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Sales & Trading

Geschäftsfelder Investmentbanking:

Dieser Bereich setzt sich aus den Abteilungen Sales (Verkauf), Trading (Handel) und Structuring (Strukturierung) zusammen und ist i.W. für die Sekundärmarktaktivitäten der Investmentbank ver­antwortlich. Im Sekundärmarkt werden bereits emittierte Wert­papiere, vor allem Aktien und Anleihen gehandelt, d. h. diese Wert­papiere werden von Investor zu Investor weitergereicht. Hinweis: Für Investmentbanken ist dieser Sekundärmarkt eine der Hauptein­nahmequellen.

Sales (Verkauf/­Vertrieb):

Dies ist die Kundenbetreuungseinheit, welche die Großkunden bezüglich Anlagestrategien und somit die Zusammensetzung von deren Wertpapierportfolios oder besser Vermögensportfolios berät. Hier besteht die Gefahr, dass Kunden­beratung auf Basis geschäftspolitischer Entscheidungen der Invest­mentbank zugunsten der Investmentbank ausgelegt wird und damit deren eigene Handelspositionen begünstigt werden könnten. Dies wird zwar permanent geleugnet – Stichwort „Chinese Walls“ (strikte Trennung der Bereiche zum Zwecke der Vermeidung von Insider­geschäften) –,  jedoch ist es sehr verwunderlich, dass die Erträge aus dem Eigenhandel der Investmentbank (früher) deutlich höher waren und sind als diejenigen bei deren Kunden.

Trading:

Diese Abteilung führt die durch die Beratung (Sales) initiierten Wertpapiergeschäfte aus. Diese Trader = Händler führen nicht nur Kundenaufträge aus, sondern handeln auf eigene Rechnung, nutzen Unterschiede gewinnbringend (Arbitrage­geschäft) oder spekulieren ganz brutal, halten offene Positionen in der Hoffnung, dadurch Gewinne für die Bank zu machen usw. (sh. auch „Sales“). Je höher die Gewinne, je höher der Boni. Letztlich ein Geschäft, was den Banken in der Finanzkrise äußerst hohe Verluste beschert hatte und welches man jetzt versucht einzuschränken.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Schuldscheindarlehen

Eigentlich hat allein der Name schon einen etwas komischen Beigeschmack. Das Wort Schuldschein ist eigentlich negativ besetzt und erinnert ein wenig an Pfandhaus und dort abgegebene Schuldscheine.

Von den Banken wird diese Form eines langfristigen und in der Regel unbesicherten Darlehens derzeit sehr offensiv vertrieben, da mit dem zugrunde liegende Kreditvertrag die volle oder aber auch nur teilweise Übertragung des Kreditrisikos auf  Anlage suchende Investoren möglich ist und von den Banken zwecks Entlastung ihrer Bilanzsumme als Vorteil gesehen wird. Die Investoren sind in der Regel  Banken, Versicherungsgesellschaften,  Pensionskassen und Sozialversicherungsträger, aber auch Finanzinstitute, d.h. alle Arten von Fonds, inkl. Hedgefonds und Investmentbanken aber zunehmend auch Privatinvestoren.

Die Tilgung eines solchen unbesicherten Schuldscheindarlehens wird in den meisten Fällen nicht vorgenommen, sondern erfolgt endfällig. Das wird von vielen Unternehmen trotz eines etwas höheren Zinssatzes (ca.0,25% bis 0,5%) als Vorteil einer konstanten Finanzierung gesehen, birgt aber auch erhebliche Gefahren in sich, insbesondere dann, wenn sich das  Unternehmen in einem volatilen Marktumfeld bewegt und am Tag der Fälligkeit das Unternehmen  – aus Gründen wie auch immer –  nicht in der Lage ist, das fällige Schuldscheindarlehen in einer Summe zurückzuzahlen.

Verfügt das Unternehmen dann auch noch über ein interessantes Produkt, an welchem die Konkurrenten schwer interessiert sind und daher  die Hedgefonds oder/und  Investmentbanken beauftragt haben, diese Schuldscheindarlehen (sukzessive) aufzukaufen, kann in einer solch misslichen Rückzahlungsphase sehr schnell die Forderung auf den Tisch liegen, die Schuldentilgung durch Abgabe von Geschäftsanteilen vorzunehmen, womit ein Unternehmer oder die Hauptaktionäre sehr schnell Ihre Stellung als bestimmender Faktor im Unternehmen verlieren könnten.

Die Schuldscheindarlehen sollten daher nie als Ersatz von Bankdarlehen aufgenommen werden, sondern nur ein Bestandteil eines bunten Finanzierungsmixes sein. Außerdem sollte man peinlichst auf die Investoren achten, welche diese Schuldscheindarlehen übernehmen und nur den Hinweis, dass sich unter  den Investoren Finanzinstitute befinden, sich näher erläutern lassen.

Und für die Privatinvestoren gilt die Vorsicht, da es sich bei einem Schuldschein um ein Kreditersatzprodukt handelt, dessen Risiko letztlich nur von Profis mit entsprechend hoher Kreditexpertise im Risiko analysiert werden kann. Hier zeichnet sich schon ein Fiasko wie bei den mittelständischen Unternehmensanleihen ab.

Juni 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Structured Finance

Geschäftsfelder Investmentbanking:

Bei Projektfinanzierungen größerer Art reicht meistens eine normale Kreditfinanzierung durch eine Bank nicht aus, so dass man in einem „fact sheet“ (= Faktenblatt) den Kreditnehmer, sein Vor­haben, seine Bonität, die Zukunftsaussichten (Business Plan = Ge­schäftsplan) usw. vorstellt. Damit bietet man entweder weiteren Banken die Mitfinanzierung an oder verbrieft diesen Kredit, um ihn in Form eines speziellen Wertpapiers, z. B. als ABS – Papier (= Asset Backed Security = Sicherheit durch Vermögen gedeckt) oder als Anleihe entweder nur für institutionelle Anleger oder auch dem breiten Publikum als Anlagemöglichkeit anbieten zu können.

Hierbei gibt es unterschiedlichste und individuellste Gestaltungs­möglich­kei­ten bis hin zum Börsengang. Dieser Bereich ist meistens eingebunden im Oberbegriff „Corporate Finance“. Dieser Bereich ist einer der Vorstufen zu den strukturierten Finanzprodukten.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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USD Absicherungswette

Mitte Februar erhielt ich von einer Großbank Kenntnis von einer USD-Absicherung, welche eigentlich recht attraktiv aussah, aber im Zeitverlauf der letzten Wochen wieder einmal zeigte, wie gut die dahinter steckenden Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu Gunsten der anbietenden Bank arbeiten.

Das Angebot der Bank garantierte einen festen Absicherungskurs für den Verkauf eines USD-Betrages und gleichzeitig sollte der USD-Verkäufer die Chance erhalten, an fallenden EUR/USD Kursen, bzw. an einem steigenden USD-Kurs bis zu einer Kursgrenze (= Barriere) zu partizipieren.

Die Rahmendaten waren folgende:

Fester Absicherungskurs EUR/USD: 1,1800

Kursgrenze: 1,0500 (= Barriere)

Laufzeit 6 Monate (hier bis etwa Mitte August)

Sofern nun der USD weiter aufwerten sollte, könnte der USD-Verkäufer an dieser Aufwertung bis zu einem Kurs von EUR/USD 1,0500 teilhaben. Liegt der Wechselkurs  bei Fälligkeit auf  oder unterhalb von EUR/USD 1,0500, würde die Abrechnung zum Terminkurs des evtl. Abschlusses von EUR/USD 1,1500 erfolgen, womit man sich nicht schlechter stellen würde, als bei einem klassischen Termingeschäft.

Zum Zeitpunkt dieses Angebotes (USD 1,15) befand sich die Barriere von 1,05 noch weit entfernt und es war kaum vorstellbar, dass nach dem bereits starken Anstieg des US$ noch ein weiterer auf 1,05 folgen würde. Schaut man sich dann den Kursverlauf des USD zum Euro bis heute an, wird man feststellen, dass die Barriere von 1,05 bereits unterschritten worden ist. Zwischenzeitlich geben die Prognosen bereits Kurse von EUR/USD von 0,80 an, womit man bei Eingehung der oben beschrieben Konstellation völlig falsch liegen würde.

Letztlich ist das eine der vielen Wetten auf den US$-Kurs, mit der Gegenpositionen  – von wem auch immer –  abgesichert werden und deren Erkenntnis auf entsprechende Wahrscheinlichkeits-rechnungen beruhen. Diese  liegen zwar auch nicht immer richtig aufgrund vieler nicht berechenbarer politischer Umstände, sie können aber gewisse Anhaltspunkte geben, welche Entwicklungen diese Rechnerkapazitäten berechnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie richtig liegen, ist enorm hoch, dem USD Verkäufer wird aber dies als Chance verkauft.

Manchmal ist es daher nicht schädlich, die US$-Guthaben liegen zu lassen und die Entwicklung zu beobachten.

24. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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