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Indexfonds (ETF`s) und Stiftungen

Im Finanzteil einer Tageszeitung erschien ein Presseartikel mit der Schlagzeile „Indexfonds sind für Stiftungen bestens geeignet“. Diese Aussage kann meines Erachtens so nicht stehen bleiben und jeder Stiftungsvorstand sei davor gewarnt, sich damit auf das Feld der Spekulation einzulassen.

Es ist doch immer wieder interessant, wie aufgrund der politischen Niedrigzinsphase solche Empfehlung aus dem Boden schießen. Zu Recht wird am Anfang des Artikels darauf hingewiesen, dass eine hohe Rendite auch ein hohes Risiko beinhaltet. Gegen Ende des Artikels wird dann plötzlich auf die hohe Rendite des Depots des zitierten Honorarberaters ganz stolz verwiesen. Steckte da nicht auch ein hohes Risiko und hatte dieser bisher nicht nur Glück?

ETF`s sind reine Spekulationspapiere und abhängig von der jeweiligen Börsenentwicklung. Letztlich sind sie keine eigenen Papiere, also kein eigenes Produkt, sondern eine Ableitung von originären Wertpapieren oder eine Forderung auf solche. D.h. aus einem Papier wird ein weiteres produziert. Zwischenzeitlich gibt es eine Vielzahl von exotisch anmutenden Mischmasch-Indices (Deutsche Bank handelt mit über 160 Indices), deren Zusammensetzungen keiner entsprechenden Kontrolle unterliegen und – wie die Vergangenheit gezeigt hat – von den Banken auch manipuliert werden (können). Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass angeblich physisch unterlegte Indices aus Kostengründen nicht doch durch synthetische Papiere (Derivate/ Optionen) unterlegt worden sind, womit dann auch noch ein Adressenausfallrisiko der Derivate- / Optionen – Risikoübernehmer entsteht. Leider musste ich beim Studium solcher „Fact-Sheets“ auf Seite xy ganz hinten und sehr klein gedruckt diesen Hinweis öfters feststellen.

Bei Aktien unterlegten Indices gewähren sie der Bank/ dem Produzenten  noch eine Reihe von Zusatzgeschäften außerhalb des Blickfeldes des Anlegers, an deren Erträge der Anleger nicht beteiligt wird.

Bevor man den Stiftungen große Renditeaugen macht und diese dabei auf ein hohes Risikopferd setzt, wäre eine Beratung auf Kapitalerhalt sicherlich der bessere Weg, zumal nichts bleibt, wie es ist. Auch diese Niedrigzinsphase wird einmal ein Ende haben. Lieber den vollen Stiftungszweck temporär zurückschrauben als Stiftungskapital zu verlieren.

Für einen  Honorarberater sind solche Darlegungen verständlich, da er seine Leistungen herausstellen muss, damit seine Rechnungen an den Anleger/Kunden akzeptiert werden. Gleichzeitig wird hier aber auch ein Webfehler des Honorarberatungsgesetzes offensichtlich, da damit der Honorarberater auf mehr Risiko setzen muss, um in der heutigen Zeit eine akzeptable Rendite vorweisen zu können. Der Honorarberater lebt von seiner Leistung und leider fokussiert sich der Blick der Anleger immer noch nur auf die Rendite und nicht auf die Sicherheit. Dazu gelernt haben leider nur wenige. Aufklärung tut Not, scheut aber die Finanzindustrie.

Das nutzt aber auch die Politik aus. Mit ihrer  Hilfe und die sowohl von Herrn Draghi als auch von der FED entstand die Niedrigzinsphase und damit ein absoluter Anlage- und Renditenotstand, um die Anleger auf diesen strukturierten Anlagekrimskrams und damit auf die dahinter steckenden Risiken zu hieven zwecks Entlastung der Bankbilanzen, die dadurch ihre toxischen Papiere u.a.  über die Anleihe ETF`s wunderbar auf die unwissenden Anleger verteilen können (siehe auch weitere Ausführungen zu den ETF`s unter Strukturierte Finanzprodukte unter „E“ in diesem Blog).

6. Januar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




GAF Active Life 2 Beispiel eines Volksbankproduktes

Bei obigem Anlageprodukt handelt es sich um einen geschlossenen Fonds, der im Wesentlichen von den Volks- und Raiffeisenbanken vertrieben wurde.

Mit dem eingeworbenen Kapital erwarb der Fonds  laufende US-Lebensversicherungspolicen im US-amerikanischen Sekundärmarkt von Versicherten, welche ihre Lebensversicherungen schon jetzt zu Geld machen wollten. Die bis zum Laufzeitende  noch fälligen Versicherungsprämien waren vertragsgemäß vom Fonds weiter zu bezahlen. Hierfür zugrunde gelegt wurden statistischen Sterbetafeln, welche demnach einen alsbaldigen Tod dieser Versicherungsnehmer als wahrscheinlich prognostizierten. Die Rendite dieses Fonds war somit abhängig vom vorzeitigen Ableben der Versicherungsnehmer.

Das dumme war nur, dass die Versicherungsnehmer sich bester Gesundheit erfreuten, sich somit die Hoffnung auf deren frühes Ableben und damit Einstreichen eines schnellen Gewinns nicht erfüllte bzw. sich herausstellte, dass dem Fonds falsche Sterbetafeln, ein sehr wichtiges Element bei diesem Geschäft mit dem Tod, untergejubelt wurden. Die Sterbetafeln ergeben sich  aus statistischen Größen über die Sterblichkeit bestimmter Personengruppen in gewissen Regionen und Lebenslagen, womit die Versicherungsbeiträge entweder gesenkt aber meistens nur angehoben wurden. Hierzu nötig sind entsprechend hohe Rechnerkapazitäten, über welche die Versicherungsgesellschaften verfügen.

Das Ergebnis dieses Fonds war somit katastrophal und hoch negativ, da die Sterbefälle und damit die einfließenden, bei vorzeitigem Tod fälligen Lebensversicherungspolicen, ausblieben, dagegen die Versicherungsprämien weiter bezahlt werden mussten, hohe Zinsen an die Fremdkapitalgeber (u. a.US-Banken), deren Darlehen notgedrungen dynamisch anwuchsen, fällig wurden und das Defizit dieses Fonds neben den hohen weichen Kosten des Fondsmanagements somit rasant anwuchs.

Das führte letztlich dazu, dass zum Zeitpunkt meiner Überprüfung Ende 2009 die Bilanzen 2005, 2006, 2007 und 2008 fehlten aufgrund der Ablehnung des Prüfungsauftrages durch KPMG und PWC wegen angeblicher Interessenskonflikte.

Schließlich hat die vertreibende Volksbank aufgrund meiner Intervention den von mir betreuten Investoren ihren Einsatz (allerdings ohne Agio) wieder zurückerstattet. Wie das ging, kann ich interessierten Anlegern gerne mitteilen.

Hier lag meines Erachtens die klare Absicht des Verkäufers der „gebrauchten“ Lebensversicherungen vor, die deutschen Investoren aufgrund falscher statistischer Sterbetafeln über den Tisch zu ziehen. Jetzt kann man einwenden, dass der Verkäufer falsche Sterbetafeln bewusst erstellt oder alte, nicht mehr aktuelle verwendet hatte. Dieser Verkäufer war allerdings eine US-Makler-Gesellschaft, welche vermutlich  nicht über entsprechende Rechnerkapazitäten zur komplizierten Errechnung der wahrscheinlichen Sterberate verfügte und sich angeblich auf offizielle Sterbetafeln gestützt hatte. Diese müssen aber aus der „Wahrscheinlichkeitsküche“ einer Versicherungsgesellschaft mit entsprechenden Kapazitäten erstellt worden sein und jetzt kann man darüber philosophieren, ob das mit Absicht geschehen ist oder nicht.

Wie sich dieser noch bis 2016 laufende Fonds weiterentwickelt hat, ist mit nicht bekannt. Verfolgt man die diversen Beiträge im Internet, scheint es aber mit ihm nicht zum Besten zu stehen.

Dieses Beispiel zeigt, wie sich die Volksbanken in die Fänge der strukturierten Risiken, die eigentlich nicht ihrem Geschäftsverständnis entsprechen, schon vor Jahren verfangen haben. Der zuständige Volksbankvorstand äußerte sogar die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, den Vertrieb solcher komplexen Produkte einzustellen. Vollzogen hat er dies nach meinen Informationen jedoch nicht.

3. Januar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Kulturwandel der Sparkassen?

Auch dieser Beitrag ist meinem Buch „Die strukturierte Ausbeutung“ , welches Ende 2013 erschien, entnommen worden und wurde nun mit aktuellen Gegebenheiten ergänzt.

Vorab bleibt festzuhalten, dass ich damals schon als Vertreter einer Großbank die Sparkassen und ihr Selbstverständnis als Bank des „kleinen Mannes“, womit der größte Teil unserer Gesellschaft er­fasst wird, stets bewundert habe. Insbesondere im Kreditgeschäft spielen die Sparkassen unverändert eine hervorragende Rolle und sind die Stütze des deutschen Mittelstandes. Ähnlich sehe ich das mit den Volksbanken, welche mit den Sparkassen einen Banken-Markt­anteil von über 60 % einnehmen, somit die eigentliche und maß­gebende Kraft in der deutschen Bankenlandschaft darstellen. Zusammen mit den Privatbanken /­ Geschäftsbanken tragen diese das oft kritisierte und in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts von vielen „Wirtschaftsjournalisten“ großer Tageszeitungen oft als antiquiert kritisierte Drei-Säulen-Modell. Dieses Drei-Säulen-Modell > Sparkasse> Volksbanken> Geschäfts-/­Privatbanken hat jedoch Deutschland vor den Folgen der schwersten Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg bewahrt und maßgeblich zur jetzigen starken Stellung Deutschlands in Europa und der Welt beigetragen.

Die Sparkassen genießen beim „kleinen Mann“ oder sagen wir beim „Normalbürger“ ein sehr hohes Vertrauen und halten dadurch in Deutschland auch den größten Banken -Marktanteil von weit über 40 %.

Diese gewaltige Marktmacht fällt nicht besonders auf, da diese in zahlreichen Einzelgesellschaften, d. h. in selbstständigen Sparkassen mit eigener Bilanzierung organisiert und damit auf die gesamte Bundesrepublik verteilt sind. Allerdings wirkt der Sparkassenver­band zusammen mit den Oberinstituten der Sparkassen, den Landesbanken, sehr stark auf die Geschäftspolitik der jeweiligen Sparkassen ein.

Dieser hohe Marktanteil und damit die hohe Vertriebsstärke ist insbesondere für die Investmentbanken hochinteressant, nicht nur in Bezug auf die große Anzahl der Sparkassenkunden, sondern auch mit Blick auf die Sparkassen selbst, welche durchweg über hohe eigene Cash-und Wertpapier-Polster verfügen.

Mitte 2013 gab es nach zahlreichen Fusionen nur noch rd. 420 Spar­kassen mit bundesweiten rd. 14.400 Geschäftsstellen, welche über 240.000 Mitarbeiter beschäftigten. Somit fallen Fehlinvestitionen und Unternehmensinsolvenzen nicht so stark der Öffentlichkeit wie bei den Groß­banken auf, bei der sich solche Vorgänge in deren Zentralen u.a. in Frankfurt  konzentrieren.

Dieses Potenzial haben im Übrigen auch die bekannten angelsächsischen Unternehmensberatungsgesellschaften erkannt, die auch über die Landesbanken bei den Sparkassen tätig wurden und daraufhin das Bankgeschäft mit den gleichen Bezeichnungen, die mir Jahre vorher schon in der Dresdner Bank geläufig waren, neu organisierten.

Die meisten Sparkassen haben aber nicht die Research- und Ana­lyse­ka­pa­zi­täten, wie die Groß- und Investmentbanken. Dieses Wissen wird von deren Landesbanken entweder selbst erstellt (mit fragwürdigem Ausgang > siehe Finanzkrise) oder von den Invest­mentbanken und Großbanken – je nach dem – bezogen. Auch kreieren sie keine eigenen Finanzprodukte und Derivate, das erledigen die Landesbanken und die Dekabank.

Die Dekabank betrachtet sich als den zentralen Assetmanager der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe. Mit dieser Bezeichnung kann man schon sehen, dass man die Sparkassen als Gesamtgruppe und damit sehr mächtige Gruppe innerhalb unserer Gesellschaft sehen muss.

Die Dekabank produziert wie eine Investmentbank eine breite Palette von Aktien-, Renten, Immobilien- und Mischfonds aller Art. Der Vertrieb dieser Produkte erfolgt hauptsächlich über die Spar­kassen und Landesbanken.

Der Dekabank-Konzern verwaltete Ende 2012

  • 518 Wertpapier-Publikumsfonds (Volumen ca. € 90 Mrd.)
  • 4 Offene Immobilienfonds (Volumen ca. € 21 Mrd.)
  • 468 Wertpapier-Spezialfonds (Volumen ca. € 52 Mrd.), ich vermute, dass diese Spezialfonds Wertpapieranlagen diverser Sparkassen ver­walten.
  • 11 Offene Immobilien- Spezialfonds (Volumen ca. 1,7 Mrd.)

und nimmt bei den Publikumsfonds meines Wissens den dritten Platz hinter der DWS/­Deutsche Bank-Gruppe und Allianz Asset Management-Gruppe ein. Zudem ist die Dekabank der größte Anbieter von Offenen Immobilienfonds in Deutschland, einer seit Jahren  in den negativen Schlagzeilen befindlichen Anlageklasse.

Man kann somit die Dekabank als einen der größten Anbieter von strukturierten Finanzprodukten bezeichnen. Bei Anleihe- und Aktienemissionen, also Ausgabe von direkten Anlagen, ist mir die Dekabank bisher nicht groß aufgefallen, eher als Vertriebspartner in der zweiten und dritten Reihe.

Sollte der Leser ein Sparkassenkunde sein und zudem Geld anlegen wollen, wird er sicherlich feststellen, dass ihm im Wesentlichen Fonds der Dekabank (= strukturiertes Finanzprodukt) angeboten werden, wie im übrigen dies auch bei den anderen Banken ebenfalls mit deren hauseigenen Fonds der Fall unverändert sein wird.

Meine Erfahrungen mit Fonds der Dekabank sind nicht positiver Natur. Auch konnte man in der Presse schon mehrmals nachlesen, dass die Deka-Fonds im Konkurrenzvergleich schlecht abschneiden.

Bei einem recht betagten Mandanten, der Anfang 2000 rd. € 600.000 in diverse Dekafonds angelegt und zum Leidwesen der Sparkasse bis zu meinem Erscheinen in 2007 kaum bewegt hatte, musste ich einen Verlust von rd. € 228.000 fest­stellen. Außerdem hatte man diesem Mandanten noch ein Vermögensver­waltungs­man­dat beim Ableger der Deka in der Schweiz verkauft, welches Hedgefonds- und Private Equity Papiere nebst Aktien-, Renten-, Geldmarkt- und Immobilienfonds, also das gesamte Sammelsurium der strukturierten Finanzprodukte, enthielt. Auch dieses Ergebnis war – wie sollte es auch anders sein – schon nach relativ kurzer Laufzeit negativ.

Der hierfür zuständige Sparkassen-Vorstand bezeichnete ein solches Depot als ein „Ergebnis einer fachmännischen Anforderung an eine Vermögensberatung“. Es war eher eine fachmännische Anforderung an das Provisionsergebnis dieser Sparkasse, welche durch die Vermittlung in die Schweiz provisonsmäßig daran partizipierte.

Mein Versuch, die Sparkasse dadurch zu einer teilweisen Rück­erstattung des Verlustes oder zumindest zu einer Rückvergütung der bis dahin gezahlten saftigen Depotgebühr zu bewegen, brachte mir unsachliche Vorwürfe  ein. Normalerweise werden für Fonds aus der eigenen Gruppe keine Depotgebühren verlangt, zumal die vermittelnde Bank einen kräftigen Anteil an den Ausgabeaufschlägen nebst Halteprämien u.ä. erhält. Aber auch selbst dies verweigerte dieser Kundenvor­stand, verleugnete sogar, dass die Deka zur Gruppe der Sparkasse gehörte. Das stimmt nicht ganz, da an der Deka-Bank die Spar­kassen über ihre Verbände an der Deka- Bank beteiligt sind und an jedem Stadtbus mit einer Werbung der Sparkassen Finanzgruppe dies ganz deutlich wird.

Selbst eine Beschwerde beim damaligen Präsidenten des Spar­kassen­ver­ban­des, Herrn Heinrich Haasis, ging aus wie das „Horn­berger Schießen“. Meine Empfehlung war, diese Verlustbringer sofort zu verkaufen, welches dann auch in 2007 geschah.

In der Vergangenheit hat sich die Sparkassengruppe stets als eine Alternative zu den Großbanken verstanden, welches im Kredit­bereich sicherlich sehr stark unterstrichen werden kann.

Im Anlagebereich – außer den altbekannten Sparbüchern und Spar­briefen – kann das auf keinen Fall gesehen werden. Genau wie die Groß- und Investmentbanken schwimmen diese auf der Welle der strukturierten Finanzprodukte und das schon sehr lange, wie das obige Beispiel gezeigt hat. Auch da haben es die Investmentbanken geschafft, diese fragliche Anlageideologie in die Köpfe der Spar­kassenvertreter einzuimpfen. Und dieser Vorgang hält noch immer an, wie sicherlich jeder Sparkassenkunde, der dort Geld an­legen will, bestätigen kann.

Aufgefallen ist mir dies erstmals in 2005, nachdem ich bei einem Mandanten und dessen Deka-Geldmarktfonds feststellen musste, dass der Anteil der CDS- und ABS-Papiere als so genannte „Bei­mischung zur Erhöhung der Rendite“ von Monat zu Monat immer höher wurde.

Bei den hohen Zinssätzen für Anleihen Anfang des Jahrtausends, die weit über den Geldmarktsätzen lagen, warfen die Geldmarktfonds – sogar nach Gebühren für die Fonds – deutlich höhere Renditen ab, als für Festgelder. Mit dem Rückgang des Zinsniveaus und Auslaufen der hochverzinslichen Anleihen schmolz dieser Vorteil gewaltig zusammen mit der Folge, dass man einen Renditeersatz suchte – auch zur Deckung der Bankgebühren – und fand diese in den oben erwähnten CDS- (Credit Default Swaps = Kreditausfallver­sicherungen) und ABS Papiere (Asset Backed Securities = über Assets /Ver­mö­gens­werte aller Art abgesicherte Kredite), für deren Kauf/­Übernahme die Fonds Prämien erhielten und diese somit zur Erhöhung der Fondsrenditen beitrugen. Zu dieser Zeit hatten die Banken Mitte des letzten Jahrzehnts auch kaum Kreditausfälle zu beklagen, womit das Risiko dieser Papiere als sehr gering erachtet wurde. Später stellte sich dann in sehr vielen Fällen heraus, dass diese Kreditübernahme-Papiere ein doch nicht unerhebliches Risiko be­inhalteten und sogar zu Minus-Renditen bei vielen Geldmarkt- Fonds führten.

Auf diese Erkenntnis wies ich den damaligen Vorstandsvorsitzenden der Dekabank, Herrn Franz Waas, in einem Schreiben darauf hin. Seine Antwort war für mich niederschmetternd. Seiner Meinung nach ist ein solcher Vorgang üblich, übersetzt heißt das, die Über­nahme von Kreditrisiken aus undurchsichtigen Mischmasch-Papieren gehört in das Depot von Sparkassenkunden, die von solchen Dingen normalerweise keine Ahnung haben.

Ein weiteres Indiz dafür, dass es im Sparkassensektor im Anlage­bereich keinen Kulturwandel gibt, man dafür aber die Kultur sowohl der Investmentbanken  übernehmen will, ist der inzwischen erfolgte Umbau der Dekabank.

Dieser sah unter anderem den Einstieg in das lukrative und ca. € 100 Mrd. schwere Zertifikategeschäft mit eigenen Zertifikaten vor, bzw. will man den Landesbanken weg­nehmen. Man achte auf das Wort „lukrativ“. Alles was für die Bank lukrativ ist, kann für deren Kunden nur zum Nachteil geraten. Eine wundersame Geldvermehrung gibt es auch hier nicht.

Mitte Januar 2013 erschien dann in der Presse ein kleiner Hinweis, dass die Deka die ersten Zertifikate auf den Markt gebracht hat.

In diesem Zusammenhang ist ein Auszug aus einem Interview mit Herrn Heinrich Haasis, früherer Präsident des Sparkassen und Giro­verbandes und Vorgänger vom jetzigen Präsidenten, Herrn Georg Fahrenschon erwähnenswert, welches er dem Handelsblatt im November 2010 gegeben hatte.

Es ging dabei um den Verkauf von Lehmann Zertifikaten und darum, dass einige Sparkassen diese auch verkauft hatten und auch dafür eingestanden sind. O-Ton:

Hassis: …… das haben die Sparkassen individuell nachgearbeitet und in klaren Fällen auch Ersatz geleistet und sich bei Kunden ent­schuldigt. Mir macht aber Sorge, dass es jetzt schon wieder Nach­frage nach exotischen Zertifikaten gibt.

Handelsblatt: Sie würden also kein Zertifikat mehr kaufen?

Haasis: Ich habe noch nie eines gekauft.

Diese Aussage eines erfahrenen Bankers ist an sich eindeutig, leider wird sie von der jetzigen Sparkassenorganisation ignoriert.

Erreichen will man diese Neuausrichtung durch einen bereits vor­genom­me­nen Führungswechsel. Neu an der Spitze der Dekabank ist ein Herr Michael Rüdiger. Er kommt von der Credit Suisse, neben der UBS in der Schweiz eine der Banken mit einem hohen Ertragsanteil (ca. 60 %) aus dem Investmentbanking, und hat in Deutschland das Private Banking, Assetmanagement und Invest­mentbanking, verantwortet, woraus auch hier die Verquickung des Investmentbankings mit dem Vermögensanlagegeschäft deutlich wird.

Ein solcher Mann, der einen großen Teil in seinem Berufsleben dem Investmentbanking gewidmet, es betrieben und gefördert hat, wird doch keineswegs dieses Geschäftsmodell fallen lassen und normales und verständliches Anlagegeschäft betreiben! Er hat ja letztlich nichts anderes gelernt und ist die hohen Erträge aus den strukturierten Finanzprodukten des Investmentbankings zu Lasten der Anlegerkunden gewohnt.

Gemäß Pressverlautbarungen (Handelsblatt v. 28.11.2012) will Herr Rüdiger auch „verstärkt auf alternative Investments, wie Infra­strukturprogramme (was immer das heißen mag) setzen. Ent­sprechende Produkte sollen später vielleicht auch Privatkunden angeboten werden“.

Unter dem Stichwort alternative Investments wird heutzutage alles Mögliche, insbesondere undurchsichtige und toxische Anlagen angeboten und mit hohen Provisionen für die Banken vertrieben.

Zwischenzeitlich wird die Dekabank als „Zentraler Fonds- und Zertifikateanbieter“  (besser wäre die Bezeichnung „Zentraler Risikoverlagerer“) bezeichnet und soll künftig die Depots der Sparkassenkunden zentral führen. Die Bündelung  und Abwicklung von Wertpapiergeschäften werde künftig von zentraler Bedeutung  sein, so Herr Rüdiger. Es ist angepeilt, dass die Deka die Depotführung für die Sparkassen übernimmt. Deren Kunden hätten dann für das Wertpapiergeschäft nicht mehr ein Sparkassen-Depot, sondern  ein Deka-Depot.

Diese Presseveröffentlichungen lassen für die Sparkassenkunden nichts Gutes erwarten. Es werden unverändert und vor allem verstärkt strukturierte Finanzprodukte angeboten werden und wieder werden sich die Kunden auf die vertrauensseligen Verkaufs­praktiken der Bankbetreuer verlassen.

Die Sparkassen laufen aber Ge­fahr, ihren immer noch guten Ruf mit diesem Geschäftsgebaren zu verlieren.

Anmerkung: Unter der Rubrik “Strukturierte Finanzprodukte” können die (kritischen) Definitionen zu Fonds(Investmentfonds) und Zertifikaten nachgelesen werden.

26.Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Kulturwandel Deutsche Bank?

Anmerkung: Dies ist ein Auszug aus meinem Buch „Die strukturierte Ausbeutung“, welches Ende 2013 veröffentlicht wurde. Die darin aufgeführten Ziffern sind daher nicht mehr ganz aktuell, in ihren Relationen gelten sie aber unverändert.

Die Deutsche Bank ist einer der Hauptvertreter des Investmentbankings weltweit und zieht ihren Ertrag zu 70 – 80% aus diesem Bereich. Wie bereits festgestellt, ist das Investmentbanking die Hauptursache für die Dotcom-Krise in 2000 ff und die Finanz- und Schuldenkrise in 2008 ff. Insbesondere nach der letzten Krise keimte die Hoffnung auf, dass das Investmentbanking stark zurückgefahren würde und man sich wieder auf das traditionelle und seriöse Commercial Banking zurückbesinnen würde. Die Ausrufung eines Kulturwandels verstärkte dann noch diese Hoffnung, stellte sich allerdings als eine gigantische Desinformationspolitik heraus, wie die nachfolgenden Erläuterungen zeigen werden.

Nachfolger von Herrn Ackermann wurden die Herren Fitschen und Jain, eine Konstellation mit einer Doppelführung, die in der Ver­gangenheit schon mehr­mals bei der Deutsche Bank gang und gäbe und erfolgreich war, also nichts Ungewöhnliches ist.

Ungewöhnlich daran ist nur, dass der bisherige Hauptverantwort­liche für das Investmentbanking, Herr Anju Jain, und damit der Vorsteher der Abteilung, welche der Deutsche Bank die meisten Negativschlagzeilen und eine Flut von Gerichtsprozessen ( ca. 6.000)  und staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren eingebrockt hat und – so wie es aussieht – noch weiter einbrocken wird, diesen Kulturwandel zusammen mit Herrn Fitschen, seit 2001 Konzernvorstand für den Bereich Corporate & Investmentbanking (wohl gemerkt „Investmentbanking“), in der Deutsche Bank voran treiben soll. Große Skepsis ist daher an­gebracht, zumal Herr Jain – wie er mehrmals in der Presse ver­lautbaren ließ – am Investmentbanking festhalten, bzw. von anderen Investmentbanken freigegebene Nischen besetzen und jetzt wieder „Gas geben“ will. Auch seine aktuellen Reden lassen darüber keinen Zweifel entstehen, dass sein Investmentbanking, so wie es in den letzten 12 Jahren betrieben worden ist, weiterhin der Kern seiner Geschäftspolitik sein wird. Er ist eben ein eingefleischter Investmentbanker mit Haut und Haaren.

Ein Blick auf die Bilanz der Deutsche Bank bestätigt dieses Indiz ganz eindeutig. Per 31.12.2012 nahm deren Bilanzsumme ein Größe von € 2,012 Billionen ein – entspricht nahezu der Staatsverschuldung der Bundesrepublik Deutschland –, davon hatte das Kreditgeschäft nur einen Anteil von € 379 (Vorjahr € 412) Milliarden, welches nur 18,8 % der Bilanzsumme ausmacht. Der Rest entstammt im Wesentlichen aus Finanzgeschäften. Die Deutsche Bank kann somit dem Invest­ment­­banking nicht den Rücken kehren und so, wie sich das Kreditvolumen entwickelt (rückläufige Tendenz!) wird der Anteil des Kreditgeschäftes weiter sukzessive sinken, zumal das ursächliche Kreditgeschäft nicht in die Denke der Investmentbanker passt.

Daran ändert auch die angekündigte Umstrukturierung des Invest­ment­ban­kings, und damit die Entlassung von 1.900 Stellen in diesem Bereich nichts, womit ein Abbau des Investmentbankings und damit eine risikoreiche Geschäftssparte suggeriert werden soll.

Mitnichten, die Umstrukturierung bedeutet letztlich eine Zu­sammenlegung von mehreren Bereichen. So will man u. a. das Fondsgeschäft, das Geschäft mit passiv gemanagten Indexfonds und die Beratung reicher Privatkunden in einem Bereich zusammen­legen. Armer reicher Privatkunde. Dieser muss sich in Zukunft hauptsächlich mit Angeboten von strukturierten Finanzprodukten aus der Garküche des Investment­bankings herumschlagen und zeigt auch hier die neue, aber doch alte Richtung dieses Bankhauses an.

Während einer Veranstaltung hat Herr Jain sogar bestätigt. O-Ton:“ Die Trennung des Ge­schäfts mit Privatkunden vom Investment-Banking wäre ein enormer Schaden für die deutsche Volkswirtschaft und Gesell­schaft“ (Handelsblatt 23.1.2013), was sehr fraglich ist (Anmerkung Verfasser).

Und darüber hinaus werden immer mehr Handelsaktivitäten durch die Computer besser und vor allem schneller erledigt.

Bestes Indiz für den weiteren Ausbau des Investmentbankings ist auch die Berichterstattung über die Neuausrichtung des Bank­geschäftes der Deutsche Bank in Russland (Handelsblatt vom 10.1.2013).

Neuer Leiter der Niederlassung in Moskau, welcher der Vorgänger, ein gewisser Igor Lojewski, die Deutsche Bank – lt. Herrn Fitschen – zu der führenden Investmentbank in Russland (Marktanteil 8,3 %) aufgebaut hat, ist ein gewisser Herr Tepluchin, einer der Gründer der Investmentbank Troika Dialog im Jahr 1991. Herr Tepluchin zählt zudem als Architekt der russischen Gesetzgebung für Anlage­fonds.

Kern des Russlandgeschäftes sind lt. Tepluchin das Investment-Banking und Unternehmensfinanzierung, ich ergänze diese Aussage noch mit dem Zusatz > über das Investmentbanking<. Wo ist hier ein Kulturwandel ersichtlich?

Weiterer Anhaltspunkt ist das Festhalten der Deutsche Bank am Handel mit Agrarrohstoffen, da hier die Wahrscheinlichkeits­rechnungen am allerbesten greifen.

Nach einer Studie (?) soll ein solcher Handel nicht verantwortlich sein für den Hunger in der Welt.

Später stellte sich heraus, dass eine Arbeitsgruppe des Instituts zu dem Ergebnis gekommen sei, dass es kaum Belege für die Be­hauptung gebe, dass Agrarfinanzprodukte für die Preissteigerungen oder erhöhte Preisschwankungen verantwortlich seien (Handels­blatt 22.1.2013).

Hierzu muss man wissen, dass die Banken bei problematischen Fällen, beispielsweise bei Umstrukturierungen oder wie hier beim Thema Agrarfinanzprodukte, interne Arbeitsgruppen einrichten, die sich aus eigenen Angestellten /­Fachleuten aus den jeweils be­troffenen Fachbereichen zusammensetzen, um das Vorhaben oder das Problemfeld von Mitarbeitern aus der Praxis beleuchtet und beurteilt zu bekommen zwecks Unterstützung der Entscheidungs­findung durch den Vorstand. Diese Form der „Mitarbeiter­beteiligung“ kam im Übrigen aus dem Bereich der engagierten Unternehmensberatungsgesellschaften.

Ich hatte das „Vergnügen“, an mehreren solchen Arbeitsgruppen der Dresdner Bank, die sich Anfang dieses Jahrtausends in einer (Ver)Umstruk­tu­rierungs­phase befand (mit dem bekannten Ergeb­nis) als Teilnehmer zu fungieren, um meine kritischen Beiträge hier­bei einbringen zu können. Ich hatte damals schon die diversen Umstrukturierungen der Dresdner Bank auch gegenüber dem damaligen Vorstand heftig kritisiert und die Bank wollte daher (offiziell) meine kritische Meinung zu diesem Vorhaben in einer Arbeitsgruppe gebündelt wissen. Wie sich später dann herausstellte, hatte das nur den Zweck, mich mundtot machen.

Diese Arbeitsgruppen waren an sich sehr kreativ und machten hervorragende Vorschläge, wie man die bevorstehenden Probleme oder Umstrukturierungen lösen könnte. Solchen Arbeitsgruppen standen der jeweiligen Geschäftsleitung nahestehende Assistenten vor, welche das Ergebnis zusammenfassen und der jeweiligen Geschäftsleitung/­Vorstand mitteilen sollten.

Bei diesen Zusammenfassungen fiel mir auf, dass diverse Beiträge einfach im Vorfeld schon in der Versenkung verschwanden, d. h. diese Assistenten bereits über eine gewisse Order verfügten, welche Meinung gegenüber dem Vorstand vertretbar ist und welche nicht. Daraus konnte man sehr schnell schließen, dass die Entscheidung schon längst feststand und teilweise Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen so lange zurückgegeben wurden – da nicht umsetzbar – bis sie die Meinung des Vorstandes traf. Danach wurde die Arbeitsgruppe aufgelöst und keiner wusste mehr so richtig, wie die Entscheidungen zustande kamen. Man kann so etwas auch eine Sozialisierung der Entscheidungsfindung bezeichnen, nur haben die Mitglieder dieser Arbeitsgruppen nicht das fürstliche Gehalt wie die Vorstände bekommen.

Und so ähnlich wird es vermutlich auch mit der Arbeitsgruppe der Deutsche Bank in Sachen Agrarfinanzprodukte gewesen sein, da bis dato die so genannte Studie keine Veröffentlichung erfahren hat. Interessant wäre die Information, aus welchen Mitarbeitern oder Fachleuten sich diese Arbeitsgruppe zusammengesetzt hat. Sollten darin die Investmentbanker die Mehrheit gehalten haben, erübrigt sich darüber eine weitere Diskussion.

Darüber hinaus ist das Ergebnis dieser Arbeitsgruppe auch nur die halbe Wahrheit und zwar dann, wenn hinter diesem Handel ein Handel ohne realen Bezug dieser Ware steht, sondern nur die Spekulation, d. h. per Termin die Ware eingekauft, damit zur Ver­knappung der Ware und damit zum Preisanstieg beigetragen wird, um sie per Termin ohne Bezug der Ware wieder zu verkaufen.

Das trägt ungemein zur Volatilität der Grundnahrungsmittel bei und verteuert trotz aller Arbeitsgruppen-Studien die Nahrungsmittel. Ähnliches konnte man auch von der Investmentbank Morgan Stan­ley vernehmen, die dieses lukrative Geschäft, ich betone das Wort „lukrativ“, d.h. den Handel mit Nahrungsmitteln weiter betreiben wird.

Schöner Kulturwandel auf dem Rücken der Ärmsten auf dieser Welt.

Interessant waren einige Tage später die Ausführungen des Alcoa-Chefs Klaus Kleinfeld, welcher sich zur Aluminiumspekulation in der FAZ (26.1.2013) sehr kritisch geäußert hatte.

Nach einem positiven Bericht zur allgemeinen Aluminium-Sparte fand er es weniger erfreulich, wie sich die Spekulanten auf den Rohstoffmärkten verhielten. So habe das Weltmarktvolumen für Aluminium im Jahr 2008 um den Faktor 22 über der echten Nach­frage gelegen. Doch sei dieser Faktor durch die inzwischen sehr viel stärkere Spekulation heute sogar auf 37 gestiegen. Zum simplen Weltmarktpreis bekäme keiner mehr auf der Welt eine Tonne Aluminium. Und das sei durchaus ein Phänomen. Er glaubt aber, dass mit einer Stabilisierung der Weltwirtschaft auch die Volatili­täten zurückgehen. Wenn aber nicht, was dann?

Da haben wir es wieder, die Volatilitäten. Jetzt muss man sich wirk­lich fragen, warum die Deutsche Bank und eine Reihe von Banken /­ Investmentbanken glauben, dass durch die Agrarfinanzprodukte und die damit unterstützte Spekulation diese Volatilitäten nicht entstehen und damit die Preise nicht nach oben schrauben. Zur Unterstützung dieser These wurden in einer kampagnenhaften Aktion einige Wissenschaftler aus der Provinzuniversität Halle-Wittenberg in den Kronzeugenstand gerufen. Allein dieser Umstand lässt Skepsis aufbringen, zumal es genügend andere Wissenschaftler gibt, die das Gegenteil behaupten.

Grundsätzlich sollte man reine Spekulationen, egal mit welchem Gut, seien es Devisen, Nahrungsmittel, Öl oder sonstige Dinge ohne realen Bezug der Ware schlichtweg verbieten. Warum? Weil diese Spekulationen die Preise einfach nach oben treiben, nur wenige Spekulanten und nur wenige Investmentbanker sich dadurch weiter eine goldene Nase verdienen und das auf den Rücken der Ver­braucher, die dann bei einer „Verspekulation“ dieser Branche je nach volkswirtschaftlichem Gewicht der Spekulanten auch noch für deren Rettung be­zahlen müssen.

Daran wird sich leider nichts ändern. Die Deutsche Bank ist mittler­weile der weltweit größte Devisenhändler und wird „den Teufel tun“, daran etwas zu ändern. Je mehr spekuliert wird, umso besser für das eigene Geschäft. Wenn sie dann noch führend im Devisen­geschäft mit Finanzdienstleistern, Hedge-Fonds und Versicherern ist, natürlich nur zu Absicherungszwecken – was immer das heißen mag – diese Handelspartner letztlich allesamt Protagonisten des Investmentbankings sind, muss man eher mit einer Forcierung dieser Geschäftssparte rechnen. Gerade im Devisenhandel wird sehr viel Geld verdient. Ein Anruf und ein Gespräch mit einem Kunden, welches zum Abschluss führt, können sehr schnell zu fünf- bis sechsstelligen Provisions-/Zinseinnahmen für die Bank führen.

Spätestens die Bekanntgabe der Nachricht, dass die Deutsche Bank (wie auch andere Banken) wiederum intransparente Kreditverbriefungen in Milliardenhöhe (insgesamt € 7,6 Milliarden), an Hedgefonds zur Entlastung der eigenen Bilanz verkauft hat (Handelsblatt 25.1.2013) muss eigent­lich jedem die Augen darüber geöffnet haben, dass in der Deutsche Bank absolut kein Kulturwandel stattgefunden hat. Selbst einige Politiker sehen zwischenzeitlich den so genannten Kulturwandel als PR-Gag an. Herr Flosbach, der finanzpolitische Sprecher der CDU bezeichnete die Ausgabe von Kreditverbriefungen durch die Deutsche Bank insbesondere an Hedgefonds als ein gutes Beispiel dafür, wie Risiken aus dem regulierten Finanzsektor in den un­zureichend regulierten Schattenbanksektor ausgelagert werden.

Ganz abgesehen davon, dass damit der Markt von strukturierten und intransparenten Kreditverbriefungen wieder den Markt durch­setzen und irgendwann nach weiteren Verbriefungen wieder in den Wertpapierdepots aller Anleger sowie der Pensionskassen, Versicherungen und Privat­personen landen werden, so muss sich jeder Kreditkunde der Deutsche Bank fragen, ob er die Deutsche Bank als Kredit-Verhandlungspartner oder irgendwann irgendeinen Vertreter eines Hedgefonds haben will.

Diese Kreditverbriefungen wären zwar „nur“ eine synthetische (?)Transaktion, bei der nur die Risiken und nicht die zugrunde­liegenden Wertpapiere transferiert worden wären. Was passiert aber, wenn es dem Kreditnehmer während der Kreditlaufzeit wirtschaftlich schlecht geht? Hat dann die Deutsche Bank noch Interesse, ihm aus der Patsche zu helfen oder überlässt sie dies dann dem Hedgefonds, der dieses Risiko dann evtl. auch schon wieder weiter abgesichert (gehedgt) und daher auch kein Interesse hat, dem Kreditnehmer zu helfen.

Unterhalb dieses Presseartikels des Handelsblattes befand sich ein diesbezüglich weiterer Bericht über den Verbriefungsmarkt mit der Überschrift „Investorenadresse übersteigt das Angebot“. Demnach würden die Banken und Versicherungen wieder einfache Ver­briefungen, Hedgefonds dagegen komplexere Produkte kaufen. Der Verbriefungsmarkt würde derzeit auf der Nachfrageseite und bei den Risikoaufschlägen gerade einen ähnlichen Hype wie der Markt für hochverzinsliche Anleihen erleben.

Man kann sich nun wirklich fragen, haben diese Herrschaften über­haupt nichts dazu gelernt? Geht es jetzt wieder so weiter wie Jahre vor der Finanzkrise?

In einem dem Handelsblatt am 14. Dezember 2012 gegebenen Interview im Zusammenhang mit der Großrazzia der Staatsanwalt­schaft wegen der Anschuldigungen des Steuerbetrugs beim Handel mit CO2-Zertifikaten wurden Herr Fitschen folgende Fragen ge­stellt:

Handelsblatt: Muss zur Glaubwürdigkeit des Kulturwandels jetzt nicht die Aufklärung der Fälle der Vergangenheit schneller und für die Öffentlichkeit nicht erkennbarer funktionieren? Sonst kommen Sie doch aus der Zeitfalle nicht heraus, dass die Fälle der Vergangenheit alle Bemühungen der Gegenwart überschatten und an der Glaubwürdigkeit des Instituts immer weiter nagen?

Jürgen Fitschen: Ja das besorgt uns sehr. Wir werden uns nach diesem Fall aber Gedanken machen, was wir verändern können. Wir können leider nicht sagen: Wir verdoppeln oder verdreifachen die Ressourcen zur Aufklärung, und dann haben wir in einigen Monaten alles hinter uns gebracht. Wir müssen uns darauf konzentrieren, unsere Glaubwürdigkeit in Zukunft weiter auszubauen. Der Kultur­wandel ist ein mehrjähriger Prozess. Mich ermutigen die ersten Ergebnisse. Wir müssen mit allen Kollegen dafür sorgen, dass die Bank hier in einem anderen Licht gesehen wird.

Anmerkung des Verfassers:. Mit der Frage wurden klar Möglichkeiten aufgezeigt, wie Glaubwürdigkeit hergestellt werden kann. So wie es aber aussieht, muss sich Herr Fitschen mit seinen Kollegen erst Gedanken machen, was sie verändern können. Allein diese Antwort lässt Fragezeichen zum Kulturwandel aufleuchten.

Weitere Frage:

Handelsblatt: Nennen Sie uns ein Beispiel für den gelebten Kultur­wandel.

Jürgen Fitschen: Wir haben eine große Transaktion nicht gemacht, obwohl wir viel Geld hätten verdienen können. Das wäre vor zwölf Monaten noch anders gewesen. Nicht etwa, dass diese Transaktion in der Öffentlichkeit negativ aufgenommen worden wäre. Wir glauben aber, dass wir damit dem langfristigen Interesse des Kunden am besten dienen. Ich bin überzeugt davon: Von solchen Beispielen werden wir noch viel mehr sehen.

Anmerkung des Verfassers: Das ist eine typische Antwort eines Politikers. Nichtssagend! Als würde eine große Transaktion (welche? Es gibt hier so viele Möglichkeiten!!) dieses anscheinende Lippen­bekenntnis „Kulturwandel“ dokumentieren. Wie viele Trans­aktionen stehen auf der Akquisitionsliste einer Bank und wie viele verliert eine Bank u. a. aus Konditionsgründen, schlechter Beratung, schlechtem Image usw.

Mit dieser Aussage könnte man den Eindruck bekommen, als bekäme die Deutsche Bank jede Trans­aktion, die auf dem Markt erscheint und nur die Deutsche Bank könne darüber entscheiden, ob sie sie eingehen will oder nicht.

Kein Wort davon, dass man von den strukturierten Produkten und damit von der massiven Benachteiligung der Anleger Abstand nehmen will, kein Wort davon, dass man vom Handel mit Nahrungsmitteln und der Unterstützung sonstiger fragwürdiger Handelsvolumina Abstand nehmen will. Kein Hinweis darauf, dass der Hochfrequenzhandel und die Wahrscheinlichkeitsrechnungen die normalen Anleger massiv benachteiligen.

Ich war auch etwas enttäuscht von den Fragestellern, u. a. Herrn Gabor Steingart, nichts geringeres als dem Chefredakteur des Handelsblattes, der sich mit solchen Antworten zufrieden gab. Daraus könnte man auch schließen, dass die Elite der Wirtschaftsjournalisten dieses Problem der strukturierten Ausbeutung immer noch nicht wahrgenommen hat.

Herr Steingart hatte dann nur wenige Tage danach in einem Kommentar mit der Überschrift „Freispruch für Herrn Fitschen“ das massive Auftreten der Staatsmacht bei dieser Großrazzia kritisiert und meines Erachtens dabei vergessen, dass die Deutsche Bank das Ermittlungsverfahren, wie sich einige Tage später auch in einem anderen Verfahren in Sachen Kirch herausstellte, jahrelang verzögert und vereitelt hatte – u. a. durch Löschung wichtiger Daten –, so dass der Staatsmacht der Geduldsfaden riss und sich zu diesem massiven Aufgebot  entschloss.

In diesem Interview wurde des Weiteren die Frage gestellt, in welchem Vorstandsbereich das fragliche Geschäft mit den CO2-Zertifikaten damals lag.

Die knappe Antwort lautete: „Das lag damals beim Corporate und Investmentbanking in der Zuständigkeit von Michael Cohrs und Anshu Jain“.

Kein Wort davon, dass er selbst, Herr Jürgen Fitschen, Konzernvor­stand des Bereichs Corporate & Investmentbanking war und ist und in dieser Funktion auch die Steuererklärung unterzeichnet hatte, an­geblich nur vertretungsweise. Auch da sollte man solche wichtigen Dokumente vorher prüfen.

Wo man hinschaut, ein Herumgedruckse um den Kern des Invest­ment­ban­kings, die hoch effizienten Wahrscheinlichkeitsrechnungen und hohen Ertragsbringer Nr. 1 der Banken, die nicht zum Vorteil der Anleger gereichen. Dies wäre nicht mög­lich, wenn man nicht in der Lage wäre, die Zukunft immer besser und genauer berechnen zu können mit Hilfe der Mathematik und einer extrem effizienten EDV-Technik zu Gunsten der Banken.

Bei einer Unionsveranstaltung im Deutschen Bundestag vertrat er dann doch tatsächlich die Meinung, dass man nicht nachweisen könne, dass das Handelsgeschäft die Finanzkrise ausgelöst habe.

Jetzt muss man die Frage stellen, welche Produkte denn so eine Bank wie die Deutsche Bank, also eine Investmentbank, die in der Produktion der strukturierten Finanzprodukte ganz oben steht, handelt? Sicherlich nicht mit Äpfeln und Birnen.

Jedem dürfte eigentlich klar sein, dass es gerade die strukturierten Finanzprodukte waren, die die Finanzkrise ausgelöst haben. Und wer hat denn diese toxischen Anlagen unter die Leute gebracht? Natürlich die Handelsabteilung der Banken und deren „Stars“, mit an vorderster Front die Handelsabteilungen der Deutsche Bank, wie man aus den Bekenntnissen von Herrn Jain interpretieren kann.

Rauschgift findet nur dann Verbreitung, wenn es Dealer gibt. Ohne Dealer, kein Rauschgiftabsatz und damit Zerstörung eines Sozial­wesens, wie es die Engländer mit den Chinesen im 18. Jahrhundert mit dem Verkauf von Opium zwecks Ausbeutung des Landes voll­zogen haben.

Es sei auch daran erinnert, dass gerade einige Händler in den Han­dels­abteilungen aufgrund eines laxen Risikocontrollings mit ihren hoch spekulativen Geschäften einige Großbanken, zuletzt J.P Morgan (geschätzter Verlust US$ 5 Milliarden) arg in die Bredouille gebracht haben. Allein über diese Verfehlungen und Skandale könnte man ein ganzes Buch schreiben.

Aber damit nicht genug, Herr Fitschen setzt dieser skandalösen Behauptung noch eines drauf. Seiner Meinung nach könne die Finanzaufsicht das so regeln, dass niemand schlaflose Nächte haben müsse. Ich glaube, Herr Fitschen ist sich nicht bewusst, wie viele strukturierte Finanzprodukte täglich auf dem Markt erscheinen. Allein bei den Zertifikaten liegt die Tagesproduktion bei 700 bis 1000 unterschiedlichen Produkten mit langen, seitenlangen juristischen Erklärungen. Täglich wären dann mindestens 10.000 Seiten an Produktbeschreibungen zu lesen und juristisch zu werten. Darüber hinaus gibt es  noch die tägliche hohe Produktion von Fonds, von ETF`s auf weit über 100 unterschiedlichen Indizes (sein Haus produzierte auf über 160 unterschiedliche Indizes ent­sprechende ETF´s), die ETC`s, die CDS, die ABS-Papiere, die An­leihen auf allen Ebenen und diese ebenfalls mit sehr komplexen und nur für Fachleute zu interpretierenden juristischen Erläuterungen. Das wären dann weitere 10.000 bis 30.000 Seiten, die die Finanzaufsicht täglich zu prüfen und zu werten hätte. Und diese Flut von strukturierten Wertpapieren erhöht sich immer mehr durch die Kreditverbriefungsmöglichkeiten, die mit staatlicher Unter­stützung exzessiv voran schreiten. Wie soll das eine Finanzaufsicht bewältigen können? Mittlerweile wird von derzeit über eine Million bestehender strukturierter Finanzprodukten gesprochen. Außerdem verfügt die Finanzaufsicht nicht über die dafür nötige hohe Anzahl von entsprechenden Fachleuten u.a. aufgrund der nicht gerade üppigen Bezahlung. Diese Fachleute wandern eher zu den Investmentbanken ab, um diese Finanzprodukte für sehr viel Geld zu produzieren.

Wenn die Finanzaufsicht allerdings zu dem Ergebnis käme, die strukturierten Finanzprodukte ganz zu verbieten, dann kann man Herrn Fitschen Recht geben in Bezug auf die schlaflosen Nächte.

Die Frage der aufsichtsrechtlichen Überprüfung der Masse an Neu­ers­chei­nun­gen von strukturierten Finanzprodukten habe ich im Übrigen auch dem Bundesfinanzministerium (vor der Bundestagswahl 2013) gestellt, die in einer Broschüre „Auf den Punkt gebracht“ die verstärkte aufsichtsrecht­liche Überprüfung des Finanzmarktes besonders (sich selbst) lobend hervorstellte. Als Antwort wurde ich gebeten, diese Frage der Volumensbewältigung mit dem Aufsichtsamt zu klären, da das Finanzministerium dies anscheinend nicht beantworten konnte. Warum hat man aber dieses Problem nicht vorher berücksichtigt? Als Antwort bleibt nur die Feststellung einer Ahnungslosigkeit der Herren im Finanz­ministerium, passt aber auch in die Argumentation von Herrn Fitschen.

Vermutlich wird das Verbot der strukturierten Finanzprodukte nicht im Sinne von Herrn Fitschen sein. Mit der Feststellung, dass deutsche Unternehmen für ihre globale Expansion die Begleitung einer global agierenden Bank benötigen, hat er sicherlich nicht Un­recht. Sind aber für diese Begleitung die Dienstleistungen einer Investmentbank notwendig? Natürlich wird er sagen, Devisen­handel, Außenhandelsfinanzierung, Zahlungsverkehr usw. usw. Das gab es aber schon bevor sich die Investmentbanker diese Bereiche unter den Nagel gerissen und die Sparten schlichtweg zu ihren Kern­bereichen erklärt haben. Das aber nur zu dem Zweck, ihre strukturierten Produkte mit den klassischen zu vermischen und zu vermatschen, damit sie ihren Bankkunden noch mehr in die Tasche greifen können.

Kurzum, mit der Behauptung hat Herr Fitschen Recht, wenn er Bank mit klassischem Geschäft meint und nicht Investmentbank mit dem synthetischen Finanzprodukten und  Option auf Totalschaden für den Kunden.

Die Aktivitäten der Investmentbanken konzentrieren sich auf das Strukturieren und das Vollpumpen der klassischen Bankprodukte mit heißer Luft = Derivate, die wieder gehedgt, verkauft, zu­sammengeführt und mit unnützen Finanzmischmasch aufgehübscht werden, nur zum Wohle der Handelsabteilungen, die von diesem Kreislauf leben, dem Bankkunden aber viel Geld kosten. Somit geraten diese Megabanken zu ihrer Systemrelevanz und weil sie nicht mehr durchschaut werden können und ein Eigenleben führen, sind sie gefährlich für jede freiheitliche Demokratie. Das hat dann doch auch Herr Schäuble auf dieser Veranstaltung mit seiner Bemerkung, dass eine nächste Krise dieses Ausmaßes unsere Demokratie nicht überleben wird, trefflich festgestellt und unter­strichen.

Herr Fitschen bezeichnete aber die Schlussfolgerung, system­relevante Banken automatisch als schlecht einzustufen, als dämlich. Allein diese Qualifizierung à la Fitschen lässt schon am Kulturwandel starke  Zweifel aufkommen.

Wenn man sich die heutige missliche Situation der Deutsche Bank vor Augen führt, wie

  • die Verstrickungen im LIBOR- Skandal (in Richtung EURIBOR wird ebenfalls ermittelt),
  • die vielen Prozesse wegen Falschberatungen von Kunden aller Kategorien, auch von vielen Banken wie jüngst von der LBBW, welcher der Deutsche Bank Betrug wegen falscher Angaben zu Hypothekenanleihen vorwirft oder die Auseinandersetzung mit der drittgrößten italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena wegen verlustreicher Derivategeschäfte mit der Deutsche Bank
  • die Ermittlungen wegen Verdachts des Steuerbetrugs (nicht Steuerhinterziehung) im Handel mit Emissionszertifikaten
  • die nicht absehbaren Rechtsrisiken im Prozess mit dem Zu­sammen­bruch des Münchner Medienkonzerns Kirch (für meine Begriffe ein unglaublicher Vorgang von Herrn Breuer) sowie
  • dieselben in den Vereinigten Staaten, wo die Deutsche Bank eine der führenden Adressen bei Verbriefung von Immobilienkrediten war und nunmehr zusammen mit Goldman Sachs, Bank of America, JP Morgan und UBS von der staatlichen Behörde Federal Housing Finance Agency (FHFA) auf Schadensersatz von US$ 14 Milliarden verklagt werden, nicht zu vergessen des Weiteren
  • die Kläger in den USA (Charles Schwab = amerikanische Direktbank /­, die Versicherer Allstate, Mass Mutual Life und Union Central Life > nachzulesen im dritten Quartalsbericht 2012)

bleibt zu befürchten, dass auf dieses Bankhaus Belastungen von vielen vielen Milliarden zukommen werden, nicht gerechnet der Schaden aufgrund des hohen Vertrauensverlustes, der aufgrund des unveränderten hohen Verkaufs von strukturierten Finanzprodukten noch zunehmen wird.

Jedenfalls würden bei einem Kunden der Deutschen Bank – und das kann man auch bei den anderen Banken feststellen –  diese vielen negativen Umstände und Anschuldigungen ausreichen, diesem Kunden sofort eine Kreditkündigung auf den Tisch zu legen.

Die Ursachen dieser fast schon Existenz gefährdenden Situation der Deutsche Bank sind nahezu nur dem Investmentbanking dieses Hauses zuzuschreiben, von dem sich die Deutsche Bank einfach nicht mehr lösen kann und will. Dieser Bereich hat in der Vergangenheit 70 % – 80 % der Gesamterträge der Deutschen Bank erwirtschaftet, dieser wurde dann aber größtenteils an die Investment­banker über Boni jeweils wieder mit den abstrusesten Be­gründungen ausgeschüttet, anstatt damit die eigene dünne Kapital­decke von 2,7 % (gerechnet auf die volle Bilanzsumme per 31.12.2012) zu verstärken. Aktuell beläuft sie sich nach zwei Kapitalerhöhungen von insgesamt rd. € 11 Milliarden auf 3,3%.

Selbst für das Jahr 2012, welches die Deutsche Bank nach einem IV. Quartalsverlust von € 2,15 Milliarden (nach Bildung diverser Rück­stellungen) nach damals ersten Berechnungen nur mit ca. € 700 Mio. Jahresüberschuss abschließen sollte, der dann aber aufgrund einer höheren Risikovorsorge mit Blick auf die Rechtsstreitigkeiten in den USA u. a. mit dem US-Hypotheken­giganten Freddie Mae, auf € 291 Mio. zusammenschrumpfte, zahlt die Deutsche Bank an ihre „Leistungsträger“ = Investmentbanker, € 3,2 Milliarden Boni aus, welche jedoch nur wenige Prozent der Deutsche Bank-Belegschaft, zwischen 3 % und 5 % ist die Rede, erreicht haben. Außer Tarif be­zahlte sonstige Leistungsträger haben von diesen € 3,2 Milliarden nach meinen Informationen kaum etwas gesehen, welches zu Recht zu einem gewissen Unmut innerhalb der Bank geführt hatte. Der Jahresüberschuss geht über die ver­sprochene Dividende vollends drauf, um – wie es schön heißt – die Investoren an der Stange zu halten, wobei nicht vergessen werden darf, dass ein nicht unerheblicher Aktienanteil dem Management = Investmentbanker der Deutsche Bank zugeschrieben werden kann.

Man könnte fast annehmen, dass die Kapitalerhöhung von rd. € 3 Milliarden zur Deckung der Bonizahlungen herangezogen, bzw. benötigt wurde.

Berücksichtigt man dann noch den Umstand, dass diese Bank erst im Herbst 2012  € 125 Milliarden an Vermögenswerten – darunter toxische Papiere und Geschäfte mit Ursprung Investmentbanking, die nicht mehr zum Kerngeschäft (?) gehören – in eine interne Ab­baubank (anderes Wort für Bad-Bank) ausgelagert hat und man beim Verkauf dieser Werte die Bank mit zum Teil spürbaren Ver­lusten rechnet, ganz abgesehen von den noch nicht ab­geschlossenen, evtl. sehr teuren Rechtsfällen in den USA und sonst in der Welt, kann man nur die Frage stellen, ob das noch ein seriöses kauf­männisches Handeln ist?

Es befällt einem eher die Befürchtung, dass eine kleine Gruppe von Investmentbankern dieses Institut nach allen Regeln der Kunst aus­nimmt (siehe Boni-Zuteilung), bis nichts mehr da ist.

Saldiert man den übergebliebenen Rest des Ertrages mit den auf diese Bank zukommenden Belastungen, hätte somit das Invest­mentbanking dieser Bank vermutlich kein positives Ergebnis be­schert. Ausgleichende Gerechtigkeit?

Künftig soll sich der Bonus in den Vorstandsetagen nicht mehr nur nach ökonomischen Kennziffern orientieren, sondern zusätzlich an der Zufriedenheit von Kunden (neues Modewort) und Mitarbeitern. Sogar die Reputation der Bank und ihrer Führung in der Öffentlich­keit könnten als Vorgaben in die Boni mit einfließen. Jetzt frage ich mich, wie das gemessen werden soll? Wird hier wieder ein Kunden­zufriedenheitsindex kreiert mit denselben Manipulationsmöglich­keiten wie bei den anderen Indizes à la Libor und Euribor, bei denen Vertreter dieses Hauses an­scheinend an vorderster Front mitgewirkt haben? Vielleicht setzt man darauf auch irgendwelche Derivate und spekuliert damit.

Die Befragung der Mitarbeiter habe ich in der Dresdner Bank oft „erleiden“ müssen, die Ergebnisse daraus allerdings nie erfahren, die blieben stets verschlossen.

Die Prüfung dieser Zufriedenheitskategorien soll eine Kommission unter der Führung des ehemaligen BASF-Chefs Jürgen Hambrecht, einem Vollmitglied der Deutschland AG, die bekanntlich die Deutsche Bank unverändert anführt, durchführen. Mitglieder dieser Kommission sind Michael Otto, Aufsichtsratschef der Otto Group, Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel (die Verbundenheit zur Politik lässt grüßen), der Investmentbanker Morris W. Offit, Auf­sichtsratsmitglied der AIG (einer der größten Partner der Deutsche Bank im Derivategeschäft / Anmerkung: Wäre die AIG vom amerikanischen Steuerzahler nicht gerettet worden, hätte die Deutsche Bank enorme Bonitätsprobleme bekommen) sowie der Chef des Fondsverwalters Schroders, Michael Dobson, ein wasch­echter Investmentbanker.

Was soll da bei diesen Sitzungen der Gleichgesinnten nun herauskommen?  Und warum über­nimmt diese Aufgabe nicht der Aufsichtsrat? Haben die Deutsche Bank- Oberen evtl. bemerkt, dass dieses Gremium dazu über­fordert ist? Oder ist es wieder so eine Desinformationsaktion?

Jedenfalls hat die Vertrauensoffensive 6 (neue) Prinzipien geboren, die helfen sollen, die Deutsche Bank wieder ins vertrauensvolle Licht zu rücken. Diese Prinzipien sind

Integrität, Nachhaltige Leistung, Kundenorientierung, Innovation, Disziplin und Partnerschaft

Demnach scheinen diese Prinzipien, die man eigentlich bei einer seriösen Bank grundsätzlich unterstellen muss, in dieser Bank ver­loren gegangen zu sein. In einer Karikatur im Handelsblatt (25.7.2013) konnte man daraufhin einen vortragenden Manager auf einem Meeting – das Deutsch Bank Emblem thronte darüber – mit den Worten vernehmen: „Was ganz Neues: Alte Tugenden!“.

Es ist schon erschreckend, wie sich dieses ehemals so stolze und bewunderns­werte Bankhaus so weit zurück besinnen muss.

Irgendwie merkwürdig berührt einem dann doch der Verzicht von Herrn Anju Jain auf ca. € 2 Mio. Boni, die ihm vertraglich für 2012 angeblich zugestanden hätten, um mit seinen Co-Kollegen Fitschen gehaltlich gleichziehen zu können. Sicherlich eine teamorientierte Vorgehensweise, Hut ab Herr Jain.

Lässt man aber die derzeitigen Schwierigkeiten der Deutsche Bank, die ihre Ursache hauptsächlich in dem von Herrn Jain ver­antworteten Bereich Investmentbanking zu finden sind, Revue passieren, müsste Herrn Jain sein Gehalt eigentlich drastisch gekürzt werden und das auf Jahre hinaus, bzw. er müsste seinen Hut nehmen. Diese investmentbankinduzierten Skandale sind in seinem Bereich entstanden, lassen eine Heerschar von Rechtsanwälten zu Lasten des Ergebnisses der Deutsche Bank zu Millionären werden (tolles Geschäftsmodell) und haben dieser ehemals so hoch an­gesehenen Bank eine Menge Reputation gekostet. Und das alles ohne Haftungs- und Vermögensrisiken für Herrn Jain. Der bekommt sogar noch etwas für diese von ihm verantworteten Fehlleistungen. Einem mittelständischen Unternehmer hätte das die Existenz ge­kostet.

Bei dieser Liste von Skandalen muss zudem die Aussage von Herrn Jain im Zusammenhang mit der Libor-Affäre, die ihn von allen Skandalen am meisten krank macht (?), doch sehr wundern.

O-Ton: „Die wichtigste Beziehung, die wir haben, ist die mit unserer Aufsicht, dort war ich heute Nachmittag. Wir müssen die Aufsicht davon überzeugen, dass das, was wir tun, richtig ist, und wir hoffen, dass sie (die Aufsicht) unsere Meinung teilt“.

Zum einen müsste eigentlich die wichtigste Beziehung einer Bank die zu den Kunden sein und zum anderen, glaubt Herr Jain wirklich, dass das Handeln seines Bankhauses, welches auf vielen Ebenen anscheinend die Gesetze überdehnt hat und daher weltweit vor Gericht steht, das Richtige ist. Spricht da nicht der Geist eines absolutistischen Herrscher à la Ludwig der XIV, der sich mit dem Ausdruck und Ein­stellung „L`État c`est moi“ (der Staat bin ich) über die damaligen Gesetze einfach hinweg gesetzt hatte.

Glaubt er wirklich, die Bafin davon überzeugen zu können, dass diese fragwürdigen Geschäftspraktiken richtig sind? Ich fürchte ja!

Dies alles zusammen genommen bedeutet nicht den Kulturwandel, der der Öffentlichkeit eingetrichtert wird. Vielmehr deuten diese Indizien auf einen Wandel zu noch mehr Investmentbanking, zu noch mehr Verbriefungen, zu noch mehr Verkauf von strukturierten Finanzprodukten und weg vom traditionellen Banking. Schaut man sich die aktuellen Wertpapierdepots der Kunden der Deutsche Bank an, die nur so von strukturierten Finanzprodukten triefen, deren Existenz dann auch noch mit den blumigsten Worten ver­teidigt wird, kann man an diesen Kulturwandel einfach nicht glauben. Selbst diverse Kommentatoren angesehener Wirtschafts­zeitungen bezweifeln dies.

Und wenn man dies immer noch nicht wahrnehmen will, so empfehle ich die Lektüre des Interviews der Welt am Sonntag vom 21.12.2014 mit Herrn Jürgen Fitschen und Herrn Anju Jain, welches keinen Zweifel an der Fortsetzung des Investmentbankings in der Deutsche Bank zulässt.

Was will man auch anderes erwarten, wenn der Vorstandsvor­sitzende Jain mit Leib und Seele Investmentbanker ist und dieses in der Deutsche Bank maßgeblich aufgebaut und sein Co-Vorstands­vorsitz-Kollege Fitschen das Investmentbanking auch schon seit Jahren mitverantwortet hat. Darüber hinaus ist der Aufsichtsrats­vorsitzende Achleitner, ehemaliger Chef des Goldman Sachs Ab­legers in Deutschland, ebenfalls Investmentbanker. Vor seiner Rolle als Investmentbank-Aufsichtsratsvorsitzender war Herr Achleitner verantwortlicher Finanzvorstand der Allianz-Gruppe während des Niedergangs der übernommenen und auch von den Investmentbankern geschädigten Dresdner Bank, die damals die Tochter der Allianz war.

In den nächsten Tagen erscheint der Beitrag “Kulturwandel Sparkassen?

Juli 2013, etwas aktualisiert am 21.Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de