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Wozu brauchen wir noch Banken?

Mit dieser provokativen Frage wurde ein Kommentar im Handelsblatt von Frank Wiebe Mitte Juni betitelt. An sich eine sehr berechtigte Frage aufgrund des sich für die Banken rasant wandelnden Umfeldes und der vielen Unternehmen wie Apple, Google oder Facebook & Co., welche der Finanzbranche mit frischer Technik und guten Ideen Geschäfte wegnehmen. Diese Entwicklung wird noch gefördert von der Niedrigzinspolitik und den stark kritisierten Anleiheaufkäufen der EZB und FED/USA, welche das Bankgeschäft in ihren Grundfesten berühren und derzeit äußerst schwierig gestalten.

Eine von vielen bejahenden Antworten darauf ist Griechenland. Dort hat weder Apple, Google oder Facebook den Rentnern Geld ausgezahlt oder das Land breitflächig mit Liquidität versorgt, ein äußerst wichtiges Treibmittel für eine funktionierende Volkswirtschaft. Ohne die dort bestehenden Banken hätte es schon längst Volksaufstände gegeben. Banken sind sehr wichtige Bausteine in einer Volkswirtschaft, nur wurden sie leider in den letzten 20 Jahren von einer weltweit kleinen Schar von Investmentbankern dazu missbraucht, als Vertriebsmaschine für strukturierte Finanzprodukte und damit Vertrieb aller möglichen und hohen Risiken zu fungieren. Die Banken aller Kategorien mutierten eher zu Wettbüros als zu seriösen und dem Kunden verpflichtete Institute.

Im Kommentar von Herrn Wiebe stehen letztlich die Suche nach dem richtigen Bankprodukt und das richtige Marketing dazu im Vordergrund seiner Überlegungen, womit die Funktion der Banken als Vertriebseinheit irgendwelcher Finanzprodukte wiederum mehr unterstrichen wird.

Wie so oft im Leben sollte man sich auf die Basis seines Wirkens zurück besinnen oder dem Sprichwort „Schuster bleib bei deinen Leisten“ folgen. Banken sind Kreditinstitute, also Institute, die Kredite an Unternehmen und Privatpersonen vergeben. Dazu bedarf es einer professionellen Kreditexpertise, also Fachleute, die dieses komplexe Geschäft kennen und beherrschen. Eine solche Expertise kann man aber nicht -wie jetzt von vielen Banken propagiert – durch mehrwöchige Crash-Kurse in Seminarmanier bekommen, sondern es bedarf einer jahrelangen Ausbildung in der Bank, die selbst promovierte Akademiker in der Vergangenheit durchlaufen mussten.

Mit dem Auftauchen des Investmentbankings und der damit einhergehenden Zentralisierung des Bank- und Kreditgeschäftes, welche als Basis sich ständig wechselnde Ratingsysteme hatten, wurden aus Kostengründen die Kreditabteilungen, bzw. das Risikomanagement der Banken sukzessive abgebaut und durch automatisierte (ständig wechselnde)  Systeme ersetzt. Die Anzahl der Fachleute mit Kreditexpertise dezimierte sich dadurch ständig, die Abhängigkeit der Banken von der black box „Rating“, die zudem unkontrolliert in den USA gepflegt wird, und  vom Produktverkauf stieg damit rasant.

Ebenso verfuhr man mit Revisionsabteilungen aufgrund der Denke, dass die Kosten der Betrugsfälle mit den Kosten der Revisionsabteilungen egalisiert werden könnten. Ein sehr großer Trugschluss, welches durch die hohen Strafzahlungen insbesondere bei der Deutsche Bank  aufgrund der vielen Betrugsfälle (Libor etc) in den Banken wegen der fehlenden Kontrollen unterstrichen wurde und immer noch wird.

Unterfüttert wurde dies durch eine Veränderung der Zahlungsströme „dank“ des Investmentbankings. Kredite werden nicht mehr hauptsächlich durch das Einlagengeschäft finanziert, sondern durch den Verkauf der Kredite (Verbriefung) an Investmentfonds aller Art, welche sich dann wiederum über den Verkauf ihrer Investmentfondanteile an die Anlagekunden refinanzierten. Der Anleger schlüpfte somit ungewollt und nicht ersichtlich in die Rolle des eigentlichen Kreditgebers, ohne sich der daraus resultierenden Risiken bewusst zu sein.

Verstärkt wurde diese Entwicklung durch eine Erodierung der Kreditmarge, welche – auch derzeit – beängstigende Größen einnahm und dem eigentlichen Risiko nicht mehr gerecht wird. Diese Entwicklung führte letztlich dazu, dass der Anteil des Kreditgeschäftes an der Bilanzsumme verschiedener Banken teilweise nicht einmal die 20%-Marke  (wie bei der Deutsche Bank) erreichte, dafür aber der Anteil der (sonstigen) Finanzgeschäfte stetig anwuchs. Der Kauf u.a. von Staatsanleihen gab man hier der Kreditvergabe  den Vorzug, zudem noch gefördert durch die nicht notwendige Unterlegung durch Eigenkapital der Bank, da ja angeblich risikolos.

Kurzum, damit spielte man dem „modernen“ Investmentbanking in die Hände und musste deshalb schon zwei große Finanzkrisen, die Dotcom- und Finanz- und Staatsschuldenkrise in Kauf nehmen. Weitere Krisen mit diesem Hintergrund werden nicht ausbleiben, da durch das verwursteln der Risiken und deren Verlagerung auf die unbedarften Anleger irgendwann diese Blase platzen wird mit noch mehr Ungemach für die Banken.

Zwischenzeitlich haben sich einige Banken auf ihre alten Basis zurück besonnen und sich dem Kreditgeschäft wieder zugewandt. Allerdings spielt  das derzeitige Niedrigzinsniveau dieser Entwicklung wieder entgegen, da die Margen für langfristige Kredite noch weiter gefallen sind, auf der anderen Seite aber eine kongruente Refinanzierung kaum möglich ist und somit bei einem Anstieg der Zinsen die Banken dadurch sicherlich in erhebliche Problemzonen geraten werden. Es wird dann spannend bleiben, wie die EZB dieses von ihr mit der Niedrigzinspolitik geschaffene Problem lösen wird.

Trotz dieser Rückbesinnung auf das Kerngeschäft sind die Banken dennoch darauf angewiesen, noch zusätzliches Provisionsgeschäft, d.h. im Wesentlichen Verkauf von strukturierten Finanzprodukten, in ihr Programm aufzunehmen. Man kann nur hoffen, dass dieser Produktverkauf den Banken nicht auf die Füße fällt, spätestens aber dann, wenn den Anlegern bewusst wird, dass man  ihnen damit die Risiken der Finanzwirtschaft in ihre Depots eingebucht hat.

Kredite sind gerade bei der hohen Steuerquote bei allen europäischen Staaten und damit der geringeren Möglichkeit, Eigenkapital bei den Unternehmen zu bilden und Eigenvorsorge bei den Bürgern  zu betreiben, sehr wichtig. Kredite sind somit das Blut der Volkswirtschaft, also eine der Grundfesten  unserer Gesellschaft. Diese kann man nur mit Regeln aufrechterhalten und schützen, genauso wie z.B. die Straßenverkehrsordnung, ohne die Chaos auf unseren Straßen herrschen  würde.

Warum kann man daher dem Kreditgeschäft nicht eine gesetzliche Mindestmarge verordnen, den Banken somit eine klare Grundsicherung geben, womit dem Kreditrisiko mehr Rechnung getragen und damit den Banken wieder mehr Anreiz gegeben wird, ein ordentliches Kreditgeschäft zu betreiben. Damit müssten die Kredite auch nicht aus der Bilanz genommen und verkauft werden und das Wettbüro-ähnliche-Provisionsgeschäft würde  damit sukzessive an Bedeutung verlieren. Die Kundenbeziehung könnte damit eine ganz andere Dimension erreichen, Vertrauen würde wieder zurückkehren.

Das ist jetzt nur ein einfacher Vorschlag, aber oft waren solche die Effizientesten und die Besten bzw. die Basis für eine Umgestaltung des Bankgeschäftes als Dienerin der Realwirtschaft und nicht Produzent von aufgeblasener heißer Luft. Ob man sich diesem Gedanken nähern wird, bleibt dahin gestellt, zumal das Investmentbanking mit allen Facetten schon zu sehr in der europäischen und weltweiten Bankenlandschaft verankert ist und man schlicht und einfach nicht auf den hohen Ertrag daraus (zu Lasten der Bankkunden) verzichten will.

  1. Juli 2015

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 




Life Forestry Group – reloaded –

Am  4.März 2015 veröffentlichte ich in diesem Blog eine kritische und warnende Analyse zu den Vermögensanlageprodukten der  Life Forestry Group, welche in ähnlicher Form auch von namhaften Presseorganen im Internet zu finden sind. Insbesondere die hohe Intransparenz wird u.a. vom Handelsblatt hier angeführt.

Am 5 Mai 2015 erhielt ich per FAX von Herrn Lambert Liesenberg, CEO der Life Forestry Group, ein Unterlassungsgesuch zur Entfernung dieser Analyse aus dem Internet mit wüsten Beschimpfungen und Behauptungen zugestellt, welche doch sehr grenzwertig sind und in ihrer Aggressivität einem bekannten Muster entsprechen.

Schriftlich bin ich dann auf diese Vorwürfe eingegangen und habe  ergänzende Fragen zu den Anlageprodukten der Life Forestry Group mit der Bitte um Beantwortung gestellt. Bis zur Beantwortung dieser Fragen hatte ich diese Analyse aus dem Internet genommen, allerdings den Hinweis gegeben, dass ich diesen zusammen mit dem Unterlassungsgesuch und meine Antwort darauf in diesem Blog wieder veröffentlichen werde, sollte ich von Herrn Liesenberg diese Fragen nicht beantwortet bekommen.

Daraufhin erhielt ich vom Rechtsanwalt der Life Forestry Group, Herrn Ingo Haßdenteufel, schriftlich die Androhung, eine gerichtliche Unterlassungsverfügung einzuholen, sollte ich diesen Beitrag und den Schriftwechsel hierzu in diesem Blog veröffentlichen. Er führte allerdings anfangs aus, dass ihm dieser Beitrag/diese Analyse nicht vorlag, er sich aber „den Inhalt dieses Beitrags nach dem Unterlassungsgesuch jedoch hinreichend vorstellen könne“. Folge war, dass einige seiner Aussagen völlig falsch sind und zudem aus dem Zusammenhang gerissen wurden.

Damit nicht noch mehr Anlagegelder als Honorare für Herrn Haßdenteufel enden, habe ich mich entschlossen, diese Analyse und den Schriftwechsel hierzu nicht mehr in diesem Blog zu veröffentlichen. Allerdings möchte ich dem potenziellen Anleger Hilfestellung mit zu stellenden Fragen geben, sollte er sich für die Anlageprodukte der Life Forestry Group  entscheiden wollen.

Ähnliche Ausführungen können im Übrigen auch in meinem Beitrag  „Investments in Teakholz und in andere exotische Produkte“ vom 4.6.2015 nachgelesen werden.

Gegenstand des Vermögensanlageangebots von Life Forestry  ist der Verkauf von Teakbäumen in Costa Rica und Ecuador an Vermögensanleger, welche nach einer 20 jährigen Wachstumsphase und somit nach einer 20 jährigen Laufzeit der Vermögensanlage mit Gewinn verkauft werden sollen.

Die Struktur der Life Forestry Groupn hierzu sieht wie folgt aus:

  • Eigentümer von Grund und Boden sind die Tochtergesellschaften Life Forestry Ecuador S.A. und Life Forestry Costa Rica S.A.
  • Eigentümer der Bäume ist die Life Forestry Switzerland AG, welche als Verkäuferin der Bäume auftritt.
  • Die Life Forestry Switzerland beauftragt wiederum die Tochtergesellschaften Plantation Management Ecuador S.A. und Plantation Management Costa Rica S.A. mit der Bewirtschaftung der Plantagen.
  • Die Life Forestry Foundation, also ein Stiftung mit Sitz im Fürstentum Liechtenstein, soll über zu bildende Rückstellungen die Bewirtschaftung der Life Forestry Plantage bis zur Ernte  sichern, bzw. sicherstellen, dass die Bewirtschaftung dauerhaft finanziert wird.

Unter dieser Struktur vereinnahmt die Life Forestry zu Beginn des Investments den Preis eines fertigen Baums, die Setzlinge dazu kosten aber nur wenige Cent, über den Restbetrag kann das Unternehmen nach freiem Gutdünken oder wirtschaftlicher Notwendigkeit in den nachfolgenden 20 Jahren entsprechend verfügen. Somit vertraut der Anleger dem Unternehmen 20 Jahre lang sein Geld an.

Hieraus ergeben sich meines Erachtens folgende Fragen:

Frage 1:

Wie sehen die wirtschaftlichen Verhältnisse der Life Forestry Group insgesamt aus?

Festgestellt werden kann dies nur durch die Vorlage der aktuellen Bilanzziffern aller Gesellschaften inklusive der Life Forestry Foundation (Stiftung), in welcher die überschüssigen Gelder verwaltet werden.

Begnügen Sie sich hierbei nicht mit dem Gegenargument, dass es sich beim Kauf der Bäume um einen sachenrechtlichen Kauf handelt und nicht um eine Beteiligung und somit der Einblick nicht notwendig sei. Beim Kauf der Bäume vertrauen Sie als Anleger der Life Forestry einen erheblichen Betrag zur Hege und Pflege und letztlich späteren Verkauf der Bäume an und da ist es schon wichtig zu erfahren, was mit dem Anlegergeld in den folgenden 20 Jahren passiert.

Als Vergleich hierzu führte Herr Liesenberg mir gegenüber folgendes aus: “Hier geht es nicht um eine Beteiligung an einem Autohaus, sondern um den Kauf eines Autos. Wenn Sie einen Liter Milch im Supermarkt kaufen, fragen Sie dann zuvor auch erst nach der Bonität des Ladeninhabers?“.

Seltsame Vergleiche. Weder beim Kauf eines Autos noch beim Kauf eines Liters Milch besteht ein 20 jähriger Servicevertrag mit vorausgezahlten Servicegebühren.

Da der Life Forestry ein 20ig-jähriger Vertrauensvorschuss vom Anleger gegeben werden soll, wäre zudem die Frage berechtigt, wie die Ziffern der Life Forestry jährlich überprüft werden können.

Frage 2:

Wie werden diese Gelder der Stiftung angelegt, damit die dauerhafte Bewirtschaftung gesichert ist?

Bei den vielen strukturierten und mit hohem Risiko behafteten Finanzprodukten auf den Finanzmärkten ist das eine sehr essentielle Frage.

Frage 3:

Ist es gewährleistet, dass die Bäume frei von Rechten Dritter sind?

Da die Gesellschaften in Costa Rica und Ecuador die Eigentümer von Grund und Boden sind, die Life Forestry Switzerland bzw. die Anleger dagegen die Eigentümer der Bäume, welche nach deutschem Recht allerdings Bestandteil eines Grundstücks sind, wäre die Frage dringend zu klären. Angenommen, die Plantagen wären über eine Bank finanziert und diese hätte sich ein Grundrecht (Grundschuld/Hypothek) auf diesen Plantagen einräumen lassen, hätte die Bank im Insolvenzfall vor den Anlegern Zugriff auch auf die Bäume.

Herr Liesenberg führte hierzu folgendes aus: „Life Forestry verfügt über Rechtsgutachten, welche eindeutig bestätigen, dass die rechtliche Trennung von Bäumen und Grund in Costa Rica und Ecuador möglich ist“.  Wenn etwas möglich ist, ist es  nicht real. Zwischen möglich und eindeutig klaffen Welten.

Die Vorlage dieser Rechtsgutachten sollten Sie als Anleger dringend einfordern und von einem Sachverständigen prüfen lassen. Vielleicht irre ich mich auch, nobody is perfect!

Frage 4:

Wer sind die Eigentümer der Life Forestry Group?

Diese Frage ist insofern wichtig, da es in dieser Branche schon Insolvenzen gegeben hat.  Sollte es Verbindungen zur in Konkurs gegangenen Schweizer Gesellschaft  „Prime Forestry“ geben, wäre das entsprechend zu begründen.

Interessant auch hier die Vergleiche von Herrn Liesenberg:” Und wer ein Auto kaufen will, benötigt eben genau keine Informationen, wem das Autohaus gehört”. Siehe hierzu Frage 1.

 

Dies wären die wichtigsten Fragen zur Klärung der Seriosität einer Vermögensanlage, welche weder  Herr Liesenberg noch sein Rechtsanwalt Herr Haßdenteufel beantworten wollten.Kommentar hierzu erspare ich mir.

Die Beantwortung dieser Fragen und somit Vorlage der entsprechenden Unterlagen wären wichtig und dringend erforderlich für ein so langfristiges Investment. Der Vermögensanleger muss sich zudem die Fragen stellen,

  • ob ein so langfristiges Investment in weit entfernten Ländern ohne entsprechend erforderlicher Kontrolle in sein Portfolio passt
  • ob er die Ungewissheit der Preise von Teakholz in 20 Jahren eingehen will
  • ob er eine ausschüttungsfreie Zeit von mehreren Jahren in Kauf nehmen will und
  • ob er die Ungewissheit von 5 verschiedenen Rechtssystemen (Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Costa Rica, Ecuador) im Falle von Rechtsstreitigkeiten in Kauf nehmen will.

Aufgrund dieser dargelegten Intransparenz kann  dieses Angebot für eine Vermögensanlage nur als mit hohen Risiko behaftet bezeichnet werden. Es liegt an den Handelnden der Life Forestry Group, diese Intransparenz in  eine Transparenz umzuwandeln.

18. Juli 2015

Elmar Emde

Autor des Buches ” Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 




Varoufakis

Die wüsten Beschimpfungen des ehemaligen griechischen Finanzminister Varoufakis in der ZEIT offenbaren eine Geisteshaltung und Verblendung dieses Herrn, bei der man den europäischen Finanzministern hohen Respekt zollen muss dafür, dass sie sich 5 Monate lang einen solchen Stuss haben anhören müssen. Und so einer nennt sich auch noch Wirtschaftswissenschaftler (dann bin ich Kaiser von China).

Herr Varoufakis und Herr Tsipras haben es geschafft, innerhalb von 5 Monaten mit ihrem dilettantischen Verhalten eine Volkswirtschaft vollends an die Wand zu fahren. Beide Herren sind dafür verantwortlich, dass sich die Griechen als unmündige Opfer fühlen und nicht als mündige Bürger, die es schaffen können, ihr Schicksal tatkräftige in die Hand zu nehmen. Das sind keine guten Voraussetzung für die dringend notwendige Sanierung des griechischen Staates.

Da kann einem nur der  Rattenfänger von Hameln einfallen. Das haben die Griechen einfach nicht verdient.

Betrachtet man die wirtschaftlichen Erfolge der Griechen hier in Deutschland  u.a. auf dem gastronomischen Sektor, kann man erahnen, wie gut es Griechenland gehen könnte, wenn die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen würden.

15. Juli 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




ECI Rohstoff Police reloaded

Am 31.12.2014 wurde in diesem Blog eine  Analyse  zur ECI Rohstoff Police veröffentlicht. Es handelt sich letztlich um eine Fonds gebundenen Lebensversicherung. Der Fonds stellt einen geschlossenen Fonds dar, welcher  der Deutsche Oel & Gas AG  ein Darlehen mit einer festen Verzinsung  gibt und evtl. Sicherheiten  in Form von „zum Beispiel  (O-Ton Geschäftsleitung/ Sicherheiten standen damals noch nicht fest) in Form von Ölgewinnungsrechten gibt.

Die Werthaltigkeit dieses Fonds ist somit gebunden an den wirtschaftlichen Erfolg der Deutsche Oel & Gas AG. Zum damaligen Zeitpunkt (Ende 2014) konnte man im Unternehmensregister nur die drei Jahre alten Ziffern per 31.12.2011 einsehen. Bei einer Bilanzsumme von € 4,17 Mio setzte sich die Aktivseite aus Forderungen „aus dem bestehenden  Management Service Agreement zwischen Deutsche Oel & Gas AG und der Cornucopia Oil & Gas LLC ” zusammen, welche für € 1,- von der Cornucopia Oil & Gas Company LLC erworben wurden. Somit musste man diesen Forderungen schon eine erhebliche Skepsis zuteilen.

Die finanziellen Verhältnisse der Deutsche Oel & Gas AG sind  ausweislich der im Unternehmensregister veröffentlichten Bilanzziffern per 31.12.2013 weiterhin mit einem großen Fragezeichen zu versehen. Die Bilanzsumme hat sich zwar auf € 53,25 Mio erhöht, setzt sich aber mit € 40,5 Mio aus weiteren Anteilen an  Cornucopia Oil & Gas LLC, Texas, USA zusammen. Zusätzlich sollen  im Geschäftsjahr 2013 Einzahlungen in Höhe von EUR 40.468.240,85 in das Eigenkapital der Cornucopia Oil & Gas LLC Texas, USA vorgenommen worden sein. Zu dieser Gesellschaft konnten keine Bilanzzahlen eruiert werden, die Frage stellt sich daher, ob das Eigenkapital der Cornucopia Oil & Gas LLC, Texas,  evtl. durch gegenseitige  Verpflichtungen erschaffen wurde.

Des Weiteren bestehen noch Forderungen über € 11,2 Mio aus dem bestehenden Management Service Agreement zwischen der Deutschen Oel & Gas AG, Stuttgart, und der Cornucopia Oil & Gas LLC, USA, welches die Weiterbelastung der Management Fees und sonstiger vertraglich vereinbarter Kosten an die Cornucopia Oil & Gas LLC, USA regelt. Die Forderungen haben eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr.

Die Passivseite der Deutsche Oel & Gas AG weist bei der Bilanzsumme von € 52,25 Mio. ein Eigenkapital in Höhe von T€ 671 aus, was letztlich nur einer Eigenkapitalquote von 1,26% entspricht, einer Quote, welche sich schon in der Nähe der Insolvenz bewegt. Die Verbindlichkeiten in Höhe von € 51,6 Mio. bestehen zu € 50,9 Mio gegenüber verbundenen Unternehmen, vermutlich sind das  die Darlehen aus der ECI Rohstoff Police.

Im Unternehmensregister ist keine GuV zu finden, die Bilanz weist allerdings einen Jahresfehlbetrag in Höhe von    T€ 118 aus, woraus man entsprechendes analysieren kann.

Kurzum, diese finanziellen Verhältnisse können für eine  Vermögensanlage als ungeeignet analysiert werden.

Ein Leser meines Blogs, welcher unglücklicherweise in dieser ECI Rohstoff Police investiert ist, teilte mir erst kürzlich mit, dass beim ECI einiges schief laufen würde. Die Anleger würde umworben werden, ihre Fondsanteile in Aktien  der Deutsche Oel & Gas AG  umzutauschen. Über diese Aktion würde man die Anleger im Unklaren lassen und den Umtausch in Aktien mit der schwierigen Lage  am Öl- und Gasmarkt erklären. Kritische Anfragen beim Anlageverkäufer  würde man mit Ausreden und Hinweise, dass der Tausch in Aktien eine gangbare Alternative  sei, beantwortet.

Schaut man sich dann vor allem  die Nachträge zum pflichtgemäßen Wertpapierprospekt für die Aktienemission  an, wird einem die ganze Breite der Probleme der Deutsche Oel & Gas AG klar.

Hier einige Auszüge:

„Die DOG-Gruppe erzielt gegenwärtig keine Erlöse aus der Förderung von Rohöl oder Erdgas, solche Umsätze sollen nach den Plänen der Emittentin ab September 2015 generiert werden. Bis Ende 2013 hat die DOG-Gruppe Subventionszahlungen in Form der Auszahlung von Steuergutschriften in Höhe von USD 106,4 Mio. (ca.EUR 81,8 Mio.), in 2014 USD 59,8 Mio. (ca. EUR 55 Mio.) sowie in 2015 bisher von USD 13,5 (ca. EUR 12,5 Mio.) erhalten; weitere Subventionszahlungen in Höhe von

  1. USD 95,0 Mio. (ca. EUR 88 Mio.) wurden beantragt, die bei Bewilligung voraussichtlich sukzessive bis zum Ablauf des 3. Quartal 2015 ausbezahlt werden. Darüber hinaus geht die DOG-Gruppe für 2015 von weiteren Zahlungen auf Steuergutschriften in Höhe von ca. USD 50,0 Mio. aus.“ „Im Zusammenhang mit der maßgeblich durch witterungsbedingte Sicherheitsmaßnahmen verursachten Verzögerung des ursprünglich für Ende 2014 angestrebten Produktionsbeginns haben sich Kostenausweitungen in den für 2015 geplanten Investitionen ergeben. Hinzu kommt, dass aufgrund einer Änderung / Ausweitung des genehmigten Explorationsplans eine 3D-seismische Untersuchung des Fördergebiets im KLU in 2015 durchgeführt und weitere Bohrkosten für zusätzliche Bohrungen anfallen werden. All dies führt für 2015 voraussichtlich zu einem deutlich höheren als noch vor kurzem erwarteten Mittelbedarf der DOG-Gruppe.“

„Die DOG-Gruppe verfügt derzeit nicht über ausreichendes Geschäftskapital, um ihre in den nächsten zwölf Monaten entstehenden Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Sofern keine der nachfolgend dargestellten Maßnahmen greift, hat die Gesellschaft spätestens am 31. August 2015 kein Geschäftskapital mehr und wäre insolvent. Dabei wird unterstellt, dass die DOG SA keine oder keine hinreichenden Nettoerlöse aus dem geplanten Aktienverkauf erzielen wird. Zur Vermeidung des Auftretens dieser Kapitallücke hat die DOG-Gruppe folgende Maßnahmen geplant:

Der fehlende Betrag am Geschäftskapital rührt daraus her, dass die Geschäftstätigkeit der DOG-Gruppe derzeit dahin besteht, Explorationstätigkeiten durchzuführen und die geplante Produktion vorzubereiten, ohne dass diesen geplanten Investitionen bislang Umsatzerlöse gegenüberstehen, die Emittentin investiert hier also mit Blick auf erhoffte künftige Umsätze.

(a) Aufnahme einer Fremdfinanzierung

Die DOG-Gruppe ist der Ansicht, dass sie für eine Fremdfinanzierung in Höhe von bis zu EUR 150 Mio. sorgen kann.

(b) Verkauf von Mineralgewinnungsrechten

Des Weiteren hat die DOG-Gruppe jederzeit die Möglichkeit, unbelastete Mineralgewinnungsrechte zu verkaufen. Insofern kommt insbesondere die Veräußerung der Mineralgewinnungsrechte in Betracht, die den sogenannten Südwest-Block des KLU bilden. Die daraus zu erwartenden Erlöse würden nach Ansicht der DOG AG ausreichen,um die Kapitallücke zu schließen.

(c) Redimensionierung des Investitionsplanes

Schließlich hat die DOG-Gruppe geplant, ihren Investitionsplan zu ändern, sollte eine Kapitallücke auftreten. Insofern kommt eine Redimensionierung der Durchführung oder vollständige Verschiebung der 3D-seimsmographischen Untersuchung sowie eine Verschiebung des Bohrprogramms, insbesondere der Durchführung der Erdölexplorationsbohrung im Nord-Block des KLU in Höhe eines Investitionsvolumens von insgesamt EUR 40,3 Mio. in Betracht. Die DOG-Gruppe ist der Überzeugung, dass sie durch die vorgenannten Maßnahmen eine sich etwa auftuende Finanzierungslücke vermeiden bzw. kurzfristig schließen kann.“

 

Diese Hinweise sprechen für erhebliche Probleme bei der Deutsche Oel & Gas AG. Sollten die Inhaber der ECI Rohstoff Police, welche der Deutsche Oel & Gas AG ein Darlehen gegeben hat, ihre Anteile in Aktien der Deutsche Oel & Gas AG umtauschen wollen, muss sich der Policeninhaber bewusst sein, dass er zum einen damit seine Situation nicht unbedingt verbessert bzw, eher verschlechtert, da er im Falle einer Insolvenz an allerletzter Rangstelle bei der Verteilung der Vermögenswerte steht. Außerdem erhält die Deutsche Oel & Gas AG dadurch nicht die dringend benötigte  zusätzliche Liquidität, es findet buchhalterisch nur ein Passivtausch statt. Wichtig wäre für einen solchen Tausch die Einsichtnahme in die aktuellen Bilanzziffern und Darlegung der Bonität der Aktivpositionen (Finanzanlagen / Forderungen/ siehe oben) in der Bilanz.

Jedem Anleger der ECI Rohstoff Police sei daher dringend geraten, einen Rechtsbeistand so schnell wie möglich aufzusuchen.

12. Juli 2015

Elmar Emde

Autor des Buches ” Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de