1

“Draghi hat alles richtig gemacht” (??????)

Im heutigen Handelsblatt wurde ein Interview mit Herrn Andreas Utermann, CEO von Allianz Global Investors GmbH und Vorsitzender des Global Executive Committee der Firma, abgedruckt. Darin konnte man lesen und sich die Augen danach reiben, dass seiner Meinung nach

  • Draghi  das Zerplatzen  des europäischen Projektes mit der Euro-Krise verhindert und somit
  • Draghi in dieser für Europa entscheidenden Situation alles richtig gemacht hat”.

Er würde Draghi sogar in die Riege der großen europäischen Politiker einreihen.

Hierzu fällt mir allerdings nichts mehr ein und ich verweise daher auf den Beitrag “Absurdistan EZB” in diesem Blog, welcher  diese Thesen keinesfalls stützt. Ich bin der Meinung, dass Herr Draghi zwar in die Geschichte eingehen wird, allerdings als Spaltpilz der europäischen Idee und Handlanger der Politik, welche über die EZB ein wunderbares Vehikel gefunden hat, die Bürger auf eine intelligente, aber perfide Art und Weise auszubeuten.

Schaut man sich den Werdegang von Herrn Utermann an, wird mir alles klar. Herr Utermann ist durch und durch ein Investmentbanker und von der Investmentbank-Ideologie geprägt, genauso wie Herr Draghi und viele an den Schaltstellen der Weltwirtschaft, wie z.B.  bei der vor dem Abgrund stehenden Deutsche Bank etc. etc. (siehe Investmentbanker-Liste in diesem Blog).

30. Juni 2019

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 




Absurdistan EZB

Seit nunmehr rd. 4 Jahren versucht die EZB mit Ihrer Nullzinspolitik die von ihr interpretierte und fragwürdige Inflationsrate anzuheben.

Weder hat dieser Negativzins noch der Ankauf nahezu sämtlicher guter Staats- und Unternehmensanleihen und damit die Überflutung der Märkte/Banken mit Liquidität, welche die Banken dann zu einem Negativzins von -0,4% bei der EZB parken müssen, in diesen 4 Jahren zu der gewünschten Inflationsentwicklung mit einer Rate von 2% geführt.

Zum Thema Inflation siehe folgende Beiträge in diesem Blog „EZB-Inflationsdefinition, Mittel zum Zweck“ v. 8.1.2016/“Inflationsrate, eine Irreführung“ v.4.5.2016.

Und nun will Herr Draghi diese absurde Geldpolitik nach diesen 4 ergebnislosen Laborjahren noch zusätzlich verschärfen durch eine weitere Senkung des Negativzinses und evtl. weiterem Ankauf von Staatsanleihen.

Was verspricht sich Herr Draghi eigentlich von dieser Verschärfung? Ist das Altersstarrsinn oder sind ihm die Folgen seiner Geldpolitik immer noch nicht bekannt die da wären:

  • Starke Blasenbildung auf den Aktien-, Anleihen- und Immobilienmärkten und damit vorprogrammierte hohe Vermögensverluste, womit die EZB zur Gefangenen ihrer eigenen Geldpolitik wird!
  • Förderung der Verschuldung der Unternehmen durch einen preiswerten Rückkauf von eigenen Aktien und damit Reduzierung von Eigenkapital/ Erhöhung der Verschuldung, womit in Rezessionsphasen ein Grundstein gelegt wird für viele künftige Unternehmenszusammenbrüche.
  • Durch die weiter ansteigenden Immobilienpreise werden sich sukzessive die Mieten erhöhen und damit die gewünschte Kaufkraft zur Erhöhung der Inflation weiter entzogen. Ganz zu schweigen von den dadurch induzierten sozialpolitischen Problemen (siehe Enteignungsdiskussion)
  • Der Sparwille wird aufgrund der fehlenden Zinseinkünfte noch mehr zwecks Verbesserung der Altersvorsorge gefördert, womit die Absicht nach mehr Konsum und damit Erhöhung der Inflation von der EZB selbst unterlaufen wird.
  • Sukzessive Reduzierung der Renten, welche Kapital gedeckt sind, da zum einen Zinspapiere keine Renditen mehr abwerfen und die Investitionen in Aktien und Zinspapiere mit schlechten Rating (bieten noch einiger Maßen Rendite) unweigerlich zu Verlusten und damit geringeren Pensionszahlungen führen werden. Pensionsfonds werden somit ihre Leistungen grundsätzlich zurück schrauben müssen. Altersarmut lässt grüßen.
  • Die Reserven der Sozialkassen und der Renten/Investmentfonds (Anlagevehikel für die Altersvorsorge) werden durch den Negativzins um hunderte von Millionen reduziert, welche die Beitragszahler irgendwann wieder berappen müssen.
  • Der Regulator Zins wird praktisch eliminiert, die Länder mit einer schwachen finanziellen Brust (u.a. Italien, die Heimat von Herrn Draghi / man hat ihn schon als Staatspräsidenten vorgeschlagen) werden ermuntert, sich noch mehr zu verschulden (bereits eingetroffen), welches künftig zu schweren Staatskrisen und politischen Verwerfungen in Europa führen wird.
  • Das gilt auch für schwache Kreditnehmer, denen man aus lauter Verzweiflung Geld hinterher wirft, um keine Strafzinsen der EZB bezahlen zu müssen. Die Folgen während einer Rezession sind daher verheerend.
  • Dahinter steckt die Absicht der EZB, dass mehr Kredite vergeben werden sollen. Das würden die Banken sicherlich sehr gern tun, leider gibt das anscheinend der Markt nicht her. Wenn das so einfach wäre. Andererseits werden die großen Banken von der EZB-Bankenaufsicht streng reguliert bzw. stranguliert. Ein totaler Widerspruch!!
  • Hier ist der Blick auf die Zusammensetzung des Zentralbankrates interessant. Durchweg Karrieren über die Zentralbanken (z.B. hat Frau Lautenschläger als Pressesprecherin bei der Bafin begonnen), somit ohne Expertise in Sachen Realwirtschaft beim Kreditgeschäft. Kurzum Laien, die sich über die Auswirkungen anscheinend nicht bewusst sind.
  • Es geht eine wirtschaftliche Ethik, wonach man für eine Leistung bezahlt wird, total verloren. Der Anleger mit seiner Leistung „Einlage bei einer Bank“, die er lange Jahre angespart hat oder durch eine gute Leistung erhalten hat bzw. dafür auf vieles verzichtet hat, muss noch Geld dafür bezahlen, dass die Bank eine Leistung erbringen kann, nämlich die Kreditvergabe. Vergleichbar wäre das mit einer verqueren Berufsethik, in der der Mitarbeiter eines Unternehmens Geld an das Unternehmen bezahlen muss, damit er dort arbeiten darf. Herr Draghi bezahlt der EZB auch kein Geld dafür, dass er dort arbeiten bzw.  wirken darf.
  • Verschärfung der negativen Entwicklungen der Banken, welche gegenüber den US-Banken derzeit schwer im Nachteil sind und sich damit nicht verbessert. Bankenkonzentrationen werden nicht ausbleiben (von Herrn Draghi gewünscht) und somit eine weitere Belastung der Bankkunden und Bürger mit höheren Gebühren und Zinsen aufgrund einer verminderten Konkurrenzsituation.
  • Totale Änderung des Finanz- / Vermögensanlagemarktes, welcher sich künftig nur noch aus intransparenten strukturierten Wertpapieren (Fonds, ETF`s, Zertifikate etc. etc.) noch mehr zusammen setzen wird und in der alle Risiken der Welt reingepackt werden können. Dies ist der EZB sehr sympatisch, kann sie doch zum einen die angekauften Wertpapiere, deren Qualitäten immer schlechter werden, dadurch wieder dem Markt zuführen und zum anderen können die Bad Banks mit ihrer an sich abschreibungspflichtigen Aktiva den Bürgern durch erneute Verbriefungen in die Depots eingebucht werden. Ich nenne das eine strukturierte Ausbeutung der Bürger, leider ohne juristische Folgen, ist aber gelinde gesagt Betrug.
  • Leidtragender wird der Bürger und Bankkunde sein, dem man schon einen Zins für seine Einlagen vorenthält (ich nenne das Diebstahl) und nun mit immer mehr Gebühren belastet, um die durch die Geldpolitik geringeren Einkünfte der Banken damit kompensieren zu können. Der Hinweis auf den Ausgleich durch die niedrigen Zinsen im Kreditgeschäft kann meines Erachtens nicht ziehen, da damit die Verschuldung der Bürger bzw. der Gesellschaften gefördert und immer höher wird, welches man sicherlich nicht als eine seriöse Situation bezeichnen kann.

Fazit:

Leidtragende sind wir alle, begünstigt werden nur wenige, insbesondere diejenigen aus der Investmentbankbranche, die Wegbereiter dieser fatalen Entwicklung.

In früheren Zeiten haben die Potentaten, die Könige und Fürsten, letztlich das gesamte Adelsgeschlecht, und nun auch die gewählten Bürgervertreter, den Bürgern stets in die Tasche über die Maßen gegriffen. Und nunmehr bedient man sich noch zusätzlich der Zentralbank zum Zwecke einer sehr günstigen Staatsfinanzierung zur Menschheitsbeglückung zu Lasten der Bürger. Das ist perfide!

Irgendwie kann man einen gewissen Vergleich der EZB mit der Deutsche Bank ziehen. Die Deutsche Bank ist durch ihre Investmentbanker schwer ins Trudeln gekommen und hat an diesen Bankerspezies unverständlicherweise bis jetzt daran festgehalten.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Achleitner, seit 2012 im Amt, ein ehemaliger Goldman Sachs Investmentbanker, hat das System des Investmenbankings durch die Ernennung von zwei Investmentbankern als Vorstandsvorsitzende bei der Deutsche Bank lange Jahre am Leben gehalten und der Bank damit gigantische Verluste beschert. Eigentlich wäre es Zeit, dass Herr Achleitner zurücktritt.

Der Präsident der EZB, Herr Draghi, seit Ende 2011 im Amt, ebenfalls ein Goldman-Sachs Investmentbanker, hat  mit seiner Geldpolitik ebenfalls das System des Investmentbankings stark gefördert und die Kapitalmärkte durcheinander gebracht bzw. das Finanzsystem auf eine äußerst unseriöse Basis gestellt. Das volkswirtschaftliche Ergebnis wie oben beschrieben und teilweise auch schon eingetroffen, kann mit der Situation der Deutsche Bank verglichen werden.

Zwei Investmentbanker an wichtigen Schaltstellen = Chaos auf den Finanzmärkten.

Aktuelle Anmerkung 30.7.2019:

Aus der heutigen Wirtschaftspresse (Handelsblatt) war zu entnehmen, dass Herr Draghi vor einer Immobilienblase warnt. Hat Herr Draghi nicht wahrgenommen, dass er und seine Mannen mit der Niedrigzinspolitik genau diese Situation induziert haben? Zuerst zündet Herr Draghi das Feuer an und weist darauf hin bzw. beschwert sich dann, dass es brennt!!!!!!

Es bleibt nur ratloses Kopfschütteln.

26./ 30. Juli 2019

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”




Goldgrube Zahlungsdienstleister

Die Gesamtzahl bargeldloser Zahlungsvorgänge in der EU ist in 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 7,9% auf 134 Milliarden gestiegen. Hiervon werden 52% (= rd. 70 Milliarden) aller Transaktionen über Kartenzahlungen abgewickelt, welches in etwa eine Gesamttransaktionswert von rd. € 54 Billionen entspricht. Insgesamt wurden in der EU 812 Millionen Karten ausgegeben, womit jeder EU-Bürger über 1,6 Zahlungskarten verfügt (Daten dem Bericht der EZB entnommen).

Experten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung dynamisch fortsetzen wird, zumal das Bezahlen mit Karten doch einfacher und angenehmer ist, als sich permanent über den Geldautomat Geld besorgen zu müssen.

Nutznießer dieser explodierenden Entwicklung sind die Zahlungsdienstleister (Netzbetreiber/ Acquirer) und vor allem die großen Kreditkartengesellschaften wie Mastercard und Visa, deren Ertragslage phantastisch und Bilanzen diamantgerändert sind.

Diese neue Verdienstmöglichkeit haben apple und amazon bereits erkannt und bieten mit apple pay und amazon pay eigene teure Zahlungsdienstleistungen an, allerdings mit einer hinterlegten synthetischen Kreditkarte. Letztlich bedienen sich die neuen Zahlungsarten noch der alten Zahlungs-Strukturen, womit wiederum die Kreditkartengesellschaften die Nutznießer sind.

McKinsey prognostizierte in einer Studie den Anstieg der Erträge im Zahlungsverkehr von zuletzt US$ 1,9 Billionen auf US$ 2,9 Billionen in 2022, welche von den Unternehmen bezahlt werden, die Kartenzahlungen oder auch Zahlungen via apps (auch dort sind Kreditkarten hinterlegt) etc. akzeptieren.

Insofern besteht für diese Karten akzeptierenden Unternehmen ein enormes Kosteneinsparungspotential, welches von den wenigsten bisher erkannt worden ist und aus folgenden Gründen leider nicht aktiv nicht angegangen wird:

  • Hohe von den Zahlungsdienstleistern bewusst gestaltete Komplexität der Konditionsgestaltung in allen Bereichen des Karten-Bezahlwesens.
  • Hohe von den Zahlungsdienstleistern bewusst gestaltete Komplexität der sehr intransparenten Konditionsabrechnungen, teilweise saldiert in Form von pdf-Rechnungen.
  • Pro Terminal tägliche Abrechnungen z.T. pro Karte und auch noch pro Konditionsart (wichtig für die Buchhaltung), anstatt Zusammenfassung in einer monatlichen excel-Liste (wichtig für ein effizientes Kostencontrolling), welche sämtliche Konditionsabrechnungen enthalten muss. Hier gibt es nur wenige Anbieter, welche eine solche all umfassende excel-Liste anbieten können. Bei Unternehmen mit einer hohen Terminalanzahl ist somit ein Controlling nicht mehr möglich oder besteht somit nur äußerst rudimentär. Erfahrungsgemäß ist das aber dringend nötig aufgrund von vielen falschen Abrechnungen der Zahlungsdienstleister, auch teilweise von deren komplexer EDV geschuldet.
  • Eine ständig ansteigende bis explodierende Anzahl von Transaktionen (bei rd. € 10 Mio Kartenumsatz entstehen je nachdem 200.000 bis 500.000 + x Transaktionen) und somit eine kaum mehr zu bewältigende Papierflut.
  • Eine viel zu vertrauensvolle Einstellung der Unternehmen zu ihren Zahlungsdienstleistern (wird schon alles der Richtigkeit entsprechen) gepaart mit einer in den meisten Fällen nicht vorhandenen Expertise.
  • Daraus folgend eine bestehende Hassliebe von vielen CFO´s zu dieser Konditions- und Abrechnungs-Komplexität und damit fehlender Wille, diesen Zustand zu verbessern.
  • Große Widerstände in den Finanzabteilungen gegenüber Beratern mit dieser sehr speziellen Expertise, um Vorwürfen der Geschäftsleitung (warum haben Sie das nicht gewußt?) vorzubeugen. Hier bleibt allerdings zu bemerken, dass sich dieser Konditionsmarkt derzeit explosiv verändert, so dass die meisten Controller diese Veränderungen nicht wissen können.

Mein Unternehmen beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit dieser Thematik und konnte bei jedem mandatierten Unternehmen deutlich Einsparungen bis zu 50% + x der bisher in diesem Bereich angefallenen nicht von den Kreditkartengesellschaften fixierten Kosten erreichen nebst Implementierung eines effizienten Kostencontrollings. Besonders erfolgreich waren wir bei solchen Unternehmen mit direkter Projekteinbindung der Geschäftsleitung/CFO und des IT-Verantwortlichen und damit den Entscheidern, weniger ergiebig bei solchen mit Lenkungskreisen und Lenkungsausschüssen, einer sozialisierten Form der zähen Entscheidungsfindung.

Letzte Anmerkung: Die beschriebene Komplexität machen sich bekannte, und in den letzten Jahren erfolgreiche Zahlungsdienstleister (Wirecard / Adyen) zunutze und haben es durch professionelle Marketingaktionen geschafft, ihren Bekanntheitsgrad und somit  ihre Marktpräsenz zu erhöhen. Insbesondere Wirecard posaunt jede Neuakquisition in die Welt hinaus und gibt Einblicke in die Zusammensetzung der Kundenverbindung, wie jetzt bei Aldi geschehen. Ob das im Kundeninteresse ist, wage ich zu bezweifeln. Analysiert man jedoch deren angebotene Konditionsstrukturen, bleibt nur noch die Bemerkung „na ja (!?)“ übrig, d.h. sie sind viel zu teuer und deutlich über Marktniveau.

Sollte Interesse und der Wille an solchen enormen Kosteneinsparungen bestehen, steht das Team der E.Emde Finanz- und Vermögenskoordination (homepage: www.emde-fiveko.de ,E.Mail: e.emde@emde-fiveko.de , Telefon 07803-927713) hierfür gerne zur Verfügung. Wir sind unabhängig und keinem Zahlungsdienstleister verpflichtet.

21. Juli 2019

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 7

Beitrag von Herrn Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

Wilen, den 3. Juli 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Warnzeichen wachsen – sowohl in der Anzahl als auch in ihrer Frequenz. Wir reden über einen Handelskrieg, den Brexit, eine problematische Eurozone, Populismus, steigende Schulden, nicht ausreichend finanzierte Pensionsverpflichtungen und eine immer langsamer wachsende Wirtschaft. Trotzdem sind die meisten Investoren davon überzeugt, dass sich all diese Probleme einfach lösen lassen. Denn nur so ist zu verstehen, dass die Aktienbörsen weiter steigen und die Zinsen für Schrottanleihen auf einem historischen Tiefstand notieren. Die Anleger weltweit „wissen“, dass die Regierungen und Zentralbanken alles tun – „whatever it takes“ –, damit die Zinsen weiter niedrig, die Preise jedoch hoch sind. Schließlich ist das seit den frühen 1980er Jahren so. Mit anderen Worten: Kein Anleger unter 75 Jahren hat jemals Geld unter Bedingungen wie 1930 oder in der Systemkrise von 1970 angelegt, in einer Zeit, in der alle Vermögenswerte – Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Immobilien und sogar Liquidität – simultan im Wert fielen. Das alles sollte uns daran erinnern, dass die wichtigste Lektion der Geschichte ist, dass Menschen nichts aus ihr lernen.

Die prägendste Veränderung der nächsten Jahre wird die demografische Entwicklung sein. Stellen Sie sich eine Gesellschaft vor, in der jeder ein Konsument ist und niemand spart. In dieser Gesellschaft würden die Preise wohl steigen, da der Wettbewerb um die angebotenen Güter und Dienstleistungen groß ist. Das Gegenteil ist eine Gesellschaft, die viel spart und wenig für den Konsum ausgibt. In dieser Gesellschaft wäre Kapital im Überfluss vorhanden und billig, in der Folge hätten wir ein Warenüberangebot und damit einhergehend einen konstant ho- hen Druck auf die Preise – und so wird unsere wirtschaftliche Zukunft wohl aussehen. Folgen wir der im linken Bild dargestellten Analyse, werden Rentner in der Zukunft vom vorhandenen Kapital leben.

In den meisten Ländern wird Vermögen zwischen dem 35. und 64. Lebensjahr aufgebaut, daher kann man ein Verhältnis zwischen den Menschen, die Vermögen aufbauen, und der gesamten Bevölkerung errechnen, den Global Capital Providers Index (CRP). Für die wichtigsten 85 Länder, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, ist das Verhältnis im Bild rechts oben dargestellt.

Von 1960 bis Anfang der 1980er Jahre war der Wettbewerb für Güter und Dienstleistungen groß und die Sparrate niedrig. Daher stiegen sowohl die Inflationsrate als auch die Kosten für das Kapital (Zinsen). Ab 1980, als die Babyboomer Mitte 30 waren, die wichtigsten Anschaffungen getätigt hatten und für das Alter zu sparen anfingen, kollabierte die Inflation gemeinsam mit den Zinsen. Leider tritt die Welt aufgrund der demografischen Entwicklung jetzt in die Entsparungsphase ein. Die Babyboomer fangen an, von ihren Pensionen und Ersparnissen zu leben. Damit entziehen sie dem Markt ihre Ersparnisse für den Konsum. Der CRP lässt sich, aufgrund der vorhandenen demoskopischen Daten, leicht für die Zukunft berechnen. Dies dürfte im Ergebnis langfristig wieder zu einer steigenden Inflation führen.

Als Gegenbeispiel zu einer steigenden Inflationsrate bei steigendem CRP-Index wird oft Japan angeführt. Das Land hat immer noch signifikant niedrige Zinsen.

Aber auch hier hat die Inflation 2010 ihren Tiefstand erreicht, als der CRP-Index seinen Tiefpunkt erreichte.

Aktien

Die wichtigsten Zentralbanken haben eine geldpolitische Kehrtwende vollzogen. Dies wird trotz der aus- geprägten Abwärtsrisiken für das globale Wachstum oft als positiver Ausblick für die Finanzmärkte gesehen. Aber sehen Sie selbst: In der Vergangenheit sind die Aktienmärkte nach den ersten Zinssenkungen durch die amerikanische Zentralbank spürbar zurückgegangen. Ich meine: Wir stehen heute an demselben Punkt.

Anders als viele Medienberichte, die von einer robusten Konjunktur sprechen, uns glauben machen, zeigen viele Konjunkturindikatoren eine schwächer werdende Wirtschaft an. Die folgende Grafik zeigt den OECD (Industrieländer) Composite Leading Indicators, einen wichtigen Maßstab für die wirtschaftliche Gesundheit, in beinahe freiem Fall.

In den USA hat der Einkaufsmanagerindex (PMI) des verarbeitenden Gewerbes das niedrigste Niveau seit September 2009 erreicht. Und diese Fakten im Ver- gleich zum Vorjahr, zusammengestellt von David Rosenberg, einem der besten amerikanischen Wirt- schaftswissenschaftler, sprechen auch nicht für eine überschäumende Konjunktur:

Zug-Wagenladungen:                                                        –5,8 %

Lieferungen von Klimageräten und Wärmepumpen:   –1,8 %

Holzproduktion:                                                                 –1,2 %

Stromversorger Leistung:                                                –6,9 %

Autoverkäufe:                                                                     –7,9 %

Größere Haushaltsgeräte:                                              –16,7 %

Fakturierung der Halbleiterindustrie:                             –29,0 %

Das ist vielleicht auch der Grund, warum das Rezessions-Risiko-Modell der New Yorker Fed deutlich in die Höhe geschossen ist. Erreicht es Zahlen über 30 wird eine Rezession sehr wahrscheinlich.

Zeigt der folgende Indikator die richtige Stimmung der Konsumenten an? Während die Ausgaben für das Essen in Fast-Food-Restaurants steigen, gehen sie in anderen Restaurant-Gruppen zurück.

Die neueste Titelseite von „The Economist“ erinnert mich an den Beginn des Jahres 2000.

Damals gab es einen weltweiten Boom, das Verbrauchervertrauen hatte einen neuen Höchstwert erreicht und niemand konnte sich vorstellen, dass die Rezession ein Jahr später beginnen würde.

Im Gegensatz zu den Unternehmen, die im Moment für riesige Summen, hohen Gewinnerwartungen für die Zukunft und keinem Gewinn an die Börse kommen, ist der Energiesektor so niedrig wie selten bewertet. Dasselbe war auch im Jahr 2000 der Fall. Damals machte der Energiesektor weniger als 5 Prozent im S&P-500-Index aus.

Hinzu kommt, dass viele Blue Chips aus dem Energiesektor eine Dividende zwischen 5 und 6 Prozent per anno bezahlen. Diese Dividende ist meistens für die Zukunft auch gut abgedeckt. Die Begründung, die man oft hört, ist, dass wir in einer digitalen Welt leben und Energie obsolet sei. Bei dieser Rechnung unterschätzen wir maßlos wie viel Energie die digitale Welt konsumiert. Die führende Beraterfirma Gartner geht davon aus, dass sich die Zahl der verbundenen Geräte in nächster Zukunft verdoppelt. Wären das Internet und Big Data ein Land, wäre es bereits jetzt der drittgrößte Stromkonsument der Welt, nach den USA und China.

Festverzinsliche Wertpapiere

Die letzten Reden der beiden Zentralbank- Präsidenten in Europa und den USA, Mario Draghi und Jerome Powell, waren Musik in den Ohren der Anleger. Die Federal Reserve ließ die Zinsen unverändert, signalisierte aber eine Senkung für Juli und vielleicht eine zweite später in diesem Jahr. Die Folge: Alles stieg – Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Gold. Die folgenden Grafiken zeigen, dass die Märkte mit einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit mit drei oder mehr Zinssenkungen für dieses Jahr rechnen, zwei sind beinahe sicher. Schauen Sie sich die Geschwindigkeit des Meinungsumschwungs genau an.

Mit den niedrigen Zinsen wird die Verschuldung weiter steigen und sie wirkt wie ein Hebel. Je höher die Verschuldung ist, desto höher ist der Ertrag auf das eingesetzte Kapital. Die Wahrheit ist allerdings: Das stimmt nur, so lange die Dinge gut laufen. Wenn es schlecht läuft, steigen auch die Verluste. Es liegt in unserer Natur, dass Firmen und Staaten, so lange alles gut läuft, die Verschuldung weiter herauf- schrauben werden und wir gleichzeitig dem Punkt, ab dem alles schlechter läuft, immer näher kommen.

Noch stimmt der Weg der Zinssenkung und die Fed könnte den Zins in den nächsten 18 Monaten durchaus auf null senken. Das ist eine gute Chance, mit langfristigen festverzinslichen Wertpapieren kurzfristig noch Geld zu verdienen.

Währungen

Gemäß der OCED-Kaufkraftparität ist der Euro gegenüber dem US-Dollar um 22 Prozent unterbewertet. Auch Trump lässt nichts unversucht, um klarzustellen, dass dies die USA stark benachteiligt. Es bleibt aber dabei: Für viele Anleger ist der US-Dollar in unsicheren Zeiten ein sicherer Hafen. Deswegen empfehlen wir US-Dollar-Positionen weiter zu halten. Ein Ziel von 1,10 US-Dollar zu Euro ist durchaus erreichbar.

Demnächst haben wir vielleicht eine neue Währung in Europa. Italien prüft gerade die Ausgabe sogenannter Mini-BOTs (Buoni Ordinari del Tesoro) als Parallelwährung zum Euro. Der Staat will mit diesen Mini-BOTs seine Schulden bei seinen Lieferanten begleichen. Umgekehrt sollen die Empfänger mit ihnen ihre Steuern bezahlen können.

Rohstoffwerte

Obwohl der Juni historisch ein schwacher Monat für den Goldpreis ist, hat Gold die von vielen technischen Analysten stark beobachtete Marke von 1.365 US-Dollar im Juni durchbrochen. Hier haben natürlich die beständigen Reden der Zentralbanker über neue Zinssenkungen geholfen. Wir gehen davon aus, dass Gold auch zukünftig weiter an Wert gewinnen wird.

Die Zentralbanken von Russland, China und Indien haben weiter Gold gekauft. Hinzu kam der Kauf von Gold-ETFs speziell in Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und Italien. Wenn wir die Grafik für Gold im Jahr 2007 betrachten, können wir feststellen, dass sich der Goldpreis von Mitte Januar bis Mitte August 2007 in einer engen Spanne zwischen 630 und 690 US-Dollar bewegt hat. Als aber die amerika- nische Zentralbank anfing, die Zinsen zu senken, stieg er bis zum Jahresende auf 840 US-Dollar. Im März 2008 notierte er bei circa 1.000 US-Dollar, bei- nahe 55 Prozent höher. Ich gehe davon aus, dass die Fed jetzt die Zinsen wieder senkt, erwarte aber nicht, dass diese Zinssenkungen erfolgreich sein werden, sodass bald eine neue „Quantitative Easing“-Runde (QE4) eingeläutet werden wird. Als die Fed im November 2008 QE1 verkündete, stand der Goldpreis bei 700 US-Dollar. Am Jahresende 2008 wurden 800 US-Dollar (+26 Prozent) notiert und 2011, nur 2,5 Jahre später, stand Gold bei 1.900 US- Dollar.

Ich empfehle daher, weiter Gold und Goldminenaktien zu halten. Die im Fonds befindliche Aktie Agnico Eagle Mines (AEM) sollte im zweiten Halbjahr und nächstes Jahr ihre Ergebnisse signifikant verbessern. Die Firma befindet sich in einem Übergangszeitraum. Zwei ihrer Minen, Meadowsbank und Lapa, sind mehr oder weniger ausgebeutet. Die beiden neuen Minen Meliadine und Amaruth starten in Kürze.

Sean Boyd, AEM CEO: „With commercial production expected shortly at Medidine and Amaruth on schedule for start-up in the third quarter of 2019, we anticipate higher gold production to result in increased earnings and cash flow in the second half of the year.“ AEM sollte einen höheren Cashflow erzielen und plant damit, die Schulden zu reduzieren und eine höhere Dividende auszuschütten. In den letzten 36 Jahren hat die Gesellschaft ohne Unterbrechung eine Dividende gezahlt. Ihre Minen liegen in Kanada, Finnland und Mexiko.

Portfoliostrategie

David Lafferty, Chefstratege von Natixis sagte kürzlich: „Ich würde mir sehr viel Sorgen (wegen der Schulden) machen, wenn ich einen langfristigen Zeithorizont hätte. Ich würde mir kurzfristig aber nicht allzu viele Sorgen machen.“ Übersetzt heißt das: Schulden werden eines Tages zu einem Desaster führen, aber heute ist es noch nicht so weit. Haben wir 2007 kurz vor der Bankenkrise nicht ähnlich gedacht?

Die größte Belastung für die Märkte ist allerdings der sogenannte Handelskrieg. Es geht aber in Wirklichkeit nicht um den Handel, sondern um die technische Vorherrschaft. Als die Weltmacht Großbritannien von den USA abgelöst wurde, war die Vorherrschaft auf den Weltmeeren der entscheidende Faktor. Der US-Boykott gegen Huawei und Pekings Drohung seltene Erden nicht mehr zu exportieren, zeigt die strategische Dimension dieser Auseinandersetzung. Sie wird nicht so schnell beendet sein und lässt sich auch nicht mit einem Vertrag lösen. Die politische Lage wird die Firmen langfristig in Atem halten und die wirtschaftlichen Verhältnisse werden unvorhersehbar. Es bleibt also dabei: Vorsicht ist angesagt.

Die Hornbach Holding AG (unsere Empfehlung in Brief Nr.6) notierte am 3. Juni bei 43,75 Euro. Unser Limit kam nicht zum Zug. Inzwischen notiert die Aktie wieder bei circa 50 Euro. Wir bleiben bei unserem Limit.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
28. Jun in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag 5.Feb. 18 8,59 Montag 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 45,04 9,04 25,10%
Shire PLC 35,52 Montag 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag 9.April 18 8,00 Montag 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 4. Juni 18 82,32 Montag 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 Mittwoch 17. April 19 9,92 -16,52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag 14.Aug. 18 33,68 45,04 11,36 33,71%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch 6. März 19 29,06 Mittwoch 29. Mai 19 25,77 -11,32%
Newmont Mining Mittwoch 17. April 19 30,26 33,83 3,57 11,80%
Hornbach Holding AG Limit 40,50
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 11,67%

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: 18,59% – Euro Stoxx 50 P: 18,32% – SMI: 17,43% – RexP: 2,07% – SBI: 3,50% – Gold(in US$): 9,65%

per 28.06.2019

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.

Datenschutzerklärung

Die zum Bezug unseres Informationsbriefs anzugebenden Daten (Name, E-Mail-Adresse) werden bei uns gespeichert und zur elektronischen Versendung unseres Newsletters an Ihre E-Mail Adresse verwendet. Die gespeicherten persönlichen Daten unterliegen den datenschutzrechtlichen Bestimmungen und dienen nur der Aufrechterhaltung des Service. Sie werden nicht ohne Ihre Einwilligung an Dritte weitergegeben. Sollten Sie sich vom Bezug unseres Informationsbriefs abgemeldet haben, werden Ihre Daten gelöscht.