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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 8

Beitrag von Ottmar Beck /Vermögensverwalter Schweiz

Wilen, den 7. August 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mario Draghi wurde im letzten Monat deutlich. Im Anschluss an die geldpolitische Sitzung des EZB- Rates in Frankfurt sagte er: Der Ausblick für den Industriesektor verschlechtere sich zunehmend. Die Europäische Zentralbank (EZB) will daher die Zinsen voraussichtlich noch einmal senken. Sie hat darüber hinaus in Aussicht gestellt, dass man die Dauer der extrem niedrigen Zinsen erneut verlängern und wie- der mit dem Kauf von langfristigen Obligationen beginnen könnte. Allerdings darf die Notenbank nicht mehr als ein Drittel des Volumens einer Anleihe kaufen. Bei ihrem jetzigen Bestand müsste diese Grenze daher auf 50 Prozent angehoben werden.

Darüber hinaus hat die Zentralbank ein weiteres Problem zu lösen: Deutschland hat einen Budgetüberschuss und die EZB kann festverzinsliche Wertpapiere nur im Verhältnis zur Größe der einzelnen europäischen Länder kaufen. Will sie ihr Programm erneut aufnehmen, muss Deutschland einen defizitären Haushalt vorlegen, um seine festverzinslichen Wertpapiere an die EZB verkaufen zu können, oder es müsste von Deutschland garantierte Eurobonds begeben.

BlackRock, der größte Vermögensverwalter der Welt, empfahl der EZB, weiter Geld zu drucken und damit europäische Aktien zu kaufen. Das ist keine neue Idee. Die Bank von Japan kauft japanische Aktien seit Jahren. Sie ist zurzeit im Besitz von ca. 75 Prozent aller japanischen ETFs und einer der zehn größten Anteilseigner von ca. 40 Prozent aller in Japan gelisteten Gesellschaften. Der Kauf europäischer Aktien durch die EZB wäre auch ein Weg, die Sparer für die extreme Geldpolitik der vergangenen Jahre zu entschädigen. Wenn Sie ein Sparer sind und vor der Entscheidung stehen, auf Ihr Geld für den Rest Ihres Lebens negative Zinsen zu erhalten, würden Sie sich als Besitzer von Aktien in einer überdimensionalen Aktienblase zumindest vorübergehend wohler fühlen. Die EZB hätte sicherlich die Hoffnung, dass dadurch die Konsumausgaben stiegen. Aller- dings hat das Ganze in Japan bisher nicht funktioniert. Aber sagte EZB-Präsident Mario Draghi vor sieben Jahren nicht: „Whatever it takes“? Druckt eine öffentliche Institution wie die EZB Geld und kauft damit Aktien privater Gesellschaften und glaubt, das wäre der einzige Weg, um den Kapitalismus zu retten, ist das der direkte Weg in die Nationalisierung. In einem solchen Szenario müssen Investoren – zumindest kurzzeitig – nicht überlegen, was sie mit ihrem Bargeld tun sollen. In diesem Fall sollten Sie europäische Aktien kaufen. Black Rock hat seine Klienten gerade aufgefordert, genau das zu tun. Ich kann mich mit diesem Gedanken allerdings nicht anfreunden, denn: Die Häufung negativer Nachrichten aus den USA ist mir nicht geheuer.

Aktien

Im Juli ist der ifo-Geschäftsklimaindex weiter gesunken. Damit ist er in den vergangenen elf Monaten zehnmal gefallen und befindet sich auf dem tiefsten Stand seit sechs Jahren. Hinzu kommt, dass nicht nur das Stimmungsbild schlecht ist, sondern auch die harten Daten wie Auftragseingang und Produktion. Die Frage ist nur: Kommt auf uns eine Delle oder eine Rezession zu? Noch gibt es gute Daten aus dem Dienstleistungssektor und vom Bau. Allerdings sind die Kapazitäten im Bau ausgelastet und Dienstleistungen laufen der konjunkturellen Entwicklung immer hinterher. Im Moment haben die Leute zwar wegen der guten Beschäftigungslage und der Tarifabschlüsse der letzten Jahre mehr Geld in der Tasche. Kommt es aber zur Rezession, ist die Bundesregierung gefragt. Sie kann über Infrastrukturinvestitionen und Personalausgaben versuchen, der Konjunktur wieder Auftrieb zu geben. Das würde allerdings vom Finanzminister verlangen, dass er das Ziel der schwarzen Null aufgibt. Und das würde – wie bereits oben erwähnt – hervorragend zur Geldpolitik der EZB passen.

Im Moment senken die Autokonzerne und Zulieferer, mit Ausnahme von VW, ihre Prognosen für das laufende Jahr. Daimler hat bereits dreimal seine Prognose nach unten korrigiert. Und nicht nur die deutschen Automobilbauer sind unter die Räder gekommen. Chinas Vorzeigekonzern Geely meldete schwache Absatzzahlen. Auch Renault, Nissan und Ford leiden unter der Flaute. Nissan hat sogar schon angekündigt, dass nach dem Gewinneinbruch im ersten Quartal bis Ende 2022 9 Prozent aller Stellen abgebaut werden. Dies betrifft rund 12.500 Mitarbeiter. Angesichts des Handelsstreits mit den USA, der schlechten Konjunktur in China und einem voraussichtlich harten Brexit dürften die Meldungen und realen Zahlen nicht besser werden. Dazu kommen bei allen Automobilfirmen noch hohe Investitionen in die E-Mobilität. Das sollte die Gewinne massiv senken. Aber egal, wo man hinschaut: Reihum werden im Moment Stellen gestrichen, von der Deutschen Bank über Bayer, BASF, Siemens, Ford, Miele bis hin zu Schaeffler – ein Who’s who der deutschen Wirtschaft.

Die Grenke AG berichtete am 30. Juli über eine steigende Quote von Zahlungsausfällen bei den Kunden und korrigierte daher die Gewinnprognose für das Jahr 2019 nach unten. Darauf brach der Kurs der Aktie um 16 Prozent auf 79,80 Euro ein. Am Jahresende 2018 notierte die Aktie bei 74,20 Euro. Der Markt reagiert empfindlich auf enttäuschende Zahlen.

Das Betriebsergebnis von BASF hat sich im ersten Halbjahr halbiert. Nach Aussage des Vorstands will der Konzern allerdings an seiner Dividendenpolitik festhalten. Das macht BASF zu einem interessanten Dividendenwert. Allerdings würde ich mit einem Kauf abwarten, bis die Kurse deutlich niedriger sind.

Insgesamt kämpft die deutsche Industrie mit drei Problemen:

  1. Die Schwellenländer sind wichtige Kunden der deutschen Industrie, hier aber verlang- samt sich das Entwicklungstempo. Der Be- darf an Fabriken und Autos wächst also lang-
  2. Die Digitalisierung wird sich in Zukunft stark in der Fertigung niederschlagen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung kommt zu dem Ergebnis, dass infolge der Digitalisierung bis 2025 rund 1,3 Millionen Stellen
  3. Und zu guter Letzt tobt der Handelskrieg. Die globale Protektionismus-Welle wird sich nicht mehr aufhalten Die handelspolitischen Unsicherheiten beeinträchtigen den Export, die wichtigste Quelle des deutschen Reichtums.

Festverzinsliche Wertpapiere

„Gentlemen, the national debt is paid.“ Diesen Satz sagte ein Senator am 8. Januar 1835. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Vereinigten Staaten alle Schulden, die sie seit ihrer Gründung angehäuft hatten, zurückgezahlt. In den nächsten 174 Jahren bis 2009 stiegen die Schulden auf 11 Billionen US-Dollar.

Dann brauchte es nur noch weitere 10 Jahre, um die Schulden um weitere 11 Billionen auf 22 Billionen US-Dollar zu verdoppeln. In diesem Jahr wird Amerika 15,4 Prozent seines Steueraufkommens für Zinszahlungen aufwenden. Aber das ficht die beiden Kongressparteien nicht weiter an: Als sie sich jetzt auf einen neuen Haushalt verständigten wurde die Schuldenobergrenze weiter nach oben geschoben.

Auch das zeigt: Zu den wenigen Dingen, auf die sich Politiker immer verständigen können, zählt das Geldausgeben. Fachleute des Weißen Hauses sagen voraus, dass das Staatsdefizit im laufenden Fiskaljahr um mehr als 1 Billion US-Dollar steigen wird. Wie üblich geht das zulasten der zukünftigen Generationen. Drastische Zinserhöhungen sind für die Zukunft daher ausgeschlossen.

Inzwischen gibt es weltweit festverzinsliche Wertpapiere im Wert von über 13 Billionen US-Dollar, deren Verzinsung unter null liegt. Die Renditen zehnjähriger Bundestitel sind inzwischen auf ein Rekordtief von –0,417 Prozent gefallen und die Renditen der immerhin 50-jährigen Schweizer Staatsanleihen notiert erstmals seit dem August 2016 wieder im negativen Bereich. Damit sind sämtliche Wertpapiere der Schweizer Alpenrepublik für Anleger ein Verlustgeschäft. Solange die Währungshüter ihre Politik beibehalten, wird sich daran auch nichts ändern. Wer Anleihen guter Qualität in seinem Portfolio hält, sollte sie auf keinen Fall verkaufen. Denn es könnte sein, dass wir am Beginn einer zinslosen Ära stehen.

Bei immer niedrigeren Zinsen suchen viele Investoren weiterhin nach Möglichkeiten, konstante Einkommen zu erzielen und sie finden sie in Hochzinsanleihen. In die in Europa gelisteten Fonds flossen seit Januar über 5 Milliarden Euro. Aber Hochzinsanleihen bedeuten auch ein hohes Risiko für die Sicherheit der Rückzahlung der Kapitalanlage. In einer Studie warnte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bereits, dass eines von acht Unternehmen heute pleite wäre, wenn die Zinsen auf einem normalen Niveau lägen.

Schwellenländer

Der von Präsident Erdoğan eingesetzte neue Chef der türkischen Zentralbank hat den Leitzinssatz um 4,25 Prozent gesenkt. Er ist damit den Wünschen des Staatspräsidenten weit entgegenkommen. Die Lage in der Türkei hat sich zwar in den letzten Monaten verbessert, aber die türkische Wirtschaftskrise ist noch lange nicht ausgestanden. Deswegen ist die Trendumkehr bei der Zinspolitik gefährlich. Vor allem da die neue Notenbankführung zur bloßen Befehlsempfängerin der türkischen Führung verkommen ist. Für die Glaubwürdigkeit einer Notenbank ist das verheerend.

Währungen

Eine Umfrage unter den Zentralbanken und Staatsfonds hat ergeben, dass sie sich von Europa ab- und China zuwenden. Das ist die Kernaussage einer jüngst veröffentlichten Umfrage des amerikanischen Vermögensverwalters Invesco unter 139 Staatsinvestoren und Verwaltern von Devisenreserven, die zusammen über ein Vermögen von rund 20 Billionen US-Dollar verfügen. Darüber hinaus zeigten sich die Investoren zuversichtlich, dass eine Lösung für den Handelskonflikt zwischen den USA und China gefunden wird. Vor allem das populistische Klima in Deutschland und Italien stellen für die Staatsinvestoren eine große politische Unsicherheit da und wirken sich daher auf ihre Anlageentscheidung aus. Von den Devisenreserven der Welt fallen fast 62 Prozent auf den US-Dollar und 21 Prozent auf den Euro. Allerdings ist der Anteil des US-Dollars auf ein Fünfjahrestief gefallen. Vor allem haben die Zentralbanken ihre Bestände im chinesischen Renminbi 2017 und 2018 aufgestockt. Laut der Umfrage wollen mehr als 25 Prozent der Zentralbanken ihre Renminbi- Reserven weiter erhöhen.

Nach den letzten Kommentaren der EZB ist der Kurs des Schweizer Franken auch wieder deutlich gestiegen. Ein Euro kostet daher so wenig wie seit zwei Jahren nicht mehr. Die Anleger flüchteten in die sogenannten sicheren Währungshäfen Dollar und Schweizer Franken. Im Moment halte auch ich eine Anlage im US-Dollar immer noch für interessant.

Allerdings ist damit über die Richtung des Währungskurses noch nichts gesagt. Langfristig teile ich jedoch die Meinung des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass der Dollarkurs deutlich überbewertet ist. Da Deutschland auch in diesem Jahr wieder einen hohen Leistungsbilanzüberschuss ausweisen wird, wird US-Präsident Trump weiter Druck auf die Geldpolitik der EZB ausüben.

Die Schweizerische Nationalbank wird also alles tun, damit der Franken nicht unter die Marke von 1,10 Euro fällt. Daher besteht aus Schweizer Sicht keine Notwendigkeit, Euro-Guthaben in Schweizer Franken zu tauschen.

Rohstoffwerte

Mit dem Goldpreis sind auch die Aktien vieler Goldminen-Unternehmen kräftig gestiegen. Davon hat der Fonds deutlich profitiert. Da viele Betreiber von Goldminen bei einem Goldpreis von 1.250 US-Dollar pro Unze Gewinne schreiben, schlägt der Anstieg auf über 1.400 US-Dollar unmittelbar auf den Mittelfluss und die Ertragssituation durch. Da der Goldpreis von niedrigen Zinsen und politischen Unsicherheiten profitiert, ist es ratsam, Goldminenaktien weiter zu halten.

 

13.11.2018

 

29.07.2019

Wertsteigerung

in Prozent

Phil Gold/Silver XAU

Gold

61,84

1.202,30

91,83

1.428,41

48,50

18,81

Die Tabelle zeigt deutlich die Chance und das Risiko einer Anlage in Gold oder Gold- und Silberminen- Aktien. Der Philadelphia Gold and Silver Index ist ein in US-Dollar gehandelter Aktienindex von internationalen Gold- und Silberproduzenten.

Portfoliostrategie

Die „Lower for longer“-Zinspolitik der Notenbanken bedeutet, dass Korrekturen im Markt immer heftiger bis zum endgültigen Bruch aber letztlich begrenzt sein werden.

Diese Politik sorgt weiter für eine Inflationierung der Vermögenspreise. Die Zentralbanken kämpfen gegen eine immer langsamer wachsende Weltwirtschaft und damit, dass viele der hoch verschuldeten Firmen eine rückläufige Rentabilität ausweisen. Die fundamentalen Schwächen der Industrie sind im Moment in den rekordhohen Aktienpreisen nicht enthalten. Die derzeitigen Aktienpreise gehen davon aus, dass wir im zweiten Halbjahr eine deutliche Erholung der Wirtschaft erleben werden. Für die gibt es im Moment allerdings keinerlei Nachweis, obwohl wir uns bereits im dritten Quartal befinden. Die riesige Kluft zwischen den wirtschaftlichen Fundamentaldaten und der Bewertung der Aktien ist eine der größten die ich je gesehen habe. Eine von beiden Seiten muss einlenken. Die Frage ist nur wann. Diese Antwort weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass die Aktien einige Wochen nach der ersten Zinssenkung der Fed im September 2007 auf Rekordhöhe gestie- gen sind. Im Oktober 2007 begann der Crash. Auch wenn es keine Neuigkeit ist, Vorsicht ist weiter angesagt. Daher nehmen wir keine Veränderung vor. Die limitierte Kauforder für die Hornbach Holding AG bleibt bestehen.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
31. Jul in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag 5.Feb. 18 8,59 Montag 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 47,84 11,84 32,88%
Shire PLC 35,52 Montag 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag 9.April 18 8,00 Montag 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 4. Juni 18 82,32 Montag 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 Mittwoch 17. April 19 9,92 -16,52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag 14.Aug. 18 33,68 47,84 14,16 42,03%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch 6. März 19 29,06 Mittwoch 29. Mai 19 25,77 -11,32%
Newmont Mining Mittwoch 17. April 19 30,26 32,99 2,74 9,04%
Hornbach Holding AG Limit 40,50
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 11,67%

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: 15,44% – Euro Stoxx 50 P: 18,21% – SMI: 17,68% – RexP: 7,77% – SBI: 6,48% – Gold(in US$): 11,62%

per 31.07.2019

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 7

Beitrag von Herrn Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

Wilen, den 3. Juli 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Warnzeichen wachsen – sowohl in der Anzahl als auch in ihrer Frequenz. Wir reden über einen Handelskrieg, den Brexit, eine problematische Eurozone, Populismus, steigende Schulden, nicht ausreichend finanzierte Pensionsverpflichtungen und eine immer langsamer wachsende Wirtschaft. Trotzdem sind die meisten Investoren davon überzeugt, dass sich all diese Probleme einfach lösen lassen. Denn nur so ist zu verstehen, dass die Aktienbörsen weiter steigen und die Zinsen für Schrottanleihen auf einem historischen Tiefstand notieren. Die Anleger weltweit „wissen“, dass die Regierungen und Zentralbanken alles tun – „whatever it takes“ –, damit die Zinsen weiter niedrig, die Preise jedoch hoch sind. Schließlich ist das seit den frühen 1980er Jahren so. Mit anderen Worten: Kein Anleger unter 75 Jahren hat jemals Geld unter Bedingungen wie 1930 oder in der Systemkrise von 1970 angelegt, in einer Zeit, in der alle Vermögenswerte – Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Immobilien und sogar Liquidität – simultan im Wert fielen. Das alles sollte uns daran erinnern, dass die wichtigste Lektion der Geschichte ist, dass Menschen nichts aus ihr lernen.

Die prägendste Veränderung der nächsten Jahre wird die demografische Entwicklung sein. Stellen Sie sich eine Gesellschaft vor, in der jeder ein Konsument ist und niemand spart. In dieser Gesellschaft würden die Preise wohl steigen, da der Wettbewerb um die angebotenen Güter und Dienstleistungen groß ist. Das Gegenteil ist eine Gesellschaft, die viel spart und wenig für den Konsum ausgibt. In dieser Gesellschaft wäre Kapital im Überfluss vorhanden und billig, in der Folge hätten wir ein Warenüberangebot und damit einhergehend einen konstant ho- hen Druck auf die Preise – und so wird unsere wirtschaftliche Zukunft wohl aussehen. Folgen wir der im linken Bild dargestellten Analyse, werden Rentner in der Zukunft vom vorhandenen Kapital leben.

In den meisten Ländern wird Vermögen zwischen dem 35. und 64. Lebensjahr aufgebaut, daher kann man ein Verhältnis zwischen den Menschen, die Vermögen aufbauen, und der gesamten Bevölkerung errechnen, den Global Capital Providers Index (CRP). Für die wichtigsten 85 Länder, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, ist das Verhältnis im Bild rechts oben dargestellt.

Von 1960 bis Anfang der 1980er Jahre war der Wettbewerb für Güter und Dienstleistungen groß und die Sparrate niedrig. Daher stiegen sowohl die Inflationsrate als auch die Kosten für das Kapital (Zinsen). Ab 1980, als die Babyboomer Mitte 30 waren, die wichtigsten Anschaffungen getätigt hatten und für das Alter zu sparen anfingen, kollabierte die Inflation gemeinsam mit den Zinsen. Leider tritt die Welt aufgrund der demografischen Entwicklung jetzt in die Entsparungsphase ein. Die Babyboomer fangen an, von ihren Pensionen und Ersparnissen zu leben. Damit entziehen sie dem Markt ihre Ersparnisse für den Konsum. Der CRP lässt sich, aufgrund der vorhandenen demoskopischen Daten, leicht für die Zukunft berechnen. Dies dürfte im Ergebnis langfristig wieder zu einer steigenden Inflation führen.

Als Gegenbeispiel zu einer steigenden Inflationsrate bei steigendem CRP-Index wird oft Japan angeführt. Das Land hat immer noch signifikant niedrige Zinsen.

Aber auch hier hat die Inflation 2010 ihren Tiefstand erreicht, als der CRP-Index seinen Tiefpunkt erreichte.

Aktien

Die wichtigsten Zentralbanken haben eine geldpolitische Kehrtwende vollzogen. Dies wird trotz der aus- geprägten Abwärtsrisiken für das globale Wachstum oft als positiver Ausblick für die Finanzmärkte gesehen. Aber sehen Sie selbst: In der Vergangenheit sind die Aktienmärkte nach den ersten Zinssenkungen durch die amerikanische Zentralbank spürbar zurückgegangen. Ich meine: Wir stehen heute an demselben Punkt.

Anders als viele Medienberichte, die von einer robusten Konjunktur sprechen, uns glauben machen, zeigen viele Konjunkturindikatoren eine schwächer werdende Wirtschaft an. Die folgende Grafik zeigt den OECD (Industrieländer) Composite Leading Indicators, einen wichtigen Maßstab für die wirtschaftliche Gesundheit, in beinahe freiem Fall.

In den USA hat der Einkaufsmanagerindex (PMI) des verarbeitenden Gewerbes das niedrigste Niveau seit September 2009 erreicht. Und diese Fakten im Ver- gleich zum Vorjahr, zusammengestellt von David Rosenberg, einem der besten amerikanischen Wirt- schaftswissenschaftler, sprechen auch nicht für eine überschäumende Konjunktur:

Zug-Wagenladungen:                                                        –5,8 %

Lieferungen von Klimageräten und Wärmepumpen:   –1,8 %

Holzproduktion:                                                                 –1,2 %

Stromversorger Leistung:                                                –6,9 %

Autoverkäufe:                                                                     –7,9 %

Größere Haushaltsgeräte:                                              –16,7 %

Fakturierung der Halbleiterindustrie:                             –29,0 %

Das ist vielleicht auch der Grund, warum das Rezessions-Risiko-Modell der New Yorker Fed deutlich in die Höhe geschossen ist. Erreicht es Zahlen über 30 wird eine Rezession sehr wahrscheinlich.

Zeigt der folgende Indikator die richtige Stimmung der Konsumenten an? Während die Ausgaben für das Essen in Fast-Food-Restaurants steigen, gehen sie in anderen Restaurant-Gruppen zurück.

Die neueste Titelseite von „The Economist“ erinnert mich an den Beginn des Jahres 2000.

Damals gab es einen weltweiten Boom, das Verbrauchervertrauen hatte einen neuen Höchstwert erreicht und niemand konnte sich vorstellen, dass die Rezession ein Jahr später beginnen würde.

Im Gegensatz zu den Unternehmen, die im Moment für riesige Summen, hohen Gewinnerwartungen für die Zukunft und keinem Gewinn an die Börse kommen, ist der Energiesektor so niedrig wie selten bewertet. Dasselbe war auch im Jahr 2000 der Fall. Damals machte der Energiesektor weniger als 5 Prozent im S&P-500-Index aus.

Hinzu kommt, dass viele Blue Chips aus dem Energiesektor eine Dividende zwischen 5 und 6 Prozent per anno bezahlen. Diese Dividende ist meistens für die Zukunft auch gut abgedeckt. Die Begründung, die man oft hört, ist, dass wir in einer digitalen Welt leben und Energie obsolet sei. Bei dieser Rechnung unterschätzen wir maßlos wie viel Energie die digitale Welt konsumiert. Die führende Beraterfirma Gartner geht davon aus, dass sich die Zahl der verbundenen Geräte in nächster Zukunft verdoppelt. Wären das Internet und Big Data ein Land, wäre es bereits jetzt der drittgrößte Stromkonsument der Welt, nach den USA und China.

Festverzinsliche Wertpapiere

Die letzten Reden der beiden Zentralbank- Präsidenten in Europa und den USA, Mario Draghi und Jerome Powell, waren Musik in den Ohren der Anleger. Die Federal Reserve ließ die Zinsen unverändert, signalisierte aber eine Senkung für Juli und vielleicht eine zweite später in diesem Jahr. Die Folge: Alles stieg – Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Gold. Die folgenden Grafiken zeigen, dass die Märkte mit einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit mit drei oder mehr Zinssenkungen für dieses Jahr rechnen, zwei sind beinahe sicher. Schauen Sie sich die Geschwindigkeit des Meinungsumschwungs genau an.

Mit den niedrigen Zinsen wird die Verschuldung weiter steigen und sie wirkt wie ein Hebel. Je höher die Verschuldung ist, desto höher ist der Ertrag auf das eingesetzte Kapital. Die Wahrheit ist allerdings: Das stimmt nur, so lange die Dinge gut laufen. Wenn es schlecht läuft, steigen auch die Verluste. Es liegt in unserer Natur, dass Firmen und Staaten, so lange alles gut läuft, die Verschuldung weiter herauf- schrauben werden und wir gleichzeitig dem Punkt, ab dem alles schlechter läuft, immer näher kommen.

Noch stimmt der Weg der Zinssenkung und die Fed könnte den Zins in den nächsten 18 Monaten durchaus auf null senken. Das ist eine gute Chance, mit langfristigen festverzinslichen Wertpapieren kurzfristig noch Geld zu verdienen.

Währungen

Gemäß der OCED-Kaufkraftparität ist der Euro gegenüber dem US-Dollar um 22 Prozent unterbewertet. Auch Trump lässt nichts unversucht, um klarzustellen, dass dies die USA stark benachteiligt. Es bleibt aber dabei: Für viele Anleger ist der US-Dollar in unsicheren Zeiten ein sicherer Hafen. Deswegen empfehlen wir US-Dollar-Positionen weiter zu halten. Ein Ziel von 1,10 US-Dollar zu Euro ist durchaus erreichbar.

Demnächst haben wir vielleicht eine neue Währung in Europa. Italien prüft gerade die Ausgabe sogenannter Mini-BOTs (Buoni Ordinari del Tesoro) als Parallelwährung zum Euro. Der Staat will mit diesen Mini-BOTs seine Schulden bei seinen Lieferanten begleichen. Umgekehrt sollen die Empfänger mit ihnen ihre Steuern bezahlen können.

Rohstoffwerte

Obwohl der Juni historisch ein schwacher Monat für den Goldpreis ist, hat Gold die von vielen technischen Analysten stark beobachtete Marke von 1.365 US-Dollar im Juni durchbrochen. Hier haben natürlich die beständigen Reden der Zentralbanker über neue Zinssenkungen geholfen. Wir gehen davon aus, dass Gold auch zukünftig weiter an Wert gewinnen wird.

Die Zentralbanken von Russland, China und Indien haben weiter Gold gekauft. Hinzu kam der Kauf von Gold-ETFs speziell in Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und Italien. Wenn wir die Grafik für Gold im Jahr 2007 betrachten, können wir feststellen, dass sich der Goldpreis von Mitte Januar bis Mitte August 2007 in einer engen Spanne zwischen 630 und 690 US-Dollar bewegt hat. Als aber die amerika- nische Zentralbank anfing, die Zinsen zu senken, stieg er bis zum Jahresende auf 840 US-Dollar. Im März 2008 notierte er bei circa 1.000 US-Dollar, bei- nahe 55 Prozent höher. Ich gehe davon aus, dass die Fed jetzt die Zinsen wieder senkt, erwarte aber nicht, dass diese Zinssenkungen erfolgreich sein werden, sodass bald eine neue „Quantitative Easing“-Runde (QE4) eingeläutet werden wird. Als die Fed im November 2008 QE1 verkündete, stand der Goldpreis bei 700 US-Dollar. Am Jahresende 2008 wurden 800 US-Dollar (+26 Prozent) notiert und 2011, nur 2,5 Jahre später, stand Gold bei 1.900 US- Dollar.

Ich empfehle daher, weiter Gold und Goldminenaktien zu halten. Die im Fonds befindliche Aktie Agnico Eagle Mines (AEM) sollte im zweiten Halbjahr und nächstes Jahr ihre Ergebnisse signifikant verbessern. Die Firma befindet sich in einem Übergangszeitraum. Zwei ihrer Minen, Meadowsbank und Lapa, sind mehr oder weniger ausgebeutet. Die beiden neuen Minen Meliadine und Amaruth starten in Kürze.

Sean Boyd, AEM CEO: „With commercial production expected shortly at Medidine and Amaruth on schedule for start-up in the third quarter of 2019, we anticipate higher gold production to result in increased earnings and cash flow in the second half of the year.“ AEM sollte einen höheren Cashflow erzielen und plant damit, die Schulden zu reduzieren und eine höhere Dividende auszuschütten. In den letzten 36 Jahren hat die Gesellschaft ohne Unterbrechung eine Dividende gezahlt. Ihre Minen liegen in Kanada, Finnland und Mexiko.

Portfoliostrategie

David Lafferty, Chefstratege von Natixis sagte kürzlich: „Ich würde mir sehr viel Sorgen (wegen der Schulden) machen, wenn ich einen langfristigen Zeithorizont hätte. Ich würde mir kurzfristig aber nicht allzu viele Sorgen machen.“ Übersetzt heißt das: Schulden werden eines Tages zu einem Desaster führen, aber heute ist es noch nicht so weit. Haben wir 2007 kurz vor der Bankenkrise nicht ähnlich gedacht?

Die größte Belastung für die Märkte ist allerdings der sogenannte Handelskrieg. Es geht aber in Wirklichkeit nicht um den Handel, sondern um die technische Vorherrschaft. Als die Weltmacht Großbritannien von den USA abgelöst wurde, war die Vorherrschaft auf den Weltmeeren der entscheidende Faktor. Der US-Boykott gegen Huawei und Pekings Drohung seltene Erden nicht mehr zu exportieren, zeigt die strategische Dimension dieser Auseinandersetzung. Sie wird nicht so schnell beendet sein und lässt sich auch nicht mit einem Vertrag lösen. Die politische Lage wird die Firmen langfristig in Atem halten und die wirtschaftlichen Verhältnisse werden unvorhersehbar. Es bleibt also dabei: Vorsicht ist angesagt.

Die Hornbach Holding AG (unsere Empfehlung in Brief Nr.6) notierte am 3. Juni bei 43,75 Euro. Unser Limit kam nicht zum Zug. Inzwischen notiert die Aktie wieder bei circa 50 Euro. Wir bleiben bei unserem Limit.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
28. Jun in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag 5.Feb. 18 8,59 Montag 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 45,04 9,04 25,10%
Shire PLC 35,52 Montag 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag 9.April 18 8,00 Montag 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 4. Juni 18 82,32 Montag 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 Mittwoch 17. April 19 9,92 -16,52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag 14.Aug. 18 33,68 45,04 11,36 33,71%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch 6. März 19 29,06 Mittwoch 29. Mai 19 25,77 -11,32%
Newmont Mining Mittwoch 17. April 19 30,26 33,83 3,57 11,80%
Hornbach Holding AG Limit 40,50
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 11,67%

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: 18,59% – Euro Stoxx 50 P: 18,32% – SMI: 17,43% – RexP: 2,07% – SBI: 3,50% – Gold(in US$): 9,65%

per 28.06.2019

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 6

Gastbeitrag von Herrn Ottmar Beck, Vermögensverwalter /Schweiz

Wilen, den 3. Juni 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

Das Ergebnis der Europawahl ist deutlich gegen Europa gerichtet. Das ist ein Problem denn international hat nur Europa eine Stimme und die Stimme der einzelnen Staaten sind bei internationalen Verhandlungen immer mehr irrelevant. Das Ergebnis kann in der Zukunft zu einer stärkeren Schwankung bei den Aktien und zu einem fallenden Eurokurs gegenüber dem Dollar führen. Ein fallender Eurokurs liefert Präsident Trump zusätzliche Argumente für seine Handelsgespräche mit Europa. Rechnen Sie mit steigenden amerikanischen Auto Zöllen. In Deutschland hat die Wahl den Klimaschutz in den Vordergrund gerückt. Dies ist aber ein deutsches Phänomen, denn außerhalb Deutschlands war der Erfolg der Grünen überschaubar.

Geld ist der Treibstoff der Wirtschaft und Geld wird in erster Linie von den Zentralbanken gesteuert.

Diese sehen heute ihre wichtigste Aufgabe darin einen wirtschaftlichen Zusammenbruch wie 1930 und 2008, als die amerikanische Zentralbank Lehmann Brothers in den Bankrott gehen ließ, zu verhindern. Dies zeigt sich im folgenden Chart der über die letzten Jahre den Kurs für Europas Banken aufzeigt.

Hier sieht man deutlich, dass die Zentralbanken immer interveniert haben, wenn dieser Index in den Bereich von 90 gefallen ist.

In 1992 als Deutschland vereinigt und politisch gewollt die Ostmark sehr großzügig in die deutsche Mark getauscht wurde, hat die Bundesbank, die Realzinsen auf ein sehr hohes Niveau steigen lassen. Dies hatte zur Folge, dass Schweden, Großbritannien und Italien den fixierten Wechselkursmechanismus, einen Vorgänger des Euro, verließen. Damals fiel der Index von 120 auf 90.

In 2008 als der Index von 450 auf 90 fiel hat die amerikanische Zentralbank das Quantitative Easing Programm eingeführt und China hat die Wirtschaft massiv mit Krediten angestoßen. In der Folge sind europäische Bankaktien deutlich gestiegen.

Ein wenige Jahre später war Griechenland bankrott und in der Eurokrise ging es um das Überleben des Systems. Der europäische Bankenindex ist damals von ca. 220 auf 70 Punkte gefallen. Der berühmte Satz: „what ever it takes“ von Mario Draghi rettete das System. Danach stieg der Index der auf 150. Als in 2015 die chinesische Wirtschaft schwächere Zahlen lieferte und von einer Abwertung des Renminbi geredet wurde, witterte der Markt die Gefahr einer weltweiten deflationären Krise. Wiederum fiel der europäische Bankindex unter 90. Als Folge davon wurde im Februar 2016 bei dem G 20 Treffen ein Währungs-Agreement beschlossen und die EZB teilte mit, dass sie in Zukunft auch europäische Unternehmensanleihen kaufen wird. Auch daraufhin erholte sich der Index wieder.

Bis Ende 2018 fiel der Index von 140 auf 86. Zu diesem Zeitpunkt beendete die amerikanische Zentralbank die Zinssteigerungsphase und der Bankenindex erholte sich auf 103.

Allerdings ist er jetzt schon wieder mit einem Index- stand von 89 in der Gefahrenzone. Bemerkenswerter Weise werden die Erholungsphase sowohl immer kleiner und als auch kürzer. Geht den Zentralbanken die Munition aus? Sollte der Index in den kommenden Monaten weiter unter 90 bleiben, wird uns mit hoher Wahrscheinlichkeit eine neue Rezession treffen.

Sollte dieses Szenario eintreffen zeigt der folgende Chart von Gluskon Sheff bei welcher Anlagegattung Sie in einer Rezession am besten aufgehoben sind.

Aktien

Die gute Kursentwicklung bei Aktien in den letzten Jahren und die Erholung bei den Immobilienpreisen haben dazu geführt, dass die US-Haushalte ihr Vermögen deutlich gesteigert haben. Dies trifft jedoch nur für einen Teil der Bevölkerung zu. Wichtig sind für die amerikanische Wirtschaft die Ausgaben der Konsumenten. 1967 betrug der Anteil des Privatkonsums an der amerikanischen Wirtschaft 59 %. Jetzt macht er bereits 68 % aus. Er hat damit einen Anteil von zwei Drittel des Bruttoinlandsproduktes. Allerdings trügt der Schein etwas. Denn die Mehrausgaben betreffen einzig die Gesundheitsvorsorge. Werden diese ständig steigenden Kosten herausgerechnet, bleibt der Anteil des Privatkonsums an der Wirtschaftsleistung bei ca. 54 %.

Da das Bruttosozialprodukt insgesamt gestiegen ist,haben sich in Dollar gerechnet die Ausgaben der Verbraucher natürlich deutlich erhöht. Die Zahlen zeigen allerdings deutlich, wie attraktiv die Gesundheitsbranche ist und wahrscheinlich auch in der Zukunft bleibt.

Auf diesen Brief komme ich noch einmal auf den langfristigen Erfolg in Aktien zurück. Der folgende Chart kombiniert das Kursgewinnverhältnis (P/E) mit der folgenden annualisierten zehn Jahresrendite. Die letzte Zahl auf diesem Diagramm betrifft die Periode von 2009-2018. Der Chart zeigt deutlich das inverse Verhältnis zwischen Kurs- Gewinn-Verhältnis und den Anlageerfolg über die nächsten zehn Jahre. Ein diversifiziertes Portfolio, das in einem Jahr mit einem tiefen Kurs-Gewinn Verhältnis gestartet wurde, hat ein Portfolio, das in einem Jahr mit hohen Kurs- Gewinn-Verhältnis gestartet wurde, im Anlageerfolg deutlich übertroffen. Startet eine Dekade mit einer hohen Bewertung, zurzeit liegen wir bei einem Kursgewinnverhältnis von der X, können wir einen Erfolg in der Nähe der historischen Tiefs erwarten.

Allerdings sagt die Bewertung nichts über kurzfristige Bewegungen aus.

Festverzinsliche Wertpapiere

Ein Witz besagt: Man kann die Richtung der Zinsentwicklung über die Größe des Vorsitzenden der amerikanischen Zentralbank voraussagen. Was mich bei dieser Bemerkung überrascht, ist, dass Präsident Trump, der niedrige Zinsen will, den über 1,80 m großen Jay Powell zum Präsidenten der Federal Reserve ernannt hat.

Aufgrund der Zinserhöhungen der amerikanischen Zentralbank hatten wir im letzten Jahr einen Punkt erreicht an dem der Zins auf eine einmonatige amerikanische Staatsanleihe grösser war, wie die Dividendenrendite des S&P500. An diesem Punkt an hat niemand mehr von TINA (There Is No Alternativ) geredet. Zinsanlagen wurden wieder attraktiv.

Wenn wir die Reduzierung der Bilanzsumme der Fed und die neun Zinserhöhungen zusammenfassen, kommen die Analysten auf eine rechnerische gesamte Belastung des Marktes von 3,5 Prozent durch die Fed. Davon haben wir bisher in der Wirtschaft noch nichts gespürt. In der Vergangenheit ist aber auf einen solchen Straffungskurs der Fed immer eine Rezession (grau) gefolgt.

Zu diesem Zinsumfeld kommt, dass die veröffentlichten Konjunktur- und Vorlaufindikatoren auf dem niedrigsten Stand seit 2009 sind.

 

Da der Wirtschaftszyklus dem Fed-Zyklus folgt werden wieder sinkende Zinsen in Amerika und eine Rezession (grau) immer wahrscheinlicher.

Die Rendite zehnjähriger deutscher festverzinslicher Wertpapiere hat inzwischen schon wieder ein neues Tief erreicht. Vielleicht folgt diesmal Amerika Europa.

Langfristige Zinspapiere sind solange sie noch einen positiven Zins abwerfen und die Bonität stimmt nach wie vor interessant.

Schwellenländer

Der Ölpreisanstieg und die Entscheidung von Präsident Trump, die Sanktionen gegen Teheran auszuweiten, schaden vor allem der stark vom Öl-Import abhängigen Türkei. Die Türkei bezieht 27 % ihres Öls und 17 % des Erdgases aus dem Iran. Daher hat sich die Türkei auch sofort gegen das Embargo ausgesprochen. In der Vergangenheit war es auf Sicht von fünf Jahren immer erfolgreich, in der Türkei zu investieren, wenn Sie sich einer Rezession befand und die Lira schwach war. Wir empfehlen daher weiterhin dabei zu bleiben.

Wenn die chinesische Wirtschaft nicht wieder belebt wird, können die Probleme um die finanzielle Stabilität in China wieder in den Vordergrund rücken. Dies trifft besonders die zweitrangigen Banken, da Not leidende Kredite in ihren Büchern besonders weiter zunehmen würden. Der Handelskrieg zwischen den USA und China könnte einen Rückgang des Wachstums in China noch beschleunigt. Dies würde den chinesischen Aktienmarkt nach der Erholung in den ersten drei Monaten dieses Jahres stark treffen

Währungen

Im letzten Brief hatte ich noch geschrieben, dass der US Dollar im Sommer oft zur Schwäche neigt. Doch die politischen Risikofaktoren und der deutlich in die Zukunft verlagerte der Zeitpunkt einer europäischen Zinswende werdenden den US-Dollar auch in den kommenden Monaten unterstützen. Hierzu kommt das zurzeit immer noch bestehende Wachstumsgefälle zu Gunsten der USA. Der Dollar könnte im Verhältnis zum Euro durchaus 1,10 erreichen.

Der SNB-Präsident Thomas Jordan hat kürzlich gesagt, dass die Negativzinsen von heute -0,75 % bei Bedarf noch weiter gesenkt werden könnten. Diese explizite Erwähnung einer möglichen Verschärfung des Negativzins-Regimes kam sehr überraschend. Der Franken ist nach Ansicht der SNB immer noch zu hoch bewertet und notiert handelsgewichtet rund 5 % höher als unmittelbar vor der Aufhebung des Euro Mindestkurses im Januar 2015. Doch die Schweiz braucht keinen zusätzlichen Konjunkturstimulus in Form noch tieferer Zinsen. Daher dürfte die Bemerkung von Thomas Jordan unter dem Begriff verbale Intervention „wir können, wenn wir wollen“ abgelegt werden. Die SNB wird die Zinsen im Moment nicht weiter senken. Allerdings wird sie die Zinsen auch nicht vor der EZB erhöhen.

Rohstoffwerte

Obwohl die Zentralbanken weiterhin Gold kaufen, hat dies dem Preis nicht genutzt. Im ersten Quartal 2019 haben die Notenbanken 145 Tonnen Gold erworben. Das waren 59 t mehr als in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres. Der Ausbau der Notenbank Reserven macht über 80 % des Anstiegs der gesamten Goldnachfrage aus . Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Im Vergleich der Währungsre- serven haben viele Zentralbanken der Schwellenländer im Vergleich zu den Industrieländern noch eine hohe Untergewichtung in Gold. Zusätzlich stellt Gold eine Diversifikation aus dem US-Dollar da. Gold und Goldminenaktien sind nach wie vor eine interessante Anlage.

Die Gazprom Aktie hat im Mai an einem einzigen Tag über 20 Prozent auf 5,83 Euro zugelegt. Dies war die Reaktion auf die deutlich von 10,43 Rubel auf 16,61 Rubel (circa 23 Cent) angehobene Dividende. in diesem Fall hat sich ausgezahlt, dass wir immer empfohlen hatten, die Aktie aufgrund ihrer niedrigen Bewertungen auch in der schlechten Phase 2016 (2,9 Euro) weiter zu halten(Empfehlung 4,70 Euro 03/ 2014). Bleibt die Dividende auch in Zukunft auf diesem Niveau, wovon wir ausgehen, sollte die Aktie des weltgrößten Erdgasproduzenten, der nach wie vor günstig bewertet ist, auch weiter im Depot verbleiben.

Portfoliostrategie

Da Verluste das langfristige Ergebnis überproportional belasten, sind diese möglichst zu vermeiden. Der nächste Chart zeigt welchen Erfolg wir brauchen um einen Verlust auszugleichen. Je größer der Verlust ist desto höher muss der folgende Gewinn sein um den Ausgleich zu erreichen

Das System funktioniert in beiden Richtungen. Ein Verlust von 30 Prozent kann einen Gewinn von 43 Prozent wieder vernichten. Andersherum benötigt ein Verlust von 30 Prozent einen Erfolg von 43 Prozent, um das Ergebnis wieder auszugleichen.

Wir haben die Kraft Heinz Company am 5. März mit einem Stop Loss Limit von 30 US $ empfohlen. Dieses Limit wurde am 28. Mai mit einem Schlusskurs von 29,06 US $ unterschritten. Dem zufolge haben wir den Wert am 29. Mai mit einem Kurs von 25,77 Euro verkauft.

Die Hornbach Holding AG wird bei der Hauptversammlung am 5. Juli eine Dividende von 1,50 Euro vorschlagen. Die Aktie ist seit Oktober 2017 um bei- nahe 50 Prozent gefallen. Der Umsatz stieg im letzten Geschäftsjahr um 5,3 Prozent. Allerdings stiegen die Personal- und Sachkosten überproportional. Ich traue der immer noch mehrheitlich im Familienbesitz befindlich Gesellschaft zu, dass sie durch Kos- tendisziplin ihre Profitabilität wieder auf das alte Niveau verbessern wird. Die Gesellschaft hat einen umfangreichen Immobilienbesitz und ein Eigenkapital von 50 Prozent. Wir legen ein Abstauber Limit von 40,50 an die Börse.

Es bleibt aber dabei, Vorsicht ist angesagt.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
31. Mai in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag 5.Feb. 18 8,59 Montag 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 39,15 3,15 8,74%
Shire PLC 35,52 Montag 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag 9.April 18 8,00 Montag 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 4. Juni 18 82,32 Montag 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 Mittwoch 17. April 19 9,92 -16,52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag 14.Aug. 18 33,68 39,15 5,47 16,23%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch 6. März 19 29,06 Mittwoch 29. Mai 19 25,77 -11,32%
Newmont Mining Mittwoch 17. April 19 30,26 29,63 -0,63 -2,07%
Hornbach Holding AG Limit 40,50
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 11,67%

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: 11,06% – Euro Stoxx 50 P: 9,30% – SMI: 12,99% – RexP: 1,71% – SBI: 1,43% – Gold(in US$): 3,42%

per 31.05.2019

 Informationen: www.axxion.de

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 4

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

Wilen, den 2. April 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

weiterhin keine Lösung zur Verhinderung eines ungeordneten Brexit in Sicht, ein Veto des US- Präsidenten, ein auf wirtschaftliche Risiken verweisender EZB-Präsident, weltweit zurückgehende wirtschaftliche Erwartungen und ein schwaches Wirtschaftswachstum in China – all das hätte eigentlich zu einem Rückgang der Aktienkurse führen müssen. Dennoch war die Entwicklung der internationalen Aktienmärkte meistens erfreulich und der DAX erreichte ein neues Jahreshoch.

Wie geht es weiter? Im letzten Jahr, als alle Auguren noch von einem ewigen Boom träumten, kam es zum Jahresende zu einem kleinen Crash und jetzt, wo man oft negative Nachrichten hört, erreicht die Börse einen neuen Höchststand. Wie so oft weiß keiner, was auf kurze Zeit passieren wird. Dies trifft vor allem in Zeiten von wechselnden Meldungen zu – wie immer bei einem Umbruch.

Das Ziel eines jeden Anlegers ist, sein Depot wachsen zu lassen und gleichzeitig sein Kapital zu erhalten. Diese beiden Ziele liegen allerdings konträr zueinander. Gehen Sie für eine höhere Wertentwicklung ein höheres Risiko ein, nehmen Sie mit Sicherheit auch (höhere) Verluste in Kauf. Bevorzugen Sie eine konservative Anlagestrategie, müssen Sie Abstriche an der Rendite machen. Die Crux ist, die richtige Balance zu finden und zu wissen, wann man offensiver und wann defensiver sein sollte. Deshalb ist es wichtig, die langfristige Bewertung der Aktienmärkte zu verstehen. Denn sie sagt zwar nichts über die Wertentwicklung der nächsten zwei Jahre, dafür aber viel über die der nächsten zehn Jahre. Die Marktkonditionen beim Kauf bestimmen aber den Gewinn in den nächsten zehn Jahren.

Aktien

Die folgende Aufstellung zeigt deutlich, dass zumindest der US-Markt nach beinah allen bekannten Bewertungsmaßstäben überbewertet ist. Lediglich jene, die im Zusammenhang mit den niedrigen Zinsen stehen, weisen eine Unterbewertung auf. So wie das Verhalten der Zentralbanken aussieht – auf jeden Einbruch am Aktienmarkt folgt eine Zinssenkung –, wird der längste Haussemarkt der Geschichte wohl nicht mit einem Crash enden. Es sieht eher nach der Methode «drei Schritte zurück, zwei Schritte vor» aus. Nach den Crashs von 2000 und 2008 dürfte das für uns eine neue Erfahrung werden. Ob es tatsächlich zu einem solchen Verhalten kommt, werden wir allerdings erst im Nachhinein feststellen können.

Betrachtet man, siehe Grafik unten, die vier gängigsten Bewertungsmaßstäbe für die reale Rendite des S&P 500 für 2028 ergibt sich kein optimistisches Bild.

Die Grafik zeigt, wie gut die Prognosen zur 10- Jahres-Wertentwicklung des S&P 500 mithilfe dieser Methoden in der Vergangenheit waren. Die runden Punkte zeigen Ihnen, wie die vier Methoden die Entwicklung für die nächsten zehn Jahre sehen. Eines lässt sich zumindest für alle Methoden festhalten: Die Voraussagen liegen weit unter der erwarteten Rendite des S&P 500.

Leider treffen die Bewertungsmaßstäbe keine Aussage dazu, wie sich die Börsenkurse in den nächsten Jahren verhalten werden. So können die Kurse für die nächsten fünf Jahre um ca. 1 Prozent pro Jahr steigen, um dann um 9 Prozent für die nächsten fünf Jahre zu fallen. Daher ist es so schwierig, diese Methoden für die kurzfristige Geldanlage zu nutzen. Für langfristig denkende Anleger sollten diese Indikatoren jedoch zumindest das gelbe Licht aufflackern lassen. Eine voraussichtlich enttäuschende 10- Jahres-Periode in der Zukunft, ist nicht der Zeitpunkt, um eine hohe Aktienquote im Portfolio zu halten. In dieser Zeit ist – so schlecht die Rendite auch sein mag – Diversifizierung angesagt.

Nach dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat auch das ifo-Institut die Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum kräftig gesenkt. Das Bild für die exportabhängige deutsche Wirtschaft trübt sich ein. Vor allem da die deutsche Wirtschaft maßgeblich von den Exporten des Maschinenbaus und der Autoindustrie abhängig ist. Andererseits sind die Binnennachfrage und Arbeitsmarktzahlen in Deutschland immer noch hervorragend.

Allerdings können wir die guten Beschäftigungszahlen, zumindest nach dieser Statistik der Leuthold Gruppe, auch so deuten: auf Sonnenschein folgt Regen.

Wie maßgeblich die internationalen Märkte für deutsche Firmen sind, zeigen die Zahlen von BMW. Der Nettogewinn sank letztes Jahr um ein Sechstel auf 7,2 Milliarden Euro. Daher will das Unternehmen, selten für große deutsche Aktiengesellschaften, die Dividende von 4 auf 3,50 Euro je Stammaktie kürzen.

Festverzinsliche Wertpapiere

Betrachtet man die momentane Situation an den Finanzmärkten, drängt sich mir leider die Erinnerung an die Kriege im Irak und Afghanistan auf. Beide wurden mit einer enormen militärischen Kraft geführt und in der ersten Runde gewonnen. Aber über eine Ausstiegsstrategie hat wohl niemand vorher nachgedacht. Die Schlacht wurde gewonnen, aber wie es enden wird, weiß niemand. Die Vorgehensweise der Zentralbanken ist ähnlich. Sie haben zwar mit dem Gelddruck- und Zinssenkungsexperiment, das in diesem Ausmaße noch niemand zuvor versucht hat, den Absturz der Märkte und der Wirtschaft erst einmal verhindert, aber einen Plan zum Ausstieg scheint es nicht zu geben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) möchte den Wirtschaftsabschwung in der Eurozone nicht schon im Keim ersticken. Die Notenbank hat daher beschlossen, eine für den Herbst avisierte Leitzinserhöhung mindestens bis ins nächste Jahr zu verschieben. Gleichzeitig einigte sich der EZB-Rat auf ein neues Kreditprogramm für Europas Banken, um Finanzierungsengpässe für die Institute auszuschließen. Im Ergebnis wird die Eurozone das erleben, was Japan schon seit 20 Jahren erlebt: Die Zinsen werden sehr lange niedrig bleiben und die Wirtschaft wird nur sehr langsam wachsen.

Auch die folgende Grafik zeigt deutlich, in welcher Situation sich die Zentralbanken befinden. Trotz der immer noch sehr niedrigen Zinsen hat die Zinsbelastung für US-Konsumenten einen Punkt erreicht, an dem der Konsum eingeschränkt werden muss. In der Folge kam es in der Vergangenheit dann meist zu einer Rezession. Jede weitere Zinserhöhung in den USA würde uns der Rezession also ein Stück näher bringen.

Daher plädiert der neue Wunschkandidat von Präsident Donald Trump für einen vakanten Direktorenposten bei der Notenbank Fed für eine sofortige Zinssenkung, und zwar gleich um einen halben Prozentpunkt. Stephen Moore ist Ökonom und Senior Fellow der konservativen Denkfabrik Heritage Foundation. Auch der Chef der Chicago Fed, Charles Evans, sagte am 25. März in einer Rede in Hongkong, dass die Risiken für Negativszenarien wieder sehr groß seien und die Zinsen vielleicht wieder gelockert werden müssten, sofern die Inflation nicht weiter anziehe.

Rohstoffe

März bis Juni sind historisch für den Goldpreis meist eine schlechte Periode. Dafür ist die momentane Preisentwicklung sehr gut.

Auch das langfristige Verhältnis zwischen dem Index Dow Jones Industrial und Gold spricht entweder für eine weitere Erholung des Goldpreises oder für fallende Kurse am Aktienmarkt.

Portfoliostrategie

Wenn Sie 20 Jahre alt sind, kaufen Sie sich einen guten ETF mit niedrigen Kosten, der den Markt ab- bildet. Zahlen Sie die nächsten 30 Jahre jedes Jahr neu ein und Sie erhalten so einen guten Durchschnittskosteneffekt. Wenn die nächste Rezession die Kurse kräftig fallen lässt, zahlen Sie weiter ein und bleiben bei Ihrem Plan.

Aber wenn Sie älter sind, haben Sie weniger Zeit: Sie können nicht Jahrzehnte warten, um einen 50- prozentigen Verlust auszugleichen. Die Zeit wird leider oftmals unterschätzt, da in den meisten Statistiken die Inflation nicht berücksichtigt wird. Wenn Sie 50 Jahre alt sind und beabsichtigen, in den nächsten 15 bis 20 Jahren teilweise von Ihrem Vermögen zu leben, dann schauen Sie sich die folgende Grafik an. Sie macht deutlich, wie lange es unter Berücksichtigung der Inflationsrate gedauert hat, bis Sie Ihre Anlagegelder wieder hatten. Und Inflation ist wichtig, da Sie auch in der Zukunft von Ihrem vorhandenen Vermögen Ihre Einkäufe tätigen müssen. Vereinfacht heißt das: Die Startkonditionen sind wichtig.

Es hat 14 bis 18 Jahre gedauert, um sich von den beiden letzten globalen Finanzkrisen zu erholen. Wenn Sie jetzt 50 Jahre alt sind, sind 64 oder 68 eine lange Pause mit Nullwachstum. Die rosarote Fläche zeigt Ihnen, in welchem Zeitraum Sie mit Ihrem Vermögen im negativen Bereich gelegen haben. 1999 waren die Märkte schon einmal sehr teuer und dasselbe war 2008 der Fall. Es folgte jeweils eine Rezession. Diese hat die Bewertungen wieder zurückgeführt und eine bessere Ausgangslage für die Zukunft geschaffen. Rezessionen räumen den Markt auf und schaffen hervorragende Investmentmöglichkeiten. Da die Märkte wieder teuer geworden sind, gibt es sehr wenige Kaufgelegenheiten und wir müsssen geduldig warten.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
29. Mrz in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag 5.Feb. 18 8,59 Montag 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 38,79 2,79 7,75%
Shire PLC 35,52 Montag 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag 9.April 18 8,00 Montag 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 4. Juni 18 82,32 Montag 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 10,19 -1,69 -14,23%
Agnico-Eagle Mines Dienstag 14.Aug. 18 33,68 38,79 5,11 15,17%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch 6. März 19 29,06 29,01 -0,05 -0,17%
Totaler Wertzuwachs bei gleich grosser Anlage in jedem Titel 20,19%

Bei Südzucker gab es wieder eine Enttäuschung. Die Gesellschaft gab, wie erwartet, schwache Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/2019 und einen einen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019/ 2020 bekannt, das alles andere wie gut war. Davon war die im letzten Monat gekaufte Hybrid-Anleihe von Südzucker negativ betroffen. Es soll ein „Cash Flow Ereignis“ vorliegen. Da offensichtlich der konsolidierte Cashflow der Südzucker AG fünf Prozent der konsolidierten Umsatzerlöse unterschritten hat, wird es an den Zinsterminen Ende Juni, September und Dezember 2019 sowie Ende März 2020 keine Zinsen geben. Die Anleihe hat daraufhin noch einmal deutlich nachgegeben. Ich hatte das nicht erwartet aber damit kalkuliert. Bei dem derzeitigen Zinsumfeld ist die Aussetzung der Zahlung eines Zinses für das nächste oder auch übernächste Geschäftsjahr ärgerlich, aber die Hybrid-Anleihe wurde zu einem Kurs von 79,25 Prozent gekauft. Ich halte die Südzucker AG für nicht Konkurs gefährdet. Die Eigenkapitalquote liegt immer noch bei 50 Prozent. Wenn sich die Zahlen der Firma wieder normalisierten, dürfte der Zuwachs des Kurses der Anleihe den ausgefallenen Zins mehr als kompensieren.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: 9,16% – Euro Stoxx 50 P: 12,17% – SMI: 12,44% – RexP: 0,99% – SBI: 2,01% – Gold(in US$): 2,19%

per 29.03.2019

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.
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