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Mischmaschmischmasch – ETF – Finanzprodukt

Auf der Suche nach vernünftigen Vermögensanlagen ist mir wieder ein absolutes Mischmaschmischmasch-Finanzprodukt auf meinen Schreibtisch geflattert.

Es handelt sich um einen ETF (Indexfonds) von der UBS mit der Bezeichnung  UBS ETF (CH) – CMCI SF (EUR) A-dis (ISIN:CH0109967908), welcher ein Teilvermögen des Umbrella Fonds UBS ETF (CH) ist. Somit ein strukturiertes Wertpapier (ETF), welches ein Teilvermögen in einem strukturierten Wertpapier ist. Beide Wertpapiere sind somit schon mit Gebühren und Provisionen belastet. Dieser ETF kann alleine schon bis zu 5% als Ausgabeaufschlag bei Kauf sowie eine Rücknahmekommission bei Verkauf von bis zu 3% verlangen.

Dieser ETF stützt sich auf den Basiswert (= Index) UBS Bloomberg CMCI WTI Crude Oil Hedged EUR  (Bloomberg: XTWCEE Index), der anscheinend von der UBS erstellt wird. Da in der Vergangenheit verschiedene Indices von Banken manipuliert worden waren, ist daher bei solch exotischen Indices grundsätzlich Vorsicht geboten, ob dieser Index den wirklichen Wert dieses komplizierten Marktes abbildet, zumal bei der Feststellung dieses Indexes wiederum Derivate eine Rolle spielen.

Dieser ETF investiert unterschiedlich und zwar entweder

in ein Effektenportfolio (welche Zusammensetzung?) und in Derivate, wie z.B. OTC – Swap Transaktion  (OTC = over the counter=“Schaltergeschäft“ ohne Börse)  mit dem Ziel die Wertentwicklung des Effektenportfolios gegen die Wertentwicklung des Index auszutauschen. Diese Swap-Transaktionen haben meistens nur eine Laufzeit von 1 Monat, so dass beim Verlängern (= rollen) entsprechende Rollverluste entstehen können. Die bisherigen negativen Ergebnisse zeigen aber schon, dass diese Swap Transaktionen aufgrund der bisherigen Verluste  anscheinend nichts taugen.

oder

in ganze oder teilweise oder mehrere OTC_Swap-Transaktionen, um die Wertentwicklung  des Index zu erhalten. Das Risiko dieser synthetischen Replikation wird zu 105% besichert (was offensichtlich nichts genutzt hat>> siehe bisherigen Wertverfall)

Kurzum, dieses Wertpapier ist nur auf Derivate aufgebaut, ist dadurch absolut intransparent und unterliegt somit einer Reihe von Risiken und zwar wie folgt:

– Risiken bezüglich der Erfüllung des Derivategeschäftes (Adressenerfüllungsrisiko)

– Risiken im Effektenportfolio (welche Effekten/Wertpapiere?)

– Risiken in der synthetischen Unterlegung/Replikation (= keine Unterlegung durch reales Öl)

– Verlustrisiken in den unterschiedlichen Swap-Geschäften (evtl. Rollverluste)

– Risiken im Index, da er der Gefahr der Manipulation ausgesetzt ist

– Risiken in den hohen Gebühren, welche jede Rendite killen

– Risiken im Umbrella Fonds selbst und dessen Gebührenstellung

– zuletzt noch das Währungsrisiko, da Öl in US$ gehandelt wird (dadurch auch Hedging-

/Währungsverluste vorprogrammiert)

Kurzum, dieses Mischmasch-Papier sollte man grundsätzlich meiden, das Verlustpotential ist enorm. Selbst die UBS hat es der Risikostufe 6 von insgesamt 7 Stufen gegeben (m.E. müsste es die Risikostufe „10“ bekommen). Außerdem ist das Volumen dieses ETF mit  derzeit € 7,36 Mio. zu gering.

Fazit: Man mischt wie vor 2008 unverändert alles Mögliche zusammen mit dem Ziel, der Finanzindustrie den höchsten Ertrag auf den Risikoschultern der Anleger zu generieren. Wenn man in Öl investieren möchte, sollte es in direkte Anlagen börsennotierter Ölgesellschaften umgesetzt werden, aber bloß nicht in Explorationsgesellschaften, die erst noch nach Öl suchen. Davon gibt es eine Menge Glücksritter ohne Substanz, welche nur auf die Gelder der Anleger spitzen.

Die Börsensituation hierzu ist aber sehr volatil, wir haben Höchststände, es wird sicherlich wieder deutlich tiefere Stände hierfür geben.

13. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Kosten des Investmentbankings

Aus der Wirtschaftspresse konnte man entnehmen, dass die Investmentbanken in den USA und Europa bisher US$ 60 Milliarden an Strafen für deren (erwischte) Marktmanipulationen bezahlen mussten. Das Ende dieser Zahlungen ist noch nicht abzusehen und es bleibt zu befürchten, dass diese Gesamtsumme erst die Spitze des Eisberges ist. Allein die Deutsche Bank hat derzeit 6.000 laufende Verfahren.

Bei dieser Rechnung ist aber  noch nicht die Entlohnung der Investmentbanker, oder besser ausgedrückt, der Verursacher dieses unlauteren und betrügerischen Handelns in den Banken und Zerstörer des Kundenvertrauens berücksichtigt worden.

Betrachtet man allein die Bonizahlungen der Deutsche Bank in den letzten beiden Jahren von jeweils rd. € 3 Milliarden, welche größtenteils nur rd. 5% der Belegschaft zugutekamen bzw. den Investmentbankern größtenteils zugeflossen sind und denen zuvor jeweils entsprechende Kapitalerhöhungen voraus gegangen sind (waren hierzu anscheinend nötig), kommen allein aus dieser Erkenntnis große Zweifel an der Profitabilität dieses Bankbereiches. Profitabel ist es jedoch nur für wenige, nämlich für die Investementbanker mit der fehlenden Bodenhaftung.

In dieser Rechnung  nicht enthalten sind außerdem die extrem hohen Kosten des katastrophalen  Vertrauensverlustes der Bankkunden nebst den hohen Infrastrukturkosten zur Aufrechterhaltung des Investmentbankings. Da man aber immer noch nicht davon ablassen will, der Co-Vorstandssprecher der Deutsche Bank, Herr Anju Jain, sogar noch von Gas geben in diesem Segment sprach, man also unverändert komplexe, intransparente und mit hohen Risiken behaftete Finanzprodukte  produzieren und verkaufen will, möchte ich nicht ausschließen, dass dann die bisherigen Strafzahlungen nur noch die Größe von peanuts einnehmen werden, um im Sprachgebrauch der Banker zu bleiben.

Dann kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich diese Herren wiederum – ohne dass man sie für deren Schaden habhaft machen konnte –  zunächst in Luft auflösen, um als Manager von Hedgefonds aufzutauchen, einem bisher noch völlig unkontrollierten und hoch spekulativen Bereich in der Finanzindustrie.

Und dann geht wieder alles von vorne los, wie nach 2008.

14. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Kalte Progression Nr. 2

Die CDU hat nun die Abschaffung der Kalten Progression, aber erst ab 2017 beschlossen. Voraussetzung hierfür ist ein ausgeglichener Bundeshaushalt, womit man schon den Grundstein dafür gelegt hat, diesen Beschluss nicht umsetzen zu müssen.

Dafür spricht ein jetzt veröffentlichter Bericht des Bundesfinanzministeriums, welcher zum Ergebnis kommt, dass in diesem Jahr der Effekt der heimlichen Steuererhöhung überhaupt nicht auftritt und in den kommenden beiden Jahren würde dieser sich sehr niedrig auswirken.

Der Grund hierfür soll sein, dass in 2014 die niedrige Preissteigerungsrate in Verbindung mit der Anhebung des Grundfreibetrages keine kalte Progression entstehen lassen würde. Insofern würde auch die Entlastung, die den Bürgern winkt, nur wenige Euro ausmachen.

Das bedeutet nun nach dieser Feststellung im Umkehrschluss, dass dadurch in diesem Jahr so gut wie keine Steuereinnahmen über die kalte Progression vereinnahmt würden und in den beiden Folgejahren nur sehr wenige, welche zwischen € 690 Mio. bis maximal € 2,9 Milliarden liegen sollen.

Warum schafft man dann aber aufgrund dieser relativ geringen Auswirkungen auf die Steuereinnahmen die Kalte Progression nicht sofort ab? Wird hier nur wieder der Versuch gestartet, alte Steuerpfründe aufrecht zu erhalten?

Das Bundesfinanzministerium hat vermutlich diese Berechnungen anhand der allgemeinen Einkommensentwicklung der Arbeitnehmer errechnet, nicht aber berücksichtigt, dass diese Kalte Progression insbesondere bei Karriereschritten von Leistungsträgern und damit verbundenen höheren Einkommen und damit deutlich höheren Einkommenssteuern äußert schmerzlich sein kann mit der Folge eines nahezu Null-Wachstums beim Nettogehalt. Das trifft vor allem die Mittelschicht unserer Gesellschaft.

Ich erinnere nur daran, dass ein lediger Handwerker oder Manager bei einem Gewinn/ Bruttoeinkommen  von nur über € 52.882  dem Spitzensteuersatz von 42% zzgl. Soli zzgl. Kirchensteuer, also rd. 47% unterliegt zzgl. der noch zu leistenden Sozialabgaben. Dieses Abschöpfen von Einkommen führt sicherlich nicht zu einer Leistungssteigerung.

Diese Grenze für den höchsten Steuersatz gibt es schon seit 55 Jahren in nahezu unveränderter Höhe. 1958 lag er bei € 56.263 (DM 110.000). Berücksichtigt man in diesen 55 Jahren die erfolgte Geldentwertung und die Einkommenssteigerungen, müsste die Einkommensgrenze eigentlich bei € 1,5 Mio liegen. Die jetzige, sogar noch niedrigere Grenze ist somit ein Skandal und ein Zeichen für den unveränderten Willen aller Politiker, die Bürger weiter auszubeuten.

Unsere Gesellschaft benötigt in einer gesunden Volkswirtschaft diese Leistungsträger, seien es Facharbeiter, Handwerker, Selbstständige und  mittelständische Unternehmer. Allein der Mittelstand, welcher unter dieser Steuerrepression am meisten leidet, beschäftigt rd. 80% aller Arbeitnehmer. Das sollte sich die Politik stets vor Augen führen.

12. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Bankenstresstest No. 2

Es ist doch sehr verwunderlich, warum überhaupt ein Stresstest der wichtigsten Banken in Europa in Gang gebracht wurde und das schon zum zweiten Mal. Wurden Stresstests mit anderen Branchen vorgenommen? Nein, aber warum dann mit der Bankbranche?

Als Antwort bleibt nur übrig, dass die Banken in Europa sehr gefährdet sind und man durch einen solchen, angeblich harten Stresstest, das Vertrauen in die Banken wieder zurück gewinnen will.

Da der erste Stresstest zu einer Weichspülerfarce geriet und danach einige geprüfte Banken in Schwierigkeiten kamen, keimte die Hoffnung auf, dass nun endlich mit dem zweiten Stresstest die kryptographischen Bilanzsysteme der Banken einer intensiven Überprüfung unterzogen würden.

Die Berichterstattung in der Presse über diesen zweiten Stresstest hat aber diese Hoffnung nahezu vaporisiert. Wenn man Presseberichten Glauben schenken darf, wurde insgesamt eine Bankenaktiva von € 1,6 Billionen einer „harten“ Prüfung unterzogen. Die Gesamtsumme aller Bankbilanzsummen im Europa beläuft  sich aber auf über € 40 Billionen (= das rd. 3 ½-fache des europäischen BIB von rd. € 13,1 Billionen / Eurozone rd. € 9,6 Billionen), woraus man schließen kann, dass bezogen auf die Eurozone nur etwa 5% dieser gesamten Bankenaktiva überprüft wurde. Hier noch ein Hinweis: die Gesamtsumme aller US-amerikanischen Bankbilanzsummen beläuft sich nur auf 70 – 80% der US-amerikanischen BIB (ca. US$ 16,8 Billionen), woraus man schließen kann, dass die US-Banken es geschafft haben, den „Europeans“ ihre toxischen Anlagen aufzudrücken, welche immer noch das derzeitige Problem in Europa darstellen.

Weiterer Punkt ist die reine Fokussierung auf die („harte“) Kernkapitalquote, eine Finanzinnovation, welche nur Banken anwenden dürfen, nicht aber die Realwirtschaft.

Die Kernkapitalquote errechnet sich aus dem

  • Prozentualen Anteil des Eigenkapitals an der
  • Bilanzsumme der von den Banken als risikolos eingestuften Aktiva.

Zu der risikolos eingestuften Aktiva gehören Staatsanleihen und sonstige, von den Banken entwickelte hoch komplexe Risikomodelle und Absicherungsinstrumente (Hedging), welche Kapital aus dem Nichts entstehen lassen und nur wenige Experten verstehen. Welches Risiko Staatsanleihen oder diese Risikomodelle der Banken beinhalten, hat uns die Finanzkrise in 2008  schmerzlich erfahren lassen.

Somit lässt man eine erhebliche Bankenaktiva einfach unter den Tisch fallen, bei der Deutsche Bank sind es allein rd. € 1,5 Billionen. Meine Erhebung in 2013 auf Basis der deutschen Bankbilanzen per 31.12.2012 ergab in Deutschland eine damit unterschlagene Aktiva von rd. € 5 Billionen. Pressenotizen zufolge soll allein die Bilanzsumme aller Bad-Banks in Europa, für die die jeweiligen Mutterbanken unverändert haften, einen Betrag von € 2,5 Billionen einnehmen. Was soll dann diese Miniüberprüfung der Bankenaktiva?

Fazit: Diesem Stresstest kann man einfach nicht das damit beabsichtigte Vertrauen schenken, zumal darüber aus mir nicht erklärlichen Gründen der Bericht darüber erst in 5 Monaten veröffentlicht werden soll.  Will man den Banken noch mehr Zeit geben, um ihre immer noch nicht verteilten toxischen Wertpapiere in die Depots der Anleger über strukturierte Finanzprodukte einzubuchen? Dieser Stresstest sieht leider wieder nach Schönfärberei aus. Bankanleihen sind daher weiterhin zu meiden, da diese im Falle einer Bankinsolvenz total untergehen, somit der Anleger eine Option auf einen Totalschaden eingeht.

12. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de