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Stresstest Banken

Im Herbst letzten Jahres wurde ein Stresstest der Banken durchgeführt, der Bericht darüber aber komprimiert und nur in schön farbigen Worten mit einem Schuß kleiner Kritik dargelegt. Somit wurde der Eindruck erweckt, dass letztlich alles “in Butter ist” und somit unser Finanzsystem  in Ordnung wäre.

Der umfassende Bericht hierzu sollte im Mai dieses Jahres veröffentlicht werden, eine solche Veröffentlichung ist mir bisher noch nicht bekannt geworden.

Die Frage ist nun warum? Wäre der Bericht zu katastrophal, auch für die Leistung der Aufsichtsämter?

4. September 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Kreditech, Adyen & Co.

Die Berichterstattung in der Presse bezüglich der Fintechs überschlägt sich fast täglich und man wird stark an die Zeit von 1998 – März 2000 erinnert, in welcher die Dotcom-Blase entstand und im März 2000 grandios platzte.

Damals war es das Erkennen der Möglichkeiten des Internets u.a  auf dem medialen Bereich, welches von vielen Scharlatanen weidlich ausgenutzt wurde, und jetzt ist es die digitalisierte Fortsetzung mit dem Einsatz von Algorithmen auf dem Finanzsektor.  Man braucht nur das Wort Algorithmus in den Ring zu werfen, und schon wird der Verstand ausgeschaltet. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass man auch bei diesen Themen wieder ganz schnell die Bodenhaftung verliert und vielen Luftblasen aufsitzt.

Auch jetzt werden wieder gigantische Kaufpreise erzielt und die Zukunft in rosigen Buchstaben geschrieben. So auch bei der Kreditvermittlerplattform  Kreditech in Hamburg, welche erst kürzlich € 82,5 Mio zur Finanzierung ihres Geschäftsmodells bei Investoren einsammeln konnte. Anders als bei Auxmoney oder Lendingclub wird zur Refinanzierung der ausgegebenen Kredite das Geld nicht von Privatleuten eingesammelt, sondern von Kreditech selbst, d.h. mit nahezu 100% Eigenkapital. Ob dies bei der damit äußerst geringen Kapitalrendite durchgehalten werden kann, bleibt fraglich. Oder steckt dahinter ein ganz anderes System, welches die eigentliche Cash-Cow dieses Unternehmens ist, wie es bei facebook gepflegt wird. Interessant wäre die Frage, ob bei Kreditech auch das Bankgeheimnis gilt oder ob die daraus gewonnenen Daten in Big Data -Manier an die Wirtschaft verscherbelt werden dürfen.

Die Informationen über die Bonität des Kreditnehmers sollen über einen  Algorithmus mit 20.000 Datenpunkten gewonnen werden, die sich aus Kundenangaben, Daten von Drittanbietern sowie Daten aus sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook speisen. Letztlich erfolgt die Datenaufbereitung im Wesentlichen anonym in Sekundenschnelle ohne persönliches Gespräch mit dem Kreditnehmern und ist kaum kontrollierbar. Wohnt z.B. ein möglicher Kreditnehmer in einem Viertel, welches durch Migranten mehr und mehr vereinnahmt wird, könnte der (geheime) Algorithmus dadurch ein negatives Urteil senden und den Kredit ablehnen oder einen bestehenden Kredit plötzlich fällig stellen.

Die handelnden Personen von Kreditech nennen sich die “new kids on the block” und genauso sehen sie auch aus. Jung, dynamisch, aber vermutlich im Kreditbereich nicht besonders erfahren. Dazu bedarf  es jahrelanger Erfahrungswerte. Meines Erachtens ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese neuen Banker von der Wirklichkeit eingeholt werden und Wertberichtigungen auf ihr Kreditportfolio notwendig werden. Man darf dabei nicht vergessen, dass IT-affine Betrüger auch solchen Unternehmen das Leben schwer machen können.

Algorithmen sind nicht alles im Leben, auch wenn viele daran glauben, so auch Ende der 90er Jahre an den Long Term Capital Mangagement- Fonds (LTCM), welcher sogar von Nobelpreisträger der Ökonomie maßgeblich geleitet worden war und dennoch gerettet werden musste.

Ein ähnliches Thema ist der niederländische online- Zahlungsdienstleister Adyen, der jetzt die Internet-Milliardäre Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg  (Facebook) sowie Jack Dorsey (Twitter) als neue Gesellschafter gewinnen konnte. Facebook und Twitter verdienen ihr Geld mit dem Verkauf von Kundendaten zu Werbezwecken und das nicht wenig. Nunmehr muss man bei Adyen auch die Frage stellen, wie dieser Zahlungsdienstleister die investierten Milliarden allein mit dem Zahlungsverkehr, welcher sich in einer äußerst starken Konkurrenzsituation befindet und daher keine großen Margen zulässt, wieder verdienen will? Die Antwort haben die neuen Gesellschafter gegeben, die mit ihrem  System der Ausspionierung ihrer Nutzer Milliarden verdienen.

Jeder Nutzer dieser Algorithmen – Dienstleister sollte sich dessen bewusst sein und sich fragen, ob er dieser Branche umsonst seine Daten zur gefährlichen Ausschlachtung geben will.

1.Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Juncker glaubwürdig?

Von Herrn Jean-Claude Juncker, EU- Kommissionspräsident, konnte man in  der Presse folgendes Zitat von ihm lesen:;

“Der soziale Dialog braucht neuen Schwung in Europa. Soziale Rechte dürfen nicht immer nach unten korrigiert werden”.

So weit so gut. Soziale Rechte in Europa müssen aber auch finanziert werden können. Diese Finanzierung erfolgt durch das Steueraufkommen in jedem europäischen Land.  Die größten Steuerzahler sind Unternehmen neben den gut verdienenden Bürgern, welche Ihr Einkommen ebenfalls in den meisten Fällen aus den Unternehmen schöpfen.

Herr Juncker, vor seiner EU-Kommissionspräsidentschaft, war maßgeblicher Politiker in Luxembourg und hat dort die Interessen seines Landes u.a. in der Weise vertreten, dass er europäischen Konzernen ein Steuerparadies eröffnete, welches diesen Konzernen Steuerzahlungen erlaubte, die sich auf einen einstelligen, bzw. geringen zweistelligen  Prozentsatz summierten. Diese eingesparten Steuermilliarden fehlten aber den jeweiligen Ländern zur Finanzierung aller möglichen Dinge, u.a. der sozialen Rechte.

Hinzu kam, dass durch seine Bruderkuss-Diplomatie gegenüber Herrn Tsipras dieser sich bemüsigt fühlte, mit den europäischen Partner monatelang zu pokern mit der Folge, dass dies Europa wiederum um die € 80 Milliarden + x kosten wird, die ebenfalls zur Finanzierung der sozialen Rechte fehlen.

Wenn man dann noch seine Befürwortung eines europäischen Haftungsverbundes und das damit einhergehende Verbrennen weiterer vieler Milliarden durch eine lasche Haushaltsführung vieler europäischer Staaten berücksichtigt, kann man mit Fug und Recht die Frage stellen, ob Herr Jean-Claude Juncker noch glaubwürdig ist. Zur Europaidee trägt er auf jeden Fall damit nicht dazu bei.

1.Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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