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Atlantic Global Asset Management

Es ist doch immer wieder erstaunlich, was es für utopische Renditeversprechungen auf dem Anlagemarkt gibt  und dass vor allem die Aufsichtsbehörden hier nicht eingreifen und diese munter auf dem Markt agieren lassen.

Bestes Beispiel hierfür ist Atlantic Global Asset Management mit Sitz in Kap Verde/  Kap Verdische Inseln und das Investmentvehikel hierzu, die Questra Holding. Geht man auf die Website der Atlantic Global Asset Management, um zu erfahren, welche Anlagen diese Investmentgesellschaft tätigt, erfährt man nur belanglose Informationen, d.h. dieses Institut und ihre Ableger investieren in alles und somit in nichts Konkretes, evtl. sogar in Nichts.

Zeigt man größeres Interesse und will mehr erfahren als in dieser Blah-Blah-Homepage, muss man erst durch Übersendung des Bankauszuges nachweisen, dass man entsprechendes Geld auf dem Konto hat, um als Investor akzeptiert zu werden. Das wäre gleichzusetzen mit einem Einkauf beim Bäcker, der vor der Eingangstüre steht und Einblick in den Geldbeutel des eintretenden Kunden verlangt zwecks Überprüfung seiner Fähigkeit, ein Brötchen kaufen zu können.

Grundsätzlich müssten bei  jedem Anleger bei einem solchen Ansinnen sofort die tiefroten Lampen angehen. Hat ein Institut, dessen Seriosität in Zweifel gezogen werden muss, mit der Übersendung eines Kontoauszuges erst einmal sämtliche Kontodaten, kann man letztlich nie sicher sein, was damit geschieht, vor allem signalisiert man irgendwelchen Unbekannten, wie hoch der möglich Ausbeutungsnutzen ist. Also niemals solche Kontoauszüge an unbekannte Institutionen versenden.

Der Sitz dieses Institutes ist in Kap Verde /Kap Verdische Inseln, einem Land mit nicht gerade kapitalstarken und für ein entsprechendes Anlage-Know-How bekannte Institutionen, müsste einem vernünftig denkenden Anleger des Weiteren misstrauisch werden lassen. Man denke nur an nicht ausbleibende juristische Auseinandersetzungen.

Die größte Unverfrorenheit ist aber das Renditeversprechen von ca. 6% pro Woche, nicht pro Monat oder pro Jahr, sondern pro Woche. Das ist meines Erachtens unseriös im höchsten Grade, allein das müsste die Aufsichtsbehörden, welche angeblich die Zulassung prüfen auf den Plan bringen und dieses Institut verbieten. Bedeutet aber auch, dass dieses Institut ohne entsprechende Genehmigung auf dem Anlagemarkt ihr Geschäfte abwickeln kann. Hinweis hierzu: in einigen europäischen Ländern wurde diesem Institut die Tätigkeit bereits untersagt.

Auf der Homepage werden diverse Renditebeispiele angegeben, die alle mit einer jährlichen Rendite von über 300%  pro Jahr enden. Das riecht schlichtweg nach einem Schneeballsystem, d.h. es werden diese Renditen, welche dann keine sind,  durch das Geld neuer ahnungsloser  Anleger aufgebracht.

Für ein Schneeballsystem spricht auch das „Afiliate program“, unter Questra World einsehbar,  in welchem der Bonus für akquirierte neue Kunden festgelegt wird. Für diese Akquisiteure werden keinerlei berufliche Qualifikationen vorausgesetzt, so dass jede Friseuse oder ähnliche für diese Vermögensberatung unqualifizierte Personen, Kunden für dieses Institut anwerben können. Diese Kundenakquisiteure sollten sich aber auch bewusst sein, dass durch ihre Vermittlung und Empfehlung für sie Haftungsrisiken entstehen.

Weitere Worte möchte ich hier nicht mehr verwenden. Leider werden viele Anleger, blind durch $-Zeichen in Ihren Augen, auf solche unseriöse Angebote eingehen und sich später wundern, wenn ihr Kapital ins Nirwana abgedriftet ist.

Anmerkung: Siehe auch aktuellen Beitrag vom 26.2.2017 weitere Kritik und Weiteres zu Atlantic Global Asset Management

24.November 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch: www.emde-fiveko.de

 

 




Trump Wahl, eine Folge des Investmentbankings

Die Trump Wahl ist eine Folge des Investmentbankings, welche zu einer Anti-Establisment-Bewegung geführt hat.

Jetzt haben wir den Salat, der neue US-Präsident ist ein gewisser Donald Trump, welchem viele Leute nachsagen, für dieses hohe, mächtige und absolut wichtige Amt nicht geeignet zu sein. Sein Wahlkampf war der schmutzigste, hässlichste und polarisierendste in der bisherigen amerikanischen Geschichte und hat das Land tief gespalten. Eine gefährliche Situation, welche zu Unruhen und im worst case sogar zu Bürgerkriegen führen kann. Insofern war ein solcher, einem zivilisiertem Land unwürdiger Wahlkampf unverantwortlich und zeigt, wie skrupellos dieser neue Präsident ist und es bleibt zu vermuten, dass er als Präsident diese Skrupellosigkeit nicht ablegen wird, es sei denn, er frisst tonnenweise Kreide. Als Europäer kann man sich nur verwundert die Augen reiben bei Betrachtung der vielen verunglimpfenden und beleidigenden medialen Äußerungen, die dieser neue Präsident im Wahlkampf von sich gegeben hat. Zumindest in Deutschland hätte dies genügend Gründe für eine Menge von Anzeigen und juristische Nachspiele gegeben.

Viele meinen nun, dass der Wahlkampf das eine und das Amt des Präsidenten das andere Thema seien und dass die Realität ihn einholen und diesen Mann zusammen mit den demokratischen Institutionen schon auf den richtigen Weg bringen würde. Kann sich jedoch so ein Charakter ändern und hatten wir eine solche Fehleinschätzung im Jahr 1933 nicht auch schon mal?

Dieser Mann hat es mit der Wahrheit keinesfalls genau genommen, Fakten verdreht und glänzte in vielen Punkten mit einer Unwissenheit, welche einem Informierten die Haare zu Berge stehen ließen. Seine als  männlich und tatkräftig  erscheinenden pubertierenden Gesten und Grimassen erinnern sehr stark an Musolini und Hitler, welche sich nach deren Wahl nicht gerade als Demokraten gebärdeten, dafür aber die Welt ins Unglück gestürzt haben. Diese beiden Herren wurden auch demokratisch gewählt und insbesondere Hitler hat es vorgemacht, wie man dann eine Demokratie in eine Diktatur verwandeln kann.

Man kann nur hoffen, dass sich Mr. Trump daran kein Beispiel nimmt, so wie es sein Amtskollege in der Türkei derzeit auch vorexerziert und Putin es bereits umgesetzt hat, d.h. durch politische Winkelzüge es geschafft haben, die jeweils dortigen Demokratien sukzessive auszuhebeln zwecks Errichtung einer Präsidial-Diktatur. Allein mir fehlt der Glaube. Mr. Trump scheint eher eine Art Trump-Dynastie aufzubauen, wenn man in den letzten Tagen die Installierung seiner Kinder und einen seiner Schwiegersöhne in wichtige Ämter betrachtet.

Sicherlich hat man es mit der Demokratiebewegung übertrieben und vielen Ländern eine Demokratie aufgedrückt, womit diese Länder mit dieser Freiheit noch nichts anfangen konnten bzw. die Masse der Bürger aufgrund ihres geringen Bildungsniveaus die damit frei werdenden radikalen Kräften nicht einschätzen konnten und diesen den Raum für ihre Machtentfaltung gegeben hat, welche diese Länder damit in ein Chaos stürzten. Wir in Europa haben für die Demokratie auch Jahrhunderte gebraucht.

Man schaue nur den Nahen Osten an, selbst in Russland scheint die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung noch keinen Sinn für eine Demokratie zu haben bzw. die Kräfte hierzu sind noch viel zu schwach. Dass aber die Vereinigten Staaten von Amerika in ein solch besorgniserregendes Fahrwasser geraten, einer der wichtigsten Wiege der Demokratie, welche die Welt von Diktaturen befreit und einen Großteil der Menschheit sehr positiv befruchtet haben, Wohlstand, geistige Freiheiten und ein liberal-christliches Verständnis damit die Folgen waren,  ist für viele Menschen völlig unverständlich und konnte sich keiner bisher vorstellen.

Gewählt wurde Donald Trump von den so genannten vergessenen „weißen Männern und Frauen auf dem Land“ der USA, auch „White Trash“ genannt, welche mit einer sich dynamisch entwickelnden Gesellschaft nicht mehr mithalten konnten und somit in ihrer Wertigkeit, Wohlstand und gesellschaftlichen Stellung immer mehr abgesackt sind, bzw. nunmehr Angst haben, noch weiter abzusacken. Ganz unverständlich ist die Tatsache, dass die Mehrheit der US-Frauen Donald Trump gewählt hat und das nach den sexistischen Entgleisungen dieses Mannes, womit seine Geringschätzung für Frauen dokumentiert wurde. Insofern schwimmt Trump im selben Wasser wie frauenverachtende Gesellschaften, vor diesen er in seinem Wahlkampf sogar gewarnt hat.

Auch scheint hier ein gewisses Maß an geistig- liberaler Bildung zu fehlen, um solche populistischen Versprechungen eines Donald Trump besser einschätzen zu können. Hat hier evtl. das katastrophale Schulsystem in den USA und die damit einhergehende fehlende Bildung die Wurzeln für ein solches Wahldesaster gelegt?

Die Wahl von Donald Trump stellt somit eine Protestwahl dar, einen Protest gegen das bestehende Establishment in den Großstädten der USA, welche für die damit immer weiter sich ausdehnende Kluft zwischen arm und reich verantwortlich gemacht werden.

Verwunderlich ist nur, dass diese Schicht der Protestwähler, also Arbeiter, Angestellte und die Landbevölkerung einen Milliardär zu ihrem Präsidenten gewählt haben, der aber genau Mitglied dieses Establishments ist, sein Vermögen durch viele Insolvenzen zu Lasten vieler kleiner Handwerker und durch Vermeidung von Steuerzahlungen begründen konnte, er somit als Prototyp eines skrupellosen Geschäftsmannes eingeschätzt werden kann und  letztlich genau das getan hat, welches diese Protestwähler in diese wirtschaftliche Situation abgleiten ließ. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass ein solcher Milliardär, der noch dazu mit seinem Vermögen angibt wie ein Pubertierenden, das Sprachrohr der Arbeiterklasse sein soll, auf deren Kosten er seinen Reichtum aufgebaut hat.

Und jetzt soll sogar noch der Goldman Sachs Veteran Steven Mnuchin, ein weiterer Prototyp des US-amerikanischen Establishments, Finanzminister der USA werden. Man kann es einfach nicht fassen! Zeichnet sich da nicht eine künftige weitere und noch viel schwerere Politikverdrossenheit ab?

Und so gibt es viele ähnliche Figuren in den USA, welche in den letzten 2 Jahrzehnten unermesslich reich geworden sind auf Kosten der großen Masse der amerikanischen Gesellschaft, pro Jahr irrationale hunderte von Millionen US$ verdienen, welche anderen Bürger  logischerweise abgenommen werden müssen, da es eine  wundersame Geldvermehrung auch hier immer noch nicht gibt, auch wenn sich einige dieser Ausbeuter unverschämter Weise  als Gottesjünger bezeichnen.

In den USA gehören etwa 300 Familien über 70% +x des gesamten Vermögens in den USA und nur 1% der Bevölkerung generiert ca. 25% des US-Einkommens. Das erinnert an die Zeiten der russischen Zaren  und der Könige Ludwigs des XIV bis XVI, welche alle blutig ausgegangen sind. Selbst Julius Bär, ein bekannter Schweizer Banker, hat vor solchen Situationen gewarnt. Wenn Wenige viel oder fast alles haben und die Masse wenig bis nichts, führt das unausweichlich zu Revolutionen.

Es stellt sich jedoch die Frage, wie diese wenigen Familien in den USA und in der Welt zu solch immensen Reichtum kommen konnten und welche Helfershelfer hier am Werk waren.

Anfangen möchte ich bei den bekannten US- Unternehmensberatern, welche nur EBITDA, Kosteneffizienz, Personalkosteneinsparungen und somit Personalentlassungen vor sich hertragen und dadurch seit langer Zeit eine prekäre Arbeiter- und Angestelltenschicht entstehen ließen zugunsten Weniger mit noch mehr Millionen und Milliarden an Privatvermögen. Diese EBITDA – Politik hat zu Unternehmenskonzentrationen immensen Ausmaßes geführt und volkswirtschaftlich wichtige  Unternehmenskulturen zerstört. Das staatliche  Machtpotential einer Demokratie wurde dabei untergraben und in Frage gestellt, einige Konzerne gebärden sich bereits wie Staaten im Staate. Selbst unsere mächtige Frau Bundeskanzlerin musste Kotau machen vor Mr. Zuckerberg, dem Inhaber von facebook, übrigens ein Unterstützer von Mr. Trump.

Damit solche Unternehmenskonzentrationen auch entstehen konnten, hat man sich der Expertise von Investmentbanken, insbesondere der wichtigen M&A-Bereiche, welche solchen Unternehmenszusammenschlüsse konstruieren oder abwehren  und die entsprechenden Finanzierungen zusammenstellen, letztlich Monopoly auf dem Existenzrücken der Arbeitnehmer aller Schichten spielen. Das ist die erste gezündete Stufe der Investmentbankrakete.

Über von Investmentbanken strukturierte Finanzprodukte kann letztlich jeder noch so verrückter Unternehmenskauf finanziert und die daraus entstehenden Risiken auf die unbedarften Anleger auf sehr breiter Basis verteilt werden. Helfershelfer hierbei ist die manchmal nicht zu verstehende Gier der Anleger, welche sehr oft ihre Logik ausschalten  und dabei vor lauter Rendite und „Zukunftschancen“ nicht mehr die Risiken erkennen. Der vermeintlich amerikanische Traum nach Reichtum, was jeder erreichen kann, setzt bei diesem perfiden Spiel das letzte i-Pünktchen und zieht den Bürgern weltweit das Geld aus der Tasche.

Unterstützt wird dieser Geschäftsbereich von der Geldpolitik der investmentbankverseuchten Zentralbanken, welche den Anlegern durch Ihre Aufkaufprogramme kaum mehr Möglichkeiten lassen, als in diese hoch Risiko behafteten Risiko-Verteilungs-Finanzprodukte zu investieren. Hinzu kommt noch der Lemminge-Effekt, gefördert  von der extremen Komplexität der Produkte und geschürt von den Marketing-Abteilungen dieser Investmentbanken, welche die Preise  – man kann schon sagen für heiße Luft – nach oben schnellen lassen zugunsten Weniger, die sich dabei goldene Nasen verdienen. Siehe hierzu den Bayer – Monsanto – Deal, welcher von den Zahlen nicht zu verstehen ist und hohe Risiken für die Anleger, die finanzierenden Banken und wiederum für die Steuerzahler beinhalten nur zum Zwecke der der Machtbefriedigung einiger abgehobener Manager ohne großes persönliches Risiko.

Aus der Finanzkrise glaubte man gelernt zu haben. Banken wurden sukzessive einer strengen Regulierung unterzogen, der Eigenhandel der Banken – Mitauslöser der Finanzkrise –  wurde erheblich eingeschränkt und es wurden Strukturen geschaffen, welche eine Bankabwicklung möglich machen, jedoch trotz gegenteiliger Beteuerungen auch wieder zu Lasten der vorher bereits ausgenommenen Steuerzahler, die unveränderte Lieblings-Melkkuh unserer Politiker. Vielleicht sollten sich auch diese Gedanken darüber machen, ob ihr Steuererhöhungs-Gen nicht auch Ursache dieser Anti-Etablishment-Bewegung ist und vor allem zur Politikverdrossenheit beigetragen hat.

Und nun will dieser neue Präsident die ersten zarten Blümchen einer Normalisierung in der Finanzindustrie wieder zertreten und den Turbokapitalismus mit Hilfe der Investmentbanker zu neuem Leben erwecken.

Wie in vielen Beiträgen in diesem Blog davor muss ich immer wiederholen, dass die Weltwirtschaftskrise in 1929 und die schlimmen Zeiten danach die Investmentbanker verursacht haben, ebenso die dot-com Krise in 2000  und die Finanzkrise in 2008 und nunmehr mit ihren auch nach 2008 unvermindert fortgesetzten Ausbeutungsmechanismen wesentlich zur jetzt besorgniserregenden Situation in den USA und letztlich auch in Europa maßgeblich beigetragen haben. Und jetzt scheint sich diese Entwicklung unter Trump verstärkt fortzusetzen.

Der 9.11.2016 war das zweite 9/11 in der Geschichte der Vereinigten Staaten und der Welt.

18. November 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch: http://www.emde-fiveko.de




Allgemeiner Marktkommentar Nov. 2016

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter.

Anmerkung des Herausgebers: In der Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung teile ich die Meinung von Herrn Beck, Kontrovers stehe ich allerdings zu dem empfohlenen Anlageprodukt “ETF”, welches ich in verschiedenen Beiträgen als gefährlich empfinde und heftig kritisiert habe.

Da dieser Blog nicht nur eine Meinung wiedergeben soll, sondern eine Vielfalt davon, sind auch solche Darstellungen in diesem Blog sehr willkommen.

Elmar Emde, 15. November 2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

wenn Sie diesen Brief lesen, kennen Sie bereits den Ausgang der Wahl in den USA oder das Ergebnis steht kurz bevor. In den letzten Wochen haben wir gelernt, dass die Fed auch die Fiskalpolitik in ihre Entscheidungsfindung mit einbezieht. Diese hat die Wirtschaft bis jetzt noch nicht stimuliert, aber das wird sich bald ändern.

Die schlechte Nachricht ist, dass entweder Trump oder Clinton Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Clinton will Steuern erhöhen und mehr Geld in Ausbildung und Infrastruktur investieren. Trump will die Steuern senken und noch mehr Geld für eine Mauer zu Mexiko, für die Infrastruktur und das Militär ausgeben. Egal, wie Sie es sehen, diese Ausgabenpolitik wird sich stimulierend auf die Wirtschaft auswirken. Einige Mitglieder der Fed haben bereits in ihren Reden darauf Bezug genommen und explizit darauf hingewiesen, dass wenn die Regierung die Wirtschaft stimuliert, die Zentralbank die Geldpolitik straffen muss. Das heißt nichts anderes als: leichte Zinserhöhungen nach der Wahl.

Wenn wir die bisherigen Umfragen für den Ausgang der Wahlen in den USA betrachten, so gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Clinton wird Präsidentin. Die Republikaner behalten oder verlieren die Mehrheit im Senat, behalten aber die Mehrheit im Repräsentantenhaus.
2. Trump wird Präsident. Die Republikaner behalten oder verlieren die Mehrheit im Senat, behalten aber die Mehrheit im Repräsentantenhaus.

Was aber passiert, wenn folgende Möglichkeit eintritt? Clinton wird Präsidentin. Die Demokraten erringen die Mehrheit im Senat und auch im Repräsentantenhaus. Bisher hat noch niemand über diese Möglichkeit nachgedacht. Viele glauben, dass bei einem Sieg Trumps der US-Aktienmarkt fallen wird. Vielleicht. Aber über diese Möglichkeit wird seit über einem Jahr nachgedacht, sie wäre daher für den Markt nichts Neues. Entscheidend wird für die Aktienmärkte sein, welche Partei mit welchem Präsidenten das Repräsentantenhaus dominiert. Die dritte Möglichkeit ist das Problem. Denn dann hat die demokratische Präsidentin Clinton für ihre Ausgabenpolitik freie Bahn. In diesem Fall wird der amerikanische Aktienmarkt sicher um 10 bis 15 Prozent fallen und der Volatilitätsindex VIX wird in wenigen Tagen bei 30 stehen. Es muss nicht so kommen und das letzte Szenario ist sicherlich das unwahrscheinlichste – aber der Markt ist darauf auch am wenigsten vorbereitet. Und der Brexit hat ja schon gezeigt, dass man heute auf alle Möglichkeiten vorbereitet sein muss.

Aktien

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Die obige Grafik zeigt den Index des Institute for Supply Management (ISM). Er basiert auf einer Umfrage bei mehr als 300 produzierenden Unternehmen. Im September ist dieser Index von 49,4 auf 51,5 Prozent gesprungen. Trotzdem sagen die meisten Wirtschaftswissenschaftler, dass die produzierende Industrie der USA unter schwierigen Rahmenbedingungen arbeite. Im Vorfeld einer so wichtigen Wahl wird es immer einen Unterschied geben zwischen dem, was einem erzählt wird, und den ökonomischen Daten. Schließlich ist es in niemandes Interesse, dem Wähler vor einer Wahl zu sagen, wie die Situation wirklich aussieht. Tatsache ist jedoch, dass die Frachtbeförderung, der Einzelhandel, die Verkaufszahlen in der Gastronomie und die Auftragseingänge bei Industrie- und Gebrauchsgütern auf eine Rezession hindeuten. Der ISM korreliert hervorragend mit der amerikanischen Börse. Er erreichte 2011 seinen Spitzenwert und schwankt seither um die 50. Die Vergangenheit hat gezeigt: Sobald dieser Indikator auf 46 fällt, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf 85 Prozent.

Aus der Wirtschaft kommen immer mehr negative Meldungen.

Der Vorstandsvorsitzende von ABB verwies bei der Präsentation der Ergebnisse des dritten Quartals auf die makroökonomischen Unsicherheiten infolge des Brexit-Votums und der Wahlen in Amerika. Der Umsatz von ABB fiel im dritten Quartal um 3 Prozent und der Auftragseingang ging um 14 Prozent zurück. Aufgrund der Kostensenkungsprogramme stagnierten die Erlöse. Trotzdem fiel der Kurs der Aktie nach dieser Nachricht um 7 Prozent.

Wenn die Wirtschaft läuft, profitieren die Logistikkonzerne. Allerdings musste Kühne & Nagel im dritten Quartal einen Gewinnrückgang hinnehmen. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen im dritten Quartal 4,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Konzernchef Detlef Trefger erklärte in einem Kommuniqué: „Die zurückhaltende Konsumentenstimmung in Teilen der EU und in den USA im dritten Quartal 2016 führte im Markt zu geringeren Exporten aus Asien.“ Es macht sich immer mehr bemerkbar, dass – nachdem die Geschäfte in Europa und Lateinamerika schon länger schwächeln – nun auch aus den USA schwächere Zahlen gemeldet werden.

Caterpillar, einer der größten Hersteller von Bau-und Bergbaufahrzeugen, hat zum zweiten Mal in diesem Jahr vor schlechteren Ergebnissen gewarnt. Ebenfalls sagte das Management, dass es auch für 2017 keine besseren Zahlen erwartet. Gegenüber dem dritten Quartal letzten Jahres fiel der Umsatz von 11 auf 9,2 Milliarden US-Dollar. Für das gesamte Jahr wird ein Ergebnisrückgang von 3,55 auf 3,25 US-Dollar pro Aktie erwartet. Wie üblich enthalten diese Zahlen nicht die angefallenen Restrukturierungskosten: In den letzten drei Jahren wurden 20 Prozent der Mitarbeiter entlassen. Die Gesellschaft hofft 2017 auf höhere Umsätze aus China und anderen Schwellenmärkten, warnt aber davor, dass sowohl in Nordamerika als auch in Europa die Absatzmärkte deutliche Schwächen zeigen. Darüber hinaus leidet die Firma auch an dem großen Vorrat an Maschinen, die gebraucht oder zur Vermietung dem Markt zur Verfügung stehen.

Für Deutschland ist die Automobilproduktion von großer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Der Wechsel vom Verbrennungsmotor zu einer alternativen Antriebsart steht mittelfristig an. Und damit könnte den deutschen Autobauern ein Debakel bevorstehen. Denn dies bedeutet milliardenhohe Abschreibungen auf die alten Produktionsstätten und der Wechsel zu wartungsarmen und somit renditeschwachen Elektroautos. Denn soweit ich informiert bin, haben Elektroautos keinen Anlasser, kein Getriebe, keinen Auspuff, keine Benzinpumpe, keinen Vergaser und keinen Kühler mehr. Das wird und muss für die klassische Automobil- und Zuliefererindustrie zu einem Problem werden. Immer wenn es politisch getriebene Umwälzungen in einem Markt gibt, kann es für Unternehmen wirtschaftlich enorme Probleme geben. Hierzu liefert die jüngste Vergangenheit mit der Entwicklung von RWE und E.ON gutes Anschauungsmaterial. Auch wenn die Automobilbauer überleben werden – vielleicht auch mit staatlicher Unterstützung –, wird es für Aktionäre keine angenehme Zeit werden. Die klassische Automobilaktie dürfte für die nächsten Jahre kein gutes Investment sein.

Festverzinsliche Anlagen

Schuldner mit schlechter Bonität haben in den vergangenen Jahren von den niedrigen Zinsen profitiert und viel Geld am Kapitalmarkt aufgenommen. Inzwischen ist die Verschuldung für sogenannte Ramschanleihen wieder auf ein neues Rekordniveau gestiegen. Gemessen am Verhältnis Schulden zu Vermögenswerte beträgt der Verschuldungsgrad derzeit 4,6 (siehe blaue Balken im folgenden Diagramm) und war damit höher als in der Vergangenheit. Historisch gesehen haben diese hohen Werte immer zu vermehrten Kreditausfällen geführt. In allen Fällen waren sie auch mit einer Abschwächung der Konjunktur verbunden. Die Grafik zeigt auch, dass die Ausfallraten seit dem Tief von 2014 wieder steigen.

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Wie auch in der Vergangenheit werden diese Schuldenberge zum Problem, wenn sich die Wirtschaft abkühlt. Dies wird zu einem drastischen Anstieg von Unternehmenspleiten führen.

Gold

Gold ist in diesem Jahr in US-Dollar um ca. 18 Prozent gestiegen. Allerdings begann die erste Oktoberwoche mit der schlechtesten 7-Tage-Wertentwicklung in über drei Jahren. Inzwischen hat Gold in den letzten drei Monaten 6 Prozent an Wert verloren. Die Konsolidierung des Goldpreises hat den ganzen Oktober angehalten.

Trotzdem bleibt der langfristige Ausblick für Gold weiter positiv. Dies trifft auch für Goldminen-Aktien zu. Diese schneiden typischerweise in steigenden Märkten besser und in fallenden Märkten schlechter ab als das Metall selbst. Mitte September haben sich die Führungskräfte der Goldminenunternehmen in Colorado zum Precious Metal Summit getroffen. Wichtige Punkte der Konferenz für Anleger sind: Trotz gefallener Förderkosten senken die Goldkonzerne weiter ihre Kosten. Die Unternehmen gehen davon aus, dass die Förderkosten pro Unze Gold bis zum Jahr 2018 weiter sinken werden. Ebenso haben die niedrigen Goldnotierungen die Unternehmen gezwungen, bestehende Projekte unter die Lupe zu nehmen. Durch die Anpassung oder Aufstockung früherer Projekte konnten sie beim Ausbau oder der Verlängerung der Lebenszeit von Minen Erfolge verzeichnen. So wie es aussieht, wird es allerdings in den nächsten zwei Jahren nicht zu weiteren Dividendenerhöhungen kommen. Der zur Verfügung stehende Cashflow wird zur Entwicklung bestehender Projekte und in vielen Fällen auch zum weiteren Schuldenabbau genutzt werden.

Portfoliostrategie

Vermögenswerte und Wirtschaft sollten über einen langen Zeitraum parallel zueinander verlaufen. Überstieg in der Vergangenheit der Wert der Vermögenswerte den Wert der Wirtschaft wesentlich, haben wir uns in einer Blase befunden. Die folgende Grafik vergleicht den Wert der Vermögenswerte (Aktien, Anleihen und Immobilien) mit dem Bruttoinlandsprodukt. Wir können deutlich sehen, dass die gegenwärtige Blase größer ist als jene, der 2008/2009 die Finanzkrise folgte.

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Eigentlich sind Wahlen für die Märkte eher nebensächliche Ereignisse, die die Kurse nur kurzfristig bewegen. Eine alte Börsenweisheit lautet: „Politische Börsen haben kurze Beine.“ Dieser Satz impliziert: Egal, wer gewinnt, für die Märkte wird das im schlimmsten Fall nur ein kurzer Aufreger sein. In wenigen Fällen kann der Einfluss allerdings bei schlimmen politischen Krisen durchaus massiv und dauerhaft sein. Ob der Wahlausgang in den USA diesmal in diese Kategorie fällt, kann man unmöglich vorhersagen – alles ist möglich. Wie wir bereits am Anfang des Briefes bemerkten, ist für den Ausgang der Wahl entscheidend, welcher Mehrheit sich die/der neue Präsident(in) im Repräsentantenhaus gegenübersieht. Wird die demokratische Kandidatin Präsidentin und die Republikaner behalten die Mehrheit im Repräsentantenhaus, wird das amerikanische System der „checks and balances“ weiter funktionieren.

Das diesjährige Ergebnis stellt uns nicht zufrieden. Wenn wir jedoch die Wertentwicklung des Euro Stoxx 50 Performance Index mit -3,89 Prozent und des Schweizer SMI mit -11,23 Prozent betrachten, so ist das Ergebnis bisher durchaus vertretbar. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es in der Endabrechnung immer besser war viele kleine Verluste zu ertragen als einen Großen. Für uns gibt es daher keine Eile. Auf einen Ausgang der Wahl werden wir nicht spekulieren. Wir werden in Ruhe die Ergebnisse abwarten und dann mit langfristiger Sicht die Portfolios weiter ausrichten. Gemäß unsere Strategie und den zu Grunde liegenden Faktoren müssen wir jetzt mit den zur Verfügung stehenden Geldern für 20 Prozent des Depotwertes den S&P 400 US MID CAP ETF (IE00B4YBJ215) und für jeweils 10 Prozent drei Sub-indices des STOXX Europa 600 (Retail – A0AE1U, Techno. – 965855, Pers. & Household Goods A0AE1T) kaufen. Nach der Wahl werden wir diese Transaktion vornehmen. Entweder kaufen wir dann mit niedrigeren Kurs oder in steigenden Kurse hinein. Wir werden Sie mit einem kurzen E-Mail informieren wenn wir den Kauf tätigen.

Ich freue mich auf einen regen Austausch mit Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

O. Beck

Dax: -0,73% – Euro Stoxx 50 P: -3,89% – SMI: -11,23% – RexP: 2,33% – SBI: 4,58% – Gold(in US$): 20,38%

per 31.10.2016

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EZB und Hochfrequenzhandel

Die Bundesbank hatte mit einer Studie über den Hochfrequenzhandel grundsätzliche Änderungen des Börsenhandels angeregt. Allerdings sieht das die EZB anders und erkennt keinen Bedarf für harte Regulierungsschritte, zumal  sie sich negativ auf die Liquidität am Markt auswirken und somit der Finanzstabilität schaden  könnte. Anmerkung hierzu: Die EZB hat in den letzten Jahren durch Ihre Zins- und Ankaufspolitik alles dafür getan, um die Liquidität am Anleihemarkt auszutrocknen und sieht sich nunmehr gezwungen, an sich illegale Geschäft aus der Not heraus zu tolerieren.

Dagegen empfahl die EZB Notschalter (KillSwitches) zu etablieren, mit denen Orders  eines Turbo-Händlers gelöscht werden können, sowie Geschwindigkeitsdrosselungen, wenn Hochfrequenzhändler übermäßig viele Kauf- und Verkaufsangebote schicken. Frage ist nur, wie das überwacht werden kann, wenn pro Sekunde bis zu 4.000 Deals pro Turbohändler  abgewickelt werden können. Somit ändern diese Vorschläge nichts am Grundprinzip der Hochfrequenzhändler, nämlich an der Benachteiligung der Anleger.

Um welchen Sachverhalt geht es hierbei?

Kauf- und Verkaufsaufträge von Wertpapieren oder Devisen werden nur noch online entweder von den Banken oder von entsprechenden Plattformen an die Börsen zwecks Suche nach dem günstigsten Preis aufgegeben. Diese online-Aufträge gehen vom jeweiligen Auftraggeber an Netz-Knotenpunkte und werden von dort an die jeweiligen Börsen weitergeleitet. Dieser Vorgang vollzieht sich mit Lichtgeschwindigkeit in millionstel Sekunden.

In diesen Netz-Knotenpunkten sitzen nun diese Hochfrequenzhändler, scannen diese Aufträge ab und platzieren Ihre Aufträge aufgrund Ihrer kürzeren Kabel und Nähe zu den Börsencomputern noch bevor die Bankorder die Börsen erreichen mit der Folge, dass nach Ausführung der Bankorder die vom Hochfrequenzhändler gekauften Wertpapiere aufgrund des damit entweder höheren oder niedrigeren Kurses mit Gewinn verkauft werden können, der Anleger dafür aber entweder einen höheren oder niedrigeren Preis bezahlen musste, somit deutlich benachteiligt wird.

Damit wird von Wenigen ein technisches Insiderwissen ausgenutzt und ein front running betrieben, welches früher als illegal galt und hart bestraft wurde, jetzt aber als liquiditätsfördernd angesehen wird und diese Art der Geschäfte sogar als börsenreif gilt  (siehe Beitrag in diesem Blog vom 1.5.2015 „Betrug jetzt börsenreif“).

Letztlich ist die Tolerierung dieses Geschäftsgebarens ein Skandal, aber was hat hat diese mir fremde EZB und deren Vertreter schon alles überdehnt, somit auch dieses Thema.

Irgendwie ist das vergleichbar mit einem Bankräuber, der eine Bank ausraubt, dafür aber nicht belangt wird, da er mit dem geraubten Geld den Markt mit Liquidität befruchtet.

Siehe hierzu auch die Beiträge in diesem Blog “Gute Zeiten für Crash Boys” vom 29.8.2015 und “Hochfrequenzhandel, Dark Pools = Kundenmolkerei” vom 25.1.2015

1.November 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de