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Dombret Kodex

Letzte Woche fand eines der ersten, vom ehrenwerten Handelsblatt organisierten   „Clubgespräche“ statt, in welcher bekannte Persönlichkeiten der Wirtschaft vor einem Publikum nach den aktuellen Ereignissen interviewt wurden.

Einer dieser ersten Gäste war der Bundesbankvorstand und gleichzeitige Aufseher der deutschen Banken, Herr  Dr. Andreas Dombret, der insbesondere aufgrund der derzeit misslichen Lage der Banken und zwei Tage vor der EZB-Sitzung mit besonderem Interesse rechnen konnte, welches dann auch am vollbesetzten Zuhörersaal ihre Bestätigung fand.

Vorgestellt wurde Herr Dr. Dombret als ein versierter Banker, welcher vor seiner Zeit bei der Deutschen Bundesbank in vielen internationalen Banken bereits tätig gewesen war. Ausgelassen wurde allerdings die wichtige und wesentliche Ergänzung, dass er in diesen Banken (Bank of America, J.P. Morgan, Bankhaus Rothschild) als maßgeblicher und verantwortlicher Investmentbanker tätig war. Darauf angesprochen spielte Herr Dr. Dombret es damit herunter, dass er dabei nur im M&A-Bereich tätig gewesen war und somit nicht als der Investmentbanker bezeichnet werden kann. (Hinweis: früher konnte man in Wikipedia diese Investmentbankertätigkeit nachlesen, jetzt nicht mehr ??)

Hierzu bleibt zu bemerken, dass gerade der M&A-Bereich der Investmentbanken in den 90er Jahren bis etwa Mitte 2000 sehr waghalsige und weit überdimensionierte Unternehmensübernahmen mit waghalsigen Finanzierungskonstruktionen über Commerical Papers (kurzfristige Anleihen) und Bonds (mittel- bis langfristige Anleihen) unter die Märkte gebracht hatte. Mit diesem Handwerkszeug hat man dann später parallel den Immobilienboom über die mit hoher Ausfallgefährdung behafteten Subprimes refinanziert. Insofern kann sich Herr Dr. Dombret nicht  aus dieser Verantwortung reinwaschen.

Da er permanent den Banken rät, sich vom Zinsgeschäft unabhängig zu machen, wurde die Frage gestellt, wie er sich denn dann das Bankgeschäft künftig vorstellen könne, zumal das Bankgeschäft eigentlich ein Zinsgeschäft sei? Nach gewissen Herumgedruckse gab er schließlich den Hinweis auf das Provisionsgeschäft, also den Verkauf von Fonds und ähnlichen strukturierten Finanzprodukten.

Und da haben wir es. Strukturierte Finanzprodukte wie Fonds aller Art, Zertifikate aller Art und ETF`s aller Art werden von Investmentbanken erstellt und über Banken, Sparkassen und Volksbanken in den Markt an unbedarfte Kleinanleger verkauft. Und das ist also die künftige neue Bankenwelt des Herrn Dr. Dombret und seiner Investmentbank-Truppe weltweit (siehe Investmentbanker-Liste in diesem Blog).

Angesprochen im Hinaushuschen aus dem Saal auf den Umstand, dass diese genannten strukturierten Anlageprodukte sogar in den kleinsten Dörfern unserer Republik an Kleinsparer und Rentner von allen Banken verhökert werden, meinte Herr Dr. Dombret etwas entsetzt, dass dies ein Fall für den Verbraucherschutz wäre.

Hier kann man mal wieder den Januskopf oder die zwei Gesichter von Herr Dr. Dombret, bzw. von der Bankenaufsicht sehen. Auf der einen Seite wird den Banken das Einlagen- und Kreditgeschäft durch die katastrophale Nullzinspolitik der EZB genommen, zudem kauft die EZB jetzt sogar noch vernünftige Unternehmensanleihen den Anlegern weg, so dass letztlich nur noch dieser strukturierte Finanzbereich übrig bleibt. Um zu überleben, sind sie aber gezwungen, sich auf das spiegelglatte Eis des Vertriebs von strukturierten Mischmasch- Finanzprodukten zu begeben. Und wenn sie das dann auch tun, winkt ihnen die Aufsicht mit dem Verbraucherschutz, da dieser strukturierte Finanzmurks aufgrund seiner  Komplexität zu Missbrauch und Betrug einlädt. Es kann meines Erachtens daher nicht ausgeschlossen werden, dass der Verkauf dieser strukturierten Finanzprodukte am Tage X erhebliche Vermögensverluste produzieren und somit wieder auf die Füße der Banken fallen wird. Die ersten, welche auf die Banken dann zeigen werden,  sind dann sicherlich die Aufsichtsämter. So war es nach der Finanzkrise, bei der die Bafin erheblich versagt hat, und so wird es auch künftig sein.

Ein Zuhörer machte darauf aufmerksam, dass der Volksbanksektor einer der Felsen in der Finanzkrisenbrandung gewesen war und jetzt dafür mit einer unerträglichen Regulierung überzogen wird. Die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, hier den Druck mit Blick auf die jeweilige Größe des Instituts auf ein erträgliches Maß zurückzunehmen, pflichte Herr Dr. Dombret bei, allerdings unter dem Hinweis, dass das Bankgeschäft sehr komplex sei und da könne die Bankenaufsicht einfach nicht einfach sein.

Das ist wohl wahr, allerdings sei die Bemerkung erlaubt, dass durch die strukturierten Finanzprodukte das Bankgeschäft eine Komplexität erreicht hat, die man durch Regulierung einfach nicht steuern kann. Arzneimittel unterliegen aufgrund gesundheitlicher Risiken einer entsprechenden Kontrolle, warum nicht auch bei den strukturierten Finanzprodukten? Die Bafin / Bankenaufsicht prüft nur die die äußere Form und ob alle Risikohinweise gegeben worden sind, aber nicht das eigentliche Risiko eines solchen Produktes.  Warum nicht? Wer liest den schon die einige 100 Seiten langen und im juristischen Deutsch geschriebenen Wertpapierprospekte, bzw. versteht den Inhalt entsprechend.

Im Sinne einer ordentlichen Vermögensanlage und zwecks Vermeidung von hohen Verlusten an bestehenden Volksvermögen zu Gunsten Weniger, sollten Finanzprodukte mit entsprechend hohem Risiko verboten werden.

All diese wichtigen Fragen an Herrn Dr. Dombret fanden nicht Eingang in der Berichterstattung des Handelsblattes. Vielmehr wurde von einem „hippokratischem Eid für Banker“ (wie soll dieser bei der auch von Herrn Dr. Dombret beschriebenen hohen Komplexität des Bankgeschäftes aussehen?) oder einem Ethik-Kodex fabuliert, wo doch jeder weiß, dass Kodexe nur als Beruhigungspille gedacht sind und bisher nichts, aber auch gar nichts gebracht haben. So verfasste man vor der Finanzkrise einem Derivate – Kodex,  welchen alle maßgeblichen Großbanken unterzeichnet hatten, nur hielt sich keiner daran und man wettete über das gesamte Sammelsurium der Derivate munter gegen die eigene Bankkundschaft drauf los.

Was will man auch von der Journalistin Jessica Schwarzer, welche  den Bericht über diese Clubgespräch verfasst hat, anders erwarten, zumal sie ein glühender Verfechter der Aktienkultur – egal zu welchem Indexstand – ist und zudem auch zum Kauf von strukturierten Finanzprodukten rät.

Insofern ist diese Berichterstattung im Handelsblatt vom 10.3.2016 mit der Überschrift „Hippokratischer Eid für Banker“  enttäuschend.

12. März 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 




Draghischer Zustand

Die erneute Senkung des Leitzinssatzes auf nunmehr 0% bei gleichzeitiger Erhöhung des Negativzinses für Banken auf – 0,4% zeigt, dass die Herren im Zentralbankrat und vor allem ihr Vorsteher Draghi aus der Vergangenheit nichts gelernt haben.

Die vergangene Finanzkrise war das Ergebnis einer Verschuldung weltweit aufgrund des davor eingeräumten billigen Geldes, jetzt wird es noch billiger und meint, dass es dadurch besser wird.

Ständig wird einem von den Verfechtern der Aktienanlage vorgerechnet, wie lange man bei dem jetzigen Zinsniveau benötigen würde, um aus den erzielbaren Zinsen sein Vermögen verdoppeln zu können. Es würden weit über 300 Jahre dauern. Das ist richtig und meines Erachtens auch ein Grund, warum die Menschen ihr Geld zusammenhalten und nicht wie gewohnt ausgeben. Man spart jetzt noch mehr für das Alter, um nicht der Altersarmut zu verfallen, welche übrigens Herr Draghi mit seiner sehr umstrittenen Politik sehr stark fördert.

Das führt wiederum dazu, dass die Händler mit ihren Preisen noch weiter nachgeben müssen, um die Käufer noch besser anlocken zu können, womit dieser Kreislauf ein Bremser für die gewünschte Inflationserhöhung darstellt und so dreht sich dieser Kreis mal weniger mal schneller nach unten. Und je mehr der Draghi-Rat noch mehr die Zinsen ins Negative dreht, um so mehr wird das Geld gehortet.

Im Übrigen ist die gesamte Inflationsdiskussion Pillipalle. Seit Monaten erlebe ich ständig Preiserhöhungen bei den Sonntagszeitungen, alle 3-4 Monate um ca. 3%, die Brötchen werden sogar um bis zu 10% teurer und ähnliches kann man bei vielen Dingen des täglichen Lebens erkennen. Außerdem verwässern die poltisch  künstlichen niedrig gehaltenen Energiepreise  sowie der niedrige Ölpreis diese sehr niedrige Inflation, welche ebenfalls ins Minus abgedriftet ist (Zusammenhang?). An diesem Warenkorb kann man sowieso das Vertrauen verlieren, zumal in den Jahren vor der Finanzkrise die volatilen Energie aus dem Warenkorb herausgenommen worden waren. Da überall manipulliert wird, warum nicht auch aus politischen Gründen an dieser Inflationszahl.

Und ob damit die jetzt schon sehr billigen Kredite noch billiger werden, bleibt zu bezweifeln. Diese Geldpolitik hat den Banken die zwei wichtigsten Ertragssäulen, das Einlagen- und Kreditgeschäft äußerst problematisiert, aber andererseits müssen die Banken ja Geld verdienen und das wird sicherlich nicht in einer weiteren Verringerung ihrer Kreditmarge zum Ausdruck kommen, sondern eher in einer Erhöhung.

Da Herr Draghi  sowie der deutsche Bankenaufseher und dazu noch Bundesbankvorstand Dombret Investmentbanker sind, und sie zudem sich die Modelle der Banken vermutlich in der Investmentbankerdenke umdrehen wollen, werden die Banken verstärkt gezwungen sein, noch mehr strukturierte Finanzprodukte verkaufen zu müssen, um schlichtweg zu überleben. Die Investmentbanker weltweit wird es freuen, die Anleger auf der anderen Seite weniger, diese werden – sollten sie sich auf so einen Anlagedreck einlassen – unverblümt und mit dem Segen der EZB / Deutsche Bundesbank weiter sehr stark geschröpft.

Und nicht nur die Investmentbanker werden sich freuen, auch die Finanzminister europaweit. Die ersparen sich Jahr für Jahr hundert von Milliarden Euros an Zinszahlungen, bis 2022 mehr als eine Billion, und werden daher aus politischer Opportunität ihre Länder weiter in den Schuldensumpf treiben. Warum nimmt Herr Draghi wie der ehemalige Staatsfinanzierer Fugger an den EU-Gipfeln teil? Was hat dieser dort zu suchen? Wo bleibt da seine Unabhängigkeit?

Man kann das Gefühl nicht loswerden, das der demokratisch nicht legitimierte Herr Draghi und all seine Investmentbanker weltweit ein anderes Finanzsystem anstreben und zwar in Richtung Investmentbanking weltweit mit ungeahnter Machfülle für Wenige, die unermesslich reich werden, die große Masse aber unermesslich arm.

Ein solches System ähnelt doch sehr stark einer sozialistischen Ordnung. (siehe hierzu Beitrag “Zentralbanksozialismus vom 20.6.2015 )

10. März 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de