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Mergers & Acquisition

Geschäftsfelder Investmentbanken: Mit diesem Geschäftsbereich stellte sich das Investmentbanking in der breiten Öffentlichkeit zunächst vor. Es ist eine Dienstleistungs­einheit, welche kauf- und verkaufswillige Unternehmer in der Ab­wicklung dieses Vorgangs berät, ebenso bei Fusionen (beide Seiten stimmen zu) oder Übernahmen, welche in vielen Fällen feindlicher Art sind, da der zu Übernehmende aus den unterschiedlichsten Gründen mit dem kaufwilligen Unternehmen nicht zusammengehen will.

Zunächst akquiriert/­bewirbt (deshalb „Acquisition) diese Einheit Unternehmen, welche entweder kaufen oder verkaufen oder sich mit einem anderen Unternehmen – aus Gründen wie auch immer – zusammenschließen /­ fusionieren wollen. Grundlage für den dann verhandelten Kaufpreis sind die meistens von diesen Abteilungen erstellten Unternehmensbewertungen, welche je nach Beauf­tragung unterschiedlich hoch oder niedrig ausfallen können und führen dann im Auftrag ihres Kunden die entsprechenden Ver­hand­lun­gen.

So kann es dann vorkommen, dass sich zwei M&A Abteilungen von unterschiedlichen Investmentbanken gegenübersitzen und Strategien bis zum
Erbrechen auf beiden Seiten gefahren und ver­worfen werden. Entweder unterstützt eine solche Einheit das kauf­willige Unternehmen oder sie wird gerufen, um Strategien und Maßnahmen zur Abwehr einer feindlichen Über­nahme, die eine andere M&A Einheit aufgestellt hat, zu entwerfen.

Bei diesem Geschäft sind Kaufpreisvolumina von einigen hundert Millionen, bzw. einigen Milliarden keine Seltenheit. Die Ver­gütungen dieser M & A Abteilungen richten sich zum einen nach der Konjunkturlage dieser Branche, d. h. nach der Nachfrage zu solchen Leistungen und zum anderen nach der Expertise und Professionalität dieser Einheit und liegen in der Regel bei 4-5 % +x des Transaktionsvolumens.

Hier eine Auswahl von großen Übernahmen und Fusionen der letzten Jahre (entnommen aus Wikipedia):

Jahre Käufer Ziel Transaktionswert
1998 Daimler Benz Chrysler  35 Mrd. €
1998 Exxon Mobil Oil  85 Mrd.US$
2000 Vodafone Mannesmann 203 Mrd.US$
2000 Time Warner AOL 182 Mrd.US$
2000 Pfizer Warner Lambert  89 Mrd. US$
2002 Pfizer Pharmacia Corporation  59 Mrd US$
2007 Royal Bank of Scotland ABN AMRO Holding  91 Mrd. US$
2000 Glaxo Wellcome PLC SmithKline Beecham  76 Mrd. US$
2004 Royal Dutch Shell Transport & Trading  75 Mrd. US$
2006 AT & T Bell South Corp.  73 Mrd. US$
2004 Sanofi Aventis  60 Mrd. US$

 

Die Höhe dieser Transaktionsvolumina bescherte den Banken bei den erwähnten Provisionssätzen einen reinen Geldsegen, aber nicht nur für diese M & A Dienstleistung, sondern auch für die dann nachfolgenden Finanzierungen, entweder in einer Lead-Position (Führungsposition mit den höchsten Provisionssätzen), die eine Strukturierung der Gesamtfinanzierung beinhaltetet oder als Co-Leader (mit deutlich geringeren Provisionssätzen). Und wenn es „ungünstig“ läuft nur als Finanzierungspartner, welcher dann aber immer noch  kräftige Zins- und Provisionseinnahmen verbuchen kann.

Die Einnahmemöglichkeiten der Banken waren in solchen Fällen extrem hoch und nahmen nicht selten 9 – 10-stellige Summen ein, verführten aber wiederum diese Institute, diese Verbriefungs­möglichkeiten und die daraus entstehenden verschiedenen Anlage­vehikel des Anlagemarktes den Unternehmen minderer Bonität nur zum Zwecke ihrer Provisionseinnahmen zur Verfügung zu stellen. Derzeit kann man eine ähnliche Entwicklung bei den „Anleihen mittelständischer Unternehmen“ beobachten (siehe Kapitel Mittel­stand in Gefahr“)

Zu meiner Zeit in Frankfurt (1988 bis 1991) bekam ich hautnah die Übernahme von Kraft Foods durch Philip Morris im so genannten Konzernstab Kredite, der damaligen Kaderschmiede der Dresdner Bank mit, in welcher die künftigen Führungskräfte für ihre Aufgaben vorbereitet oder besser gestriezt wurden. Es war mit US$ 11,6 Milliarden Transaktionsvolumen die damals größte freundliche Übernahme und eine Sensation, verglichen mit den oben er­wähnten Übernahmen sind das aber „peanuts“, um in der Banker­sprache zu bleiben.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Mittelstandsanleihen, die neuen Subprimes

Erinnern wir uns daran, dass die rd. 300.000 mittelständischen Be­triebe in der Bundesrepublik zwei Drittel des BIB (Bruttosozialprodukt) und 80 % der Beschäftigung stemmen. Hier spielen im Wesentlichen Familienbetriebe die größte Rolle, bei denen man eine deutlich sozialere Einstellung als bei den unpersönlichen und gesichtslosen Konzernen konstatieren kann. Die Halbwertszeiten für die Konzernvorstände von nur wenigen Jahren erinnern mich sehr stark an die Zeitarbeitsbranche nur mit dem Unterschied, dass bei Be­endigung der Funktion diese fürstlich zu Lasten der Substanz des Unternehmens entlohnt werden. Manchmal fragt man sich für was.

Die Mechanismen der Investmentbanken reichen zwischenzeitlich in weite Teile der mittelständischen Betriebe und führen mittel- bis langfristig sukzessive zu einer Konzentration mit immer größeren Gruppierungen und Konzernen, deren Intentionen – wie bei den Investmentbanken – die reine Ertragsmaximierung ist.

Diese Entwicklung wird sehr stark forciert über die M & A Abteilungen der Banken, aber auch von den vielen Private Equity Gesell­schaften, welche in den wenigsten Fällen saldiert einen Mehrwert für die Volkswirtschaft geleistet haben. Letztlich verdienen nur wenige an solchen Deals. Konzerne werden dadurch immer größer oder kaufen sich dadurch künftig hohe Verluste ein. Oder Hedgefonds quetschen waidwunde Firmen weiter aus, bis schließlich die Insolvenz dem Unternehmen den letzten Todesstoß gibt. Auf der Strecke bleiben stets Arbeitsplätze und eine verdünnte Industrie- und Dienst­leistungslandschaft.

Aktuell wird diese Entwicklung durch den prosperierenden Markt der mittelständischen Unternehmensanleihen unterstützt. Auslöser ist wiederum das derzeit sehr niedrige Zinsniveau, welches Wasser auf die Mühlen der Investmentbanken und – abgeleitet davon – der Hedgefonds schüttet.

Die Anleger befinden sich derzeit in einer sehr misslichen Situation, bzw. in einem Anlagenotstand. Die Gründe sind die politisch ge­drückten niedrigen (seriösen) Zinsen, welche z. T. nicht einmal die offizielle Inflationsrate neutralisieren, eine durch politische Maß­nahmen induzierte volatile Börsenlandschaft sowie dadurch explodierende Preise für gute Substanzanlagen. Der Ursprung für diese Situation ist auch hier in der immer noch andauernden Finanz- und Schuldenkrise, u. a. auch ausgelöst und gefördert von den Produkten der Investmentbanken zu finden.

Die Unternehmen, insbesondere die mittelständischen, befinden sich ebenfalls in einer sehr misslichen Situation. Die Bankenlandschaft, welche für die Finanzierung des laufenden Geschäftsbetriebes bei der überwiegenden Anzahl der Unternehmen unerlässlich geworden ist, auch wegen der hohen Steuerbelastung und damit einer ver­minderten Eigenkapitalbindung, hat sich u. a. aufgrund dieser Finanz­krise nur noch auf wenige Bankengruppen reduziert. Diese sind die Geschäftsbanken Deutsche Bank, Commerzbank, Unicredit/­Hypo­ver­eins­bank, die Sparkassen und ihre Landesbanken sowie die Volks- und Raiffeisenbanken zusammen mit der DZ-Bank, also nur noch 5 ernst zu nehmende Bank-Gruppierungen, wobei die Sparkassen/­Landesbanken und Volks-Raiff­eisenbanken mit der DZ-Bank weit über 60 % des Marktanteils vereinnahmen. Darüber hinaus sind diese verbliebenen Bankgruppierungen nunmehr gezwungen, ihr Kapital zu erhöhen (Basel III), welches viele Banken durch Abbau von Kreditrisiken und damit Reduzierung der Bilanzsumme, wodurch die EK-Quote automatisch steigt, zu erreichen versuchen.

Vielen, insbesondere mittelständischen Unternehmen, wird bei sich abzeichnenden Risiken somit langsam der Kredithahn zugedreht, der Kreditnotstand wird eintreten, auch wenn dies von allen Seiten geleugnet wird. Dazu beitragen werden im Übrigen auch die von staatlicher Seite lächerlich hohen Anforderungen an das Kredit­geschäft, als hätte diese Seite des Bankgeschäftes zu der Finanzkrise geführt, während die für die Prüfer anscheinend zu komplizierte Anlageseite unverändert ein Prüfer-Aschenputteldasein führt.

Wen wundert es, wenn die Unternehmen diesem oft sehr schroffen Diktat der Banken entfliehen wollen und in andere Finanzierungs­formen flüchten, bzw. die Anleger höhere Renditen suchen und dabei die Risiken vergessen. Beliebt sind derzeit die Unternehmensanleihen, welche anfangs nur den (DAX-) Unternehmen im Investment-Grade-Bereich vorbehalten waren. Nun erscheinen auch solche von mittelständischen Unternehmen mit einem Rating deutlich darunter auf dem Markt.

Dieser Zyklus erinnert sehr stark an die Entstehung der Subprimes (strukturierte Anleihen auf Basis minderwertiger Hypothekenkredite). Zuerst wurden nur hochwertige Hypothekenkredite in Anleihen verpackt. Nachdem sich diese Anlageform insbesondere für die vertreibenden Banken als profitabel erwiesen hatte, wurde den guten immer mehr schlechte Hypotheken beigemischt, bis nur noch schlechte = Subprimes auf den Markt geworfen wurden und nach Bekanntwerden dieses Risikos ihr Ende in der Finanzkrise fanden.

Ähnliches zeichnet sich jetzt bei den Anleihen mittelständischer Unternehmen ab. Nachdem die Anleihen von Unternehmen mit hoher Bonität auf dem Markt großen Anklang gefunden haben, werden inzwischen hoch verzinsliche Anleihen von Unternehmen mit wesent­lich schlechterer Bonität emittiert, die somit bei weitem noch nicht reif hierfür sind und daher ein gewaltiges Risiko sowohl für den Zeichner der Anleihe = Anleger als auch für das emittierende Unter­nehmen selbst darstellen.

Risiken für das emittierende Unternehmen:

Die Volumina von mittelständischen Unternehmensanleihen nehmen nicht selten eine Größe ein, welche für die meisten Unternehmen einen reinen Geldsegen darstellen, soll er doch damit die hohen Kosten der Strukturierung (6-10 % Nebenkosten + Anleihezins selbst von 6 % bis 9 % + x) vergessen machen. Diese Höhe übersteigt nicht selten die bestehende Bilanzsumme des emittierenden Unternehmens oder erreicht die Höhe aller bisherigen Bankkredite, womit bei Umsetzung eine sehr einseitige Abhängigkeit von einem Finanzierungsinstrument entsteht.

Nimmt dann die Höhe der Unternehmensanleihe eine Größe (€ 10 – € 20 Mio.) ein, welche an der Börse – so sie denn zum Börsenhandel zugelassen wird – aufgrund der geringen Größe meistens zu sehr volatilen Kursbewegungen führen kann, ist nicht auszuschließen, dass bei interessanter Marktstellung oder bei einem interessanten Produkt Aufkäufer (Investmentbanken /­ Hedgefonds, Konkurrenz usw.) mit immensen Geldmitteln für den Ankauf der Anleihe bereit stehen. Das kann u. a. dazu führen, dass bei schwacher Nachfrage oder schlechten Unternehmensnachrichten die Kurse dieser Anleihen sehr schnell fallen und die Aufkäufer sukzessive in den Besitz dieser Unter­nehmensanleihen zu Preisen weit unter dem Ausgabekurs kommen, um sie bei Fälligkeit mit 100 % wieder zur Rückzahlung zu präsentieren.

Sollte dann das Unternehmen bei Fälligkeit in einer wirtschaftlich prekären Situation stecken und nicht fähig sein, die Rückzahlung der Anleihe zu bedienen, entsteht sehr schnell die Forderung nach einem so genannten debt-to-equity-swap, d.h. Tausch der Anleihe gegen Anteile des Unternehmens mit der Folge, dass der Aufkäufer dann sehr preiswert zu einem hoch interessanten Unternehmen gekommen ist, bzw. der Unternehmer sein in Jahrzehnten aufgebautes Unternehmen weit unter Preis – wenn überhaupt – verlieren wird.

Sollte andererseits eine Unternehmensanleihe aus Gründen wie auch immer nicht voll platzierbar sein, kommen auch hier diese Aufkäufer sehr schnell zu ihrem Ziel, indem sie den Rest aufkaufen, um dann genauso zu verfahren, wie oben beschrieben.

Risiken für die Anleger

Viele Anleger werden aufgrund des niedrigen Zinsumfeldes immer mehr dem Lockruf der weit über dem Markt liegenden Zinsen zwischen 4% und 10% folgen und damit grundsätzlich ein sehr hohes Kreditrisiko eingehen. Mittelständische Unternehmen stehen auf der Liste der Insolvenzen weiterhin auf Platz 1 aufgrund vielerlei Umstände. Es gilt daher, das umfangreiche Wertpapierprospekt (ca. 200 Seiten + x) wie ein Kreditprofi zu studieren und zu analysieren. Nur welcher Anleger hat die dafür nötige Kreditexpertise, geschweige denn die Wertpapierberater der Banken, bzw. nimmt sich die dafür nötige Zeit. Die meisten Anleger werden die vielen Fachausdrücke und die darin beschriebenen z.T. sehr komplexen Zusammenhänge kaum verstehen.

Leider muss man auch festhalten, dass bis dato die auf den Mittelstand fixierten Ratingunternehmen eher die dafür anfallende Gebühr im Auge haben als den Schutz des Anlegers  und der Volkswirtschaft. Diese Ratings sind daher mit äußerster Vorsicht zu genießen und nicht zu vergleichen mit den Ratings von S&P, Moody`s und Fitch, den weltweit drei Marktführern dieser Branche.

Bei der oben beschriebenen Konstellationen für Anleihen mittelständischer Unternehmen mit einem für die Börse nur geringen Volumen und damit vorgegebener Volatilität besteht für den Anleger zudem  die Gefahr eines Verfalls des Anleihewertes innerhalb kürzester Frist und sogar Verlust des ein­gesetzten Kapitals. Nutznießer sind die Aufkäufer, deren Gewinn der Verlust der Anleger ist. Wie so oft!

Findet man keine Aufkäufer aufgrund der eingetretenen schlechten Bonität oder will ein Investor das Unternehmen übernehmen, aber ohne die Anleiheverbindlichkeiten, kann es passieren – wie bei Schefenacker bereits geschehen -, dass der Sitz einfach nach London verlegt wird in die Räuberhöhle der Investmentbanken und ein Eldorado für Pleitiers aufgrund sehr lascher Insolvenzverordnungen. Die Folge daraus ist stets das volle Aushebeln der Gläubigerrechte zu Gunsten der finanzierenden Banken. Solche Komplotte, die meistens von Anfang an geplant sind, wird es in den Folgejahren sicherlich noch oft geben.

Mit diesen Ausführungen möchte ich mich jetzt nicht als einen Ab­lehner oder Verweigerer dieser Finanzierungsform outen. Unter­nehmensanleihen können eine sehr wohltuende langfristige Er­gänzung des Finanzierungsmixes eines Unternehmen darstellen, dürfen aber keinesfalls das alleinige Finanzierungsinstrument sein oder dürfen nie eine Größe einnehmen, welche das Unternehmen davon abhängig macht.

Wichtig ist jedoch, dass das Unternehmen hierzu auch reif ist, d. h. über eine gute Bonität verfügt, die Finanzlogistik den hohen An­forderungen der Berichterstattung gerecht und die Produkte auf dem Markt akzeptiert werden sowie ein entsprechend hohes Wachstum vorzeigen können, somit das Unternehmen einer der Marktführer der Branche ist.

Diese seriösen Aspekte und Struktur sichern dem emittierenden Unternehmen eine hohe Unabhängigkeit und machen es vor Auf­käufern sicher. Und den Anlegern gibt es die Sicherheit, dass am Ende der Laufzeit das angelegte Geld wieder zurückgezahlt wird.

Leider wird die maßlose Aus­beu­tungs­spirale der Politik in Form der nicht enden wollenden Steuererhöhungen oder Kreationen neuer Ausgaben- und Besteuerungformen, welche den Mittelstand in ein zunehmendes Abhängigkeits- und damit Ausbeutungsverhältnis zur Finanzindustrie bringen, diese Refinanzierungsform weiter befeuern und somit nicht nur den Anlegern sondern den mittelständischen Unternehmen selbst hohe Verluste zufügen.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Notkredite in Not

Die Corona Krise ist eine Krise, die man nur aus reißerischen Sciencefiction- Filmen kennt, ein Alptraumgefühl erzeugt und daher sowohl die Wirtschaft als auch die Politik in eine extreme Situation gebracht haben.

Die Politik bemüht sich nun mit viel Geld, sehr viel Geld die Wirtschaft nicht komplett abstürzen zu lassen und verspricht der Wirtschaft, über vom Staat zur Verfügung gestellte Notkredite über die Liquiditätsengpässe in dieser äußerst schwierigen Zeit  hinweg zu helfen.

Diese Notkredite sollen über die Banken mit i.W.  90%iger Staatshaftung vergeben werden. Die restlichen 10% sollen die Banken übernehmen. Das hat aber mehrfache Haken und zwar wie folgt:

In Deutschland gab es in 2018  3,28 Millionen steuerpflichtige Unternehmen, deren Anzahl sich in 2019 nicht wesentlich verändert haben dürfte.

Da nun so gut wie alle Unternehmen plötzlich keinen Cash-flow mehr aufzuweisen haben, muss man davon ausgehen, dass in etwa diese Anzahl von Unternehmen Notkredite beantragen wird.

Diesen  – sagen wir mal 3,2 Millionen Unternehmen –  standen in 2018   1.783 Banken mit einem Filialnetz von insgesamt 29.670 Filialen gegenüber. Da jedes Jahr dank der Kostensparer rd. 2.000 Filialen geschlossen wurden, kann die Anzahl der Bankfilialen auf derzeit rd. 27.000 geschätzt werden.

Die Kredite werden aber nicht in jeder Filiale entschieden, sondern in der Regel in den jeweiligen Hauptstellen oder Zentralen der Banken, zumal dort das Kredit-know-how konzentriert ist. Das dürften gemessen an der Anzahl der Banken insgesamt etwa 1.000 bis 1.500 Stellen sein, da sich unter der Gesamtzahl der Banken auch viele Auslandsbanken mit nur einer Geschäftsstelle befinden.

In max. 1.500 Stellen müssten jetzt im Durchschnitt rd. 2.130 Kreditanträge bearbeitet werden, bei 1.000 Stellen wären das 3.200 Kreditanträge pro Kredit entscheidender Stelle.

Gehen wir mal davon aus, dass pro Tag im vereinfachten Verfahren rd. 15 Kreditanträge pro Kredit entscheidender Stelle durchgehen, würden, ergäbe das pro Tag eine Summe von 22.500 bearbeitete und entschiedene Kreditanträge. Hier nicht berücksichtigt sind die vielen komplexen Kreditengagements, welche dann über höhere Kompetenzstufen entschieden werden müssen und somit mehr Zeit in Anspruch nehmen. Diese lasse ich aber bei dieser Betrachtung zunächst wegfallen.

Bis alle 3,2 Millionen Kreditanträge bearbeitet werden können, würde es somit 142 Tage, also 4 – 5 Monate dauern, nicht gerechnet die vielen Krankheits- und Quarantänefälle, welche auch die Banken zu verzeichnen haben und eine schnelle Bearbeitung behindern. Zu berücksichtigen ist dabei auch noch das Nadelöhr KfW, welches auch Ihre Zeit braucht, so dass man mindestens ein halbes Jahr benötigen würde mit all dem Schriftkram, den die Bafin den Banken auferlegt hat (siehe Beitrag „Bafin schießt“ vom 24.3.2020 in diesem Blog), bis diese 3,2 Millionen Kreditanträge abgearbeitet werden könnten. Ich fürchte jedoch, dass dieses halbe Jahr nicht reicht. In der Zwischenzeit dürften aber den meisten Firmen die Liquidität ausgegangen sein mit der Folge von massenhaften Insolvenzen.

In dieser Gemengelage ist dann auch noch das Risiko zu berücksichtigen, welches auf die Banken mit ihrer 10%igen Haftung  mehr oder weniger zukommt. Wenn man diversen Verlautbarungen Glauben schenken darf, stellt der Staat deutlich über ein Billion Euro zur Verfügung. 10% davon wären ca. € 100 Milliarden Risiko für die Banken. Die Konsequenzen daraus dürften jetzt schon klar werden = neue Bankenkrise.

Besser wäre es, wenn der Staat direkt der Wirtschaft helfen würde, und zwar über die Finanzämter. Bisher hat er die Unternehmen mit Steuerzahlungen in weit über dem weltweiten Durchschnitt liegender Höhe, permanenten Vorauszahlungen, egal ob das laufende Jahr genauso läuft wie das vergangene und dem Eintreiben der Mehrwertsteuer  gequält und benutzt. Aufbau von Eigenkapital war somit sehr schwer bis unmöglich.

Jetzt wäre es an der Zeit, den Steuerzahlern temporär einen Teil dieser Steuerzahlungen bzw. von ihrem hart erarbeitenden Gewinnen direkt wieder zurückzugeben. Das könnte sehr schnell und unbürokratischer verlaufen und wäre ein direkter Beitrag des Staates  ohne die Wirtschaft noch mehr in einen Schuldenturm zu stürzen  bzw. ohne noch mehr in Abhängigkeit der Finanzindustrie zu bringen.

Mit diesem System der Beantragung der Notkredite über die Banken laufen viele Unternehmen mit schwacher Bonität Gefahr, dass nach Erhalt des Notkredites, die Kreditlinie gekürzt oder gekündigt wird nach dem Motto, vor Corona hatte das Unternehmen schon Schwierigkeiten, dann wird es erst recht jetzt und danach noch größere Schwierigkeiten bekommen mangels Perspektiven. Fairerweise muss man aber auch festhalten, dass solche Entscheidungen keine leichten für die Banken sein werden.

Insofern bleibt zu befürchten, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Notkredite zur Sanierung der in Europa durch die Geldpolitik der EZB geschwächten und in das Kreditgeschäft gedrängten Banken  verwendet und nicht bei den eigentlichen Adressaten ankommen wird.

27.3. 2020

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 




Principal Investment

Geschäftsfeld Investmentbanken: Die Investmentbanken treten nicht nur als Dienstleister der oben aufgeführten Geschäftsbereiche in Erscheinung, sondern beteiligen sich auch direkt mit ihren eigenen Mitteln an diversen Unter­nehmen, ähnlich dem Geschäftsgebaren einer Private Equity Gesell­schaft, welche ihr interessant und entwicklungsfähig erscheinen, um sie dann später mit viel Gewinn wieder veräußern zu können. Entweder über einen Börsengang oder Verkauf an einen strategischen Investor (so nennt man die Käufer, die aus derselben Branche kommen).

Da die Investmentbanken auch in diesem Bereich sehr große Erfolge verzeichnen können, nährt sich auch hier der Verdacht, dass trotz „hoher Chinese Walls“ Kenntnisse aus anderen Bereichen eine nicht unerhebliche Rolle zum Wohle der Investmentbank und zum Nachteil der Käufer oder Verkäufer ausgenutzt werden.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de