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Barclays Bmarkets

In der Wirtschaftspresse konnte man lesen, dass Barclays im Zuge der bekanntgegebenen Strategieüberprüfungen bestimmte Geschäftssparten, die nicht den Strategiezielen der Gruppe entsprechen, in das Nichtkerngeschäft verlagert werden.

Bmarkets wurde in folge dieser Strategieüberprüfung  als Nichtkerngeschäft klassifiziert.

Bmarkets ist das Privatkundengeschäft für strukturierte börsennotierte Produkte von Barclays, also Mischmaschprodukte erster Güte, welche in 2010 zu dem Zweck gegründet wurde, um Privatkunden den Direktverkauf von (strukturierten) Finanzprodukten , die verschiedenste Basiswerte abbilden, zu ermöglichen. Bmarkete ist in vier Ländern tätig: in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz.

Frage hierzu: warum nicht in England/UK und in den Vereinigten Staaten? Hat evtl. das angelsächsische Recht den direkten Verkauf solch intransparenter Finanzprodukte nicht erlaubt, bzw. ist dieser aus Haftungsgründen zu risikoreich für die Bank?

Im Rahmen der Entscheidung, sich aus dem Bmarkets-Geschäft zurückzuziehen, gibt Barclays keine neuen Bmarkets-Produkte  mehr aus (deren gibt es schon viel zu viele) und stellt bis zum 12. Februar 2016 nur noch Geldkurse. Somit kann man schon jetzt festhalten, dass die Inhaber solcher Barclays-Mischmasch-Produkte mit Verlusten rechnen müssen, da diesem Markt nach dieser Ankündigung die Luft, sprich Liquidität bzw. der Nachfragemarkt für die Abnehmer dieser Produkte ausgehen wird.

Interessant dabei der Hinweis, dass Barclays weiterhin  im Markt für strukturierte Produkte, die nach wie vor über die Geschäftsbereiche  der Barclays Investment Bank und des Barclays Wealth & Investment Management (die bessere Bezeichnung wäre “Mischmasch-Management) angeboten werden, engagieren wird.  Eigentlich verständlich, da durch die Vermögensverwaltungsverträge die Mischmasch-Manager von jeglicher Haftung frei gesprochen werden

Der Dumme hierbei ist wieder einmal der Anleger.

27. Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




VW-Risiko

Der mächtigste und umsatzstärkste Konzern in Deutschland, der VW-Konzern ist durch “Dieselgate” in Problemzonen geraten, die in ihren weltweiten Auswirkungen noch nicht abzusehen sind und dem Konzern viele Milliarden kosten werden. Das ausgerechnet diese Aufdeckung der Diesel-Schummelei aus Amerika kam, aus dem Land, was man mit Fug und Recht als eine der größten Dreckschleudern dieser Welt bezeichnen kann, macht einen schon etwas bedenklich. Wollte man damit der eigenen Autoindustrie wieder mehr Rückenwind geben?

Diese Affäre zeigt einmal mehr, wie schnell strahlende Konzernsterne in Ihrer Leuchtkraft erheblich nachlassen können und zu einem Risiko für alle möglichen Beteiligten werden können. Angefangen bei den Kommunen, welche auf einen stetigen Gewerbesteuer – Einnahmenstrom gebaut haben und nunmehr Ausgabensperren installieren müssen. Oder die vielen Mitarbeiter, die von einen sicheren Arbeitsplatz ausgegangen sind und nunmehr von Zukuznftsängsten geplagt werden. Natürlich werden auch die zahlreichen Zulieferer von VW, welche jetzt noch mehr mit einem Ausquetschen ihrer Preise rechnen müssen, deutlich – mal wieder – zur Brust genommen.

Nicht zu vergessen sind die Anleger, welche Ihr Geld dem VW-Konzern anvertraut haben. Hier ist aber nicht die Volkswagen AG, also der Mutterkonzern und maßgeblicher Wertschöpfer des Konzerns,  der direkte Kreditnehmer, sondern die Volkswagen Bank AG oder die Volkswagen Financial Services AG.

Über diese beiden Institute refinanziert sich der Konzern und die Volkswagen AG nicht unwesentlich, begibt darüber Anleihen und bietet neuerdings Spitzenzinsen für Tagesgelder von 1,25% an, bietet jetzt also Zinssätze an, die sie bei den Banken normalerweise deutlich preiswerter bekommen würde. Könnte es sein, dass die Banken in VW ein größeres Risiko sehen und daher die entsprechenden Kreditzinsen angehoben haben? Andererseits bleibt  zu vermuten, dass VW mit Blick auf die hohen Belastungen aus der Dieselgate-Affäre sicherheitshalber für die Zukunft Gelder hortet.

Allerdings sollte man wissen, dass die Volkswagen AG, die Kernfirma und Wertschöpfer des Konzerns  weder für die Volkswagen Bank GmbH noch für die Volkswagen Financial Services haftet. Das mag zwar jetzt noch kein Problem sein, interessant wäre aber die Einstellung der VW-Oberen zu diesen beiden Instituten, wenn dem Konzern und damit de iesen beiden Refinanzierungsinstituten wegen dieser Dieselgate-Affäre das Wasser schon über den Hals hinaus wächst.

Erinnern wir uns daran, dass schon einmal ein Autokonzern, bzw. der größte Autokonzern der Welt, nämlich General Motors, pleite ging und sich auf den Schultern der vielen Anleger, welche in die Röhre schauen mussten, aus dem Pleitesumpf wieder herausgezogen hat.

Gerade jetzt kann man daher der VW-Spitze nur raten, den gesamten Konzern für die Kreditaufnahmen auf allen Kanälen haften zu lassen. Das würde auf jeden Fall zur Wiedererlangung des verloren gegangenen Vertrauens nicht unwesentlich beitragen.

25. Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Chapeau Mr. Cryan!

Dem neuen starken Mann Cryan und künftigen alleinigen Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Bank kann man zunächst nur Respekt zollen. Die Veränderung des Führungspersonals inklusive der Abschaffung der vielen Ausschüsse, welches nur der Sozialisierung der Verantwortung dienen sollte und damit dieses ehemals stolze und starke Bankhaus lähmten, war längst überfällig (siehe meine diesbezüglichen Beiträge in diesem Blog) und wurden nun mit einer Geschwindigkeit umgesetzt, die erstaunlich ist.

Cryan scheint ein Mann der Tat zu sein, ohne Allüren für die große Bühne und die eines “Masters of the Univers”, die man insbesondere bei Josef Ackermann beobachten konnte. Er ist kein großer Redenschwinger und Weltenschwätzer, anscheinend ein großer Gewinn für diese Bank, welche in mafioser Weise von einer kleinen Clique von Investmentbankern regelrecht ausgenommen wurde.

Und schon meldet sich der Bankprofessor Burghof mit einer großen Affinität zur Presse wieder zu Wort. Hat er in 2008, einige Monate vor der Lehman-Pleite, noch auf einem workshop der Deutsche Bank zum Kauf von strukturierten Finanzprodukten zwecks Erhöhung der Liquidität und damit einer möglichen Beseitigung der Finanzkrise geraten, bzw. einige Jahre später dem Führungsduo Fitschen und Jain für ihr Handeln eine Marketingstrategie à la “Made in Germany” geraten, so posaunt er jetzt pressewirksam, dass der Schritt des Umbaus bei der Deutsche Bank längst überfällig sei. Das ist eine Lehrpolitik nach dem Fähnchen im Wind. Man muss sich manchmal fragen, was auf unseren Universitäten alles so gelehrt wird.

Interessant wäre die weitere Entwicklung der geschassten, eigentlich regresspflichtigen Investmentbanker, allen voran die von Anshu Jain. Ich schätze, dass sich alle in irgendwelchen Private Equity Gesellschaften oder Hedgfonds wiederfinden werden, in denen sie ihr Investmentbankwissen  unterbringen können. Stephan Leitner, welcher zu EQT übergewechselt ist, hat bereits den Anfang gemacht.

Bei allem Respekt vor dieser Meisterleistung von Mr. Cryan bleibt doch eine erhebliche Skepsis übrig. Betrachtet man den neuen Vorstand der Deutsche Bank, so muss man festhalten, dass von den 11 Vorstandsmitgliedern 6 eingefleischte Investmentbanker sind, darunter auch der Vorstandsvorsitzende Mr. Cryan, und 2 weitere eine gewisse Affinität zum Investmentbanking haben. Darüber hinaus wird der Aufsichtsrat unverändert vom Goldman Sachs Investmentbanker Achleitner dominiert, der in den letzten Jahren ebenso verantwortlich ist für die Misere der Deutsche Bank und den man eigentlich auch hätte entsorgen müssen. Übrigens, Mr. Cryan gehörte ebenfalls dem versagenden Aufsichtsrat der Deutsche Bank an.

Die Zusammenfassung des Unternehmenskundengeschäftes mit dem Investmentbanking lässt befürchten, dass die Unternehmen nun noch mehr mit Investmentbank-Produkten zugeschüttet werden, wie es schon beim Privatkundengeschäft in unerträglicher Weise der Fall ist. Investmentbanking hat nun mal den Hang dazu, die Gegenseite über den Tisch zu ziehen.

Andererseits lässt die katastrophale Geldpolitik des Investmentbankers Draghi und damit die Fokussierung des Bank- und damit Anlagegeschäftes auf das Investmentbanking für die Investmentbank “Deutsche Bank” kaum eine andere Wahl, zumal sie sich aus dem traditionellen Bankgeschäft seit Jahren sukzessive heraus katapultiert hat.

Dennoch, es ist eine Meisterleistung von Mr. Cryan mit einer leisen Hoffung auf einen Wandel der Deutsche Bank zurück zum seriösen Bankgeschäft.

20. Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Vonovia – Monopoly

Deutschlands größter Wohnungsvermieter, die Vonovia AG – ehemals Deutsche Annington AG – beabsichtigt den Konkurrenten, Deutsche Wohnen AG für insgesamt € 14 Milliarden einschließlich der Schulden zu übernehmen. Ob es bei dieser Summe bleibt, muss abgewartet werden, erfahrungsgemäß kann dieser sich noch weiter erhöhen, sollte es zu einer feindlichen Übernahme kommen oder das Management von Deutsche Wohnen sowohl für sich als auch die deren Aktionäre den Preis weiter nach oben treiben

Die Bilanzsumme der Deutsche Wohnen AG beläuft sich per 31.12.2014 auf € 11,446 Milliarden (von Vonovia auf € 14,759 Milliarden), so  dass dafür rd. € 2,554 Milliarden = Differenz zu zu den € 14 Milliarden Kaufpreis  für alle Assets der Deutsche Wohnen AG, darunter der als Finanzinvestition gehaltene Wohnungsbestand in Höhe von € 9,61 Milliarden,  mehr bezahlt werden, als an Werten letztlich vorhanden sind. Durch die beabsichtigte Kapitalerhöhung wird versucht, diese Überzahlung auszugleichen, welches wiederum den Wert der Vonovia-Aktie verwässert.

Die Hauptprofiteure dieser Transaktion, welche zusammen einen ordentliches Stück Provions-Kuchen von einigen Prozentpunkten, gerechnet auf den Übernahmewert abbekommen (1% wären € 140 Mio/ 4% € 560 Mio usw), werden mal wieder die M&A-Berater der Investmentbanken nebst den zahlreichen Rechtsanwälten, Steuer- und WP-Berater sowie die involvierten Banken sein. Und letztlich vielleicht die Aktionäre der Deutsche Wohnen AG, die letzten in dieser Kette, sollen aber für elf Deutsche Wohnen Aktien sieben Vonovia Aktien bekommen, also Anteile an dem damit neu geschaffenen Wohnungsmonster – Konzern.

Leidtragende werden vermutlich die Mieter des vergrößerten Vonovia-Konzerns werden, welche die höhere Schuldenlast des Konzerns letztlich zu tragen haben. Vonovia wird als erstes die Kapitalgeber = Aktionäre und die Kreditgeber der höheren Schulden bedienen müssen und das geht eben nur durch Erhöhung von Mieten  und / oder Unterlassung von notwendigen Reparaturen und Renovierungen. Vergangene Medienberichte sprechen hierzu eine eindeutige Sprache.

Es stellt sich letztlich die Frage nach dem Sinn einer solchen Transaktion in Monopoly Manier. Anstatt Wohnungen zu bauen und nützliche Wertschöpfung zu betreiben, wird bei hohen Kosten mit Wohnungsbeständen gehandelt, von einer Tasche in die andere.  Sozialer Sprengstoff und damit eine negatives Image für Vonovia nicht ausgeschlossen. Das sollte sich jeder Kapitalgeber / Aktionär von Vonovia vor Augen führen.

Aber auch ein anderer Aspekt sollte nicht ganz außer Acht gelassen werden. Analysiert man die vergangenen Übernahmehypes  von Unternehmen, so fanden diese stets vor großen Finanzkrisen statt. Jetzt zeichnet wieder so ein Hype ab, Vorsicht ist daher grundsätzlich geboten-

18. Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de