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Arme Lottomillionäre

Erst kürzlich wurde wieder der Lotto-Jackpot von € 90 Mio  geknackt, worauf mir die zwei Worte “arme Lottomillionäre” einfielen. Ein Spieler mit 6 richtigen Zahlen erhält diesen Betrag, 8 weitere Spieler mit jeweils 5 richtigen müssen sich „nur“ mit € 2,8 Mio zufrieden geben.

Solche Gewinne sind für die meisten Menschen ein absoluter Traum. Keine Geldsorgen mehr haben zu müssen, sich alles leisten können, was man will, kurzum das Leben  jetzt in vollen Zügen genießen  und  vielleicht seinem ungeliebten Chef die rote Karte auf diese oder andere Art zeigen zu können.

Allerdings sind sich viele dieser Gewinner nicht über die danach auftauchenden Probleme bewusst, die insbesondere dann auftauchen, wenn ihre Namen bekannt werden. Diese neue  Art von Prominenz wird dazu führen, dass die halbe Welt sie  zur Lösung dieser oder jener Probleme anbetteln wird, tot geglaubte Verwandte tauchen plötzlich auf und bitten sie, bei der Lösung dieser oder jener finanziellen Probleme behilflich zu sein usw. usw. Es werden die phantastischen Beteiligungsangebote gemacht, welche sich später dann als heiße Luft herausstellen werden. Der Katalog kann unendlich fortgesetzt werden und führt nach anfänglicher Euphorie irgendwann zu Frust und Verdruss des Lottogewinners, zumal er befürchten muss, nur noch wegen seines Geldes im Fokus aller zu stehen.

In meiner Bankerzeit habe ich einmal erlebt, dass ein Lottogewinner (Landwirt) seine gewonnene Million einfach in sein Banktresorfach steckte und sich nur von Zeit zu Zeit dieses Schatzes bediente. Selbst seine engste Familie nebst Ehefrau hatte von diesem Gewinn keine Ahnung. Mit dieser Vorgehensweise wollte er einfach die oben beschriebene Entwicklung verhindern und in Ruhe weiter leben.

Da dieser Gewinn irgendwann auf irgendeinem Konto bei einer Bank einmal transferiert werden muss(€ 90 Mio in bar sich auszahlen zu lassen, dürfte äußerst schwierig sein), wird diese Bank die erste sein, welche dem Lottomillionär äußerst hofieren und mit Anlagemöglichkeiten von den besten “Spezialisten” der Bank überschütten wird. Diese setzen  sich aus einem Berg von Empfehlungen von „sicheren“ Anlagen bestehend aus   strukturierten Finanzprodukten wie Fonds und Zertifikaten aller Art zusammen, welche der Gewinner vermutlich kaum verstehen wird. Wie soll er auch, wenn selbst die empfehlenden Banker die dahinter steckenden hohen Risiken solcher Anlagen selber nicht verstehen bzw. nicht offenbaren, geschweige denn die hohen Verdienstmöglichkeiten der Finanzindustrie.

Ich hatte vor Jahren in 2005, also vor der Finanzkrise, Herrn Fried­helm Repnik, damaliger Geschäftsführer der landeseigenen Staat­lichen Toto-Lotto GmbH Baden Württemberg, gefragt, welche Empfehlungen er Lottogewinnern, die auch damals schon größere achtstellige Gewinne einstreichen konnten, geben würde.

Seine Antwort darauf war für mich bezeichnend. Er würde diesen Gewinnern empfehlen, eine Woche Urlaub zu machen und dann alle möglichen Banken abklappern und sich dann das beste Angebot heraus suchen.

Ich war schlichtweg entsetzt und das ließ ich auch Herrn Repnik spüren, bzw. habe ihm dringend von solchen Empfehlungen ab­geraten, da mir das Geschäftsgebaren der Banken damals schon bekannt und sehr sauer aufgestoßen war. Außerdem, wie soll ein in Finanzdingen unerfahrener Bürger die für sich beste Anlagemöglich­keit aussuchen. Er kann es ja aufgrund der hohen Komplexität nicht einmal richtig beurteilen.

Es zeigt aber auch, wie ahnungslos die Politiker damals waren. Herr Repnik hatte den Beruf eines Apothekers gelernt und wurde 1988 in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt, dem er bis 2006 an­gehörte und ab 1998 bis 2004 als Sozialminister fungierte. Wie soll ein in der Vermögensanlage nicht ausgebildeter Politiker und Apotheker mit einer ganz anderen Berufsausbildung dies auch anders wissen?

Ob die jetzige Geschäftsführerin der Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, welche ebenfalls eine Politikerin  (SPD) ist und im politischen Umfeld des Gesundheitswesens ihre Wurzeln hat, einen profunderen Rat als Herr Repnik geben kann, ist daher fraglich.

Man kann daher diesen Lottomillionären nur wünschen, den richtigen Berater gefunden zu haben, welcher auf seiner Seite steht, nur von ihm bezahlt wird  und nicht dem Vertrieb irgendeiner Institution wie Banken und Versicherungen angehört. Solche Berater befinden sich in der Regel in sogenannten Family Offices, welche als Vermögensbetreuungseinheiten fungieren und nur vom Vermögensinhaber bezahlt werden.

Schlimm wird es jedoch, wenn der Gewinner an Anlageberater gerät, welche Ihr Einkommen aus den verkauften Finanzprodukten über Provisionen beziehen, somit mehr Interesse am Verkauf von Finanzprodukten haben, als an einem langfristigen und seriösem Vermögensbestand und -zuwachs seines Kunden.

Außerdem sollte sich der Lottomillionär bewusst sein, dass er nunmehr die Rolle eines Kreditgebers eingenommen hat, welcher nun – wie eine Bank – die Bonität des Kreditnehmers, somit die Vermögensanlage,  prüfen muss. Rendite darf dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen, Sicherheit ist das eherne Prinzip.

Zu einer solchen Bonitätsprüfung gehört eine langjährige und somit ausgereifte Kreditexpertise, welche die wenigsten Anlageberater besitzen, die meisten können nicht einmal eine Bilanz nebst Gewinn-und Verlustrechnung eines Unternehmens  lesen.

Sollte er mit dieser Sichtweise oder einem seriösem Family Office mit Kreditexpertise fündig geworden sein, kann er sich glücklich schätzen und dürfte ein reicher Vermögensmensch bleiben. Es bleibt allerdings zu befürchten, dass die meisten Lottomillionäre an befreundete Scharlatane geraten und somit  ihr Vermögen ins Nirwana verschwinden sehen werden. Dann heißt es wirklich, arme Lottomillionäre.

Übrigens, der Verfasser dieses Beitrages betreibt ein Family Office  mit hoher Kreditexpertise und betreut seit vielen Jahren sehr vermögende Familien.

16. September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de

 

 

 




Banken vom Aussterben bedroht?

Mit obiger Schlagzeile des Wirtschaftsjournalisten Holger Zschäpitz in der Welt am Sonntag vom 2.10.2016 wurde die Frage erörtert, ob die Banken vom Aussterben bedroht sind, womit mal wieder der Mainstream des derzeitigen Wirtschaftsjournalismus dokumentiert wird.

Die wirtschaftliche Lage der Banken ist momentan das Ziel ihrer auch berechtigten Kritik und diese Journalisten vergessen aber dabei, wer die eigentliche Ursache dieser jetzigen Bankenmisere ist, nämlich die EZB-Geldpolitik und deren Vertreter, welche den Banken letztlich die Geschäftsmöglichkeiten wegregulieren.

Einer dieser Vertreter ist der oberste deutsche Bankenaufseher und Bundesbankvorstand Herr Dombret, der  anscheinend in der Wirtschaftspresse – auch im obigen Presseartikel – eine große Aufmerksamkeit genießt und überall unkritisch mit seinen Aussagen die Zeilen füllen darf, obwohl er als Investmentbanker mit zu den Verursachern der Bankenkrise gehört bzw. daran sogar als M&A- Experte maßgeblich beteiligt war und nunmehr als Unterstützer dieser EZB-Politik auch ist.

Die nunmehr bestehende und das Finanzsystem sukzessiv zerstörende EZB-Geldpolitik wurde nach der Finanzkrise, verursacht vom weltweiten angelsächsischen Investmentbanking, verschärfend implementiert, welches insbesondere bei der Deutsche Bank nun  sehr stark zu Tage getreten ist. Herr Holger Steltzner von der FAZ hat dies  in seinem Hauptkommentar (1.10.2016) mit „Der Irrtum der Deutschen Bank„ beschrieben und kommt sogar zu dem Ergebnis, dass sich die Deutsche Bank nicht von der Postbank trennen sollte, sondern vom Investmentbanking. In diesem sehr kritischen Kommentar werden seit langen erstmals die schädlichen Auswirkungen des Investmentbankings klar dokumentiert und somit auch von einer Trennung des Investmentbankings, ich meine Verbot wäre richtiger, gesprochen. Leider kommt dieser Rat viel zu spät!

Mit meinem Leserbrief, von der FAZ am 31.12.2005 veröffentlicht, habe ich dies aufgrund meiner negativen beruflichen Erfahrungen mit dem Investmentbanking und seiner Produkte damals schon bereits heftig kritisiert (Titel: Banken als Wettbüros). Weitere Leserbriefe in 2006, 2007 und 2008, ebenfalls von der FAZ veröffentlicht, hatten sich auch dieses Themas angenommen, wo selbst die FAZ und andere Zeitungen die neue  innovative Zeitenwende im Finanzbereich überschwänglich gelobt und Herr Ackermann als Gottvater der Banken von der Presse behandelt wurde.

Herr Draghi ist wie Herr Dombret ein Investmentbanker, übrigens wie viele an den Schaltstellen der Weltwirtschaft, wie z.B. der Chef der Bank of England (Zentralbank) Herr Carney (siehe Investmentbankerliste in diesem Blog). Diese Herren oder dieser Club haben es trotz Finanzkrise und dadurch entstandener hoher Vermögensverluste geschafft, das Investmentbanking weiter und sehr profitabel fortbestehen zu lassen, wozu Herr Draghi & Co mit dem geschaffenen Anlagenotstand die perfekten Voraussetzungen geschaffen hat, um dieses ja sogar noch weltweit zu forcieren und implementieren zu können, insbesondere in die Köpfe der Wirtschaftsjournalisten. Letztlich haben die langsamen Mühlen der US-Justiz diesen Manipulationen und Betrügereien ein Ende gesetzt und dabei mit ihren hohen Strafzahlungen eine weitere Gefahr für das Weltfinanzsystem geschaffen.

Herr Dombret empfiehlt den Kreditinstituten schon seit langer Zeit sich vom Zinsgeschäft – und somit vom Kreditgeschäft – unabhängig zu machen, letztlich die Basis aller Bankgeschäfte. Damit empfiehlt er die weitere Implementierung des Investmentbankings und damit eine Fortsetzung der Finanzwetten, welche 1929, 2000 und 2008 schon sehr große Probleme bereitet hatten. Insbesondere nach 1929 brach eine sehr dunkle Zeit an und ließ die Welt ins Chaos versinken.

Herr Dombret will keine Kreditinstitute sondern Finanzkolonialwarenhändler und damit perfekte Verdienstmöglichkeiten für die strukturierenden Investmentbanker schaffen. Er und Draghi & Co. haben diese verrückte Situation geschaffen  und sprechen nun von einer Veränderung der Rahmenbedingungen. Das ist eine absolute Verdummung der Bürger.

Ich vergleiche Herrn Dombret bzw die Bankenaufsicht inkl. EZB  stets mit einem Elefanten im Porzellanladen, der aufpasst, dass der Inhaber des Porzellanladens kein Porzellan zerbricht. Oder mit einem Auto, dem man zwecks Regulierung des Verkehrs die Räder weggenommen hat und dem Autofahrer empfiehlt, das Auto mit digitalisierten Alternativen in Bewegung zu setzen.

Diese EZB-Geldpolitik wird viele Bankarbeitsplätze vernichten und zu weiteren Bankzusammenschlüssen führen, welche den Bankkunden keine Vorteile bringen werden, sondern nur höhere Kosten. Herr Dombret empfiehlt den Banken sogar öffentlich und mit Nachdruck, die Gebühren entsprechend zu erhöhen zwecks Verbesserung ihrer Ertragslage. Neue Bankstrategien werden zudem wieder die Runde machen, sind aber doch letztlich “olle Kamellen”so wie jetzt die angeblich neue Strategie der Commerzbank.

Der überall aufflammenden Kritik an dieser neuen Strategie der Commerzbank  kann man nur zustimmen. Sie ist falsch und hat wieder McKinsey zu verantworten, welche schon vor 16 Jahren zusammen mit Boston Consult bei der Dresdner Bank herumlaborierte und voll daneben ging, weil es nicht funktionierte. Dies habe ich in diesem Blog mit dem Beitrag vom 1.10.2016 unter dem Titel „Commerzbank Strategie: olle Kamellen“ heftig kritisiert.

Übrigens, im jetzigen achtköpfigen Vorstand der Commerzbank kommen vier von Unternehmensberatungsgesellschaften, drei davon von McKinsey. Wen wundert es also.

Hier sind wieder die alten Handwerker unterwegs, die vor 16 Jahren schon völlig falsch lagen und mitverantwortlich sind für die Krise der deutschen und europäischen Banken. Man kann sie sogar als die angelsächsischen Vorboten der Bankenzeitenwende oder des Bankensterbens oder der europäischen Bankenkrise bezeichnen.

Diese von der EZB geschaffene Bankenmisere jetzt mit dem Rettungsanker Digitalisierung aufhübschen zu wollen, ist Nonsense. Die Frage, ob wir Banken noch benötigen, möchte ich mit einem klaren Ja beantworten. Es ist ja so modern, diese jungen und unerfahrenen Fintechs und  Start-ups als das künftige Ei des Bankenkolumbus zu benennen, obwohl viele schon wieder von der Bildfläche verschwunden sind und Vermögensverluste hinterlassen haben. Vor dem Platzen der dot.com Blase war es ähnlich.

Vor der Finanzkrise hat man die Banken unreguliert alle möglichen Bankgeschäfte bis zu den brutalen Betrügereien machen lassen, mit den unregulierten Fintechs und ihren Jüngern empfiehlt man genau diese Situation wieder.

Die Banken müssen wieder zurückfinden zu ihrem klassischen Bankgeschäft, in welchem zwar nicht solch horrende Gewinne – zu Lasten ihrer Bankkunden – gemacht werden, dafür aber auf ein festes Fundament bauen können. Und die Wirtschaftsjournalisten und Analysten sollten aufhören, die unseriösen Quartals-Milliardengewinne der Banken aus früheren wilden Zeiten als Maßstab für ein florierendes Bankgeschäft zu nehmen und zu bejubeln. Diese Milliardengewinne stellten keine wundersame Geldvermehrung dar, sondern wurden Bankkunden und damit der Realwirtschaft weggenommen.

9.September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Commerzbank Strategie: “olle Kamellen”

Die vor wenigen Tagen  verkündete neue Commerzbank-Strategie kann man nur als „olle Kamellen“ bezeichnen. In diversen, aber wichtigen Punkten, wie z.B. wie der Personalabbau und in welchen Bereichen sie  zu erfolgen hat, steht  anscheinend noch nicht ganz fest. Die Grundzüge dieses Umbruchs kennzeichnet vor allem der radikale Personalabbau von 9.600 Mitarbeitern, womit jeder fünfte Arbeitsplatz zur Disposition steht und  letztlich eine ideenlose und schon einmal gescheiterte Maßnahme ist.

Wer wurde nun aber  für die Erstellung dieser Strategie beauftragt? Natürlich wieder ein angelsächsisch geprägtes Unternehmen namens McKinsey, welches Ende des alten, Anfang dieses Jahrtausends zusammen mit der ebenfalls angelsächsischen Boston Consulting Group die Misere der Dresdner Bank und verschiedener anderer Banken beratend begleitet hatte.

Man muss sich immer wieder fragen, ob ein hoch bezahlter Vorstand einer solch großen Bank, welcher sein Geschäft und somit die Schwachstellen seines Geschäftsmodells eigentlich kennen müsste, nicht die geeigneteren Berater für einen solchen Strategiewechsel wären. McKinsey & Co öffnen letztlich nur Ihre alten Schubladen mit alten erfolglosen Rezepten. Letztlich zeigt das wiederum, dass diese Vorstandsherren von ihrem eigenen Geschäft so gut wie keine Ahnung haben und man sich lieber auf diese gut dotierten Gutachten zurückzieht, um selbst nicht angreifbar zu werden. Da aber drei Mitglieder des achtköpfigen Vorstands von Kinsey kommen und ein vierter von der insolvent gegangenen Anderson Consult, kann einem diese Politik nicht verwundern, diese Herren kennen einfach nicht das Bankgeschäft. Hat man denn immer noch nicht die Lehren aus den negativen Beratungsergebnissen aus der Vergangenheit gezogen?

Wichtigster Punkt dieser 08/15 Strategie ist die Zusammenfassung der bisher drei großen Stützen Privatkunden, Mittelstandsbank und Investmentbank in zwei Stützen. Die Mittelstandsbank soll mit der Investmentbank zum Bereich „Firmenkunden“ verschmolzen werden, die „kleineren“ Unternehmen mit einer Bilanzsumme von bis zu € 15 Mio. sollen künftig aus der Mittelstandsbank herausgelöst und der Privatkundensparte zum Bereich „Privat- und Unternehmerkunden“ zusammengefasst werden.

Hatten wir eine solche Umgruppierung von Bankkunden nicht schon einmal? Ich denke hierbei nur an die Bank 24 zu Zeiten des vorgesehenen Zusammenschlusses zwischen Deutsche Bank und Dresdner Bank vor etwa 15 Jahren, welche zu erheblichen Irritationen in der Bankkundschaft geführt hatten und deshalb wieder abgeblasen wurde. Genau dieselbe Umstrukturierung fand dann  danach bei der Dresdner Bank statt, welche auch völlig daneben ging und zur Abwanderung von Kunden zu den lokalen Kreditinstituten (Sparkassen/Volksbanken) führte. Endresultat der Dresdner Bank sicherlich bekannt!!!!

Unternehmen mit einer Bilanzsumme von € 15 Mio. sind meistens schon recht große und anspruchsvolle Kunden mit über hundert, bei Dienstleistungsunternehmen sogar mit mehreren hundert Mitarbeitern, welche Dienstleistungen in allen Sparten des Bankgeschäftes benötigen, die eine Privatkundensparte einfach nicht abbilden und abdecken kann.

Dort sitzen fachspezifisch in PkW-, Wertpapier- und Baufinanzierung ausgebildete junge Mitarbeiter, die meistens nicht einmal in der Lage sind, die Wertigkeit einer Bilanz nebst GuV analysieren zu können. Die wichtige Bilanz- und Kreditexpertise im Firmenkundengeschäft ist hier nicht vorhanden, ebenso Kenntnisse im Auslandsgeschäft und im Zahlungsverkehr der Firmenkunden.

Letztlich bedeutet das den kostenintensiven Aufbau von parallelen Fachabteilungen inkl. Marktfolge, welche aber im Bereich „Firmenkunden“ schon längst vorhanden sind, dort aber nicht genutzt werden können und wenn ja, kann man sich ausrechnen, welcher Bereich dann  eine bevorzugte  Behandlung erfährt und deshalb zu unnützen Spannungen führen wird.

Der größte Stolperstein dieser „Strategie“ aber ist die Neuordnung der Betreuung der Firmen- / Unternehmerkunden. Viele sehr gute Beziehungen der Betreuer zu den Unternehmerkunden werden einfach gekappt und schlecht ausgebildeten Privatkundenbetreuern übertragen, worauf sich dann die lokale Konkurrenz schon freut und aus diesem Bereich weiteres Geschäft an sich ziehen wird. Ganz zu schweigen von den fehlerhaften Dienstleistungen, da die entsprechenden Fachabteilungen erst kostenintensiv aufgebaut werden müssen und bis zur Vollinstallierungen zu äußerst zeitaufwändigen und ärgerlichen Reklamationen führen werden mit der Folge von Kundenabwanderungen.

Und was den neuen Bereich Firmenkunden, d.h. Zusammenfassung der bisher sehr erfolgreich am Markt agierenden Mittelstandsbank mit der Investmentbank betrifft, so wird hier der gleiche katastrophale Prozess wie bei der damaligen Dresdner Bank seine Spuren hinterlassen. Auch hier wird es Betreuerwechsel geben (zur Freude der Konkurrenz), welche dann zusammen mit den Investmentbankern, auch Bonibanker genannt, zentralisiert in den Metropolen Deutschlands, fern ab von Ihren Kunden sitzen werden und zur Freude der Kostenrechnung der Bank  lange Anfahrtswege und Zeiten für die Besuche ihrer Kunden aufwenden müssen. Zudem wird es auch hier nicht ausbleiben, dass man diesen Kunden dann nur noch fragliche Investmentbankprodukte aufschwatzen wird, um damit die gestiegenen Kosten dieser old fashioned Strategie bezahlen zu können. Darüber hinaus hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Investmentbanker aufgrund ihrer “ertragsstärkeren” Margen in diesen Bereichen wiederum die Oberhand gewinnen werden zum Schaden der bisher erfolgreichen Mittelstandsbetreuer, deren Kunden dann mehr als vergrault werden.

Das Investmentbanking soll im Zuge dieses Umbaus zwar verkleinert werden, dies dürfte aber  im Wesentlichen nur den Handel betreffen, welcher durch Maschinen im Hochfrequenzbereich besser abgewickelt werden kann, zumal hier das technische front-running – früher wurde es als illegal bezeichnet – nunmehr aufgrund  entsprechender Lobbyarbeit als liquiditätsfördernd eingestuft und somit legal ist, zum Schaden der Anleger. Ganz sicher ausgebaut wird der Bereich der Strukturierung von Finanzprodukten, da es auf der Anlegerseite so gut wie keine direkten Anlagemöglichkeiten mehr gibt und daher alle Banken auf die Strukturierungexpertise – besserer Ausdruck ist Risikovertünchungsexpertise – für Finanzprodukte der Investmentbanker zurück greifen müssen.

Bei genauer Betrachtung dieses Modells triftet die Commerzbank damit weiter in Richtung einer Investmentbank ab und entspricht damit letztlich auch den permanenten Empfehlungen des Bankenaufsehers Dombret (ebenfalls wie Draghi Investmentbanker)  sich vom Zinsgeschäft unabhängig zu machen. Banken werden aber immer noch als Kreditinstitute eingestuft mit dem Kredit- / Zinsgeschäft als Kernbasis. Die Absicht von Herrn Dombret ist demnach den Kredit durch  intransparente Investmentbankingprodukte ersetzen zu wollen.

Weiteres Merkmal eines starken Investmentbanking-Einflusses ist nun auch noch der Verkauf des Familiensilbers, d.h. des Gebäudes der Commerzbank-Zentrale, das höchsten Hochhauses in Deutschland,  an ein südkoreanisches Unternehmen. So fing es übrigens auch bei der Dresdner Bank an.

Sollte dann noch der Vorstand der Commerzbank beschließen, hauptsächlich Mitarbeiter aus dem Back-Office freizusetzen, ein sehr beliebtes Thema bei den ahnungslosen angelsächsisch geprägten Lap-Top-Unternehmensberatern, müsste der Aufsichtsrat der Commerzbank dem Vorstand und diesen Jüngern den Laufpass geben.

Gerade jetzt, nachdem die Bankenaufsicht mit ihrer unbotmäßigen Regulierungswut die Banken bis aufs Blut piesackt, ist ein gut funktionierendes Back- Office für die Kundenbetreuer äußerst wichtig, zumal es ihm sehr zeitaufwändige Arbeit abnimmt, die er für die Betreuung seiner anspruchsvollen Firmenkunden verwenden kann. Ansonsten wäre ein  solcher Betreuer mit einem aus kurzfristigen Kostengründen zurückgefahrenen Back-Office dazu verdammt, solche  sehr zeitaufwändige Back-Office-Arbeiten selbst vorzunehmen. Bei der Dresdner Bank musste ich diese Situation leider erleben.

Jetzt kommt sicherlich der McKinsey-Einwand, dass solche Arbeiten zentral und dadurch effizienter vorgenommen werden könnten. Wer solche zentralen und unpersönlichen Abwicklungsabteilungen schon einmal kennengelernt hat, kann dazu nur den Kopf schütteln, zumal es bis zu deren Installierung lange dauert und sich darin meistens nicht die besten Back-Office-Mitarbeiter befinden, welche zudem evtl. jeden Morgen und Abend stundenlange mühsame und daher nicht sehr motivierende Anreisezeiten in Kauf nehmen müssen, um zu ihren neuen Arbeitsplätzen in Großraumbüros zu gelangen, deren Mieten außerdem noch viel höher sind, als in der Fläche. Die bestehenden Möglichkeiten einer medialen Vernetzung scheint der Commerzbank auch noch nicht geläufig zu sein.

Dem „Privat-und Unternehmerkunden“-Bereich will zudem Herr Zielke mehr Eigenkapital zur Verfügung stellen und dem Bereich „Firmenkunden“ dafür abziehen.

Pikant hierbei ist, dass er seinem bisher verantworteten Bereich der Privatkundensparte damit die Basis verbessern will (Bereichsdünkel??), um es der bisher erfolgreichen Mittelstandsbank bzw. jetzt den Firmenkunden weg zu nehmen.  Pikant des Weiteren ist dadurch die Neubewertung der immateriellen Vermögensgegenstände durch den Zusammenschluss der Mittelstandsbank mit der Investmentbank, welche nach Pressenotizen zu einer Wertberichtigung von € 700 Millionen führen wird. Tolle Strategie!

Das i-Tüpfelchen dieser Strategie ist dann noch das Abkupfern eines Modetrends, das Auswerfen eines fin-tech-Rettungsankers,  nämlich der Aufbau eines Digitalcamps, genauso wie die Deutsche Bank mit ihrer Digitalfabrik.

Start-ups, Digitalisierung, Jugendwahn, als hätten wir das in der Vergangenheit nicht alles auch schon einmal erleben „dürfen“. Wie sieht es aber mit der demographischen Entwicklung aus, hat man diese ganz vergessen? Glaubt die Commerzbank wie auch alle anderen Banken im Ernst daran, dass die rasant zunehmende Anzahl von Rentnern ihre Bankgeschäfte wirklich nur über Apps & Co abwickeln wird, sich nur online beraten lässt  usw. usw.

Sicherlich ist die Aktualisierung der IT auch bei der Commerzbank sehr vordringlich zu behandeln, welches man allein an den Depotauszügen wahrnehmen kann. Auch wird keine Bank an der Digitalisierung herumkommen, leider. Der Bankkunde muss sich aber bewusst sein, dass durch diese Digitaliserung ein neuer Geschäftsbereich innerhalb aller Banken entsteht und forciert wird, nämlich der des  Produktverkaufs, erkennbar und möglich  über die Kontobewegungen, womit der Bankkunde gläsern und künftig von den Bankern noch mehr genervt wird. Die Banken werden somit zu Finanzkolonialwarenhändllern mutieren.

Herr Zielke war von 1990 bis 2000 bei der Dresdner Bank in Frankfurt und danach in der oben erwähnten Deutsche Bank 24. Er müsste die damalige und jetzt wieder aufgewärmte erfolglose Strategie der Dresdner Bank gekannt haben. Umso unverständlicher ist mir daher diese „olle-Kamellen-Strategie“. Oder befand er sich damals in einem Elfenbeinturm der Dresdner Bank und der Bank 24 oder fehlt ihm die Firmenkundenexpertise?

Meines Erachtens wäre es sinnvoller gewesen, die unsinnigen Willkommensgelder im Privatkundengeschäft für neue Konten zu streichen, die nur teure Kontoleichen produzieren. Besser wäre es diese durch entsprechend gute Dienstleistungen zu ersetzen sowie den bisher erfolgreichen Weg der Mittelstandsbank fortzuführen. Gerade in diesem Bereich konnte sich die Commerzbank in den letzten Jahren einen guten Ruf im Mittelstand erarbeiten, der jetzt aufs Spiel gesetzt wird. Diesen Erfolg gleich beim ersten Ertragseinbruch wieder zur Disposition zu stellen, spricht nicht für eine verlässliche Geschäfts- und Kundenpolitik bzw entspricht eher eine Reinrauspolitik.

Bankgeschäft ist Dienstleistungsgeschäft, welches den neuen Gegebenheiten angepasst werden, aber nah am Kunden bleiben muss und nicht weit entfernt. Hier könnte sich die Commerzbank ein Beispiel am Volksbankensektor nehmen, welcher in 2015 deutlich besser verdient hat, als die Geschäftsbanken und immer noch sehr nah an den Kunden ist. Dazu gehören auch die Verkleinerung – nicht Schließung – der Standorte und damit Reduzierung des Privatkunden-Schalterpersonals, begleitet mit dem Ausbau einer kundenfreundlicheren und aussagekräftigeren IT. Schließung von Filialen bedeutet eine Reduzierung der Vertriebsmöglichkeiten, auch neudeutsch sales-force genannt. Warum eröffnen Edeka & Co ständig neue Filialen, obwohl auch hier die online-Möglichkeiten bestehen?

Außerdem muss allen Bankmitarbeitern klar gemacht werden, dass die Höhe ihrer bisherigen Gehälter nicht mehr der aktuellen wirtschaftlichen Lage entspricht und daher einer Änderung bedarf, um nicht der Gefahr des Arbeitsplatzverlustes zu unterliegen. Dem müsste sich der Vorstand allerdings anschließen und nicht für die Schrumpfung der Bank und damit Wegnahme von künftigen Geschäftsmöglichkeiten durch hohe Boni belohnt zu werden.

Die hierfür kalkulierten Restrukturierungskosten würden genug finanziellen Spielraum für diese Maßnahmen bieten und würden der Bank die Chancen für die Zukunft belassen. Mit dieser Strategie werden sie aber abgebaut.

Abschließend möchte ich aber noch festhalten, dass diese Maßnahmen letztlich auf die Geldpolitik der EZB zurückzuführen sind. Diese wird nicht nur bei der Commerzbank zu einem massiven Personalabbau führen, sondern auch bei vielen anderen Banken und damit den Staaten zunehmend auf die Füße fallen. Weitere große Fußbeschwerden werden folgen.

Es wird daher höchste Zeit, dass diese EZB, welche sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt, aber aufpasst, dass der Inhaber des Ladens kein Porzellan zerschlägt, ein Ende findet.

Im Übrigen siehe auch den Beitrag in diesem Blog vom 10.2.2015 unter dem Titel: “Dresdner Bank: ein erlebter Niedergang”

1.September  2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Deutsche Bank vor dem Abgrund

Bevor ich auf die derzeitige Situation der Deutsche Bank, welche vor dem Abgrund steht, und wie es soweit kommen konnte, eingehe, möchte ich auf meinen Leserbrief verweisen, den die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 1. April 2008 veröffentlicht hat.

Titel: „Wen die Krise belastet
Zu „Ackermann und der Staat“ (FAZ vom 19.März 2008): Der Ruf Ackermanns nach dem Staat lässt befürchten, dass es mit der hochgelobten Deutschen Bank doch nicht so gut steht, wie es allseits öffentlich behauptet wird, zumal mit der Finanzkrise auch ihr Geschäftsmodell zur Disposition steht. Hiebei darf nicht vergessen werden, dass die Deutsche Bank gerade mit den Produkten, die Auslöser dieser Finanzkrise immer noch sind, also mit der Verbriefung aller möglichen Forderungen aller möglicher Kategorien, immense Gewinne erzielen konnte. Diese wurden letztlich zu großen Teilen an die Akteure dieser Misere im Ausland, an die Händler, Zocker und Investmentbanker, über Boni und dergleichen ausgeschüttet, anstatt sie als Reserve in den Bankbilanzen zu belassen.

Die Frage nach der Seriosität solchen Handelns muss jeder selbst beantworten. Unerträglich wird es aber, wenn nun der deutsche Staat und damit seine Steuerzahler solches Geschäftsgebaren sanktionieren müssen. Mit der ungehemmten Verbriefung von guten und schlechten Forderungen hat man ein neues Rauschgift mit dem Namen „Rendite“ geschaffen und, was besonders schwer wiegt, damit in die jeweiligen Publikumsfonds als „Beimischung“ eingestellt. Dass diese Beimischung von Anlagedreck dem Anlagezweck des Fonds nicht bekommt, sondern nur den Finanzproduktvertreibern, ist zwischenzeitlich jedem klar.
Somit belastet die Finanzkrise den Bürger doppelt, wenn nicht sogar dreifach, da nun mit weiter steigenden Bankkonditionen zu rechnen ist. Dies wird der Linken unseres Landes starken Auftrieb geben, nur kümmert dies die Protagonisten der Deutschen Bank wenig, da diese im Ausland sitzen beziehungsweise über entsprechende Reisepässe verfügen.
Elmar Emde, Gengenbach“

Diese damalige Feststellung ist unverändert aktuell, außer den Umständen, dass die Konditionen zwar nach 2008 in der Tat gestiegen waren, aufgrund der damals nicht möglich gehaltenen EZB-Politik nunmehr gesunken sind und damit nicht die Linken sondern die Rechten Oberwasser bekommen haben.

Schon vor 8 Jahren zeichnete sich bereits der Niedergang dieser einst so stolzen und starken Deutschen Bank ab. Zurückzuführen ist das auf das hemmungslose Investmentbanking angelsächsischer Prägung, auf das sich die Deutsche Bank mit Haut und Haaren verschrieben hatte.
Mit dem Kauf von angelsächsischen Banken in London und New York änderte sich deren seriöses Bankverständnis und der Betrug am Kunden mit dem gesamten Derivateinstrumentarium wurde zur obersten Pflicht erhoben. Egal wie illegal diese Geschäfte auch waren, es wurde ausgeführt, wenn nur der Profit und die Boni danach stimmten.

Erster Schritt hierzu war das Verscherbeln der in den Jahrzehnten davor aufgebauten wertvollen Industriebeteiligungen mit dem Vorwand, dass sie nicht zum Bankgeschäft gehören, womit dann andererseits der Eigenhandel und die Erträge daraus enorm anstiegen. Gegenspieler dieses Eigenhandels waren die unbedarften Kunden, welche diese Erträge letztlich bezahlen mussten. Letztlich nahm dieser Ausverkauf der Industriebeteiligungen der Deutsche Bank die Reserven für schlechte Zeiten, die ihr jetzt gut tun würden. Dafür sind aber die Vergütungen der Vorstände und die damit beschäftigten Investmentbanker enorm angestiegen und das Jahr für Jahr. Die Begründungen hierzu insbesondere vom damaligen Gottvater der Banken, Herrn Ackermann, sind allen sicherlich noch bekannt.

Zweiter Schritt war dann die Eroberung der Vorstandspositionen durch die Investmentbanker, welche bis zum heutigen Tag angehalten hat und sich vermutlich noch verstärken wird. Wo man hinschaute, saßen und sitzen diese Bonibanker (Bezeichnung der FAZ) in den Vorständen der Banken. In der Dresdner Bank war es damals der junge Lenny Fischer, der es dann auch tatsächlich fertig gebracht hat, der Dresdner Bank durch abenteuerliche Zukäufe (u.a Wasserstein) die letzten Reserven zu nehmen und sie damit sturmreif für Übernahmen zu schießen. Ergebnis bekannt.

Die Allianz, welche die Dresdner Bank dann übernommen hatte, gab ihm bald den Laufpass, dennoch fiel er wieder auf die Füße, wurde Chef der Winterthur Versicherung und treibt jetzt sein Unwesen beim Finanzinvestor RHJ International, welche in den letzten Monaten Anlaß zu negativen Schlagzeilen im Zuge der Übernahme der BHF-Bank gab.

Bei der Deutsche Bank übernahm nach der Ära Ackermann der Oberinvestmentbanker Anju Jain zusammen mit seiner Marioette Jürgen Fitschen das Ruder. Beide mussten sogar das Eigenkapital um € 3 Milliarden erhöhen, um es einige Wochen später den Investmentbankern auskehren zu können. Daran ist schon zu erkennen, dass diese Art von Bankern nur das Ausnehmen einer Bank im Sinn hat.

Aus dieser Zeit stammen nun die zwischenzeitlich 7.800 anhängigen Rechtsstreitigkeiten, welche sich durch den unverminderten Kauf von strukturierten und undurchsichtigen Investmentpapieren, äußerst komplex zusammengeschustert von den Investmentbankern, sicherlich noch weiter erhöhen werden. Ein Ende dieser Struki-Mentalität ist aus meiner praktischen Erfahrungen mit dieser Bank nicht zu erkennen, im Gegenteil.

Nunmehr ist die Deutsche Bank zu einem Spielball der Hedgefonds und Spekulanten mit den Instrumentarien geworden, mit dem sie selbst zu Lasten vieler Investoren Geld scheffeln konnte (siehe u.a. IKB). Die Geister die sie gerufen hat, schlagen nun gewaltig zurück.

In dem heutigen, sehr empfehlenswerten Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Holger Steltzner mit dem Titel „Der Irrtum der Deutschen Bank“ wird der Deutsche Bank empfohlen, sich nicht von der Postbank, sondern vom Investmentbanking zu trennen. Wie wahr, wie wahr und empfehle ich schon seit Jahren, welches in diesem Blog nachvollzogen werden kann.

Allein mir fehlt der Glaube dazu, sind doch der Aufsichtsratsvorsitzende und Vorstandsvorsitzende nebst einem Großteil des Vorstandes Investmentbanker, der Präsident der EZB, welcher mit seiner Geldpolitik/Bankenaufsicht das Investmentbanking fördert und forciert, gehört ebenfalls dieser Zunft an sowie wie viele an den wichtigen Schaltstellen der Weltwirtschaft (siehe Investmentbankerliste in diesem Blog).

Ob die Deutsche Bank sich bei dieser Gemengelage selbst und ohne Hilfe aus diesem Sumpf ziehen kann, ist fraglich, zumal ihr Derivatebuch in Höhe von 35 Billionen – entspricht mehr als die Hälfte des Welt-Brutto-Sozialproduktes – wie ein Damoklesschwert über ihr schwebt.

Hier stellt sich daher ganz eindeutig die Frage, wie es zu einer Anhäufung solcher außergewöhnlich hohen Verpflichtungen und Risiken kommen konnte? Wo war hier die Bankenaufsicht? Ging es da mit rechten Dingen zu?

Die brandgefährliche Risikolage sowohl der Deutsche Bank als auch vieler anderer Banken in Europa, welche nur auf das Investmentbanking zurückzuführen ist, sollte endlich der Politik die Augen öffnen und das Investmentbanking verbieten.

Banken dürfen keine Zockerbuden mehr sein, welche als Geschäftsgegenstand den Betrug am Kunden vorsehen, sondern müssen ihrer Verantwortung, die Realwirtschaft mit Krediten und Anlegern mit seriösen Anlagen zu versorgen, wieder annehmen. Investmentbanken auch mit weltweitem Touch braucht die Realwirtschaft und der Bürger nicht.

1. September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de