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Deutsche Bank: Eine fragwürdige Vereinigung

Die Deutsche Bank kommt aus den Negativschlagzeilen einfach nicht heraus. Die Zeitungen der vergangenen Tage und heute sind voll von solchen Presseberichten über dieses ehemals so honorige Bankhaus. Würde beispielsweise ein Unbedarfter  den heutigen Bericht in der FAZ mit der Schlagzeile „Grabenkämpfe in der Deutschen Bank“ lesen, könnte er die Einstellung bekommen, dass es sich bei dieser Bank  positiv ausgedrückt um  „eine fragwürdige Vereinigung“ handelt.

Darin wird von der Rekordstrafe wegen Zinsmanipulation über US$ 2,5 Mrd. berichtet, auch dass der Vorstand die Ermittlungen der Aufsichtsbehörden behindert hätte und daher die Strafe so hoch ausgefallen wäre. Hat der Vorstand demnach doch mehr gewusst, als er bisher vorgibt?

Des Weiteren scheinen sich jetzt neue Tatbestände beim Steuerbetrug in Bezug auf den Handel mit CO-Zertifikaten ergeben zu haben, von denen der Co-Vorstand Jain auch gewusst haben soll, was er bisher bestritten hatte. Die strittige Steuererklärung, welche  eigentlich sein Ressort betraf, ließ er aber anscheinend in vorausschauender Vorsicht von seinem Kollegen Fitschen unterzeichnen, welcher damit bisher im Fokus der Ermittlungsbehörden geraten ist.

Im Handelsblatt wird das Vorgehen der Deutsche Bank in Sachen Zinsmanipulation mit „Teure Täuschung“ betitelt. Die Finanzaufseher hätten ein vernichtendes Urteil über die Deutsche Bank gefällt. Das Geldhaus habe in dieser Affäre den Ermittlern irreführende Informationen gegeben und bewusst falsche Angaben gemacht. Die Untersuchung sei verzögert und erschwert, sogar Aufnahmen von Telefongesprächen wären zerstört worden. Insgesamt hätten 29 Mitarbeiter der Deutschen Bank an diesen Manipulationen mitgewirkt. Irgendwie erinnert mich das an einen schlechten Film über die Cosa Nostra.

Bedenkt man dann noch die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft gegen Herrn Fitschen und gegen weitere prominente Vorstandsmitgliedern laufender und ehemaliger Art der Deutsche Bank wegen Prozessbetrug im Falle Kirch und darüber hinaus die über 6.000 anhängigen Rechtsfälle, darunter die Ermittlung wegen Devisenmanipulationen und Goldmanipulationen usw. usw, so kann man schnell zu der Einstellung des o.e. Unbedarften kommen.

Diese genannten Fälle kommen alle aus dem von Herrn Anju Jain verantworten Bereich des Investmentbankings, doch auf wundersame Weise will dieser von all diesen Dingen nichts gewusst haben, gibt sich als Unschuldslamm, obwohl so viele Mitarbeiter dabei involviert waren und in diesem Zusammenhang stets sein Vertrauter Alan Cloete genannt wurde, welcher damals den Geld- und Devisenhandel leitete. Das mag glauben wer will, vermittelbar ist das aber nicht. Man kann gespannt sein, was die weiteren Ermittlungen ergeben.

Letztlich muss man sich fragen, warum sich dieser Mann trotz all dieser Milliarden an Strafzahlungen, die man auch als Beugung des Rechtsstaates bezeichnen kann, auf dem Stuhl des Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank halten kann?

Die erste Antwort könnte lauten: Das Investmentbanking ist so lukrativ und Herr Jain scheint hier ein so besonderes Talent zu haben, dass man auf die Ergebnisse seines Investmentbank-Bereiches einfach nicht verzichten kann. Daraus kann man schließen, dass das Investmentbanking immer noch sehr hohe Erträge abwirft, die deutlich höher sind als die Strafzahlungen. Allerdings machen sich diese Erträge bei den Kunden als Verluste oder entgangene Erträge auf deren Risikorücken bemerkbar. Jeder  Anlagekunde bei der Deutsche Bank braucht sich deshalb nicht wundern, warum er in sein Depot so viele Fonds, Zertifikate und sonstige Mischmasch-Papiere vorfindet. Damit lässt sich außerhalb des Blickfeldes des Anlagekunden wunderbar und sehr viel Geld verdienen.

Die zweite Antwort könnte lauten: Herr Draghi, selbst ein Investmentbanker von Goldman Sachs kommend, befeuert mit seiner Niedrigzinspolitik zudem diesen Bereich, womit die Voraussetzungen für optimale Investmentbankerträge gegeben sind, allerdings eine massive Ausbeutung der Anleger zugunsten der hohen Erträge im Investmentbankings bedeuten. Außerdem ist die EZB zuständig für die Aufsicht solcher Großbanken und nimmt damit auch Einfluss auf deren Geschäftsmodell, welches nach Investmentbanking – Manier des Herrn Draghi nur akzeptabel beim Einfahren von hohen Investmentbank-Erträgen ist. Dass diese hohen Erträge die Kunden der Banken bezahlen müssen, spielt in der Denke der Investmentbanker keine Rolle.

Die dritte Antwort könnte lauten: Sein Aufsichtsratsvorsitzender Achleitner ist selbst ein Investmentbanker bis in die Haarwurzeln, auch von Goldman Sachs kommend, und kann sich ein normales Banking ohne Milliarden-Erträge nicht vorstellen. Darüber hinaus besteht der größte Teil der Führungskräfte der Deutsche Bank bereits aus Investmentbankern und lässt somit ein anderes Banking nicht zu.

Unterstrichen wird diese dritte mögliche Antwort durch den nun beschlossenen Verkauf der Postbank. Man hatte gehofft, die kleinen Anleger auch mit den Mischmasch-Papieren der Investmentbank überschwemmen zu können, was Gott sei Dank nicht wie gewünscht erfolgt ist. Ich kann daher nur hoffen, dass die Postbank zum normalen Banking als Stütze der Realwirtschaft zurückkehrt und nicht ein Teil der Spielwettbanker = Investmentbanker, welche nur mit heißer Luft handeln, wird.

Fazit:

Es zeigt sich mal wieder, dass sich die Deutsche Bank voll in den Fängen der Investmentbanker befindet und diese dieses Bankhaus weiterhin voll und talentiert ausnehmen. Anstatt die erwirtschafteten Erträge in der Bank zu belassen, hatte man diese in der Vergangenheit nahezu voll an diese vermeintlichen „Master of the Universe“ ausgeschüttet. Selbst in den beiden letzten Geschäftsjahren konnte man darauf nicht verzichten, obwohl aufgrund der hohen Rückstellungen für die befürchteten Strafzahlungen aufgrund des Geschäftsgebarens der Investmentbanker das gewohnte Geschäftsergebnis nicht zustande kam. Man war gezwungen für diese talentierten Ausnehmer das Kapital erhöhen.

Der Blick auf das derzeitige Geschäftsgebaren der Deutsche Bank im Anlagebereich, welches nur vom Verkauf der Mischmasch-Papiere / undurchsichtige Risiken lebt, lässt den Schluss zu, dass die Deutsche Bank aus ihren Verfehlungen und mit hohen Strafzahlungen belegten Handlungen der Vergangenheit nichts gelernt hat. Es bleibt zu befürchten, dass beim nächsten Finanzcrash, diese Mischmasch-Papiere ähnlich eingestuft werden müssen wie die bekannten subprime-Wertpapiere. Diese hatten bekanntlich sehr viel Wert bis zur Wertlosigkeit eingebüßt und waren der Deutsche Bank voll auf die Füße gefallen. Weitere Rechtsfälle dürften somit den jetzigen folgen, womit sich eine Branche sehr freuen wird, nämlich die der Juristen.

Unverständlich dabei ist, dass die Bafin sich hier nicht rührt und wie ein Mucksmäuschen diesem äußerst fragwürdigem Treiben zusieht.

Abschließend noch eine Bemerkung. Der Anteil der Investmentbanker an der Gesamtbelegschaft der Deutsche Bank wurde zwischen 5% und 10% beschrieben, er kann auch zwischenzeitlich höher sein. Ich möchte damit die restlichen 90% – 95% oder darunter der Deutsche Bank Belegschaft nicht in Misskredit bringen. Mit diesen habe ich auch durchweg gute Erfahrungen gemacht. Diese Kollegen sind letztlich die Leidtragenden des Investmentbank-Prinzips.

25. April 2015

Elmar Emde

 Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Ackerman, der Bankenkritiker

Von 2002 bis 2006 war Herr Josef Ackermann der 18. Vorstandssprecher, von 2006 bis Ende Mai 2012 der alleinige Vorsitzende des Vorstands und des Group Executive Committee der Deutsche Bank. In dieser Zeit füllte Herr Ackermann sehr massiv die Seiten aller Wirtschaftszeitungen, welche ihn wie „Gott Vater des Bankings“ behandelten und ihn in den Himmel hoben.

In seiner Regierungszeit erlebte die Deutsche Bank dank ihres Investmentbankings, welches damals von Herrn Anju Jain geleitet wurde, ungeahnte Ertragshöhen. Mehrere Milliarden  pro Quartal  konnten eingefahren werden, die Wirtschaftspresse jubelte und keiner fragte, woher diese hohen Gewinne kommen, bzw. wer diese bezahlt hat. Logischerweise konnten diese nur von den Kunden der Deutsche Bank kommen, des einen Gewinn, des anderen Verlust. Eine wundersame Geldvermehrung gibt es bis heute noch nicht.

Nach der Finanzkrise wurden die Machenschaften und illegalen Geschäfte dieser Bank so nach und nach bekannt, mittlerweile hat die Deutsche Bank mit ca. 6.000 Rechtsfällen zu kämpfen, größtenteils vom Investmentbanking her kommend; ein extra Rechtsvorstand musste installiert werden. Das Geschäftsgebaren der Deutsche Bank kam somit mehr und mehr in Misskredit, hohe Strafzahlungen der Jurisprudenz waren und sind immer noch die Folge. Unverständlicherweise haben die Hauptverursacher dieser Misere, Herr Ackermann und Herr Jain daraus immer noch keine Konsequenzen zu befürchten. Rechtsstaat? Fragezeichen!

In einer Veranstaltung der Körber-Stiftung und des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ räumte Herr Ackermann ein, dass auch die Deutsche Bank Geschäfte tätigte, die legal, aber heute nicht mehr als legitim angesehen werden (schöne Umschreibung für Benachteiligung der Kunden). Die Deutsche Bank wäre da mitgeschwommen. Vieles habe der Maximierung der Vergütung gedient und nicht dem Dienst am Menschen. Angeblich hätte er diese Kultur nicht gefördert, sondern wäre ein Teil dieser Kultur. „Wir mussten uns wie Römer in Rom bewegen“. Wenn man nur ein Zehntel der Vergütung wie Goldmann Sachs geboten hätte, hätte man keine Talente (?) an sich gebunden.

Ich bezweifle aber, dass die Deutsche Bank in der Finanzkrise nur mitgeschwommen ist, sie hat als Schrittmacher diese Entwicklung eher gefördert und massiv mitgestaltet, welches die vielen Rechtsfälle zeigen.

Kein geringerer als Herr Anju Jain, derzeitiger Co-Vorstandsvorsitzender dieses Instituts, hat in einem Vortrag zugegeben, an der Finanzkrise mitverantwortlich gewesen zu sein. Mr. Jain führte zu diesem Zeitpunkt – wie dargelegt – die Gelddruckmaschine „Investmentbanking“ der Deutsche Bank.

Es ist nur verwunderlich, warum keiner der durch die Finanzkrise geschädigten Anleger daraufhin die Deutsche Bank auf Schadensersatz verklagt hat. Vielleicht kommt das noch, die „Institutionellen“ und sogar hiesigen Banken fangen bereits damit an.

Diese erschreckenden Aussagen zeigen ganz deutlich, wie tief die Ethik dieser Herren Banker gesunken ist und wie gesellschaftsfähig es war, die Anleger als Gegenpart von Finanzgeschäften einzustufen, bzw. somit zu benachteiligen, es sogar von der Wirtschaftspresse beklatscht wurde und immer noch wird. Dies auch noch als einen Teil der Kultur zu nennen, ist ein starkes Stück.

Interessant an diesem Vortrag von Herrn Ackermann ist der Um­stand, dass er jetzt eine strikte Regulierung fordert. Zwar hätten – nach seinen Worten – die Institute aus der Finanzkrise gelernt und viele einen „Kultur­wandel“ eingeleitet, doch es gebe keine Gewähr, dass sich die Verhältnisse wettbewerbsbedingt wieder ändern. Das lässt Schlimmes befürchten und lässt den Kulturwandel zu einer Farce mutieren.

Hört, hört, Herr Ackermann wandelt sich vom Saulus zum Paulus. Während seiner Zeit als Vorstandsvor­sitzender der Deutsche Bank und Präsident des Verwaltungsrates des Institute of International Finance war er ein strikter Befürworter des Marktes und absolut gegen jegliche Regulierung.

Trotz dieser Aussagen wäre lt. Herrn Ackermann die Entwicklung hin zu einer Investmentbank, die im Reigen der Großen „mitspielt“, alternativlos gewesen. Wäre man diesen Weg nicht gegangen, wäre die Deutsche Bank ein Übernahmekandidat geblieben und hätte das Schicksal anderer deutscher Banken geteilt – und wäre eine große Sparkasse geworden.

(Anmerkung: Aussagen von Herrn Ackermann nachzulesen in einem Presseartikel des Handelsblattes vom 31.10.2012 S. 32)

Diese weiteren Äußerungen zeigt mir wiederum, dass Herr Ackermann vergessen hat, dass seine Deutsche Bank zu diesem Schicksal der anderen deutschen Banken „maßgeblich“ beigetragen hat (siehe auch IKB) und jetzt auch die Sparkassen, welche als Fels in der Brandung während der Finanzkrise standen, nunmehr mit Hilfe der Investmentbank-Produktmischmaschs auf diesen Weg gebracht wurden.

Insofern muss es sich die Deutsche Bank gefallen lassen, als Schrittmacher dieser gefährlichen Entwicklung genannt und heraus­gestellt zu werden.

23. April 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Robo-Advisor

Die digitalen Helfer beeinflussen zunehmend unser Leben. Man denke nur an die Navigationssysteme, welche uns mühelos auf den Meter genau durch fremde Städte in Europa lotsen und uns selbst zu den entlegensten Orten mühelos hinführen können. Oder denken Sie nur an die Internet-Suchmaschinen, welche auf die kleinsten Wortangaben in Millisekunden bereits mit tausenden von Vorschlägen reagieren.

Die Finanzindustrie nutzt diese digitalen Helfer schon sehr lange mit dem Ziel, schneller an Marktinformationen zu kommen, um damit gegenüber der Konkurrenz, aber auch gegenüber den eigenen Kunden im Vorteil zu sein und zu bleiben zwecks besserem Verkauf von Finanzprodukten, welche letztlich nur ein Weiterreichen von intransparenten Kreditrisiken aller Art darstellen, dessen sich  die wenigsten Anleger aber bewusst sind. Wie schon mehrmals in den vorhergehenden Beiträgen dargelegt, ist das die Lizenz zur Ausbeutung der Anleger mit dem Segen der Bafin.

Hedgefonds und Investmentbanken bauen ihre Wertpapierexpertise bzw. Kauf- und Verkaufsentscheidungen nur noch auf ausgeklügelte  Algorithmen auf, welche ohne die dahinter stehenden  riesigen Rechnersysteme nicht umsetzbar wären. Das geht schon sogar so weit, dass man teilweise nicht mehr Herr dieser vielen Algorithmen ist und diese aufgrund der nicht mehr überschaubaren Komplexität zunehmend ein Eigenleben entwickeln. Ergebnis dieser Entwicklungen sind die immer häufiger auftretenden Mini-Flash-Crashs (Börsenabstürze), ein riesiges Damoklesschwert über unser gesamtes Finanzsystem, welches nur noch von wenigen Spezialisten überblickt und zurück gehalten werden kann.

Der Wertpapierhandel dieser Institute wird daher  immer  mehr über diese Rechnersysteme abgewickelt  und ersetzt damit zunehmend deren Händler, welche mit der Geschwindigkeit dieser Rechnersysteme (bis zu 4.000 Deals + x pro Sekunde) einfach nicht mehr mithalten können. Letztlich ist das auch einer der wesentlichen Gründe für deren Personalabbau.

Diese Rechnersysteme haben auch den Hochfrequenzhandel ermöglicht, der zum einen ein weltweites und gigantisches Arbitragegeschäft (Ausnutzung von Preisunterschieden) ermöglicht und zum anderen in meinen Augen ein illegales Frontrunning ermöglicht, womit die Anleger ausgespäht und dann durch vorzeitigen Kauf- oder Verkauf der entsprechenden Wertpapiere durch die Hochfrequenzhändler benachteiligt werden. (siehe hierzu Ausführungen in dem Beitrag „Hochfrequenzhandel + Darkpools = Kundenmolkerei). Leider hat der Lobbyismus dieser Branche so gut gearbeitet, dass man nunmehr dieses Ausspähen und Betrügen als Beitrag zur Erhöhung der Marktliquidität betrachtet und daher nicht mehr als illegal ansieht. Dann könnte man einen Bankraub auch so betrachten, da die Bankräuber die geraubte Liquidität dem Markt sicherlich zuführen werden und somit Kaufkraft fördernd wirken (?).Verkehrte Welt.

Wie so oft im Leben, finden solche Systeme/Produkte immer mehr den Weg nicht nur zu den Superreichen sondern auch in die Niederungen des normalen Anlegers und greifen nunmehr den Berufsstand der Vermögensverwalter zunehmend an.

Anstatt mit einem Vermögensverwalter oder Bankberater die Vermögensanlagestrategie zu besprechen, wird dies ersetzt durch einen Fragebogen, in welchem alle relevanten Daten anzugeben sind wie Alter, gesetzlicher Güterstand, Einkommen bis hin zur Risikobereitschaft, deren Definitionen im Übrigen mehr als fragwürdig sind.  Und innerhalb weniger Minuten liegt dann ein kompletter Anlagevorschlag vor.

Jetzt stellt sich aber die Frage, welcher Pool diese Informationen sammelt und was dieser Pool damit anfängt? Nutzt dieser Pool  evtl. diese Informationen, um vorgegebene Anlagenentscheidungen in marketingähnlicher Weise  dann zum empfehlen, besser gesagt zu verkaufen? Oder wird die dann fixierte Anlageentscheidung zu eigenen Anlageentscheidungen des Pools und zum Nachteil des Anlegers benutzt, so wie es die Hochfrequenzhändler mit dem legalisierten (illegalen) Frontrunning  uns täglich vormachen und vollziehen.

Man stelle sich nur vor, Millionen von Anlegern würden ihre Anlageentscheidungen auf diese Art und Weise treffen, welche gigantischen Gewinnchancen würden damit für die Betreiber solcher Robo-Advisors zum Nachteil der Anleger entstehen? Außerdem könnte man damit auch aufgrund des Lemminge-Effektes gigantische  Geldströme in Richtungen leiten, die nur den wenigen Inhabern solcher Maschinen nutzen würden, nicht aber der Mehrheit  der Anleger. Insofern müssen große Fragezeichen an die Qualität solcher Anlageempfehlungen gesetzt werden.

Hier zeigt sich auch wieder, dass in Zukunft nicht mehr die Politiker und die Parlamente  die Macht besitzen, sondern die Inhaber solcher virtuellen Maschinen, die letztlich alles damit beeinflussen können . Welche Macht der Meinungsbeeinflussung auf indirekte Weise google & Co bereits besitzen, ist vielen Menschen noch nicht klar.

Mit solchen Angeboten  einer virtuellen Anlageberatung werden die Bürger noch gläserner  und die Gefahr, dass intelligente Maschinen zunehmend unser Leben damit bestimmen, wird dadurch immer größer.

Ich muss immer mehr an die „Terminatorfilme“  mit Herrn Schwarzenegger zurückdenken, welche zur damaligen Zeit als weit hergeholt galten, nunmehr aber immer mehr zur Realität werden. Die Drohnen in den ausgeprägtesten Formen gibt es bereits schon.

19. April 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Konsequent pro

Es ist doch immer wieder erschreckend, wie die Finanzindustrie Ihre Lizenz zur Beratung ausnutzt, um ihre Kunden, insbesondere die ältere Generation, über  strukturierte und für viele nicht mehr durchschaubare Finanzprodukte auszubeuten. Man kann dies auch die Lizenz zur Ausbeutung mit dem Segen der Bafin nennen.

Erst kürzlich ist mir wieder so ein Fall auf den Tisch geflattert und ist daher als Abschreckungsmaterial Berichtens wert.

Eine attraktive Dame im Rentenalter bat eine Volksbank um Rat, wie Sie einen Betrag von € 30.000 anlegen soll. Ihre Risikobereitschaft gab sie mit risikoscheu an.

Der Anlagevorschlag dieser Volksbank sah dann wie folgt aus:

Lösung Nr. 1.):

€ 10.000 Anlage als Tagesgeld zu einem Zinssatz von 0,99%.

Das ist bei dem jetzigen Zinsumfeld ein sehr gutes Angebot, aber auch irgendwie verwunderlich, da dieses Angebot total über den derzeitigen Marktgegebenheiten liegt.

Der Grund für dieses sehr gute Angebot könnte entweder die Funktion eines Lockangebotes zur Gewinnung neuer Kunden sein, um der Volksbank dann die Gelegenheit zu geben, diesen neuen Kunden für die Volksbank wesentlich ertragreichere strukturierte Finanzprodukte verkaufen zu können oder diese Volksbank hat Liquiditätsprobleme und benötigt dringend frisches Geld.

Mit Blick auf die gute Bonität der Volksbanken-Gruppe und deren Sicherungseinrichtungen dürfte der zuletzt genannte Grund nicht zutreffen. Allerdings ist es dennoch verwunderlich, dass man weder auf der Homepage dieser Volksbank noch im Unternehmensregister diese Bilanzzahlen finden kann. Selbst die viel gescholtenen Geschäftsbanken veröffentlichen ihre Zahlen und das quartalsweise.

Kurzum, wenn man sich die zwei weiteren Lösungen anschaut, wird einem schnell klar, dass der erst genannte Grund für dieses sehr gute Tagesgeldangebot zutrifft.

Lösung Nr. 2):

€ 10.000 Anlage  in den Privatfonds: Konsequent pro.

Zu Beginn der Beschreibung dieses Fonds wurde das von diesem Fonds definierte Risikoprofil des typischen Anlegers nach Risikoeinstellung eingeteilt in

KONSERVATIV 

RISIKOSCHEU  

RISIKOBEREIT

SPEKULATIV 

HOCH SPEKULATIV.

Die Kundin hat ihre Risikoeinstellung als RISIKOSCHEU angegeben.

Jetzt möchte ich den Leser fragen, was der Unterschied zwischen KONSERVATIV und RISIKOSCHEU ist? Meines Erachtens ist der konservative Anleger RISIKOSCHEU, aber hier hat man anscheinend RISIKOSCHEU als eine weitere Stufe der Risikobereitschaft eingeteilt nur zu dem Zweck, risikobehaftete Wertpapiere den Kunden verkaufen zu können. 

Dieser „Privatfonds ist letztlich ein Mischfonds mit Hang zu einem Dachfonds (Verwaltung in der Verwaltung), dessen Anlageuniversum sich aus Aktien, Anleihen, Geldmarktinstrumente, Rohstoffen, Immobilien-, private Beteiligungs- und Hedgefonds zusammensetzt. Darüber hinaus können über Direktinvestments Verbriefungen, bzw. Derivate und / oder Zielfondsanlagen abgebildet werden. Das bedeutet, das Fondsmanagement dieses Fonds kann alles bzw. spekulieren, dass es nur so kracht.

Mit anderen Worten, dies ist ein Mischmaschmischmaschmischmasch – Fonds erster Güte.

Bekräftigt wird diese Einschätzung durch die aktuellen Portfoliohighlights. Darin wird ausgeführt, dass auf der Aktienseite taktische Investments insbesondere über Terminkontrakte („Futures“) auf den EURO STOXX 50 und auf die Japanischen Indizes Nikkei und Topix getätigt wurden. Spreadprodukte (hochverzinsliche Wertpapiere mit entsprechendem Risiko!!) auf dem Anleihesektor stellen hier unverändert das Gros der Rentenanlagen dar. Im Februar 2015 erfolgten Zukäufe bei Staatsanleihen – insbesondere aus Italien (nicht gerade das beste Euroland) – und bei Unternehmensanleihefonds mit einem hohen Anteil an Nachrangpapieren (Oh wie grausam, kennen diese Fondsmanager nicht das Risiko dieser Nachrangpapiere?). Darüber hinaus wurde in globale Wandelanleihen (auch Risikopapiere) und im US-Dollar aufgestockt = Währungsspekulation, die hoffentlich aufgeht. 

Verkauft wird dieser Fonds als Wertsicherungskonzept bzw. erweckt den Eindruck, dass es hier keine Verluste oder Rückgänge geben kann. Betrachtet man aber die ansteigende Wertentwicklungskurve, die vermutlich durch den Aktienboom derzeit getragen wird, erkennt man ganz schnell, dass es auch hier Rückgänge und somit Verluste gegeben hat. Interessant wäre daher, wie diese Kurve nach einem Aktiencrash aussieht.

Diese Wertentwicklung, beginnend im Juli 2010 und endend im Februar 2015 mit einem Plus von rd. 20% wurde nach der so genannten BVI-Methode erstellt, d.h. sie berücksichtigt hier nicht die auf Kundenebene anfallen Kosten (z.B. Ausgabeaufschlag und Depotkosten). Die laufenden Kosten auf Kundenebene werden mit 2,11% p.a. angegeben, das wären in den vergangenen rd. 5 Jahren etwa 10,55%,  d.h. dieser Fonds hat letztlich für den Kunden jährlich durchschnittlich nur 1,89% an Rendite gebracht und das bei einem sehr hohen Risikoprofil, welches dem Fonds enorm hohe Erträge außerhalb des Gesichtsfeldes des Anlegers einbringt.

Und die vermittelnde Volksbank erhält sogar noch einen Erfolgsbonus von einmalig(?) 1,12% des Volumens, wenn das geplante Absatzvolumen erreicht wurde.

Das diese 1,12% der Anleger bezahlen muss, ist sicherlich jedem klar und wird durch die entsprechende Kursgestaltung vor dem Anleger  verborgen.

Jetzt stellt sich die Frage, ob man ein solches Produkt älteren Mitmenschen anbieten soll und darf? Ich meine nein. Hier darf ein unbekanntes Fondsmanagement auf Teufel komm raus spekulieren, wenn es aber schief geht, hat der Anleger das Risiko zu tragen.

Lösung Nr. 3.):

Anlage € 10.000 in UniImmo Deutschland.

Es handelt sich hier um einen offenen Immobilienfonds, eine Anlagegattung, welche in den letzten Jahren große negative Schlagzeilen aufgrund von zahlreichen Schließungen und damit hohen Verlusten für die Anleger produziert hatte.

Diese negativen Schlagzeilen haben die Aufsichtsbehörden/ den Staat dazu veranlasst, dass man erst nach 2 Jahren ab Kauf eines offenen Immobilienfonds diesen wieder verkaufen darf und 12 Monate davor kündigen muss. Insofern geraten die offenen Immobilienfonds durch dies Restriktion in die Nähe der geschlossenen Immobilienfonds, welche ich mit einer Vermögenskastration gleichsetze.

Auch hier wird das Risikoprofil des Anlegers wie in Lösung Nr. 2  definiert, die Kundin aber plötzlich als KONSERVATIV eingestuft. Die Frage nach dem Unterschiede zwischen RISIKOSCHEU und KONSERVATIV taucht hier ebenfalls auf und wenn die Volksbank hier schon einen Unterschied macht, warum wird die Kundin bei der Lösung Nr. 2 anders eingestuft als bei der Lösung Nr. 3 ?

Dieser offenen Immobilienfonds investiert vornehmlich in Bürogebäude, Einzehandelsobjekte, Hotels, Logistikimmobilien und Gewerbeparks in deutsche Ballungsregionen und in europäische Metropolen. Daraus kann man schon ersehen, dass hier überwiegend in Großprojekte investiert wird, welche für einen Anleger von der Werthaltigkeit kaum zu verifizieren sind. Ebenso verhält es sich mit der Bilanz eines solchen Immobilienfonds, welche letztlich schwarze Löcher darstellen (siehe hierzu unter der Rubrik „Strukturierte Finanzprodukte>Buchstabe I >Immobilienfonds (offener), in welcher auf die Anlageform näher eingegangen wird).

Dieser Fonds enthält 73 Liegenschaften, davon 19 in Form von Beteiligungsvermögen. Wollte man nun die Werthaltigkeit dieser 73 Liegenschaften überprüfen, müsste man 19 Bilanzen und deren Immobilienvermögen inspizieren/bewerten und darüber  hinaus die 54 direkt gehaltenen. Das ist für einen Außenstehenden schlichtweg nicht möglich.

Die Wertentwicklung vom Februar 2010 bis Februar 2015 wird mit einem Plus von rd. 12-13% nach BVI-Methode angegeben. Berücksichtigt man den Ausgabeaufschlag von 5%, welchen die vertreibende Bank, hier die beratende Volksbank, zu 100% erhält sowie die laufenden Kosten von jährlich 0,82%, muss man festhalten, dass dieser Fonds in den letzten  5 Jahren netto etwa 4% an Wert gewonnen hat, auf das Jahr gerechnet wären das etwa 0,8% – 1%, und das bei kaum verifizierbaren Risiken, die sich aus der fehlenden Darlegung des Immobilienportfolios ergeben.

Fazit:

Lösung Nr. 1) ist in Ordnung, dient aber nur als Lockmittel für die Lösungen Nr.2) und Nr. 3) und ist das Ergebnis einer äußerst schlechten Beratung.

Würde man jetzt die Lösung Nr. 2) wählen, würde der Anleger bei sehr hohen Aktienkursen einsteigen mit der Wahrscheinlichkeit  von hohen Verlusten bei sicherlich kommenden Börsencrashs, welche nur ein junger Mensch evtl. aussitzen kann.

Die Lösung Nr. 3) ist relativ illiquide und schlecht zu gebrauchen, falls man unerwartet Geld benötigt u.a. aufgrund von nicht kalkulierbaren Krankheiten.

Interessant wäre es dann, wie hoch die Bank diese beiden Lösungsvorschläge beleihen würde, falls man solche Anlagen nicht versilbern kann und man einen Kredit aufnehmen muss zur Deckung der unerwartet entstandenen Aufwendungen. Ich schätze, dass es höchstens 80% des Anlagebetrages sein werden, sollten die Aktien abstürzen deutlich darunter, womit die Wertigkeit dieser Anlagen erklärt wäre.

Mit Blick auf das Alter der beratenen Dame taugen die Lösungsvorschläge 2.) und 3) keineswegs und haben anscheinend nur die Ertragsmöglichkeit der Bank favorisiert und nicht die Sicherheit der Anlage.

Es muss sehr oft wiederholt werden, dass ein Anleger die Funktion eines Kreditgebers einnimmt. 

Würde man der Volksbank für einen Kreditwunsch solche Unterlagen, wie Sie hier einem Anleger vorgelegt worden sind, zur Prüfung einreichen, der Kredit würde sicherlich abgelehnt werden.

Diese Lösungsvorschläge zeigen aber auch, dass das niedrige Zinsniveau des Herrn Draghi zu einer massenweisen Fehlleitung von Kapital führt und – ich bleibe dabei – es der Finanzwirtschaft ermöglicht, ihre toxischen Wertpapiere in solchen Anlagvehikels unterzubringen. Wenn das keine Lizenz zur Ausbeutung ist!

Abschließend bleibt noch zu bemerken, dass eine solche nur auf die Bedürfnisse der Bank zugeschnittene Kundenberatung nicht Volksbank – typisch ist, sondern derzeit von allen Banken so praktiziert wird. Wie viel Volksvermögen wird da in Zukunft ins Nirwana verschwinden?

12. April 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de