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DESIGN YOUR HOME

Wieder einmal wurde ich von einem professionellen Telefonverkäufer, dieses Mal von einem solchen der Barclays Bank in London auf eine gute Kaufgelegenheit von Aktien aufmerksam gemacht.

Es handelt sich hier um die Aktien der DESIGN YOUR HOME HOLDING AB, einem schwedischen online-Möbelhändler, welcher ein großer Konkurrent von IKEA sein soll und der für seine Expansion neues Kapital in Höhe von € 4 Mio (das zum Thema IKEA) zwecks Investition in den Lagerbestand benötigen würde. Über die Ausgabe neuer Aktien soll dieses Kapital neu beschafft werden.

Die daraufhin anhand der durchgegebenen WKN-Nr. angestellten Recherchen ergaben folgendes Bild:

  • Aktuelle Bilanzen für 2015 und die Jahre davor wurden nicht veröffentlicht, bzw. liegen nirgendwo vor, obwohl der Telefonverkäufer mir einige Börsendienste nannte, welche die Bilanzziffern veröffentlicht hätten. Diese haben aber durchgehend den Hinweis enthalten, dass aktuelle Bilanzen nicht vorliegen.
  • Der vom Emittenten veröffentlichte Factsheet weist für 2015 einen Umsatz von  2.750 aus, ohne Hinweis auf die Währung oder ob hier Tausend oder Millionen gemeint sind. Auf Nachfrage wurden die 1.000 genannt, d.h. im Jahr 2015 wurde ein Umsatz von € 2,75 Mio. erwirtschaftet (erzielt eine große IKEA Filiale vermutlich an einem Wochenende), in 2016 wird einer über € 9 Mio. geplant, in  2017 in Höhe von € 17 Mio, in 2018 von € 26,35 Mio und in 2019 ein solcher von € 40,84 Mio.
  • Die Angaben zum Ertrag beschränken sich nur auf wenige Angaben, EBITDA, EBIT oder Jahresüberschuss, -fehlbetrag Fehlanzeige, Angaben somit kaum zu gebrauchen.
  • Bezüglich der geplanten Umsätze stützt man sich auf Branchenstudien, welche dem Möbel-online-Handel Wachstumsraten von 40% bescheren sollen. Ob solche Zuwachsraten eintreten werden, bleibt sehr  fraglich, zumal die Ertragslage im online-Möbelhändler als katastrophal bezeichnet werden kann. Home 24 mit gigantisches Verlusten in Höhe von etwa 30% des Umsatzes unterstreicht dieses negative Urteil . Zudem scheint mir der online-Möbelhandel aufgrund seiner komplexen und sehr teuren Logistik als wenig zukunftsfähig.
  • DESIGN YOUR HOME HOLDING AB hatte zur Abrundung ihres Beteiligungsportfolios die Firma ATON Verwaltungs- und Handels GmbH übernommen, welche gemäß  den Presseverlautbarungen von einem unabhängigen  Gutachten eines “Wirtschaftsprüfers” mit  € 8 Mio. bewertet wurde. Betrachtet man die im Unternehmensregister veröffentlichten Bilanzen von 2013 und 2014, welche in diesen zwei Jahren zusammen einen Jahresüberschuss von insgesamt rd. € 17.439,47 nur erzielt haben, muss man sich schon fragen, wie dieser Wert von € 8 Mio, also  459 mal soviel wie der Jahresüberschuss von 2 Jahren insgesamt, zustande kam. Die Frage wäre auch, welcher “Wirtschaftsprüfer” ein solches Wertgutachten erstellt hat? Jedenfalls kein seriöser.

Fazit:

Hier wird mit völlig unrealistischen Zahlen jongliert und nur mit dem einen Ziel, gutwilligen Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen. In der Diskussion mit dem Telefonverkäufer wurden nur Plattitüden ohne Substanz geäußert, welche keine Grundlage für den Kauf von Aktien dieses Unternehmens bieten.

Online-Möbelhandel ist ein hoch riskantes Geschäft und ein hochgradiger Geldvernichter, im Jargon von Barclays ein Cashburner.

Letztlich bestätigte dies nach meinen bohrenden Fragen auch der Telefonverkäufer, welcher nur versucht, die potentiellen Anleger auf kurzfristige Spekulationskursgewinne heiß zu machen. Hat er es geschafft, Dumme zu finden, welche mit ihren Käufen den Aktienkurs hoch getrieben haben, bleibt zu befürchten, dass dann der Kurs wieder abstürzen wird mit der Folge hoher Vermögensverluste

Eigentlich ist das kriminell, da diesem Verkäufer bewusst ist, welche hohle Nuß er da verkaufen will, oder muss?.

Also Finger weg, von dieser heißen Luft.

5. Juni 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Nanopac

Erst kürzlich wurde ich von einem Leser dieses Blogs darauf hingewiesen, dass derselbe Telefonverkäufer, welcher auch orclass wärmstens empfiehlt, auch Aktien der Nanopac Innovation Ltd. zum Kauf angeboten hatte und danach der Kurs um 50% fiel.

Hier der Kursverlauf von 2016:

Diagramm Nanopac

Dazu möchte ich nur eine Presseinformation der Bafin in diesem Blog wiedergeben und zwar wie folgt:

“Nach Informationen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin)  werden derzeit (27.4.2016) die Aktien der Nanopac Innovation Ltd (ISIN:AUOOOOOONNOo) durch telefonishe Werbeanrufe (Cold Calling) zum Kauf angeboten.

Die Bafin hat Anhaltspunkte, dass im Rahmen der Kaufempfehlungen unrichtige  oder irreführende Angaben gemacht werden und/oder bestehende Interessenskonflikte pflichtwidrig verschwiegen werden.

Die Bafin hat hinsichtlich des betroffenen Wertes eine Untersuchung wegen des Verdachts der Marktmanipulation eingeleitet.

Die Bafin rät daher allen Anlegern, vor Erwerb von Aktien dieser Gesellschaft sehr genau zu prüfen, wie seriös die gemachten Angaben sind, und sich über die betroffene Gesellschaft auch aus anderen Quellen zu informieren”.

So weit so gut! Auf der  Homepage von Nanopac Innovation Inc. ist kein Hinweis in Richtung Einsichtnahme in die Ziffern dieser Gesellschaft zu finden, welches für eine Inc.= Kapitalgesellschaft, welche Aktien begeben hat, eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Jedoch absolute Fehlanzeige.

Schaut man sich die vielen Bildchen auf dieser Homepage an, stellt man eine stark veraltete Computer – Hardware fest, die nicht mehr “State of the Art” ist.

Kurzum, mehr braucht man eigentlich nicht zu diesem substanzlosen Unternehmen schreiben, sondern nur den dringenden Rat geben, dieses wertlose Papier auf keinen Fall zu kaufen.

Nanopac, orclass, design your home, diese Werte taugen alle nichts und ein “Pack” von Telefonverkäufern sucht nur Dumme dafür.

22. Dezember 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Orclass.com

Die sonore Stimme  von angeblich der Barclays Bank in London hat mich anscheinend in sein Herz eingeschlossen und mir wiederum eine Kaufgelegenheit mit orclass.com angeboten. Vermutlich hat er meinen kritischen Beitrag zu „Design your home“ vom 6.6.2016 nicht gelesen, welchen er mir damals ebenfalls schon als Kaufgelegenheit angeboten hatte und bei der sich herausstellte, dass es eine Luftnummer war, bei der Anleger innerhalb weniger Tage  durch einen enormen, man kann sagen bewusst herbei geführten Kurssturz, Geld verloren haben.

Die Informationen zu orclass.com sind im Internet sehr spärlich. Die bereits im April dieses Jahres angekündigten neuen Internetseiten sind bis dato immer noch nicht „in Betrieb“ genommen worden.

Der Geschäftsgegenstand dieser französischen Aktiengesellschaft  ist der Handel mit allen Metallen, chemischen Produkten und ähnlichen, sich daraus ergebenden  Produkten für  die Industrie.  Hauptgeschäftszweig wäre der diesbezügliche Internethandel.

Die letzte im Internet recherchierbare Bilanz datiert bereits per 31.12.2013  und ist zudem für die meisten Deutschen schwer analysierbar, da sie zum einen in französischer Sprache verfasst worden ist und zum anderen eine Magerbilanz darstellt, der wichtige Details für eine Analyse fehlen.

Demnach konnte bei einem Umsatz von € 2,2 Mio. ein magerer Jahresüberschuss von € 25.500 erzielt werden. Ertragsparameter wie EBITDA oder EBIT Fehlanzeige. Die Bilanz weist mit einem Eigenkapital von € 202.800 eine gute Eigenkapitalquote von 44% aus, allerdings ist nicht ersichtlich, welche Gegenpositionen zur Verminderung des Eigenkapitals (z.B. eigene Aktien und ähnliche Positionen) sich auf der Aktivseite der Bilanz befinden. Und außerdem, seit diesem Bilanzstichtag sind zwischenzeitlich  2 ¾  Jahre vergangen, diese kleinen Ziffern sind somit veraltet.

Betrachtet man nun den Aktienkurs dieses Unternehmens seit Oktober 2014, stellt man im Mai 2016 nach einem bisherigen Dahindümpeln von € 1 zwei hektische Sprünge auf etwa € 2,20, danach Anfang Juli 2016 ein Abschmieren auf etwa € 1,70 fest, um Ende Juli plötzlich  auf € 3 hochzuschießen. Seitdem dümpelt er um die € 3,16.

Mit diesem Verlauf wird offensichtlich, dass hier mit solchen Telefonakquisitionen à la Barclays Bank der Kurs erfolgreich nach oben akquiriert werden konnte. Es fragt sich nur, welches Interesse an solchen ca 200% starken Kurssprüngen steckt. Will hier jemand Kasse machen wie bei “Design your home” und sucht nur einen Dummen, der darauf hereinfällt und ihm einen zu hohen Preis dafür bezahlt?

Vielleicht irre ich mich hierbei, allerdings lasse ich mich gerne durch nachvollziehbare Unterlagen eines Besseren belehren.

Ein Engagement in diese Aktie ist daher brandgefährlich und sollte bei dieser spärlichen Informationslage dringend vermieden werden.

30. September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de