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Crowd Funding

Jeder Investor, der sich an einem Crowd Funding -Projekt beteiligt, sollte nur absolut überflüssiges Geld einsetzen, da er mit sehr großer Wahrscheinlichkeit damit rechnen muss, dieses zu  verlieren. Er beteiligt sich damit an Firmen oder Projekten, für die es noch keine Finanzlogistik und fundierte Markterfahrungen gibt und stellt somit für Investoren eine der risikoreichsten Vermögensanlage dar, die es gibt.

In der Vergangenheit hatten wir schon diverse „Crowdfundings“ erlebt, nur hießen diese anders wie Neuer Markt, Subprimes, geschlossene Fonds  oder strukturierte Finanzprodukte und zuletzt Prokon. Alle waren sie mit dem Heiligenschein einer modernen Finanzinnovation hochgelobt worden. Das Ende dieser Crowdfunding-Projekte ist allseits bekannt.

Hier wird wieder einmal unterstellt, dass jeder am Crowdfunding-Projekt beteiligter das Risiko abschätzen kann. Hierzu bedarf es aber einer fundierten Kreditexpertise, um einiger Maßen sicher sein zu können, dass man zumindest nicht von Betrügern, die sich mittlerweile auch schon auf diesem neuen Markt sehr zahlreich tummeln, über den Tisch gezogen wird.

Guter Rat sollte daher eingeholt werden, denn es könnte unter den inzwischen zahlreichen Angeboten auch ein google oder face book darunter sein. Blind einer Modeerscheinung wie Lemminge hinterherzulaufen, hat sich bisher noch nie ausgezahlt.

11. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Credit default swaps (CDS)

Die Erklärung in Wikipedia zu den CDS`s ist 11 Din A 4 Seiten  stark und relativ klein gedruckt. Auf Seite 10 und 11 findet man eine Reihe von mathematischen Formeln, die letztlich nur ein Mathematiker beurteilen kann. Diese Derivate gibt es zwischenzeit­lich in allen möglichen Schattierungen mit den Bezeichnungen Recovery Swap, Index Credit Default Swap (schon wieder ein Index!!), Digital Default Swap usw., um nur einige davon zu nennen und werden bei allen möglichen Finanzgeschäften eingesetzt. Zwischenzeitlich sind sie aber zu einem großen Baustein der welt­weiten Heißluft-Spekulation geworden und ein großes Damokles Schwert für unser Finanzsystem, da es für diese Papiere keine Börse gibt, es sich um so genannte OTC-Geschäfte (Over The Counter = Schaltergeschäfte) handelt und sich daher das genaue Volumen noch im Nirwana befindet. Studien der British Bankers Association bezifferten das Volumen bis Mitte 2006 auf 50 Billionen US$, soll aber in 2008 von US$ 60 Billionen wieder auf US$ 40 Billionen zurückgegangen sein.

Die Grundstruktur eines CDS ist eine Kreditversicherung. Ein Kredit­geber, in den meisten Fällen eine Bank /­ Investmentbank, überträgt damit das Kreditrisiko eines Kredites, welches er eingegangen ist, an einen anderen Markteilnehmer (Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen, Investmentfonds und Hedgefonds aller Kategorien usw.) und zahlt diesem Marktteilnehmer für diese Risikoübernahme eine Prämie. Damit wird die Bilanzsumme des Abgebenden verkürzt zugunsten einer Verbesserung der Eigenkapitalquote. Damit gibt eine Institution, die eigentlich über eine entsprechende Kreditexpertise verfügen sollte, nämlich das Kreditinstitut selbst (deswegen heißen es ja auch so) und über den Kreditnehmer und somit über das Kreditrisiko am besten Bescheid weiß, eben dieses Kreditrisiko an Institutionen weiter, die nicht über eine fundierte Kreditexpertise verfügen. Jetzt kann man das Thema Bilanz­summenverkürzung und damit Verbesserung der Eigenkapitalquote einwenden, jedoch auch die Absicht, unliebsame Kreditnehmer und damit deren Kreditrisiko loszuwerden.

Sollte dann dieser Kreditnehmer in Schwierigkeiten geraten  aufgrund von konjunkturellen Entwicklungen oder durch selbstverschuldetes Missmanagement und dann die Hilfe der Kredit gebenden Banken benötigen, sieht die Angelegenheit für den betroffenen Kreditnehmer manchmal katastrophal aus.

In solchen schwierigen Lagen der Unternehmen schließen sich die Banken zu einem gemeinsamen Pool, dem so genannten Banken­pool zusammen und beschließen, nachdem die Fortführungs­prognose positiv bestätigt wurde, das weitere Vorgehen z. T. mit Hilfe externer Experten aus den finanz- und betriebswirtschaftlichen Bereichen, die Fortführung ihrer Kreditengagements, um dem Unternehmen u. a. durch weitere Kredite und damit Liquidität wieder auf die Beine zu helfen.

Erfahrungsgemäß gibt es in den ersten Sitzungen solcher Banken­pools ein regelrechtes Hauen und Stechen. Jede Bank positioniert sich entsprechend, um mit dem wenigsten Risiko in die Fortführung des Engagements zu gehen, bzw. um ja nicht die höchste Quote des Pools und damit das höchste Risiko führen zu müssen. Das ist aber üblich und auch nicht verwerflich, zumal keiner der Beteiligten weiß, wie die Sache ausgeht.

Hier muss ich einmal eine Lanze für die Banken brechen. Trotz aller Kindereien am Anfang solcher Pools kann man den Banken hohe Professionalität in dieser Art des Risikomanagements attestieren. Ich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass die dann Verantwort­lichen der jeweiligen Banken in Sachen Expertise und Rationalität die Besten sind und diese – losgelöst von der Frage nach der Verantwortung – den Unternehmen sehr professionell und ergeb­nisorientiert geholfen haben.

Was passiert aber, wenn eine der beteiligten und Kredit gebenden Banken dieses Kreditrisiko über ein CDS verkauft hat und statt der hiesigen Bank auf einmal ein Hedgefonds Manager am Bankentisch sitzt? In den mir bekannten Fällen haben diese Herren nur eines im Sinn, nämlich den Fortgang des Einigungsprozesses unter den Banken so stark zu stören in der Hoffnung, dass einer der beteiligten Banken oder alle anderen Banken gemeinsam dem Störfeuer des Hedgefonds überdrüssig sind und den Anteil des Hedgefonds quotal untereinander aufteilen und übernehmen, evtl. noch zu einem höheren Preis, als der Hedgefonds für den CDS bezahlt hat. Das kann gut gehen, aber auch voll daneben mit der Folge einer Unternehmensinsolvenz.

Wie so oft wurden bei der Emission von CDS in der Anfangsphase ihrer Marktpräsenz nur sehr gute Kreditrisiken von bonitätsstarken Unternehmen, meistens in den Bereichen der großen Indizes wie DAX und Euro Stoxx & Co. über diese CDS weiter gegeben und sehr gerne von den Investmentfonds, speziell den Geldmarktfonds über­nommen, welche durch das Absinken des Zinsniveaus und dem Auslaufen hochverzinslicher Rentenpapiere in Renditenotstand kamen. Jedenfalls sind mir solche Papiere bei einzelnen Invest­mentfonds als Beimischung aufgefallen, aber nur bei intensivem Lesen der Verkaufsprospekte und Zwischenberichte. Es gibt sogar Fonds nur mit CDS-Papieren. Deren Risiken zu verifizieren ist somit äußerst schwer und sollte ein Privatanleger daher auf keinen Fall eingehen.

Die Kreditqualität dieser CDS sank auch hier im zunehmenden Maße und die Folge waren letztlich wiederum Vermögensverluste.

Die Kreditverträge aller Banken, auch die der Sparkassen und Volks­banken, haben in den letzten Jahren den Passus aufgenommen, dass zum Zweck der Refinanzierung dieser Kredite, d. h. das Kredit­risiko neben den Zentralbanken auch an Finanzinstitute weiter veräußert werden dürfen. Damit dies auch vollzogen werden kann, wird ganz deutlich darauf hingewiesen, dass der Darlehensnehmer den Darlehensgeber = Bank vom Bankgeheimnis befreit. Diesen Umstand sind sich die meisten Kreditnehmer, auch auf der Unter­nehmensseite, nicht bewusst und kann je nachdem zu sehr unlieb­samen Entwicklungen – wie dargestellt – führen.

Jeder Kreditnehmer muss sich daher bewusst sein, dass bei Unter­zeichnung eines solchen Vertrages das Kreditrisiko weiter gegeben werden kann. Abnehmer sind wie erwähnt Investmentfonds, Versicherungen, Pensionskassen und Hedgefonds nebst den Investmentbanken. Die beiden letztgenannten zeigen bei interessanten Unternehmen mit interessanten Produkten usw. sehr großes Interesse am Ankauf solcher CDS, insbesondere dann, wenn deren Inhaber entweder nicht verkaufen wollen oder einen zu hohen Verkaufspreis fordern oder wie auch immer den Interessen dieser beiden entgegen wirken. Mit dem Aufkauf dieser Papiere über die CDS entsteht somit die Möglichkeit, das Ziel-Unternehmen u. a. in Schwächephasen unter Druck zu setzen mit dem Ergebnis, dass die fällige Kreditschuld in Unternehmensanteile getauscht werden muss (debt-to-equity-swap) mit all den Nachteilen für den Unter­nehmer und dem Unternehmen.

Daher rate ich jedem meiner Mandanten, auf das Streichen dieses Passus zu bestehen, um stets die Gewährleistung zu haben, dass man es auch künftig nur mit der Bank des Vertrauens zu tun hat.

Juli 2013

Elmar Emde

Author des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Corporate Finance

Geschäftsfelder Investmentbanken: In diesem Bereich werden die Kunden hinsichtlich Finanzierung des Unternehmens beraten. Zwischenzeitlich benennen die Banken auf neudeutsch auch damit deren Firmenkundenabteilungen. Ziel ist hierbei – oder sollte es sein – dem Unternehmen eine kostengünstige und zweckmäßige Kapital­struktur zu verschaffen. Dies erreicht man zum Beispiel durch Emissionen von Aktien insbesondere bei Börsengängen oder An­leihen oder auch bei Unternehmensübernahmen oder Abwehr von feindlichen Gelüsten anderer Unternehmen. Insofern kooperieren M&A und Corporate Finance in solchen Fällen.

Um beim Beispiel Übernahme Kraft Foods durch Philip Morris zu bleiben, konnte der Kaufpreis von US$ 11,6 Milliarden durch Philip Morris alleine durch Eigenkapital nicht aufgebracht werden. Man beauftragte daher eine Bank (lead agent) damit, die Kreditsumme von US$ 11,6 Milliarden durch ein Bankenkonsortium finanzieren zu lassen. Neben dieser lead bank gab es dann noch weitere Co Lead Banken, welche über diverse Provisionen im Bereich unter 1 % gemessen an der jeweiligen Transaktionssumme von US$ 11,6 Milliarden verdienten.

Diese „Lead Banken“ hatten die Aufgabe, weltweit Banken zu eruieren, welche sich an dieser Transaktion evtl. beteiligen wollen. Als Grundlage hierfür dienten Kredit- Exposés, in welcher alle Daten zusammengefasst waren, also Ausführungen zu Umsatz, Gewinn, Bilanzverhältnisse, Zukunftsaussichten = Businesspläne usw. der Kombattanten zwecks Analyse des Kreditrisikos. Meines Wissens nahmen insgesamt über 125 Banken an dieser Finanzierung teil, welche den finanzierenden Banken entsprechende Zinserträge und Provisionen einbrachten. Das Finanzierungskonstrukt war insgesamt recht komplex, der Einfachheit halber beschränke ich mich nur auf diese kurze Beschreibung.

Insgesamt kann man aber festhalten, dass die Finanzindustrie an diesem Deal etwa 5-8 % + x verdient und letztlich das übernehmende Unternehmen Philip Morris zu tragen hatte.

In diesem Fall ging die Übernahme gut, in anderen Fällen kam es aber nicht selten vor, dass solche Übernahmen als Konsequenz den Zusammenbruch des neu geschaffenen Unternehmens zur Folge hatten. Studien zu M & A beziffern den Misserfolg auf rund 2/­3 aller Transaktionen. (Quelle: Wikipedia).

Über den Sinn und Unsinn solcher Übernahmen, welche meistens die Streichung vieler Arbeitsplätze, eine Fokussierung des Markt­angebots auf nur wenige Anbieter und damit eine schleichende Monopolisierung, der Tod jeder sozialen Marktwirtschaft, zur Folge haben, wird die Geschichte noch zu urteilen haben.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Coco Bonds

Die Bezeichnung „Coco“  steht für „ Contingent Convertibel Bonds“ und erinnert sofort an eine „Cocosnuss“ mit einer harten Schale und einem köstlichen Inneres. Bei näherer Betrachtung dieses strukturrieten Finanzproduktes handelt es sich in der Tat um eine harte Nuss, der Inhalt wird aber vielen Anlegern nach dem ersten Genuss weniger köstlich erscheinen.

Die Wortschöpfung der Investmentbanker ist schon erstaunlich und schafft es immer wieder, hoch gefährlichen Anlageprodukten ein sympathisches Inneres zu geben.

Bei den Cocos handelt es sich um langfristige und nachrangige Anleihen mit Verlustbeteiligung und sollen den Banken als Eigenkapitalersatz dienen und zwar dann, wenn eine bestimmte  Eigenkapitalquote unterschritten wird. Ist dies der Fall, werden die Anleihegläubiger automatisch zu Aktionären dieser Bank ohne Wandlungsrecht des Anleihegläubigers, bzw. dann so lange wertlos, bis sich diese Bank wieder erholt hat.

Da es sich letztlich um ein Risikopapier handelt, werden dies Cocos mit weit über dem Markt liegenden Zinskoupons ausgestattet. Bei der Deutsche Bank waren es 7,5%, welches in etwa  dem Zinsniveau  der mittelständischen Unternehmensanleihen entspricht mit ebenfalls hohem Risiko.

Bei solchen Anleihen, welche als typischen Kreditersatz auch angesehen werden müssen, ist die Analyse der Bonität des Emittenten extrem wichtig. Allerdings fällt eine solche Analyse der Banken äußerst schwierig, zumal die Anleihebestimmungen sich nur auf die Höhe des Kernkapitals beziehen, welche bis dato immer noch von den Banken und ihre Risikorichtlinien bestimmt werden können (sh. Ausführungen zu Kernkapital der Banken).

Zusammenfassend bleibt anzumerken, dass die Bilanzen der Banken an Kryptographie nicht zu überbieten sind und deren seriöse Analyse somit nahezu unmöglich ist. Selbst die Wirtschaftsprüfer der Großbanken haben die Risiken und die damit heraufziehende Finanzkrise nicht erkennen können. Wie soll das dann die Anleger?

November 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de