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tree value forestry GmbH

Bei einer Suche nach Finanzdaten in Internet poppte eine Werbeeinblendung der tree  value forestry GmbH mit zweistelligen Renditehinweisen auf. Um Näheres darüber zu erfahren bat ich um Zusendung von Unterlagen.

Zuerst erreichte mich der Anruf eines höflichen Vertreters dieser Firma zwecks Führung eines Vorgesprächs, ich bat aber vor einem solchen Gespräch um Zusendung von aussagefähigen Unterlagen, um mir darüber zuerst ein Bild machen zu können.

Prompt erhielt ich kurz darauf schon eingescannte Unterlagen mit entsprechenden Presseartikeln, wobei ein Bericht mit den Schlagzeilen „Anlagestrategie der US-Eliteunis / Die Strategien der schlauesten Anleger der Welt“ besonders hervor stach. Darin wurde von den Anlagestrategien der Stiftungen der Unis Harvard, Yale, Stanford und anderen Elite-Unis berichtet, welche in 2014 mit einer Rendite von 15.5% aufwarten konnten. Zurückzuführen wäre das durch einen Anlagemix, wobei der größte Teil davon aus Investitionen mit alternativen Anlagen stammen würden. So investierte Harvard seit 2008 massiv in Nutzwald bzw. US$ 3 Milliarden = 10% des damaligen Stiftungsvermögens in Farmland und Wälder. Und weil diese Investments sehr erfolgreich waren, soll die Vermögensverwaltung  von Harvard weltweit weitere Waldinvestments planen.

Dieser Bericht stammte aus der Wirtschaftswoche vom 19.2.2015. In der FAZ vom 24.9.2016 wurde mit der Schlagzeile „Harvard verliert zwei Milliarden Dollar“ davon berichtet, dass Harvard ein Baumplantagenbesitzer in Argentinien sei und schwierige Umstände bei zwei Geldanlagen in Lateinamerika  als einen Grund für den Verlust genannt wurde.

Einige Tage später erreichte mich dann ein 47-seitiges Prospekt mit Kurzinformationen und entsprechenden Vertragsunterlagen inklusive eines Urlaubsprospektes der Dominikanischen Republik, in welcher sich die Baumplantage befindet. Das darin beschriebene Konzept sieht vor, dass der Anleger bei tree value forestry 9 Jahre alte Mahagoni- Bäume für € 225,- kaufen kann, zwischenzeitlich soll der Kaufpreis schon nahe der € 300,- Grenze liegen. Nach 15 Jahren wird ein Verkaufspreis von etwa € 600 angenommen, welches einer Verzinsung von etwa 8- 10% gleichkommen würde.

Tree vallue forestry kauft mit dem Geld der Anleger die Bäume von der Plantagen – Firma Mahagoni Trees Value E.I.R.L. mit Sitz in der Dominikanischen Republik, welche Eigentümerin des dortigen Grund und Bodens ist, auf dem die Mahagonibäume aufwachsen. Des Weiteren würde die Pflege dieser Bäume diese Plantagenfirma übernehmen.

Der Anleger hat es letztlich zunächst mit zwei Risikopotenzialen zu tun. Risikopotenzial Nr. 1 ist die tree value forestry GmbH selbst als unmittelbarer Vertragspartner, der das Anlagegeld entgegennimmt, um damit diese Mahagoni Bäume bei der Plantagenfirma zu kaufen. Hierzu sollte man deren Bonität kennen, um dieses Risikopotenzial eingrenzen zu können, womit die Vorlage einer aktuellen Bilanz notwendig wäre bzw. sollte Gegenstand im Verkaufsprospekt sein. Jedoch Fehlanzeige.

Aus einer Handelsregistereintragungen vom 10.11.2015  konnte recherchiert werden, dass der Gesellschaftsvertrag der  true value forestry GmbH vom 9.3.2012 stammte, die Firma somit erst 4 Jahre besteht, das Stammkapital geringe € 25.000 beträgt und Veljko Richling-Kovacevic als neuer Geschäftsführer bestellt worden ist. Herr Richling-Kovacevic war davor in mehreren Unternehmen (Consulting/ Handels- und Vertriebsgesellschaft/Kapitalanlagegesellschaft) als Geschäftsführer tätig gewesen, sein Vorgänger  war Versicherungsmakler und der ebenfalls mit dieser Handelsregistereintragung erloschene Prokurist war davor Heilpraktiker. Ist oder war das ein Beleg für eine entsprechende Expertise für Waldinvestments?

Um dieses Risikopotenzial Nr. 1 zu minimieren, wurde vorgeschlagen einen hiesigen Treuhänder und Rechtsanwalt mit dem Namen „Hans im Glück“ und in der Dominikanischen Republik mit dem Namen „Sancho Sanches“,  einzuschalten. Beim Lesen dieser Namen fühlte ich mich an der Nase herumgeführt.

(Anmerkung: Von Seiten des Unternehmens wurde zwischenzeitlich mitgeteilt, dass dies eben in einem Entwurf Platzhalternamen gewesen waren bzw. es sich um einen nicht zur Veröffentlichung freigegebenen Entwurf handelte. Dies sollte aus Gründen der Fairness nicht unerwähnt bleiben)

Risikopotenzial Nr. 2 ist die Baumplantagenfirma in der Dominikanischen Republik, welche Eigentümerin der Grundstücke ist, auf welchem die Bäume aufwachsen sollen. Nach deutschem Grundbuchrecht sind Bäume Bestandteile eines Grundstücks, welches man für die Dominikanische Republik evtl. auch annehmen kann. Sollte nun die Baumplantagenfirma die Grundstücke und die Bäume über einen Bankkredit erstanden haben, würde sich die Kredit gebende Bank aufgrund der Langfristigkeit eine grundbuchliche Absicherung in Form von Hypotheken u.ä. geben lassen, die Bank hätte somit ein erstrangiges Verwertungsrecht auch bezogen auf die Bäume.

Um dieses Risikopotenzial ebenfalls einschränken zu können, wäre auch hier die aktuelle Einsicht in die Bilanz der Baumplantagenfirma notwendig. Jedoch auch hier Fehlanzeige

Der Telefonanruf des höflichen Vertreters ließ nicht lange auf sich warten. Auf meine erste Frage, wer denn der Gesellschafter der true value forestry GmbH wäre, stellte dieser die Gegenfrage „Was ist denn ein Gesellschafter?“. Daraufhin klärte ich ihn auf, dass der Gesellschafter der Eigentümer der true value forestry GmbH wäre, worauf er die Antwort gab, dass dies Herr Richling wäre. Kurz darauf gab er mich dann weiter an Herrn Richling, welcher mir in einem absoluten Schnellsprachkurs das Konzept seines Unternehmens erklärte. Ich bat ihn daraufhin, mir doch diese beiden aktuellen Bilanzen zuzusenden, welches er dann auch noch nachholen wollte, erhalten habe ich bis dato aber keine dieser beiden Bilanzen. Das war vor etwa 1 ½ Monaten.

Vor ca. 2 Wochen erhielt ich dann wiederum einen Anruf eines anderen Verkäufers mit sympathischer Stimme, welcher sich nach meiner Entscheidung erkundigen wollte. Unter Hinweis darauf, dass ich immer noch auf diese beiden Bilanzen warte, war das Gespräch nach einigen Sekunden und er Zusicherung, dass ich diese kurzfristig erhalten würde sehr schnell beendet. Bis heute habe ich diese ebenfalls nicht erhalten.

Wichtige Vertragsbestandteile:

Zur Sicherung einer langfristigen Bewirtschaftung  wird mit dem Anleger ein Vertrag von zunächst 5 Jahren abgeschlossen. Der Vertrag  würde unabhängig davon  in jedem Fall nach der Fällung sämtlicher  vom Käufer erworbenen Bäume sowie Verkauf  des Holzes automatisch mit der Auszahlung  des hieraus resultierenden Nettoerlöses enden.

Dieser kauft damit schon einen 9 Jahre alten Baum, nach 5 Jahren wäre dieser dann 14 Jahre alt bzw. seien wir nicht so genau, er wäre dann etwa 14-15 Jahre alt.  Mit diesem Alter wäre der Mahagoni-Baum meines Wissens aber nicht für die Möbelproduktion zu gebrauchen, sondern eher für Holzkisten u.ä. Mahagoni-Bäume müssten ein Alter von mind. 40 Jahre erreichen, um wertvoll für die Möbelproduktion zu werden. Eine Verlängerung des Vertrages kann man mit true value forestry zwar vereinbaren, man müsste dann aber pro Jahr eine Zusatzgebühr von  1% des vom Käufer  geleisteten Kaufpreises bezahlen. Abweichend hiervon  beträgt die Zusatzgebühr  für jedes weitere Lebensjahr  1% des Bruttoverkaufserlöses, sofern ein Verkaufskommissionsvertrag zwischen dem Käufer und der true value forestry GmbH zustande gekommen ist, welches meistens der Fall sein dürfte, da dem Anleger nicht zugemutet werden kann, seine Bäume in Lateinamerika selbst vermarkten zu müssen. Besteht ein solcher Verkaufskommissionsvertrag muss der Anleger bei Verkauf der Bäume eine Verwertungsgebühr  von 10% und eine Managementgebühr von 5% des Bruttoverkaufserlöses bezahlen.

Insofern kann eine Verlängerung des Vertrages sehr teuer werden und ob ein 15 Jahre alter Baum den prognostizierten Preis von ca. € 600 Euro erreichen wird, ist letztlich sehr fraglich.

Sollte andererseits der Anleger aus dem Vertrag wieder aussteigen wollen – aus Gründen wie auch immer – muss er 15% des nach Einschätzung  von true value forestry  zu erwartenden Bruttoverkaufserlöses  per Vorklasse bezahlen. Letztlich hängt damit der Anleger vollkommen von der true value forestry ab und es ist daher nicht auszuschließen, dass damit der größte Teil seiner Anlage im Nirwana verschwindet. Bedenkt man, dass ein Mahagonibaumsetzling nur € 0,40 kostet, erscheint der Kaufpreis der 9 Jahre alten Bäume von € 225,- + x weit überzeichnet.

Fazit:

Der Kaufpreis der Bäume ist zu hoch, der prognostizierte Verkaufspreis ist fraglich und erst nach 5 Jahren + x verifizierbar, die später anfallenden Gebühren sind recht saftig und lassen evtl. künftige Gewinne zusammenschmelzen bzw. kaum entstehen. Darüber hinaus gibt es Unsicherheiten bezüglich des bestehenden Rechtsrahmens in der Dominikanischen Republik, zudem muss für das Baumfällen eine Genehmigung eingeholt werden. Eigentumsrechte am Grundstück sind erst ab einer Kaufsumme von € 300.000 möglich und ob Rechte an den Bäumen generell separiert werden können, sollte von einem versierten Juristen im Recht der Dominikanischen Republik überprüft werden. Außerdem kann niemand sagen, wie sich dort der Rechtsrahmen in Zukunft positiv oder negativ verändern wird.

Es bestehen große Unsicherheiten in Bezug auf die Bonität der true value forestry GmbH und der Baumplantagenfirma, welche durch Einsichtnahme in deren Bilanzen und jährlicher Berichterstattung ausgeräumt werden könnten. Zur Offenlegung dieser Bilanzen und zur laufenden Berichterstattung scheint man aber nicht bereit zu sein. Was mit den Geldern aus den erzielten Kaufpreisen der Bäume, deren Setzlinge deutlich niedriger sind, in der Zwischenzeit geschieht, bleibt somit völlig im Dunklen.

Es handelt sich hiermit um ein hoch riskantes Spekulationsgeschäft mit langfristigen Ungewissheiten, an der nur die Initiatoren verdienen.

30.Oktober 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

siehe auch www.emde-fiveko.de

 




Altersarmut, vom Staat gefördert!

Mit der Schlagzeile  “Altersarmut, vom Staat gefördert” wurde bereits am 18.März 2015 der unten aufgeführte Beitrag in diesem Blog veröffentlicht.

Da das Thema Altersarmut nun – vor der sich abzeichnenden Bundestagswahl” – von den Politikern wieder aufgegriffen wurde und – wie es scheint – ein Wahlkampfthema sein wird, möchte ich den damals veröffentlichten Beitrag in diesem Blog wieder auf aktueller Stelle bringen, wobei es schon verwunderlich ist, warum erst jetzt dieses Thema an Aktualität gewonnen hat, verschärft doch die EZB des Herrn Draghi schon seit Jahren mit Ihrer zerstörerischen Niedrigzinspolitik die sich abzeichnende Altersarmut noch extrem und das schon seit Jahren.

Bisherige Äußerungen der Politik gehen aber wieder in Richtung von höheren (Zwangs)Beiträgen oder Alimentierung der Renten aus dem Steuertopf, womit die Abgabenlast der Bürger letztlich noch weiter steigt mit der Folge, dass die spätere Rente nicht wesentlich ansteigen wird, dafür aber die Bevormundung und Ausplünderung der Bürger, welche die private Vorsorge damit weiter unmöglich machen wird.

Insofern ist dieser Beitrag unverändert aktuell und soll (hoffentlich) dazu beitragen, der Politik die Augen für die eigentlichen Gründe der sich abzeichnenden Altersarmut zu öffnen und vor allem, dass sie mit dieser Politik dazu beigetragen hat und noch weiter beitragen wird.

29. Oktober 2016

Elmar Emde

Beitrag vom 18. März 2015

Altersarmut, vom Staat gefördert!

In den letzten Monaten konnte man sehr viel in der Presse über die Altersarmut lesen. Bisher hat sich aber noch kein Politiker Ge­danken darüber gemacht, dass diese Altersarmut auch eine wesent­liche Ursache in der hohen Steuer- und Abgabenquote hat.

Zwischenzeitlich müssen nahezu alle Bürger, angefangen vom Angestellten, Facharbeiter, Handwerker oder Unternehmer nahezu die Hälfte ihres Arbeitslohnes an den Staatsapparat und die sozialen Einrichtungen abliefern. Da bleibt einfach kaum etwas übrig für die private Vorsorge, insbesondere dann, wenn noch Kinder vorhanden sind.

Ich möchte daran erinnern, dass es früher wegen des „Zehnten“ = 10 % Steuern blutige Bauernaufstände gab.

Bei diesen rd. 50 % sind die noch vielen Abgaben, die auf allen Gütern in Form einer Mehrwertsteuer (welcher Mehrwert? für den Bürger sicherlich nicht), Benzinsteuer, Branntweinsteuer, Versicherungssteuer usw. und dann noch die kommunalen Abgaben zwecks Unterhalt der immer größer werdenden kommunalen Verwaltungen, noch nicht gerechnet.

Ganz schlimm wird diese Rechnung, wenn man die effektiven Kosten, die ein Arbeitnehmer einem Unternehmen verursacht, ins Verhältnis zu dem setzt, was dem Arbeitnehmer dann noch zum Leben übrig bleibt.

Folgendes Beispiel eines Angestellten in einem mittelständischen Betrieb:

Bruttogehalt € 2.800 + Sozialabgaben des Arbeitgebers € 608,86 = € 3.408,86 Gesamtpersonalaufwand des Unternehmens für den Mitarbeiter.

Bruttogehalt € 2.800 abzüglich aller Abgaben über € 1.046,59 = € 1.753,41 Nettogehalt.

Das bedeutet, dass von einem Gesamtaufwand des Arbeitgebers in Höhe von € 3.408,86 ein Betrag von € 1.655,45 = rd. 49 % in das staatliche System (Einkommenssteuer, Krankenkasse, Rentenver­sicherung usw.) fließen.

Von diesen, dem Arbeitnehmer verbleibenden  € 1.753,41 müssen dann die erwähnten sonstigen Abgaben wie Mehrwertsteuer, die diversen Stromsteuern usw. usw. nebst den kommunalen Abgaben bezahlt werden. Berücksichtigt man dann diese Beträge, kann man von weiteren rd. € 300 – € 500 pro Monat ausgehen, so dass das echte Nettogehalt bei diesem Beispiel bei etwa € 1.400 liegen dürfte. Davon sind Miete oder noch diverse Kreditraten z.B. für den Kauf eines Autos usw. zu bezahlen. Hat man dann noch Kinder, sieht die Rechnung noch katastrophaler aus, bzw. manche Familien bewegen sich damit hart an der Armuts- und Verschuldungsgrenze.

Das ist eine Ausbeutung der Bürger par excellence zu Gunsten der nicht endenden Ausgabenwünsche der Politik und es machen sich nirgendwo Absichten breit, diesen ausbeuterischen Wahnsinn zu stoppen.

Die Vorsorge-Programme der Banken und Versicherungen haben zwar steuerliche Vergünstigungskomponenten, diese werden aber letztlich von den hohen Gebühren dieser Institute am Anfang und während der Laufzeit mehr als aufgefressen.

Ich habe mir mehrmals die Mühe gemacht, solche Vorsorge­angebote mit ganz normalen Sparverträgen mit gleicher Laufzeit und gleichen Sparleistungen, aber ohne staatliche Zuschüsse, zu vergleichen (über Excel ganz leicht nachzuvollziehen bei Beherrschung der simplen Zinsformel). Das Ergebnis ist nieder­schmetternd. Ein solcher Sparvertrag wäre deutlich günstiger gegenüber dem Vorsorgeprodukt auch inkl. der „versprochenen“ Überschüsse, man käme sogar auf ein höheres Endkapital und könnte den Rest ohne Abzüge für die Banken und Versicherungen weiter vererben.

Somit sind diese Programme eine hohe Einkommensquelle für die gesamte Finanzindustrie, zumal der propagierte Nutzen für den Sparer erst in 20 oder 30 Jahren offensichtlich wird, die Verkäufer dieser Produkte gibt es dann vermutlich nicht mehr und keiner kann zur Verantwortung gezogen werden. Bisherige Erfahrungen mit abgelaufenen Lebensversicherungen, deren Auszahlungsbeträge bei Weitem nicht den Versprechungen bei Abschluss des Vertrages entsprachen (auch schon vor der jetzigen Niedrigzinsphase), teil­weise sogar noch geringer sind, als die geleisteten Einzahlungen insgesamt, lassen Schlimmes befürchten.

Warum überlässt man dem Bürger nicht selbst, in welche Anlage­form er vorsorgen möchte. Warum haben immer nur die Finanz­produkte der Finanzindustrie steuerliche Anreize. Warum wird ein simpler und vor allem sehr langfristiger Sparvertrag nicht ebenfalls gefördert? Die Frage ist schnell beantwortet: Daran verdient die Finanzindustrie nichts!

Ganz unverständlich ist hier die Haltung der Gewerkschaften, welche stets für höhere Löhne zur Ankurbelung der Binnenkonjunktur plädieren und kämpfen, die schmerzliche Enteignung über die hohen Steuerzahlungen vollkommen ausblenden. Was hilft aber ein höherer Bruttolohn, der zudem viele Mittelständler weitere Substanz kostet und in Finanz- /­Liquiditätsnöte bringt, wenn durch die kalte Progression die Abgaben an den Staatsapparat ansteigen und somit netto für den Arbeitnehmer kaum etwas übrig bleibt. Erste zaghafte Versuche die kalte Progression zu mildern, wurden von der linken Opposition mit „Geschenken“ an die Reichen verglichen. Was für ein Blödsinn. Die Erhöhung der eigenen steuerfreien Kosten­pauschale und dann noch in Höhe mancher Renten geht bei allen Parteien dagegen Jahr für Jahr ohne großes Tamtam und still und leise durch den Bundestag, dem Elfenbeinturm unserer Machtpolitiker.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die derzeitige Politik – und da sind sie mit den Potentaten der Vergangenheit bis ins hohe Mittelalter kaum zu unterscheiden – nicht mit dem ihnen anvertrauten Geld umgehen können und als Folge dessen nur eines im Kopf haben, wie sie die Steuern weiter erhöhen und wie sie weitere erfinden können und das nicht zu gering. Man kann es als ein Steuererhöhungs-Gen bezeichnen, welches quer durch alle Parteien zu finden ist.

Und damit die Bürger diese Entwicklung nicht so wahr­nehmen, wird unser Steuersystem immer komplexer und für den Normalbürger nicht mehr durchschaubar. Die Steuergesetze haben zwischenzeitlich einen Umfang erreicht, welcher die Finanz­gerichte auf Jahre hinaus beschäftigen und somit die Bürger immer mehr in eine Grauzone hineinwachsen lassen werden.

Dieses komplexe System ist ähnlich aufgebaut, wie das System der strukturierten Finanzprodukte, man könnte fast annehmen, beide Parteien haben sich diese Komplexität der Ausbeutung abgeschaut.

Ich glaube, in meinem Leben werde ich es nicht mehr erleben, dass die Steuern wirklich gesenkt und nicht durch“ Gegen­finanzierungen“ ausgehebelt und neutralisiert, bzw. damit über die Hintertür wieder angehoben werden mit der Folge eines saldierten Null-Ergebnisses für die Bürger.

Den Solidaritätsbeitrag wegen Eingliederung der DDR wird es ver­mutlich in 100 Jahren + x aufgrund vieler anderer und neu erfundener Solidaritätsgründe genauso geben, wie die vor 111 Jahren eingeführte Sektsteuer zur Finanzierung der deutschen kaiserlichen Kriegsmarine, die jetzt am Meeresgrund des Skagerrak dahinrostet oder die Schaumweinsteuer, womit der deutsche Kaiser den Nord-Ostsee-Kanal bauen ließ. Da dieser dringend renoviert werden muss, bin ich gespannt, ob der jetzige Verkehrsminister nicht vielleicht noch eine Steuer einfällt. Die Pkw-Maut ist ja schon auf dem Weg.

Diese Schilderung der Steuerbelastungen ist symptomatisch auch auf alle Berufsgruppen übertragbar und führt dazu, dass der Bürger immer weniger Gelegenheit bekommt, für sich selbst und seine Familie vorzusorgen.

Selbst wenn er Geld von seinem versteuerten Geld auf die Seite legt, wohl gemerkt von seinem versteuerten Geld, greift der Staat auch hier noch zu in Form der Abgeltungssteuer u.ä. zu. Allein dieses Wort „Abgeltungssteuer“ lässt die Frage entstehen, um welche Form einer Abgeltung es sich hier denn handelt? Muss man eine Schuld abgelten, nur weil man vorgesorgt hat?

Diese derzeit hohe Steuerquote von 42%, mit Kirchensteuer und Solidaritätsbeitrag rd. 47%  ab nur € 52.882 Gewinn/Einkommen bei einem unverheirateten Steuerzahler führt dazu, dass viele mittelständische Unternehmer, Selbstständige, Handwerker und letztlich auch die Angestellten und Arbeiter, somit alle Bürger dieses Staates in vielerlei Hinsicht immer mehr in die Fänge der Finanzindustrie geraten, sei es aus Geldmangel wegen der an den Staat abgelieferten hohen Abgaben, sei es, um angeblich Steuern zu sparen und dafür Schrottanlagen verkauft zu bekommen oder sei es, um die optimale private Vorsorgemaß­nahmen einer Bank oder Versicherung zu „kaufen“, woran diese sehr kräftig und vor allem langfristig verdienen.

Dieser Grenzsteuersatz von 42% wurde zwar durch mehrere Schritte von 53%   noch in 1999 bestehend auf die jetzige Größe gesenkt, allerdings dabei auch die Höhe des Einkommens von damals € 61.376 auf die jetzigen € 52.882.

Diese Relationen haben sich seit 1958 mehrmals jeweils nach „Steuerreformen“ verschoben, erschreckend hierbei ist jedoch die Feststellung, dass sich die Höhe des Jahreseinkommens, bei der dieser Höchststeuersatz einsetzt, seit 1958, also innerhalb von 55 Jahren, kaum verändert hat. In 1958 kam ab einem Jahreseinkommen von € 56.263 der Grenzsteuersatz von 53% zur Geltung, momentan wird dieser von 42% bei einem Jahreseinkommen von € 52.882 berechnet.

Berücksichtigt man die in diesen 55 Jahren erfolgten Geldentwertungen und die Einkommenssteigerungen, müsste diese Einkommensgrenze eigentlich deutlich höher liegen, Presseberichten sprechen von rd. € 1,5 Mio.

Fazit:

Mit der derzeit hohen Steuerquote wird die befürchtete Altersarmut unvermeidlich und dem Staat langfristig auf die Füße fallen durch dadurch später einsetzende hohe Sozialausgaben. Vergleicht man die abgegoltene Einkommenssteuer auf Kapitaleinkünfte von 25% zzgl. Kirchensteuer und Soli, also ca. 28% mit der beschriebenen und nahezu doppelt so hohen Einkommenssteuer auf die Arbeitsleistung, deutet sich hier eine echte „Ungerechtigkeitslücke“ an.

Jetzt höre ich schon die Politiker frohlocken und Vorschläge machen in Bezug auf Erhöhung der Kapitaleinkünfte auf das Niveau des Einkommens für Arbeitsleistung. Das würde aber das Kapital aus dem Land jagen, genauso wie es übrigens die hohe Einkommenssteuer für die Arbeitsleistung bereits schon bei hoch ausgebildeten Fachkräften vorführt.  In der Schweiz arbeiten bereits viele deutsche Fachkräfte in Banken und Krankenhäuser.

Warum kann man die Arbeitsleistung nicht auch so besteuern wie die Kapitaleinkünfte? Das würde die Bevormundung und Alimentierung der Bürger zurückschrauben, ebenso die Abhängigkeit von der Finanzindustrie und gäbe dem Staatsgefüge eine solide Basis.  Ich hoffe, man hört diesen Vorschlag.

18. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 




Wundersame US-Banken

Die Quartalsergebnisse der wundersamen US-Banken JP Morgan, Wells Fargo, Bank of America, Citi-Group und zuletzt Goldman Sachs strotzen nur so von einer Ertragsstärke und weisen wieder Milliarden-Gewinne aus, wovon die europäischen Banken und in Deutschland die Deutsche Bank und Commerzbank nur träumen können.

Aber hatten wir solche Wahnsinnsgewinne vor 2008 pro Quartal nicht schon einmal und später stellte sich heraus, dass diese auf betrügerischen Machenschaften und Manipulationen aller Art fußten, wie es sich jetzt z. B. bei Wells Fargo wieder herausgestellt hat. Bahnt sich somit wieder eine ähnliche Situation wie Anfang dieses Jahrtausends an?

Mit normalem Bankgeschäft sind solche Erträge jedenfalls nicht zu machen und eine wundersame Geldvermehrung gibt es ebenfalls nicht. Somit können solche überirdischen Gewinne nur aus dem Bereich des Investmentbankings stammen, deren oberstes Geschäftsprinzip ist, die Markteilnehmer über den Tisch zu ziehen. Einer muss aber diese horrenden Gewinne letztlich bezahlen und das ist an erster Stelle der Bankkunde und an nächster Stelle die Arbeitnehmer, Bürger und Steuerzahler schlechthin, in den meisten Fällen durch Gehaltskürzungen und Arbeitsplatzabbau = Arbeitslosigkeit bei den betroffenen Unternehmen.

Entweder werden Wahnsinnshonorare im M&A-Geschäft vereinnahmt, d.h. mit dem Geschäft der Investmentbanken bei Firmenübernahmen oder durch das Strukturieren von Finanzprodukten, in welchen diese damit aufkommenden (und andere) Risiken wundersam verpackt mit Chance und Risiko der breiten Masse von Bankkunden mit der sehr wahrscheinlichen Option auf Kapitalverlust aufgedrückt werden. Die Finanzkrise in 2008 hat es ganz deutlich gezeigt.

Helfershelfer dieser Risikoverlagerungspolitik sind die Zentralbanken mit Draghi & Co, welche dem Anleger kaum  andere Anlagemöglichkeiten überlassen als diesen strukturierten Krimskrams.

Somit wird der Realwirtschaft – wie vor 2008 – Kapital entzogen und in der Wall Street bei wenigen Marktspielern gebunkert.

Man braucht sich daher nicht über das rechtspopulistische Wählerpotenzial der damit belasteten und  abgestiegenen politischen Mitte in den USA wundern, welches sich der Demagoge, Pleitier und Frauenbegrappscher Trump entsprechend zu Nutze macht. Eine ähnliche Situation hatten wir in der Weimarer Republik nach der Weltwirtschaftskrise, ebenfalls von den Investmentbanken ausgelöst, welche die Faschisten in Deutschland und Italien ausnutzen und danach die Welt ins Chaos stürzen ließen. Ähnliches ist für die USA nicht auszuschließen.

Fakt ist, dass in den USA nur wenige Familien unsagbar reich sind und das zu Lasten der großen Masse der US-Bürger, die sich dadurch ins Abseits gestoßen fühlen und sich als Versager fühlen müssen. Solche gefährlichen Situationen hat es in der Weltgeschichte schon sehr oft gegeben und   hat früher oder später stets zu Revolutionen, politischen Umbrüchen oder schlimmstenfalls zu Bürgerkrieg geführt.

Unglaublich ist es aber, dass gerade die für die Finanzkrise hauptverantwortlichen Banken wie JP Morgan, Bank of America, Citi-Group und Goldman Sachs nebst anderen Investmentbanken nunmehr als die großen Gewinner dastehen und sich unvermindert ins Fäustchen lachen können, haben sie es doch damals geschafft, den europäischen Banken ihren Anlagedreck aufzudrücken, welche jetzt dafür auch noch von den US-Aufsichtsinstitutionen zu horrenden Strafzahlungen genötigt werden. Hierbei muss schon die Frage erlaubt sein, warum die US-Aufsichtsämter diese damalige betrügerische Situation überhaupt zugelassen haben? Sind sie nicht dafür verantwortlich? Wer hat denn damals die Subprimes zugelassen?

Hier zeichnet sich ein deutliches Hegemoniestreben der USA nicht nur auf dem militärischen Sektor sondern auch auf dem Sektor der Weltfinanz ab, die vielen Unternehmens- und Marktkonzentrationen belegen dies. Die USA braucht sich deshalb nicht wundern, warum die Aversionen gegen die USA stetig zunehmen.

Wenn das so weiter geht, ist nicht mehr auszuschließen, dass US-Banken mit ihren Milliarden-Gewinnen sukzessive das europäische Bankensystem übernehmen, welches dem europäischen  Bankkunden dann aber sehr teuer zu stehen kommen wird.

23. Oktober 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Allgemeiner Marktkommentar Oktober 2016

Beitrag von Ottmar Beck

Wilen, den 9. Oktober 2016 Nr.10

Sehr geehrte Damen und Herren,

was ist die meist gehasste Anlage der Welt? Diese Frage stelle ich mir immer wieder, denn meistens bietet die meist gehasste Anlageklasse die größten Chancen. Letztes Jahr wollte niemand Gold haben, in diesem Jahr ist Gold – besonders Goldminenaktien – die Anlageklasse mit der besten Wertentwicklung.
Ich rate immer noch zu einem Engagement, aber man kann nicht mehr sagen, dass Gold noch auf große Ablehnung stößt. Heute ist die meist gehasste Anlageklasse Bargeld. Warum ich das sage? Heute investieren immer mehr Anleger lieber in Anlagen mit negativer Rendite als in Bargeld. Das ist irrational. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist die neue Anleihe von Henkel mit einer Rendite von –0,05 Prozent. Jetzt verkaufen schon Firmen, die zwar exzellent sind, aber durchaus ein Risiko in sich tragen, Anlagen mit einem negativen Zins! Hochrisikoanleihen aus den Vereinigten Staaten haben jetzt eine Rendite von nur 5,5 Prozent, während die Ausfallraten wieder steigen. Da Zinsen auf Staats- und Firmenanleihen immer unattraktiver werden, fliehen Investoren in angebliche Anleihe-Alternativen. Sie fliehen zum Beispiel in Immobilien, Immobilienfonds, Hochzinsanleihen und Aktien mit einer noch hohen Dividendenrendite. Aber egal, wie sehr Sie auch hoffen, eine Rendite zu erzielen, die mit jener festverzinslicher Wertpapiere vergleichbar ist: Diese Anlagen sind keine festverzinslichen Wertpapiere! Diese Jagd nach einer hohen, stabilen Verzinsung wird nicht anders enden wie alle anderen zuvor. Im Moment glaubt jeder, Liquidität sei „Müll“, aber wir bewegen uns rasend schnell auf eine Zeit zu, in der Liquidität wieder „König“ sein wird.

Aktien
Auf die Gefahren des derzeitigen Umfelds haben wir schon hingewiesen. Und auch die Volatilitätsindikatoren deuten in die gleiche Richtung: Sie sind weltweit auf ihren tiefsten Stand gefallen. Vor diesem Hintergrund ist es bezeichnend, dass Warren Buffett, der als einer der großen Investoren der letzten Jahrzehnte gilt, Liquidität sammelt, während andere angstvoll davon laufen. Warren Buffetts Cash- Position:

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Der September war der einzige Monat im Jahr, bei dem es im S&P 500 in den letzten 66 Jahren häufiger zu einem Verlust als einem Gewinn kam. Der Oktober sieht zwar besser aus (41-mal plus, 25-mal minus), aber die meisten Investoren haben den Oktober als „Crash-Monat“ im Kopf. Das ist auch nicht verkehrt: 1929, 1930, 1932, 1933, 1937, 1941, 1978,
1979, 1987, 1997 und 2008 kam es jeweils zu einem drastischen Verfall der Aktienpreise im Monat Oktober, das heißt zwar natürlich nicht, dass es auch dieses Jahr wieder zu fallenden Kursen kommen muss. Aber ein Blick auf das politische Umfeld macht skeptisch: In Spanien gibt es keine Regierung. Italien steht vor dem Verfassungsreferendum, das zum Rücktritt von Premierminister Renzi führen kann. Und dann sind da noch die Kriegssituation im Nahen Osten, die Spannungen in der EU, die ungeklärten Fragen im Verhältnis zur Türkei und letztendlich die Präsidentschaftswahl in den USA – es gibt mehr als genug Konfliktherde.

Besitz von Liquidität entspricht dem Besitz einer Option ohne Enddatum. Mit dieser Option können Sie in jede Anlageklasse investieren, wenn ein „Schnäppchen“ auftaucht. Und zumindest statistisch gesehen, könnte sich noch im Oktober eine erneute Chance bieten, wie Sie der folgenden Statistik für den S&P 500 seit 1950 entnehmen können.

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Darüber hinaus dringen aus vielen Unternehmen schon jetzt, vor den Berichten über das dritte Quartal, negative Nachrichten hinsichtlich des Aufbaus von Vorräten, der Umsätze, die niedriger als erwartet ausfielen, und des Margendrucks.

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Außerdem haben im letzten Monat sowohl Ford als auch General Motors gewarnt, dass steigende Kreditausfälle ihr Geschäft im zweiten Halbjahr 2016 stark negativ beeinflussen könnten. Ford hat in seinem vierteljährlichen Bericht an die Securities and Exchange Commission berichtet, dass im ersten Halbjahr 449 Millionen US-Dollar für Kreditverluste zurückgestellt wurden, eine Erhöhung um 34 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2015. General Motors hat in seinem Bericht eine Summe von 864 Millionen US-Dollar genannt. Die gesamten ausstehen den Kredite für die Automobilfinanzierung belaufen sich in den USA auf 1 Billion US-Dollar. Stagnierende Einkommen, steigende Verschuldung und zumindest bei den Dingen des täglichen Bedarfs steigende Preise haben zu einer Veränderung der Konsumausgaben geführt. Die bislang Spendierfreudigsten, die Amerikaner, werden zu Sparern.

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Diese Veränderung gilt vor allem für die junge Generation. Da die Konsumausgaben der Motor der Wirtschaft sind, dürfte das weltweite Wirtschaftswachstum in Zukunft auch niedrigere Wachstumsraten aufweisen. In der Folge werden auch die Investitionen der produzierenden Wirtschaft langsamer oder gar nicht mehr wachsen. Dem steht bei immer mehr Sparern eine größere Geldmenge gegenüber, die angelegt werden will.

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Festverzinsliche Anlagen
Ich habe immer behauptet, dass Prognosen beinahe wertlos sind. Schauen Sie sich nur an, wie viele Analysten für 2014 höhere Zinsen vorausgesagt haben. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass langfristige Anleihen seit 2014 eine der besten Investitionen waren. Aber obwohl Prognosen wertlos sind, machen wir sie alle zu jeder Zeit. Wenn Sie zum Beispiel für die nächsten zehn Jahre in Aktien investieren, treffen Sie natürlich eine Aussage darüber, was Sie in den nächsten zehn Jahren erwarten. Sie werden bestimmt nicht in Aktien investieren, von denen Sie annehmen, dass sie über die nächste Dekade um 40 Prozent fallen (was die San Francisco Fed unlängst in einer Studie als reale Möglichkeit beschrieben hat). Deswegen versuche ich immer, mit Vorschlägen zu arbeiten, die das Vermögen auf viele Anlagekategorien verteilen. Alle seriösen Prognosen, die sich nur auf Fakten und Statistiken der Vergangenheit berufen, sagen, dass Investoren in Aktien über die kommende Dekade eine negative reale Rendite erwarten können. Während zehnjährige festverzinsliche Wertpapiere eine leicht positive reale Rendite erwirtschaften sollen. Das ist der Grund, warum ich auch weiterhin an festverzinslichen Wertpapieren festhalte.

In diesem Umfeld spricht nichts dagegen, weiter vorsichtig zu bleiben.

Im gegenwärtigen Umfeld werden die Zinsen überdies kaum steigen. Die immer weiter fallenden Zinsen haben in Europa zu einer Umschichtung in Märkte mit einer höheren Rendite geführt. Die Fondsbranche meldet die massivsten Zuflüsse in Schwellenländeranleihefonds, die jemals verzeichnet wurden. Wir bleiben weiter in der konservativen Anlage in deutschen und Schweizer Staatsanleihen trotz negativer Zinsen engagiert.

Gold
Vor der letzten Sitzung der Fed gab es zwei Möglichkeiten: Falls die Fed keine Erhöhung vornimmt, werden Gold- und Aktienpreise steigen. Nimmt die Fed eine Zinserhöhung vor, werden Gold und Aktien fallen. Wie wir jetzt alle wissen, wurden die Zinsen nicht erhöht und folgerichtig sind Aktien und Goldpreis wieder gestiegen. Wir müssen uns aber immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass weder die eine noch die andere Entscheidung die Welt geändert hätte. Denn: Die Weltwirtschaft wird nicht über Nacht genesen.

Ich lasse daher die Gold-Positionen unverändert. Denn eines bleibt: das unsichere Umfeld und die geänderte Firmenpolitik der Goldminenunternehmen. Strebten ihre Vorstände früher danach, den Unternehmenswert durch Größe und Diversifikation in die Breite zu steigern, versuchen sie heute, ihn durch die Konzentration auf rentable Großprojekte und niedrige Kosten zu steigern. Beides wird die Kurse der Goldminenaktien weiter oben treiben.

Zum Wochenstart im Oktober fiel der Goldpreis deutlich. Grund dafür sind die wieder höheren Zinserwartungen in den USA. Denn Gold bringt keine Zinsen, ist aber mit Haltekosten belastet. Aber was soll sich im Fall einer Zinserhöhung ändern? Wenn der Leitzins auf 2 Prozent steigen sollte, wird nach Angaben der FED auch die Inflationsrate in den USA auf das anvisierte Ziel von 2 Prozent steigen. Die realen Zinsen sind dann wieder bei Null. Das wird mittelfristig Gold wieder zu einem höheren Preis verhelfen.

Portfoliostrategie
In der Theorie ist der Weg aus der Konjunkturflaute klar: Die Notenbank senkt den Leitzins und erhöht die Geldmenge. Das Überangebot an Geld lässt die Kapitalmarktzinsen sinken. Die fallenden Zinsen stimulieren die Investitionen (Projekte amortisieren sich rascher) und regen den Konsum an (sparen wird unattraktiver), die Konjunktur erholt sich. Was aber, wenn wir schon alles haben und die Produktionskapazitäten deshalb nicht ausgelastet sind? In diesem Fall führt die Geldschwemme zunächst zu einer Inflation der Vermögenswerte.

Jeremy Grantham, Gründer von GMO, hat in seinem vierteljährlichen Brief wie immer seine 7-Jahres- Prognose veröffentlicht. Er glaubt an folgende Entwicklung für die nächsten Jahre

19.10.2016 Bild 6

Trotz seiner guten Erfolge in der Vergangenheit und dem Vermögen von 91 Milliarden US-Dollar, das er verwaltet, kann ich nur hoffen, dass er sich diesmal irrt.

Meine Leser wissen, dass ich konstant empfehle, in ein Portfolio aus verschiedenen Anlageklassen zu investieren. Dieses Portfolio sollte Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Bargeld, Immobilien und Edelmetalle enthalten. Da die meisten Leser Immobilien besitzen, enthält das Portfolio keine Immobilienwerte. Diversifikation bedeutet, die größten Verluste zu vermeiden. Da aber inzwischen alle Anlagen überteuert sind, bin ich mir nicht mehr sicher, ob diese Vorgehensweise auch in Zukunft Bestand haben wird. Für den durchschnittlichen Kapitalanleger ist es aber immer noch die beste aller Optionen. Es sollte Ihnen bewusst sein, dass Diversifikation keine Alternative ist, wenn Sie mit der Geldanlage reich werden wollen.

Ich freue mich auf einen regen Austausch mit Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

O. Beck

Dax : -2,16% – Euro Stoxx 50 P: -5,66% – SMI: -7,70% – RexP: 3,67% – SBI: 6,49% – Gold(in US$): 23,80%
per 30.09.2016

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