1

Weiterwursteln bestimmt die politische Agenda

Beitrag von Ottmar Beck, Alltrust AG, Wilen

Auch heute ist noch unklar, wie das griechische Drama ausgehen wird. Erst nach dem Referendum vom 5. Juli – so sieht es jedenfalls im Moment aus – wird sich wohl deutlicher abzeichnen, ob das Land weiter Mitglied der europäischen Währungsunion bleibt oder nicht.

Nach der Vorlage des ausgeglichenen Bundeshaushalts für 2016 und der mittelfristigen Finanzplanung bis 2019 durch Herrn Schäuble können wir aber davon ausgehen, dass das „Weiterwursteln“ weiter die politische Agenda bestimmen wird. Bereits jetzt kann man klar sagen: Die Frage, ob die Währungsunion überlebensfähig bleibt, ist – nachdem die Griechen die Büchse der Pandora geöffnet haben – fraglicher denn je. Es ist kein Zufall, dass die Euro-Gruppe das Konzeptpapier der Europäischen Kommission zur Vollendung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion letzte Woche diskutierte. Dieses hält deutlich fest, dass die Währungsunion nur dann eine Zukunft hat, wenn die strukturellen Ungleichgewichte in puncto Wettbewerbsfähigkeit behoben werden. Die letzten Wochen haben jedoch gezeigt, wie sehr nationale Interessen über gemeinsame EU-Politik gestellt werden. Oder aber wie stark verbindlich geglaubte Regeln gebeugt werden.

Die Statuten der Europäischen Zentralbank (EZB) verboten der Politik jeglichen Einfluss auf die Bank und der EZB die Finanzierung der Staaten. Ich glaube, heute kann man sagen, dass beide Parteien laufend diese Statuten brechen oder umgehen. Will die EU ein demokratischer Verbund bleiben, führt kein Weg an einer variablen Mitgliedschaft vorbei. Die EU-Mitgliedschaft muss differenzierter gestaltet werden. Mit unterschiedlichen Verträgen, die nur von den Staaten unterzeichnet werden, die zu den Verpflichtungen stehen. Es werden unterschiedliche Verpflichtungen sein. Das mag uns von unserem Fernziel „Staatenbund“ wieder entfernen, aber die Situation in Griechenland, Großbritannien – oder auch der Schweiz – liefert den denkbar besten Beweis, dass es anders nicht geht.

An den Märkten hat sich, trotz vielem Hin und Her, im Ergebnis nicht viel verändert. Der US-Dollar hat kurzfristig zur Schwäche geneigt. Ich nehme an, dass ausländische Investoren ihre Gewinne in europäischen Aktien realisiert und somit auch ihre Währungssicherung aufgelöst haben. Wie in allen früheren politischen und wirtschaftlichen Schwächeperioden sollte der US-Dollar zumindest mittelfristig weiter an Stärke gewinnen. Wir bleiben bei unserer Position.

An den amerikanischen Aktienmärkten ist ein altes, aber sehr zuverlässiges Warnzeichen aufgetreten. Während der Index Dow Jones Industrial einen neuen Höchststand erreicht hat, sind die Indizes Dow Jones Transportation und Dow Jones Utilities deutlich gefallen. In gesund wachsenden Märkten bestätigen sich diese Indizes gegenseitig. Die derzeitige Diskrepanz von inzwischen –10 Prozent gegenüber dem Dow Jones Industrial in diesem Jahr ist ein weiteres Warnzeichen für die Aktienmärkte. Auch können wir feststellen: Obwohl die Indizes immer neue Höchststände erzielen, ziehen immer weniger Einzelwerte bei dieser Entwicklung mit.

Wir haben im letzten Monat eine kleine Position in chinesischen Aktien aufgebaut. Die Idee war, dass sich die H-Aktien der vorauslaufenden Entwicklung der A-Aktien anpassen werden und dass sich MCSI entschließt, chinesische Aktien in seine Indizes aufzunehmen. Inzwischen hat MCSI verlauten lassen, dass es chinesische Aktien erst dann in die Index-Familie aufnehmen wird, wenn ausländischen Investoren der Zugang zu den chinesischen Märkten wesentlich erleichtert wird. Der Unterschied zwischen H- und A-Aktien hat sich inzwischen in der Tat verringert. Allerdings nur, weil H-Aktien weniger stark als A-Aktien gefallen sind. Mit unserem Investment von 1 Prozent des Fondsvermögens werden wir weiter engagiert bleiben.

Auch wenn die politische und wirtschaftliche Lage in Europa und der Welt derzeit nicht besonders rosig scheint, sollten Sie nicht resignieren und glauben, es sei ohnehin alles zwecklos und nicht zu schaffen. Denn unübersichtlich waren die Zeiten immer wieder. Bisher haben gut strukturierte Vermögen jedoch noch immer alle Wirtschaftsentwicklungen über die Jahre profitabel überstanden. Wichtig ist die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageformen und Währungen. Dabei sollte gerade in kritischen Jahren Flexibilität das oberste Gebot der Geldanlage sein. Wir halten daher sowohl an unserem festverzinslichen als auch an den Aktienanlagen fest.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

3. Juli 2015

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

Alltrust AG

Höh-Rohnenweg 31

CH-8832 Wilen

 

Telefon   +41 43 535 45 22

Telefax   +41 43 536 11 59

Mobil      +41 79 420 74 93

E-Mail     ottmar.beck@alltrust.ch

www.alltrust.ch

Wertentwicklung 2015:

3-Säulen-Portfolio: 4,30 %, Benchmark: 4,81 %

 




Renmimbi im Aufwind

Beitrag von Herrn Ottmar Beck, Alltrust AG, CH 8832 Wilen

Liebe Leser,

trotz des starken Anstiegs chinesischer Aktien haben wir hier eine erste Position aufgebaut. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens verlangt China vom Internationalen Währungsfonds (IWF), den Renminbi (CNY) zum Korb der vier Reservewährungen (US-Dollar, Euro, britisches Pfund und japanischer Yen) hinzuzufügen, die die Sonderziehungsrechte ausmachen. Dies könnte auf dem IWF-Treffen im November 2015 beschlossen werden. Viele Zentralbanken werden dann in Zukunft Renminbi halten, vor allem da die chinesische Währung derzeit höhere Zinsen als alternative Währungen bietet. Das Ergebnis einer positiven Entscheidung könnte auch eine Erleichterung bei den chinesischen Kapitalverkehrskontrollen und damit, das ist der zweite Grund, auch eine deutliche höhere Gewichtung von chinesischen Aktien in den Weltaktienindizes sein. Dies würde viele Indexanleger zwingen, chinesische Aktien zu kaufen. MSCI wird am 9. Juni bekannt geben, ob und inwieweit China in ihre Indizes eingeschlossen wird. Im MSCI-Welt-Index sind derzeit die USA mit circa 50 Prozent und China mit 0 Prozent gewichtet. Nimmt man die Börsenbewertung aller Aktien, haben die USA ein Gewicht von 35 Prozent und China von circa 11 Prozent. MSCI wird China nicht über Nacht so stark gewichtet in seinen Aktienkorb aufnehmen. Es ist aber vorstellbar, dass China zuerst mit einem kleinen Prozentsatz in den Korb der Schwellenländer aufgenommen wird. Die derzeitige Rallye in China könnte bereits das „Frontrunning“ der Anlagewelt sein. Da die in Shanghai oder Shenzhen notierten A-Aktien, die im Korb sein werden, in der Performance den H-Aktien weit vorausgelaufen sind, werden wir über iShares einen Korb von chinesischen Gesellschaften, die in Hongkong notiert sind, kaufen. An beiden Börsen werden teilweise die gleichen Aktien mit einem Unterschied von bis zu 30 Prozent gehandelt. Wie auch in der Vergangenheit gehen wir von einem Angleichen der Bewertungen aus.

Mit freundlichen Grüßen
Ottmar Beck

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

Alltrust AG
Höh-Rohnenweg 31
CH-8832 Wilen

Telefon +41 43 535 45 22
Telefax +41 43 536 11 59
Mobil +41 79 420 74 93
E-Mail ottmar.beck@alltrust.ch
www.alltrust.ch
Wertentwicklung 2015:
3-Säulen-Portfolio: 7,25 %, Benchmark: 10,04 %




Hoher US-Dollar und Verschuldung ein Fiasko für die Schwellenländer

Beitrag von Herrn Ottmar Beck, Alltrust AG, CH 8832 Wilen

Liebe Leser,

lassen Sie mich heute mit dem Kommentar eines von mir sehr geschätzten Juristen auf meinen letzten Brief beginnen:

„Ich habe in der Sonntagspresse gelesen, was die geschätzte Verschuldung weltweit ist: 200 Trilliarden. Mal schauen, wie lange wir dafür gratis arbeiten müssten.
Schuldenerlass wird das ungeliebte Wort werden. Aber die Buchhaltung hat leider immer ein Soll und ein Haben. Wenn’s auf der einen Seite verschwindet, dann verschwindet es auch auf der anderen Seite. Griechenland hat es vorgemacht bei der kürzlich erfolgten Zahlung von 450 Millionen Euro: Pensionsgelder sind verschwunden! Auch das ist nicht neu und ist ein beliebtes Mittel in Zeiten des Sturms. Eine hässliche Entwicklung, jahrelange Lethargie und Stagnation oder Unruhen sind Programm.“

Besser kann ich es auch nicht ausdrücken.

In den letzten Monaten gab es Befürchtungen über eine Kreditverknappung in den USA, da es für Firmen immer schwieriger wird, neue Kredite zu erhalten. Im Moment werden mehr Kredite abgelehnt als zum Tiefpunkt der letzten Rezession. Dies soll nichts mit der Kreditwürdigkeit der Firmen zu tun haben. Der Grund liege in der außerordentlichen Zurückhaltung der Kreditmanager, da sie die Auswirkung des stärkeren Dollars und die Möglichkeit einer Zinserhöhung durch die amerikanische Notenbank Fed in dem schwachen ökonomischen Umfeld nicht beurteilen wollten. Das ist wohl einer der Gründe dafür, warum das Geld in alle möglichen Anlagegüter, aber nicht in die Wirtschaft fließt. Kreditmanager waren schon immer vorsichtiger als Anleger.

In der Vergangenheit haben bei einer Aufteilung eines Portfolios in festverzinsliche Werte und Aktien die festverzinslichen Werte bei einem Börsencrash in den meisten Fällen einen Teil des Verlusts durch fallende Zinsen und somit steigende Kurse ausgeglichen. Diese Automatik ist im Moment außer Kraft gesetzt, da sich die Zinsen bereits auf einem Tiefststand befinden. Ausgleichen könnte man dies derzeit nur mit extrem langfristigen Wertpapieren. Wenn man jedoch bedenkt, dass bei einem 30-jährigen Wertpapier mit einer Duration von circa 20 Jahren eine einprozentige Zinssteigerung einen Kapitalverlust von 20 Prozent bedeutet, wird man im gegenwärtigen Umfeld hier keine größere Position aufbauen. Positionen in Bargeld oder Anleihen sind aber trotz null Zins wichtig, da so im Falle eines Börsencrashs genug Mittel vorhanden sind, um gute Aktien auf mittelfristige Sicht zu kaufen.

Die derzeitige Dollarstärke ist eine enorme Belastung für die Schwellenländer. Das Dollar-Kredit-Volumen insgesamt des Nichtfinanzsektors der Schwellenländer ist in den letzten fünf Jahren von 6 Billionen auf 9 Billionen US-Dollar gestiegen. Hat sich zum Beispiel eine Firma 10 Millionen Dollar über eine zehnjährige Anleihe mit 5 Prozent geliehen, muss sie 15 Millionen US-Dollar während der Laufzeit der Anleihe zurückzahlen. Fällt aber die lokale Währung um 50 Prozent gegenüber dem Dollar, verdoppelt sich die Rückzahlung in lokaler Währung. In diesem Zusammenhang darf man nicht aus den Augen verlieren, dass in den letzten zwei Jahren die türkische Lira um 44 Prozent, der brasilianische Real um 58 Prozent und der russische Rubel um 83 Prozent gegenüber dem US-Dollar abgewertet haben. Dies und das schwache Wachstum der Weltwirtschaft belastet die Unternehmen der Schwellenländer extrem.

Mit freundlichen Grüßen
Ottmar Beck

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

Alltrust AG
Höh-Rohnenweg 31
CH-8832 Wilen

Telefon +41 43 535 45 22
Telefax +41 43 536 11 59
Mobil +41 79 420 74 93
E-Mail ottmar.beck@alltrust.ch
www.alltrust.ch
Wertentwicklung 2015:
3-Säulen-Portfolio: 7,25 %, Benchmark: 10,04 %




Teufelskreis Überschuldung

Die hohe Verschuldung der Staaten ist für Politiker eine große Last und in einem Umfeld von niedrigen Wachstums- und Inflationsraten schwer zu steuern. In diesem Umfeld helfen niedrige Zinsen, wenn zugleich über regulatorische Maßnahmen der Bedarf der Finanzinstitute an Staatsanleihen hoch gehalten wird. Es gibt nur vier Wege, um die Verschuldung zu reduzieren: eine restriktivere Finanzpolitik, höheres Wachstum, steigende Inflationsraten oder – als letztes Hilfsmittel – der Staatsbankrott. Am Ende der ausufernden globalen Verschuldungskrise wird es für Risikoanlagen gefährlich, dann nämlich, wenn die wichtigsten Wirtschaftsräume in eine Rezession gleiten und Zinsen und Inflation immer noch niedrig sind.

Über die Unabhängigkeit der Zentralbanken von der Politik kann man mit Sicherheit vortrefflich streiten. Tatsache ist jedoch, dass sie im Moment die finanzielle Repression unterstützen. Sie ermöglichen es den Staaten, auch mit hoher Staatsverschuldung leichter zu leben, da sie versuchen, in nächster Zukunft die Zinsen unter dem nominalen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu halten. Hinzu kommt, dass Anleihen mit hohen Zinsen durch solche mit niedrigen Zinsen ersetzt werden, was zu einer Reduzierung des Schuldendiensts führt, manchmal auch bei steigenden Schulden. Damit wird zwar von Regierungsseite eine Stabilisierung des Verhältnisses von Schulden zum Bruttoinlandsprodukt erreicht. Ist die monetäre Geldpolitik jedoch dauerhaft, verschleiert sie den faktischen Staatsbankrott des betreffenden Staates und führt – da die Geldmenge im Vergleich zur vorhandenen Gütermenge aufgeblasen wird – zu einer Inflationsspirale. So weit ist es allerdings im Moment noch nicht.

Dieser Teufelskreis aus mangelndem Wachstum und Überschuldung wird langfristig dazu führen, dass der Konsum einbricht. Nehmen wir noch die in den meisten Industrieländern ungünstige demografische Entwicklung hinzu, so ergeben sich dauerhaft mäßige Aussichten für die Unternehmen. Das wird sich früher oder später auch in den Gewinnen der Unternehmen niederschlagen. Der Versuch der Europäischen Zentralbank (EZB), durch die Abwertung der Währung den Unternehmen der Eurozone mehr Wachstumsmöglichkeiten zu bescheren, ist in der Vergangenheit langfristig immer auf ein Nullsummenspiel hinausgelaufen. Denn Wachstum in der globalisierten Welt wird vom Wachstum der Weltwirtschaft bestimmt. Kurzfristig hilft diese Abwertung in erster Linie Deutschland. Was die Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung der Eurozone verstärken wird. Damit wird sich auch der politische Druck auf Deutschland erhöhen, die Rechnung zu bezahlen.

Die von den Zentralbanken befeuerten Währungsbewegungen schaden im Moment vor allem den Entwicklungsländern. Diese haben in der Vergangenheit hohe Schulden vor allem in US-Dollar aufgenommen und können durch die rasche Aufwertung des letzten halben Jahres destabilisiert werden. Nach Angaben der Bank für Zahlungsausgleich haben Unternehmen aus den Schwellenländern Verbindlichkeiten von über 2 Billionen US-Dollar in ihren Bilanzen stehen. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen der Schwellenländer in der Vergangenheit von den hohen Rohstoffpreisen profitiert haben und jetzt doppelt unter der Entwicklung leiden.

Gemäß FactSet Research Systems haben die 500 im S&P 500 notierten Gesellschaften Kassenbestände von 1,4 Billionen US-Dollar. 2014 haben diese Gesellschaften 903 Milliarden US-Dollar an ihre Aktionäre ausgeschüttet – 350 Milliarden an Dividenden und 553 Milliarden für Aktienrückkäufe. Für 2015 erwartet S&P, dass eine Summe von über 1 Billion US-Dollar an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Vor allem durch diese Rückkaufaktivitäten wird der amerikanische Aktienmarkt inzwischen mehr durch Financial Engineering als durch Profitabilität in die Höhe getrieben. Allerdings dürfte 2016 für ähnliche Aktivitäten wesentlich weniger Liquidität zur Verfügung stehen. Ein typisches Beispiel hierfür ist General Electric. Im letzten Monat gab die Gesellschaft bekannt, dass sie bis 2018 90 Milliarden US-Dollar an ihre Aktionäre ausschütten wird. Um dieses Geld auszuschütten, wird General Electric Unternehmensteile verkaufen und im Ausland liegende, noch nicht versteuerte Liquidität zurückführen. Diese Rückführung wird die Gesellschaft ca. 4 Milliarden US-Dollar Steuern kosten. Da weder Sie als Privatperson noch eine Gesellschaft gerne Steuern zahlt, scheint zumindest General Electric keine nachhaltige Verwendungsmöglichkeit für diese Gelder im Konzern zu sehen. Sonst würde die Gesellschaft keine derart hohen Ausschüttungen an die Anteilseigner und den Staat vornehmen.

Es hat sich nichts geändert: Der Aufschwung an den Börsen bleibt vor allem von der Geldpolitik getrieben. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte im Sommer 2012 an, dass er alles zum Erhalt des Euros tun wolle. Damals lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX bei 9, heute bei 15. Die Gewinne und Umsätze sind allerdings bei Weitem nicht um diese Faktoren gestiegen. Um diese Kurse zu rechtfertigen, brauchen wir eine dynamische Wirtschafts- und Gewinnentwicklung. Da diese aufgrund der oben beschriebenen Fakten nicht zu erwarten ist, bleiben wir weiter vorsichtig.

Mit freundlichen Grüßen

Otmar Beck

Alltrust AG, Schweiz

Wertentwicklung 2015:

Drei Säulen Portfolio: 6,58%, Benchmark: 9,36%

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

Otmar Beck