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Bad Banks – legale Betrugsvehikel

Der Kapitalmarkt ist ein wichtiger Bestandteil unseres Finanzsystems und trägt zur Finanzierungsdiversifikation bei. Teilnehmer sind Kreditsuchende bzw.  die Kreditnehmer wie Unternehmen, Staaten usw, welche über den Kapitalmarkt durch Ausgabe von Schuldtiteln / u.a. Anleihen (= andere Form eines Kredites) begeben, Kredite  und diese Kredite  bei den Anlegern = Kreditgeber, der zweite Teilnehmer auf dem Kapitalmarkt, aufnehmen. Diese Anleger setzen sich letztlich aus der Masse der Sparer und Steuerzahler zusammen, wovon die wenigsten über eine fundierte Kreditexpertise verfügen, um die Risiken aus diesen Schuldtiteln bzw. aus diesen Unternehmenskrediten  ermessen zu können.

Die Ratingagenturen bringen etwas Licht in dieses Dunkel, wobei es auch hier große Unterschiede gibt. Die in Deutschland bekannten Agenturen Creditreform und Hermes haben sich durch zahlreiche Pleiten bei den von ihnen gerateten mittelständischen Unternehmen keinen guten Ruf erarbeitet und vor der Finanzkrise konnte man das auch bei den großen US-amerikanischen Ratingagenturen S&P und moody`s ebenfalls feststellen.  Dennoch geben sie gewisse Anhaltspunkte, welche jedoch die meisten Anleger aufgrund der fehlenden Finanzexpertise nicht verstehen. Die Emissionsprospekte nehmen zwischenzeitlich einen Umfang von über 200 Seiten ein, den die Wenigsten lesen und das darin juristisch formulierte Finanzkauderwelsch auch verstehen. Ich behaupte sogar, dass man die Masse der Bankberater ebenfalls in diese Kategorie einstellen kann.

Insofern müsste der Kapitalmarkt vor den schwarzen Schafen geschützt werden, welche nur das Ausnehmen und Betrügen der Anleger durch Verlagerung von äußerst intransparenten Risiken im Sinne haben. Sicherlich, es gibt die staatliche Bafin, welche gewisse Mindestanforderungen an Kapitalmarktprodukte stellt und diese angeblich überwacht, sich aber nicht über das Risiko auslässt, dem eigentlich wichtigsten Teil der Kapitalanlage. Und vor der Finanzkrise hatte sie sogar die Terminologie der Investmentbanken übernommen und deren Finanzprodukte  sogar als am Finanzmarkt üblich dargestellt. Ebenso verfuhr sie letztlich bei den geschlossenen Fonds, welche viele Anleger arm gemacht haben.

Kurzum, dem Staat als fürsorgendes Organ der Bürger sollte eigentlich den Kapitalmarkt und damit  die Anleger vor Verlusten schützen, zumal bei deren hohen Verlusten der Schaden letztlich den Sozialkassen und damit dem Staat und den  Steuerzahlern wieder auf die Füße fällt.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall und das aus vielerlei Gründen. Der aktuellste Fall  ist der Aktionsplan der EU-Finanzminister gegen notleidende Kredite, wonach nationale Bad Banks die Problemdarlehen der Banken bündeln, verbriefen und am Kapitalmarkt verkaufen sollen.

Das heißt nun, die nationalen Bad Banks sollen die insolvenzgefährdeten und damit wertberichtigungsbedürftigen Kredite der Banken aufnehmen, verbriefen bzw. dadurch schön machen – wie die subprimes aus den USA vor der Finanzkrise – , um sie den unwissenden Anlegern über wiederum strukturierte Finanzprodukte wie Investmentfonds oder ETF`s auf alle möglichen exotischen Indices wieder in die Depots buchen, besser gesagt andrehen zu können.

Jetzt kann man sicherlich vorbringen, dass man sein Geld nicht in Finanzprodukte investieren soll, die man nicht versteht. Richtig, aber was gibt es denn auf dem Anlagemarkt außer strukturierte und hoch intransparente Finanzprodukte zu kaufen? Dass das so ist, dafür hat der Investmentbanker Draghi mit seinem Ankaufprogramm gesorgt, welches den Anlegern zum einen bei normalen Anlagen keinen  Zins mehr gestattet und zum anderen nur noch Anlagen mit hohem Risiko übrig lässt. Bankanleihen werden übrigens nicht von der EZB angekauft, warum wohl?

Das ist kein normaler Kapitalmarkt, die von den EU-Finanzministern beschlossenen nationalen Bad Banks ist ein sanktionierter legalisierter Betrug am Anleger, welcher den Investmentbanken wieder eine Menge Arbeit und risikolose Einnahmen verschaffen wird, den Anlegern dagegen wieder hohe Verluste. Ich erinnere daran. Dass wir es einer Investmentbank, nämlich Goldman Sachs, zu verdanken haben, dass durch Verlagerung von Schulden in die Zukunft das schwache und marode Griechenland Europa an den Rand der Spaltung gebracht und zudem eine Menge Substanz gekostet hat.

Inzwischen ist die Politik schlauer geworden und bedient sich nun dieser Instrumentarien der Investmentbanken. Der Zweck heiligt eben die Mittel.

Ein weiterer, vielen nicht geläufiger und betrugscharakteristischen Punkt ist die so genannte Haftungskaskade (nachzulesen in diesem Blog unter „Haftungskaskade“ vom 27.11.2014), welche die EU-Finanzminister im Dezember 2013 beschlossen haben. Damit will man angeblich bei Bankinsolvenzen die Steuerzahler schützen, belastet damit aber all jene leistungsfähigen Steuerzahler, welche mehr als € 100.000 pro Person auf dem Konto dieser Bank haben. Geschützt werden die Verursacher dieser seit langen Jahren bestehenden Finanzmisere, nämlich die Banken selbst sowie die Zentralbank mit ihrer fatalen Geldpolitik, welche sich für Ihre Kredite an die Banken Sicherheiten geben lassen, die ein Anleger von seiner Bank nicht erhält. Wenn ein Einleger dies verlangt, stößt man auf schieres Unverständnis. Andere Welt eben!

Jetzt wird argumentiert, dass der Anleger selbst Schuld ist, wenn er einer solchen Bank Geld leiht bzw. dort Geld anlegt. Andererseits soll einer, der dieses Argument vorbringt, dem Anleger erzählen, wie man bei einer Bank die Bonität bei diesen kryptographischen Bilanzen  feststellen kann, wenn selbst deren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften dies auch vor der Finanzkrise nicht konnten.

Im Übrigen trägt zu diesen kryptographischen Bankbilanzen auch wiederum die Politik bei, indem sie den Banken u.a. bei Kauf von Staatsanleihen die Nichtunterlegung durch Eigenkapital gestattet. Somit war das „harte Kernkapital“ geboren, welches u.a. durch Weglassung dieser risikolosen (Staatsanleihen-)Aktiva und damit Verkürzung der Bilanzsumme entstand. So weist z.B. die Commerzbank per 31.3.2017 bei einer Bilanzsumme von € 490,2 Milliarden eine „Kernkapitalquote“ von 12,5% aus, obwohl die Eigenkapitalquote gerechnet auf die Bilanzsumme nur 6,08 %  beträgt. Somit verfügt die Commerzbank über eine risikolose Aktiva von rd. € 240 Milliarden. Ähnliche Verhältnisse findet man bei allen übrigen Banken.

Fazit:

Mit diesem Beschluss, nationale Bad Banks zu schaffen, verdichtet sich immer mehr die Vermutung, dass die EZB diese fatale Geldpolitik u.a. durch Ankauf von guten Anleihen (keine Bankanleihen)  nicht  wegen der Deflationsgefahr betreibt, sondern hauptsächlich wegen der Schaffung von Möglichkeiten, schlechte Risiken über Verbriefungen und damit über die strukturierten Finanzprodukte den Anlegern in deren Depots buchen zu können.

Herr Draghi will damit auf dem Risikorücken der Anleger das Bankenproblem sehr perfide lösen und merkt dabei nicht – oder nimmt es billigend in Kauf – wie er die Ertragsbasis der Banken sukzessive zerstört und damit ein neues Bankenproblem schafft. Und die EU-Finanzminister helfen dabei ordentlich mit.

17. Juli 2017

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de