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Trump = Adieux Demokratie

Wenn das, was der investigative Journalist und Pullitzer-Preisträger David Cay Johnston in seinem Buch „Die Akte Trump“ durch jahrzehntlange Beobachtungen von Trump beschrieben hat, nur zur Hälfte minus x stimmt, muss man „Adieux Demokratie“ im höchsten Maß befürchten. Johnston meint sogar, dass dieser Mann eine Diktatur in den USA errichten will.

Betrachtet  man die ersten Tage der Präsidentschaft Trump, so muss jedem Blinden auffallen, dass Trump sukzessive die Organe der US-Demokratie auszuschalten versucht und Johnston somit Recht haben dürfte.

Trump lügt in einer unerträglichen Weise tagtäglich mit seinen alternativen Fakten (ein andere Bezeichnung für Lügen) und testet damit gerade seine Grenzen. Dabei hat er viele Helfershelfer, allen voran die Chefs  der US-Konzerne ohne Rückgrat und Dollarzeichen in den Augen, welche sich durch ein Einknicken finanzielle (kurzfristige) Vorteile versprechen und zu Claqeuren dieser Chaospolitik mutieren. Gleiches gilt für viele Kongressabgeordnete der Republikaner, die anscheinend Kreide gefressen haben.

Ähnliches hatten wir in 1933 mit der Machtübernahme durch Hitler. Dieser Rassist wurde auch nur von einer Minderheit gewählt und hat sukzessive die Demokratie mit Lug, Trug und Gewalt ausgehöhlt, welche mit dem von ihm angestifteten Reichstagsbrand ihr Ende fand.

Oder schauen wir in die Türkei. Ein etwas kurzatmiger Militärputsch und kurze Zeit darauf gab es schon Verhaftungslisten in großer Zahl, welches in Kenntnis der türkischen Bürokratie verwunderlich war.Letztlich hat das zu einem Ausnahmezustand geführt, womit die dortige Demokratie umfunktioniert wurde.

Ähnliches wie in Deutschland und der Türkei könnte auch in den USA passieren  und dann hätten wir den Salat.

Ich kann nur hoffen, dass die Verfassung der USA und die Struktur der dortigen Demokratie diesen Mann seine Grenzen schnellsten aufzeigen  und es zu einem Amtsenthebungsverfahren kommt. Was anderes hat dieser Mann mit seinen dunklen Gestalten um ihn herum nicht verdient.

Für alle US$-Besitzer kann das langfristig  nur verkaufen heißen.

  1. Januar 2017

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Strategische Fortsetzung der Ausbeutung

Die unveränderte Geldpolitik der EZB und die sich abzeichnenden Regulierungen bei den Investmentfonds sowie der Absicht, eine Superanleihe  aus der Vermischung von Staatsanleihen von europäischen Ländern mit guter und schlechter Bonität zu schaffen, setzt die strategische Ausbeutung der Anleger über das Investmentbanking fort.

Die Erhöhung der Inflation durch das Anziehen des Ölpreises hat Herrn Draghi letztlich blamiert. Was hat dieser Präsident nicht alles unternommen, um die Inflation in die Höhe zu treiben und zwar auf 2%, womit er die Preisstabilität als gegeben ansieht. Preisstabilität heißt nach meinem Verständnis 0%, aber daran scheiden sich nicht nur meine Geister. Und nur durch den Anstieg des Ölpreises ist die Inflation wieder zurückgekehrt und nicht durch die unsinnigen Billionen schweren Marktvernichtungsprogramme des Herrn Draghi.

Vermutlich dürfte in den nächsten Tagen diese Inflationszahlvon 2% in Deutschland erreicht werden, aber der Nullzins wird sich nach den Worten Herrn Draghi dennoch nicht verändern. Jetzt müssen plötzlich gleich vier Kriterien erfüllt sein, bevor der Zentralbankrat  Maßnahmen gegen den Inflationsanstieg beschließt. Diese wären:

  • Die Inflationstrends in den einzelnen Ländern der Euro-Zone müssen sich angleichen.
  • Die Teuerung darf nicht nur vorübergehender Natur sein, sondern muss sich nachhaltig manifestieren.
  • Sie muss selbsttragend sein und nicht allein  das Ergebnis der ultralockeren Geldpolitik (Anmerkung des Verfassers: die bisher nichts gebracht hat)  und
  • die Inflation muss übergreifend in der gesamten Euro-Zone ein bestimmtes Niveau überstiegen haben.

Letztlich ist das die Quadratur des Kreises, da alle Mitglieder der Euro-Zone unterschiedliche wirtschaftliche Strukturen und Entwicklungen haben, unterschiedlichen Steuergesetzgebungen unterliegen, unterschiedliche Export- und Importquoten verzeichnen und daher unterschiedliche Inflationsentwicklungen hinnehmen müssen. Kurzum, Herr Draghi hat sich damit einen Freibrief für seine chaotische Geldpolitik gegeben, woran sich zumindest in seiner Amtszeit bis 2019 nichts ändern dürfte.

In der Presse wird unverändert vermutet, dass er damit den wirtschaftlich schwachen Euroländern wieder auf die Beine helfen will, ein Vorgang welches letztlich zu Lasten aller und nicht nur der deutschen Sparer geht und deren Unmut unverändert am Leben hält zur Freude der Populisten. Aber was hat das diesen schwachen Ländern bisher geholfen? Die dortige Verschuldung ist unverändert weiter gewachsen und notwendige Reformen aus opportunistischen und politischen Gründen in die Zukunft bis nach der nächsten jeweiligen Wahl verschoben.

Ein Presseartikel der FAZ vom 20.1.2017 mit der Überschrift“ Fondsanlegern drohen höhere Ausstiegsgebühren“ könnte aber meines Erachtens den richtigen Hinweis geben, warum Herr Draghi diese Geldpolitik unverdrossen weiterführen will. In diesem Presseartikel wird davon berichtet, dass der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB), dem Vertreter  der Finanzministerien, Notenbanken und Aufsichtsbehörden aus den führenden  20 Wirtschaftsländern  (G20) angehören, (angeblich) die von der Fondsbranche ausgehenden Systemrisiken  besser überwachen und kontrollieren will. Strengere Auflagen, d.h die deutliche Erschwerung der Anleger in Krisenzeiten aus den Fonds auszusteigen, werden vom BVI, dem Vertretungsorgan der Fondsbranche, natürlich sehr begrüßt, wen wundert es, wird doch damit der Fondsanleger letztlich dazu gezwungen, sein Geld in Krisenzeiten einem Fonds zu belassen. Damit wird es dem Fondsmanagement für unbestimmte Zeit ermöglicht, weiterhin Gebühren aller Art vereinnahmen zu können, es sei denn, der Fondsanleger nimmt hohe Abschläge und damit Vermögensverluste in Kauf, womit die Ausstiegsabsicht gewollt ins wirtschaftlich unsinnige gelenkt wird.

Das wäre eigentlich nicht so schlimm, wenn die Anleger aufgrund der Geldpolitik und den Aufkaufprogrammen des Herrn Draghi letztlich nicht gezwungen wären, Investmentfonds zu kaufen. Leider gibt es aber nichts mehr Adäquates auf dem Markt und die Produkte, welche noch zur Verfügung stehen, beinhalten ein hohes Verlustrisiko und gefährden jedes Vermögen. Somit ist der Anleger zunehmend gezwungen, diese strukturierten Finanzprodukte / Investmentfonds zu kaufen und erfährt damit sukzessive eine Enteignung seines Vermögens, da er es dann nicht mehr in der Hand hat, was mit seinem Geld in diesen Investmentfonds geschieht, in welchen zudem sämtliche schlechten Risiken dieser Welt verarbeitet und sozialisiert werden können.

Und genau das ist das Ziel des Investmentbankers Draghi. Veränderung des Finanzsystems zu einem Investmentbank-Finanzsystem, bestehend aus strukturierten Finanzprodukten aller Art.

Ein weiteres Indiz für diese Absicht zeichnet sich in der Absicht des Ausschusses für Finanzstabilität (ESRB) ab, europäische Staatsanleihen von Ländern mit guter und schlechter Bonität zu einer Superanleihe zusammenzufassen zwecks Refinanzierung der schwachen Euroländer bzw. zur Gewinnung von mehr Finanzstabilität in der Eurozone. Letztlich ein Produkt, welches vor 5 Jahren schon verworfen wurde mit dem Hinweis, dass dadurch über die Hintertür eine Vergemeinschaftung der Schulden stattfinden würde. Oder soll damit die Möglichkeit für die EZB geschaffen werden, ihr Portfolio von aufgekauften Staatsanleihen über diese “Superanleihen” wieder loszuwerden?

Letztlich bedeutet das wieder eine Vermischung von guten mit schlechten Bonitäten, ähnlich wie bei den US-Hypothekenanleihen, welche zur Finanzkrise geführt haben. Gute Äpfel und faulige Äpfel ergeben letztlich auch keinen Superapfel. Außerdem würden  Staatsanleihen sukzessive nur über Investmentfonds käuflich erworben werden können zur Freude des jeweiligen Fondsmanagements und der strukturierenden Investmentbanker.

Man sieht, die Investmentbanker arbeiten weltweit an einem neuen Finanzsystem.

29. Januar 2017

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

siehe auch www.emde-fiveko.de




Meryl Streep, das Gewissen Amerikas

Die Wahl von Donald Trump zum künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika hat vermutlich alle überrascht. Sein Auftreten im Wahlkampf und sein bisheriges von Skandalen markiertes Leben sprach nicht für einen Wahlsieg und man glaubte an die Urteilsfähigkeit der amerikanischen Wähler, dass ein solcher Polarisierer, der nicht fähig ist ein Volk vereint zu führen, dann doch einen Wahlsieg davon trägt. Spielt hier die den Amerikanern nachgesagte Oberflächlichkeit eine Rolle?

Wie kann es möglich sein, dass ein solch rüpelhafter Mensch ohne Anstand, der beleidigt, lügt und betrügt, nicht nur seine Geschäftspartner sondern auch seine Wähler – wie sich schon jetzt herausgestellt hat -, Beziehungen zu kriminellen Personen pflegt, einige Insolvenzen hingelegt hat, damit viele kleine Handwerker und Unternehmen und damit auch sehr viele Arbeiter zu Schaden kamen, nicht einmal von der Mehrheit der Amerikaner sondern über die unverständliche Wahlmännerstruktur zum Präsidenten der USA avancieren konnte.

Und dann noch danach  das Theater per Twitter, vor dem alle wirtschaftlichen Größen kuschen und nach jeden Tweet ihr Rückgrat verlieren. Selbst der mächtige Chef von Apple, Tim Cook, erschien zu der Elefantenrunde bei Trump  ganz brav mit Anzug und Krawatte, wie ein Pennäler, wo er doch sonst nur in Freizeithemd und Jeans ganz locker seine Produkte vor einem Weltpublikum präsentiert.

Kurzum, es macht sich gegenüber diesem extremen Polarisierer eine fassungslose und pragmatische Akzeptanz breit, die sehr gefährlich werden kann bzw. schon ist und nichts Gutes erwarten lässt.

Insofern war die Rede von Meryl Streep anlässlich Ihrer Verleihung des Golden Globes für Ihr Lebenswerk absolut wohltuend und ließ Hoffnung aufkeimen, dass die Amerikaner doch nicht in der geäußerten negativen Wahrnehmung einzuschätzen sind.

Die Rede ist außergewöhnlich und wert, in diesem Blog veröffentlicht zu werden. Die wesentlichsten Passagen sind hierbei fett gedruckt, der Text zwecks Vermeidung von Übersetzungsinterpretationen in Englisch gehalten, zumal ich davon ausgehe, dass die Leser meines Blogs der englischen Sprache mächtig sind. Hier die Rede in voller Länge:

“Thank you very much. Thank you very much. Thank you. This town, thank you. I love you all, but you’ll have to forgive me. I’ve lost my voice in screaming and lamentation this weekend, and I have lost my mind sometime earlier this year. So I have to read. Thank you, Hollywood Foreign Press, just to pick up on what Hugh Laurie said. You and all of us in this room really belong to the most vilified segments in American society right now. Think about it: Hollywood, foreigners and the press.

But who are we? And what is Hollywood anyway? It’s just a bunch of people from other places. I was born and raised and educated in the public schools of New Jersey. Viola was born in a sharecropper’s cabin in South Carolina, came up in Central Falls, Rhode Island. Sarah Paulson was born in Florida, raised by a single mom in Brooklyn. Sarah Jessica Parker was one of seven or eight kids from Ohio. Amy Adams was born in Vicenza, Veneto, Italy. And Natalie Portman was born in Jerusalem. Where are their birth certificates? And the beautiful Ruth Negga was born in Addis Ababa, Ethiopia, raised in — no — in Ireland, I do believe, and she’s here nominated for playing a small-town girl from Virginia. Ryan Gosling, like all the nicest people, is Canadian. And Dev Patel was born in Kenya, raised in London, is here for playing an Indian raised in Tasmania. So Hollywood is crawling with outsiders and foreigners, and if we kick them all out, you’ll have nothing to watch but football and mixed martial arts, which are not the arts. 

They gave me three seconds to say this. So an actor’s only job is to enter the lives of people who are different from us and let you feel what that feels like, and there were many, many, many powerful performances this year that did exactly that, breathtaking, compassionate work. But there was one performance this year that stunned me. It sank its hook in my heart not because it was good. It was — there was nothing good about it, but it was effective, and it did its job. It made its intended audience laugh and show their teeth. It was that moment when the person asking to sit in the most respected seat in our country imitated a disabled reporter, someone he outranked in privilege, power, and the capacity to fight back. It kind of broke my heart, and I saw it, and I still can’t get it out of my head because it wasn’t in a movie. It was real life. And this instinct to humiliate when it’s modeled by someone in the public platform by someone powerful, it filters down into everybody’s life because it kind of gives permission for other people to do the same thing.

Disrespect invites disrespect. Violence insights violence. When the powerful use definition to bully others, we all lose. Ok. Go on with that thing. OK. This brings me to the press. We need the principal press to hold power to account to call them on the carpet for every outrage.

That’s why our founders enshrined the press and its freedom in our Constitution. So I only ask the famously well-heeled Hollywood Foreign Press and all of us in our community to join me in supporting the Committee to Protect Journalists because we are going to need them going forward and they’ll need us to safeguard the truth.

One more thing. Once when I was standing around on the set one day, whining about something, you know, we were going to work through supper or the long hours or whatever, Tommy Lee Jones said to me, “Isn’t it such a privilege, Meryl, just to be an actor?” Yeah, it is, and we have to remind each other of the privilege and the responsibility of the act of empathy. We should all be very proud of the work Hollywood honors here tonight. As my friend, the dear departed Princess Leia said to me once, “Take your broken heart. Make it into art.” Thank you, friend.”

 

Die Reaktion von Trump, natürlich auf Twitter seinem Dekretmedium, ließ nicht lange auf sich warten und enthielt folgende Worte:

“Meryl Streep, one of the most over-rated actresses in Hollywood, doesn’t know me but attacked last night at the Golden Globes. She is a…..”

Das Schimpfwort kann man sich schon denken. Eine der profiliertesten Schauspielerin der Welt mit allen nur denkbaren wertvollen Auszeichnungen der Filmbranche  so zu bezeichnen, letztlich so zu beschimpfen, macht wieder deutlich, dass dieser Mann eine sehr eingeschränkte Urteilsfähigkeit besitzt.

Was kommt auf Amerika und die Welt noch alles zu, wenn man auf der diplomatischen Bühne ihm nicht folgen will. Beschimpft und beleidigt er auch dann die Führer anderer Völker ebenso? Frau Merkel hat er im Wahlkampf schon als geisteskrank bezeichnet.

Meryl Streep ist mit dieser Rede zum Gewissen von Amerika geworden, welches Donald Trump verloren gegangen ist.

Armes Amerika, arme Welt.

11.Januar 2017

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 




EZB-Inflationsdefinition, Mittel zum Zweck

Der Anstieg der Verbraucherpreise (inkl. Energiepreise) in Deutschland vom November 2016  bis Dezember 2016, also nur in einem Monat,  um 0,9% auf 1,7% ist hauptsächlich auf die deutliche Verteuerung des Öls zum einen wegen des Ölpreisanstiegs an sich  und – da in US$ quotiert wird – wegen des zusätzlich deutlich angestiegenen US- Dollars nach der überraschenden (und für mich unverständlichen) Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zurückzuführen.

Diese Inflationsentwicklung macht wiederum deutlich, wie unsinnig die Geldpolitik der EZB ist und war. Was hat dieser „what ever it takes“-Präsident in den letzten 2 Jahren  nicht alles gemacht, um die Inflation in Richtung 2% zu bewegen, wobei man sich dabei schon die Frage stellen muss, ob eine Zentralbank ihre Hauptaufgabe in der Inflationsbekämpfung oder in der Inflationsförderung  sieht.

Letztlich ist dieser drastische Anstieg der Verbraucherpreise eine extreme Blamage für diesen Herrn Draghi und seinem politisch zusammengesetzten Zentralbankrat ohne entsprechender Wirtschaftsexpertise. Weder hat der Aufkauf nahezu sämtlicher guter Staats- und Unternehmensanleihen noch die Überflutung der Märkte mit Liquidität noch die Einführung des Negativzinses zu der gewünschten  Inflationsentwicklung beigetragen. Diese Geldpolitik wurde von sehr vielen namhaften Ökonomen stets kritisiert, leider haben sie aber kein Gehör fanden.

Man muss sich daher schon die Frage stellen, warum dieser Herr Draghi dann so eine Geldpolitik einführte bzw. bewußt forcierte und damit zum einen die Märkte ausgehebelt durcheinander brachte und zum anderen sämtliche geldpolitischen Pfeile verschoss und somit für weitere Krisen nichts mehr in seinem Köcher hat.

Wie schon mehrmals in diesem Blog dargelegt, kann nur die Antwort lauten, dass Herr Draghi ein anderes Wirtschaftssystem, nämlich ein solches auf der Basis des Investmentbankings, mit aller Macht fördern möchte und daher „whatever it takes“ – alles daran setzt, dieses Ziel zu erreichen. Das erinnert an einen Spieler, der alles auf eine Karte setzt zwecks Erreichung des maximalen Gewinns. Investmentbanker sind Spieler, Herr Draghi und sein oberster Bankenaufseher in der Deutschen Bundesbank, Herr Dombret, sind Investmentbanker.

Sicherlich spielt auch seine Sympathie für die schwachen Südländer eine Rolle und die Angst vor dortigen höheren Zinsen. Aber solche haben diesen Ländern in der Vergangenheit mit zweistelligen Prozentsätzen auch schon verbucht und nicht in die Knie gezwungen.

Die Finanzwelt auf Basis des Investmentbankings sieht keinerlei direkte und sichere Anlagemöglichkeiten mehr vor, sondern nur in Form von intransparenten strukturierten Finanzprodukten, in welchen man sämtliche hohe Risiken der Welt in den Anlageklassen  „Alternative Anlagen“ verstecken kann. Das wäre dann ein System, in welchem man die breite Masse der Anleger abzocken, ausbeuten und um es mit der Fäkalsprache noch zu beschreiben, bescheißen kann, sorry dafür!

Das bedeutet dann nur noch das Angebot von intransparenten Investmentfonds unterschiedlichster Prägung auf Basis von unterschiedlichen Basiswerten, seien es Aktien, Anleihen, Immobilien, Derivate komplexester Art, ETF`s auf wiederum unterschiedlichste Basiswerte oder ein Mischmasch – auch Diversifikation genannt –  daraus oder Zertifikate zwecks Absicherung von großen Depots, welche von den Investmentbankern strukturiert werden und ihnen hohe Provisionseinnahmen sichern. Durch den Aufkauf der guten Anleihen (jedoch keine Bankanleihen, die sieht die EZB als oberster Bankenaufseher vermutlich als zu risikoreich an) durch die EZB verbleiben für die Anleger letztlich nur noch die risikoreichen direkten Anlagen oder die oben beschriebenen strukturierten Finanzprodukte.

Das sind nur ganz grob die wesentlichsten strukturierten Anlageformen, zwischenzeitlich haben allein die genannten  längst die Millionenzahl überschritten und sind daher nicht mehr verifizierbar.

Verwunderlich ist es nur, dass die Wirtschaftspresse diesem Treiben kritiklos zusieht und sich sogar zu dieser Entwicklung in Richtung Investmentbanking noch missbrauchen lässt. Bestes Beispiel ist der heutige Presseartikel des Herr Stocker in der „Welt am Sonntag“ mit der Überschrift „Das große Fressen“, womit das „Auffressen“ der Spareinlagen durch die nun angestiegene Inflation vs. Nullzinsen gemeint ist.

In diesem Artikel werden diverse Vorschläge unterbreitet, wie man dieser Entwicklung entgehen kann, allerdings sind das alles Vorschläge von Produkten, welche die Investmentbanker strukturieren und zwar wie folgt:

Aktien:

Natürlich, wie könnte es anders sein, die werden jetzt bei den derzeitigen Höchstständen sowohl von allen Banken als auch von vielen Wirtschaftsjournalisten empfohlen, aber keine Einzelaktien, von denen rät Herr Stocker ab (siehe unten). Als Begründung für eine Aktienanlage kann man immer wieder die ollen Kammellen lesen,nämlich, dass Sie in den letzten Jahrzehnten trotz der vielen Crashs im Durchschnitt gestiegen sind. Die Frage ist nur, zu welchem Zeitpunkt man eingestiegen  ist. War das bei den Höchstständen, so wie jetzt, stimmt diese Rechnung nicht mehr und der Anleger muss Jahre wenn nicht sogar Jahrzehnte warten, bis er seinen Einstandskurs wieder findet. Bestes Beispiel ist die Allianz Aktie, welche Anfang 2000 einen Kurs von nahezu € 400 vermelden konnte, dann aber auf unter € 40 rutschte und sich jetzt bei € 160 bewegt, und das nach 16 Jahren.

Außerdem sind Aktien nicht gleich Aktien. Eine Wertung der Aktien nach Bonität wurde hier unterlassen. Herr Stocker hätte zur Richtigstellung seiner These die Bonität der Aktiengesellschaft zumindest im Rating A-Bereich erwähnen sollen, denn diese werden nach einem Crash, der alle Aktien in ihrem Kurs nach unten führen wird, sicherlich wieder ansteigen, was dann allerdings auch Jahrzehnte dauern kann, wie an der Allianz-Aktie festgestellt werden kann.

Vermutlich vertraut Herr Stocker auf die “Diversifikation” in den entsprechenden Fonds auf Aktienbasis, welche auch schlechtere Bonitäten zulassen und womit man diese Bonitäts-Betrachtungsweise zurückstellen kann. Das hat sich im Übrigen bei den US-Hypothekenanleihen in 2008 bitter gerächt.

Aktienanlage ja, aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt und dann als Einzelaktie und dann bei einer langfristig vorgesehenen Anlage nur in so genannte „blue chips“, d.h. Aktiengesellschaften mit mindestens einem A-Rating von  Standard & Poor oder Moody`s. Solche Aktien kann man dann auch langfristig liegen lassen und deren Entwicklung besser verifizieren und abwarten. Diese werden nicht immer nur steigen und nur eine der jetzigen Krisen der Welt könnte wiederum zu einer Weltwirtschaftskrise führen und somit zu einen enormen Aktiencrash. Nach diesem Gewitter wird es immer wieder Sonnenschein geben und somit einen Anstieg dieser Einzelaktien. Ob strukturierte Finanzprodukte mit ihrem Mischmasch  solche Aktiencrashs überleben, bleibt dahin gestellt.

Strukturierte Finanzprodukte:

Lt. Herrn Stocker sollten – wie schon dargelegt – Sparer Einzelaktien jedoch meiden, dafür aber in einen langfristigen

ETF-Sparplan

investieren. Diese Form der Anlage in ETF`s habe ich in einigen Beiträgen bereits heftig kritisiert (siehe unter „Strukturierte Finanzprodukte“ Buchstabe „E“) und können sich zu Brandbeschleunigern in einem Crash-Szenario entwickeln. Gleichzeitig weist Herr Stocker auf ein Verbraucherportal hin, welches mit mehr als  350 ETF`s die größte Auswahl an kostenlosen Sparplänen bietet.

Da ETF`s als Basiswert einen Index zugrunde legen, könnte das jetzt bedeuten, dass dieses Portal ETF`s mit 350 unterschiedlichsten Indices anbietet. Das könnten beispielsweise sein

  • ETF`s auf Branchenindices (z.B. branchenbezogene Sub-Indices der bekannten Aktienindices)
  • ETF`s auf Regionenindices, d.h. Indices, die sich auf Wirtschaftsregionen beziehen (darunter ETF`s auf Emerging Markets)
  • ETF`s auf so genannte Strategieindices (Vielzahl sehr spezialisierter und dabei sehr unterschiedlicher, meist aktienbezogener Indices /Abgrenzung zu anderen Indextypen somit nicht eindeutig)
  • ETF`s, die sich auf Indices sehr spezialisierrter Branchen beziehen (z.B. auf erneuerbare Energie wie den ÖkoDax)
  • ETF`s auf Indices, deren Zusammensetzung den Gewichtungen sich nach Fundamentaldaten (z.B. FTSE-RAFI-Indices oder solche, die versuchen, Substanzwerte oder Wachstumswerte zu selektieren) oder der Dividendenrendite (z.B. DivDAX) bestimmt
  • ETF`s auf Indices, die bestimmte Handelsstrategien nachbilden, wie z.B. solche, die Shortpositionen, gehebelte Positionen und Optionsstrategien nachbilden.
  • usw. usw. Letztlich sind das schwer nachzuvollziehende Indices und Wetten mit der schönen Verpackung „Diversifikation“. Sollten wir wiederum einen Finanzcrash erleben – wovon auszugehen ist – bin ich gespannt, ob der Sparer dann sein Geld, gerechnet auf eine Zusammenstellung von Aktien, welche größtenteils wiederum über Optionen synthetisch dargestellt werden, zurück bekommt.

Kurzum, das ist alles strukturierter Mischmasch, bei dem die Verifizierung  bei den unterschiedlichsten und sehr exotischen Indices äußerst schwer fällt und man mit Misstrauen belegen sollte, insbesondere nachdem die wichtigsten Indices, der LIBOR und der EURIBOR manipuliert worden waren. Ob man solchen Mischmasch den Sparern nahelegen sollte, ist meines Erachtens fraglich. Außerdem sind diese Fonds in den wenigsten Fällen kostenlos bzw. der Ausgabeaufschlag wird dann eben über den Kurs verarbeitet. Und langfristige Sparverträge haben den Nachteil, dass bei jeder monatlichen Sparleistung die Bank mitverdient und dem Sparer eine Verifizierung seiner Anlage schwer fällt.

Ein weiterer Vorschlag war die Anlage in einen

offenen Investmentfonds,

mal wieder. Hierzu gibt es in diesem Blog ebenfalls einen kritischen Beitrag (siehe unter „Strukturierte Finanzprodukte“ Buchstabe „I“). Dieser darin fixierten Kritik möchte ich noch hinzufügen, dass die dortigen Fondsmanager nicht immer ein glückliches Händchen haben sowohl bei der Auswahl der Immobilien als auch bei der Auswahl der Finanzierung, z. T. auch in Fremdwährungen mit Schweizer Franken. Ich möchte nur daran erinnern, dass vor einigen Jahren um die neun offenen Immobilienfonds von bekannten und ehemals seriösen Initiatoren geschlossen werden mussten und nunmehr viele Anleger sehr viel Geld verloren haben, ganz zu schweigen von den dadurch entstandenen Liquiditätsnöten dieser Anleger.

Besser ist eine eigene und selbst bewohnte Immobilie, welches in meinen Augen die beste Altersvorsorge ist.

Den sonstigen von Herrn Stocker geäußerten Vorsichtsmaßnahmen kann ich nur zustimmen.

Warum kann man nicht einmal lesen, dass man sein Cash zunächst zurück halten sollte, um eine bessere Anlagemöglichkeit abzuwarten. Ein guter Jäger geht auch nicht wild um sich schießend in den Wald und erlegt jedes sich ihm bemerkbares Wild, sondern wartet geduldig ab, bis vor ihm der Zwölfender-Hirsch auftaucht. Derzeit hält selbst der Großinvestor Warren Buffet sein Geld zurück, bzw. versilbert teilweise seine Investments. Ahnt er vielleicht eine maßgebliche Veränderung?

Der Grundsatz sollte heißen, sein sauer Erspartes  nicht unnötig einem Risiko auszusetzen, auch wenn durch die Inflation ein Teil davon aufgefressen wird, was saldiert aber immer noch besser ist, als durch falsche Investments alles zu verlieren.

8. Januar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Sie strukturierte Ausbeutung”

siehe auch www.emde-fiveko.de