1

Dachfonds

Dachfonds sind Investmentfonds, die keine direkten Anlagen kaufen/­verkaufen wie Aktien oder Anleihen, sondern nur Fondsanteile von anderen angeblich gut laufenden Investmentfonds wie Aktienfonds, Rentenfonds oder Immobilienfonds. Das bedeutet, dass das Fondsmanagement des Dachfonds ebenfalls Gebühren in der bereits beschriebenen Form vereinnahmt, d. h. zu den Gebühren-/­Kostenbelastungen der ursprünglichen Fonds kommen dann noch die Gebühren- /­ Kostenbelastungen des Dachfondsmanagements hinzu. Somit sind eklatante Kostenbelastungen garantiert.

Äußerst krass wird es dann, wenn beispielsweise ein Vermögens­verwalter solche Dachfonds in das von ihm verwaltete Depot hereinnimmt und dafür ebenfalls seine Verwaltungsgebühr kassiert. Das bedeutet dann eine Verwaltung in der Verwaltung in der Ver­waltung, bzw. dreifache Gebührenbelastung des verwalteten Ver­mögens, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass dieser Vermögensverwalter vom Dachfondsmanagement auch noch Halteprämien, Rückvergütungen, Incentives und sonstiges Sponsoring erhält. Wenn dann dieser Dachfonds ebenfalls Anteile  eines oder mehrerer Dachfonds hält, wird die Ausbeutung des Anlegers perfekt.

Solche Vermögensverwaltungsmandate, insbesondere in der Schweiz – sind mir leider einige Male zu Gesicht gekommen und wiesen deshalb auch seit Jahren eine negative Entwicklung aus, d. h. das Vermögen des Vermögensinhabers verringerte sich von Jahr zu Jahr. Erklärt wurde dies mit „Marktentwicklungen“ usw.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Diskontzertifikate

Besonders beliebt bei den vertreibenden Banken sind für solche Absicherungszwecke sogenannte Diskont- Zertifikate (siehe auch  Rubrik „Zertifikate“ . Diese Diskont- Zertifikate haben einen so genannten Basiswert, z. B. eine Aktie. Der Kaufpreis des Zertifikates ist abhängig von Kurs des Basiswertes /­ Aktie abzüglich eines Abschlages = Diskontes, deshalb Diskont-Zertifikat.

Am Fälligkeitstag bekommt der Anleger als Rückzahlungsbetrag den dann am Fälligkeitstag gültigen Kaufpreis des Basiswertes /­ der Aktie 1:1 ausbezahlt. Ist dann der Basiswert unterhalb des Kauf­preises des Zertifikates, hat der Anleger Geld verloren, ist er allerdings dann über dem Kaufpreis des Zertifikates, kann der Anleger einen Gewinn verbuchen. Allerdings ist der maximale Rückzahlungspreis nach oben begrenzt, nach unten aber meistens offen. Ist das ein Absicherungsprodukt für den Anleger?

Angenommen, der Basiswert ist die Aktie der Allianz SE, der Kauf­preis des Zertifikates bemisst sich somit an dem aktuellen Aktien­kurs der Allianz abzüglich eines Diskontes = Abschlages, um den Verkauf dieses Diskont-Zertifikates schmackhaft zu machen.

In einem Beispiel belief sich der Kaufpreis des Diskont-Zertifikates mit Basiswert Allianzaktie auf € 95,20, der maximal erzielbare Aktienkurs bei Fälligkeit wurde aber nur mit € 100,– fixiert, d. h. der maximal erzielbare Gewinn kann nur bei € 4,80 liegen, letztlich eine Größe, die bei Aktienanlagen an einem Tag erreicht werden kann.

Und jetzt kommt der Absicherungseffekt für die Bank oder den Emittenten. Nach oben ist der Aktienkurs für den Zertifikatkäufer begrenzt /­ gedeckelt, nach unten aber völlig offen. Das bedeutet bei einem Absturz der Allianzaktie einen entsprechenden Verlust für den Anleger, da er dann unter Umständen weniger bekommt als den Kaufpreis von € 95,20, für den Strukturierer bedeutet dieser Absturz aber einen Gewinn insofern, dass er den Verlust im eigenen Depot mit dem Gewinn aus der Emission des Zertifikates gegen­rechnen kann.

Aber damit noch nicht genug. Steigt der Aktienkurs jetzt über die € 100,–, besteht für die Bank die Möglichkeit, diesen Kursgewinn für sich zu vereinnahmen unter Zuhilfenahme der gesamten Instrumentarien der Derivate. Von diesen Ertragsmöglichkeiten sieht der Anleger aber keinen Cent.

Sicherlich ist für den Zertifikate- Käufer das Risiko um diesen Diskont geringer, andererseits erhält er aber nicht die Chance, am höheren Aktienkurs zu partizipieren. Außerdem geht er ein weiteres Risiko ein, nämlich das des Emittenten Risikos, d. h. wenn der Emittent insolvent geht, verliert der Käufer des Zertifikates seinen Einsatz.

Auch kann man mit diesen Diskontzertifikaten trefflich spekulieren, insbesondere mit Hilfe der finanzmathematischen Wahrscheinlich­keitsrechnungen = Blick in die Zukunft.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Dotcom Blase

(erste, vom Investmentbanking ausgelöste Krise)

Die rasante Ausbreitung des Internets und damit einhergehend der boom­artige Verkauf von PCs lies ab Mitte der 90er Jahre eine wahre Goldgräberstimmung entstehen. Jede noch so kleine Internetbude, welche nur eine Idee mit einem ausgefeilten Businessplan und evtl. einige Büroräume mit Inventar besaß, wurde sofort mit einigen, wenn nicht sogar Hunderten von Millionen DM bewertet und ver­langte nach Börsengängen mit nicht mehr zu verstehender Volumina, da die Banken sich nicht im Stande sahen – das übrigens zu Recht -, solche Ideen zu finanzieren. Dafür hatte man die (unwissenden) Anleger auserkoren und dieses Spiel ging dann auch tatsächlich auf.

Mit riesigem Werbeaufwand wurden Börsengänge von Telekommunika­tions-, IT- und Internetunternehmen, wie zum Bei­spiel die dann floppende Deutsche Telekom, gepriesen mit der Folge, dass deren Aktien wie Raketen in Höhen schossen, welche aber keine Basis in den zugrunde liegenden Geschäftsziffern fanden oder die Bilanzen waren auf dieses Ereignis hin getrimmt worden. Egal wie gut oder schlecht diese waren, die Finanzindustrie riss sich um die Aufträge für solche Börsengänge und die Volumina konnte nicht groß genug sein, hing doch daran auch der Verdienst oder besser der Profit der (Investment)Bank.

Insbesondere die Investmentbanken, bzw. die Banken in Deutsch­land mit Investmentbanken oder mit Investmentbankabteilungen profitierten an diesen Börsengängen, zwischenzeitlich auch IPO`s (initial public offering) genannt, womit ein „internationaler“ Status implementiert werden sollte. Man rühmte sich sogar mit der hohen Anzahl der an die Börse gebrachten Unternehmen, eine regelrechte Rennliste unter diesen Banken war die Folge und damit litt auch die Qualität dieser an die Börse gebrachten Unternehmen, bzw. deren Aktien. Es gab bald keinen Tag mehr, an dem man nicht irgendeinen Frischling glücklich lachend auf dem Börsenparkett den ersten Kurs seiner Aktien präsentieren sah.

Hauptsache Börsengang, d. h. entsprechende Kandidaten akquirieren, diese dann strukturieren, mit viel Getöse an die Börse lavieren und sich dann später verdünnisieren, und zwar so schnell wie möglich.

Diese Art des Kapitalmarktgeschäftes entwickelte sich  dann später in ähnlicher Form, jedoch in einem anderen Kleid mit dem Namen Subprime und jetzt mittelständische Unter­nehmensanleihen.

Die M & A – Abteilungen (Mergers & Acquisition = auf Deutsch: Zusammenführen & Bewerben) der Investmentbanken konnten sich vor Aufträgen nicht mehr retten und trugen erheblich zu den Rekordeinnahmen bei, die zwischenzeitlich unverschämte Ausmaße angenommen hatten. Jede noch so kleine Bude wurde betriebs­wirtschaftlich aufgepumpt und entweder an die Börse gebracht oder an eine sich neu etablierende Branche, die Private Equity  Gesellschaften, verkauft, welche wie Pilze aus der Erde schossen (aber zwischenzeitlich wieder von der Bildfläche verschwunden sind). Und diese wiederum kreierten u. a. geschlossene Investmentfonds, welche diese Beteiligungen übernahmen, und verteilten sie an An­leger, die von der Mania angesteckt, auch in diesem Geschäftsfeld noch verdienen wollte..

Selbst in den Banken wurde schon nach „old – und new economy“ unterschieden. Von der „old economy“ wollte nahezu keiner mehr etwas wissen aufgrund der ggü. den Internetfirmen geringeren Ertragsaussichten. Selbst bei sehr gut laufenden Unternehmen aus der „old economy“, die sich auch an einen Börsengang wagen wollten, hatte ich als Banker größte Probleme, die für IPO`s zuständigen Herren meiner damaligen Dresdner Bank zu einem ersten Vorstellungsgespräch zu bewegen, um mit der Geschäfts­leitung die Regularien für einen Börsengang besprechen zu können.

Der Boom der Börsengänge heizte den Herdentrieb der Anleger mit jedem Tag an. Es gab Kunden – und leider auch Banken, die so etwas zuließen -, welche ihr zwischenzeitlich schuldenfreies Haus von der Bank beleihen ließen, um nahezu täglich neu auf den Markt kommende Aktien zeichnen zu können, egal wie gut oder schlecht die bisherige geschäftliche Entwicklung dieser Aktiengesellschaften war, wichtig war nur das Wort „Börsengang“, und schon sprangen alle mit Freuden darauf.

Es gab Börsengänge von Unternehmen mit einer Bilanzsumme von DM 3,5 Mio. und seit Jahren hohem Verlustausweis, deren Aktien­emission von DM 5 Mio. vierfach überzeichnet worden war.

Dieses Ausknipsen der wirtschaftlichen Vernunft führte bei der Versteigerung von UMTS-Lizenzen zu Preisen und damit Einnahmen des Staates, die auf Erwartungen aufbauten, die kurze Zeit danach jäh zusammenbrachen und einigen Unternehmen die Existenz kosteten.

Kurzum, solche Boom Phasen finden meistens nach einer Zeit der Überhitzung ihr Ende wie auch hier. Die so genannte Dot-com-Blase platzte im März 2000 und mündete in einem über drei Jahre an­dauernden starken Börsenabschwung und in eine Rezessionsphase. Erst Mitte 2003 konnte dieser gestoppt und in den Folgejahren wieder in einen Aufschwung der Börsen und Wirtschaft einmünden. Diese dann folgende Phase legte den Grundstein für eine weitere, noch gravierende Krise, welche die ganze Welt in einem bisher noch nicht gekannten Ausmaß erfasste und mit der Bezeichnung Finanz­krise in die Geschichtsbücher Eingang gefunden hat.

Zu dieser bisher größten Finanzkrise trugen die Investmentbanken mit ihrer Monopoly-Denke, verbunden mit einer hohen Intrans­parenz der strukturierten Finanzprodukte und gepaart mit der nur auf Rendite fokussierten Gier der Menschen, die man trefflich durch gezielte Werbemaßnahmen noch angeheizt hatte, als alleinige Triebfeder zu dieser bis heute andauernden Finanzkrise bei (siehe Finanz- und Schuldenkrise).

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de