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Elke König, die Märchenkönigin

Falls der Leser noch nicht weiß, wer Frau Elke König ist, werde ich ihn gerne aufklären.

Frau König steht dem Abwicklungsgremium Single Resolution Board (=SRB) mit Sitz in Brüssel vor, welcher über die Verwendung  des Single Resolution Funds (SRF) zum Zwecke von künftigen Bankenabwicklungen/Bereinigungen von Bankenschieflagen entscheidet. Der SRF  soll künftig € 55 Milliarden schwer sein, bisher wurde die erste Tranche über € 4,3 Milliarden eingezahlt.

Frau König, davor Chefin der Bafin, kann somit als eine maßgebliche und ernst zu nehmende Person eingestuft werden. Aus diesem Grund wurde sie vom Handelsblatt zum Stand des SRB  interviewt.

Auf die Frage, ob das bisher eingezahlte Geld, bzw. die künftig noch vorgesehenen € 55 Milliarden ausreichen werden,  meinte Frau König:

„Die Überweisung  der ersten Tranche  ist ja nicht der einzige Schritt. Ende des vergangenen Jahres haben sich  die EU-Finanzminister entschieden, dass wir Kreditnehmer der Mitgliedstaaten werden können, falls das nötig sein wird. Wenn wir diese Brückenfinanzierung  in Anspruch nehmen, müssten wir das Geld  in den Folgejahren aus den Beiträgen, die die Banken in den einzelnen EU-Staaten  leisten, wieder zurückzahlen, so dass die Branche und nicht der Steuerzahler die Kosten trägt“.

Demnach zahlt die Branche und nicht der Steuerzahler die Beiträge, man muss diese sehr fragwürdige Aussage leider wiederholen und darüber den Kopf schütteln. Dieser letzte Nebensatz kann als Märchen klassifiziert werden, welches Frau König nun schon seit ihrer Ernennung zur Chefin des SRB landauf und landab, auch im hauseigenen Video, nicht müde wird, zu erzählen. Was würde Frau König davon halten, wenn ich behaupte, dass der Staat das Arbeitslosengeld bezahlt und nicht die Bürger = Steuerzahler? Das wäre der gleiche Unsinn!

Woher erhalten die Banken die Möglichkeit, die Beiträge an den SRB abzuführen? Natürlich von ihren Bankkunden, welche jetzt höhere Gebühren auf allen Fronten dafür bezahlen müssen. Sind die Bankkunden keine Steuerzahler. Ich kann mir kaum einen Steuerzahler vorstellen, der kein Kunde einer Bank ist.

Somit ist Frau König eine von vielen solchen Märchenerzählern. Der Finanzminister, Her Schäuble, ich würde ihn als Senior-Märchenprinz titulieren, gehört hier übrigens auch dazu. Wie oft wurde behauptet, dass mit der Haftungskaskade  kein Steuerzahler mehr zur Kasse gebeten wird, wobei geflissentlich verschwiegen wird, dass diese alle Guthabenbesitzer bei den Banken trifft und nur die Spareinlagen bis zu € 100.000 davon ausgenommen werden. Und ob das gehalten werden kann, wird sich noch zeigen.

Geschützt werden mit dieser Haftungskaskaden nur die besicherten Gläubiger der Banken, welches letztlich die Banken untereinander selbst und die Bundesbank/EZB, bzw. staatliche Institutionen sind. Wer von den Festgeldkunden lässt sich schon von der Bank für den damit der Bank gegebenen Kredit eine Sicherheit von der Bank geben?

Nicht vergessen werden darf in diesem 1001 – Nacht Märchenumfeld die EZB, welche mit ihrer Nullzinspolitik ganz andere Ziel verfolgt, als sie vorgibt. Letztlich will sie mit dem geschaffenen Anlagenotstand nur dafür Sorge tragen, dass die Risiken der Banken über strukturierte Finanzprodukte/ Investmentfonds, die derzeit angeblich einzige Anlagemöglichkeit, auf die breite Masse der Anleger verteilt werden. Außerdem bittet sie noch die Banken für deren Überprüfung durch die EZB noch mit einem Milliardenbetrag p.a. zur Kasse. Zuerst problematisiert die EZB aufs Äußerste die wichtigen Bank -Ertragsäulen “Einlagengeschäft” und “Kreditgeschäft” und jetzt dürfen diese noch für ihre Überprüfung bezahlen. Die zu schlachtenden Kühe bezahlen somit noch den Schlachter. Eine verkehrte Welt.

Alle diese Märchenerzähler sollten sich aber fragen, ob die von ihnen geschaffenen  Strukturen nicht auch die Auslöser für den Vertrauensverlust in Bezug auf die Ertragsfähigkeit der Banken und die deren derzeitige sehr missliche Lage  sind, da sie dieser Branche die Möglichkeit nehmen, anständiges und seriöses Geld zu verdienen. Sicherlich haben die Banken zu einem Vertrauensverlust mit ihren unsauberen Geschäften vor und nach der Finanzkrise – übrigens auch unter der Aufsicht der Bafin – selbst dazu beigetragen. Nur die jetzt politisch geschaffenen erheblichen und unverständlichen Mehrbelastungen der Banken verschärfen diesen Vertrauensverlust noch mehr. Es bleibt daher zu befürchten, dass ein wichtiger Baustein unseres Finanzsystem, nämlich die Banken und später die Realwirtschaft, völlig andere Gesichter bekommen, als wir es jetzt kennen. Und das zu unserem Vorteil???

Die Geschichte wird es leider zeigen, wie auch nach 2008.

Hinweis: Dieses Märchenthema wurde in diesem Blog schon einmal am 10.Mai 2015 mit dem Titel „Künftige Bankenabwicklung ohne Steuerzahlerbelastung? Ein Märchen!“

20. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Hilferuf der Banken

Mit dieser Schlagzeile auf der ersten Seite des Handelsblattes vom 16.2.2016 wurde aufgrund von drastischen Kurseinbrüchen berichtet, dass Bankvorstände Beistand bei EZB-Präsident  Draghi suchen, dh. die EZB solle nun Bankanleihen kaufen und das Tempo der Regulierung drosseln. Und dies wird sicherlich nicht ausbleiben, womit der Steuerzahler indirekt wieder dabei ist.

Die Welt ist schon irgendwie verrückt. Gerade bei dem Herren, welcher den Banken diese Misere durch die sehr umstrittene Nullzinspolitik eingebrockt hat, suchen nun die Banken Schutz. Die Milchkuh sucht beim Schlachter Schutz vor dem Schlachten.

Aber nicht nur die Nullzinspolitik der EZB und die damit verbundene Ertragschwäche der Banken, evtl. auf Jahre hinaus, sind die Ursache für das entstandene Misstrauen gegenüber den Banken, sondern auch die Politik mit dem geschaffenen Regelungswerk, auch HAFTUNGSKASKADE genannt, bei einer eintretenden Insolvenz von Banken. Diese schützt im Wesentlichen sowohl die Zentralbank als auch die Finanzindustrie, nicht aber die Bürger, und zwar die leistungsfähigen. Hierbei möchte ich auf meinen Beitrag in diesem Blog vom 27.11.2014, zu finden unter “strukturierte Finanzprodukte”, Buchstabe H Haftungskaskade, hinweisen, in welchem dieses skandalöse Regelwerk, vermutlich von den angelsächsischen Banken geschrieben,  analysiert und stark kritisiert wurden.

Damals kam die Analyse zu dem Ergebnis, “falls im Sinne dieser Haftungskaskade-Richtlinie eine Bank abgewickelt würde, d.h. die Gläubiger der Bank und große Spareinlagenbesitzer entsprechend zur Sanierung herangezogen werden, wäre die Folge  ein befürchteter Bankenrun auf die Guthaben bei den anderen Banken. Nur der bestehende Bargeldumlauf würde nicht ausreichen, diese Bargeldabzüge zu decken”. Kommt dem geneigten Leser die jetzige zufällig aufgeflammte Diskussion über die Abschaffung von Bargeld und jetzt die Streichung des € 500 -Scheines auf Beschluss des Zentralbankrates nicht irgendwie verdächtig vor?

Jetzt haben wir die Bescherung, die Bankanleihen will keiner mehr kaufen und verlieren an Wert, die Bankaktien sind in den Keller gerauscht und werden vermutlich dort sehr lange verharren. In Italien wurden schon vier kleine Banken abgewickelt, was die Skepsis über die Bankenwelt noch verstärkt.

Ich bin sicher, dass die Abgeordneten im europäischen Parlament bzw. die Politiker sich nicht bewust sind, was sie mit dieser Haftungskaskade geschaffen haben. Den Banken wird es aber nicht mehr helfen.

16. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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German Pellets & Co.

Die Insolvenz von German Pellets ist ein Vorbote  für eine nun einsetzende bedauerliche  Entwicklung, welche vorauszusehen war und auf uns in der nächsten Zeit noch zukommen wird. Dabei kann man stets das gleiche Muster erkennen mit der Absicht, bei negativen Entwicklungen den Anlegern sofort in die Tasche greifen zu können. Investmentbanker, Rechtsanwälte und viele Dienstleister sind hier die großen Nutznießer, die Anleger wieder einmal diejenigen, welche das Nachsehen haben.

Bei Unternehmensanleihen vergessen  die Anleger, dass sie dem die Anleihe begebenden Unternehmen (Emittentin) einen Kredit geben, die Anleihe ist somit ein Ersatz für einen Bankkredit.  Mit anderen Worten, der Anleger ist Kreditgeber, die Emittentin  ist der Kreditnehmer.

Jetzt stellt sich grundsätzlich die Frage, ob ein Anleger mit einer Berufsausbildung außerhalb des Finanzbereichs dazu in der Lage ist, die Bonität eines Unternehmens zu überprüfen und auch in zeitlichen Abständen  zu überwachen. Unternehmensanleihen sind nicht zu verwechseln mit deutschen Bundesanleihen, die eigentlich keiner Überwachung bedürfen. Die für diese Überwachung notwendige Kreditexpertise  kann man jedoch bei den meisten Anlegern verneinen, ebenso bei den meisten Anlageberatern jedweder Couleur, welche sich nur auf die aktuellen Ratings von Ratingagenturen wie auch immer verlassen..

Unternehmensanleihen und deren Emittentinen  werden von Ratingagenturen bewertet, bzw. mit einem Bonitäts-Rating versehen, da die hierzu notwendigen und sehr komplexen  Wertpapierprospekte (Darlegung Bonität der Emittentin usw) bis zu 300 Seiten umfassen, welche die wenigsten Anleger lesen bzw. werten können. Die Finanzkrise hat uns aber gelehrt, dass solche Anleihebewertungen meistens geschönt sind, da diese in der Regel von der Emittentin beauftragt und auch von dieser mit viel Geld bezahlt werden. Im Fall German Pellets ist das die Creditreform, welche am 8.12.2010 German Pellets das Rating BBB gab und somit den Status „investment grade“ erhielt (=Stufe 9 von 20).

Am 27.11.2015, nur etwa 2 Monate vor Bekanntwerden der nahen Insolvenz, wurde das Rating „BB- watch“ (4 Stufen unter BBB) gültig bis November 2016 vergeben. Da fehlen einem die Worte!

Kurzum, auf die Ratings ist kein Verlass, auch nicht auf die die Anleihe vertreibenden Finanzinstitute. Somit bleibt nur die eigene monatliche bis halbjährliche Überprüfung  der Bonität der Emittentin  übrig. Hat man hierzu nicht die Kreditexpertise oder einen erfahrenen Berater, sollte man von diesen hochverzinslichen Anleihen mit Option auf den Kapitalverlust die Finger weg lassen.

In diesem Blog  wurden bereits 2013 mit dem Titel „Mittelstandsanleihen, die neuen Subprimes“ diese Risiken aufgezeigt.

16. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Draghi Chaos

Die Märkte sind in Aufruhr dank dem geschaffenen Chaos von Draghi. Seit Anfang des Jahres crashen die Aktienkurse, insbesondere die Bankaktien erleben derzeit schwere Zeiten und nunmehr beginnen die Banken, den Negativzins für Guthaben bei den Bankkunden einzuführen (siehe Beitrag vom 13.2.2016 “Negativzins, ein Verbrechen am Finanzsystem”).

Die Gründe dafür sind eigentlich ganz klar und letztlich auf die Politik der EZB und damit auf Herrn Draghi zurückzuführen, dem man eine diktatorische Führung des Zentralbankrates nachsagt.

Diese Entwicklung war jedoch schon lange vorher vorauszusehen und wurde in diesem Blog in vielen Beiträgen schon dargelegt. Zusammengefasst sind das folgende Gründe:

  • Die künstlich geschaffene Niedrigzinsphase hat den Banken wesentliche Ertragssäulen sehr stark problematisiert, nämlich das Einlagengeschäft und das Kreditgeschäft und damit zu Misstrauen bei den Investoren geführt.
  • Das Kreditgeschäft existiert zwar noch, die Margen sind aber dermaßen zusammengeschrumpft, dass man außer Risiko keine Erträge mehr verbuchen kann. Außerdem sind die Banken bei Festsätzen, insbesondere im 10 jährigen Bereich auf den Swap-Markt angewiesen, da eine vernünftige Refinanzierung über das Einlagengeschäft nicht mehr möglich ist (welcher Einleger gibt der Bank noch Einlagen für 10 Jahre zu 0,0x%?).
  • Der Swap-, bzw Derivatemarkt hatte schon vor dieser chaotischen Politik von Herrn Draghi einen Umfang von rd. US$ 600 Billionen bei einem Welt-BIP von etwa US$ 60 Billionen und wird sich mit dieser Entwicklung noch weiter gefährlich aufblähen. Und dieser Markt wäre schon 2008 nahezu kollabiert, hätte die US-Regierung die AIG nicht für rd. US$ 200 Milliarden aufgefangen. Die AIG war vor der Finanzkrise einer der großen Risikoübernehmer auf dem Derivatemarkt.
  • Verstärkt wird die Ertragsschwäche der Banken durch ein Übermaß an Regulierungen, hauptsächlich von Personen in Gang gesetzt, die noch nie ein originäres Bankgeschäft betrieben haben. Und der Witz der Finanzgeschichte ist hierbei, dass die EZB auch noch die großen Banken, denen sie die Ertragssäulen weggenommen hat, überwachen muss. Daher ist der Ruf vieler Zentralbanker nach ertragreichen Banken schizophren bis pharisäerhaft einzustufen.
  • Dieser Ruf nach ertragreichen Banken hat schon dazu geführt, dass die Bankkunden dazu bewegt wurden, Sparkonten aufzulösen und den Erlös daraus in Fonds, speziell in Mischfonds, ein Mischmasch-Finanzprodukt ohne Möglichkeit einer Verifizierung, anzugelegen. Wie die BHF-Bank Fondstochter Frankfurt Trust berichtete (Handelsblatt 12.2.2016), stellen viele neue Käufer von Fonds, welche vorher Sparanlagen hatten, aufgrund der Börsenturbulenzen schon jetzt sehr sorgenvolle Fragen.
  • Daraus kann man jetzt schon den Beginn einer neuen Vertrauenskrise gegenüber den Banken erkennen, welche sich aus dem Verkauf der mit hohem Risiko behafteten strukturierten Finanzprodukte ergeben und welche bei einem Anhalten des Börsencrashs und der damit einhergehenden hohen Verluste  unzählige Schadensersatzprozesse herauf beschwören werden. Dieser Verkauf war aber leider im Sinne der Banken  aufgrund der von der EZB weggenommenen Ertragssäulen notwendig, um ein gewisses Überleben zu sichern.
  • Anstatt die Banken anständig mit Eigenkapital zu versorgen, hat man so genannte Bad-Banks zugelassen, in denen die toxischen Papiere der Banken aus der Finanzkrise verbucht wurden zwecks späteren Verkauf an den “Markt”, welches nichts anderes bedeutet als Verkauf an die Investmentfonds als Beimischung, um sie den unbedarften Anlegern in die Depots einbuchen zu können. Warum war gerade das Jahr 2015 ein Rekordjahr insbesondere für die Mischfonds (Handelsblatt 12.2.2016) und warum wurden in 2015 die Bad-Banks wesentlich abgebaut?
  • Am Beispiel der Deutsche Bank sei noch erinnert, dass deren Bad-Bank eine Bilanzsumme von etwa € 125 Milliarden einnahm, das Eigenkapital der Deutsche Bank zu diesem Zeitpunkt allerdings eine Größe von nur € 54 Milliarden hatte. Ähnliche Relationen konnte man bei den Mutterbanken der übrigen Bad Banks auch feststellen. Hätte man die in der Bad Bank eingebrachten Wertpapiere sofort wertberichtigt, hätte sowohl die Deutsche Bank als auch die übrigen Mutterbanken der Bad-Banks Insolvenz anmelden müssen.
  • Die durch die Ankaufprogramme der EZB ausgelöste Geldschwemme, hat den Kanal Aktienanlage künstlich anschwellen lassen, der nur an den Lippen von Herrn Draghi hängt und letztlich realwirtschaftlich keine Begründung findet. Herr Draghi hat damit das Spekulieren befeuert, welches noch nie eine gesunde Basis für Wohlstand war.
  • Diese Unsicherheiten auf dem Finanzmarkt werden die Realwirtschaft sicherlich nicht ermuntern, die notwendigen Investitionen zwecks weiterer Ankurbulung der Konjunktur vorzunehmen. Es ist auch unverständlich, warum man an dieser Niedrigzinsphase festhält, obwohl die japanische Zentralbank, welche schon seit 20 Jahren diese Niedrigzinsphase künstlich hochhält, keine Erfolge zeitigen konnte.

Kurzum, die dilettantische Geldpolitik der EZB sollte endlich ihr Ende finden. Damit könnten eventuell noch die Fliehkräfte in der EU eingefangen werden, so aber nicht.

14. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de