollte er sich alle die hier aufgeführten Defizite belegen lassen. Ich fürchte aber, er wird diese nicht bekommen. Dann sollte man die Finger davon lassen.

18. Februar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Fußballer, die Melkkühe der Finanzindustrie

Die Fußballer in der ersten und zweiten Bundesliga gelten inzwischen aufgrund des immer größer werdenden Fußballhypes zu den Großverdienern dieser Republik. Mittlerweile sollen die Spieler der ersten Bundesliga zusammengenommen über ein Gesamteinkommen von weit über einer Milliarde Euro verfügen, bei den Spielern der zweiten Bundesliga sind es über 250 Millionen Euro.

Somit kommen die Fußballer in jungen Jahren zu immens viel Geld mit allen daraus entstehenden Vorzügen, aber auch Nachteilen. Meistens befinden Sie sich in den Fängen der in finanziellen Dingen völlig  unerfahrenen Spielervermittler (da meistens früher selbst Fußballer gewesen) und deren „Beziehungen“ zur Anlagenvermittlungsbranche.

Betrachtet man die Angebote dieser Vermögensanlagenvermittler, so findet man darin das gesamte Sammelsurium der strukturierten Finanzprodukte, insbesondere geschlossen Fonds werden in dieser Branche besonders bevorzugt, vermutlich aufgrund der hohen Vermittlungsprovisionen, wobei nicht ausgeschlosasen werden kann, dass auch daran die Spielervermittler mit partizipieren. Es bleibt daher zu befürchten, dass die meisten Fußballer, die uns auch sehr viel Freude bereitet haben, nach Ihrer Karriere mit leeren Händen dastehen. Das Schicksal von Gerd Müller und vieler anderer berühmter und nunmehr in die Jahre gekommener Fußballer ist ein deutlicher Beleg für diese „Vermögensverlagerungen“.

Wundern kann es einen nur, wenn Fußballspieler laufender oder ehemaliger Natur für die Bankenwerbung eingesetzt werden. So geschehen mit Günter Netzer, der für den dbi-Fonds seine starke Lippe riskiert hatte (mich würde interessieren, wie viel Geld er mit diesem Fonds verloren hat) oder auch mit Felix Magath, der sein fuß­ballerischer Talent für die Werbung von hoch komplexen Derivaten zum Besten gab. Meine briefliche Anfrage, ob er denn wirklich wisse, was hinter diesen Derivaten stecke (u.a. die Wahr­scheinlichkeitsrechnungen), wurde mir mit einer sehr unwirschen Antwort, er wisse schon was er tue, beantwortet. Mir scheinen hier Zweifel angebracht zu sein.

Ich vermute, dass die Banken mit diesen Werbeikonen das ahnungslose Klientel der Fußballer im Visier haben nach dem Motto, wenn der erfolgreiche Fußballer das macht, wird es schon richtig sein.

Hier wäre aber der Fußballbund gefragt durch die Schaffung von Möglichkeiten, eingespieltes Vermögen der jungen Fußballer seriös und ohne Risiko für die Zeit nach der Fußballkarriere längerfristig zu bewahren.

17. Februar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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