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Allgemeiner Marktkommentar / Anlagestrategie April 2016

Von Herrn Otmar Beck / Schweiz erhielt ich folgenden Beitrag:

Wilen, den 4. April 2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

während der letzten 100 Jahre haben Elektrizität, Automobil, Kühlsysteme, Fernsehen und das Internet unser Leben verändert. Aber einer der für uns wichtigsten Sachverhalte wird selten genannt: die Finanzierung des Ruhestands. Mit 60 Jahren aufhören zu arbeiten und weitere 20 Jahre das Leben zu genießen ist neu. In der Vergangenheit mussten die Menschen so lange arbeiten, wie sie physisch dazu fähig waren. Der Tod kam dann kurze Zeit später. Unser gutes Leben im Ruhestand ist nur möglich, weil wir inzwischen Geld für das Alter anlegen können.

Die von den Zentralbanken eingeführten null Zinsen und jetzt sogar negative Zinsen sind eine gewaltige Störung für die globale Finanzierung des Wohlstands. Die Zentralbanken haben inzwischen so viele Jahre die Verschuldung unterstützt und das Sparen bestraft, dass es immer schwieriger wird, Rücklagen für zukünftiges Einkommen mit vernünftigen Kosten und Risiken aufzubauen. Letztendlich sind die Einkommensströme der Zukunft das Herz und die Seele der Ruhestandsfinanzierung. Ohne einen vernünftigen Zins wird die Finanzierung des Ruhestands, so wie wir ihn kennen, vom Tisch gefegt werden.

BlackRock, der größte Vermögensmanager der Welt, erwartet, dass 85 Prozent der Pensionskassen in den USA ihre Verpflichtungen nicht erfüllen können. Der Central States Pension Fund, der 18 Milliarden US-Dollar für 400.000 Arbeiter in 37 US-Staaten verwaltet, hat die Leistungszahlungen inzwischen um 61 Prozent gekürzt. Pensionäre, die 3.000 US-Dollar im Monat erhielten, werden zukünftig nur noch 1.180 US-Dollar erhalten. Ohne diese Kürzungen würde der Pensionsfonds im Jahre 2026 nicht mehr in der Lage sein, überhaupt Zahlungen zu leisten. In dem Brief an die Pensionäre sagt der Fonds: Er könne nicht länger für 1 Dollar, den die heutigen Rentner einmal eingezahlt haben, 3,46 US-Dollar in Pensionen zahlen.

Belohnt wird, wer Schulden macht, und bestraft, wer solide wirtschaftet und spart, weil sich das nicht mehr rechnet. Ohne Zins fehlt auch das Bindeglied zwischen heutigem Verzicht und morgigem Konsum. Wer an die Zukunft denkt, muss heute zinslos noch mehr sparen, um später den Lebensstandard nicht senken zu müssen. Wenn der negative Strafzins der Europäischen Zentralbank (EZB) den Sparer erreicht, wirkt das wie eine Zusatzsteuer. Darüber hinaus ist auch festzuhalten, dass es Auswirkungen auf Vermögensinhaber haben wird, wenn Pensionsfonds nicht genug erwirtschaften, um den Ruhestand der Pensionäre zu finanzieren. Die Regierungen werden dann eine Kombination von höheren Steuern, Ausgaben- und Leistungskürzungen beschließen, um die Wähler bei Laune zu halten. Alle drei Maßnahmen werden schmerzen.

Und es sieht nicht nach einer Normalisierung der Zinspolitik aus. Nach Aussagen des Chefvolkswirts der EZB, Peter Praet, gehören weitere Zinssenkungen zum verfügbaren Arsenal der EZB sollte sich der konjunkturelle Ausblick verschlechtern. Auch bezeichnete der Präsident der EZB, Mario Draghi, auf der letzten Pressekonferenz „Helikopter-Geld“ als ein sehr interessantes Konzept. Ich meine, wenn die Zentralbank quasi das Geld vom Himmel regnen lässt, wird Währungen komplett das Vertrauen entzogen werden. Aufgrund dieser Überlegung und unserer langfristigen Strategie bleibt es bei dem Rohstoffanteil von 10 Prozent. Darüber hinaus zeichnet sich zumindest bei den Edelmetallen im Moment ab, dass die Nachfrage höher ist als das Angebot. Auch das spricht für weiter steigende Preise. Und so sehr die Notenbanker unser Vertrauen in das Papiergeld bestätigen wollen, wundert es doch, dass sie weiter als Käufer im Goldmarkt tätig sind.

Auf die jüngsten Beschlüsse der EZB reagierten die Aktienmärkte denn auch mit einer Achterbahnfahrt. Langfristig gesehen ist die Kursentwicklung am Aktienmarkt aber eine Funktion der Wirtschaft, in der sich die Bevölkerungsentwicklung und das Produktivitätswachstum niederschlagen. Einige Gesellschaften werden immer eine bessere Kursentwicklung als andere haben, aber der gesamte Aktienmarkt kann sich nicht besser entwickeln als die zugrunde liegende Wirtschaft. Wenn die Wirtschaft langsamer wächst, werden es die Kurse am Aktienmarkt auch. Und langsameres Wachstum ist genau das, was wir seit einiger Zeit haben. Wächst die Weltwirtschaft um 2 Prozent werden die Aktienmärkte in den nächsten 20 bis 30 Jahren keine Renditen von 8 Prozent abwerfen.

Die blaue Linie in der folgenden Grafik zeigt, wie Analysten ihre Prognosen der Gewinne pro Aktie für US-Unternehmen von Oktober 2015 bis März 2016 zurückgenommen haben. Es gibt also keine rationale Erklärung dafür, warum sich Gewinne und Aktienkurse (grüne Linie) kurzfristig so stark auseinander entwickeln konnten. Wie auch immer, in der Vergangenheit verliefen Kurs und Gewinn langfristig parallel.

Bild 13.04.2016

Wenn die Krise kommt, wird sie laut Herrn El-Erian, wirtschaftspolitischer Chefberater der Allianz, in den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere oder überall da, wo von der „Illusion der Liquidität“ geträumt wird, starten. Uns, Käufer von festverzinslichen Wertpapieren, wird eine tägliche Liquidität, die Möglichkeit ein Wertpapier zu verkaufen und sofort über das Geld zu verfügen, versprochen. Es gibt aber keinen Beweis dafür, dass der Markt überlebt, wenn alle zur selben Zeit verkaufen wollen. Mit dieser Logik sehen alle Produkte die täglich Verkauf gegen Geld versprechen, auch solche wie „Exchange Traded Funds“ (ETF) problematisch aus. Mit dieser Überlegung ist ein hoher Liquiditätsanteil im Portfolio nicht idiotisch, obwohl der Anleger nichts oder sogar weniger als nichts verdient.

Gemäß unserer Strategie werden wir in den nächsten drei Monaten den Aktienanteil des Portfolios verkaufen. Nachdem sich die Kurse im März etwas erholt haben, bleibt die Hoffnung das erste Halbjahr noch ausgeglichen abzuschließen. Die im Januar gezahlte Dividende der Aktienpositionen in Höhe von 93,25 Euro oder 95,34 CHF habe ich nicht in die Wertentwicklung eingerechnet. Im 2016 lieferten bisher nur die festverzinslichen Wertpapiere und die Rohstoffwerte einen positiven Beitrag zur Wertentwicklung. Das Depot wird dann während der Sommerzeit einen liquiden Anteil von 50 Prozent haben. Im Musterdepot wird er zinslos auf dem Konto stehen bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

O. Beck

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Internetseiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie

Wilen, den 7. Februar 2016 Nr.2

Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie von Herrn Ottmar Beck/ Analyst

Sehr geehrte Damen und Herren

die Diversifizierung ist noch wichtiger geworden. Der folgende Chart zeigt die Entwicklung europäischer Aktien (grün), europäischer festverzinsliche Wertpapiere (blau) und Rohstoffe (ocker) auf ein Jahr und seit dem 1. September 2006.

Markkommentar

Der Anteil einer Investition von 10 Prozent des Kapitals in Rohstoffen wurde gewählt, da Rohstoffe die grundlegenden Ressourcen unserer Wirtschaft sind. Es besteht kein Zweifel daran, dass ohne Rohstoffe die Produktionsanlagen stillstehen und die Weltbevölkerung nicht zu ernähren ist. Auch für den weiteren Ausbau der Infrastruktur werden Rohstoffe benötigt. Die Zunahme der Weltbevölkerung und die Verbesserung des Lebensstandards – unsere langfristigen Grundannahmen – werden den Hunger nach Rohstoffen weiter nach oben treiben. Im Moment ist allerdings das Angebot und nicht die Nachfrage das Problem. Zum Beispiel hat China im Dezember 7,83 Millionen Fass Öl je Tag importiert. Das sind 9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf das zu große Angebot reagieren die Firmen zurzeit mit Schließungen und der Reduzierung ihrer Kapazitäten. Auch werden die Mittel für die Erschließung neuer Rohstofflager drastisch gekürzt. Da das Öffnen geschlossener Produktionskapazitäten ein teurer Prozess ist, werden die Märkte langfristig wieder von den Fundamentaldaten getrieben werden. Dann wird sich die Diversifizierung auszahlen. Deswegen bleiben wir, trotz des drastischen Rückganges der Rohstoffpreise, unsere Strategie treu. Historisch hat es selten eine solche und vor allem lang anhaltende Diskrepanz (2012-2015) zwischen der Kursentwicklung von Aktien und Rohstoffpreisen gegeben. Es macht keinen Sinn, die gestiegenen Aktienkurse auf billige Rohstoffpreise zurückzuführen, obwohl billiges Öl den Konsum stützt und preiswertere Rohstoffe vielen Unternehmen helfen. Denn nach vielen Aussagen geht die Ersparnis der Konsumenten nicht in den Konsum, sondern erhöht die Sparquote, und bei den Unternehmen fallen die Rohstoffländer als Absatzgebiet aus. Die Zukunft wird für uns die Antwort geben, wer von beiden – Aktien oder Rohstoffe – recht hat.

Ich gehe davon aus, dass die Zentralbanken mit dem Versuch, durch Geld drucken die Wirtschaft anzukurbeln, die Entwicklung der Preise für Sachanlagen völlig aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Im Rahmen der EZB-Sitzung im Januar hat Mario Draghi für die kommende Sitzung am 10. März eine Überprüfung und mögliche Neuausrichtung der geldpolitischen Maßnahmen angekündigt. Somit steht die EZB vor einer weiteren monetären Stimulierungsmaßnahme. Dies führte sofort – kurzfristig – zu einer positiven Tendenz an den Aktienmärkten. Die US-Notenbank hat am 27. Januar wie erwartet den Leitzinskorridor unverändert belassen. Allerdings hat der Offenmarktausschuss die im Dezember verwendete Formulierung gestrichen, wonach die Risiken des Wirtschaftswachstums und des Arbeitsmarkts ausgeglichen sind. Jetzt will man das Geschehen an den Märkten „aufmerksam beobachten“, um daraus eventuell eine neue Risikoeinschätzung ableiten zu können. Diese neue Formulierung zeigt eine wachsende Vorsicht der amerikani-schen Zentralbank vor einer weiteren Erhöhung der Zinsen. Sie können sich die Gründe aussuchen, warum die amerikanische Zentralbank so schnell die Zinsen nicht weiter erhöhen wird: mit dem ISM-Einkaufsmanager-Index unter 50, mit einem neuen Hoch der Kreditspreads bei den Firmenanleihen, mit einer US-Produktion im negativen Bereich, einer nach wie vor unter dem Ziel befindlichen Inflationsrate, mit fallenden Gewinnmargen bei den Unternehmen und zurzeit fallenden Aktienkursen haben Sie eine große Auswahl. Nach der laufenden negativen Reaktion der Aktienmärkte werden der Anlagenotstand und die Hoffnung auf weiter niedrige Zinsen allerdings positiv interpretiert werden. Wir bleiben aber dabei, dass das Risiko nach unten noch besteht. Das Potenzial nach oben dürfte kurzfristig gut, langfristig allerdings verhältnismäßig gering sein.

Im Rohstoffsektor sind Anlagen im Moment günstig. Aktien, die an Energieträger wie Öl oder Gas gebunden sind, oder auch Goldminen sind nach wie vor zu niedrig bewertet. Zu den Kursen der Erdölaktien passen sowohl die Analysen von Morgan Stanley als auch die von Goldman Sachs, die einen Fall des Ölpreises auf 20 US-Dollar prognostizieren. Das Gute an solchen Prognosen ist, dass sie nicht zwingend wahr werden. Erinnern wir uns an den Mai 2008. Der Ölpreis war bei 120 US-Dollar. Damals prophezeiten die Analysten von Goldman Sachs bis 2010 einen Preisanstieg auf 150 bis 200 US-Dollar. In der Realität stieg der Ölpreis noch bis Juli 2008 auf 146 US-Dollar und fiel dann bis unter 40 US-Dollar. 2008 waren in Nordamerika ca. 200 Gas- und Bohranlagen aktiv. In der Spitze, 2014, lag die Zahl bei 1.600. Inzwischen sind nur noch 400 Anlagen aktiv. Wir können annehmen, dass dies die produktivsten Anlagen sind. Jedoch sollte sich mit der Zeit der Rückgang bei den Anlagen auch auf die Fördermenge der USA auswirken. Kommt dazu noch ein Umdenken der Saudis in ihrer Ölpolitik – auch ihre Reserven sind endlich–, haben wir sehr schnell wieder andere Preisverhältnisse. Die anhaltende Volatilität an den Finanzmärkten hat die Nachfrage der Anleger nach Gold wieder angekurbelt. Die börsengehandelten Goldfonds haben seit Jahresbeginn wieder Zuflüsse verzeichnet. Daher bleiben Goldminenaktien und das Rohstoffsegment eine effektive Portfoliodiversifikation.

Das, was uns alle viel mehr beschäftigen sollte, ist, dass es im Moment keinen Staat gibt, der die Funktion einer wirtschaftlichen Lokomotive für den Rest der Welt übernehmen kann, und die Geldpolitik gescheitert ist. In der Ver-gangenheit waren die USA und in der jüngsten Vergangenheit China die Lokomotive des Weltwirtschaftswachstums. Beide Staaten übernehmen zurzeit diese Funktion nicht mehr. Die Effektivität der Geldpolitik, mit mehr Schulden mehr Wachstum zu erreichen, hat in meinen Augen auch ihr Endstadium erreicht. Die Zentralbanken haben erst die Zinsen auf null gesenkt und sind dann zum Gelddrucken übergegangen. Das hat zwar nicht den gewünschten Effekt einer höheren Inflationsrate und mehr Wirtschaftswachstum gebracht, dafür aber die Preise für Sachanlagen unverhältnismäßig steigen lassen. Die Erfahrung sagt uns: Alles kehrt zurück zum Durchschnitt. Damit dürften die zukünftigen Renditen aus Sachanlagen sinken.

Die Erfahrung hat uns gelehrt unsere Systematik auch in schlechten Zeiten durchzuhalten. Deshalb werden wir keine Veränderung der Anlagen im Februar vornehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Analyst

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informa-tionen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

 

 

 

 




Helmut Schmidt sah Bankenkrise

Helmut Schmidt ist tot. Er war ein Mensch mit einem messerscharfen Verstand und einer unglaublichen Selbstsicherheit. Diese Eigenschaften befähigten ihn, Dinge zu tun und auszusprechen, welche nicht dem Mainstream angepasst waren.

In einem Beitrag im Wirtschaftsteil  seiner  Zeitung “Die Zeit” vom 1. Februar 2007, also etwa 5 Monate vor Ausbruch der Finanzkrise mit ihrem Höhepunkt im Oktober 2008 , kritisierte Helmut Schmidt die wild wuchernden  und global agierenden Fonds und die Banken im Wertpapierhandel und warnte vor den Auswirkungen dieser Entwicklungen, die sich dann auch 5 Monate später leider bewahrheiteten.

Dieser Beitrag von Helmut Schmidt veranlasste mich, ihm auch meine Sicht der Dinge mit meinem Schreiben vom 4. Februar 2007(  siehe Anlage ganz unten)  darzulegen.

Daraufhin antwortete mir Herr Schmidt am 23. Februar 2007 wie folgt (meine Briefe an Herrn Dr. Schäuble und an Herrn Sanio und deren Antworten können bei Wunsch zugesandt werden):

Brief von Herr Schmidt v. 23.02.2007

Brief 4.2.2007 an H. Schmidt Brief 4.2.2007 an H. Schmidt_0001

 

Wahrhaftig ein großer  Mann mit sehr viel Weitblick. Weiterer Kommentar hierzu erübrigt sich.

Gengenbach, den 11. November 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Draghi`s saurer Zucker

Beitrag von Herrn Ottmar Beck, Firma Alltrust AG, Schweiz

Sehr geehrter Herr Emde,

in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung konnte man kürzlich lesen „Zucker hält eine wichtige Lektion bereit: dass etwas so Verführerisches fast zwangsläufig verheerende Folgen hat. Ein guter Grund also, skeptisch auf den Zucker zu blicken.“ Draghi hat uns auf der letzten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder Zucker gegeben. So soll die aktuelle geldpolitische Ausrichtung im Rahmen der Dezember-Sitzung der Notenbank überprüft werden, wenn die überarbeiteten Inflations- und Wachstumsprognosen zur Verfügung stehen. Aufgrund dieser Äußerung setzte ein Feuerwerk an den Börsen ein. Nachdem der Dax-Index Ende Oktober noch eine Wertentwicklung von -1,6 Prozent für 2015 Prozent hatte, lag diese Ende Oktober bei 11 Prozent. Ich habe allerdings bisher gelernt, dass hauptsächlich gute wirtschaftliche Daten, steigende Gewinne und Umsätze zu steigenden Kursen an den Börsen führen. Zumindest konnte bisher in der Vergangenheit noch niemand beweisen, dass stagnierende Umsätze, fallende Margen und billiges Geld die richtige Mischung für einen nachhaltigen Kursanstieg sind. Noch wirkt wohl der QE-Zauber.

Auch Walmart gehört zu den Unternehmen, die für das aktuelle Geschäftsjahr stagnierende Umsätze erwarten. Trotzdem hat der Einzelhändler angekündigt, die Löhne der Belegschaft anzuheben. Wegen der gestiegenen Personalkosten, die das Unternehmen nicht weitergeben kann, wird der Gewinn im nächsten Jahr um 12 Prozent fallen. Auf der anderen Seite hat die Firma Caterpillar all ihre Prognosen zurückgenommen und angekündigt, 10.000 Mitarbeiter zu entlassen.

In der Summe bestätigen solche Meldungen eine Studie des Economic Policy Institute, das zu dem Schluss kam, dass der derzeitige Wirtschaftsaufschwung der erste seit dem Zweiten Weltkrieg ist, der keine Gehaltsaufbesserung für die breiten Schichten der Erwerbstätigen brachte. Zwar hat sich die Arbeitslosenquote seit der Rezession zumindest in Amerika halbiert und in Deutschland ist sie fast verschwunden, doch Haushalte mit aktiv Beschäftigten verdienen oft weniger als vor der letzten Rezession. Deshalb verfehlen die Notenbanken auch ihr Ziel einer höheren Teuerungsrate.

Im dritten Quartal sollen die Gewinne der S&P-500-Unternehmen um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gefallen sein. Der niedrigere Gewinn wird mit dem fallenden Ölpreis, dem starken US-Dollar und der schwachen weltweiten Nachfrage begründet. In den vergangenen Jahrzehnten ist in den Vereinigten Staaten, mit einer Ausnahme, auf einen Rückgang der Gewinnmarge der Unternehmen immer eine Rezession gefolgt. Die Gewinnmargen gehen jetzt zurück. Grund hierfür sind oft steigende Lohnkosten, ohne die Möglichkeit, sie über höhere Preise auf den Markt abzuwälzen. Inzwischen wird vor einer Gewinnrezession gewarnt – also davor, dass in zwei Quartalen hintereinander die Gewinne fallen – und nicht mehr vor einer wirtschaftlichen Rezession, bei der das Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinander folgenden Quartalen fällt.

Seit der letzten Fed-Sitzung ist die Hoffnung auf eine baldige Zinserhöhung verflogen. Zwei Mitglieder aus der engeren Führung distanzierten sich von einer Leitzinserhöhung bis zum Jahresende. Auch wies die Fed in ihrem Konjunkturbericht auf die Beeinträchtigung der amerikanischen Konjunktur hin. Die Sorgen wachsen, dass Amerika eher vor einer Rezession als vor einem kräftigen Aufschwung steht. Daher schießen Spekulationen über ein viertes Ankaufprogramm ins Kraut. Auch Chinas Notenbank spielte wieder Feuerwehr und brachte vor 14 Tagen weitere geldpolitische Stimuli auf den Weg. Als Begründung für diesen Schritt verwiesen die Währungshüter auf die schlechte konjunkturelle Lage und die nachlassende Inflationsdynamik, die der Geldpolitik zusätzlichen Spielraum für Lockerungen ermöglichen würde. So lag in China die jährliche Teuerungsrate in den ersten neun Monaten bei lediglich 1,4 Prozent. Gleichzeitig setzte sich auf Produzentenebene der Preisverfall fort. Mit –5,9 Prozent verzeichneten die Erzeugerpreise im September den 41. Monat in Folge Preisrückgänge (im Vorjahresvergleich). Das Beste, was wir für die chinesische Wirtschaft erhoffen können, ist eine Stabilisierung der derzeitigen Lage.

Noch ein Wort zu Franken und Euro. Ein erster Zinsschritt in den USA wäre ein Zeichen für eine geldpolitische Normalisierung gewesen. Die Märkte hätten sich auf steigende Zinsen eingestellt und dies hätte die Attraktivität des Franken gegenüber anderen Währungen tendenziell vermindert. Jetzt entwickeln sich die Dinge aber in einer Weise, die der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nicht zupass kommt. Seit Mitte Oktober schwächte sich der US-Dollar gegenüber dem Euro auf fast
1,15 US-Dollar ab. Ein stärkerer Euro könnte den Aufschwung in Europa zusätzlich bremsen. Dies liegt nicht im Interesse der EZB. Sollte die EZB daher ihr Anleihen-Kaufprogramm erhöhen, bekäme der Euro wohl erneut einen Schwächeanfall und die Zuflüsse in den Franken würden wieder zunehmen. Die SNB dürfte dann wohl noch höhere Negativzinsen als Abwehr-instrument nutzen. Und die Lage kann, wie die USA zeigen, noch ernster werden. Letztes Jahr drohte die Bank J.P. Morgan Chase ihren Großkunden an, die Bargeldeinlagen um mindestens 120 Milliarden US-Dollar senken zu wollen. Das Ziel ist heute erreicht. Die Bank ist mehr als 150 Milliarden US-Dollar an Kundengeldern losgeworden. Sie hatte die unerwünschten Einlagen mit hohen Kommissionen belastet. In anderen Banken ist dasselbe passiert. Nutznießer war die US-Regierung. Denn die Gelder wurden zum großen Teil in kurzfristige Staatsanleihen investiert. Dies erlaubte dem US-Finanzministerium Anfang Oktober zum ersten Mal in der Geschichte Anleihen mit dreimonatiger Laufzeit zum nominellen „Nullzinssatz“ zu verkaufen. Damit akzeptierten die Investoren eine reale Minusrendite, um kurzfristig liquide zu bleiben.

An unserer Teilsicherung über DAX-Put-Optionen halten wir weiterhin fest. Denn kaum ein Börsenindex ist so sehr von der Weltkonjunktur abhängig wie der DAX. Die jüngsten Kursverluste, vor der Draghi-Rede, sind neben VW auch ein Resultat der schlechteren Wirtschaftslage in China und anderen Schwellenländern. Die meisten DAX-Unternehmen leben vom Export. Daher leiden sie unter einer nachlassende Wachstumsdynamik in den Schwellenländern. Hinzu kommt die Unsicherheit an den Finanzmärkten als Risiko für die Konjunktur- und Inflationsentwicklung.

In meinem Brief vom 4. September dieses Jahres hatte ich Sie vor dem „Sanierungs- und Ablenkungsgesetz“ in Deutschland gewarnt. Nie hätte ich gedacht, dass der erste Fall bei einer Züricher Traditionsbank in der Schweiz vorkommt. Die Bank Hottinger & Cie., deren Wurzeln bis 1786 zurückreichen, steht vor dem Aus. Sie wird liquidiert. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) hat am 26. Oktober den Konkurs eröffnet. Dabei verlieren einige der etwa 1.500 Kunden möglicherweise auch Geld. Die Bank ist über stetige Verluste und ungelöste Rechtsfälle gestolpert. Auch eine Aufstockung der Eigenmittel in Höhe von 12 Millionen Schweizer Franken 2014 hat nicht geholfen. Da die Bank zum Schluss weniger Kapital als gesetzlich vorgeschrieben hatte, beschloss die FINMA die Abwicklung und betonte: Primäres Ziel sei der Schutz der Anleger. Der Konkursverwalter wird daher als Erstes die Kundenguthaben bis 100.000 Schweizer Franken zurückerstatten. Diese Mittel können wohl vollumfänglich ausgezahlt werden. Laut Berichten ist bei jenen 200 Personen, die über 100.000 Schweizer Franken auf dem Konto hatten, noch nicht sicher, ob sie ihr ganzes Geld zurückerhalten. Dazu müssten erst alle Forderungen erfasst werden. Die Einlagensicherung der Schweizer Banken wird nicht einspringen, da diese nur sicherstellt, dass beim Konkurs einer Bank sämtliche Kunden bis 100.000 Schweizer Franken ihre Ersparnisse zurückerhalten, falls die Mittel der liquidierten Bank dafür nicht ausreichen.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Alltrust AG

Höh-Rohnenweg 31

CH-8832 Wilen

Telefon   +41 43 535 45 22

Telefax   +41 43 536 11 59

Mobil      +41 79 420 74 93

E-Mail     ottmar.beck@alltrust.ch

www.alltrust.ch

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

Wertentwicklung 2015:

3-Säulen-Portfolio: 1,25 %

Benchmark (50 % Aktien/50 % Obligationen): 6,59 %

Benchmark (25 % Aktien/25 % Rohstoffaktien/50 % Obligationen): –2,04 %