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Aktienfonds (offener)

Hier handelt es sich übersetzt um ein Wertpapierdepot mit Aktien der unterschiedlichsten Kategorien. Entweder Aktien von DAX – Unternehmen oder aus anderen Indizes wie M-DAX, Euro STOXX usw. oder es werden nur Aktien einer bestimmten Branche, einer bestimmten Region, aus ethischen Grundsätzen usw. ge- und verkauft. Die hier anfallenden Kursgewinne und -verluste nebst den ausgeschütteten Dividenden werden diesem Depot /­ Fonds gutgeschrieben, allerdings auch die Kosten. Aus diesem Zahlen- und Aktien-Mischmasch ergibt sich – wie schon beschrieben – der Kurs für Ankauf und mit deutlichem Abschlag für den Verkauf (aus Anleger­sicht).

Solche Fonds werden in der Regel von jungen Nachwuchstalenten verwaltet. Sind diese gut und erfolgreich, erhalten sie in kürzester Frist einen noch größeren Fonds, so dass ein weiterer Youngster nachwachsen und sich versuchen kann. Somit entsteht eine sehr volatile Fluktuation im unbekannten Fondsmanagement und am Ende kann keiner mehr für den Misserfolg des Fonds verantwortlich gemacht werden.

Auch hier finden sich zur Absicherung von Risiken die Möglich­keiten, diese über Derivate abzusichern. Je nach Zockermentalität des Fondsmanagers sammeln sich dann eine Menge Absicherungs­derivate an, die in sich auch wieder Risiken beinhalten und den Fonds noch intransparenter machen, zumal jedes Derivat seiten­lange Verträge nach sich zieht und nicht sicher ist, ob der Fonds­manager die darin enthaltenen Vereinbarungen selbst versteht.

Eine Anlage in Aktien macht auf lange Sicht gesehen eigentlich Sinn, aber nur dann, wenn der Einstieg entsprechend günstig war und man nicht irgendwelchen Marktberichten und Presselobhudeleien gefolgt ist und Aktien zu Höchstkursen erstanden hat. Der Einstieg zu relativen Höchstkursen wäre ein Akt der Vermögensvernichtung, zumal solche Kurse meistens kaum wieder erreicht werden und wenn, hat man nach vielen Jahren aufgrund eines Zinsverlustes schon Geld verloren – zzgl. zur Inflation und zzgl. der hohen Gebühren eines Fondsmanagements – und ist vor allem dann zu lange an dieses Investment gebunden, wenn man keine Verluste realisieren will.

Der Aktienmarkt ist äußerst volatil und wird von unzähligen Faktoren bestimmt. Allein die Anzahl der Daytrader ist weltweit so immens, dass nur ausgefeilteste Rechnersysteme der damit beschäftigten Institutionen (Investmentbanken /­ Hedgefonds usw.) die Tendenzen dieser Marktteilnehmer schon im Vorfeld einiger­maßen (mit Verbesserungstendenz) erfassen bzw. beeinflussen können zwecks erfolg­reicher Entscheidung ihrer eigenen Kauf- und Verkaufsent­scheidungen. Das Nachsehen haben dann die Marktteilnehmer, im Wesentlichen die Privatanleger, welche nicht über diese Rechner­systeme verfügen, da sie ja die Gegenseite des Handels an den Börsen darstellen.

Bei einem Kauf muss es immer einen geben, der gewillt ist, zu verkaufen. Die Frage ist nur, wer über die besseren Informationen verfügt, diesen jeweiligen Akt gewinnbringend vorzunehmen. Hier helfen die  Rechnersysteme mit enormen Kapazitäten der Investmentbanken und Hedgefonds, welche ihre Zukunftsanalyse aus den daraus generierten, nahe dem Insiderwissen liegenden Informationen ziehen.

Jetzt sollte man annehmen, dass es dann eigentlich Sinn macht, die Anlage in Aktien den Aktienfonds anzuvertrauen, da diese evtl. auch über diese Möglichkeiten der Wahrscheinlichkeitsrechnungen verfügen. Weit gefehlt! Dagegen sprechen die hohen offenen und versteckten Gebühren sowie deren Performance, welche sich in den meisten Fällen weit unter den Zuwächsen der Aktienindizes befinden aufgrund der abgerechneten Gebühren. Bei Baisse-Situationen liegen sie in der Regel sogar noch schlechter, als die jeweiligen Aktienindizes, da zu den Kursabstürzen dann noch die Gebühren der Fonds hinzukommen. Hier muss man im Übrigen aufpassen, ob die Darstellung der Performance mit oder ohne Gebühren des Investmentfonds erfolgt ist. Außerdem werden die Aktienfonds als die Gegenseite des Handels zu den Institutionen gesehen, welche über die Rechnersysteme mit den Wahrscheinlich­keitsrechnungen verfügen.

Sollte dann ein Aktienfonds die Spitze des ertragreichsten Fonds erklommen haben und über den Indizes liegen, kann man nahezu davon ausgehen, dass dieser in den Folgejahren unter „ferner liefen“ im Ranking auftaucht. Den Grund für seinen Spitzenplatz kann man in den Verlusten der Folgejahre sehen. Damit der Fonds den Spitzenplatz erreichen konnte, musste er hoch spekulative Transaktionen eingehen, die meistens nach einer gewissen Zeit in sich zusammenbrechen, bzw. zu Verlusten führen oder er lag auf der richtigen Absicherungsseite und die zur positiven Performance beigetragenen Derivate sind ausgelaufen usw. usw..

Fazit: Aktienanlage ja, aber dann nicht in einer strukturierten Form, den Gelddruckmaschinen der Finanzindustrie aufgrund der damit verbundenen hohen Gebühren.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Aktienanleihen

Kurzum, eine Aktienanleihe ist nichts anderes als ein Zertifikat, also ein Wett­schein mit einer Zinskomponente. Seine Chancen sind somit nur auf diese begrenzt.

Mit dem Wort „Anleihe“ will man auch hier den Eindruck vermitteln, dass es sich hier um eine Anleihe mit Zinsertrag handelt, man missbraucht regelrecht das Wort Anleihe, bei der man bei Fälligkeit sein eingesetztes Kapital wieder zurück bekommt. Weit gefehlt. Eigentlich müsste diese Wertpapiergattung „Aktien-Wett­schein“ benannt werden und sollte in den Wettbüros, in welcher Pferde- und Fußballwetten abgeschlossen werden, verkauft werden. Aber pardon, die Banken sind ja bereits Wettbüros. Vielleicht gehören diese Pferde- und Fußballwetten auch bald zum Angebots-Portfolio der Banken. Zu Zeiten der Fußballweltmeister­schaft in Deutschland blitzen solche vereinzelt auf.

Bei relativ hohen Daxständen fällt auf, dass von den Banken „lukrative“ Verzinsungen bei dieser wieder „neuen“ Anlageform in Höhe von 7% bis  10 % p.a. + x angebotenwerden. Emittenten sind u. a. Banken und bonitätsstarke Unternehmen wie Daimler, Allianz, Bayer und BMW, die Laufzeiten bewegen sich im mittel­fristigen Bereich (max. 1-2 Jahre) spielen also in der Zinsrechnung aufgrund dieser relativ kurzen Laufzeit in realen Euros gerechnet keine große Rolle, jedoch lockt der hohe Zins und weckt letztlich die unvernünftige Gier der Anleger.

Beim Kauf der Anleihe wird ein Basispreis festgelegt, welcher unter dem zu diesem Zeitpunkt gültigen Börsenkurs liegt, aber nach den bisherigen Beobachtungen nicht mehr allzu weit weg davon ist. Rückzahlung der Anleihe bei Fälligkeit erfolgt entweder zu 100 %, sollte der dann festgestellte Börsenkurs über dem Basispreis liegen (hohe Kursgewinne werden dadurch nicht berücksichtigt, die vereinnahmt auch hier der Emittent/­die Investmentbank) oder in Form von Aktien, wenn der Basispreis unterschritten oder erreicht werden sollte oder in Form einer Barzahlung zum Preis des dann gültigen Börsenkurses. Somit wird der Anleger an einem evtl. deut­lich höheren Börsenkurs nicht beteiligt, muss aber bei gesunkenem Börsenkurs diesen voll tragen (ähnlich wie bei dem oben beschriebenen Diskont-Zertifikat). In der Anzeige der Deutsche Bank steht folgender Satz: „Rückzahlung zum Nennbetrag, sofern die jeweilige Aktie zum Laufzeitende den festgelegten Basispreis nicht unterschreitet. Andernfalls erfolgt Rückzahlung in Form von Aktien mit 1:1 Partizipation an der negativen Kursentwicklung der Aktie bis hin zum Totalverlust.

Diese letzten vier Worte sollte sich jeder Anleger genau einprägen und sich dann fragen, ob er sein Vermögen einem evtl. Totalverlust aussetzen will.

Sollte der Basispreis also unterschritten werden, entsteht für den Emittenten der Riesenvorteil, weniger zurückzahlen zu müssen, als er bei Ausgabe der Anleihe eingenommen hat. Würden Anleger dann auf die Idee kommen, die Barzahlung auszuschlagen und Aktien als Rückgabepreis verlangen zu wollen, hätte das für den Emittenten dann den weiteren Vorteil, dass durch die Aktienkäufe der Kurs wieder steigt mit all den daraus bekannten Vorteilen. Es sei denn, der Emittent hat im Vorfeld durch eigene Aktienrückkäufe den Börsenkurs schon entsprechend nach oben getrieben (u.U. verbunden mit einer Gegenwette), um die Aktienanleihe noch attraktiver zu machen und dem Anleger dadurch eine lukratives Schnäppchen vorgaukeln zu können, da die Aktien ja nach oben tendieren und somit die Wahrscheinlichkeit einer verminderten Rückzahlung durch einen schlechteren Börsenkurs in weite Ferne rückt oder sogar „unwahrscheinlich“ ist.

Diese Vorgehensweise macht allerdings nur dann Sinn, wenn man mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen kann, wie sich ein Aktien­kurs bis zu diesem Fälligkeitszeitpunkt evtl. entwickeln könnte und in diesem Fall nach unten. Diese Wahrscheinlichkeiten können diese hochkomplexen Systeme inzwischen immer mehr und immer treff­licher liefern, insbesondere dann, wenn die Aktienkurse schon gewisse Höhen erreicht haben und die Wahrscheinlichkeit eines Absturzes besteht.

Meine Anfrage bei der Deutsche Bank, dass man doch dem Anleger auch das Ergebnis dieser Wahrscheinlichkeitsrechnung fairerweise mitteilen sollte, blieb bis dato unbeantwortet.

Diese Wahrscheinlichkeitserkenntnisse muss der Emittent, wenn dieser keine Bank ist, mit entsprechend hohen Gebühren bezahlen, ist somit reines und lukratives Provisionsgeschäft für die Invest­mentbank. Ist der Emittent eine Bank, streicht diese den (hohen) Unterschied zwischen Ausgabepreis und Rückzahlungspreis selbst ein, bzw. sichert damit evtl. ein eigenes Depot ab.

Steigt dagegen die Aktie über den Basispreis, eröffnen sich für die Bank wiederum diverse Ertragsmöglichkeiten außerhalb des Gesichtsfeldes des Anlegers.

Für den Anleger bleibt neben diesem Kursrisiko noch das Emittentenrisiko, d. h. wenn der Emittent – wer es auch immer sei – pleitegeht, verliert der Anleger seinen vollen Einsatz.

Kritisch wird es dann aber, wenn die Bank diese hohe Wahrschein­lichkeit gegenüber dem Anleger verschweigt, andererseits plakativ nur auf hohe Gewinnchancen hinweist (die seitenlangen Fact Sheets lesen die wenigsten) und schließlich noch aufgrund dieser Erkennt­nisse dagegen wettet, wie es bei den US-Subprimes im großen Stil angewendet worden ist. Dies geschieht dann durch entsprechende Leerverkäufe oder Optionen und sonstiges Derivate­gebräu, welche den Börsenkurs noch zusätzlich nach unten dirigieren und somit den Anleger, welcher auf einen stabilen Kurs und somit hohe Zinsen bei Rückzahlung zu 100 % vertraut, eklatant benachteiligt.

Juli 2013

Elmar Emde

 

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de