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Marktkommentar Nr. 5 vom 1. Mai 2016

Wilen, den 1. Mai 2016 Nr.5

Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie von Ottmar Beck

„Any dead fish can go with the flow. Yet, it takes a strong fish to swim against the flow. In other words, what seems ,hard‘ at the time is usually, over time, right.“                                                                          James P. Arthur Huprich

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Ölpreis stand bei 28 US-Dollar und tendierte gen null. Jetzt steht er bei 42 US-Dollar und viele glauben, dass der Hausse-Markt zurück ist. Die brasilianische Vale S. A., eines der drei größten Bergbauunternehmen der Welt, stand kurz vor dem Bankrott, der Aktienkurs bei 2 US-Dollar. Jetzt sind wir schon wieder bei 6 US-Dollar. Diese Nebengeräusche wollen wir überhören.

Bild 1 Beitrag Mai 2016

Obwohl sich der S&P-Index wieder erholt hat, gehen wir davon aus, dass das Auf und Ab wegen der Geldpolitik der Zentralbanken weitergeht, auch wenn die Entwicklung sowohl der Konjunktur- als auch der Gewinndaten der Unternehmen zeigen, dass der wirtschaftliche Zyklus austrocknet. Fielen in der Vergangenheit die Unternehmensgewinne so deutlich wie zuletzt, hat eine Rezession nie lange auf sich warten lassen. Jeffrey Snider von Alhambra Investment Partners hat die wirtschaftliche Entwicklung in einigen Grafiken aufbereitet, die das Ganze besser als 1000 Worte beschreiben.

Bild 2 Beitrag Mai 2016Bild 3 Beitrag Mai 2016 Bild 4 Beitrag Mai 2016

Diese vier Charts haben eine gemeinsame Überschrift: Abschwung.

Albert Edwards, Anlagestratege der Société Générale, zeigt auf, dass bei einem deutlichen Rückgang der Gewinnmargen in fünf von sechs Fällen in der jüngsten Vergangenheit die Wirtschaft in eine Rezession glitt.

Bild 5 Beitrag Mai 2016

Im letzten Jahr sind wegen der fallenden Rohstoffpreise zwar die Gewinne der Rohstoffunternehmen unter Druck  geraten, auf der anderen Seite wurden jedoch die produzierenden Unternehmen entlastet. Im Moment geraten die Unternehmen wegen steigender Arbeitslöhne unter Druck. Aufgrund der in allen Bereichen hohen Preissensibilität können sie diese steigenden Kosten nicht über höhere Preise an den Konsumenten weitergeben.

Darüber hinaus werden die Gewinne von den Unternehmensleitungen deutlich besser dargestellt, als sie sind. Früher haben die meisten Gesellschaften nach den GAAP-Regeln ihre Ergebnisse dargestellt. Heute berichten die meisten Firmen auf Basis einer Pro-forma-Konzern-Gewinn-und-Verlustrechnung. 2010 sollen 70 Prozent der S&P-500-Firmen auf diese Art ihre Ergebnisse bekannt gegeben haben. Heute sind es schon rund 90 Prozent. Den Unterschied zeigt die folgende Tabelle.

Bild 6 Beitrag Mai 2016

Langfristig bestimmt der Gewinntrend die Börse. Analysiert man den S&P-Index rückwirkend seit 1900 so zeigt sich, dass das Shiller-KGV (bereinigter 10-Jahres-Durchschnitt) immer wieder auf das Siebenfache oder darunter gefallen ist. Dabei hat es keine Rolle gespielt, ob das wirtschaftliche Umfeld von hoher oder niedriger Inflation geprägt war. Die letzten drei großen Baisse-Märkte brauchten immer vier bis sechs Rezessionen, bis der Boden der Bewertung erreicht war.

Dauer in               Anzahl der

Jahren                  Konjunkturabschwünge

1901–1920         19                                         6

1930–1950         19                                        4

1966–1983         16                                        4

2000–?                16?                                      2?

Seit das Shiller-KGV im Jahr 2000 seinen letzten Höchststand erreicht hat, haben wir zwei Rezessionen durchlebt. Im März 2009 war das Shiller-KGV mit dem 13,3-Fachen immer noch weit von den historischen Tiefständen entfernt. Im ersten Quartal dieses Jahres stand es beim 26,5-Fachen. Erreichen wir die in der Vergangenheit übliche Tiefbewertung (das Siebenfache), so müsste der S&P auf ca. 550 fallen. Das wäre eine wirtschaftliche Katastrophe und das QE-Programm der Fed und anderer Zentralbanken würde sich in Rauch auflösen. Deswegen sind wir nach wie vor der Meinung, dass auch gegen die nächste Börsenbaisse von den Zentralbanken jede mögliche Waffe eingesetzt wird, auch tiefe negative Zinsen. Allerdings wird auch dieser Krug einmal brechen.

Alle Jahre wieder heißt es auch für uns an der Börse: Zu bestimmten Jahreszeiten wiederholen sich oft die gleichen Themen. Ein Klassiker ist die Börsenweisheit: „Sell in May and go away.“ In der Periode von Mai bis Oktober verlaufen die Börsen oft seitwärts oder nur mit leicht steigender Tendenz. Allerdings fallen auch die meisten Abstürze der Börsen in diese Periode. Rein statistisch gesehen ist der Zeitraum von Anfang November bis Ende April wesentlich profitabler. Betrachtet man die Zeitperiode von 1970 bis 2015 für den Index MSCI USA so beträgt der durchschnittliche Renditeunterschied rund 5,2 Prozentpunkte pro Jahr. Eine Studie der Wirtschaftswissenschaftler S. Bouman und B. Jacobsen weist diesen Verlauf in 36 von 37 analysierten Märkten nach. Wie es zu diesem jahreszeitlich immer wieder erscheinenden Muster kommt, ist bis heute nicht zu begründen. In einzelnen Jahren kommt es natürlich zu teilweise sehr deutlichen Abweichungen vom Durchschnittsverlauf. Auch dieses Jahr stellt sich die Frage, ob der schwache Jahresbeginn gegen das übliche Kursmuster spricht. Da eine realwirtschaftliche Erklärung für das Phänomen – Sommer, Winter – fehlt, erweitern wir unsere Überlegungen auch um die fundamentalen Faktoren. Diese sprechen – wie am Anfang ausgeführt – nicht für die Märkte. Denn auf ein stattliches Bewertungsniveau trifft eine enttäuschende Gewinnentwicklung. Aufgrund dieser Situation werden wir uns auf die sichere Seite, an die Seitenlinie, begeben. Vorsichtshalber werden wir im Laufe des Mai, unserer Strategie entsprechend, die Aktienpositionen reduzieren oder absichern. Es geht nicht darum, den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen, sondern Verluste möglichst zu vermeiden. Am Mittwoch geschrieben, haben wir uns auf Grund des Verhaltens des Marktes entschlossen, unsere vier Aktienpositionen zu verkaufen. Betrug die Performance des Schweizer Musterportfolios noch 0 Prozent am 28.4.2016 so lagen wir am Freitag bei -0,9 Prozent. Das deutsche Portfolio hat analog von -0,8 Prozent auf – 2,0 Prozent verloren. Am Montag werden die Kurse leider nicht besser aussehen. Betrachten wir allerdings die Verluste an den Aktienmärkten und die nur sehr geringe Verzinsung an den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere, war das Ergebnis durchaus zufriedenstellend. Warten wir für ein neues Engagement auf den Herbst.

Ja, die fundamentalen Daten sagen, dass der Gold- und Silberpreis weiter steigen sollte. Mit denselben Argumenten ist der Goldpreis auch 2011 sehr schnell gestiegen. Die folgende Korrektur von 1.900 US-Dollar/Unze hatte ich erwartet. Aber dass die Korrektur so lange läuft und der Preis so tief fiel, hat mich überrascht.

Auch jetzt ist der Goldpreis wieder sehr schnell und sehr stark gestiegen. Am 15. April 2016 war Gold in US-Dollar  17,3 Prozent mehr wert als zu Jahresbeginn, Silber sogar 24 Prozent. Im selben Zeitraum schnellte ein Goldminenaktien-ETF (GDX) um 64,7 Prozent nach oben. Ich sage zwar immer, dass Goldminenaktien eine beträchtliche Hebelwirkung zu Gold bieten, aber diese Entwicklung ist doch überproportional. Im März hatte ich überlegt, die Empfehlung auszusprechen, Goldminenanteile, wenn Sie sie im Portfolio halten, zu reduzieren. Diesen Gedanken habe ich zum Glück aber nicht weiter verfolgt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen Goldminenaktien auf den strategische vorgesehen Anteil zu reduziert. Gold bewährt sich immer in unruhigen Zeiten. Aber an der Mitnahme von Gewinnen ist auch noch niemand gestorben. Kommt die erwartete kurzfristige Korrektur nach unten, empfehle ich, die Position über Edelmetallaktien entsprechend Ihrer Portfoliogewichtung wieder aufzubauen.

Wir halten im Depot einen ETF der die Wertentwicklung von 22 Rohstoffen nachbildet. Der Index ist zu circa 17 Prozent in Edelmetalle investiert. Die anderen Positionen sind Ackerbau, Basismetalle, Energie und Nutztiere. Der Index bildet daher das ganze Spektrum der Rohstoffwelt ab und verbleibt unverändert im Depot. Es bleibt jedoch darauf hinzuweisen, dass dieses Produkt von der Deutsche Bank aufgelegt wurde und damit auch das Risiko Deutsche Bank trägt.

Mit freundlichen Grüßen

O. Beck

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Internetseiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind.




Kapitalakquisition sucht Dumme

Als Family Officer, also als Betreuer großer Vermögen, läuten bei mir sehr viele sonore  und sympathische Vertriebsstimmen an, um mir einzigartige und nur für meine Mandanten bestimmte Finanzprodukte nahezubringen, mit anderen Worten mir evtl. andrehen zu können.

Eine solche bemerkenswerte bzw. dumme Vertriebsinitiative bot mir ein Finanzprodukt an, welches beginnend mit € 15 Millionen innerhalb von 3 Monaten € 20 Millionen erwirtschaften würde. Und diese Investition wäre zu 100% von der Allianz AG abgesichert.

Grundsätzlich sind mir solche Angebote mehr als suspekt, dennoch hat dieses Angebot in mir eine gewisse Neugierde geweckt, so dass ich um die Präsentation dieser „Investment Opportunity“ gebeten habe. Allerdings kann der Inhalt dieser mir auch in Englischer Sprache zugesandten Präsentation als sehr dürftig bezeichnet werden, bzw. gab mir keinen Anlass, diese “Investment Opportunity” meinen Mandanten vorzustellen, geschweige denn zu empfehlen.

Angesprochen wurde ich von einem CEO einer Firma auf den Cayman Inseln, welche letztlich als Vermittler von Investoren auftritt. Nachdem ich Interesse bekundet habe, wurde ich an einen weiteren Vermittler gereicht, einer Aktiengesellschaft  in Baden-Württemberg. Diese „Aktiengesellschaft“ hat per 31.12.2011 eine Bilanzsumme von rd. € 157.000 sowie ein Negativkapital von rd. € 45.000 (also auf der falschen Seite der Bilanz) ausgewiesen, die Ertragslage ist mit rd. € 15.000 zwar positiv, aber recht gering. Die Bilanzen für 2012, 2013 und 2014 waren nur gegen Gebühr zu erhalten, diese habe ich mir aber erspart.

Das Geschäftskonzept dieser Aktiengesellschaft beinhaltet eine Reihe von Beratungsleistungen im Unternehmenskundenbereich mit einem großen Bauchladen, wie z.B.  Strategieberatung, Analyse von Unternehmenstrukturen, Restrukturierung  inkl. Kapitalbeschaffung usw.

Diese Aktiengesellschaft hatte das Mandat zur Investoren-Akquise, wobei es sich anscheinend um eine „bereits  gesicherte Zusage für ein in der EU geprüftes (EZB Bank) Fondsinvestmentprogramm zur Platzierung“ handeln soll. Das damit eingesammelte Kapital soll nun „ausschließlich mit EU gesichertem und durch die EZB Bank als prüfende Institution gehebelt werden“.

Mit dieser Formulierung wird schon klar, dass dieses Angebot eigentlich in den Papierkorb gehört. Hier wird suggeriert, dass die EZB, also die Europäische Zentralbank, dieses Produkt überprüft, womit ein seriöser Touch in dieses Angebot kommen soll.

Um es dem Investor noch schmackhafter zu machen, soll diese Investition „mit Urkunde des Kapitals (?) durch die Allianz AG“ abgesichert werden.

Nähere Auskünfte dazu wollte man mir hierzu erst dann geben, wenn ich dieser Aktiengesellschaft einen Kapitalnachweis von mindestens € 15 Mio eines Mandanten in Form eines Kontoauszuges erbringen würde. Prüfung dieses Kapitalnachweises würde in der Regel 5 Arbeitstage in Anspruch nehmen.

Letztlich wird damit von mir die Preisgabe eines sehr wohlhabenden Mandanten verlangt ohne irgendwelche Substanz zu dem angedeuteten Investment zu erhalten. Das ist unseriös.

Auf meine telefonische Anfrage, warum dieser CEO dieses “ohne Risiko Investment” nicht selber vornimmt, bzw. sich einen Kredit bei seiner Bank geben lässt, die 100%ige Absicherung des Investments durch die Allianz AG dann an sein Bank abtritt, wurde mit nicht möglichen „In-sich-Geschäften“ und dem Unverständnis seiner Hausbank, die Haspa, erwidert. Außerdem wäre die Absicherung durch die Allianz AG hinfällig geworden (was zu erwarten war!), man aber die Absicherung anders darstellen könne.

Diese würde dann wie folgt aussehen:

  • Es wird ein Konto auf den Namen dieses CEO`s vermutlich auf den (Caymen Islands) eröffnet mit der Maßgabe, dass
  • dieser CEO über das Kontoguthaben nur mit Einverständnis des Geldgebers verfügen darf.

Da dieses Geld aber investiert werden soll, womit es das Konto verlassen müsste für diese Investition, wäre das für mich keine Absicherung, so dass ich diese neuen Konstruktion  als wiederum als unseriös empfand und dies auch so geäußert habe.

Daraufhin wünschte mir dieser CEO einen schönen Tag und legte auf.

Fazit:

Anscheinend hat dieser CEO dadurch gemerkt, dass er es hier mit einem Fachmann zu tun hatte und somit dieses Angebot nicht unterbringen konnte.

Hier wird versucht, Kapital entweder weiß oder schwarz (eher schwarz)  für obskure Geschäfte einzusammeln bei einer mehr als unsicheren Absicherung, deren Ergebnis nur der Verlust von Kapital bedeuten kann.

Leider wird es für solche von der Gier geweckte Geschäfte genug Dumme geben, die diesem Angebot folgen und Geld verlieren werden. Dummheit stirbt leider nicht aus.

Anmerkung: Für interessierte Leser gebe ich gerne auf persönliche Anfrage die Namen dieser Vertriebsleute bekannt.

10. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Waldfondsinvestments = sehr hohes Risiko!

Aufgrund der Nullzinspolitik der EZB erlebten Investments in Waldfonds eine hohe Nachfrage, wobei sich die wenigsten Anleger des damit eingegangenen hohen Risikos selten bewusst sind.

So auch bei der Lignum Sachwert Edelholz AG, welche in Bulgarien riesige Edelholzplantagen unterhält. Bei Lignum handelt es sich um Direktinvestments, d.h. der Investor beteiligt sich nicht an der AG, sondern investiert direkt in die Bäume, ein Verfahren, welches Investitionssicherheit bringen soll. Frage ist nur, ob im bulgarischen Rechtssystem u.a. das Thema  Baum vom Grundstück rechtlich getrennt werden kann. Bestehen zudem noch Bankverbindlichkeiten kann daraus folgen, dass die Bäume der Kredit gebenden Bank evtl. haften.

Der Grund für diese Insolvenz soll die jüngste gesetzliche Verschärfung  des Anlegerschutzes sein, wonach die Bafin auch bei sogenannten Direktinvestments Verkaufsprospekte verlangt. Dieser Anforderung ist Lignum anscheinend nicht nachgekommen, so dass die Bafin einen Vertriebsstopp verhängte. Kurioser Weise will Lignum nun die Bafin für die Insolvenz haftbar machen und verklagen. Daraus kann man schon eine Denke erkennen, welche äußerst fraglich ist.

Jetzt stellt sich die Frage, warum Lignum der Aufforderung nach Erstellung eines Verkaufsprospektes nicht nachgekommen ist und warum das der Grund für eine Insolvenz sein soll? Diese spannenden Fragen wird der Insolvenzverwalter klären müssen, das Schlimmste bleibt allerdings zu befürchten. Rund 5.000 Kleinanleger werden wieder um ihr Geld bangen müssen, auch wieder eine Folge der verqueren Geldpolitik von Herrn Draghi, die uns alle langsam ärmer macht.

Hier zeigt sich wiederum, dass ein Kleinanleger bzw. die breite Masse der Anleger  völlig überfordert ist, die Rolle eines Kreditgebers einzunehmen und nicht in der Lage ist, das Kreditrisiko einer Anlage auch bei Vorlage eines Prospektes ermessen zu können. Warum die Politik daraus keine Konsequenzen zieht, kann nur mit der dort fehlenden Expertise erklärt werden.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf meinen Blogbeitrag vom 18.7.2015  bezüglich eines ähnlichen Waldfonds, dem von Life Forestry mit dem Titel „Life Forestry-Group – reloaded“ hinweisen, den sich jeder Anleger, welcher in einen Waldfonds investieren möchte, zu Herzen nehmen sollte und gerade nach der Lignum-Pleite mehr als Gültigkeit besitzt.

8. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Alternativplan zu Draghis Geldpolitik

Oder ist das Ziel eine neue Währung?

Die Kritiker von Draghis Geldpolitik würden keine Alternativplan bieten, behaupten Marcel Fratzscher & Co., die linke Fraktion der Ökonomen, welche die weitere Verschuldung der Staaten als alleiniges probates Mittel zur Gesundung der europäischen Finanzprobleme sehen und somit die Geldpolitik von Draghi als richtig einstufen.

Die der Geldpolitik von Herrn Draghi sehr kritisch gegenüberstehenden Ökonomen Prof. Hans-Werner Sinn und Prof. Gunther Schnabel stellten in der FAZ Sonntagszeitung vom 17. April 2016 einen Alternativplan vor, welchen es Wert ist, in diesem Blog in voller Länge abgedruckt zu werden  und zwar wie folgt:

„EIN ALTERNATIVPLAN FÜR Europa                                                                                                                            von   Prof. Hans-Werner Sinn und Prof. Gunther Schnabl

Unter dem Titel „Kritik an Draghi ist noch keine Lösung“ verteidigte Marcel Fratzscher und Kollegen an dieser Stelle in der vergangenen Woche die ultra lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Ihr Argument war, dass (berechtigte) Kritik alleine nicht ausreiche. Die Gegner müssen kontruktive  Antworten auf die Krise finden. Dieser Aufforderungen wollen wir (Hans-Werner Sinn und Gunter Schnabel) nachkommen.

Zunächst muss man verstehen, wie die Krise entstanden ist. Die Ankündigung des Euros ließ die Zinsen in Südeuropa und Irland  schon ab 1998 auf das niedrige deutsche Niveau fallen. Das veranlasste die Staaten, Ausgaben und Schulden aufzublähen. Die niedrigen Kreditzinsen trieben  Immobilienblasen. Beides ermöglichte exorbitante Lohnerhöhungen, die sich nicht mehr an Produktivitätszuwächsen orientieren. Das heizte die Inflation an, unterminierte  die Wettbewerbsfähigkeit und ließ hohe Leistungsbilanzdefizite entstehen. Als die amerikanische  Finanzkrise  2007/2008 nach Europa überschwappte, riss der Zustrom von Krediten ab, und die Blasen platzten.

Die Krisenländer schlossen mit Hilfe von Krediten der Notenbanken durch nationale Geldschöpfung die Finanzierungslücken. So entstanden die sogenannten Target-Schulden der Euro-Krisenländer über die Notenbanken. Sie lagen in der Spitze  im Jahr 2012 bei 1.003 Milliarden Euro. Das Eurosystem half zudem, indem  es für 223 Milliarden  Euro Staatspapiere der Krisenländer kaufte. Die EZB bot für den Notfall sogar unbegrenzte Käufe an. Sie senkte die Zinsen auf null und kauft seit Anfang 2015 in riesigem Umfang Staatsanleihen aller Euroländer.

Die Rettungspolitik der EZB hat in Südeuropa zwar Staats- und Bankenkrisen vorgebeugt. Doch statt der Bevölkerung schmerzliche Reformen zuzumuten, gewöhnte man sich an die Droge des billigen Geldes. Die rechtlichen  Schranken in Form des Stabilitäts- und Wachstumspaktes aus dem Jahr 1996, des Fiskalpaktes aus dem Jahr 2012 und des Verbots der monetären Staatsfinanzierung (Art. 123 AEUV) erwiesen sich als unfähig, dem Treiben Einhalt zu gebieten.

In Südeuropa hält die Wachstumskrise an, weil die EZB zu viel Zeit für Nichtstun gekauft hat. Mit ihrer Nullzinspolitik hat sie die Allokationsfunktion des Zinses außer Kraft gesetzt, so dass nicht mehr zwischen Investitionen mit hoher  und niedriger Grenzleistungsfähigkeit getrennt wird. Da Ressourcen in Projekten mit geringen Renditen gebunden bleiben, werden weniger neue  Investitionen  mit hoher Rendite  auf den Weg gebracht. Zombie-Banken hängen weiter am Tropf der EZB und subventionieren Zombie-Unternehmen, die ohne eine „nachsichtige Kreditvergabe“ nicht lebensfähig wären. So lähmt die Geldpolitik Investitionen, Innovationen, Produktivitätsgewinne und Wachstum, ähnlich wie es früher in den sozialistischen Planwirtschaften der Fall war.

In Deutschland treibt die ultra-lockere Geldpolitik nun die Preise von Aktien und Immobilien in den Himmel. Es entstehen neue Blasen, die platzen werden. Man kann nicht Blasen mit Blasen bekämpfen. Diese Strategie  wird am Ende  die Geldordnung und damit das Vertrauen der Bürger  zerstören. Es ist deshalb an der Zeit, ein klares Signal zu geben, dass die expansive  Geldpolitik beendet wird. Längst fällige Reformen  würden so erzwungen. Die Spekulation  auf einen Fortgang der Geldschwemme  würde eingedämmt. Das Vertrauen der Sparer in die Geldordnung würde wieder  gestärkt. Die Federal Reserve hat diese Trendwende  bei den Zinsen schon umgesetzt.

Denkbar wären glaubhafte Zinsschritte von je 0,25% Prozentpunkten pro Halbjahr über einen langen Zeitraum hinweg. Würden so die Erwartungen hin zu einer langsamen Geldpolitischen  Straffung gedreht, hätten die überschuldeten Staaten, wacklige  Finanzinstitute und lahme Unternehmen ausrechend Zeit für das längst fällige Aufräumen. Wenn einige  dennoch scheitern, wird Neues entstehen. Wer die schöpferische  Zerstörung  Schumpeters verhindern will, wird Siechtum ernten.

Da die Regierungen mit steigenden Zinslasten rechnen müssten, wären sie zum Sparen gezwungen, um die Schuldenberge abzutragen. Die Verringerung der öffentlichen Ausgaben würde privater wirtschaftlicher Aktivität wieder mehr Raum geben. Den Banken und Versicherungen, die darunter leiden, dass die Geldpolitik  die Gewinnmargen drückt, würde eine wichtige Einkommensquelle zurückgegeben. Damit ließen sich faule Kredite  abtragen und das traditionelle Kreditgeschäft zur Investitionsfinanzierung wiederbeleben.

An die Unternehmen würde das Signal gesendet, dass sie, statt auf billige Kredite zu warten, wieder höhere Renditen erwirtschaften müssen. Das wäre ein Anreiz zu neuen  Innovationen und Investitionen. Die Produktivitätsgewinne, die seit Einsetzen der sehr expansiven Geldpolitiken immer kleiner wurden, würden wieder zunehmen. Dies würde Raum für reale Lohnerhöhungen und mehr Konsum schaffen. Die Kapazitäten der Unternehmen würden wieder ausgelastet. Das Vertrauen der Bürger in die Marktwirtschaft und Politik würde wiederbelebt.

Der Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik ist nur dann möglich, wenn er international koordiniert wird. Sonst kommt es zu schmerzhaften Aufwertungen. Da in allen Ländern die expansiven Geldpolitiken das Wachstum lähmen, ist gemeinsames Handeln sinnvoll und erforderlich. Äußerungen auf dem jüngsten G-20 Treffen in Schanghai gingen in diese Richtung.

Die EZB sollte ihr Inflationsziel wieder stärker am Maastricht-Vertrag orientieren, der Preisstabilität und nicht etwa eine Inflationsrate von nahe zwei Prozent vorschreiben. Mit der semantischen Umdeutung des Mandates  sollte Schluss sein. Die Schweiz hat in der Vergangenheit gezeigt, dass in Perioden  der Preisstabilität das Wachstum nicht beeinträchtigt wird. Darüber hinaus muss das Regelwerk, unter  dem der EZB-Rat seine Beschlüsse  trifft, reformiert werden. Dazu sind folgende Schritte unerlässlich:

Erstens sollten die Stimmgewichte im EZB-Rat die Haftungsanteile widerspiegeln. Es geht nicht an, dass Deutschland für ein Viertel der Investitionsrisiken der EZB haftet, obwohl es nur ein Stimmgewicht wie Malta hat. Der Zentralbankpräsident des wirtschaftlich größten Eurolandes  darf bei den fiskalischen  Kreditoperationen der EZB nicht laufend überstimmt werden können.

Zweitens sollte für geldpolitische  Entscheidungen, die starke fiskalische  Wirkung haben, eine qualifizierte  Mehrheit von mindestens  80 Prozent der Stimmen vorgesehen sein, zum Beispiel bei Käufen von Staatspapieren.

Drittens muss die asymmetrische  Kreditgewährung aus der Druckerpresse, die Deutschlands Target-Forderungen mittlerweile wieder auf  über 600 Milliarden Euro getrieben hat, ein Ende finden. Es geht nicht an, dass man unbegrenzt bei der Bundesbank anschreiben lassen kann, ohne jemals zur Tilgung gezwungen zu sein. In den Vereinigten Staaten  müssen die Target-analogen Salden zwischen den Distrikt-Zentralbanken jährlich abgegolten werden. Die Tilgung nimmt den Appatit für die Selbstrettung mit der Druckerpresse.

Dies alles  ist ein Entzugsprogramm für Drogensüchtige. Es kann zwar erhebliche  Kopfschmerzen verursachen, doch ist es  unvermeidbar, wenn man  Europa nicht zu einem Bund überschuldeter Junkie-Staaten  machen will, der politisch  und wirtschaftlich in der Welt nicht Schritt halten kann.

Diejenigen, denen die Therapie zu beschwerlich ist, sollten unter Streichung eines Teils ihrer Schulden temporär aus der Währungsunion austreten können. Nachdem das betroffene Land nach Abwertung  und Strukturreformen  seine Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangt hat, wäre  der Wiedereintritt zu einem neuen Wechselkurs möglich. Die Abwertung würde die Arbeitslosigkeit  senken. Die Aussicht auf Wiedereintritt würde Reformkräfte  stärken und das Land politisch stabilisieren.

Die Probleme sitzen tief und sind  politisch nicht einfach zu lösen. Doch der Versuch, strukturelle Probleme  mit immer mehr billigem Geld  zu therapieren, ist kontraproduktiv. Da die ultra lockere Geldpolitik  neue Blasen treibt, das Wachstum lähmt und wachsende Ungleichheit begründet, bildet sie den Nährboden  für eine zunehmend e politische Polarisierung  in der EU. Es ist an der Zeit, Mario Draghi die Bazooka zu entreißen“.

Anmerkungen des Herausgebers:

Diese Analyse entspricht letztlich den „finanzphysikalischen“ Gesetzen , die sich mit Bazookas oder mit „whatever it takes“ nicht außer Kraft setzen lassen. Problem ist nur, dass die handelnden Personen diesen „finazphysikalischen“ Gesetzen nicht folgen wollen und werden, „whatever it takes“, angefangen bei Herrn Draghi mit seinem der Politik zur Dankbarkeit verpflichteten  Zentralbankrat, und fortgesetzt bei den europäischen Politikern, die aus wahltaktischen Gründen die notwendigen und schmerzhaften Reformen keinesfalls durchführen werden.

Die Analyse und das Resultat daraus kann somit nur heißen, dass am Ende dieser chaotischen Versuchslabor-Geldpolitik eine neue Währung stehen  wird, vielleicht der Euro-Dollar.

  1. Mai 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de