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Mutlose Fed, VW und Immigrantenprobleme

Beitrag von Ottmar Beck, Alltrust AG Schweiz

Sehr geehrter Herr Emde,

die Anleger rund um den Globus sind verunsichert. Der starke Rückgang der Rohstoffpreise, die Konjunkturabkühlung in China und das stete Hinausschieben der Zinserhöhung in den USA haben die Märkte in Aufruhr versetzt. Die ultralockere Geldpolitik hat letztlich nur zu mangelndem Wachstum geführt. Die Hoffnung, dass Menschen sich reicher fühlen und mehr Geld ausgeben, wenn man die Aktienkurse in die Höhe treibt, hat sich zerschlagen: Die Wirtschaft kann langfristig mit Vermögenspreisen nicht manipuliert werden.

Obwohl der Markt die Zinsen für zweijährige US-Schatzanweisungen von 0,2 Prozent (2013) auf heute 0,8 Prozent steigen ließ, hat Janet Yellen und ihre Kollegen im Offenmarktausschuss angesichts der Turbulenzen an allen wichtigen Börsen der Welt der Mut verlassen: wieder keine Leitzinserhöhung. Christopher Wood, Anlagestratege von CLSA Asia-Pacific Markets, stellt vor diesem Hintergrund eine erschreckende These auf: Er befürchtet, dass die nächste Maßnahme der Fed keine Zinserhöhung, sondern im Gegenteil ein neues Quantitative-Easing(QE)-Programm sein werde. Wie kommt er dazu? Wood hat zwei Dinge festgestellt:

  1. Die Fed sieht in der langfristigen Inflationserwartung einen aussagekräftigen Indikator.
  2. Die Marktteilnehmer erwarten langfristig, dass die Inflation in den USA weniger als 2 Prozent betragen wird.

In der Vergangenheit hat die Fed jedes Mal, wenn die Inflationserwartung der Marktteilnehmer unter 2 Prozent sank, ein neues Gelddruck-Programm beschlossen. Wir werden also höchstwahrscheinlich keine Zinserhöhung, sondern ein viertes QE-Programm sehen. Nach den letzten Äußerungen der EZB ist auch für Europa zu vermuten, dass die Währungshüter einknicken und die Anleihekäufe erneut erhöhen werden, sollte es zu einem neuen Schock an den Märkten kommen. Wird sich der Kreis also endlos drehen?

Grafik 14.10.125

 

Der Kanarienvogel in der Kohlenzeche warnte Bergleute vor giftigen Gasen. Die Transportindustrie hat für die Wirtschaft oft eine ähnliche Funktion. Diese kürzlich veröffentlichten Zahlen stimmen mich nicht optimistisch:

  1. China Containerized Freight Index (CCFI)

Der Index zeigt, wie sich die Frachtraten für Container entwickeln, und zwar von chinesischen Häfen zu den wichtigsten Hafenstädten der Welt. Er liegt im Moment ca. 22 Prozent unter dem Stand von Februar 2015 und 18 Prozent unter dem Stand von 1998. Dabei fielen die Raten für die USA am stärksten: von Shanghai zur US-Westküste um 33 Prozent.

  1. Luftfracht

Die International Air Transport Association (IATA) meldet, dass der globale Luftfrachtverkehr seit Juli letzten Jahres um 0,7 Prozent gesunken ist. Die Association of Asia Pacific Airlines (AAPA) meldet sogar einen Rückgang von 1,8 Prozent für ihre Region. Nippon Cargo Airlines, Japans größtes Luftfrachtunternehmen, hat soeben eine Order von vier Flugzeugen im Werte von 1,5 Milliarden US-Dollar storniert, keine Passagier-, sondern Frachtmaschinen.

  1. Lkw-Branche

Der Cass-Freight-Index misst das Frachtvolumen in Nordamerika. Er liegt unter den Ständen des Vorjahres und ist sowohl im Juli als auch im August um 1,2 Prozent gefallen. Die negative Entwicklung im August weicht von der üblichen Entwicklung ab, da der Handel in diesem Monat jedes Jahr seine Lager für die Herbstsaison füllt.

Ich habe immer wieder über das langfristige Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE) berichtet. Hierbei werden die durchschnittlichen Gewinne der letzten zehn Jahre zum gegenwärtigen Kurs ins Verhältnis gesetzt. Diese Methode glättet die Effekte von Hausse und Baisse bei den Gewinnen. Der folgende Chart der Yale-Universität zeigt, wie sich der Markt jeweils nach Erreichen des Spitzenwerts entwickelt hat.

Grafik 2 v, 15,10.15

 

In Deutschland hat VW für den neuesten Skandal gesorgt. Die Nachrüstung von 11 Millionen Fahrzeugen wird VW teuer zu stehen kommen und die bislang zurückgestellten 6,5 Milliarden Euro werden mit Sicherheit nicht ausreichen. Das dürfte auch die gesamte deutsche Industrie treffen. Denn mit 202 Milliarden Euro ist VW der umsatzstärkste Konzern Deutschlands. Und mit 270.000 Mitarbeitern ist er ebenfalls der größte Arbeitgeber. Bei Toyota hat der Skandal um eingeklemmte Gaspedale zu einem Produktionseinbruch von 10 bis 20 Prozent geführt. Wenn es bei VW zu ähnlichen Umsatzrückgängen kommt und man die wichtigsten Zuliefererindustrien von VW noch mit ins Kalkül zieht, wird das einen direkten Einfluss auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland haben. Denn: Die Automobilindustrie war in den vergangenen Jahren der wichtigste Antriebsmotor der deutschen Wirtschaft.

Deutschland wird in den nächsten Jahren das Problem der Immigration lösen müssen. Gehen wir einmal davon aus, dass von der 2015 erwarteten Million an Immigranten 50 Prozent eine gute Berufsausbildung haben und 80.000 Euro (weit über dem Durchschnitt von 40.000 Euro in Deutschland) verdienen könnten. Wenn sie auf diese Summe 40 Prozent Steuern zahlen, nimmt der Staat 16 Milliarden Euro pro Jahr ein. Auf der anderen Seite – das nehmen wir an – kosten die 50 Prozent, die weiter vom Sozialstaat leben 25.000 Euro pro Jahr. Das macht eine Summe von 12,5 Milliarden Euro. Eine positive Bilanz der Einwanderungswelle. Ich persönlich halte diese Zahlen jedoch für mehr als optimistisch. Deutschland hat es in der Vergangenheit schon nicht geschafft, viele Einwohner mit ausländischen Wurzeln zu integrieren. Will man die Integration erfolgreich umsetzen, so müssten sich unsere Politiker die kanadische Vorgehensweise zum Vorbild nehmen. Dafür sind allerdings Mitarbeiter, Schulen und ein Milliardenaufwand nötig. Wenn Deutschland diese Summe nicht aufbringt, so werden in der Zukunft neue Brennpunkte für die Gesellschaft entstehen.

Im Monat September gingen die Aktienkurse zwischen 5- und 8 % zurück. Einzelne Werte, darunter vor allem Rohstoffaktien, verloren teilweise über 15 %. Die festverzinslichen Werte konnten leicht zulegen und der Dollar blieb auf Monatssicht stabil. Wegen der Absicherung der Aktienwerte haben wir in September bei unserer Anlagestrategie nur 0,4 % verloren. Im Moment bleiben wir noch bei unserer Anlagestrategie und der breiten Diversifikation.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Alltrust AG

Höh-Rohnenweg 31

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 Wertentwicklung 2015:

3-Säulen-Portfolio: –0,96 %,

Benchmark (50 % Aktien/50 % Obligationen): -0,23 %

Benchmark (25 % Aktien/25 % Rohstoffaktien/50 % Obligationen): –8,71 %

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.



Weltweites Wachstumsmodell gleicht einem Kartenhaus

Ein Beitrag von Ottmar Beck, Alltrust AG, Schweiz

Sehr geehrter Herr Emde,

wegen der rekordniedrigen Zinsen können sich die meisten Staaten dieser Welt ihre gigantischen Schuldenberge leisten. Claudio Borio, Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), warnt vor einem auf Schulden basierenden Wachstumsmodell, das immer instabiler wird und letztlich einem Kartenhaus gleicht. Jetzt ist auch China mit einer weiteren Zinssenkung auf dieses Modell eingeschwenkt. Trotzdem: Allein die Sozialausgaben und die für zugesagte Pensionen nicht zurückgestellten Gelder werden weltweit die Staatsschulden in den nächsten Jahren weiter massiv steigen lassen.

Immer wieder versuchen die Regierenden, uns mit guten Wirtschaftszahlen zu beruhigen. Im letzten Monat kamen aus den USA wieder gute Nachrichten. Die Erholung der Wirtschaft wird dort an der Entwicklung der Arbeitslosenrate U.3 aufgezeigt. Diese lag nur noch bei 5,3 Prozent. U.3 enthält aber nur die Arbeitslosen, die sich aktiv in den letzten vier Wochen um eine Stelle bemüht haben. U.6, eine Zahl über die selten geredet wird, schließt auch die entmutigten Arbeitssuchenden ein, die seit einem Jahr aus dem Suchprozess herausgefallen sind. Diese Zahl liegt schon doppelt so hoch, bei ca. 10 Prozent. John Williams, der eine Statistik herausgibt, die nach der Methode von 1994 die offizielle Arbeitslosenzahl der USA misst, kommt für Juli 2015 auf eine Arbeitslosenquote von 23 Prozent. Wo die wirkliche Zahl liegt? Wer weiß das schon! Aber haben Sie jemals eine Regierung gesehen, die nicht lügt? Ich nicht.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) nach Shiller hat sich trotz des Crashs in der letzten Woche gegenüber dem Jahresende 2014 nicht wesentlich verändert. Es beträgt immer noch gefährliche 24,9. Letztendlich zählt bei einem Investment immer der Wert. Ist das KGV zu hoch, kommt die Ernüchterung. Die besten Ergebnisse erzielen wir beim Kauf zu einem niedrigen KGV. Das ist allerdings eine Binsenweisheit. Auch bei den in den letzten vierzehn Tagen erfolgten Kursrückgängen sind die heutigen KGVs immer noch zu hoch. Sie müssten in Zukunft durch noch bessere fundamentale Daten gerechtfertigt werden. Damit der Gewinn von Unternehmen in Zukunft gesund wachsen kann, muss die Weltwirtschaft wachsen. Nur dann werden die Gewinne und damit auch die Dividendenausschüttungen der Unternehmen weiter steigen und wir werden zu vernünftigen Bewertungen zurückkehren. Die andere Alternative ist natürlich ein weiterer starker Einbruch der Kurse.

China war in den letzten fünf Jahren die Lokomotive der Weltwirtschaft. Aber China hat sich als Riese auf tönernen Füßen entpuppt. Denn das Wachstum der letzten Jahre beruhte zum großen Teil auf Pump. Zwischen 2008 und 2013 ist die Schuldenlast des Staats- und Unternehmenssektors um 80 Prozent gestiegen und beträgt aktuell 300 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Inzwischen wächst die Wirtschaft, sofern man den Zahlen trauen kann, langsamer als in den letzten zwanzig Jahren. Der chinesische Aktienmarkt ist in gerade einmal siebzehn Tagen um 18 Prozent abgestürzt. Die Autoverkäufe sind um 7 Prozent gefallen und die Luxushersteller klagen über deutliche Umsatzrückgänge. Jetzt hat China den Yuan abgewertet, um den Export zu fördern, denn seine Exporte sind in US-Dollar gerechnet um 8,3 Prozent gegenüber Juli 2014 gefallen.

Wie schon oft geschrieben, befinden wir uns in einem Währungskrieg. Gegenüber dem US-Dollar sind

  • der japanische Yen um 15 Prozent
  • der Euro um 18 %
  • der australische Dollar um 23%,
  • der kanadische Dollar um 12%,
  • der neuseeländische Dollar um 21 % und
  • der brasilianische Real um 36 % gefallen

Japan und Europa schwächen ihre Währungen, um der lokalen Wirtschaft zu helfen – zumindest in der Theorie. In der Praxis ist es ziemlich nutzlos, wenn alle Länder zur selben Zeit das Gleiche versuchen. Auch wird bei diesen Zahlen deutlich, dass eine Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar von 3 Prozent bedeutungslos ist. Die Aufwertung des US-Dollars hat dazu geführt, dass seit Mitte 2014, laut neuesten Schätzungen, die 19 größten Schwellenländer einen Kapitalabfluss von 1.000 Milliarden US-Dollar zu verkraften hatten. In den fünf Jahren zuvor sollen ihnen allerdings 2.000 Milliarden zugeflossen sein. Das sinkende Vertrauen in die Schwellenländermärkte, für das sowohl wirtschaftliche als auch politische Gründe sprechen, kann in denselben eskalierenden Absatzzyklus wie vor bald zwanzig Jahren münden. In der Vergangenheit ist der US-Dollar bei Tumulten an den Wertpapiermärkten immer gestiegen. Diesmal haben wir wegen der schon erfolgten Aufwertung und der Spekulation,  dass die Zinswende in den USA doch nicht kommt, das Gegenteil erlebt. Diese Gegenbewegung wird sich wieder beruhigen. Deswegen halten wir weiter unsere Positionen in US-Dollar.

Prognosen sind selten richtig. Aber die Stiftung Weltbevölkerung in Hannover hat uns in wenigen Zahlen, in meinen Augen, zwei der wichtigsten Informationen für Investitionen in die Zukunft zusammengestellt. Erstens: In 35 Jahren werden weltweit zwei Drittel der Menschen nicht in einem Dorf, sondern in der Stadt leben. Zweitens: Wenn die Welt ein Dorf mit 100 Bewohnern wäre, dann sind von ihnen heute zehn Europäer, 15 Afrikaner und 60 Asiaten. Im Jahr 2050 hätte das Dorf schon 134 Bewohner. Davon wären noch immer zehn Europäer. Aber es gäbe inzwischen 33 Afrikaner und 73 Asiaten. Bei dieser heute schon demografisch zu ermittelnden Bevölkerungsentwicklung: Wo oder in welche Unternehmen würden Sie Ihr Geld investieren?

Im letzten Monat haben unsere Sicherungsinstrumente teilweise die Verluste der Aktienpositionen ausgeglichen. Allerdings sind, die auch als Absicherung gedachten Goldminenaktien, nach einem kurzen Anstieg wieder auf das alte tiefe Niveau gefallen. Sollte der Abwertungswettbewerb der Fiat-Währungen, die nur aufgrund des Vertrauens in ihre Notenbanken existieren, weitergehen, wird die Währung Gold massiv an Vertrauen und damit an Wert gewinnen. Zwar werden im Rahmen eines Aktienmarkt-Crashs auch die Goldminenaktien im ersten Moment an Wert verlieren, diesen Wertverlust jedoch schnell wieder auffangen, wenn sich der Goldpreis entsprechend nach oben bewegt. Es muss aber immer wieder betont werden, dass Gold kein kurzfristiger Schutz ist. Gold oder Goldminenaktien sind nur eine Versicherung gegen ernsthafte Verwerfungen im Geldsystem. Wie üblich bei Versicherungen gibt es oft gar nichts oder am Ende eine große Auszahlung. Deswegen bleiben wir bei einer Beimischung von 10 Prozent im Portfolio.

Im Moment strapaziert die Börse die Nerven und kostet Geld. Das gilt vor allem dann, wenn das Vermögen einseitig strukturiert ist. Obwohl es Tage gibt – wie letzten Montag –, an denen alles fällt, macht ein diversifiziertes Portfolio, dessen Aufstellung regelmäßig angepasst wird, Sinn. Wir bleiben bei unserer Aufstellung.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

PS: Das ist Enteignung! Seit dem 1. Januar 2015 gibt es in Deutschland das „Sanierungs- und Abwicklungsgesetz“. Es ermächtigt die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung bei systemrelevanten Banken sämtliche Einlagen von mehr als 100.000 Euro ohne Ankündigung und auf einen Schlag zu konfiszierten, wenn ein Institut auch nur den Anschein erweckt, in einer Schieflage zu stecken.

Wertentwicklung Depot Alltrust 2015:

3-Säulen-Portfolio: -0,54 %,

Benchmark (50 % Aktien/50 % Obligationen): 3,38 %

Benchmark (25 % Aktien/25 % Rohstoffaktien/50 % Obligationen): -3,97 %

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Tsipras hat doch Recht!

Beitrag von Ottmar Beck, Alltrust AG, Schweiz

Sehr geehrter Herr Emde,

Tsipras macht Ernst. Das dritte Hilfspaket, neue Kredite, wird wohl nach den Vorleistungen der Griechen von den Gläubigerstaaten ausgezahlt werden. Offiziell gibt es zwar kein Transferprogramm, aber wie will man sonst einen Kredit bezeichnen, der nie mehr zurückgezahlt werden kann? Die Politiker Europas erreichen mit dieser Verschleierungstaktik allerdings, dass sie eine schwere Entscheidung nicht fällen müssen. Ihr Vorteil heute: Ihre Nachfolger müssen es ausbaden. Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, fordert daher Ehrlichkeit gegenüber dem Steuerzahler und eine Erhöhung des deutschen Solidaritätszuschlags auf 8 Prozent, um die Rettungsaktion zu bezahlen.

Ich bin zwar kein Freund Griechenlands, aber das Land hat nach Berechnungen von „Bloomberg Businessweek“ seine strukturelle primäre Haushaltsbilanz von 2009 bis 2015 um 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verbessert, von –18 auf +2 Prozent. Die Sparanstrengung Irlands beliefen sich in dieser Zeit nur auf 9 Prozent, die Spaniens auf 7 Prozent des BIPs. Die Altersrenten wurden in Griechenland seit 2010 von 850 auf 500 Euro pro Monat gekürzt, die Lehrergehälter von 1.300 auf 800 Euro. Aufgrund der neuen Gesetze soll es nun zu neuen Belastungen und Auszahlungskürzungen kommen. Das jetzt wahrscheinlichste Szenario ist: Die Depression wird sich verschärfen, mit weiter zunehmender Arbeitslosigkeit und steigenden Schulden. Nicht Sahra Wagenknecht, Herr Varoufakis und die anderen Linken behaupten dies, sondern das ist die Mehrheitsmeinung von Topökonomen, der „Financial Times“ und des „Economist“.

Warten wir ab, inwieweit die neuen Gesetze umgesetzt werden können. Sicherlich will Europa und vor allem der europäische Steuerzahler nicht für die griechischen Exzesse der Vergangenheit (allerdings auch die Verantwortungslosigkeit der deutschen und französischen Gläubigerbanken) aufkommen, aber die Schuld der Vergangenheit ist letztlich irrelevant. Es muss eine Lösung her. Ich glaube, die aktuelle Lösung wird nicht funktionieren. Einige Akteure in diesem Spiel sind wohl zu dem Schluss gekommen, dass man die Griechen noch einmal teuer scheitern lassen muss, damit ihr Austritt aus dem Euro möglich wird.

Die meisten Länder der Eurozone bewegen sich mit einem Staatsschulden-BIP-Verhältnis von circa 100 Prozent auf einem langfristig nicht zu tragenden Schuldenniveau. Griechenland lässt uns nur erahnen, was uns noch bevorsteht. Die Fiskalunion auf Kosten der finanziell starken Länder ist für ein vereinigtes Europa überlebenswichtig. Bisher ist sie allerdings mehr Fiktion als Wirklichkeit. Kommt sie nicht, drohen die Ungleichgewichte in Europa die Eurozone nachhaltig zu destabilisieren – und das ist eine fürchterliche Bedrohung.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Alltrust AG

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Wertentwicklung 2015:

3-Säulen-Portfolio : 1,15%,

Benchmark(50%Aktien/50%Obligationen): 8,48%

Benchmark(50%Aktien/25%Rohstoffaktien/50%Obligationen): 0,91%

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

 

 




Der teure Aktienmarkt- die wichtigste Bewertungskennzahl

Beitrag von Ottmar Beck, Alltrust AG, Schweiz

Sehr geehrter Herr Emde,

Kann man überhaupt die Kursentwicklung an den Aktienmärkten prognostizieren? Wer weiß? Einer der bekanntesten Anleger, Warren Buffett, schrieb 1992 in einem Brief an seine Aktionäre: „Aktien können nicht für immer eine bessere Wertentwicklung wie die zugrunde liegenden Firmen erzielen. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass die Wertentwicklung in den nächsten 10 Jahren  deutlich unter der der letzten 10 Jahre liegen wird.“ Nun, von 1982 bis 1993 hat sich der Wert von Aktien vervierfacht. Die nächsten 10 Jahre bis 2003 trat dann nur noch eine Verdoppelung ein. 1999 schrieb er dann: „Es kann nicht immer so weitergehen. Die zukünftige Wertentwicklung hängt immer von der Bewertung der Aktie ab.“ Und in der Tat von 2000 bis 2010 verzeichneten die Aktien einen Verlust von 30 Prozent. Wenn wir nun nicht an Prognosen glauben, worin lag Warren Buffetts Erfolg? Glück?

Seine beliebteste Bewertungskennzahl ist der totale Wert des Aktienmarkts im Verhältnis zum BIP. Die folgende Grafik zeigt, warum er Aktien in den achtziger Jahren für so attraktiv hielt und warum er 1999 so vorsichtig wurde. Übrigens die Dekade von 1972 bis 1982 verlief für Investoren auch enttäuschend.

Beitrag v. 6.8.2015 der teure Aktienmarkt

Von der heutigen Bewertung ausgehend wird es über die nächsten 10 Jahre kaum eine Chance geben, den üblichen historischen Wertzuwachs bei Aktien zu erzielen. Zumindest aber sollte Sie die Bewertung davor bewahren, die Vergangenheit zu extrapolieren, ohne das Investment gründlich zu analysieren.

Wir sollten in den nächsten sechs Monaten fünf Sektoren aufmerksam beobachten:

  1. Chinesische Aktien- und Immobilienblase
  2. US-Aktienhausse
  3. Ölpreis und die US-Fracking-Industrie
  4. Rohstoffpreise
  5. Zinsentwicklung und vielleicht Zinserhöhung in den USA

Hinzu kommt von September bis Mitte Oktober die jährliche Crash-Saison.

Wir haben in Goldminenaktien als Sicherheit gegen das ewige Gelddrucken investiert, denn auf den Finanzmärkten gibt es ein Tauziehen zwischen Papier- und Sachwerten. Im Moment sind Aktien zu teuer und festverzinsliche Werte überteuert. Noch besteht das Vertrauen, dass die festverzinslichen Werte zurückgezahlt werden – auch Griechenland soll zurückzahlen –, Aktien ihre hohen Dividenden beibehalten und ein Unternehmenswert übrig bleibt. Auch eine Währung ist ein Versprechen, nämlich die Summe aller produktiven Fähigkeiten eines Landes geteilt durch seine Einwohnerzahl. Das sind alles Papierversprechen. Wenn das Vertrauen hoch ist, braucht niemand Gold. Anders sieht es aus, wenn das Vertrauen enttäuscht wird. Ich bin in puncto Regierungen eine misstrauische Person und glaube an keine Versprechungen. Daher bleibt der Goldminenanteil von 10 Prozent im Portfolio, auch wenn er in den letzten drei Monaten für einen Verlust von vier Prozent gesorgt hat.

Wie sieht die zukünftige Entwicklung des Goldpreises aus? Wie bewertet man Gold, das keine Zahlungsströme hat? Wir können nur die Investitionsnachfrage (das ist schwierig) gegen die Produktion setzen. Die Bewertung von Gold ist daher völlig subjektiv. Nützte jeder Bitcoins, wäre Gold völlig überflüssig. Im Wesentlichen wird in Gold investiert, wenn Menschen glauben, dass ihre Regierung kein Interesse am Erhalt der Kaufkraft ihrer Währung hat oder die öffentlichen Schulden monetisiert werden.

Heute können wir täglich beobachten, wie viele Länder weltweit ihre Währungen abwerten und gleichzeitig die Verschuldung wächst. Werden die Defizite in der Zukunft höher oder niedriger? Höher. Bingo, wir haben einen Gewinner. Unter der Annahme, dass der langfristig faire Wert vieler Goldminengesellschaften schon heute über dem Marktpreis liegt, repräsentieren sie einen Wert mit hohem Discount, wenn wir einen langen Zeithorizont haben.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Alltrust AG

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E-Mail     ottmar.beck@alltrust.ch

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 3-Säulen-Portfolio : 1,15%,

Benchmark(50%Aktien/50%Obligationen): 8,48%

Benchmark(50%Aktien/25%Rohstoffaktien/50%Obligationen): 0,91%

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.