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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 08

Beitrag von Herrn Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

 

Wilen, den 28. Juli 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

aus persönlichen Gründen erscheint dieser Informationsbrief etwas früher als sonst.

Am Ende dieses Monats steht die US-Wirtschaft vor einer kritischen Phase: Die erweiterte Arbeitslosenversicherung, die den Arbeitslosen wöchentlich 600 US-Dollar zusätzlich auszahlte, läuft aus. Dies sowie die Zahlung von 1.200 US-Dollar für diejenigen, die weniger als 75.000 US-Dollar im Jahr verdienen, und zusätzliche 500 US-Dollar für jedes Kind waren ein wesentlicher Bestandteil des im März verabschiede- ten ersten Konjunkturprogramms. Noch steht nicht fest, ob es verlängert wird. Allerdings arbeitet die Trump-Verwaltung daran, eine praktische Erweiterung des Programms zu finden. Berichte deuten darauf hin, dass die Fortschritte vielversprechend sind. Trotzdem hat die Verzögerung bei der Fertigstellung einer neuen Version dieses Programms bereits ausgereicht, um die Verbraucher zu verunsichern. Diese Unsicherheit wird sich in den Zahlen im Juli zeigen, da die Haushalte ihre Ausgaben in Ersparnisse umwandeln müssen (sparen bedeutet hier auch die Rückzahlung von Schulden) und der Liquiditätsmangel das Risiko von Zahlungsrückständen erhöht.

Die Grafik zeigt deutlich, dass vor allem der Konsum der unteren und mittleren Einkommensklassen durch diese Unterstützung nach der kritischen Phase kaum reduziert wurde. Das Beispiel dürfte für viele Industrieländer in der westlichen Welt zutreffen. Die Frage bleibt, was passiert, wenn diese Unterstützung eingestellt oder langsam zurückgeführt wird.


Es gibt sicherlich viele Haushalte, die in dieser Krise schwere finanzielle Einbußen verkraften müssen. Dennoch kann man festhalten, dass die Nettoeinkommen in allen Einkommensklassen gestiegen sind. Die aggressiven finanzpolitischen Maßnahmen weltweit haben dazu beigetragen, das Unglück zu mildern. Es sollte dabei aber immer einkalkuliert werden, wie umfangreich sie sind. In der ganzen Welt wird über eine Ausweitung und Verlängerung dieser Maßnahmen diskutiert. Irgendwann aber werden sie zurückgeführt werden müssen.

Da bisher in Amerika die Nettoeinkommen insgesamt kaum gesunken sind, sind auch die kumulierten Einzelhandelsverkäufe (wenn auch in den verschiedenen Sektoren unterschiedlich stark) nicht dahinter zurückgeblieben. Betrachtet man allerdings nur die Lohn- und Gehaltszahlungen sieht die Entwicklung schlimm aus. Selbst eine teilweise Erholung ist noch lange nicht in Sicht.

Es wird sich zeigen, ob die Pandemie zu einer Reform unseres Wirtschaftssystems führt, das in den letzten Jahrzehnten den Wert der Arbeitskraft geschwächt und den Abbau des Wohlfahrtsstaats gefördert hat und gleichzeitig zu einem Boom der Vermögenspreise und einer immer niedrigeren Inflation geführt hat – bei einem mittelmäßigen Lohnwachstum. Letzte Woche twitterte Srinivas Thiruvadanthai vom Jerome Levy Forecasting Center Folgendes:

Was er damit meint ist: „Wenn Sie Bill Gates 100 Euro geben, wird das Geld wahrscheinlich gespart. Wenn Sie dem Durchschnittsbürger 100 Euro geben, werden sie wahrscheinlich ausgegeben. Ungleichheit drückt in diesem Sinne also die Nachfrage. Seiner Ansicht nach bestand die Lösung in der Vergangenheit darin, die Einkommensungleichheit durch Blasen auszugleichen. Nur würde heute das Platzen der Blase die Einkommensungleichheit noch schlimmer machen. Um aus der Stagnationsfalle zu kommen und einen neuen Boom auszulösen, plädiert er für riesige Infrastrukturprogramme, direkte Zuschüsse zur Einstellung von Mitarbeitern und die Schaffung von Lehrlings- und Lohnsubventionsprogrammen. Auf der anderen Seite heißt das natürlich auch: Irgendwo muss das Geld herkommen. Und die historische Erfahrung lehrt: Nach jeder Pandemie stieg die Abgaben- und Steuer- last.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) wird oft auch als Notenbank der Notenbanken bezeichnet. Da sie unabhängig ist, gehört sie seit Jahren zu den Mahnern vor den Folgen der Politik des immer billigeren Geldes. Sie sieht eine Häufung von Finanzkrisen, die Abhängigkeit von Vermögenspreisblasen und eine zunehmende realwirtschaftliche Zombifizierung voraus. Den Kommentar der Basler Experten zu lesen lohnt sich immer.

Festverzinsliche Wertpapiere

Wirecard war ein Betrugsfall. Aber die Liste der Unternehmenskonkurse wegen Überschuldung wird immer länger:

Herabstufungen von Anleihen sind im Moment an der Tagesordnung. Am wichtigsten dabei ist, dass eine steigende Anzahl von Herabstufungen in der Regel einer Periode steigender Zahlungsausfälle vorangehen. Folgende Grafik zeigt, wie sich Herab- und Her- aufstufungen in der Vergangenheit entwickelt haben.

Bei Anleihen von Unternehmen sind im Moment bestimmt einige Schnäppchen zu machen. Liquidität und Sicherheit gibt es im Moment jedoch nur bei deutschen und amerikanischen Staatsanleihen.

Aktien

Analysten senken die Gewinnschätzungen und der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte seine Schätzungen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für fast alle Länder, aber die Euphorie und FOMO (auf Deutsch: die Angst, etwas zu verpassen) treiben die Aktienkurse in die Höhe. Ähnlich wie bei früheren Rezessionen dauert es eine gewisse Zeit, bis sich die (negativen) Folgen zeigen und bevor wir das Gesamtbild erkennen können. Die bevorstehenden Wahlen in den USA und der weitere Verlauf von COVID-19 werden auch den Aktienmarkt beeinflussen und zu einem hohen Maß an Unsicherheit führen. In einer Zeit, in der die Märkte stark schwanken und die Nachrichten manchmal negativ sind und Schlag auf Schlag kommen, werde ich vier verschiedene Aspekte betrachten, die nicht nur den Aktienmarkt gerade jetzt antreiben, sondern auch das Risiko für einen gewaltigen Rückschlag extrem hoch machen.

Wirtschaft

Über die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen habe ich schon in der Einleitung geschrieben, zudem haben sich aber in einigen Ländern auch die Regeln zur Konkursanmeldung geändert. Deutschland verzichtet zum Beispiel auf die Pflicht, einen Konkursantrag zu stellen, wenn das Unternehmen Probleme aufgrund von COVID-19 hat und erwartet, dass die Liquiditätsprobleme zu lösen sind.

Das führt definitiv dazu, dass die Wirtschaft in einer besseren Verfassung zu sein scheint, als sie tatsächlich ist. Denn die Zahl der Konkurse ist eher gering. Es wird jedoch erwartet, dass sie deutlich steigen. Auch die Gewinnschätzungen für den S&P 500 werden, konträr zu den steigenden Kursen, immer niedriger.

Quelle: FactSet Earnings Insight

Psychologie

Wie wir in den letzten Wochen beobachten konnten, gehen Fundamentaldaten und Stimmung nicht immer Hand in Hand. Während das fundamentale Bild von Millionen Arbeitslosen, Institutionen wie dem IWF, die den schlimmsten Rückgang seit der Großen Depression erwarten, und weiter sinkenden Gewinnschätzungen geprägt ist, ist der Aktien- markt fast auf sein Vorkrisenniveau gestiegen und weist eines der extremsten Bewertungsniveaus der Geschichte auf. Es scheint, als würden die Investoren völlig leugnen, dass die Pandemie, der Lockdown und die Regeln zur sozialen Distanzierung in den kommenden Quartalen Auswirkungen auf die Wirtschaft haben werden, was zu einem steigenden Kurs- Gewinn-Verhältnis geführt hat.

Robert Shiller argumentiert in seinem Buch „Irrationaler Überschwang“, das eine Blase innerhalb weniger Tage platzt – in der Regel dauert es aber eine ganze Weile bis Millionen Anleger erkennen, dass sie falsch liegen. Auch im Moment ist es üblich, dass Anleger die Dips kaufen, da sie jedes Mal wieder mit einer Erholung rechnen. Hilfreich ist im Moment sicherlich auch, dass die Anleger davon ausgehen, dass sie im Zweifelsfall von den Notenbanken gerettet werden.

Politik

Ein weiterer Faktor der zumindest kurzfristig einen großen Einfluss auf den Aktienmarkt hat, ist die Politik. Da die Präsidentschaftswahl in den USA immer näher rückt, werden die Umfragen einen zunehmenden Einfluss haben. Das könnte dazu führen, dass die Schwankungen immer größer werden, je näher der November rückt. Im Moment wird Biden weit vor Trump gesehen. Wir sollten aber auch daran denken, dass Hillary Clinton in den Umfragen 2016 konstant vor Trump lag.

Quelle: RealClearPolitics

Und auch dieser Chart mahnt zur Vorsicht:

Neben den Wahlen ist noch der Handelskrieg – oder Weltvormachtskrieg – zwischen den Vereinigten Staaten und China ein wichtiger Faktor für die zukünftige Aktienkursentwicklung.

Epidemiologie

Die größte Unsicherheit ist im Moment die COVID-19-Pandemie. Niemand weiß, ob sie eingedämmt ist oder ob es eine zweite Welle gibt. Ein Impfstoff ist noch nicht gefunden und nach wie vor wissen die Ärzte nicht genau, wie ein Patient gezielt zu behandeln ist. Weltweit nehmen die Fälle weiterhin täglich zu und einige Länder – zum Beispiel Brasilien und Indien – steuern auf ein massives Problem zu.

Der Aktienmarkt und die Wirtschaft gehen über kurze Zeiträume oft nicht Hand in Hand. Oft sehen wir Übertreibungen in beide Richtungen und eine Bewegung in Wellen. Wir wissen auch, dass der Aktienmarkt ein Frühindikator für die Wirtschaft und den künftigen Cashflow ist. Aber irgendwann gibt es einen Punkt, an dem die erwarteten zukünftigen Renditen für die meisten Anleger keinen Sinn mehr ergeben. Viele Anleger werden dann für die zu erwartenden einstelligen Renditen (oder vielleicht sogar über mehrere Jahre negativen Renditen) auf absehbare Zeit keine Aktien mehr kaufen wollen. Angesichts der bereits aufgeführten Faktoren geben mir die Aktienkurse ein Rätsel auf. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass sie sich in den nächsten Jahren wieder an die Performance der zugrunde liegenden Unternehmensdaten anpassen werden.

Rohstoffe

Die Aussage der chinesischen Zentralbank, dass sie ihre Goldbestände jenen der USA angleichen will, sollte als strategisches Thema für Gold unterstützend sein. China ist zwar mit einer Goldproduktion von 420 Tonnen pro Jahr der größte Goldproduzent, muss jedoch, um amerikanische Verhältnisse zu erreichen, deutlich auf dem freien Markt hinzukaufen.


Währung

Bereits in den letzten beiden Briefen habe ich auf die Kursentwicklung des US-Dollars hingewiesen. Ich war jedoch der Meinung, dass es weiterhin ratsam ist, den Dollar zu halten. Im Moment liefert allerdings das von mir genutzte technische Modell sowie die fundamentale Aussicht ein anderes Ergebnis.

Meine technische Analyse spricht für einen schwächer werdenden Dollar. Allerdings bewegt sich der Währungskurs seit 2015 seitwärts – und daran hat sich bislang nichts geändert.

Unter fundamentalen Gesichtspunkten betrachtet erstarkt eine Währung, deren Wirtschaft in einem rückläufigen Umfeld am besten abschneidet. Das war in einer schrumpfenden Weltwirtschaft immer der US- Dollar. Der Grund dafür ist, dass der Dollar das globale Finanzsystem dominiert. Weltweit gibt es eine hohe Verschuldung im US-Dollar. Allein die Schwellenländer haben sich in den letzten Jahren mit 13 Milliarden US- Dollar verschuldet. In einer Expansionsphase werden Kredite in der Regel ständig verlängert oder sogar erhöht. Wird die Welt restriktiver, werden oder sollen Schulden bei Fälligkeit gezahlt werden. Das heißt, der Schuldner muss auf dem Markt Dollars kaufen. Denn im Grunde genommen sind die US-Dollar-Schulden außerhalb der USA eine riesige Short-Position im US- Dollar. Wenn also die Weltwirtschaft schrumpft, sind die Verlierer die Exporteure. Das trifft vor allem Deutschland und China. Sie werden in einer schwachen Weltwirtschaft weniger exportieren. In den USA sieht das anders aus. Sie haben ein riesiges Handelsdefizit gegenüber dem Rest der Welt. Wenn sie nun weniger importieren, weil sie weniger konsumieren, dann schrumpft das Defizit natürlich. Das heißt: Der große Nettoimporteur der Welt ist ein Nutznießer, während die Nettoexporteure relative Verlierer sind. Das ist der Grund, warum es in der nächsten Zeit einen enormen Kapitalfluss in den US-Dollar geben sollte. Dann müsste der Dollar weiterhin stark bleiben, bis sich im nächsten Aufschwung seine strukturellen Mängel offenbaren.

Hinzu kommt, dass in Europa im Moment die Schwächeren Hilfe von den Stärkeren wollen. Das wird noch ein langer Kampf werden und in der Zwischenzeit hält der Druck auf die schwächeren Nationen und Volkswirtschaften in Europa an. Sollte das Paket endgültig, was ich glaube, verabschiedet werden, wird die Auseinandersetzung für die Verteilung in den einzelnen Nationen die politischen Systeme deutlich belasten. So soll der Aufbaufonds aussehen:

Und das ist eine Meinung aus Deutschland zu dieser Verteilung:„Bevor überhaupt nur ein Cent von Deutschland gespendet wird, setzen wir in Deutschland das Renteneintrittsalter auf 58 Jahre Weiblich und 62 Jahre Männlich zurück (wie in Italien), oder generell auf 62 Jahre wie in Frankreich. Dazu erhöhen wir das Rentenniveau wie in Italien und Frankreich auf 74%-93%. Anschliessend senken wir unsere Steuern und Abgaben auf das Niveau der Süd-Länder. Dann und nur dann kann eine Diskussion über das „Geld verschenken“ beginnen.“

Die Banksysteme in den schwächeren Ländern werden kaum in der Lage sein, alle Kreditverluste, die in den nächsten Quartalen auf sie zukommen, aufzufangen. Da wir in Europa die Bail-in-Klausel haben, bedeutet das, dass die Einleger ihre Einlagen verlieren und im Gegenzug Aktien der Bank erhalten könnten. Damit wird das Eigenkapital der Bank um das Geld der Einleger erhöht. Wenn die Einleger das merken, könnten sie versucht sein, größere Beträge ins Ausland zu transferieren. In einem solchen Fall müssten die schwächsten Länder Kapitalkontrollen einführen. Das ist die Vertrauensschwäche, mit der der Euro schon heute leben muss.

Ich befürchte daher, dass wir in der nächsten Zeit im Verhältnis Euro zu US-Dollar eine Berg- und Talfahrt erleben werden ähnlich der von 2015 bis 2017 oder 2000 bis 2002. Daher werde ich im Moment meine US-Dollar-Positionen halten und den Euro aufmerksam beobachten.

Portfoliostrategie

Ich bin immer noch der Meinung, dass sich die Märkte in einem Baisse-Zyklus befinden. Nach wie vor kann ich mir einen weiteren Rückgang um 30 bis 40 Prozent vorstellen. Auch in diesen Märkten wird es Gewinner geben, die man allerdings mit der Lupe suchen muss. Auch heute heißt es schon: „Der Gewinner erhält alles.“

Zykliker und Value-Aktien werden zu den Verlierern gehören, denn sie brauchen Wirtschaftswachstum, um sich positiv zu entwickeln. Dieses Wirtschaftswachstum werden wir aber in den nächsten 2 bis 3 Jahren nicht sehen. Leider gibt es keine Märkte mehr, in die man langfristig investieren kann. In den nächsten Jahren dürfte handeln, kaufen und verkaufen angesagt sein. Wohl dem, der es kann!

Die Angst vor der Hyperinflation ist kein Grund Gold zu besitzen. Die wirtschaftlichen Probleme und Verwerfungen sind der wahre Grund, ebenso das wachsende Misstrauen gegenüber den Regierungen und leider auch dem rechtlichen Gefüge unserer Gesellschaftsordnung. Deswegen werden immer mehr Menschen einen Teil ihres Geldes außerhalb des Systems anlegen. Da Gold keine Verbindlichkeiten hat und außerhalb des Systems gehalten werden kann, wird es zukünftig weiteren Zulauf erhalten.

Wegen der schnell gestiegenen Kurse der Goldminenaktien werde ich mich auch von der Aktie Agnico Eagle trennen. Daher wird in der unten stehenden Tabelle nur noch die Aktie Newmont Mining im Bestand bleiben.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
28. Jul in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8,59 Montag, 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag, 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 Dienstag, 19. Mai 20 62,19 72,75%
Shire PLC 35,52 Montag, 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8,00 Montag, 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82,32 Montag, 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 Mittwoch, 17. April 19 9,92 -16,52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33,68 64,65 30,97 91,95%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch, 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29,06 Mittwoch, 29. Mai 19 25,77 -11,32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30,26 58,57 28,32 93,59%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23,88 Donnerstag, 23.April 20 16,52 -30,81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45,12 Donnerstag, 23.April 20 32,25 -28,52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55,44 Donnerstag, 23.April 20 40,31 -27,30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9,72 Mittwoch, 8. April 20 12,30 26,57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40,50 Montag, 8. Juni 20 63,90 57,78%
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 92,77% 11,70%

Ich halte in allen aufgeführten Werten eine Position. Es bleibt dabei: In meinem Hauptdepot befinden sich nur Bargeld, Anleihen und Gold.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

DAX –2,90 % | EURO STOXX 50 P –10,27 % | SMI –2,67 % | RexP 0,98 % | SBI 2,12 % | Gold (in US-Dollar): 28,92 %

per 28. Juli 2020

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Tesla – Wirecard: Parallelen?

Bei den Highflyern an der Börse, die in den meisten Fällen ein jähes Ende gefunden haben, zeichnen sich komischerweise immer dieselben Entwicklungen/ Merkmale ab.

Erstes Merkmal:

Charismatische Frontmänner  wie Herr Braun (Wirecard) und Herr Musk (Tesla), auch Visionäre genannt, mit der Gabe, negative Sachverhalte als positiv erscheinen zu lassen und welchen die unkritischen Investoren, wer immer dies  sein mag, blind folgen, egal was sie für einen Unsinn treiben und erzählen.

Zweites Merkmal:

Die Unternehmen werden als Hochtechnologie-Unternehmen eingestuft, deren Geschäftsgegenstand nur wenige wirklich verstehen und somit eine hervorragende Basis für alle möglichen Visionen, abnorme Zukunftsaussichten und somit waghalsige Versprechen bieten, welche in den wenigsten Fällen eingehalten werden.

Wirecard pries seine Plattform als Non-plus-Ultra an, welches im Vergleich mit den Plattformen der deutlich größeren Konkurrenz nicht standhielt. Unter den zehn weltweit größten Acquirern war Wirecard nicht zu finden und befand sich unter “ferner liefen”. Zudem war das Konditionsgefüge deutlich über den Marktpreisen.

Und was die E-Mobilität grundsätzlich angeht, so bestehen mittlerweile erheblich Zweifel, ob diese Technologie aufgrund technischer  Reichweitenprobleme, der nicht vorhandenen Kapazität von Aufladestrom und damit indirekter Umweltverschmutzung auf Dauer Bestand haben wird. Nicht zu vergessen auch die sich formierende sehr starke und kapitalkräftige Konkurrenz.

Drittes Merkamal:

Eine stets sehr effizient agierende Marketingabteilung, welche jeden kleinen Erfolg, auch wenn es heiße Luft war, zu einem Jahrhundertereignis aufbauschen und verkaufen, welches insbesondere diverse Fernseh-Börsenkommentatoren lächelnder Weise positiv kommentierten. Bei Wirecard wurde jede Neukundenakquisition hinaus posaunt und als Milliarden-Deal verkauft. Bei Tesla wurde z.B. jede auch nur kleine Produktionserhöhung und –verbesserung als absoluter Durchbruch dargestellt, obwohl die Produktionszahlen im Vergleich zu den großen Konkurrenten als peannuts bezeichnet werden können.

Viertes Merkmal:

Ankündigung von großen Umsatz- und Gewinnsteigerungen, welche bei Wirecard getürkt und bei Tesla unter Einsatz aller Möglichkeiten einer weichen Bilanzierung nach IFRS erreicht wurden.

Fünftes Merkmal:

Somit heiße Luft in der Bilanz. Bei Wirecard handelte es sich um nicht vorhandene Treuhand-Guthaben in Höhe von € 1,9 Milliarden, bei Tesla um versprochene Umsätze mit dem Verkauf eines neu zu entwickelten Softwarepaketes, welches erst noch entwickelt werden muss, bzw. noch nicht existiert, aber mit US$ 1,207 Milliarden als deferred revenue Eingang in die Bilanz gefunden hat, womit der größte Teil der angeblichen, letztlich aber mageren  Gewinnverbesserungen „unterstützt“ wurde.

Man stelle sich nur vor, jedes Versprechen eines DAX-CEO`s würde Eingang in die Bilanzen finden, Gewinnsprünge auf nicht Vorhandenes wäre die Folge  wie bei Wirecard.

Wirecard ist mit dieser nicht vorhandenen Cashposition in den Abgrund gestürzt, bei  Tesla wird dieses Loch allerdings nicht gesehen, einfach ignoriert bzw. ist den vielen Enthusiasten nicht bekannt oder wollen es nicht sehen, trotz der vielen negativen Analystenkommentare. Ergebnis: der Börsenwert stieg von ca. 201 Milliarden US$ Ende Juni d.J auf nunmehr US$ 286 Milliarden, und das nur bei  einem vermuteten Jahresumsatz von bis zu über US$ 25 Milliarden + ./. x in 2020. Darüber hinaus hat Tesla mit diesem total überzogenen Börsenwert diesen des größten Autohersteller Toyota mit satten Milliardengewinnen überholt , sowie Daimler, BMW und VW zusammen in den tiefen Schatten gestellt, obwohl erst kürzlich starke Verarbeitungsdefizite bekannt wurden.

Man muss sich bei solchen Verhältnissen/ Entwicklungen die Augen reiben und fragen, ob die „Investoren“ noch alle Tassen im Schrank haben. Begründet wird dies wie so oft damit, dass die Börsen die Zukunft vorweg nehmen. Aber haben die Börsen die Weltwirtschaftskrise in 1928, die Dotcom-Pleite in 2000 oder die Finanzkrise in 2008 vorweg genommen bzw. gesehen? Sicherlich nicht, die Börsen waren selbst die Auslöser einer maßlos übersteigerten Gier ohne Grenzen nach oben, so wie wir es derzeit an den Börsen erleben.

Kurzum, die Börsen sind zu reinen Zockerbuden verkommen. Jedes noch so kleine Gerücht, u.a. gestreut von den Marketingexperten der Datenwissenschaft, lässt die Kurse um einige Prozente nach oben steigen, um danach wieder abzustürzen. Fakten interessieren einfach nicht mehr.

Gerade jetzt hört man oft als Begründung die hohe Liquiditätslage Dank des Herrn Draghi & Consorten. Aber kann der dadurch gesteigene Aktienkurs als Grund für eine höhere Substanz der Aktiengesellschaft gelten, zumal diese bei Betrachtung der Bilanzen nicht zum Besten steht. Das erinnert an die berühmte Tulpenmanie im 16ten Jahrhundert,  in der für eine Tulpenzwiebel große Vermögen (umgerechnet auf heutige Verhältnisse wäre das Millionen Euros + ./.  x) eingesetzt  wurden, der Markt aber über Nacht zusammenbrach und verarmte Investoren zurück lies.

Von der derzeitigen Entwicklung profitieren nur wenige, welche über die entsprechende Datenlage und auch über die entsprechende EDV-Logistik verfügen, man kann es aber auch dadurch Insiderwissen nennen und wird gerne  als „Künstliche Intelligenz” verkauft. Irgendwann wird aber auch diese Rallye zu Ende gehen, die  breite Masse der Anleger/ Investoren wird aber wieder mal auf der Strecke bleiben und riesige Verluste zu verzeichnen haben mit allen negativen Folgen  für Staatsfinanzen und unser Staatsgefüge.

14. Juli 2020

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Ergänzung zum obigen Beitrag:

Im II.Quartal 2020 wies Tesla bei einem Umsatz von US$ 6,04 (6,35 im Qu. I) Milliarden wiederum einen kleinen Gewinn von  US$ 104 Mio. aus und diverse Medien berichten das mit strahlendem Lächeln, haben aber vermutlich nicht die GuV-Rechnung  – wenn überhaupt – genauer angesehen. Dieser kleine Gewinn kam nur aufgrund des Verkaufs von Emissonszertifikaten, welche andere Autobauer Tesla abkauften, in Höhe von US$ 428 Mio zustande. Ohne diesen staatliche Subventionierung hätte Tesla einen Quartalsverlust von US$ 324 Mio. ausweisen müssen.

Und jetzt kommt noch das Schärfste von allem. Durch diesen auf merkwürdiger Weise und mit allen Tricks zustande gekommenen Börsenerfolg kann sich Tesla auch noch Hoffnung machen, in den wichtigen Aktienindex  S&P 500 aufgenommen zu werden. Folge daraus werden  weitere Kursteigerungen sein, da alle Index-Fonds, die diesen Aktienindex abbilden, gezwungen sind, Tesla Aktien zu kaufen.

Daraus kann man sehen, wie fragwürdig zum einen diese Indizes alle sind und mit viel heißer Luft diese Indexfonds alle arbeiten bzw. wie viel Wert man diesen ETF`s beimessen kann.

Fazit:

Tesla ist weiter hoch defizitär, die Verarbeitungsqualität der PkW`s weit “unter ferner liefen ” und was die sonstigen bilanziellen Tricks angeht, für mich ein weiterer Kartenhaus-Fall wie Wirecard.

26. Juli 2020

Elmar Emde




Facebook

FACEBOOK

Facebook ist eine große Krake

versetzt es sich doch in eine profitable Lage.

Gesammelt werden alle möglichen Daten,

die sich ergeben aus der Nutzer Taten.

Entstanden ist damit ein Nutzerprofil,

um es rücksichtslos zu versilbern im großen Stil.

Abnehmer sind obskure Kunden,

die hat man hierfür schnell gefunden.

Diese wollen Einfluss nehmen auf uns alle,

überlaufen kann einem dabei die Galle.

Das Ergebnis ist ein populistischer Bazillus

nicht weit  entfernt  vom  Despotismus.

Die Moral von der Geschicht,

vertraue Facebook Deine Daten nicht.

28. Juni 2020

Elmar Emde




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 7

Beitrag von Ottmar Beck / Vermögensverwalter/Schweiz

 

Wilen, den 4. Juli 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

die sozialen Systeme in den Industrieländern sowie die vielfach aufgelegten Unterstützungszahlungen der Regierungen haben den wirtschaftlichen Schaden des Shutdown deutlich gemindert. Im Moment haben 45 Millionen Amerikaner einen Antrag auf Gelder aus der Arbeitslosenversicherung gestellt. Dabei kann allerdings im nächsten Monat ein Problem aus den USA auf uns zukommen. Die Verbraucherausgaben in den USA wurden durch weitaus umfassendere Programme unterstützt als die auf Unternehmen ausgerichteten Programme zur Bindung von Arbeitnehmern. Nach dem CARES-Gesetz wurde jedem Amerikaner, der weniger als 99.000 Dollar im Jahr verdient, ein Scheck über 1.200 Dollar ausgestellt und eine höhere Arbeitslosenunterstützung von 600 Dollar/Woche zur Verfügung gestellt. Das hat für viele Arbeitnehmer Einkommensverluste mehr als ausgeglichen. Diese Leistung über 600 US-Dollar soll, sofern sie nicht verlän- gert wird, am 31. Juli auslaufen. Danach wird nur noch die Arbeitslosenunterstützung mit einem nationalen Durchschnitt von etwa 378 Dollar pro Woche ausgezahlt. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage hat ergeben, dass fast ein Viertel der Befragten der Meinung ist, dass es kein Ablaufdatum für das zusätzliche Geld gibt. Darüber hinaus glauben die befragten Erwachsenen, die Arbeitslosengeld erhalten, dass die Zahlungen steuerfrei sind. Das ist aber nicht der Fall. Laut einer im vergangenen Monat veröffentlichen Studie der Universität Chicago verdienen im Moment zwei Drittel der arbeitslosen Amerikaner mit den zusätzlichen Pandemiegeldern mehr, als sie zuvor als Arbeit- nehmer verdient haben. Bei der derzeit prekären finanziellen Situation vieler amerikanischer Haushalte kann dies im August, September oder bei den Steuerzahlungen nächstes Jahr erneut zu einem deutlichen Konsumverzicht führen. Sollten die Sonderzahlungen nicht verlängert werden und es somit zu einem erzwungenen Konsumverzicht im August und September kommen, kann dies zu einem Einbruch an den Börsen in den immer gefährlichen Monaten September oder Oktober führen.

Besonders interessant sind im Moment die Daten, die wir über den Zustand der Wirtschaft erhalten. Nehmen wir zum Beispiel die Daten des französischen Einkaufsmanager-Index:

Diese Daten zeigen eine deutliche wirtschaftliche Erholung in Frankreich. Wobei die neuen Zahlen über dem wichtigen Niveau von 50 liegen. Dieses Niveau macht den Unterschied zwischen Kontraktion und Expansion aus. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass diese Daten die Veränderungsrate im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor darstellen und nicht den absoluten Zustand der Wirtschaft wiedergeben. Der Wert, der im Juni bei 51,3 lag, sagt also nichts darüber aus, inwieweit die französische Wirtschaft wieder wachsen muss, um auf den Stand vor dem Ausbruch des Coronavirus zu kommen. Sie zeigt nur die relative Veränderung an.

Eine gute Entwicklung, aber kein Grund zum Jubeln. Also Vorsicht mit der Datenflut.

Festverzinsliche Wertpapiere

Im Moment belaufen sich die weltweiten Schulden auf ca. 255 Billionen US-Dollar. Das entspricht etwa dem Dreifachen der jährlichen globalen Wirtschaftsleistung. In den nächsten Jahren dürften die Schulden aller Staaten, Unternehmen und Privathaushalte auf ca. 320 Billionen US-Dollar steigen. Dies schätzt der internationale Bankenverband Institute of International Finance. Die Hälfte dieser Schulden dürfte auf die USA und China entfallen, was auch etwa ihrem ökonomischen Gewicht entspricht.

Was die Anhänger der Modern Monetary Theory (MMT) schon länger propagieren, wird jetzt umgesetzt. Diese Theorie besagt, dass sich ein Staat mit eigener Währung beliebig hoch verschulden und durch die eigene Notenbank finanzieren kann. Als Beispiel wird immer die Bank of Japan genannt, die dies schon seit 25 Jahren tut. Ich kann zwar davor beliebig oft warnen, aber ich glaube, wir müssen uns daran gewöhnen. Die Frage ist, wie lange das Ganze gut geht, wenn alle es tun. Ich fürchte, dass der Vertrauensverlust nicht langsam, sondern mit Macht kommt. Die Inflation und die Zinsen würden dann sprunghaft steigen.

Aktien

Keine Umsätze, keine Gewinne, keine Probleme?

Was haben wir in den letzten Monaten erlebt: einen tiefen, durch Angst angeheizten Ausverkauf, gefolgt von einer raschen und von Gier getriebenen Erholung. Insbesondere dieser von der Gier getriebene Aufschwung hat zu verrückt überteuerten Aktien geführt. Niemand spricht im Moment über die massive Diskrepanz zwischen den Aktienkursen und den Fundamentaldaten. Um Jeremy Grantham zu zitieren: Wir befinden uns jetzt in den oberen 1 Prozent der Aktienmarktbewertungen und in den unteren 1 Prozent der wirtschaftlichen Ergebnisse (basierend auf der aktualisierten Rückgangsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal). Eine einfache Art, diese Lücke zu demonstrieren, ist die unten stehende Grafik, die den gesamten Aktienwert zusammen mit den gesamten Unternehmensgewinnen darstellt.

Letzten Endes sind die Preise an der Börse eine kollektive Meinungsäußerung aller Marktteilnehmer, die sich durch den Kauf und Verkauf von Aktien eines Unternehmens ausdrückt. Zuletzt wurden die Gewinner oft durch das Aufspringen auf den Zug des nächsten großen Dings (wie zum Beispiel die neueste Technologie, Kryptowährungen oder Fleischalternativen) und nicht durch methodische Investitionen in Unter- nehmen mit starken Bilanzen und Gewinn-und- Verlust-Rechnungen bestimmt. Unternehmen sollten Marktanteile gewinnen, den Umsatz steigern und die Rentabilität erhöhen. Auf diese Weise können Unternehmen den Aktionären einen Wertzuwachs verschaffen, Dividenden erhöhen und ihre Schuldenlast senken. Der Unternehmenswert vieler neuer Unternehmen besteht allerdings auf Werten wie „die Welt verändern“ und „Emissionen reduzieren“. Nicht dass dies schlechte Ziele sind, aber die Bewertung sollte trotzdem zumindest teilweise auf traditionellen Werten beruhen.

Nehmen wir als Beispiel den Aktienkurs von Nikola Motors (Bild 3). Diese Aktie ist inzwischen höher bewertet als die von Ford und Fiat Chrysler zusammen. In den ersten Tagen nach Börsengang wurde das Unternehmen mit ca. 1 Milliarde US-Dollar bewertet. Vom 3. bis 9. Juni erhöhte sich die Bewertung des Unternehmens auf 28,7 Milliarden US-Dollar. Dieser Anstieg wurde hauptsächlich durch die Käufe von Robinhood-Investoren verursacht. Die Reaktion auf eine Aussage des Vorstandsvorsitzenden von Nicola, „Oh, wir sind sechs oder acht Monate von Gewinnen entfernt“, zeigt die Geisteshaltung der Investoren:

„Das ist egal. Wir sagen, sie verändern die Welt. Sie werden die Emissionen mehr reduzieren als jeder andere, deshalb sind wir investiert.“

Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Das Unternehmen hat bis heute genau 0 Dollar an Einnahmen und erwartet bis 2021 auch keine Einnahmen.

Der Name Robinhood kommt übrigens von dem gleichnamigen Gratisbroker für Millennials (13 Millionen Nutzer, Durchschnittsalter 31 Jahre). Die Robin- hood-Trading-App verzeichnet seit Jahresbeginn bereits gut drei Millionen neue Accounts. Die neuen Aktionäre mögen Titel wie Tesla, Nikola und den Corona-Impfstoff-Hoffnungsträger Moderna, aber auch heruntergeprügelte Papiere wie Boeing, United Airlines oder sogar den insolventen Autovermieter Hertz. Das geht aus einer Auswertung der Depots von Robinhood hervor.

Quelle: Robintrack.net

Wenn in der Zukunft die überschüssige Spekulation aus dem System gelöscht wird, wird das dazu führen, dass viele Anleger Geld verlieren und dann nach Sicherheit in Wertpapieren suchen, die Einnahmen und Gewinne über unbewiesene Versprechungen stellen.

Auch der SMI notiert wieder über 10.000 Punkten. Zu einem neuen Allzeithoch fehlen gerade mal 10 Prozent. Auch in der Schweiz interessiert es niemanden, dass die Welt eine ganz andere ist als noch vor drei Monaten. Auch der Schweizer Markt geht davon aus, dass die Zentralbanken den Markt schier unbegrenzt mit Liquidität versorgen und im Zweifelsfall auch Aktien kaufen würden. Auch wenn sich die Anlegerweisheit, „Don’t fight the Fed“, in den letzten Jahren bewährt hat, sollte die fundamentale Betrachtung nicht zu kurz kommen. Die Aktienkurse sind der Realwirtschaft, wie bereits gesagt, weit vorausgeeilt. Das zeigt auch die Differenz zwischen den Rohstoffpreisen und dem Index Nasdaq Composite. Wenn man diesen durch den Index Bloomberg Commodity teilt, ergibt sich historisch gesehen ein Ergebnis von 20. Zurzeit der Dotcom-Blase ist er kaum über 50 gestiegen. Im Moment notiert er auf dem unglaublichen Wert von 140, so hoch wie noch nie.

Deutschland hat zu den größten Gewinnern der Globalisierung gehört. Jetzt sind für die deutsche exportabhängige Wirtschaft die Folgen von Corona das pure Gift. Denn exportorientierte Industrien sind auf prosperierende Zielmärkte angewiesen, ansonsten brechen die Ausfuhren zwangsläufig ein. Die Unterbrechung der Lieferketten wird in Zukunft dafür sorgen, dass die deutschen Unternehmen ihre Fertigung de- zentralisieren und lokalisieren müssen, was gleichzeitig Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet. Ein Beispiel dafür ist die Norma Group aus Maintal. Der hessische Autozulieferer und Hersteller von Schlauchschellen hat alle 29 Standorte des Unternehmens überprüft. Er wird Stellen an seinem Stammsitz abbauen und seinen Standort in Thüringen schließen. Die Produktion wird zum Großteil nach Tschechien verlagert.

Darüber hinaus kann die deutsche Exportindustrie in den eskalierenden Konflikt zwischen USA und China zwischen alle Fronten geraten. Es ist nur zu hoffen, dass sich die Industrie in Zukunft nicht für einen der beiden größten Märkte China oder USA entscheiden muss.

Sie alle kennen den Satz: „Sell in May and go away“. Allerdings haben in acht der letzten zehn Jahre die Zeiträume nach dem Mai Gewinne verzeichnet. So ein Ergebnis kann bei Anlegern die „Vielleicht funktioniert das nicht mehr“-Reaktion auslösen. Die Realität ist aber, dass der Aktienmarkt historisch gesehen auch während dieser Phase einige Jahre gut läuft und dann verheerende Rückgänge erleidet. Folgende Abbildung zeigt den kumulativen prozentualen Kursgewinn für den Dow Jones in den Monaten Juni bis Oktober seit 1950. Die roten Balken zeigen die Spitzen früherer positiver Perioden. Nach solch positiven Perioden sind dann immer deutlich negative Perioden aufgetreten. Allerdings ist eine Performance in der Vergangenheit niemals eine Garantie für zukünftige Ergebnisse.

Rohstoffe

An den Kapitalmärkten könnte ein Strukturbruch stattgefunden haben. Viele Modelle funktionieren im heutigen Marktumfeld nicht mehr. So war die Volatilität sehr lange niedrig und stieg dann exponentiell an. Im Normalfall würde das bedeuten: Aktien verkaufen. Doch wegen der massiven Interventionen der Zentralbanken war das falsch. So wie es im Moment aussieht, sind aufgrund der künstlichen Liquidität der Notenbanken die meisten Anlagegattungen austauschbar geworden. Immer weniger Anlageklassen können zur Absicherung herangezogen werden. Sie weisen eine immer höhere Korrelation zueinander auf. In diesem Sinne sind auch Staatsanleihen kein sicherer Hafen mehr. Sie garantieren nur noch Liquidität. Gold ist eine der wenigen Anlagen, bei der die Absicherung noch funktioniert. Es ist richtig, dass in den ersten Wochen des Kursverfalls Gold kurzfristig auch nicht als Absicherung funktionierte. Es diente wohl einigen Anlegern dazu, möglichst schnell Liquidität zu schaffen. Im weiteren Verlauf ist der Preis allerdings wieder gestiegen. Dasselbe Phänomen gab es auch schon in der Finanzkrise von 2008 und 2009.

Im Juni ist der Goldpreis wieder gestiegen. Das ist umso erstaunlicher, weil die Käufe der Goldinvestoren für die Preisdynamik entscheidend sind und die Goldkäufe in einigen wichtigen Nachfrageländern sehr niedrig sind. Da seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Schwellenländer-Währungen gegenüber dem Dollar teilweise deutlich abgewertet haben, hat sich Gold in wichtigen Konsumländern überproportional verteuert. In Indien sind zum Beispiel die Goldimporte durch die rekordhohen lokalen Preise und die Unterbrechung der Lieferketten im Lockdown fast  zum Erliegen gekommen. Dennoch: Gold hat weiter Aufwärtspotenzial, einmal weil es als sicherer Hafen gilt und, zweitens, weil die Lockerungen der Haushalts- und Geldpolitik die Geldwertstabilität beeinträchtigt. Darüber hinaus wird Gold in jenen Ländern, an denen Zweifel an der Schuldtragfähigkeit besteht, weiter Zulauf bekommen.

„Münzen aus Gold waren schon im römischen Reich (im Jahr 300 n. Chr.) ein beliebtes Zahlungsmittel. Eine aufwendige Tunika kostete im Schnitt zwei Aurei – der Aurei war eine etwa 8,2 Gramm schwere römische Münze mit hohem Goldgehalt. Auch in der heutigen Zeit würde man für zwei Aurei einen hochwertigen Anzug bekommen. Umgerechnet entspräche das bei einem Goldpreis von rund 1700 US- Dollar je Unze einem Kaufpreis für den Anzug von etwa 870 Franken. Ein klares Beispiel für einen konstanten Goldwert.“

Aus: Märkte und Zertifikate, Juni 2020, BNP PARIBAS

Währung

Wie ich bereits im letzten Brief schrieb, bin ich für den US Dollar immer noch positiv eingestellt, aber mit wachsender Vorsicht. Man sollte seine Entscheidung niemals wegen eines einzigen Charts (siehe unten) ändern. Allerdings häufen sich die Vorzeichen, dass der Dollar seine beste Zeit hinter sich hat. Dabei dürf te auch der Ausgang der Wahlen im November eine wichtige Rolle spielen.

Portfoliostrategie

Angesichts der großen Unsicherheit, die derzeit aus der Wirtschaft und der bevorstehenden Wahl im November in den USA bestehen, und angesichts des Potenzials für eine bessere Kaufgelegenheit im späteren Verlauf des Jahres sollten Anleger meiner Meinung nach der Versuchung widerstehen, nach der überaus deutlichen Aktienerholung allzu leichtsinnig zu werden.

Der schnelle Kauf der Hornbach Aktie zu dem eigentlich zu tiefen Limit sowie der erfolgreiche Verkauf war auch ein gutes Stück Glück. Ich bin kein Händler. Eine langfristig ruhige Anlagestrategie ist erfolgreicher.

Die im letzte Brief geäußerte Absicht, in den nächsten Wochen Agnico Eagle deutlich günstiger zurückzukaufen, die Position Newmont Mining zu verdoppeln und Alamos Gold, Hecla Mining und Pan American Silver hinzuzukaufen, hat bisher nicht geklappt. Der übliche Rückgang des Goldpreises bis Mitte Juni ist diesmal nur in homöopathischen Schritten erfolgt und jetzt notiert Gold schon wieder auf einem neuen Höchststand. Die Aktienkurse schwanken stärker. Agnico Eagle ist zwar von unserem Verkaufspreis von 62,19 auf 51,02 Euro gefallen, notiert aber heute wieder bei 56,92 Euro. Ich werde weiter warten. In einer großen Korrekturphase (siehe oben), die uns noch bevorstehen kann, verlieren oft auch Goldminen-Aktien. Sie können sich der schlechten Stimmung nicht entziehen und werden oft verkauft, um Liquiditätsprobleme zu lösen. Mittelfristig holen sie dann aber schnell wieder auf. Bleiben wir also wachsam.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
30. Jun in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8,59 Montag, 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag, 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 Dienstag, 19. Mai 20 62,19 72,75%
Shire PLC 35,52 Montag, 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8,00 Montag, 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82,32 Montag, 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 Mittwoch, 17. April 19 9,92 -16,52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33,68 55,21 21,53 63,93%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch, 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29,06 Mittwoch, 29. Mai 19 25,77 -11,32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30,26 54,95 24,70 81,62%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23,88 Donnerstag, 23.April 20 16,52 -30,81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45,12 Donnerstag, 23.April 20 32,25 -28,52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55,44 Donnerstag, 23.April 20 40,31 -27,30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9,72 Mittwoch, 8. April 20 12,30 26,57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40,50 Montag, 8. Juni 20 63,90 57,78%
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 72,77% 11,70%

Ich halte in allen aufgeführten Werten eine Position. Es bleibt dabei: In meinem Hauptdepot befinden sich nur Bargeld, Anleihen und Gold.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

DAX –6,87 % | EURO STOXX 50 P –12,37 % | SMI –4,87 % | RexP 0,86 % | SBI 1,29 % | Gold (in US-Dollar): 17,50 %

per 30. Juni 2020

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufs- unterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.

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