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USD Absicherungswette

Mitte Februar erhielt ich von einer Großbank Kenntnis von einer USD-Absicherung, welche eigentlich recht attraktiv aussah, aber im Zeitverlauf der letzten Wochen wieder einmal zeigte, wie gut die dahinter steckenden Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu Gunsten der anbietenden Bank arbeiten.

Das Angebot der Bank garantierte einen festen Absicherungskurs für den Verkauf eines USD-Betrages und gleichzeitig sollte der USD-Verkäufer die Chance erhalten, an fallenden EUR/USD Kursen, bzw. an einem steigenden USD-Kurs bis zu einer Kursgrenze (= Barriere) zu partizipieren.

Die Rahmendaten waren folgende:

Fester Absicherungskurs EUR/USD: 1,1800

Kursgrenze: 1,0500 (= Barriere)

Laufzeit 6 Monate (hier bis etwa Mitte August)

Sofern nun der USD weiter aufwerten sollte, könnte der USD-Verkäufer an dieser Aufwertung bis zu einem Kurs von EUR/USD 1,0500 teilhaben. Liegt der Wechselkurs  bei Fälligkeit auf  oder unterhalb von EUR/USD 1,0500, würde die Abrechnung zum Terminkurs des evtl. Abschlusses von EUR/USD 1,1500 erfolgen, womit man sich nicht schlechter stellen würde, als bei einem klassischen Termingeschäft.

Zum Zeitpunkt dieses Angebotes (USD 1,15) befand sich die Barriere von 1,05 noch weit entfernt und es war kaum vorstellbar, dass nach dem bereits starken Anstieg des US$ noch ein weiterer auf 1,05 folgen würde. Schaut man sich dann den Kursverlauf des USD zum Euro bis heute an, wird man feststellen, dass die Barriere von 1,05 bereits unterschritten worden ist. Zwischenzeitlich geben die Prognosen bereits Kurse von EUR/USD von 0,80 an, womit man bei Eingehung der oben beschrieben Konstellation völlig falsch liegen würde.

Letztlich ist das eine der vielen Wetten auf den US$-Kurs, mit der Gegenpositionen  – von wem auch immer –  abgesichert werden und deren Erkenntnis auf entsprechende Wahrscheinlichkeits-rechnungen beruhen. Diese  liegen zwar auch nicht immer richtig aufgrund vieler nicht berechenbarer politischer Umstände, sie können aber gewisse Anhaltspunkte geben, welche Entwicklungen diese Rechnerkapazitäten berechnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie richtig liegen, ist enorm hoch, dem USD Verkäufer wird aber dies als Chance verkauft.

Manchmal ist es daher nicht schädlich, die US$-Guthaben liegen zu lassen und die Entwicklung zu beobachten.

24. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Dilettantische Europolitik

Betrachtet man die heutige EU und die handelnden Personen, kann man das Gefühl nicht loswerden, dass man es hier mit einer dilettantischen Europolitik zu tun hat, bei der der gesunde Menschenverstand keinen Platz, sondern eine Europaromantik um sich gegriffen hat. Man setzt nur einen allseits  guten Willen voraus und sieht nicht die menschlichen Schwächen und Stärken sowie den gesunden Egoismus als Basis für diese Staatengemeinschaft.

Gerade diese menschlichen Schwächen und Stärken, verbunden mit einem sozialen Verständnis sind aber die Grundlage der sozialen Marktwirtschaft, das Erfolgsmodell schlechthin, welches jedoch durch übersoziales Verständnis vieler nicht mit der täglichen Praxis verbundenen Politiker mehr und mehr ausgehebelt wurde und leider immer noch wird, nur um ja wieder gewählt zu werden.

Für mich unverständlich bleibt es unverändert, warum man alle 51 Staaten in Europa zu einem Gebilde zusammenschweißen will, obwohl wir es hier mit den unterschiedlichsten Kulturen und weit über 40 Sprachen zu tun haben und vor allem mit unterschiedlich entwickelten Volkswirtschaften. Die Einführung des Euros bei den nicht industriellen Ländern hat zu eklatanten Verwerfungen geführt (siehe Beitrag „Europa, eine Insolvenzverschleppung“). Eigentlich sollte nur das zusammengehören, was auch zusammenpasst. Stellen Sie sich eine Ehe mit total unterschiedlichen und nicht kompromissbereiten Partnern vor, die Scheidung wäre hier bald vorprogrammiert. Oder lassen Sie eine sehr gute Firma vier schlechte übernehmen mit einer Belegschaft, die arbeitsunwillig ist, die Insolvenz aller fünf Unternehmen wäre bald die Folge. Warum meint man diese Weisheit, geboren aus Erfahrungen und dem gesunden Menschenverstand,  auf der politischen Bühne in Europa aushebeln zu können?

Schauen wir uns in dieser Richtung das Drama um Griechenland an. Wenn die Presseberichte stimmen, wonach man bei der Prüfung des Beitritts von Griechenland offene Fragen zu den volkswirtschaftlichen Zahlen nur per Telefon geklärt hatte und zudem nicht tiefer in die von Goldmann Sachs verschleierten, bzw. über Derivate in die Zukunft verschobenen Schulden hineinschaute, muss man hier von einem krassen Dilettantismus sprechen oder man wollte dieses Missverhältnis nicht sehen aus purer Europaromantik. Die Verantwortlichkeiten hier zu klären wäre sicherlich interessant.

Und jetzt das neuerliche Drama  mit der neuen griechischen Regierung, welche sozialistisch kommunistisch mit einem Schuß Nationalismus geprägt ist. Diese beschimpft und droht allen Europapartnern, insbesondere Deutschland, in rüdester Form, welche so dumm waren, den bisherigen griechischen Regierungen alles zu glauben und ihnen viel Geld in den Rachen zu werfen. Und was macht der Übereuropäer, Herr Juncker, welcher viele europäische Staaten mit seinen Niedrigststeuermodellen um die notwendigen Steuereinnahmen in Milliardenbeträge gebracht hat,  er begrüßt den Ministerpräsidenten Griechenlands mit Küsschen links und rechts, als gäbe es das beste Einverständnis mit diesen Chaoten. Wenn er dann vorher noch sämtliche Verhandlungspositionen aufgibt, indem er einen Ausschluss Griechenlands kategorisch ausschließt, ja was soll da ein solch harter Verhandlungspartner wie Herr Tsipras da nur denken? Dem wird doch sofort klar, dass er früher oder später mit seinen Forderungen durchkommen wird. Und jetzt soll zum x-sten Male eine Liste von marktwirtschaftlich geprägten Reformen vorgelegt werden, welche die vorgehenden konservativen Regierungen schon nicht umgesetzt haben. Und warum soll diese sozialistisch-kommunistisch geprägte Regierung diese jetzt umsetzen?  Allein die Vorlage dieser Liste soll schon nach griechischem Verständnis ausreichen, um wieder die Geldhähne öffnen zu können und das nach den vielen gebrochenen Versprechungen. Man stelle sich eine solche Kreditvergabe nur in der freien Wirtschaft vor, die Bafin würde dem Bankvorstand die Erlaubnis erziehen.

Tsipras & Co. wollen doch nur Zeit gewinnen und den Europäern, auch denen, die weit ärmer sind als Griechenland, das Geld aus den Taschen locken, um evtl. später dann doch einen “eigenen” Weg zu gehen! Hier werden Grundregeln der Verhandlungsführung über Bord geworfen, man kann sie nur dilettantisch bezeichnen.

Hier zeigt sich im Übrigen, dass die einstimmige Beschlussfassung mehr als kontraproduktiv ist und solche Erpressungen nur fördert. Letztlich ein Überbordwerfen eines gesunden Menschenverstandes, trotz aller Küsschen.

Und dann die EZB. Obwohl schon ein Nullzinsniveau besteht und die Anleger auch für langfristige Anlagen so gut wie nichts mehr bekommen oder letztlich nur Anlageschrott dadurch nur übrig blöeibt , also ein absoluter, ich meine gewollter Anlagenotstand herrscht, hat ihr Präsident und der von den insolvent nahen Südländern bestimmte EZB-Rat beschlossen, die Märkte bis 2016 und evtl. darüber mit monatlich € 60 Milliarden zu fluten, um die nach offizieller Machart errechnete Deflation wieder in eine Inflation umzuwandeln, welches gerade den Südländern helfen soll, allerdings auch hier mit großen Fragezeichen.

Es bleibt zum einen  zu bezweifeln, dass wir eine aufgrund des niedrigen Ölpreises errechnete Deflation haben. Früher befanden sich die Energiepreise nicht im Warenkorb für die Inflationsberechnung, jetzt werden diese wieder herangezogen. Die Inflation dürfte mit Blick auf die Preisentwicklung vieler Warengruppen des täglichen Lebens viel höher sein, als offiziell „errechnet“.  Schauen Sie sich nur die Entwicklung der Baustoffpreise, die Verteuerung verschiedener Zeitungen, der Lebensmittel und dann die Inflation auf den Wertpapiermärkten, der Immobilien und letztlich überspitzt darlegt, die Inflation bei der Geldmenge usw. usw. an. Man wird einfach das Gefühl nicht los, dass man die Bürger auch hier an der Nase herumführt.

Und zum anderen wird es die Problemländer nicht dazu anleiten, die notwendigen Reformen in der gebotenen Zeit umzusetzen.  Hier wird der Trägheit der mühsamen Reformumsetzung der Vorzug gegeben. Auch eine Weisheit, die auf gesunden Menschenverstand fußt. Außerdem erodiert unser Finanzsystem in den industrialisierten Ländern, welches auf den Zins basiert, immer mehr und wird den entwickelten Staaten und damit Europa künftig voll auf die Füße fallen. Herr Draghi, damit wird Europa nicht zusammengeführt, sondern immer mehr auseinander dividiert.

Weiteres Indiz für die verklärte Euroromantik ist die Zusammenfassung der Geldpolitik und der Bankenaufsicht unter dem Dach der EZB und noch dazu unter der Leitung nur einer Person, nämlich des Präsidenten der EZB. Hier wird das Prinzip der Demokratie, die Gewaltenteilung, völlig mit den Füßen getreten. Die jetzige akute Griechenlandkrise hat es wieder gezeigt, dass die Trennung praktisch nicht umsetzbar ist. Was hat beispielsweise Herr Draghi auf dem umstrittenen Minigipfel, bestehend aus  Frau Merkel, Herrn Hollande, Herrn Tsipras und den Verantwortlichen aus Brüssel und seiner Person, zu suchen. Spielt er jetzt das demokratisch nicht legitimierte “Zünglein an der Waage“ in Bezug auf die weitere Finanzierung von Griechenland und deren maroden Banken. Ist er jetzt der neue Fugger, der dem damaligen Kaiser = das jetzige Europa, die Schulden erlassen kann? Allerdings ist hier der Unterschied der, dass es damals das Geld der Familie Fugger war und nicht das Geld der Steuerzahler, welche auf ihre Altersvorsorge ein Leben lang gespart haben und nun befürchten müssen, durch diesen Irrsinn von Herr Draghi in die Altersarmut abdriften zu müssen.

Hier zeigt sich im Übrigen ganz deutlich, dass man Geldpolitik und Bankenaufsicht nicht trennen kann und die EZB damit extremen Interessenskollisionen, so wie auf diesem Minigipfel offenbar, ausgesetzt ist. Wie kann man nur ein solches Gebilde aus Interessenkollisionen schaffen und damit einer nicht demokratisch legitimierten Institution eine solche Machtfülle geben und damit einem Präsidenten, welcher ein ausgebildeter Goldman-Sachs Investmentbanker ist.

Zur Erinnerung: Investmentbanker strukturieren Risiken und verscherbeln sie an unwissende Anleger. Momentan kann man fast nur strukturierte Finanzprodukte auf dem Markt zur Freude der Finanzindustrie (und des Herrn Draghi?) finden. Alles Weitere überlasse ich der Phantasie der Leser.

Es bleibt zu befürchten, dass man durch die Außerachtlassung eines gesunden Menschenverstandes das Gebilde Europa aufs Spiel setzt. Wir erleben hier einen Zentralbanksozialismus erster Güte. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit hat sich aber der Sozialismus in den unterschiedlichsten Formen von links und rechts für die Menschheit als nicht wohltuend erwiesen, hat dafür der Menschenverachtung den Vorzug gegeben und zu extremen Fehlentwicklungen geführt.

So ist es aber, wenn man den gesunden Menschenverstand ausschaltet und somit Dilettanten freien Raum lässt.

22. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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INSU-Safe Vermögensanlage

Auf der Suche nach alternativen Vermögensanlagen für meine Mandanten stieß ich auf die INSU Safe (=wertbesicherte Festzinsanlage) Vermögensanlage.

Diese wird beschrieben als eine sehr gute Geldanlage, welche sich durch eine sehr gute Sicherheit zu einem festen Zins und überschaubarer Anlagedauer auszeichnet. Na ja, dachte ich mir.

Die Angaben zu dieser Geldanlage sind folgende:

  • 6% Festzins oder 4 % jährlich
  • Nur sechs oder vier Jahre Anlagedauer
  • Erstrangige Grundschuldbesicherung
  • Rückzahlung der Anlagesumme zu 100% am Ende der Laufzeit
  • Börsenunabhängig, kein Kursrisiko
  • Einmaliger Kostenanteil von 2,5%, die weiteren Kosten trägt die Gesellschaft (Notar, Grundbucheintragung etc.)
  • Keine laufenden Kosten
  • Mindestanlagesumme € 50.000.

Der Darlehenszweck ging aus der ersten Seite eines anonymisierten Mustervertrag wie folgt hervor:

„Die Darlehensnehmerin wird das  Darlehenskapital ausschließlich im Rahmen ihres operativen  Geschäftszwecks verwenden und die erhaltenen Geldmittel zur Finanzierung von Investitionen, der Ablöse bereits bestehender Verbindlichkeiten im Wege der Kostenersparnis oder der Begleichung von Aufwendungen für die Kapitalbeschaffung sowie der laufenden unternehmensbezogenen Kosten verwenden“.

Das klingt auf den ersten Blick einmal nicht negativ. Bei näherer Betrachtung kann es einen Fachmann regelrecht nur schütteln und ist ein Beleg dafür, dass die Vermögensanlage reines Kreditgeschäft ist und man dazu eigentlich eine entsprechende Kreditexpertise benötigt.

Schauen wir uns das Produkt einmal näher an.

Die Zinssätze bewegen sich schon einmal deutlich über dem seriösen Zinsniveau (falls es dank Draghi ein solches noch gibt). Auch die Anlagedauer ist überschaubar.

Bei der erstrangigen Grundschuldeintragung kommen dann schon die ersten großen Zweifel. Es kann sich mit Blick auf die Mindestanlagesumme von € 50.000 nur um eine erstrangige Gesamtgrundschuld handeln, das bedeutet, dass an dieser einen erstrangigen Grundschuld mehrere Gläubiger hängen. Insofern wäre der Grundschuldauslauf dieser nur einen Grundschuld sehr wichtig.

Angenommen es handelt sich um eine Immobilie mit einem Bauwert von € 300.000 und diese Immobilie wäre mit einer erstrangigen Gesamtgrundschuld von € 300.000 belastet, an der 6 Gläubiger à € 50.000 partizipieren. Würde im Verkaufsfalle diese Immobilie aber nur € 200.000 erbringen, wäre der Wert der Grundschuld pro Darlehensgeber nur bei € 33.333, Verlust somit € 16.666. Somit spielt die Erstrangigkeit keine Rolle und soll dem Anleger nur “erstrangigen” Sand in die Augen streuen.

Außerdem sollte der geneigte Anleger darauf achten, um welche Immobilie es sich handelt und sollte sich diese Immobilie auch persönlich ansehen. Im beiliegenden anonymisierten Mustervertrag fand ich eine Immobilie in der Pampas in Ostdeutschland, womit der Grundsatz bei Immobilienkäufen, also Lage, Lage und nochmals Lage hier nicht eingehalten wurde. Immobilienwert damit fraglich.

Erschreckend war aber, dass Kreditgeber für die Geldverleihung einen Negativzins in Form eines einmaligen Kostenanteils von 2,5% mitbringen muss, ähnlich wie bei geschlossenen Fonds. Somit muss man dafür bezahlen, wenn man Geld verleiht. Eigentlich war das bisher anders. Draghi machts anscheinend auch hier möglich.

Das Wesentliche fehlt hier aber, nämlich die Bilanz des Darlehensnehmers, der INSU Werte GmbH. Die scheint zwar im Unternehmensregister (in der Sparversion) hinterlegt zu sein, man muss aber für die Einsicht bezahlen. Eigentlich sollte der Darlehensnehmer mit offenen Karten spielen und diese dann auf seiner Homepage veröffentlichen. Leider Fehlanzeige.

Den Darlehenszweck kann man jetzt so oder so interpretieren. Ich neige zu der kritischen Interpretation, da man die Darlehensmittel zur Ablösung bereits bestehender Verbindlichkeiten  im Wege der Kostenersparnis einsetzen will. Das derzeitige Zinsniveau für gute Bonitäten im mittelfristigen Bereich liegt bei ca. 1,5% bis 2%, INSU Safe will aber den doppelten bzw. dreifachen Zins bezahlen.

Insofern kann man in dem höheren Zins des INSU Safes keine Kostenersparnis entdecken. Es bleibt zu befürchten, dass die Bonität deutlich verbesserungswürdig zu sein scheint und man deshalb für Bankdarlehen  einen wesentlich höheren Preis bezahlen muss.

Ein weiterer Punkt in diesem Geschäftszweck ist der Einsatz dieser Darlehensmittel zur Begleichung der Aufwendung für die Kapitalbeschaffung. Bei allem Respekt, mittel- langfristige Darlehen aufzunehmen, um den Vertrieb dieses fraglichen Finanzproduktes zu finanzieren, sollte nicht der Zweck einer Darlehensaufnahme sein und  könnte schon auf einen erheblichen Liquiditätsengpass hinweisen.

Fazit:

Ohne Vorlage einer aktuellen Bilanz  inkl. GuV  und Darlegung der Besicherungsmöglichkeiten zwecks eingehender Bonitätsprüfung, sollte man grundsätzlich kein Darlehen vergeben. Außerdem wäre dringend zu empfehlen, sich von der Geschäftsleitung der INSU Werte GmbH ein persönliches Bild zu verschaffen.

Es handelt sich hier um den grauen Markt und dessen Aussichten sind leider unverändert  grau bis schwarz.

20. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Altersarmut, vom Staat gefördert!

 

In den letzten Monaten konnte man sehr viel in der Presse über die Altersarmut lesen. Bisher hat sich aber noch kein Politiker Ge­danken darüber gemacht, dass diese Altersarmut auch eine wesent­liche Ursache in der hohen Steuer- und Abgabenquote hat.

Zwischenzeitlich müssen nahezu alle Bürger, angefangen vom Angestellten, Facharbeiter, Handwerker oder Unternehmer nahezu die Hälfte ihres Arbeitslohnes an den Staatsapparat und die sozialen Einrichtungen abliefern. Da bleibt einfach kaum etwas übrig für die private Vorsorge, insbesondere dann, wenn noch Kinder vorhanden sind.

Ich möchte daran erinnern, dass es früher wegen des „Zehnten“ = 10 % Steuern blutige Bauernaufstände gab.

Bei diesen rd. 50 % sind die noch vielen Abgaben, die auf allen Gütern in Form einer Mehrwertsteuer (welcher Mehrwert? für den Bürger sicherlich nicht), Benzinsteuer, Branntweinsteuer, Versicherungssteuer usw. und dann noch die kommunalen Abgaben zwecks Unterhalt der immer größer werdenden kommunalen Verwaltungen, noch nicht gerechnet.

Ganz schlimm wird diese Rechnung, wenn man die effektiven Kosten, die ein Arbeitnehmer einem Unternehmen verursacht, ins Verhältnis zu dem setzt, was dem Arbeitnehmer dann noch zum Leben übrig bleibt.

Folgendes Beispiel eines Angestellten in einem mittelständischen Betrieb:

Bruttogehalt € 2.800 + Sozialabgaben des Arbeitgebers € 608,86 = € 3.408,86 Gesamtpersonalaufwand des Unternehmens für den Mitarbeiter.

Bruttogehalt € 2.800 abzüglich aller Abgaben über € 1.046,59 = € 1.753,41 Nettogehalt.

Das bedeutet, dass von einem Gesamtaufwand des Arbeitgebers in Höhe von € 3.408,86 ein Betrag von € 1.655,45 = rd. 49 % in das staatliche System (Einkommenssteuer, Krankenkasse, Rentenver­sicherung usw.) fließen.

Von diesen € 1.753,41 müssen dann die erwähnten sonstigen Abgaben wie Mehrwertsteuer, die diversen Stromsteuern usw. usw. nebst den kommunalen Abgaben bezahlt werden. Berücksichtigt man dann diese Beträge, kann man von weiteren rd. € 300 – € 500 pro Monat ausgehen, so dass das echte Nettogehalt bei diesem Beispiel bei etwa € 1.400 liegen dürfte. Davon sind Miete oder noch diverse Kreditraten z.B. für den Kauf eines Autos usw. zu bezahlen. Hat man dann noch (kleine) Kinder, sieht die Rechnung noch katastrophaler aus, bzw. manche Familien bewegen sich damit hart an der Armuts- und Verschuldungsgrenze.

Das ist eine Ausbeutung der Bürger par excellence zu Gunsten der nicht endenden Ausgabenwünsche der Politik und es machen sich nirgendwo Absichten breit, diesen ausbeuterischen Wahnsinn zu stoppen.

Die Vorsorge-Programme der Banken und Versicherungen haben zwar steuerliche Vergünstigungskomponenten, diese werden aber letztlich von den hohen Gebühren dieser Institute am Anfang und während der Laufzeit mehr als aufgefressen.

Ich habe mir mehrmals die Mühe gemacht, solche Vorsorge­angebote mit ganz normalen Sparverträgen mit gleicher Laufzeit und gleichen Sparleistungen, aber ohne staatliche Zuschüsse, zu vergleichen (über Excel ganz leicht nachzuvollziehen bei Beherrschung der simplen Zinsformel). Das Ergebnis ist nieder­schmetternd. Ein solcher Sparvertrag wäre deutlich günstiger gegenüber dem Vorsorgeprodukt auch inkl. der „versprochenen“ Überschüsse, man käme sogar auf ein höheres Endkapital und könnte den Rest ohne Abzüge für die Banken und Versicherungen weiter vererben.

Somit sind diese Programme eine hohe Einkommensquelle für die gesamte Finanzindustrie, zumal der propagierte Nutzen für den Sparer erst in 20 oder 30 Jahren offensichtlich wird, die Verkäufer dieser Produkte gibt es dann vermutlich nicht mehr und keiner kann zur Verantwortung gezogen werden. Bisherige Erfahrungen mit abgelaufenen Lebensversicherungen, deren Auszahlungsbeträge bei Weitem nicht den Versprechungen bei Abschluss des Vertrages entsprachen (auch schon vor der jetzigen Niedrigzinsphase), teil­weise sogar noch geringer sind, als die geleisteten Einzahlungen insgesamt, lassen Schlimmes befürchten.

Warum überlässt man dem Bürger nicht selbst, in welche Anlage­form er vorsorgen möchte. Warum haben immer nur die Finanz­produkte der Finanzindustrie steuerliche Anreize. Warum wird ein simpler und vor allem sehr langfristiger Sparvertrag nicht ebenfalls gefördert? Die Frage ist schnell beantwortet: Daran verdient die Finanzindustrie nichts

Ganz unverständlich ist hier die Haltung der Gewerkschaften, welche stets für höhere Löhne zur Ankurbelung der Binnenkonjunktur plädieren und kämpfen, die schmerzliche Enteignung über die hohen Steuerzahlungen vollkommen ausblenden. Was hilft aber ein höherer Bruttolohn, der zudem viele Mittelständler weitere Substanz kostet und in Finanz- /­Liquiditätsnöte bringt, wenn durch die kalte Progression die Abgaben an den Staatsapparat ansteigen und somit netto für den Arbeitnehmer kaum etwas übrig bleibt. Erste zaghafte Versuche die kalte Progression zu mildern, wurden von der linken Opposition mit „Geschenken“ an die Reichen verglichen. Was für ein Blödsinn. Die eigene steuerfreie Kosten­pauschale aber geht bei allen Parteien dagegen Jahr für Jahr ohne großes Tamtam durch den Bundestag, dem Elfenbeinturm unserer Machtpolitiker.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die derzeitige Politik – und da sind sie mit den Potentaten der Vergangenheit bis ins hohe Mittelalter kaum zu unterscheiden – nicht mit dem ihnen anvertrauten Geld umgehen können und als Folge dessen nur eines im Kopf haben, wie sie die Steuern weiter erhöhen und wie sie weitere erfinden können und das nicht zu gering. Man kann es als ein Steuererhöhungs-Gen bezeichnen, welches quer durch alle Parteien zu finden ist.

Und damit die Bürger diese Entwicklung nicht so wahr­nehmen, wird unser Steuersystem immer komplexer und für den Normalbürger nicht mehr durchschaubar. Die Steuergesetze haben zwischenzeitlich einen Umfang genommen, welche die Finanz­gerichte auf Jahre hinaus beschäftigen und somit die Bürger immer mehr in eine Grauzone hineinwachsen lassen werden.

Dieses komplexe System ist ähnlich aufgebaut, wie das System der strukturierten Finanzprodukte, man könnte fast annehmen, beide Parteien haben sich diese Komplexität der Ausbeutung abgeschaut.

Ich glaube, in meinem Leben werde ich es nicht mehr erleben, dass die Steuern wirklich gesenkt und nicht durch“ Gegen­finanzierungen“ ausgehebelt und neutralisiert, bzw. damit über die Hintertür wieder angehoben werden mit der Folge eines saldierten Null-Ergebnisses für die Bürger.

Den Solidaritätsbeitrag wegen Eingliederung der DDR wird es ver­mutlich in 100 Jahren + x aufgrund vieler anderer und neu erfundener Solidaritätsgründe genauso geben, wie die vor 111 Jahren eingeführte Sektsteuer zur Finanzierung der deutschen kaiserlichen Kriegsmarine, die jetzt am Meeresgrund des Skagerrak dahinrostet oder die Schaumweinsteuer, womit der deutsche Kaiser den Nord-Ostsee-Kanal bauen ließ. Da dieser dringend renoviert werden muss, bin ich gespannt, ob der jetzige Verkehrsminister nicht vielleicht noch eine Steuer einfällt. Die Pkw-Maut ist ja schon auf dem Weg.

Diese Schilderung der Steuerbelastungen ist symptomatisch auch auf alle Berufsgruppen übertragbar und führt dazu, dass der Bürger immer weniger Gelegenheit bekommt, für sich selbst und seine Familie vorzusorgen.

Selbst wenn er Geld von seinem versteuerten Geld auf die Seite legt, wohl gemerkt von seinem versteuerten Geld, greift der Staat auch hier noch zu in Form der Abgeltungssteuer zu. Allein dieses Wort „Abgeltungssteuer“ lässt die Frage entstehen, um welche Form einer Abgeltung es sich hier denn handelt? Muss man eine Schuld abgelten, nur weil man vorgesorgt hat?

Diese derzeit hohe Steuerquote von 42%, mit Kirchensteuer und Solidaritätsbeitrag rd. 47%  ab nur € 52.882 Gewinn/Einkommen bei einem unverheirateten Steuerzahler führt dazu, dass viele mittelständische Unternehmer, Selbstständige, Handwerker und letztlich auch die Angestellten und Arbeiter, somit alle Bürger dieses Staates in vielerlei Hinsicht immer mehr in die Fänge der Finanzindustrie geraten, sei es aus Geldmangel wegen der an den Staat abgelieferten hohen Abgaben, sei es, um angeblich Steuern zu sparen und dafür Schrottanlagen verkauft zu bekommen oder sei es, um die optimale private Vorsorgemaß­nahmen einer Bank oder Versicherung zu „kaufen“, woran diese sehr kräftig und vor allem langfristig verdienen.

Dieser Grenzsteuersatz von 42% wurde zwar durch mehrere Schritte von 53%   noch in 1999 bestehend auf die jetzige Größe gesenkt, allerdings dabei auch die Höhe des Einkommens von damals € 61.376 auf die jetzigen               € 52.882.

Diese Relationen haben sich seit 1958 mehrmals jeweils nach „Steuerreformen“ verschoben, erschreckend hierbei ist jedoch die Feststellung, dass sich die Höhe des Jahreseinkommens, bei der dieser Höchststeuersatz einsetzt, seit 1958, also innerhalb von 55 Jahren, kaum verändert hat. In 1958 kam ab einem Jahreseinkommen von € 56.263 der Grenzsteuersatz von 53% zur Geltung, momentan wird dieser von 42% bei einem Jahreseinkommen von € 52.882 berechnet.

Berücksichtigt man die in diesen 55 Jahren erfolgte Geldentwertung und die Einkommenssteigerungen, müsste diese Einkommensgrenze eigentlich deutlich höher liegen, Presseberichten sprechen von rd. € 1,5 Mio.

Fazit:

Mit der derzeit hohen Steuerquote wird die befürchtete Altersarmut unvermeidlich und dem Staat langfristig auf die Füße fallen durch dadurch später einsetzende hohe Sozialausgaben. Vergleicht man die abgegoltene Einkommenssteuer auf Kapitaleinkünfte von 25% zzgl. Kirchensteuer und Soli, also ca. 28% mit der beschriebenen und nahezu doppelt so hohen Einkommenssteuer auf die Arbeitsleistung, deutet sich hier eine echte „Ungerechtigkeitslücke“ an.

Jetzt höre ich schon die Politiker frohlocken und Vorschläge machen in Bezug auf Erhöhung der Kapitaleinkünfte auf das Niveau des Einkommens für Arbeitsleistung. Das würde aber das Kapital aus dem Land jagen, genauso wie es übrigens die hohe Einkommenssteuer für die Arbeitsleistung bereits schon bei hoch ausgebildeten Fachkräften vorführt.  In der Schweiz arbeiten bereits viele deutsche Fachkräfte in Banken und Krankenhäuser.

Warum kann man die Arbeitsleistung nicht auch so besteuern wie die Kapitaleinkünfte? Das würde die Bevormundung und Alimentierung der Bürger zurückschrauben, ebenso die Abhängigkeit von der Finanzindustrie und gäbe dem Staatsgefüge eine solide Basis.  Ich hoffe, man hört diesen Vorschlag.

18. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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