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Kengeters Börsenfeldzug

Der bekannt gewordene beabsichtigte Zusammenschluss der  Börsen von Frankfurt und London zeigt mal wieder das wahre Gesicht des Investmentbankings, dh. sein Bestreben, die Welt nach der Investmentbanker-Denke zu regulieren.

Der Chef der Deutschen Börse in Frankfurt, Herr Kengeter, sowie der Chef der London Stock Exchange, Herr Rolet, sind beide Investmentbanker. Das europäische Zentrum des Investmentbankings ist London, die Räuberhöhle der Finanzpiraten, auch Investmentbanker genannt.

Der Sitz dieses neuen Börsenmonsters soll natürlich nach den jetzt bekannt gewordenen Vereinbarungen in London sein, womit die Basis der Investmentbanker-Raubzüge in Europa weiter gestärkt wird.

Damit diese Sitzverlegung keine allzu großen Wellen schlägt, soll Herr Kengeter der CEO werden und eine Zwischenholding den Sitz in Frankfurt haben. Wie schnell CEO`s ausgetauscht werden, gerade bei großen Unternehmen, ist sicherlich jeden bekannt. Und Zwischenholdings bei solchen Fusionen haben meist nur eine kurze Lebensdauer. So schnell wie diese als Beruhigungspillen geschaffen werden, so schnell verschwinden sie ins Nirwana.

Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis die  Börse Frankfurt ein Anghänsel von London wird und die Konzentration der europäischen Finanzwirtschaft in London zu einem übermächtigen Faktor fortschreitet. Sollte der Brexit wahr werden, würde London  die EU über ihre Finanzindustrie noch mehr regieren, der EU wäre aber ein wichtiger Finanzbaustein genommen.

Viele haben anscheinend vergessen, dass London einer der wichtigsten Ausgangspunkte für den Verkauf der US-amerikanischen Schrottpapiere, auch subprimes genannt, war, die Auslöser der Finanzkrise in 2008 und der europäischen Wirtschaft einen Schaden von mehreren Billionen zugefügt haben. Die europäischen Banken konnten sich bis heute davon noch nicht erholen.

Auch ist vielen nicht bewusst, dass die europäischen Kreditratings größtenteils in London erstellt werden und somit ein erheblicher Einfluss auf das Kreditgeschäft in Europa besteht. Wie solche Kreditratings erstellt werden, ist immer noch ein absolutes Staatsgeheimnis, eine Black Box selbst für die Kreditbanker, so dass Manipulationen Tür und Tor geöffnet werden können, was ja schon fast zum Selbstverständnis der Berufsgruppe Investmentbanker gehört.

Es fragt sich nur, wer aus solchen Fusionen, die sich im Nachhinein meistens als Flop erwiesen haben, den meisten Nutzen bzw. Schaden zieht. Fangen wir mal mit den M&A Investmentbankern  und dann mit den Heerscharen von Rechtsanwälten und Wirtschaftsprüfern an, welche sich daran eine goldene Nase verdienen werden, zumal aufgrund der Komplexität des Zusammenschlusses dieser Fusionsprozess viele Monate dauern wird, so dass  dadurch Abertausende von Stunden zu horrenden Stundensätzen abgerechnet werden können..

Weiterer sehr großer Nutznießer wird natürlich das Investmentbanking schlechthin sein, welche ihre europäischen und weltweiten Raubzüge damit noch mehr verstärken kann. Nur noch ein kleiner Teil des Umsatzes der jeweiligen Börsen wird aus dem Aktienhandel generiert, der weitaus größere Teil setzt sich insbesondere bei der Deutsche Börse aus dem Handel mit Derivaten und dessen gefährlich aufgeblähtes Volumen zusammen. Ist dieses Geschäft einmal konzentriert an einem Platz und damit die Frankfurter Konkurrenz eliminiert, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für das neue Investmenbanking-Börsenmonster. Auch für den Hochfrequenzhandel, welcher damit noch mehr Möglichkeiten für das technische, an sich aber illegale  front-running  erhält, ganz abgesehen von den horrenden Mieten, welche die nunmehr größere Gesamt-Börse durch das vermieten der nahen Plätze  am eigenen Börsencomputer von den Hochfrequenzhändlern vereinnahmen kann.

Den Schaden hieraus haben die Anleger zu tragen, da auf der Anbieterseite ein Oligopol heranwächst, womit sich die Konkurrenzdruck reduziert und der jeweilige Preis bzw. der entsprechende Kurs für den Anleger sich verschlechtert, für die Börse aber erhöht.

Fortfahren als Nutznießer kann man dann mit dem britischen Staat. Etwa 40% des britischen Bruttosozialproduktes kommen aus der britischen Finanzindustrie, aber nicht aus dem Kredit- und Einlagengeschäft, nein, sondern aus dem Investmentbanking und deren  gesamtes strukturiertes Produktsammelsurium wie vor 2008, womit man alle Risiken dieser Welt wunderbar verstecken kann und damit dem Betrug Vorschub leistet. Allein dieser hohe Prozentsatz am BIB macht es offensichtlich, dass die europäische Finanzindustrie von den Briten und ihrem Investmentbanking  wunderbar ausgenommen wird. Dieser Anteil am BIB wird somit noch weiter wachsen. Mit einer solchen Börsenzentrale wächst darüber hinaus natürlich auch eine Sogwirkung für Arbeitsplätze, welche in Frankfurt sukzessive verloren gehen werden und somit dem deutschen Staat Steuereinnahmen wegnehmen.

Ein etwas in den Hintergrund gerückter Punkt ist die britische, sehr lasche Insolvenzordnung, welche den Gläubigerrechten wenig Platz lässt, bzw. sehr stark benachteiligt. Nicht umsonst haben Insolvenz gefährdete Unternehmen – wie derzeit die Scholz-Gruppe in Essingen – plötzlich den Sitz nach London verlegt, um den Anleihegläubigern legal ihre Gläubigerrechte nehmen zu können.

Beide Börsenunternehmen haben durch das Derivategeschäft sehr aufgeblähte Bilanzen, die Eigenkapitalbasis ist dadurch äußerst schmal (EK-Quote Deutsche Börse per 30.6.2015 1,683% / London Stock Exchange per 12/14 0,64%). Auf der Aktivseite stehen die daraus resultierenden hohen und zahlreichen Forderungen und auf der Passivseite die daraus resultierenden hohen und zahlreichen Verbindlichkeiten. Letztlich stecken hinter diesen Forderungen und Verbindlichkeiten Derivategeschäfte, bzw. Absicherungsstrategien auf Absicherungsstrategien und auf alle möglichen Finanzgeschäfte, die man immer noch nicht transparent machen konnte. Kurzum sie stellen heiße Luft dar.

Im Falle eines Finanzcrashs, der leider aufgrund der  EZB –Geldpolitik nicht ausbleiben wird, stehen beide Börsen   – oder sollte es zum Zusammenschluss kommen –  die Gesamt-Börse im Feuer und dann wird sich zeigen, ob das schöne Gebilde Bestand hat. Tritt dieser Fall nicht ein und eine „Sanierung“ ist notwendig, bietet die britische Insolvenzordnung die beste Gewähr dafür, dass die Anleger, welche gutgläubig in dieses Börsenmonster investiert haben, ihre Investments abschreiben können.

Wenn man der FAZ Glauben schenken darf, wird der größte Nutznießer Herr Kengeter, der seinen Lebensmittelpunkt sowieso in London haben soll, selbst sein. Ganz abgesehen davon, dass sich dieser Investmentbanker bei einem erfolgreichen Abschluss der Fusion ein hohes CEO-Gehalt nebst vielen Aktienoptionen etc. genehmigen wird,  soll er bereits am 14. Dezember 2015 Aktien der Deutsche Börse für € 4,5 Mio gekauft haben. Es muss ihm daher unterstellt werden, dass er allein mit der Ankündigung eines solchen Zusammenschlusses durch den sich daraufhin  ergebenden  höheren Börsenkurs einen satten Gewinn verbuchen kann. Hier kristallisiert sich der Vorwurf eines strafbaren Insidergeschäftes sehr schnell heraus. Frage ist, ob Herr Rolet  im Vorfeld ebenfalls solche Aktienkäufe getätigt hat. Wenn nicht, dann in weiser Voraussicht, Herrn Kengeter nach der Fusion damit elegant abschießen und seines CEO-Pöstchens entheben zu können, damit er diese Rolle spielen darf. Auf jeden Fall ist dieses Börsengeschäft des “Super Börsianers” (lt. Handelsblatt) ein sehr fragliches, aber typisch für einen Investmentbanker. Spannend wird die Frage, wann Herr Kengeter diese erworbenen Aktien wieder abstößt?

O-Ton Kengeter „ Wir wollen dem europäischen Gedanken helfen“ (lt. Handelsblatt), es sieht eher danach aus, dass er damit seiner europäischen Investmentbanking-Zunft, die schon an sehr vielen Schaltstellen in der Finanzwirtschaft in Europa und weltweit sitzt, noch weiter auf die Beine helfen will. So kann man auch den europäischen Gedanken interpretieren.

Wann erkennt insbesondere der Wirtschaftsjournalismus und die Politik endlich hinter dieser Fusion einen weiteren Feldzug der Investmentbanker, die Welt nach Ihrer Denke zu formen, welche nur wenige, sehr stark Begünstigte, aber  sehr sehr viele stark Benachteiligte hervorbringen wird.

28. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie

Wilen, den 7. Februar 2016 Nr.2

Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie von Herrn Ottmar Beck/ Analyst

Sehr geehrte Damen und Herren

die Diversifizierung ist noch wichtiger geworden. Der folgende Chart zeigt die Entwicklung europäischer Aktien (grün), europäischer festverzinsliche Wertpapiere (blau) und Rohstoffe (ocker) auf ein Jahr und seit dem 1. September 2006.

Markkommentar

Der Anteil einer Investition von 10 Prozent des Kapitals in Rohstoffen wurde gewählt, da Rohstoffe die grundlegenden Ressourcen unserer Wirtschaft sind. Es besteht kein Zweifel daran, dass ohne Rohstoffe die Produktionsanlagen stillstehen und die Weltbevölkerung nicht zu ernähren ist. Auch für den weiteren Ausbau der Infrastruktur werden Rohstoffe benötigt. Die Zunahme der Weltbevölkerung und die Verbesserung des Lebensstandards – unsere langfristigen Grundannahmen – werden den Hunger nach Rohstoffen weiter nach oben treiben. Im Moment ist allerdings das Angebot und nicht die Nachfrage das Problem. Zum Beispiel hat China im Dezember 7,83 Millionen Fass Öl je Tag importiert. Das sind 9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf das zu große Angebot reagieren die Firmen zurzeit mit Schließungen und der Reduzierung ihrer Kapazitäten. Auch werden die Mittel für die Erschließung neuer Rohstofflager drastisch gekürzt. Da das Öffnen geschlossener Produktionskapazitäten ein teurer Prozess ist, werden die Märkte langfristig wieder von den Fundamentaldaten getrieben werden. Dann wird sich die Diversifizierung auszahlen. Deswegen bleiben wir, trotz des drastischen Rückganges der Rohstoffpreise, unsere Strategie treu. Historisch hat es selten eine solche und vor allem lang anhaltende Diskrepanz (2012-2015) zwischen der Kursentwicklung von Aktien und Rohstoffpreisen gegeben. Es macht keinen Sinn, die gestiegenen Aktienkurse auf billige Rohstoffpreise zurückzuführen, obwohl billiges Öl den Konsum stützt und preiswertere Rohstoffe vielen Unternehmen helfen. Denn nach vielen Aussagen geht die Ersparnis der Konsumenten nicht in den Konsum, sondern erhöht die Sparquote, und bei den Unternehmen fallen die Rohstoffländer als Absatzgebiet aus. Die Zukunft wird für uns die Antwort geben, wer von beiden – Aktien oder Rohstoffe – recht hat.

Ich gehe davon aus, dass die Zentralbanken mit dem Versuch, durch Geld drucken die Wirtschaft anzukurbeln, die Entwicklung der Preise für Sachanlagen völlig aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Im Rahmen der EZB-Sitzung im Januar hat Mario Draghi für die kommende Sitzung am 10. März eine Überprüfung und mögliche Neuausrichtung der geldpolitischen Maßnahmen angekündigt. Somit steht die EZB vor einer weiteren monetären Stimulierungsmaßnahme. Dies führte sofort – kurzfristig – zu einer positiven Tendenz an den Aktienmärkten. Die US-Notenbank hat am 27. Januar wie erwartet den Leitzinskorridor unverändert belassen. Allerdings hat der Offenmarktausschuss die im Dezember verwendete Formulierung gestrichen, wonach die Risiken des Wirtschaftswachstums und des Arbeitsmarkts ausgeglichen sind. Jetzt will man das Geschehen an den Märkten „aufmerksam beobachten“, um daraus eventuell eine neue Risikoeinschätzung ableiten zu können. Diese neue Formulierung zeigt eine wachsende Vorsicht der amerikani-schen Zentralbank vor einer weiteren Erhöhung der Zinsen. Sie können sich die Gründe aussuchen, warum die amerikanische Zentralbank so schnell die Zinsen nicht weiter erhöhen wird: mit dem ISM-Einkaufsmanager-Index unter 50, mit einem neuen Hoch der Kreditspreads bei den Firmenanleihen, mit einer US-Produktion im negativen Bereich, einer nach wie vor unter dem Ziel befindlichen Inflationsrate, mit fallenden Gewinnmargen bei den Unternehmen und zurzeit fallenden Aktienkursen haben Sie eine große Auswahl. Nach der laufenden negativen Reaktion der Aktienmärkte werden der Anlagenotstand und die Hoffnung auf weiter niedrige Zinsen allerdings positiv interpretiert werden. Wir bleiben aber dabei, dass das Risiko nach unten noch besteht. Das Potenzial nach oben dürfte kurzfristig gut, langfristig allerdings verhältnismäßig gering sein.

Im Rohstoffsektor sind Anlagen im Moment günstig. Aktien, die an Energieträger wie Öl oder Gas gebunden sind, oder auch Goldminen sind nach wie vor zu niedrig bewertet. Zu den Kursen der Erdölaktien passen sowohl die Analysen von Morgan Stanley als auch die von Goldman Sachs, die einen Fall des Ölpreises auf 20 US-Dollar prognostizieren. Das Gute an solchen Prognosen ist, dass sie nicht zwingend wahr werden. Erinnern wir uns an den Mai 2008. Der Ölpreis war bei 120 US-Dollar. Damals prophezeiten die Analysten von Goldman Sachs bis 2010 einen Preisanstieg auf 150 bis 200 US-Dollar. In der Realität stieg der Ölpreis noch bis Juli 2008 auf 146 US-Dollar und fiel dann bis unter 40 US-Dollar. 2008 waren in Nordamerika ca. 200 Gas- und Bohranlagen aktiv. In der Spitze, 2014, lag die Zahl bei 1.600. Inzwischen sind nur noch 400 Anlagen aktiv. Wir können annehmen, dass dies die produktivsten Anlagen sind. Jedoch sollte sich mit der Zeit der Rückgang bei den Anlagen auch auf die Fördermenge der USA auswirken. Kommt dazu noch ein Umdenken der Saudis in ihrer Ölpolitik – auch ihre Reserven sind endlich–, haben wir sehr schnell wieder andere Preisverhältnisse. Die anhaltende Volatilität an den Finanzmärkten hat die Nachfrage der Anleger nach Gold wieder angekurbelt. Die börsengehandelten Goldfonds haben seit Jahresbeginn wieder Zuflüsse verzeichnet. Daher bleiben Goldminenaktien und das Rohstoffsegment eine effektive Portfoliodiversifikation.

Das, was uns alle viel mehr beschäftigen sollte, ist, dass es im Moment keinen Staat gibt, der die Funktion einer wirtschaftlichen Lokomotive für den Rest der Welt übernehmen kann, und die Geldpolitik gescheitert ist. In der Ver-gangenheit waren die USA und in der jüngsten Vergangenheit China die Lokomotive des Weltwirtschaftswachstums. Beide Staaten übernehmen zurzeit diese Funktion nicht mehr. Die Effektivität der Geldpolitik, mit mehr Schulden mehr Wachstum zu erreichen, hat in meinen Augen auch ihr Endstadium erreicht. Die Zentralbanken haben erst die Zinsen auf null gesenkt und sind dann zum Gelddrucken übergegangen. Das hat zwar nicht den gewünschten Effekt einer höheren Inflationsrate und mehr Wirtschaftswachstum gebracht, dafür aber die Preise für Sachanlagen unverhältnismäßig steigen lassen. Die Erfahrung sagt uns: Alles kehrt zurück zum Durchschnitt. Damit dürften die zukünftigen Renditen aus Sachanlagen sinken.

Die Erfahrung hat uns gelehrt unsere Systematik auch in schlechten Zeiten durchzuhalten. Deshalb werden wir keine Veränderung der Anlagen im Februar vornehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Analyst

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informa-tionen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

 

 

 

 




Camerons EU

Die gefundenen Kompromisse mit dem britischen Premierminister Cameron und das damit erreichte Alleinstellungsmerkmal von Großbritannien in der EU erlaubt es der City of London, bzw. der britischen Finanzindustrie weiterhin, das europäische Festland mit ihren strukturierten Finanzprodukten ausnehmen zu können.

Rd. 40% des britischen Bruttosozialproduktes werden von der britischen Finanzindustrie erarbeitet. Wer bezahlt aber diesen Beitrag? Natürlich die vielen Bankkunden in Europa, die sich mit Hilfe von Draghi und dem durch die Nullzinspolitik geschaffenen Anlagenotstand, welche dadurch diesem britischen strukturierten Krimskrams auf den Leim gehen. Die britische Realwirtschaft trägt nicht zu diesen 40% bei, das zeigt schon der hohe 40% Anteil.

Daher die Empfehlung an alle Anleger, lassen Sie sich nicht diesen strukturierten Unsinn wie Investmentfonds, Rentenfonds, Mischfonds, Zertifikate aller Art, ETF`s aller Art und sonstigen strukturierten Mischmasch aufschwatzen. Das ist dann der beste Beitrag dafür, die Laborexperten der EZB und der Politik wieder auf das richtige und seriöse Gleis zu führen.

21. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 




Aktienanlage = ETF-Anlage?

In den ernst zu nehmenden Wirtschaftszeitungen ist derzeit eine eigenartige Koinzidenz von Meinungen in Bezug auf die Aktienanlage festzustellen, welches sich dann sehr schnell als ein Empfehlungsschreiben für ETF`s umwandelt.

So vertrat Frau Jessica Schwarzer vom Handelsblatt, bisher schon bekannt als eine vehemente Verfechterin der Aktienanlage, die Meinung, dass selbst kleine Anleger Aktienanlagen wunderbar durch monatliche Zahlungen von rd. € 25,- über so genannte Aktien-Sparpläne tätigen könnten, und dabei auf lange Sicht den Cost-Average-Effekt (in Baisse-Zeiten würde man mehr Anteile am Fonds bei gleicher monatlicher Bezahlung bekommen) nutzen können.  Dabei empfahl  Sie  einen anscheinend erst kürzlich aufgelegten Aktien-Sparplan der Comdirect.

Bei diesem Aktien-Sparplan der Comdirect (und auch bei vielen anderen solcher Sparpläne) zahlt der Anleger in einen Investmentfonds ein, welcher dafür einen so genannten Ausgabeaufschlag verlangt, welcher an den Vertrieb letztendlich geht, wer immer das ist. Dieser Ausgabeaufschlag, welcher von der comdirect als “Sparplanausführung“ tituliert wird, beträgt 1,5% (max. € 4,90), welches bei der heutigen Zinslandschaft schon sehr ordentlich ist.

Allerdings werden damit nicht nur Aktien gekauft, sondern ETF-Indexfonds (welche?) und ETC`s (Rohstoffe u.ä., aber welche?). Diese strukturierten Mischmasch-Finanzprodukte bedingen weitere Ausgabeaufschläge, wobei die comdirect großzügig darauf einen 50% Discount gewährt, einige sollen sogar gar keine Ausgabeaufschläge verlangen. Betrachtet man aber die gängigen Ausgabeaufschläge der Fonds, welche bei den ETF`s rd. 1,5% bzw. bei den ETC`s  bis zu 5% + x erreichen können und zieht davon jeweils 50% ab, wären die anfänglichen Kostenbelastungen insgesamt schon deutlich über 2% bis etwa 4%.

Bei den Fonds, welche keinen Ausgabeaufschlag verlangen, muss man schon nachdenklich werden, bzw. es tauchen Fragen auf,

  • ob die Fonds vom Markt nicht angenommen werden oder
  • ob die comdirect diesen in den undurchsichtigen Kursen „verwurschtelt“ hat oder
  • ob aufgrund der schlechten Performance über die so genannte Halteprämien die Bank ihren Ertrag zu Lasten des „Sparers“ schöpft.

Nicht zu vergessen hierbei ist das Risiko, welches vom „Sparer“ aufgrund der hohen Komplexität nicht verifiziert werden kann.

Bezüglich der ETF`s bleibt noch zu bemerken, dass die meisten nicht physisch unterlegt sind, sondern synthetisch, d.h. über Derivate.  Sollten nun die Aktienkurse in die Tiefe stürzen und viele ETF-Anleger kalte Füße bekommen, bzw. ihre ETF`s verkaufen, bleibt zu befürchten, dass dann aufgrund der großen Masse an Verkaufsaufträgen die Derivate nicht eingelöst werden können und das Gebilde wunderschön zusammenkracht. Werden Sie eingelöst, mutieren die ETF`s zu Brandbeschleunigern und vertiefen die Baisse.

Ob danach die ETF`s noch einen Wert haben, bleibt dann fraglich und ist ein wesentlicher Nachteil gegenüber direkten Aktienanlagen. Diese fallen in Baisseszenarien zwar ebenfalls in Wert, haben aber den wesentlichen Vorteil, dass sie danach mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder im Wert steigen, vorausgesetzt es sind Aktien von so genannten Blue Chips.

Bei ETF – Anlagen muss auch noch darauf geachtet werden, welcher Index dem ETF zugrunde liegt. In der Bilanz der Deutsche Bank habe ich einmal 162 unterschiedliche Indices auf alle möglichen exotischen Zusammenstellungen gefunden. Wer diese zusammenstellt und ob diese nicht auch irgendwelchen Manipulationen unterliegen, bleibt daher im Raum stehen.

In der FAZ am Sonntag konnte man von Redakteur Dyrk Scherff ähnliche Empfehlungen zu den ETF`s lesen. Auch hier taucht (neben der Consorsbank und DAB Bank) die comdirect und der Sparbeitrag von € 25,- auf. Die Marketingabteilung der comdirect scheint gut gearbeitet zu haben.

Ich gebe beiden Redakteuren Recht, dass man in der Tat  keine Angst vor Aktien haben sollte,  jedoch aber vor strukturierten Finanzprodukten, welche nur den Säckel der Banken füllen zu Lasten des Risikorückens der Anleger. Außerdem haben diese Mischmaschprodukte das Weltfinanzsystem in 2008 schon einmal beinahe kollabieren lassen und es bleibt zu befürchten, dass sich dieses Szenario aufgrund des weiterhin bestehenden riesigen Volumens an strukturierten Finanzprodukten bald wiederholen wird.

Breit gestreute Aktien gehören in ein Depot und sollten der langfristigen Vermögensanlage dienen. Das bedingt aber auch eine langfristige Geduld beim Kauf von Aktien. Denn eines haben uns die letzten Jahrzehnte gelehrt, die Aktien gehen irgendwann wieder in die Knie und bieten dann wunderschöne Kaufgelegenheiten. Momentan sehe ich diese Kaufgelegenheit noch nicht.

21. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de