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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 5

Beitrag von Ottmar Beck / Vermögensverwalter /Schweiz

Wilen, den 5. Mai 2022

»Having experienced the damage that asset price bubbles can cause,

we must be especially vigilant in ensuring

that the recent experiences are not repeated.«

Ben Bernanke, Federal Reserve Chair, 3. Januar 2010

Sehr geehrte Damen und Herren,

wann immer der Krieg endet, zwei Dinge werden bleiben: wesentlich höhere Energiepreise und ein deutlich schwächeres Wachstum. Und auch andere Probleme ermutigen nicht, besonders optimistisch zu sein: Die Pandemie ist bei Weitem noch nicht überwunden und die Inflation ist anhaltend hoch. Die Angst, die mit der kriegerischen Auseinandersetzung verbunden ist, wird sich langfristig negativ auf die Weltwirtschaft auswirken. Erneut wird es einen eisernen Vorhang geben, einen ökonomischen. Das ist ein weiterer Schritt auf dem Weg Richtung Deglobalisierung. Die lange vernachlässigte militärische Rüstung wird vor allem für Europa sehr teuer werden. Zentralbanken haben schon in der Vergangenheit nichts gegen die rapiden steigenden Inflationsraten getan. Jetzt gibt ihnen die Unsicherheit, die der Krieg mit sich bringt, einen neuen Grund, die Zinsen nicht zu stark steigen zu lassen: Kein Notenbanker will für eine Rezession verantwortlich gemacht werden. Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) vor der Frage steht, ob sie die Inflation entschlossen bekämpfen oder den Euro retten soll, wird sie sich für den Euro entscheiden.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) gab eine der beeindruckendsten Pressekonferenzen, die ich je verfolgt habe. Auf einem Podium mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Fed-Chef Jerome Powell wurden von Kristalina Georgieva, der geschäftsführenden Direktorin des IWF, einige seltene Wahrheiten ausgesprochen. Zunächst nannte sie einige harte Fakten, sprach über die explodierende Staatsverschuldung – »größter Anstieg seit dem Zweiten Weltkrieg« – und darüber, wie die derzeitigen Spitzenwerte viele Länder in Bedrängnis bringen werden. Sie erklärte, dass wir es im Grunde mit einem Ausfall von Staatsanleihen zu tun haben werden: Viele Regierungen stehen vor dem Bankrott und die Anleger werden einen Abschlag auf ihre Staatsanleihenportfolios hinnehmen müssen (das meint sie mit »Umstrukturierung der Schulden«). Tief durchatmen. Nachdem sie über einige exogene Schocks wie COVID und den Krieg zwischen der Ukraine und Russland gesprochen hatte, wies Georgieva darauf hin, dass die Regierungen es versäumt hätten, ihre Schulden zu tilgen, obwohl sie es sich hätten leisten können. Als letzte Rednerin sprach Georgieva eine Wahrheit aus, die selten in einem offiziellen Statement des IWF erwähnt wird, nämlich dass die Institutionen des IWF oft kurzsichtig sind und dass eine unbeabsichtigte Folge geldpolitischer Stimulierungsprogramme die Inflation ist. Für ein Publikum aus Finanzfachleuten mag dies nicht beeindruckend klingen, aber da fast alle politi- schen Führer ausschließlich auf exogene Schocks verweisen, um die steigende Inflation zu erklären, werden wir eine bessere Anerkennung dessen, was ist, kaum bekommen. Sie können sich die gesamte Pressekonferenz über diesen Link ansehen: https://meetings.imf.org/en/2022/spring/schedule/2022/04/21/imf-seminar-debate-on-the-global- economy.

Festverzinsliche Wertpapiere

Wie ist der Stand der Dinge hinsichtlich der Notenbankzinsen? Barron’s drückt es so aus: »Befürchtungen, dass der Offenmarktausschuss der Federal Reserve Bank die Zinsen bei jeder seiner nächsten Sitzungen um einen halben Prozentpunkt anheben könnte, führten zu einem sprunghaften Anstieg der Anleiherenditen und zurückgehenden Aktienmärkten. Unerwartete Gewinnenttäuschungen bei einigen der zuverlässigsten Technologieaktien der Wall Street trugen zur weiteren Verunsicherung der Anleger bei. Der Fed-Vorsitzende Jay Powell befürwortet jetzt eine Anhebung der Zinsen um einen halben Punkt auf der nächsten Fed-Sitzung in diesem Monat. Die Anleihemärkte in den USA rechnen jetzt mit bis zu vier solchen Schritten in den nächsten sechs Monaten.« Die Party war großartig. Jetzt setzt der Kater ein. In der Eurozone hat die jüngste Beschleunigung der Inflation und die Einpreisung einer zukünftigen Leitzinserhöhung durch die EZB, zu einem Anstieg der Anleiherenditen geführt. Die Inflation in der Eurozone ist von 1,3 Prozent im März 2021 auf 7,5 Prozent im März 2022 gestiegen und die Rendite 10-jähriger Anleihen von –0,5 Prozent im August letzten Jahres auf heute 0,9 Prozent (der schnellste Anstieg seit mehr als 20 Jahren). Daher muss sich auch die EZB darauf vorbereiten, ihre verrückte Negativzinspolitik aufzugeben. Dies dürfte Madame Lagarde umso leichter fallen, da ihre Wahlhilfe (nicht steigende Zinsen) für Präsident Macron gewirkt hat. Immer mehr Zentralbanken in den einzelnen Ländern beginnen die EZB und ihre Präsidentin Christine Lagarde zu drängen, die Inflation zu bekämpfen. Dies wird zu einer Rezession in Europa führen, wenn sie nicht schon begonnen hat.

Der Index MSCI World High Dividend liegt mit einer Rendite von 3,5 Prozent deutlich über den 2,9 Prozent der US- Anleihen-Benchmark und den 2,2 Prozent des globalen Aktienindex. Der MSCI-Index enthält nur Aktien, die eine deutlich überdurchschnittliche Dividendenrendite bieten und die Nachhaltigkeitsprüfung der Ausschüttung bestehen. Mit einer Gesamtrendite von knapp unter 0, verglichen mit einem Verlust von 11 Prozent für den MSCI AC World und etwa 9 Prozent für den Bloomberg-Index für Staatsanleihen hat er sich in diesem Jahr als eine Quelle der Widerstandsfähigkeit erwiesen. Leider sind auch die im Portfolio befindlichen deutschen und Schweizer Staatsanleihen deutlich unter Druck geraten, konnten jedoch immer noch besser als die Aktienindizes abschneiden. Eine weiter deutlich positive Performance konnten chinesische Staatsanleihen aufweisen. Dies wurde durch die Senkung der Mindestreserveanforderungen für Kreditinstitute der chinesischen Zentralbank und 23 Maßnahmen zur Ankurbelung der Kreditvergabe und zur finanziellen Unterstützung von Branchen, die unter den virusbedingten Einschränkungen leiden, erreicht. Die neuen Daten für März geben für die chinesische Konjunktur weiter Anlass zur Sorge und schließen eine Zinserhöhung aus. Präsident Xi Jinping wird alles tun, um die soziale Stabilität in einem für ihn entscheiden- den politischen Jahr nicht zu untergraben.

Aktien

So lange die Notenbanken Liquidität in die Märkte gepumpt haben, wurden Aktien wahllos gekauft, da die Unterschiede zwischen den einzelnen Titeln immer geringer wurden. Diese Phase ist vorbei. Die Auswahl von Einzeltiteln erhält wieder größere Bedeutung. Und damit bricht in Zukunft die Zeit der aktiven Manager an, da die Volatilität auf den Aktienmärkten Chancen eröffnet.

Aber generell passt hier, am Beispiel des amerikanischen Aktienmarkts, etwas nicht ins Bild: Die S&P- Gewinnschätzungen für 2022 sind von 200,03 auf 226,62 US-Dollar und für 2023 von 246,79 auf 248,30 US-Dollar gestiegen. Die Gewinnschätzungen steigen also im Vergleich zu 2022 um 9,75 Prozent. Aber:

  • Die Fed und andere Zentralbanken erhöhen die Zinsen so schnell wie zuletzt in den 1980er-Jahren.
  • Der Verbraucherpreisindex steigt beinahe überall um mehr als 5
  • Der 30-jährige Hypothekenzins beträgt in den USA nun 5,41 Prozent, vor einem Jahr lag er noch bei 3,1 Pro- zent (Deutschland 10 Jahre von unter 1 auf 2,7 Prozent, Schweiz 10 Jahre von 1,39 auf 2,45 Prozent).
  • Die Produktion leidet unter
  • Der Krieg in der Ukraine und Russland führt weltweit zu Nahrungsmittelknappheit und zu Energieknappheit in
  • Die Aktienmärkte
  • Höhere Kosten und Lieferprobleme zerstören die

Wenn Sie jetzt denken, dass ich bärisch bin, lesen Sie bitte John Hussman, sein letzter Beitrag ist ein echtes Juwel:

 https://www.hussmanfunds.com/category/comment/. Hier ein Auszug:

»Die größte Herausforderung für die Anleger im kommenden Jahrzehnt wird die Neubewertung von Wertpapieren sein, die nach mehr als einem Jahrzehnt rücksichtsloser und absichtlicher Spekulationen auf der Suche nach Rendite durch die Fed wieder angemessene langfristige Renditen erwarten lässt.

Das nachstehende Diagramm aktualisiert den Status unserer zuverlässigsten Bewertungsmaßstäbe für den Aktienmarkt auf der Grundlage ihrer Korrelation mit den tatsächlichen späteren Gesamtrenditen des S&P 500 in den verschiedenen Marktzyklen der Geschichte. Ihre historischen Profile sind weitgehend ununterscheidbar. Der Pfeil zeigt das aktuelle Bewertungsniveau, das über jedem vor 2020 beobachteten Bewertungsextrem liegt. Unser margenbereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnis (MAPE), für das Daten aus einem Jahrhundert zur Verfügung stehen, liegt sogar über seinem Höchststand von 1929.

Jede Kennzahl wird als Verhältnis zur historischen Norm dargestellt, die mit einer durchschnittlichen Gesamtrendite des S&P 500 von 10 Prozent pro Jahr verbunden ist. Die Feststellung, dass die jüngsten Markthochs das 3,6-Fache dieser historischen Normen erreicht haben, bedeutet im Wesentlichen, dass die durchschnittlichen S&P-500-Gesamtrenditen in den kommenden 10 bis 20 Jahren wahrscheinlich nicht annähernd 10 Prozent pro Jahr betragen werden.

Tatsächlich erwarte ich, dass die Gesamtrenditen des S&P 500, gemessen am jüngsten Markthoch, im Durchschnitt weit über ein Jahrzehnt lang negativ sein werden – ein Ergebnis, das ich auch zum Markthoch im Jahr 2000 prognostiziert habe. Sollte jedoch ein starker Marktrückgang diese Verluste vorwegnehmen, könnten die Anleger auch in ein oder zwei Jahren noch zufriedenstellende langfristi- ge Renditen erzielen. Es sind die gegenwärtigen Bewertungsextreme und die damit verbundenen schlechten langfristigen Renditen, angesichts derer langfristige Anleger zweimal überlegen sollten, ob sie sich darauf einlassen.

In der Zwischenzeit sollten Sie darauf achten, dass Sie Bewertungen nicht als kurzfristige Marktprognosen interpretieren. Das ist nicht die Art und Weise, wie Bewertungen funktionieren. Ob ein überbewerteter Markt weiter steigt oder stattdessen, wie ein Stein fällt, hängt in erster Linie davon ab, ob die Anlegerpsychologie zu Spekulation oder Risikoaversion neigt. Wenn Anleger zur Spekulation neigen, neigen sie dazu, wahllos zu handeln. Wenn Anleger risikoscheu sind, neigen sie dazu wählerisch zu sein. Aus diesem Grund ist unser zuverlässigster Indikator für Spekulation bzw. Risikoaversion die Gleichförmigkeit bzw. Divergenz der Marktinterna – über Tausende von Einzelaktien, Branchen, Sektoren und Wertpapierarten hinweg, einschließlich Schuldtitel unterschiedlicher Bonität.

Einfach ausgedrückt: Die schwersten Marktverluste treten in der Regel dann auf, wenn zu den hohen Bewertungen eine Verschlechterung und Divergenz der internen Marktdaten hinzukommt, was auf eine Risikoaversion der Anleger schließen lässt. Umgekehrt ergeben sich die größten Chancen, wenn ein erheblicher Rückgang der Bewertungen mit einer weitgehenden Einheitlichkeit der Marktinterna einhergeht, was auf eine spekulative Psychologie der Anleger schließen lässt.

                                 Historisches Bewertungsdiagramm von John Hussman

Ich (John Hussman) bin der festen Überzeugung, dass die Folge der jüngsten Spekulationsblase ein oder sogar zwei Jahrzehnte sein werden, in denen der S&P 500, gemessen an seinem jüngsten Höchststand, eine lange, interessante Reise ins Nichts antreten wird. Es ist auch wahrscheinlich, wenn auch nicht sicher, dass die Verluste in Form eines 50- bis 70-prozentigen Einbruchs des Index vorweggenommen werden, obwohl ein solcher Verlust höchstwahrscheinlich von mehreren längeren Erholungsphasen unterbrochen sein würde.«

Allerdings trifft die maßlose Überbewertung an den Börsen nicht alle Aktien:

Netflix war der erste Wert, den es erwischt hat. Das alte Spiel der zu hohen Bewertung und Erwartung – die Enttäuschung ist teuer. Nachdem Netflix um 160 US-Dollar auf 189 US-Dollar fiel, kommt jetzt die späte und »völlig nutzlose« Welle der Herabstufungen durch die Analysten. Die Gesellschaft hat in Russland 700.000 Kunden, insgesamt aber nur 200.000 Kunden verloren. Allerdings haben die Analysten 2,5 Millionen neue Kundenverträge erwartet. Jetzt plant Netflix eine preisgünstigere Version seines Dienstes mit Werbung. Das ist eine große Veränderung für das Unternehmen, nachdem es jahrelang seine Filme und Fernsehsendungen ohne Werbung angeboten hat. Aber nachdem es für dieses, zweite, Quartal einen weiteren Rückgang von 2 Millionen Kunden prognostiziert und außerdem schätzt, dass mehr als 100 Millionen Menschen seinen Dienst nutzen, ohne dafür zu bezahlen, scheint es sich zu diesem Schritt gezwungen zu sehen. Netflix hofft, letztere durch das neue Angebot als Kunden gewinnen zu können.

Finger weg!

Rohstoffe

Je länger der Krieg dauert, desto stärker wird er die Märkte beeinflussen. Wir bemerken das hauptsächlich an den Öl- und Gaspreisen. Wesentlich wichtiger sind allerdings die Lebensmittelpreise. 25 Prozent des Weizens weltweit kommen aus der Ukraine und Russland, 50 Prozent der Sonnenblumen aus der Ukraine, 40 Prozent des Kalidüngers aus Russland und Belarus. Die Knappheitspreise kann sich der Westen leisten, aber viele Länder und Hilfsorganisationen nicht. Vor allem die Länder im Nahen Osten, besonders Ägypten und der Libanon, hängen bei ihren Weizeneinfuhren stark von Russland und der Ukraine ab. Auch Libyen und Tunesien beziehen Importe aus diesen beiden Ländern. Nun wird geschätzt, dass die russischen Exporte in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent fallen. Die ukrainischen Behörden haben bereits mitgeteilt, dass die Getreideexporte von monatlich 6 Millionen Tonnen vor dem Krieg auf 200.000 Tonnen gesunken sind. Die Auswirkungen sind bereits zu spüren. Inzwischen wird in Ägypten die Lieferung von Mehl an Bäckereien rationiert und subventioniert. Auch sollen die Vorräte nur noch bis Mitte Juni reichen. Generell ist zu befürchten, dass in diesen Ländern Hungeraufstände ausbrechen könnten und eine neue Massenflucht Richtung Europa auslösen werden. Denken Sie daran: Die hohen Brotpreise waren ein Auslöser für den Arabischen Frühling 2010.

Kupfer ist eines der besten Mittel zur Absicherung gegen die steigende Inflation. Dr. Copper gilt seit je als ein hervorragender Indikator für Veränderungen der wirtschaftlichen Nachfrage, da es eine Vielzahl von industriellen Nachfragequellen hat. Im Allgemeinen war die weltweite Nachfrage nach Kupfer stark. Der immense Anstieg des Kupferpreises deutet jedoch nicht unbedingt auf ein starkes Wirtschaftswachstum hin, da der Anstieg auch auf die weltweiten Engpässe in der Versorgungskette zurückzuführen ist. Auch scheinen die steigenden Preise nun zu einem Rückgang der Nachfrage zu führen. China, ein wichtiger Nachfragetreiber für Kupfer, steht am Rande erheblicher wirtschaftlicher Probleme aufgrund seiner platzenden Baublase und den Maßnahmen zur Schließung von Fabriken. Auch die Nachfrage im verarbeitenden Gewerbe in den USA könnte sich verlangsamen, wie der rückläufige ISM-PMI-Index in den USA zeigt, der stark mit dem Kupferpreis korreliert. Der dramatische Anstieg des Kupferpreises hat der Kursentwicklung von Freeport-McMoRan (NYSE: FCX), dessen Aktie derzeit bei ca. 50 US-Dollar pro Aktie gehandelt wird und damit um mehr als das 8-Fache im Vergleich zu ihrem Tiefststand von 6 US-Dollar im Jahr 2020 gestiegen ist, deutlich geholfen. Wenn die Betriebskosten (höhere Löhne und Dieselpreise) schneller steigen als die Kupferpreise, könnte Freeport-McMoRan bald eine drastische Kehrtwende bei den Gewinnspannen erleben. Seine Bewertung erscheint mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von ca. 14 hoch, insbesondere wenn die Gewinne ihren Höhepunkt erreicht haben. Im Moment ist die Aktie mit Vorsicht zu genießen, aber ein Muss für die Beobachtungsliste.

Die folgende Grafik zeigt einen der Gründe, warum ich meine Positionen in Rohstoffaktien deutlich zurückgeführt habe. Die Gretchenfrage ist, welcher Indikator recht behält.

Da nach Angaben von Nomura derzeit in China 473 Millionen Menschen eingeschlossen sind, dürfte die reale Nach- frage nach Rohstoffen stark zurückgehen. Diese beiden Linien könnten also eher früher als später aufeinandertreffen und zu einem starken Rückgang der Rohstoffpreise führen. Dies könnte auch dem Narrativ vom Höhepunkt der Inflation Vorschub leisten.

China

Es ist immer wichtig, auch andere Stimmen zu hören. Prof. Dr. Xuewu Gu (International Relations/Center for Global Studies (CGS), Universität Bonn) hat im Rahmen einer Vortragsreihe vor Kurzem erklärt, dass die meisten Chinesen glauben, der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine werde von Amerika gesteuert. Das Ziel Amerikas sei es, Russland in die Knie zu zwingen, um Europa noch enger an sich zu binden und dann schließlich gemeinsam mit Europa China zu zerstören. Nicht dass ich diese Meinung teile, aber es ist schon interessant, wie man die Welt von einem völlig anderen Blickpunkt sehen kann. Es gibt wohl immer mindestens zwei Meinungen. Allerdings klingt mir das sehr nach der offiziellen chinesischen Staatspropaganda.  In diesem Kontext hat China seine rhetorische Unterstützung für Putin verstärkt und nennt die »grenzenlose« Freundschaft zwischen den autoritären Regierungen ein »Modell« der Zukunft. Doch Pekings Umarmung Russlands könnte bald einen höheren Preis haben: In den europäischen Hauptstädten ist eine umfassende Neubewertung im Gange, da die Politiker ihre wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu China neu und diesmal nicht nur rein wirtschaftlich einschätzen.

Legt COVID China lahm? 473 Millionen Chinesen befinden sich im Lockdown. Unter anderem auch Shanghai mit seinen 26 Millionen Einwohnern. Unter Hochdruck wird dort derzeit das National Exhibition and Convention Center in das weltgrößte COVID-Feldhospital verwandelt. Es sollen mehr als 40.000 Betten Platz finden. Shanghai ist einer der verkehrsreichsten Häfen der Welt – und das nicht nur für den Export. Viele Komponenten und Materialien kommen per Schiff an und verlassen ihn als fertige Produkte wieder. Es ist eine riesige Abwicklungsmaschine, die normalerweise gut funktioniert.

Wenn nicht, gibt es einen Kaskadeneffekt. Lieferketten brauchen Vorhersehbarkeit. Die richtige Ware muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Aber im Moment herrscht Chaos.

Die chinesische Bevölkerung hat fast keine durch Infektion erworbene Immunität und die Impfquote ist sehr niedrig. Die geimpfte Minderheit erhielt meist in China hergestellte Impfstoffe, die weit weniger wirksam sind als die in den meisten Industrieländern verwendeten mRNA-Impfstoffe. Diese hätte China zulassen können, was die Regierung aber nicht tat. Deswegen schottet sie das Land ab, weil sie kaum eine andere Wahl hat. Eine unkontrollierte Ausbreitung wäre verheerend. Gavekal hat die lokalen Beschränkungen in China verfolgt und kürzlich diese Grafik erstellt. Es gewichtet die Städte nach ihrem Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP):

Anfang März waren Städte, die mehr als die Hälfte des chinesischen BIP ausmachen, auf Stufe 0 ohne Beschränkun- gen. Mitte April befanden sich weniger als 5 Prozent in dieser Kategorie, während fast 40 Prozent des BIP auf den härteren Stufen 2 bis 4 lagen.

Die UBS hat unlängst ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik von 5 auf 4 Prozent herabge- stuft. Die chinesische Politik gibt aber immer noch ein Ziel von 5,5 Prozent aus. Das ist eine hohe Zielvorgabe, die nur durch hohe staatliche Investitionen in unproduktive Bereiche zu erreichen sein wird. Auch muss die Politik in China die Problembereiche »steigende Lebensmittel- und Energiepreise« sowie das große soziale Thema »Armut in den ländlichen Bezirken« lösen. All diese Probleme müssen bis zum Herbst gelöst sein, um Xi Jinping die Wiederwahl zu garantieren.

Devisen

Der wie ein Stein fallende Yen verschafft den japanischen Aktien ein vorübergehendes Polster, das durch die sich verdüsternden Aussichten im In- und Ausland nicht gerechtfertigt ist. Dem Topix geht es in diesem Jahr besser als den meisten anderen, er ist zwar um etwa 6 Prozent gesunken, liegt aber immer noch besser als der S&P 500 (–10 Prozent). Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass der Yen gegenüber dem Dollar ein 20-Jahres-Tief erreicht hat. Die Analysten haben ihre Gewinnschätzungen für den Leitindex in diesem Jahr angehoben. Allerdings ist Japan immer noch ein Heimatmarkt. Der durchschnittliche Inlandsumsatz des Topix liegt bei 82 Prozent und nur ein Fünftel der gelisteten Unternehmen hat einen Auslandsumsatz von 40 Prozent oder mehr, wie aus den von Bloomberg zu- sammengestellten Daten hervorgeht. Und diese international ausgerichtete Minderheit exportiert vor allem in die USA (die aufgrund der strengeren Geldpolitik von einer Rezession bedroht sind), nach Europa (das durch die Auswirkungen der russischen Invasion in die Ukraine gefährdet ist) und nach China (das bereits eine starke Wachstumsverlangsamung erlebt) – inmitten einer anhaltenden globalen Lieferkettenkrise. Im eigenen Land ist der schwache Yen ein Klotz am Bein für die Wirtschaft und verschärft den Anstieg der Rohstoffpreise in dem importabhängigen Land.

Die tief verwurzelte Kultur, Preiserhöhungen für die Kunden zu minimieren, lässt vermuten, dass die Gewinnspannen der japanischen Unternehmen weitaus stärker betroffen sein werden als die von Unternehmen in den USA oder Europa. All dies deutet darauf hin, dass der Gegenwind, mit dem die japanischen Unternehmen konfrontiert sind, das Land eher in eine Wertfalle treiben wird, als dass er eine Kaufgelegenheit bei einmaligem Währungsverfall bietet. Allerdings könnte, trotz des Widerstands der japanischen Zentralbank, noch in diesem Jahr wegen des internationalen Umfelds mit einer Zinserhöhung zu rechnen sein. Dies könnte dem Yen wieder Auftrieb geben.

Portfoliostrategie

Das wird noch kommen. Behalten Sie es im Gedächtnis. Erholungen in Baissemärkten:

Meine Apple-Puts, über die ich zwar geschrieben, aber in der Aufstellung nie aufgeführt habe, haben meine Performance, obwohl es nur eine kleine Position ist, gerettet. Daneben hat noch die Bargeldreserve geholfen. Dass es Marktteilnehmer gibt, die angesichts der aktuellen negativen Nachrichtenlage heute noch Microsoft (MSFT) und Apple (AAPL) kaufen, ist erstaunlich.

Ein Artikel von The Channel Company hebt einige der Fallstricke hervor, darunter Apples Abhängigkeit von COVID – die Schließung von Zulieferern in China – und Probleme auf dem PC-Markt. In seiner Pressekonferenz hat Apple kei- ne Umsatzprognose abgegeben, aber über viele der negativen Auswirkungen von Lieferengpässen, Devisen, Nach- frage aus China, Russland, Verlangsamung der Dienstleistungen gesprochen. Allein die Nachwirkungen der Lieferkettenprobleme könnten das Unternehmen in den kommenden Quartalen 4 bis 8 Milliarden Dollar kosten.

Apple ging mit einem KGV von 27,2 und einer Marktkapitalisierung von $ 2,7 Billionen in diese Telefonkonferenz (offiziell, aber mit schrecklichen Kommentaren zur Prognose). Die Gewinne werden nun im Jahresvergleich sinken – was bedeutet, dass das ohnehin nicht zu rechtfertigende KGV steigen würde (wenn die Aktie nicht fällt). Margen und Umsatzwachstum haben ihren Höhepunkt erreicht. Die wichtigste Aktie im Tech-Universum hat ein Problem. Es ist auch die Aktie, die maßgeblich den gesamten Markt aufrechterhalten hat.

Auch bei Microsoft sieht es nicht besser aus. WSJ-Schlagzeile vom 25. Januar: »Microsoft durch den PC gerettet«. Der Erfolg von 2021 kam ausschließlich durch starke PC-Verkäufe zustande, die den Umsatz des Unternehmenssegments im Bereich Personal Computing um 15 Prozent auf fast 17,5 Milliarden US-Dollar ansteigen ließen. Aber die PC-Verkäufe schrumpften im ersten Quartal 2022 um 5 Prozent.

Bei Carl Zeiss Meditech habe ich den Ausstieg verpasst. Ursprünglich wollte ich bei einem Kurs zwischen 150 und 160 Euro verkaufen. Die Aktien notierte am 5. April kurz über 151 Euro. Wegen der Bekanntgabe der Übernahme zweier Firmen in den USA erfolgte danach der steile Absturz auf 116 Euro. Jetzt droht ein Kurs von 97 bis 105 Euro. Dann werde ich hinzukaufen. Das Ziel steht weiterhin.

Die rasche Korrektur des Goldpreises um über 100 US-Dollar und der Ausverkauf bei den Minenwerten war heftig, wenn auch nicht wirklich überraschend. Die Stimmung war übermäßig optimistisch: Wells Fargo, Bank of America mit Vorhersagen von Rekord-Goldpreisen, Barron’s mit einer 3.000-Dollar-Gold-Story. Meine Leser wissen, dass ich mir Sorgen gemacht habe und die Positionen entsprechend reduziert habe. Die Kosteninflation wird alle Bergbauunternehmen treffen. Daher habe ich es nicht eilig, mit dem Rückkauf zu beginnen. Geduld ist erforderlich. Letztendlich werden die höheren Goldpreise die Kostensteigerungen übersteigen, was zu einer Wiederaufnahme des Trends steigender Margen bei den Goldminen führen wird. Wenn die Weltwirtschaft im Laufe dieses oder des nächsten Jahres in eine Rezession fällt, wird auch der Kostendruck nachlassen, was die Gewinnspannen ebenfalls erhöhen wird.

Agnico Eagle (AEM) verfehlte die durchschnittlichen Gewinnschätzungen der Analysten um 12,5 Prozent. Der Teilverkauf war richtig, kam aber zu früh. Die Aktie stieg bis zum 14. April noch auf 60,79 Euro, um jetzt wieder bei meinem Verkaufskurs von 55 Euro zu pendeln. Obwohl AEM ein weitaus größeres Unternehmen ist als Alamos (AGI) – AEM ist der drittgrößte Goldminenbetreiber der Welt und mehr als zehnmal so groß wie AGI–, waren die Meldungen zum ersten Quartal fast identisch. Wie Alamos bekräftigte auch AEM seinen Ausblick für das Gesamtjahr. AEM-CEO Ammar Al-Joundi: »Es war ein sehr guter Start in das Jahr und wir sind sehr zuversichtlich, was unsere Prognose von 3,2 bis 3,4 Millionen Unzen angeht. Ein in jeder Hinsicht starkes Quartal, insbesondere angesichts der Herausforderungen«, fügte er hinzu. AEM ist es gelungen, die Kosten des Unternehmens im Quartal zu senken, die laut Al-Joundi

»ein wenig unter der internen Prognose« lagen. Das Management von AEM hat einen Großteil seiner Ölpreisrisiken für 2022 abgesichert. Al-Joundi betonte, dass zwar »die meisten unserer Betriebe die Kosten im Einklang mit den Prognosen halten«, dennoch bliebe das Unternehmen »vorsichtig, da die Inflation und der globale politische und wirtschaftliche Kontext den Druck auf die Kosten und die Lieferketten erhöht haben«. Wie bei Alamos erklärte der CEO von AEM während der Telefonkonferenz, dass das erste Quartal »unser schwächstes Quartal« in diesem Jahr sein werde. So wurde in AEMs Meliadine-Mine in Nunavut zur Kompensation des Produktionsausfalls im ersten Quartal 2022 minderwertiges Haldenerz zur Beschickung der Mühle verwendet. Dies führte zu einer geringeren Produktion und höheren Kosten in diesem Quartal. Die Goldproduktion wird in den nächsten drei Quartalen des Jahres 2022 kontinuierlich steigen.

Das Managementteam von AEM ist dafür bekannt, konservative Prognosen abzugeben, sodass die rosigen Aussichten für den Rest des Jahres nicht beunruhigend sind. Trotz der relativ schwächeren Ergebnisse des ersten Quartals hat AEM seine Bilanz mit Barmitteln aufgestockt und im April 125 Millionen US-Dollar Schulden/Notes zurückgezahlt, wodurch seine relativ gering fremdfinanzierte Bilanz noch stärker wurde. AEM hat 38 Jahre in Folge eine Dividende gezahlt und die Dividendenrendite liegt bei gesunden 2,7 Prozent. Das Unternehmen kündigte Ende Februar ein Rückkaufprogramm an, in dessen Rahmen es bis zu 500 Millionen US-Dollar seiner Stammaktien kaufen kann. Wenn die AEM-Aktie weiter zurückfällt, werde ich um den Kauf weiterer Aktien konkurrieren.

Die Ergebnisse des ersten Quartals von Alamos Gold (AGI) waren viel besser, als ich erwartet hatte. Der geringe Verlust war in erster Linie auf nicht zahlungswirksame Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Verkauf des nicht zum Kerngeschäft gehörenden Projekts Esperanza in Mexiko für bis zu 60 Millionen US-Dollar an Zacatecas Silver Corp. zurückzuführen. Jetzt wird praktisch das gesamte Wachstum aus Kanada kommen (Lynn Lake in Manitoba und die Phase-III-Erweiterung der Island-Goldmine in Ontario) – beides vorteilhafte Gebiete für Bergbauunternehmen.

Die Produktion ging im Jahresvergleich um 21 Prozent auf nur 98.900 Unzen zurück. Dies führte zu einem Rückgang der Einnahmen um 18,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 184,5 Millionen US-Dollar. AGI hatte schon seit einiger Zeit davor gewarnt, dass es in der ersten Hälfte des Jahres 2022 eine schwierige Übergangsphase in seinem Betrieb Mulatos in Mexiko vor sich hat, bis es sein kostengünstiges, höherwertiges Projekt La Yaqui Grande in Betrieb nimmt. Zusätzlich zu diesen Problemen habe ich erwartet, dass sich das Problem der Kosteninflation, das die gesamte Branche betrifft, auch auf AGI auswirken wird. CEO John McCluskey: »Unsere Produktion und Kosten im ersten Quartal entsprachen den Prognosen und da wir im Laufe des Jahres mit stärkeren Ergebnissen rechnen, sind wir weiterhin gut positioniert, um unsere Jahresprognose zu erreichen.« Auf der Telefonkonferenz erklärte das Management von AGI, dass das erste Quartal das Quartal mit den niedrigsten Ergebnissen des Jahres sein wird. Bei Island Gold wird erwartet, dass die Goldgehalte im laufenden Quartal und im weiteren Verlauf des Jahres steigen werden. La Yaqui Grande ist nun zu über 90 Prozent fertiggestellt und befindet sich wie geplant auf dem Weg zur Erstproduktion im dritten Quartal. Was meine Bedenken hinsichtlich der Kosteninflation für die gesamte Branche angeht, so ist AGI zwar betroffen, aber nicht so stark wie andere Bergbauunternehmen. Das Unternehmen wies darauf hin, dass seine beiden größten Minen in Kanada unterirdisch betrieben werden und an Stromleitungen angeschlossen sind (unterirdische Minen benötigen viel weniger Dieselkraftstoff als der Tagebergbau). Darüber hinaus hat das Management von AGI einen Großteil seines Dieseltreibstoffrisikos (45 Prozent unter den aktuellen Spotpreisen) für das Jahr erfolgreich abgesichert. In den nächsten Quartalen bis 2023 sollten die Ergebnisse von AGI immer besser werden (vorausgesetzt, der Goldpreis fällt nicht weiter). Sollte es zu einem weiteren Ausverkauf der AGI-Aktien kommen – was angesichts der saisonalen Schwäche des Goldpreises in den nächsten Wochen möglich ist –, bin ich bereit, mehr zu kaufen. Hoffentlich fällt AGI noch ein Stück weiter (auf 6,5 bis 7,00 US-Dollar) – ein wenig mehr Schmerz auf kurze Sicht sollte längerfristig zu höheren Gewinnen führen. Auch hat das Management von AGI angedeutet hat, dass es wieder Aktien kaufen wird, nachdem es im ersten Quartal keine gekauft hat. Das Managementteam von AGI (achtzehn Jahre zusammen) ist sehr konservativ und kauft seine Aktien nur opportunistisch zurück. Sie sagten auch, dass sie während des größten Teils des ersten Quartals aufgrund des Zeitplans für die Berichterstattung zum Ende des Kalenderjahres von Käufen ausgeschlossen waren.

Mit freundlichen Grüßen aus dem sonnigen Spanien

Ottmar Beck

DAX –11,25 % | EURO STOXX 50 P –10,85 % | SMI –5,80 % | RexP –5,72 % | SBI –10,77 % | Gold (in US-Dollar) 3,63 %

per 29. April 2022

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
29. Apr in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 Montag, 14.März 22 55.28 -17.63%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 Montag, 14.März 22 42.51 1.81%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 Montag, 14.März 22 69.02 30.13%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 Montag, 14.März 22 7.82 2.98%
Newcrest (früher Pretium) Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 14.43 3.59 33.12%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 41.38 14.13 51.83%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 92.15 -98.25 -51.60%
Newcrest (früher Pretium) Freitag, 05.Feb.21 9.10 14.43 5.33 58.57%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 Montag, 30.November 21 30.60 15.73%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 3.37 -9.48 -73.77%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 Freitag, 25. Februar 22 67.10 32.19%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 55.20 6.21 12.68%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 7.35 0.67 10.06%
Alibaba Freitag, 26.11.2021 116.50 92.15 -24.35 -20.90%
Carl Zeiss Meditech Mittwoch, 26.01.2022 137.40 119.45 -17.95 -13.06%
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 0.77% 19.15%

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 3

Beitrag von Ottmar Beck/ Vermögensverwalter /Schweiz

Wilen, den 2. März 2022

Ein Beispiel für Online-Galgenhumor, der in düsteren

und turbulenten Zeiten nützlich ist, war am Donners-

tag besonders treffend: Ein Twitter-Memo bezeich-

nete den russischen Präsidenten als »einflussreichs-

ten Portfoliomanager der Welt«. In den nächsten

Tagen wird er Ihr Portfolio verwalten.

Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist keine leichte Aufgabe, diesen Brief zu schreiben, wenn die Welt in Aufruhr ist. Ich habe keine Ahnung, ob der russische Präsident Putin verrückt geworden ist, ob er zurückweichen wird, ob der ukrainische Widerstand standhalten wird, ob die »nuklearen« Drohungen stichhaltig sind, ob es russische Cyberangriffe geben wird oder was China tun könnte. Die Ungewissheit ist enorm. Gold macht sich gut in Zeiten des Aufruhrs und der Inflation – vor allem, wenn die internationalen Zentralbanken – wie heute – bedauerlicherweise hinterherhinken.

Geopolitische Ereignisse und Risiko-Reaktionen

In der folgenden Aufstellung finden Sie eine nützliche Auswahl vergangener geopolitischer Ereignisse und die Reaktion des S&P 500. Aber es ist es schwierig, einen direkten Vergleich zu finden und dabei auch den jeweiligen Kontext (Bewertungen/Politik usw.) zu berücksichtigen.

Meiner Ansicht nach sind die meisten geopolitischen Ereignisse an den Finanzmärkten eher von kurzer Dauer, aber man muss auf jeden Fall auf eine weitere Verschärfung der Situation achten. Die Märkte müssen sich jetzt mit der Geopolitik auseinandersetzen – ein Minenfeld für Anleger, denn sie ist zu schwer vorherzusagen und daher auch zu bewerten. Die herkömmliche Strategie besteht darin, sich mit Volatilität und einem Vorrat an hochwertigen Vermögenswerten, vor allem Staatsanleihen, abzusichern. In Zeiten wie diesen ist es wichtig, eine langfristige Perspektive einzunehmen; diversifizierte Portfolios mit unterschiedlichen Renditefaktoren sind heute wichtiger denn je. Während die Aktien- und Kreditmärkte in diesem Jahr Marktwertverluste hinnehmen mussten, hat meine vorsichtige Allokation in Gold und Goldminenaktien zur Performance beigetragen. Und auch die Enthaltsamkeit bei Aktien hat das Kapital bisher gut geschützt. Darüber hinaus gibt mir die hohe Cash-Allokation taktische Flexibilität, um von niedrigeren Preisen bei Risikoanlagen zu profitieren, sollte die Korrektur anhalten.

Es ist ein sehr trauriger Zustand für die Welt und eine Tragödie für die Ukraine. Die von der russischen Armee ausgelösten Aktionen, die von Putin und seinem engen Gefolge lange im Voraus geplant wurden, werden den Menschen in der Ukraine großes Leid zufügen. Dieser Angriff wird die Weltwirtschaft weiter beeinträchtigen: Für die meisten Volkswirtschaften und Finanzmärkte sind hohe Inflationsraten und steigende Zinssätze zu erwarten; der heikle Prozess zur Findung eines neues Gleichgewichts könnte länger dauern oder sogar dauerhaft untergraben werden. Es ist ein Tag, der uns und unseren Kindern noch lange in Erinnerung bleiben wird und dessen Folgen für Europa und das empfindliche politische Gleichgewicht, das seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion bestand, noch unklar sind.

Wir sollten aber dabei nicht vergessen, dass die Welt schon lange von Krisen und blutigen Auseinandersetzungen durchgeschüttelt wird. Nur wir in Europa haben 75 Jahre im Paradies gelebt und wollten vieles nicht wahrhaben. Bisher hat der Westen Putins Kriege finanziert, indem es Russlands Bodenschätze kaufte. Jetzt, während der Westen versucht, den Kreml und Putin weiter zu isolieren, erklärte China, der bilaterale Handel werde wie gewohnt fortgesetzt. China ist, vielleicht mit Blick auf Taiwan, Russlands größter Unterstützer. Ich bin kein Russland-Kenner, aber ich habe genug über Putin und seine autoritäre Entourage gelesen, um ein Gefühl für seine Vorgehensweise zu bekommen. Madeleine Albright, die als Außenministerin mit ihm konfrontiert war, sagte diese Woche: »Putin ist beschämt über das, was seinem Land widerfahren ist.« Aber dann fuhr sie fort, und ich glaube das ist der wahre Grund, warum er in erster Linie versucht, seine Position im Inland zu stärken und seine Rivalen im Ausland zu schwächen: »Und entschlossen, seine Größe wiederherzustellen.« Mit anderen Worten, es geht ihm um den Erhalt und Ausbau seiner Macht. Brot und Spiele sind seine Machtmittel und Menschenleben spielen keine Rolle. Es wird noch zu vielen Opfern kommen.

Festverzinsliche Wertpapiere

Die folgende Aussage dürfte wohl die Lüge (politische Lügen ausgenommen) dieses Jahrhunderts gewesen sein. Vor 11 Jahren, kurz nach dem Beginn von Quantitative Easing (QE) 2, erläuterte Ben Bernanke dem Kongress seine Defiition von »Monetarisierung« der Schulden:

»Monetarisierung würde eine permanente Erhöhung der Geldmenge erfordern, um die Rechnungen der Regierung durch Geldschöpfung zu bezahlen. Was wir hier tun, ist eine vorübergehende Maßnahme, die wieder rückgängig gemacht wird, sodass am Ende dieses Prozesses die Geldmenge normalisiert sein wird, die Bilanz der Fed normalisiert sein wird und es keine dauerhafte Erhöhung geben wird, weder beim Geldumlauf noch in der Bilanz der Fed.«

Zum damaligen Zeitpunkt belief sich die Bilanz der Fed auf fast 2,5 Billionen Dollar. Heute beläuft sie sich auf fast 9 Billionen Dollar, mehr als das Dreifache des Werts von vor zehn Jahren. Daher die Frage: Ist die Monetarisierung schon abgeschlossen? Oder finanzieren die Notenbanken die Regierungen weiter? Zu den Schulden der Regierungen kommen in der ganzen Welt auch noch die Schulden der Kommunen und der ungedeckten zugesagten Verbindlichkeiten wie zum Beispiel der Sozialversicherungen und die Rentenversprechen hinzu. Die folgende Grafik zeigt als Beispiel die Entwicklung des amerikanischen Rentensystems.

Blaue Linie = zugesagte Rentenzahlungen in den USA

Rote Linie = Marktwert des US-Pensionsfondsvermögens

Die Lücke wurde für 2020 auf 1,4 Billionen Dollar geschätzt, trotz bis dahin starker Aktienmarktrenditen

Unser eigenes System dürfte nicht besser, sondern eher schlechter aussehen. Für deutsche Staatsbeamte, derer gibt es immer mehr, betragen die Rücklagen null und das Umlagesystem für die allgemeine Rentenversorgung in Deutschland wird durch die Bevölkerungsentwicklung schon jetzt ad absurdum geführt. Auch in der Schweiz sind die Rücklagen für die Zukunft viel zu niedrig. Was wird also passieren? Nun, es wird zu einem Zahlungsausfall kommen, entweder auf ehrliche oder unehrliche Weise. Die ehrliche Art der Zahlungsunfähigkeit besteht darin, zuzugeben, dass man bankrott ist, und einfach nicht zu zahlen. Natürlich wird das keine Regierung tun. Keine Regierung wird bereit sein, den Gläubigern gegenüber ehrlich zu sein. Der andere Weg ist also die Inflation. Und genau das wird passieren. Wir werden die Schulden weg inflationieren, was bedeutet: niedrige Zinsen und höhere Inflationsraten.

Und es geht schon los, jede Entschuldigung, die Zinsen nicht zu erhöhen, wird genutzt. Angesichts der starken globalen Spannungen gehen viele Marktteilnehmer jetzt davon aus, dass die Fed die Zinsen nicht so aggressiv anheben wird, wie einige noch vor ein oder zwei Wochen angenommen hatten. Letzte Woche hatte JPMorgan (JPM) erklärt, dass sie neun Zinserhöhungen in Folge von der Fed erwartet, aber angesichts der massiven Unsicherheit und makro- ökonomischen Sorgen scheint dies heute sehr viel unwahrscheinlicher. Auch Goldman Sachs erwartet eine Reduzierung der erwarteten Zinserhöhungen: »Infolgedessen erwarten wir nicht, dass das geopolitische Risiko den FOMC davon abhalten wird, die Zinsen auf seinen kommenden Sitzungen kontinuierlich um 25 Basispunkte anzuheben, ob- wohl wir glauben, dass die geopolitische Unsicherheit die Chancen für eine Anhebung um 50 Basispunkte im März weiter verringert.« Lernen wir aus der Geschichte. Die Hyperinflation von 1921 bis 1923 in Deutschland und Österreich wurde unter anderem auch auf die Spanische Grippe von 1918 zurückgeführt. Die Inflation von 2022 folgende könnte nach diesem Drehbuch auf Covid-19 zurückgeführt werden. Die Geschichte wiederholt sich. Das ist ein Chart der St. Louis Fed (Economic Research, Federal Reserve Bank of St. Louis):

Stellen Sie in Ihrem nächsten Leben sicher, dass Sie während einer seltenen 40-jährigen Periode mit sinkenden Zinsen leben. Jede Immobilie, die Sie erwerben, wird in den meisten Fällen im Wert steigen. Leben Sie auf keinen Fall in einer Zeit, in der die Zinsen ständig, wenn auch nur geringfügig steigen. Jede Barfinanzierung wird nämlich dann zu einem höheren Zinssatz erfolgen und auf den Wertansatz durchschlagen.

Aktien

Lassen Sie uns einmal einen Blick auf das Thema Unternehmensbeteiligungen werfen. Fred Wilson, ein außerordentlich erfolgreicher Risikokapitalgeber, hat Anfang dieser Woche einen interessanten Blog-Beitrag veröffentlicht, in dem er über die rasante Entwicklung von Geschäftsabschlüssen im Privatsektor in den letzten zwei Jahren spricht. Er sagte, es sei die intensivste Zeit, die er in 35 Jahren erlebt hat (intensiver sogar als die Dotcom-Ära), und es deutet darauf hin, dass es vielleicht an der Zeit ist, etwas langsamer zu werden. Diese Zeile hat meine besondere Aufmerksamkeit erregt: »Jeden Tag hörte ich in irgendeiner Form von einem Unternehmer: ›Wir haben ein vorzeitiges Term Sheet erhalten und werden in den nächsten 24 Stunden eine Entscheidung treffen.‹« In normalen Zeiten haben die Leute mit Geld die Karten in der Hand und Unternehmer müssen eine Show abziehen, um den Scheck zu bekommen. Aber was Wilson hier beschreibt, ist das Gegenteil. Die Machtverhältnisse haben sich verschoben. Die Venturekapitalfonds konkurrieren miteinander, um in ein Geschäft einzusteigen, und die Unternehmer entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Das ist ein ungesundes Geschäftsklima und entspricht nicht dem Grundsatz »Drum prüfe, wer sich bindet«.

Angesichts der laufenden militärischen Eskalation steigen die Aktien von Rüstungsunternehmen. Aufgrund der langen Vorlaufzeiten für neue Verträge wird es wahrscheinlich keine unmittelbaren Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit geben. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen könnten jedoch zu einer Erhöhung der Verteidigungshaushalte in Europa und anderswo führen, was die längerfristigen Aussichten für diese Unternehmen verbessern würde.

Krisen sprechen aus der Erfahrung oft für US-Aktien. Ich verstehe, dass Trägheit eine starke Kraft ist. Aber ich finde es erstaunlich, dass die Anleger immer noch glauben, dass US-Aktien der richtige Ort für Investitionen sind und sich weiterhin besser entwickeln werden als der Rest der Welt. Ich für meinen Teil versuche, so wenig wie möglich in Titel mit der 5-fachen Standardabweichung zu investieren.

Würden Sie angesichts dieses grünen Kanals (Bild unten) nicht auch sagen, dass das CAPE von Shiller einen Aufwärtstrend aufweist, insbesondere angesichts kürzerer und seltener auftretender Rezessionen (rosa)? Aber wenn man das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis analysiert, ergibt sich, dass der S&P 500 in der Zeit seit 1900 weniger als 2 Prozent teurer war als heute. Immerhin sind das die Daten von über 120 Jahren.

Zeit, sich gegen die Masse zu stellen? Ausländische Käufe von US-Aktien: Dies ist eines der Phänomene, die man eher später im Zyklus sieht (und die die wachsende Bewertungslücke, siehe oben, zwischen US-Aktien und globalen Aktien weiter verstärken).

Das Fazit für die Aktienmärkte: Die »Superblase« ist am Platzen. Danach folgt eine lange Phase der Stagflation. Denken Sie an den im Brief vom Januar beschriebenen M-Verlauf. Die » Goldilocks«-Phase der letzten 25 Jahre geht zu Ende und die Welt muss sich auf eine Zukunft mit Inflation, langsamerem Wachstum und Arbeitskräftemangel vorbereiten. Denn die Trends Rohstoffknappheit, Babyboomer, die in den Ruhestand gehen, Geburtenraten, die sinken, Schwellenländer, die reifer werden, und geopolitische Spannungen, die deutlich zunehmen, sind Trends, die seit zehn Jahren bestehen und kaum aufzuhalten sind. Die Menschen haben die langfristige Kapazität unseres Planeten überfordert. Wenn wir das nicht mit einem hohen Verzicht auf Lebensqualität in Ordnung bringen, wird die Natur beginnen zu versagen.

Wie Sie aus dem nachstehenden Schaubild ersehen können, tendieren die Märkte dazu, 12 Monate nach einem schlimmen Ereignis höher zu liegen, es sei denn, es kommt zu einer Rezession. Das macht auch Sinn, denn wie man so schön sagt, steigen Aktien in der Regel vor allem im Laufe der Zeit an. Das ist für mich ein ermutigender Punkt. Mit der Zeit erholen wir uns und machen weiter. Das bedeutet, dass Putin irgendwann scheitern wird. Leider wird es bis dahin noch viel Schmerz und Leid geben. Aber am Ende wird Putin nicht gewinnen.

Rohstoffe

So schwer es fällt, werfen wir einen Blick darauf, was der Krieg in der Ukraine für Unternehmen im Rohstoffsektor und für Rohstoffanlagen bedeutet. Sowohl die Ukraine als auch Russland sind wichtige Rohstofflieferanten für die Welt. Die Ukraine ist einer der größten Erzeuger und Exporteure von Getreide und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, was sie für die Ernährung der Menschen in aller Welt äußerst wichtig macht. Es wird erwartet, dass sich der Krieg in der Ukraine auf die Produktion und die Exporte auswirken könnte, was die Getreidepreise weiter in die Höhe treiben wird (sie sind im letzten Jahr aufgrund steigender Düngemittelkosten bereits stark gestiegen) und auch die Angebots-Nachfrage-Situation könnte sich weiter verschlechtern. Höhere Getreidepreise würden die Rentabilität für andere Erzeuger und Exporteure, darunter die USA, Kanada, Frankreich usw., verbessern. Wenn höhere Getreide- preise zu einer rentableren Getreideproduktion führen, könnte bei sonst gleichen Bedingungen die Nachfrage nach Düngemitteln weiter steigen, was Herstellern Auftrieb geben würde.

Russland ist ein großer Produzent und Exporteur von Erdöl und Erdgas. Große Teile Europas sind in hohem Maße von Erdgasimporten aus Russland abhängig, was dazu führte, dass die Erdgaspreise in der EU um circa 30 Prozent in die Höhe schossen. Mögliche Lieferunterbrechungen, die durch Sanktionen, Angriffe auf die durch die Ukraine verlaufende Pipeline-Infrastruktur usw. verursacht werden könnten, könnten die Energieversorgung Europas gefährden.

Produzenten in Europa wie die norwegische Equinor (EQNR) oder Vermillion (VET) werden in der Lage sein, zu hohen Preisen zu verkaufen und könnten von weniger regulatorischen Bedenken profitieren, da die EU um Gaslieferungen ringt. Auch die Produzenten und Exporteure von verflüssigtem Erdgas (LNG) werden davon profitieren. Transport- eure von verflüssigtem Erdgas dürften auch von höheren Preisen profitieren.

Aluminium ist ein weiterer Rohstoff, bei dem Russland ein wichtiger Exporteur ist. Die Preise waren bereits vor der Krise hoch, stiegen aber in den letzten Tagen weiter an. Nichtrussische Hersteller des wichtigen Metalls dürften von der höheren Nachfrage (da die Käufer versuchen, ihre Lieferketten zu sichern) und von den steigenden Preisen profitieren. Das Gleiche gilt für Nickel, wo Befürchtungen hinsichtlich des Angebots aufgrund der Rolle Russlands als Hauptexporteur die Preise in die Höhe getrieben haben. Kurz gesagt, es sieht so aus, als ob alle nichtrussischen Lieferanten von wichtigen Rohstoffen wie Öl, Erdgas, Industriemetallen usw. von den Unterbrechungen der Versorgungskette bzw. den Befürchtungen von Unterbrechungen der Versorgungskette in der Ukraine und Russland profitieren werden.

Gold befand sich über ein Jahr lang in einer Rückzugs-/Konsolidierungsphase und durchlief in dieser Zeit eine lehrbuchmäßige Korrektur von 20 Prozent. Jetzt bereitet sich Gold auf einen erneuten Anstieg vor und sein Preis könnte noch viel höher steigen. Die Inflation befindet sich auf einem 40-Jahres-Hoch, und die Fed wird die Zinsen meines Erachtens nicht hoch genug anheben, um die steigenden Preise wirksam zu drücken. Aufgrund des äußerst konstruktiven fundamentalen Hintergrunds und der zinsbullishen technischen Voraussetzungen könnte der Goldpreis innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre auf etwa 3.000 Dollar steigen. Als das gelbe Metall im Jahr 2015 seinen Tiefpunkt bei etwa 1.050 Dollar erreichte, wurde ich wieder zum Goldanleger. Seitdem befindet sich Gold auf einer Ach- terbahnfahrt mit einer steigenden Tendenz. In letzter Zeit wurde Gold jedoch seitwärts gehandelt, aber es sieht so aus, als würde das Edelmetall wieder zum Leben erwachen: Im letzten Monat stieg sein Wert um etwa 7 Prozent.

Und wir können endlich erkennen, welch unbeabsichtigte Folgen die ultralockere Geldpolitik hat: eine bemerkenswert hohe Inflation. Die Inflationsraten waren seit Jahrzehnten nicht mehr so hoch. Dennoch bleiben die Renditen von Staatsanleihen und anderen verzinslichen Wertpapieren relativ niedrig. Die Zinsen werden aufgrund der übergroßen Staatsverschuldung und einer Flut anderer schuldenorientierter Verpflichtungen, die auf unserer Wirtschaft lasten, wahrscheinlich nicht viel höher steigen. Hinzu kommen geopolitische Instabilitäten auf der ganzen Welt, und die Aktienmärkte befinden sich in einer volatilen Phase. Gold war in den letzten Jahren trotz seines günstigen Um- felds eine unbeliebte Anlage, doch das könnte sich ändern, wenn die Märkte endlich erkennen, dass die Inflation alles andere als vorübergehend ist. Gold verfügt über eine hervorragende fundamentale Ausgangsbasis und ein äußerst konstruktives technisches Bild. Der Goldpreis sollte über die Schwelle von 1.900/2.000 Dollar steigen und wird sich wahrscheinlich bis Mitte 2022 solide entwickeln. Für das zweite Halbjahr 2022 gehe ich von einer rückläufigen Entwicklung aus, die bis in das Jahr 2023 hinein andauern wird. Sollte sich dies bewahrheiten, vermute ich, dass der Goldpreis beträchtlich zulegen kann und innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre bei etwa 3.000 Dollar notieren dürfte.

Kurzfristig ist bei Rohstoffen etwas Vorsicht angesagt. Der CRB-Commodity-Index hat sich in den letzten zwei Jahren stark erholt. Obwohl sich der Index nicht in der Nähe von Allzeithochs befindet, hat er technisch ein überkauftes Extrem erreicht. Eine Möglichkeit, um festzustellen, ob ein Wertpapier in der Nähe von Extremwerten gehandelt wird, ist zu ermitteln, wie weit der Wert über dem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt notiert. Nur wenige Male lag der CRB-Commodity-Index so weit über seiner gleitenden 200-Tage-Durchschnittslinie – derzeit handelt er 16 Prozent über seiner 200-Tage-Linie. Aufgrund der Situation in Russland mag es seltsam erscheinen, dass Rohstoffe hier eine Verschnaufpause einlegen. Aber vielleicht steht ja ein kleiner »Verkauf der Nachrichten« oder eine Konsolidierung bevor. In jedem Fall lohnt es sich, die Entwicklung zu beobachten.

Sicherer Hafen: Gold oder Bitcoin? Das habe ich am 23. Februar 2022 herausgefunden:

China

Xi weiß eine ganze Menge über den Umgang mit dem Westen. Er ist bestrebt, Chinas strategische und wirtschaftliche Reichweite angesichts der Zurückhaltung der USA und anderer Länder zu erweitern. Wenn sich Russland und China zusammentun, können sie eine mächtige Kombination sein. Die Tatsache, dass die Außenminister der beiden Länder bei ihren Gesprächen wohl ihre Haltung zur Ukraine »koordiniert« haben (wie es in einer chinesischen Erklärung heißt), wird daher sicherlich für Unbehagen sorgen. Aber auch wenn Xi Putin einen »alten Freund« nennt, handelt es sich um eine sehr transaktionale Beziehung, in der sich China eindeutig als Seniorpartner sieht. Aber im Moment haben sie Grund zur Zusammenarbeit. Putin hat von Xi sicherlich die Zusicherung erhalten, dass Peking neutral bleiben wird, egal was mit der Ukraine passiert. Xi hat hier mit Sicherheit Taiwan im Blick und die Reaktion des Westens dürfte für ihn ein Testfall sein. Sollte die westlichen Staaten schwere Sanktionen verhängen, könnte China seine Energiebezüge aus Russland ausweiten. Zweifellos ist es für Xi von Vorteil, dass Biden sich mit Putin beschäftigt, anstatt seinen Blick auf China zu richten. Allerdings scheint Putin zu vergessen, dass er für China der Juniorpartner ist. Das Motto der Olympischen Spiele in Peking lautete »Gemeinsam für eine gemeinsame Zukunft«. Das trifft vielleicht auch auf Russland und China zu, allerdings nur wenn die Konditionen für China stimmen.

Währungen

Die Renditedifferenzen haben sich weiter zugunsten des Dollars verschoben und dürften dies auch weiterhin tun, da die US-Notenbank wahrscheinlich den Grundstein für eine Zinserhöhung im März gelegt hat. In der Zwischenzeit weist die Europäische Zentralbank jegliche geldpolitischen Spekulationen noch von sich und die People’s Bank of China befindet sich im Lockerungsmodus. Auch wird der Dollar von seinem Status als Zufluchtsort profitieren. Bullishe Dollaranlagen waren zu Beginn des Jahres fast allgegenwärtig, was zugegebenermaßen diejenigen mit Long- Positionen hätte vorsichtig machen sollen. In der Zwischenzeit hat sich jedoch kaum etwas geändert, was sie dazu veranlassen sollte, sich aus dem Markt zu verabschieden. Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat während der letzten Wochen wieder am Devisenmarkt interveniert und es scheint, dass sie ein Niveau zwischen 1,03 und 1,04 als neuen Boden ansieht. Eine weitere Aufwertung ist daher fraglich und sollte die EZB in naher Zukunft über eine Zinserhöhung sprechen, könnte das sogar zu einer Abschwächung des Schweizer Franken führen. Die SNB wird ihre Negativzinspolitik erst beenden, wenn die EZB mit ihren Zinserhöhungen deutlich vorangegangen ist. Sie hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass sie eine positive Zinsdifferenz zwischen dem Euroraum und dem Franken wahren muss.

Portfoliostrategie

Die westlichen Regierungen haben den Einmarsch der Russen in die Ukraine zuerst mit einer federleichten Ohrfeige beantwortet. Berichten zufolge drängt der italienische Ministerpräsident Mario Draghi darauf, die Luxusgüter seines Landes von den verbotenen Exporten nach Russland auszunehmen. Auch Belgien versucht angeblich, seinen Diamantenhandel mit Herrn Putins Anhängern zu schützen. Noch wichtiger ist, dass die USA es ebenso wie Europa vermieden haben, Sanktionen gegen Russlands Energiewirtschaft zu verhängen. Daher kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass unsere derzeitige Führungsriege im ersten Anlauf wenig Standvermögen zeigte. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, hat unter Druck zum Schluss etwas Mut bewiesen, indem er die Genehmigung für die kürzlich fertiggestellte russische Nord-Stream-2-Pipeline widerrief. Es wird interessant sein zu sehen, ob diese Entschlossenheit anhält, sollte Putin den Gasfluss durch Nord Stream 1 stoppen. Inzwischen – wenn auch spät – hat man sich be- sonnen und härtere Sanktionen beschlossen.

Es besteht die sehr reale Möglichkeit, dass die Öl- und Erdgaspreise auf globaler Ebene noch weiter steigen werden. Dies wiederum erhöht das Risiko der gefürchteten Stagflation. Interessanterweise wird russisches Öl trotz fehlender offizieller Beschränkungen mit einem Abschlag von 12 Dollar gegenüber der wichtigsten europäischen Referenzsorte Brent gehandelt. Angesichts der Weizenproduktion Russlands und der Ukraine, die etwa 25 Prozent der weltweiten Produktion ausmacht, und ihrer enormen Düngemittelproduktion könnte dies dem US-Landwirtschaftssektor zugutekommen.

Schauen Sie sich die US-amerikanische Ölfelddienstleistungsbranche (OFS) an. Bisher habe ich diesen Teilsektor des Energiesektors aufgrund des starken Drucks, die Explorationsausgaben aus einer Vielzahl von Gründen einzuschränken, nicht beachtet. Aber ich glaube, dass die Katastrophe in der Ukraine das Blatt gewendet hat. Es ist nun sehr wahrscheinlich, dass die Welt US-amerikanisches Öl und Gas noch mehr als bisher benötigen wird. US-Lieferungen von verflüssigtem Erdgas (LNG) verhinderten eine zunehmende Verknappung und Preisspitzen in Europa, und das bereits, bevor Putins Krieg begann. Das Permian-Becken ist nach wie vor das produktivste Förderbecken der Welt. Eine Konzentration auf Unternehmen, die in diesem ausgedehnten Gebiet stark engagiert sind, könnte daher der bessere Ansatz sein. Ich bin bis jetzt noch nicht dazugekommen, solche an der Börse gelisteten Unternehmen zu suchen. Haben Sie eine Idee, schreiben Sie sie mir. Sonst dürfte es bei einem Kauf eines OFS-ETF bleiben, wenn die Preise wieder etwas gesunken sind. Für einen Einstieg ist mir die Performance der OFS-ETFs zwischen 20 und 30 Prozent in diesem Jahr zu weit gegangen.

Die seit Jahresbeginn anhaltende Outperformance der Öl- und Gasaktien im Jahr 2022 wurde von hervorragenden Gewinnberichten für das vierte Quartal und natürlich von einem Ölpreis angetrieben, der sich der Marke von 100 $ pro Barrel näherte, dem höchsten Stand seit acht Jahren. Da ein Teil der jüngsten Kursbewegung auf Putins Angriff auf die Ukraine zurückzuführen ist (der hoffentlich bald beendet sein wird), bin ich zunehmend vorsichtig geworden, was das Potenzial für einen Rückschlag angeht, und habe daher meine Position Exxon verkauft. Ein weiteres potenzielles Problem für diese massive Öl- und Gasrallye ist die Möglichkeit eines US-Abkommens mit dem Iran, das ein zusätzliches Angebot mit sich bringen würde. Präsident Biden will sicherlich die Energiepreise vor den Zwischenwahlen im November senken. Sollte es jedoch zu einem Produktionsanstieg kommen, während sich gleichzeitig die Weltwirt- schaft abkühlt (aufgrund der Zinserhöhungen der Zentralbanken), könnten die Ölaktien eine deutliche Korrektur erfahren. Auch ist die Saisonabhängigkeit ein Faktor auf dem Ölmarkt. Die Ölpreise erreichen ihren Höhepunkt oft im Frühjahr, wenn auf der nördlichen Weltkugel wieder besseres Wetter herrscht. Allerdings sind die Zahlen, die die Exxon vorgelegt hat, hervorragend. ExxonMobil , das aufgrund des Ölpreisverfalls zu Beginn der COVID-Pandemie Kredite aufgenommen hatte, zahlte im vierten Quartal 9 Milliarden Dollar zurück, womit die Verschuldung auf das Niveau vor der Pandemie zurückging. Exxon kündigte außerdem an, das Tempo seines Aktienrückkaufprogramms in Höhe von 10 Milliarden Dollar zu beschleunigen. Anstatt diesen Betrag über zwei Jahre zurückkaufen, wird Exxon sie nun “schneller 12-24 Monate zurückkaufen”, so Exxon-Finanzvorstand Kathy Mikells. Es wird erwartet, dass die Gesellschaft seine jährliche Dividende (die derzeit 4,5 Prozent beträgt) im Laufe dieses Jahres erhöhen wird. Die Aktie von Exxon ist seit Jahresbeginn auf US-Dollar Basis um 28,2 Prozent gestiegen.

Wenn Russland in wenigen Tagen bekannt geben sollte, die Ukraine unter Kontrolle zu haben – so tragisch das für die Bevölkerung der Ukraine auch sein wird – oder Friedensverhandlungen zu einem Waffenstillstand führen, würde man am Aktienmarkt zunächst aufatmen. Auch weil dadurch erst einmal Schlimmeres verhindert werden würde. Panik und Verunsicherung bestimmen jetzt die Kurse. Aktien werden, wenn die Situation nüchtern beurteilt wird, kurzfristig zu höheren Kursen notieren, da die Liquidität hoch ist und viele in Panik schon verkauft haben.

Trotzdem gilt, was ich seit Monaten immer wieder betone: Ich halte es für selbstverständlich, eine gesunde Menge an Bargeld in Reserve zu haben. In den aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

DAX –8,96 % | EURO STOXX 50 P –8,54 % | SMI –6,90 % | RexP –1,86 % | SBI –4,01 % | Gold (in US-Dollar) 4,35 %

per 28. Februar 2022

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
28. Feb in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 45.10 -22.01 -32.80%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 39.00 -2.76 -6.60%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 59.06 6.02 11.35%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 6.55 -1.05 -13.81%
Pretium Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 13.00 2.16 19.93%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 38.26 11.01 40.39%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 94.00 -96.40 -50.63%
Pretium Freitag, 05.Feb.21 9.10 13.00 3.90 42.86%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 Montag, 30.November 21 30.60 15.73%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 3.67 -9.18 -71.44%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 Freitag, 25. Februar 22 67.10 32.19%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 45.10 -3.89 -7.94%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 6.55 -0.14 -2.02%
Alibaba Freitag, 26.11.2021 116.50 94.00 -22.50 -19.31%
Carl Zeiss Meditec Mittwoch, 26.01.2022 137.40 140.85 3.45 2.51%
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel -6.73% 22.28%

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 2

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

Wilen, den 5. Februar 2022

»Es gibt nur ein bestimmtes Maß an billigem Öl, billigem Nickel, billigem Kupfer,

und wir beginnen, an einige dieser Grenzen zu stoßen.

Der Klimawandel bringt schwere Überschwemmungen, schwere Dürren

und höhere Temperaturen mit sich – all das macht die Landwirtschaft nicht einfacher.

Wir werden also in einer Welt leben, in der es überall zu Engpässen,

Verknappungen und Preisspitzen kommen wird.«

Jeremy Grantham, Mitbegründer des Bostoner Vermögensverwalters GMO

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie üblich gehöre ich wohl zu den Alten, die es einfach nicht kapieren und weiter bärische Ratschläge erteilen. Ich bezweifle, dass viele Anleger auf mich hören, aber ich sehe es als meine Aufgabe an und möglicherweise ist es das Richtige, meine negative Meinung zu den Märkten weiterzugeben.

Die Zentralbanken haben durch ihre Gelddruckerei ein zu gutes Bild von unserem realen Wohlstand vermittelt, zumindest in der westlichen Welt. Teure Vermögenswerte sind schlechter als preiswerte. Man fühlt sich zwar reicher, aber die zukünftige Rendite fällt. Das Vermögen wächst dann durch die immer höhere Basis langsamer (wenn über- haupt) und das laufende Einkommen sinkt.

Wenn Sie jung sind und Ihr erstes Haus kaufen wollen, ist es für die meisten zu teuer, um sich überhaupt mit dem Gedanken zu beschäftigen. Nehmen wir zum Beispiel die Schweiz:

Kaufpreis Eigenheim Eigen- kapital  

Nötiges Einkommen

750’000 150’000 135’000
1’000’000 180’000 180’000
1’250’000 225’000 225’000
1’500’000 300’000 270’000
2’000’000 400’000 360’000

Die Summe der Kosten darf, laut Gesetz, ein Drittel des Einkommens nicht übersteigen und dieses wird durch die kalkulatorischen Hypothekenzinsen von 5 Prozent plus Nebenkosten und Amortisation bestimmt. Bei diesen Zahlen muss man beachten, dass der jährliche Nettolohn 2018 für circa 80 Prozent der Arbeitnehmer unter 96.000 Schweizer Franken lag. Gutverdienende können zwar heute leicht die Zinsen bezahlen, scheitern jedoch oft am Eigenkapital oder dem nötigen rechnerischen Einkommen. Ein Glück, wenn sie vermögende Eltern haben. Damit steigt die Ungleichheit parallel zu den höheren Preisen von Vermögenswerten weiter. Das wird auf die langfristige Entwicklung unserer Demokratie keinen positiven Einfluss haben.

In der Vergangenheit haben sich in einzelnen Segmenten immer wieder Blasen gebildet, erinnert sei hier an:

  • 1973–1974: Nifty-Fifty-Blase
  • 1989–1995: Schweizer Immobilienblase
  • 1998–2002: Hightechblase
  • 2006–2009: Rohölblase
  • 2008–2009: Subprimeblase

Der einzige vergleichbare Fall zu heute ist Japan (1989–?). Hier gab es eine kombinierte Aktien- und Immobilienblase, deren Spitzenwerte bis heute nicht mehr erreicht wurden. Die wirtschaftlichen Folgen sind heute – nach über 30 Jahren! – immer noch spürbar. Jetzt allerdings haben sich – und das beinahe weltweit – Blasen auf den Aktien-, Anleihe-, Rohstoff- und Immobilienmärkten gebildet. Am meisten Sorgen machen mir persönlich die steigenden Lebensmittelpreise. Auch in der so stabilen Schweiz sind zum Beispiel die Preise bei COOP für Jacobs Bohnenkaffee Medaille d`Or, 500 g, gerade um 12,6 Prozent erhöht worden, da die Preise für Rohkaffee auf dem Weltmarkt stie- gen. Höhere Preise für Lebensmittel fachen die Inflation an und belasten die Einkommen. Das haben wir schon im Jahr 2008 kurzfristig erlebt. Steigende Rohstoffpreise und eine deflationäre Vermögenswertentwicklung sind ein Desaster. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass eine einmal geplatzte Blase auch durch noch so viel geldpolitisches Drucken nicht wieder aufgefangen werden kann.

Festverzinsliche Wertpapiere

Der Chef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, hat im Januar geliefert, was die Märkte generell erwartet hatten: Eine Leitzinserhöhung im März kann nun getrost eingebucht werden, der beschleunigte Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm bis Anfang März und eine Strategie für das Abschmelzen des mit 9 Billionen Dollar großen Anleiheportfolios war ebenfalls einkalkuliert worden. Finanzvorstände in den USA gehen definitiv von steigenden Zinsen aus. 14 Unternehmen mit Investment-Grade-Rating haben am 17. Januar die Anleihe- märkte für mehr als 20 Milliarden US-Dollar angezapft und knüpften damit an den starken Montag, den 16. Januar, an, mit sieben Transaktionen im Gesamtwert von 11 Milliarden US-Dollar. Das wurde in der Presse mit der Schlagzeile »Die Welt steuert auf einen geldpolitischen Straffungszyklus zu« kommentiert. Doch die Welt ist im Moment nicht im Einklang. Denn eine Woche später kam die nächste Schlagzeile: »Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt (China) senkt die Zinsen«.

Das letzte Urteil über die Zinsentwicklung ist also noch nicht gesprochen. Auf folgende Punkte und Überlegungen müssen wir in den nächsten Monaten achten:

  1. Im Moment gehen viele Analytiker davon aus, dass die Inflation mit der Nachfrage zu tun hat, die durch fiskalische Anreize in die Höhe getrieben wurde, und nichts mit den vorübergehenden Problemen in der Liefer- kette. Die konjunkturbedingte Nachfrage wird in diesem Jahr abebben, wenn die Regierungen ihre Notprogramme beenden. Die Frage ist dann: Wie solvent sind die Verbraucher wirklich? Oder haben die Menschen Geld angespart, das sie irgendwann auf die Weltwirtschaft loslassen werden, wodurch sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage weiter verschiebt? Beides geht
  2. Wenn die Straffung der Zinspolitik kommen wird, dürfte sich das auch auf die Nachfrage auswirken. Den Zentralbanken ist es in der Vergangenheit schwergefallen, ihre Politik genau zu kalibrieren. Also besteht die Gefahr, dass sie zu wenig oder zu viel zur Inflationsbekämpfung
  3. Wie wirkt sich der Vermögenseffekt an den Märkten aus, wenn die Zentralbanken beginnen, den Zins anzuheben?
  4. Wird sich die Inflation auch im Bereich der Gehälter bemerkbar machen? Im Moment steigen die Preise wesentlich
  5. Bei der Lieferkettenproblematik stellt sich die Frage, wann sie gelöst sein wird. Wie entwickelt sich China angesichts der Omikron-Variante? Es kam bereits zu einigen Unterbrechungen in den Häfen, da die Behörden versuchen, ihre Null-Covid-Haltung beizubehalten, und gegen Ausbrüche rigoros

Es ist klar, dass die Anleiherenditen niemanden zufriedenstellen. Jede höhere Rendite ist mit einem zusätzlichen Risiko verbunden. Deswegen bleibe ich bei meinen Staatsanleihen, trotz der negativen Verzinsung (außer China). Das Schuldnerrisiko will ich im Moment nicht und mit dem Durationsrisiko muss ich leider leben.

Aktien

Sie kennen das alte Börsensprichwort: »Wie der Januar, so das Jahr«. Wenn dem so ist, wird das Jahr 2022 ein wilder Ritt. Nachrichten über bevorstehende Zinserhöhungen sind historisch gesehen schlechte Nachrichten für Tech-Aktien. Und so haben sie im Januar erst einmal mit deutlichen Kursrückgängen reagiert. »Buy the dip« war dann die Devise. Vanda Research berichtet, dass Privatanleger am 20. Januar Aktien im Wert von 1,66 Milliarden US-Dollar gekauft haben – der höchste Wert seit zwei Monaten. Größte Käufe: Apple, Invesco, NVIDIA, AMD, Microsoft. Nun, der Ritt hat begonnen.

Der Zusammenhang zwischen Aktien und Inflation ist komplex. Langfristig führt eine hohe Inflation zu höheren Aktienkursen, da sich die höheren Preise für Waren und Dienstleistungen in den Erträgen und Dividenden niederschlagen und damit höhere Aktienkurse rechtfertigen. Allerdings haben Zeiten hoher und steigender Inflation in der Vergangenheit zuerst die Aktienbewertungen untergraben. Ein Grund ist, dass eine hohe und steigende Inflation in der Regel eine wirtschaftliche Schwäche widerspiegelt, die zuerst einmal zu einem Rückgang der realen Gewinne und Dividenden führt. Daher müssen Anleger Unternehmen bevorzugen, die Produkte mit geringer Preiselastizität bei der Nachfrage herstellen. Mit anderen Worten: Unternehmen, die ihre Preise erhöhen können, ohne Kunden zu ver- lieren. Und das deutet darauf hin, dass wir in eine Phase eintreten, in der aktives Portfoliomanagement die marktbreiten ETFs schlagen wird. Das folgende Bild zeigt, dass der S&P 500 über dem langfristigen inflationsbereinigten Trend liegt, das deutet darauf hin, dass die Risiken für einen Bewertungsrückgang latent vorhanden sind.

Die Insiderkäufe sind auf einen neuen Tiefstand gesunken und der Anteil der Insiderverkäufer ist auf ein neues Allzeithoch gestiegen, was die Hypothese einer weiteren freundlichen Marktentwicklung zumindest infrage stellt.

Selbst wenn Sie glauben, dass die Inflation hoch bleiben und die US-Notenbank nach zwei bis drei Zinserhöhungen einen Rückzieher machen wird, müssen Sie sich mit dieser Grafik auseinandersetzen. Wenn der 5-Jahres-Durch- schnitt des Verbraucherpreisindex 5 Prozent erreicht, ist mit einem starken Rückgang des Kurs-Gewinn-Verhältnisses zu rechnen (Quelle: Jesse Felder).

Auch sollte bei den derzeitigen Inflationsraten, den historischen Erfahrungen zufolge, das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 viel niedriger sein.

Nach dieser Statistik wird der Aktienmarkt auch im Februar nicht außergewöhnlich stark steigen.

Ich bin mit dem Konzept der schwarzen Schwäne vertraut und weiß, dass es eine Neigung gibt, sich falsch zu erinnern, was meine Sicht auf und Interpretation der Zahlen verzerren und mich zu falschen Schlussfolgerungen verleiten kann. Ich behaupte auch gern, dass ich verstanden habe, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Aber im Moment würde ich dem folgenden Szenario eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit zuschreiben: Der Aktienmarkt wird in den nächsten Monaten weiter steigen, obwohl es aus fundamentaler Sicht keinen Sinn macht. Aber in ein paar Quartalen wird sich der Aktienmarkt von der fundamentalen Realität lösen – mit der Folge eines extremen Bärenmarkts.

Und hier das hoffnungsvolle, konträre Bild, das sich aus der historischen Betrachtung von Jahreszeiten und Zyklen ergibt: Der Wahlzyklus und der Zehnjahreszyklus (d. h. die Jahre, die auf 2 enden) lassen auf einige schwierige Monate schließen, aber dann geht es aufwärts.

Nicht zu verkaufen und an den Aktien festzuhalten ist immer eine Option. Allerdings haben diejenigen, die in der Vergangenheit an ihren Wertpapieren festgehalten haben, lange darauf warten müssen, ihre Verluste wieder auszugleichen: 25 Jahre im Fall des Dow Jones Industrial Average im Jahr 1929, fast 15 Jahre für den Nasdaq Composite im Jahr 2000 und 5,5 Jahre für den S&P 500 im Jahr 2007.

Rohstoffe

Nicht alle Aktien schneiden in Zeiten der Inflation gleich ab. Einige Branchen bieten einen überdurchschnittlichen Inflationsschutz, wie Energie (XLE), Bergbau (XME), Immobilien (VNQ) – was sie für ein Anlageumfeld mit hoher Inflation besonders geeignet macht. Rohstoffproduzenten profitieren von steigenden Rohstoffpreisen, was zu höheren Gewinnen führt. Die Immobilien steigen im Wert, während ihre Schulden weggeblasen werden, was sie zu Gewinnern in einem inflationären Umfeld macht. Auch andere Eigentümer von bereits bezahlten Sachwerten wie Infrastrukturunternehmen (Pipelines, Terminals, Kraftwerke usw.) profitieren von diesem Prinzip – ihre Vermögenswerte steigen im Wert, während ihre meist beträchtlichen Schulden abgebaut werden. Das würde auch dem alten Prinzip

»Die Letzten werden die Ersten sein« entsprechen. Die aktuelle Gewichtung des S&P 500 sieht wie folgt aus:

Gold hat mit starkem Gegenwind zu kämpfen: harte Worte der Fed, Drohungen mit Zinserhöhungen, Tapering und Quantitative Tapering (QT), relativ starker US-Dollar, Anstieg der 10-jährigen Yen-Anleihen und geringes Interesse an Gold von institutionellen Anlegern aus den USA und Großbritannien (2021 zweithöchste Abflüsse aus globalen ETFs in der Geschichte, alle aufgrund amerikanischer und britischer Anleger), aber es notiert immer noch um 1.800 US- Dollar. Im Januar ist der Goldpreis an einem Tag um 30 US-Dollar gefallen, weil Computer-Algorithmen sinnlose Verkäufe getätigt haben (die 10-jährigen Renditen sind an diesem Tag auf über 1,6 Prozent gestiegen – steigende Renditen = Algorithmen verkaufen Gold). Der Renditeanstieg schlug kaum eine Delle in die historisch negativen realen Renditen, aber sagen Sie das nicht den Computern oder denen, die sie programmieren. Allerdings gehen die Algorithmus-gesteuerten Hedgefonds in beide Richtungen. Das Problem für den Goldpreis ist der Mangel an institutionellen Goldkäufen in den USA und Großbritannien. Das wird sich erst ändern, wenn die Megacaps in der Technologiebranche unter Druck geraten. Das Wichtigste ist, sich von der Volatilität nicht verunsichern zu lassen. Es ist, wie es ist, bis die Aktienmanie endet oder die US-Institutionen genug Angst bekommen. So lange muss man mit der Volatilität leben, bis die Edelmetalle wieder zu einem Muss werden. Selbst wenn die realen Renditen weiter deutlich steigen und die Goldpreise fallen sollten, sind die Abwärtsrisiken für die Goldminenunternehmen viel geringer als 2013. Denn im Gegensatz zum breiten Aktienmarkt hat der Goldminensektor seine Schuldenlast deutlich reduziert, nachdem er durch den Goldcrash und den Zinsschock von 2013 verbrannt worden war.

China

China wurde im letzten Jahr immer als Zugpferd der weltweiten Wirtschaft bezeichnet und hat jetzt in der Tat besser als erwartete Wirtschaftsdaten veröffentlicht. Dazu passt aber nicht, dass es zum ersten Mal seit zwei Jahren den Leitzins gesenkt hat, um das Wachstum anzukurbeln. Allerdings zeigt der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 4 Prozent im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr eine ziemlich große Schwachstelle. Trotz vieler Versuche, den Verschuldungsgrad zu senken und das Wirtschaftsmodell auf den Konsum auszurichten, ist es noch nicht gelungen die Binnennachfrage anzukurbeln. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze blieb hinter den Markterwartungen von 3,8 Prozent zurück. Es liegt immer noch unter dem Trend vor der Pandemie.

Die Auslandsnachfrage – dank eines boomenden Handelsbilanzüberschusses – hat China 2021 zu den guten Wirtschaftsdaten verholfen. Die Belastung durch den Immobilienmarkt zeigt sich am deutlichsten beim Wachstum der chinesischen Anlageinvestitionen, das immer noch unter den vor der Pandemie üblichen Werten liegt. Da das Wachstum des Konsums, laut Prognosen, 2022 viel geringer ausfallen dürfte als 2021 und der Handelsüberschuss wahrscheinlich nicht wachsen wird, muss das Wachstum der Anlageinvestitionen 2022 eine viel größere Rolle bei der Erzeugung von Wachstum spielen. Ob das auf eine Erhöhung der Infrastrukturausgaben und Förderung von Immobilien auf Kosten eines langfristigen Schuldenabbaus und eines stabileren Wachstums, wovon die Analysten ausgehen, hinausläuft, werden wir sehen.

In einer virtuell übertragenen Rede zur Eröffnung des Weltwirtschaftsforums in Davos warnt der chinesische Präsident Xi Jinping die USA und Europa vor einem raschen Anstieg der Zinssätze, der die weltweite Erholung von der Pandemie »ausbremsen« würde. Die Zentralbanken sollten die geldpolitischen Anreize beibehalten oder sie riskierten »ernsthafte wirtschaftliche Konsequenzen« durch die Spill-over-Effekte, wobei die Entwicklungsmärkte die Hauptlast tragen würden. Durch das Straffen der Zinspolitik würde sich das Risiko erhöhen, dass verschuldete Länder ihren Kreditrückzahlungen nicht nachkommen können. Sollte das Wachstum in China schwächer werden, wird Peking die Kreditpolitik eher weiter lockern. Aber der Politik in China geht es auch um die Entdollarisierung. Das begann mit Huawei im Jahr 2019, als China den Eindruck gewann, die USA seien darauf aus, es zu zerstören. Die Regierung will eine starke Währung haben und ihren Anleihemarkt internationalisieren. Das ist im Moment für China nicht so schwierig, da viele andere ihre Währung abwerten und an negativen Zinsen festhalten. Wenn Deutschland, die Schweiz und die USA eine solide Geldpolitik verfolgen würden, hätte China es schwer, Kapital anzuziehen. Das be- deutet, dass chinesische Anleihen und im weiteren Sinne auch die asiatischen Anleihemärkte, die mehr und mehr mit China verbunden sind, attraktivste Anleihemärkte sind. Daher sind für mich chinesische Staatsanleihen immer noch eine interessante Parkposition.

Portfoliostrategie

Das Sprichwort besagt, dass Aktien in Bärenmärkten eher mit dem Fahrstuhl nach unten als mit dem Aufzug nach oben fahren. Allerdings werden die steilen Rückgänge des Bärenmarkts oft von starken Erholungen unterbrochen. Diese Erholungen ziehen die Käufer an, bevor der Abwärtstrend wieder aufgenommen wird. Kevin Muir weist darauf hin, dass der Nasdaq 100 zwischen 2000 und 2002, während des Platzens der Dotcom-Blase, von 5.000 auf unter 1.000 gefallen ist. Gleichzeitig gab es jedoch mehr als 13 Tage, an denen der Index zwischen 7,77 und 18,77 Prozent zulegte. Jeder, der den Index geshortet hätte, wäre wahrscheinlich an einem dieser Tage aus seiner Position geflogen.

Ich will Sie vor Geschäften dieser Art warnen. Sie bedürfen ständiger Aufmerksamkeit und einer großen Portion Glück. So kann man, wenn man die falsche Seite wählt, mit einem einzigen Tesla-Optionen-Handel, wie das Beispiel zeigt, innerhalb eines Tages eine halbe Million in den Sand setzen. Mein Depot war es – Gottseidank! – nicht.

Ich war auf eine Erholung des Markts rund um die Gewinnberichte gefasst, die insgesamt, wie erwartet, noch in Ordnung waren. Den Mitte Januar gekauften Put auf Apple hatte ich daher vor Veröffentlichung der Zahlen wieder verkauft. Ich habe die Absicht, die Put-Optionen nach einer Erholung des Aktienkurses wieder zu kaufen. Es gibt allerdings keine Garantie dafür, dass das funktioniert, da das Timing an den Märkten immer extrem schwierig ist. Ich hatte ich einen Put mit einem Ausübungspreis von unter 30 Prozent unter dem Kurswert und einer Laufzeit von einem Jahr gekauft. Der eingesetzte Betrag ist im Verhältnis zum Gesamtdepot verschwindend klein.

Aber zurück zu Apple. 2013, als Apple mit dem Fünffachen des freien Cashflows gehandelt wurde, war man sich einig, dass das Unternehmen nach dem Tod von Steve Jobs nicht mehr innovativ sein konnte. Schlimmer noch: Der Aktienkurs schien die sich verschlechternde Rentabilität und den anhaltenden Verlust von Smartphone-Marktanteilen an Samsung zu ignorieren. Fast ein Jahrzehnt später und mit einem 35-fachen freien Cashflow glauben die Anleger nun, dass Apple nicht nur den Verkauf von Smartphones und Dienstleistungen auf absehbare Zeit dominieren wird, sondern in den kommenden Jahren auch das autonome Fahren und sogar das Metaverse. In die Apple-Aktien war 2013 also eine sehr pessimistische Sicht auf die Zukunft des Unternehmens eingepreist. Da sich diese Einschätzung als viel zu pessimistisch herausstellte, waren die damaligen Käufe für Anleger, die eine nicht konsensfähige bullishe Einschätzung des Unternehmenswerts vertraten, sehr profitabel. Heute jedoch wird der Kurs der Apple-Aktien von einer äußerst optimistischen Sicht auf die Zukunft des Unternehmens getragen. Selbst wenn sie sich bewahrheiten sollte, dürften die Anleger nicht sehr davon profitieren, da die Aktien dies wahrscheinlich bereits eingepreist haben. Sollten sich diese hoffnungsvollen Prognosen jedoch als zu hoffnungsvoll herausstellen, könnte die nicht über- einstimmende Einschätzung des Unternehmenswerts für die Kursentwicklung negativ ausfallen. Die Aktie ist im letzten Jahr um circa 34 Prozent gestiegen und jetzt gerade einmal um 10 US-Dollar gefallen. Aber das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist immer noch bei 31, bei einem 2021 um 2 Prozent gestiegenen Gewinn je Aktie.

Quelle StockCharts.com

Es ist eine alte Geschichte. Kein Wert ist in einem Bärenmarkt immun und die sogenannten sichersten werden zuletzt über die Klippe gehen. Howard Marks hat es so ausgedrückt: »Um überragende Anlageergebnisse zu erzielen, muss man eine vom Konsens abweichende Meinung über den Wert haben, und sie muss zutreffend sein.«

Ein Analyst hat die Goldminenaktie Alamos von Kaufen auf Halten herabgestuft. Das Problem ist, dass die kommerzielle Produktion bei La Yaqui Grande (7 km von der Mulatos-Mine) nicht vor dem dritten Quartal beginnen wird. Nun gut, ich kann die sechs Monate warten. Das Flaggschiff, die Young-Davidson-Mine, ist eine solide Mine, die einen hohen Cashflow generiert. Die Island-Gold-Mine von Alamos ist ein wichtiger Vermögenswert, dessen Potenzial noch nicht annähernd ausgeschöpft wurde. In der zweiten Jahreshälfte soll der Mulatos-Betrieb in Mexiko auf Hochtouren laufen – ein Betrieb mit niedrigen Kosten und hohem Cashflow. Und dann ist da noch das Lynn-Lake-Projekt in Manitoba, das in den kommenden Jahren für weiteres Produktionswachstum in einem weiteren sehr sicheren Gebiet sorgen wird. Ich kann keinen besser positionierten Goldproduzenten finden – mit einer Aktienbewertung auf einem sehr niedrigen Niveau.

Gerade hat ExxonMobil den größten Gewinn seit Jahren bekannt gegeben und will die Exploration/Produktion in neue Ölquellen um 41 Prozent steigern. Allerdings waren sowohl die Investitionsausgaben als auch die Erdöl- und Erdgasproduktion der vier großen Konzerne (Exxon, Chevron, Royal Dutch Shell und Total Energies) in den letzten Jahren rückläufig. 2019 beliefen sich die Upstream-Investitionen dieser vier Unternehmen auf durchschnittlich 15 Milliarden US-Dollar pro Quartal. 2020 brachen die Upstream-Ausgaben parallel zu den Ölpreisen ein; im ersten Quartal 2021 sanken sie um über 50 Prozent. Obwohl sich der Ölpreis wieder erholt hat, hinken die Investitionsausgaben weit hinterher: Sie sind zwar 2021 gegenüber dem Tiefstand des vorherigen Jahres wieder gestiegen, liegen aber immer noch deutlich unter dem Niveau von 2019. Der starke Rückgang der Investitionsausgaben hat bereits einen erheblichen Druck auf die Öl- und Gasproduktion der vier großen Ölkonzerne ausgeübt. Er wird auch weiter zu einem starken Rückgang der Reserven und der Produktion führen.

Vor Kurzem berichtete das Wall Street Journal, dass Exxon erwägt, zwei große Erdgasprojekte aufzugeben: das Ro- vuma-LNG-Projekt nahe Indien und das Voi-Xanh-Offshore-Gasprojekt in Vietnam. Mitglieder des Exxon-Aufsichtsrats haben öffentlich Bedenken gegen beide Projekte geäußert. Internen Berichten zufolge sollen diese Projekte zu den größten CO2-Produzenten von Exxon gehören. Es ist daher nicht überraschend, dass diese Projekte infrage ge- stellt wurden. Allerdings sollten beide Projekte dazu dienen, Kohle bei der Stromerzeugung zu ersetzen. Vietnams Stromerzeugung besteht zu 50 Prozent aus Kohle und nur zu 8 Prozent aus Erdgas. Das Land hat erklärt, dass es sein langfristiges Ziel ist, 80 Prozent seines Stroms aus Erdgas zu gewinnen. Wenn Vietnam sein ehrgeiziges Ziel erreicht, würde es seine Kohlenstoffemissionen um fast 30 Prozent senken. Die Erschließung des Ca-Voi-Xanh-Feldes ist/war ein wichtiger Bestandteil dieses Plans. Die großen Mengen von Rovuma LNG würden wahrscheinlich zur Verdrän- gung von Kohle in Indien beitragen. Nur 7 Prozent der gesamten indischen Elektrizität stammt aus Erdgas, während der Kohleanteil bei 55 Prozent liegt. Indien möchte bis 2030 einen Erdgasanteil von 15 Prozent an seinem Energiemix erreichen. Im Ergebnis wird dies dazu führen, dass in dem Maße, wie die Nicht-OPEC-Produktion zurückgeht, die OPEC Marktanteile und Preismacht gewinnen wird.

Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec hat im Dezember mitgeteilt, dass er nach einer deutlichen Erholung von der Coronakrise zuversichtlich ins neue Jahr blickt und weiter wachsen will. Für das Geschäftsjahr 2021/22 (bis Ende September) rechnet der Konzern mit einer operativen Gewinnmarge (EBIT-Marge) von 19 bis 21 Prozent. Da die Firma damit aber unter der 2020/21 erzielten Marge liegt, reagierten die Anleger enttäuscht. Unterm Strich blie- ben im abgelaufenen Geschäftsjahr 237,5 Millionen Euro Gewinn. Das Ergebnis lag deutlich über dem Niveau vor der Pandemie, als Carl Zeiss Meditec 160,6 Millionen Euro erwirtschaftete. Der Gewinn je Aktie belief sich auf 2,64 Euro und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Der Löwenanteil des Geschäfts kam mit fast 1,3 Milliar- den Euro aus der Sparte Ophthalmic Devices mit Geräten für die Augenheilkunde, die mit einem Wachstum von fast 27 Prozent überdurchschnittlich stark zulegte. In dem Segment bietet Carl Zeiss Meditec Produkte und Lösungen zur Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten sowie Systeme und Verbrauchsmaterialien vor allem für die Kata- rakt-, Retina- und refraktive Chirurgie an. Zu den Kunden zählen sowohl niedergelassene als auch Ärzte in Kranken- häusern und ambulanten Operationszentren. Nach der Coronakrise dürften auch die Augenarztpraxen wieder stärke- ren Zulauf bekommen und einiges nachholen müssen. Die Analysten geben einen Zielkurs zwischen 160 und 215 Euro an. Den Kursrückgang im Januar von 185 auf 134 Euro halte ich für übertrieben und habe daher einige Stücke gekauft.

Was ich seit Monaten immer wieder betone, wiederhole ich auch heute: Ich halte es für selbstverständlich, eine gesunde Menge an Bargeld in Reserve zu haben. In den aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

PS: Nennen Sie mich seltsam, aber ich möchte nicht, dass dies unsere Zukunft ist:

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
31. Jan in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 42.50 -24.61 -36.67%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 35.90 -5.86 -14.02%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 54.46 1.42 2.68%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 6.07 -1.53 -20.13%
Pretium Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 11.84 1.00 9.23%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 37.62 10.37 38.06%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 112.00 -78.40 -41.18%
Pretium Freitag, 05.Feb.21 9.10 11.84 2.74 30.11%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 Montag, 30.November 21 30.60 15.73%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 3.61 -9.24 -71.91%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 67.57 16.81 33.12%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 42.50 -6.49 -13.25%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 6.07 -0.61 -9.21%
Alibaba Freitag, 26.11.2021 116.50 112.00 -4.50 -3.86%
Carl Zeiss Meditec Mittwoch, 26.01.2022 137.40 141.55 4.15 3.02%
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel -6.72% 21.73%

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 1

Beitrag von Ottmar Beck / Vermögensverwalter Schweiz

Wilen, den 4. Januar 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

wagen wir das Unmögliche: Worauf könnte es 2022 ankommen? Ich möchte Ihnen einen roten Faden für die Entwicklung der Märkte, der Wirtschaft, der Inflation und der Notenbanken an die Hand geben. Das ist zwar nur meine persönliche Meinung – und natürlich könnte ich falsch liegen –, aber ich hoffe, Sie finden sie trotzdem hilfreich.

Es gibt Dinge, die bekannt sind: die aktuellen Marktbewertungen, Margenverschuldung, Zinssätze. Und es gibt Unbekannte: Covid, Inflation, Fed-Politik, Infrastrukturanreize, Steuergesetzgebung, Russland/Ukraine, China/Taiwan, Iran usw. Folgende Entwicklungen müssen wir 2022 meines Erachtens beobachten:

  1. Höchststände an den Aktienmärkten treten auf, wenn die Selbstzufriedenheit groß ist, die Nachrichten gut sind und es viele Divergenzen (wenige Aktien ziehen die Indizes nach oben)
  2. Für Investoren geht es auch darum, zu verstehen, welche Auswirkungen die Verschuldung auf das Wachstum hat. Denn: Je höher die Verschuldung ist, desto schwächer ist das Wachstum. Schwächt sich das Wachstum ab, sinken auch die Unternehmensgewinne. Geringere Erträge machen es schwierig, hohe Aktienkurse zu rechtfertigen.
  3. Wenn die Inflation über einen längeren Zeitraum anhält, zieht sie die Anleiherenditen mit nach oben. Die entscheidende Frage ist also, ob die Inflation dauerhaft sein
  4. Bleibt die Nullzinspolitik der Notenbanken und die Struktur der Aktienoptionsanreize für Führungskräfte bestehen?

Das Ganze könnte für die nächsten Jahre für einen M-artigen Verlauf der Aktienmärkte sprechen. Im Moment ziehen die Zentralbanken Liquidität aus dem System ab und drohen mit Zinserhöhungen. Inflation, steigende Zinsen und Verschuldung dürften zu einer deutlichen Verlangsamung der Wirtschaft führen. Das spricht für ein schwieriges erstes Halbjahr und einem möglichen deutlichen Kursrückgang. Darauf wird ein Zittern bei den Politikern und Zentralbankern einsetzen. Denken Sie an das Statement von Janet Yellen, damals Federal Reserve Chairman, heute US- Finanzministerin, vom 29. September 2016: »It could be useful to be able to intervene directly in assets where the prices have a more direct link to spending decisions … buying equities and corporate bonds could have costs and benefits.« (»Es könnte sinnvoll sein, direkt in Vermögenswerten zu intervenieren, deren Preise einen direkteren Bezug zu Ausgabenentscheidungen haben … der Kauf von Aktien und Unternehmensanleihen könnte Kosten und Nutzen haben.«) Bei starken Kursrückgängen werden die Zentralbanken zur quantitativen Lockerung zurückkehren, die Renditen tiefer in den negativen Bereich fallen und der Aktienmarkt wird sich aus dem Tale erheben. Sollte dies geschehen, geht die Risikoparty weiter und ein Ende der Euphorie am oberen rechten Ende des M könnte sich für 2023 oder 2024 ankündigen. Denn in dieser zweiten Haussephase werden die Zinsen wieder steigen und am Ende steht eine tiefe globale Rezession. 2022 könnte das Jahr des Ab- und Aufschwungs werden.

Festverzinsliche Wertpapiere

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat zu seinem Abschied noch eine Warnung hinterlassen. Der Preisdruck wird noch stärker werden: »Für die Inflationsrate überwiegen wie im Euro-Raum insgesamt die Aufwärtsrisiken«, sagte Weidmann. »Die Geldpolitik sollte diese Risiken nicht ignorieren und wachsam bleiben.« Allerdings hat die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer letzten Ratssitzung entschieden, die Krisenpolitik bis mindestens Ende 2022 fortzusetzen. Das bedeutet, Anleihekäufe werden fortgesetzt und eine Zinswende ist weiterhin nicht in Sicht. Die EZB bleibt unter den großen Zentralbanken damit der Außenseiter. Allerdings gibt es auch viele Anhaltspunkte, die im ersten Halbjahr 2022 auf eine wieder sinkende Inflationsrate hindeuten. Das sind der schwächere Anstieg der Ener- giepreise, die Wiederherstellung der Lieferketten und eine pandemiebedingt (viele Bedürfnisse wurden schon erfüllt) niedrigere Nachfrage nach Gütern.

Die Mehrheit der Anleger, die heute Anleihen kaufen, kaufen keine 10- oder 30-jährigen Anleihen in der Hoffnung, eine bescheidene reale Rendite zu erzielen, indem sie sie bis zur Fälligkeit halten. Statt der traditionellen »Buy and hold«-Investoren, werden die Anleihemärkte heute von vier Gruppen von Marktteilnehmern beherrscht:

  1. Hedgefonds, die mit der Renditekurve Geld verdienen
  2. Zentralbanken, die Anleihen ihrer eigenen Regierungen für die quantitative Lockerung kaufen und sie aus Gründen der Währungsstabilisierung und der Reservenverwaltung in amerikanische oder europäische Staatsanleihen investieren
  3. Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften, die der Gesetzgeber zwingt, ihren Verbindlichkeiten »risikofreie« Vermögenswerte gegenüberzustellen
  4. Banken, die Anleihen als Solvenzpuffer besitzen müssen

Für diese vier Gruppen von Anlegern ist es nicht irrational, langfristige Anleihen mit negativen Realrenditen zu kaufen. Das könnte die Zentralbanken in die Lage versetzen, die langfristigen Zinssätze noch viele Jahre auf einem zu niedrigen Niveau zu halten, solange die Inflation nicht völlig aus dem Ruder läuft.

Auch ich rate immer zu Anleihen solider Staaten oder Firmen. Erstens können Anleger dann halbwegs sicher sein, dass sie ihr Geld zurückerhalten. Und zweitens verdienen sie damit zurzeit zwar nur eine sehr geringe oder negative Rendite, aber in Zeiten, in denen die Aktienkurse fallen, entwickeln sich die Anleihekurse eher nach oben. Das ist eine wichtige Absicherung. Bei Einbrüchen an den Börsen sind Sie froh um jede Anleihe im Depot.

Aktien

Höchste Gewinnmargen? Apropos Rentabilität: Ich frage mich, ob sich all die Probleme im Zusammenhang mit Inflation, Rückständen, Lohndruck usw. allmählich auf die Gewinnspannen auswirken (ganz zu schweigen von der Aussicht von steigenden Zinsen und Steuern) …

Mit die höchsten Gewinne haben Hightech-Aktien erzielt. Die Frage ist, ob sie sich auch nach der Aufrüstung in der Corona-Phase so weiterentwickeln.

Ohne Unterstützung durch das Ertragswachstum (siehe Grafik oben) und mit einer schlechten Marktbreite (siehe Grafik unten) kann die Blase platzen.

Kaum 40 Prozent der 3.000 Nasdaq-Aktien werden über ihrem gleitenden Durchschnitt von 200 Tagen (200 DMA) gehandelt, eine katastrophale Breite. In der vergangenen Woche fiel mir noch ein Bloomberg-Bericht zu demselben Thema auf. In der Vorwoche, als der S&P 500 auf einem 52-Wochen-Hoch schloss, fielen 334 an der New Yorker Börse gehandelte Unternehmen auf ein 52-Wochen-Tief, also mehr als doppelt so viele wie diejenigen, die ein 52- Wochen-Hoch erreichten. Das letzte Mal, dass dies der Fall war, war kurz vor dem Zusammenbruch der Technologie- blase vor über zwanzig Jahren.

Eine weitere Folge all der früheren Rettungsmaßnahmen durch die Fed ist eine gefährliche Selbstzufriedenheit unter denjenigen, die die größten Technologiewerte und die beliebtesten ETFs, die mit ihnen beladen sind, halten. Ich habe noch nie einen so überfüllten Handel gesehen – selbst während der Technologieblase im Jahr 2000 nicht.

Sollte es zu einer Aktienbaisse kommen, könnten diese Anleger feststellen, dass der Powell-Put zwar noch existiert, der Ausübungspreis für Aktien aber viel niedriger sein könnte als Ende 2018. Er könnte eher um –30 Prozent als um +20 Prozent liegen, es sei denn, die Kreditmärkte oder die Wirtschaftsdaten geraten wirklich ins Wanken.

Der Anstieg der Aktienrückkäufe in den letzten zehn Jahren war eine der wichtigsten Stützen der Finanzmärkte. Die nachstehende Grafik von Pavilion Global Markets zeigt die Auswirkungen von Aktienrückkäufen auf den Markt im letzten Jahrzehnt. Die Aufschlüsselung der Renditen für den S&P 500 stellt sich wie folgt dar:

  • 21 Prozent auf die Ausweitung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses,
  • 31,4 Prozent aus Gewinnen,
  • 7,1 Prozent aus Dividenden und
  • 40,5 Prozent aus Aktienrückkäufen

Mit anderen Worten: Ohne die Aktienrückkäufe würde der Aktienmarkt nicht auf Rekordhöhen von 4.700, sondern auf Werte um 2.800 zusteuern. Das Risiko für Aktien besteht darin, dass die Unterstützung durch das billige Geld der Notenbanken fällt, mit dem die Firmen ihre Aktien zurückkaufen. Im Gegensatz dazu haben die klügsten aller klugen Köpfe, nämlich Unternehmensleiter und andere Insider, im Jahr 2021 mit dem schnellsten Jahresrhythmus, den es je gab (vor allem bei den wertvollsten Unternehmen auf dem Markt) Aktien verkauft. Die einfache Tatsache, dass die Insider auf der anderen Seite der rekordverdächtigen Hebelwirkung der Spekulanten stehen, ist von großer Bedeutung, insbesondere angesichts ihrer hervorragenden Erfolgsbilanz. Offensichtlich befolgen Amerikas CEOs und CFOs den zeitlosen Rat des großen John Templeton: »Wenn du feststellst, dass die Menge übermäßig enthusiastisch ver- sucht zu kaufen, hilf ihr und verkaufe. Das funktioniert meistens.«

Rohstoffe

Kupfer wird oft ein »Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften« nachgesagt, weil es in der Lage ist, Wendepunkte in der Weltwirtschaft vorherzusagen. Dies liegt an der weit verbreiteten Verwendung von Kupfer in den meisten Sektoren der Wirtschaft, von Haushalten und Fabriken bis hin zu Elektronik, Stromerzeugung und Übertragungsbedarf.

Daher gilt der Kupferpreis als zuverlässiger Frühindikator für die Gesundheit der Weltwirtschaft. Das folgende Diagramm zeigt den monatlichen Kupferpreis seit 1988 (schwarze Linie). Die rote Linie ist ein gleitender 12-Monats- Durchschnitt. Meiner grundlegenden Ansicht nach – und ich könnte natürlich falsch liegen – werden wir bis zum nächsten Sommer einen globalen Abschwung erleben. Auch Dr. Copper nähert sich charttechnisch einem Bären-Signal.

Langfristig gilt allerdings Folgendes für den Verbrauch von Kupfer und Nickel (in Blau der normale Verbrauch und in Rot der des Szenarios »Netto-Null-Emissionen«):

Sollte das aufgezeigte Szenario einer Baisse an den Aktienmärkten im ersten Halbjahr 2022 eintreffen, ist das die Chance, die Bestände aufzubauen.

Negative »reale« Zinssätze waren in der Vergangenheit der Hauptgrund für höhere Goldpreise. Die Zentralbanken werden nicht in der Lage sein, die Zinsen so weit anzuheben, dass die Realzinsen positiv werden, ohne die Wirtschaft in die Luft zu jagen. Mit 0-Prozent-Zinsen und QE-Gelddrucken haben sie die Aufnahme riesiger Schulden gefördert, und nun stecken sie in einer selbst geschaffenen Zwickmühle, die sie nur andeutungsweise (1. Halbjahr) verlassen können.

Die Goldbären konzentrieren sich fälschlicherweise auf die Zinserhöhungen und das Tapering der Fed, anstatt zu verstehen, dass es – historisch gesehen – ein Eingeständnis dafür ist, dass sie »hinter der Kurve« liegt, wenn sie gezwungen ist, Maßnahmen zu ergreifen – und das ist gut für Gold. Der große Hemmschuh für Gold ist nämlich der Mangel an Unsicherheit. Die Wirtschaft scheint wieder auf Kurs zu sein. Die guten Zeiten sind wieder da und es gibt keinen Bedarf für Gold als Absicherung. Ich habe auch den Eindruck, dass der Grund für die schlechte Performance von Gold darin liegt, dass es Anteile an Bitcoin verloren hat. In den letzten 20 Monaten ist der Preis von Bitcoin nämlich dramatisch gestiegen und der Preis von Gold gesunken, und das trotz einer starken Kombination aus hoher Inflation und niedrigen Realzinsen. Geld, das normalerweise in Gold und Goldminenaktien geflossen wäre, ist stattdessen in Bit- coin geflossen. Wird sich das ändern?

China

US-Aktien haben einen Rekordstand erreicht haben, aber die »Buy the dip«-Story könnte in China spielen. Ausländische Anleger kauften in den letzten Dezemberwochen chinesische Festlandaktien. Die Käufer scheinen von den Sorgen über den steigenden Yuan und den Immobilienmarkt des Landes unbeeindruckt und konzentrieren sich stattdessen auf Pekings Bestreben, die wirtschaftliche Stabilität in den Vordergrund zu stellen. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass China Anfang dieses Jahres mit fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen beginnen wird, nachdem die obersten Entscheidungsträger der Kommunistischen Partei erklärt haben, dass ihre wichtigsten Ziele für 2022 darin bestehen, dem Wachstumsdruck entgegenzuwirken und die Wirtschaft zu stabilisieren. Kommt der China-Kreditimpuls, sollte das auch zu höheren Börsenkursen führen.

Auch die Entwicklung der Immobilienpreise, die wichtigste Anlage des chinesischen Normalbürgers, unterstützt die Hoffnung auf Stimulierungsmaßnahmen in China. Der zusammengesetzte Frühindikator für chinesische Immobilienpreise (Geldmenge, Zinssätze, Finanzierung) deutet darauf hin, dass sich der derzeitige Abschwung, wenn die Regierung nichts unternimmt, auch dieses Jahr fortsetzen wird. Dies ist von entscheidender Bedeutung für den Konjunkturverlauf und die Rohstoffnachfrage, aber auch für die politischen Aussichten: Je niedriger die schwarze Linie ist, desto wahrscheinlicher sind geldpolitische Anreize (und Sie wissen, was das bedeutet!).

Egal welche Meinung man hat, aber die Hauptakteure der nächsten Jahre sind wirtschaftlich und militärisch China und die USA. Über die Zugehörigkeit von Russland zum grünen Block können wir sicherlich streiten. Aber was das Bild auch klar aussagt: Die Kleinstaaterei von Europa erinnert an die Kleinstaaterei von Deutschland im Mittelalter, keine erfolgreiche Phase. Leider geht die Prognose auch für die Jahre nach 2023 von wirtschaftlichen Schwierigkeiten aus, was zu einer Zunahme von Gewalt, politisch »starken« Männern und Sezessionsbestrebungen einiger Länder führen dürfte. Aus dieser Phase dürfte China – und mit ihm Asien – gestärkt und Europa geschwächt hervorgehen.

Währungen

Wenn Sie sich die Renditen für Staatsanleihen ansehen, fragen Sie sich, welche die bessere Rendite bietet, und überlegen dann, wohin das Geld fließen soll. Schauen Sie sich an, wie viel attraktiver die 10-jährigen US-Staatsanleihen im Vergleich zu einem Großteil der Industrieländer sind. Das ist auch ein Grund für die momentane Stärke des US- Dollars.

Im September 2020 hatte ich Folgendes geschrieben: »Kommt es zu einem Crash an den Aktienmärkten oder werden die politischen Spannungen stärker, wird sich der Dollar wieder erholen. Dann wird es Zeit, Positionen abzubauen. Im Moment bleibe ich dabei: Wir werden in der nächsten Zeit im Verhältnis Euro zu US-Dollar eine Berg- und Talfahrt erleben, ähnlich der von 2000 bis 2002, und können somit einen Kurs von 1,10 vielleicht noch einmal erleben.«

Nun politische Spannungen hat es genug gegeben und die Berg- und Talfahrt ist eingetroffen. Das Ziel 1,10 Euro zu 1 Dollar liegt vor uns, da die globale Verlangsamung, die Zinsdifferenz und die Marktturbulenzen einen starken Dollar begünstigen.

Längerfristig wird der Dollar verlieren, aber ich frage mich, im Vergleich zu welchen anderen Währungen. Denn die Industrieländer werden versuchen, ihre Währungen im Wettbewerb abzuwerten.

Portfoliostrategie

Die Verbreitung von ESG-Investitionen wird mir/uns eine große Chance bieten. Denn je mehr Menschen vermeiden, aus moralischen Gründen in etwas zu investieren, desto niedriger ist der Einstiegspreis für diese Investitionen. Wir alle sind uns bewusst, dass Tabakaktien völlig aus der Mode gekommen sind. Möglicherweise sind sie es sogar zu Recht. Dies hat jedoch zur Folge, dass die Gewinn- und Einkommensströme sehr billig zu erwerben sind. Denn wenn viele Menschen aus moralischen Gründen beschlossen haben, keine Tabakaktien zu kaufen, dann werden sie billig sein. Billige Aktien bedeuten hohe Dividendenrenditen. Als Beispiel seien hier nur Imperial Brands und British American Tobacco (BTI) genannt. Derzeit liegt die Rendite von Imperial bei 9 und die von BTI bei 8,5 Prozent an der Londoner Börse. Diese sind vernünftig abgesichert, denn Zigarettenunternehmen haben Preismacht. Auch wenn der Markt insgesamt schrumpft, wird es noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis er ganz verschwunden ist.

Bei den Aktien fossiler Brennstoffe zeichnet sich das Gleiche ab. Auch hier verändert die ESG-Bewegung den Markt. Eine von Mark Carney (Ex-Gouverneur der Bank of England) angeführte Gruppe von Investmentfirmen und andere Bewegungen überzeugen die Menschen davon, nicht in fossile Brennstoffe zu investieren. Ich denke, dass Kohle im Großen und Ganzen bald tatsächlich nichts mehr wert sein wird. Bei Erdöl rechne nicht mit einem großen Preisverfall, allerdings mit kräftigen Schwankungen. Ölgesellschaften, insbesondere die großen wie Chevron, Exxon, BP,  Shell, werden, wenn sie heute einfach aufhören würden, in neue Projekte zu investieren, noch in zwei oder drei Jahrzehnten eine Unmenge von Geld ausschütten. Die Preise werden sich durch die zurückgehende Förderung nur sehr langfristig zurückbilden. Der Effekt wird jedoch derselbe sein wie bei der Zigarettenindustrie: Die Dividendenrenditen für diese Aktien werden mit der Zeit steigen. Es handelt sich um langlebige Einkommensströme. Und dennoch werden sie immer billiger werden, da ESG-Investitionen die Leute davon abhalten, sie zu kaufen. Für den versierten Anleger – oder einen, der nicht von der ESG-Vision angetrieben wird – bietet dies eine Chance. Sie dürfen aber nicht nur wegen der hohen Dividendenrendite kaufen. Denn sie müssen sich sicher sein, dass sich das Unternehmen in Wirklichkeit nicht selbst auffrisst und schon bald aus Kapitalmangel bankrott gehen wird.

Nehmen wir die 9 Prozent bei Imperial als Beispiel. Wenn wir drei Jahre lang 9 Prozent erhalten und dann nichts mehr, ist das ein Verlust. Wenn wir zwanzig Jahre lang 9 Prozent erhalten und dann das Ende kommt, ist das sehr attraktiv, wenn der Rest des Markts 3 Prozent abwirft, was durchaus der Fall sein könnte. Und genau das wird im Ölgeschäft meiner Meinung nach passieren. Sollte Öl allerdings 2035 nicht mehr verbraucht werden, werden die großen Ölkonzerne am Ende auf einem großen Teil des Öls sitzen bleiben. Ich halte das für eine unwahrscheinliche These. Vielleicht sind wir im Jahr 2050 so weit, aber nicht viel früher. Das ist kein mitreißender Aufruf zum Handeln, denn ich gebe zu, dass es sich sehr langweilig anhört, statt für Kapitalgewinne für einen Dividendenstrom zu werben.

Alles in allem war 2021 kein erfreuliches Jahr für mich, obwohl ich Schlimmeres befürchtet hatte. Alibaba werde ich sicher in der Zukunft mit Gewinn verkaufen können. Allerdings gilt das nicht für iQIYI. Baidu hält eine 56-prozentige Beteiligung an iQIYI, einer Plattform, die zum 30. September 2021 103,6 Millionen Abonnenten hatte. Baidu hat im vergangenen Jahr versucht, sein defizitäres Streaming-Geschäft zu veräußern, konnte aber noch keinen Käufer finden, der bereit ist, einen adäquaten Preis zu zahlen. Ich gehe davon aus, dass Baidu seine iQIYI-Beteiligung im Geschäftsjahr 2022 oder später monetarisieren wird. Bis dahin wird das Streaming-Geschäft weiterhin die finanzielle Performance von Baidu belasten. Ein erfolgreicher Verkauf von iQIYI an ein anderes Streaming-Unternehmen inner- halb oder außerhalb Chinas könnte auch meinen Verlust verringern. Wenn sich die historische Entwicklung des Goldpreises wiederholt, sollten auch die Goldminen in den beiden ersten Monaten im Jahr 2022 eine positive Entwicklung ausweisen.

Enbridge und Exxon (siehe oben) halte ich weiter wegen der hohen Dividendenrendite. Hier erwarte ich deutliche Schwankungen im Kurs, da der Erdölpreis im oben aufgezeigten Szenario mit der Konjunktur im Jahr 2022 deutlich schwanken dürfte.

Was ich seit Monaten immer wieder betone, wiederhole ich auch heute: Ich halte es für selbstverständlich, eine gesunde Menge an Bargeld in Reserve zu haben. In den aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

PS: Stellen Sie sich vor, Sie wären 1894 geboren. Als Sie 20 Jahre alt sind, beginnt der Erste Weltkrieg, der mit 22 Millionen Toten endet, als Sie 24 sind. Kurz darauf tötet eine Grippepandemie, die Spanische Grippe, weltweit 50 Millionen Menschen. Sie kommen lebendig und frei heraus. Sie sind 26 Jahre alt. Mit 35 Jahren überleben Sie die Weltwirtschaftskrise, die mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse begann und zu Inflation, Arbeitslosigkeit und Hunger führte. Als Sie 39 sind, kommen die Nazis an die Macht. Sie sind 45, als der Zweite Weltkrieg beginnt, und 51, als er endet. Während des Holocausts sterben 6 Millionen Juden und Ihr Sohn. Insgesamt gibt es über 60 Millionen Tote. Als Sie 58 Jahre alt sind, beginnt der Koreakrieg. Als Sie 70 sind, der Vietnamkrieg, der erst elf Jahre später endet – Sie sind jetzt 81.

Ein 1985 geborener Junge denkt, seine Großeltern hätten keine Ahnung, wie schwer das Leben ist, aber sie haben mehrere Kriege und Katastrophen überlebt. Ein Junge, der 1995 geboren wurde und jetzt 26 Jahre alt ist, denkt, dass es das Ende der Welt ist, wenn sein Amazon-Paket mehr als drei Tage braucht, um anzukommen, oder wenn er nicht mehr als 15 Likes für sein auf Facebook oder Instagram gepostetes Foto bekommt…………………………………….. Im Jahr 2022 leben viele von uns komfortabel, haben Zugang zu verschiedenen Quellen der Heimunterhaltung und haben oft mehr als sie brauchen. Das alles gab es früher nicht. Aber mein Großvater, derjenige der 1894 geboren wurde, hat weitaus katastrophalere Umstände überlebt und nie die Freude am Leben verloren. Er hat mir beigebracht, nichts für selbstverständlich zu halten, für jeden Atemzug dankbar zu sein – und meinen heißen Morgenkaffee zu genießen. Perspektive ist alles!

DAX 15,79 % | EURO STOXX 50 P 20,35 % | SMI 20,29 % | RexP –1,69 % | SBI –4,23 % | Gold (in US-Dollar) –3,67 %

per 31. Dezember 2021

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