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innogy, die wundersame Geldvermehrung

Wieder einmal haben die Investmentbanken eine fragliche  “wundersame Geldvermehrung” vollbracht.

Aus dem Konzernumbau der RWE ist die innogy (vermutlich eine Wortschöpfung aus „ innovativ“ und „Energie“) geboren worden.

innogy konzentriert sich auf Netze, Kunden und erneuerbare Energien, hat keine Kernenergie und ist in der Stromerzeugung weitgehend CO2-frei. Mit einer rechnerischen Marktkapitalisierung von 17,8 Milliarden bis 20,0 Milliarden Euro soll innogy das Börsenparkett als echtes Schwergewicht betreten, schließlich ist innogy eines der großen, etablierten Energieunternehmen Europas. Nach Abschluss des Konzernumbaus wird innogy weltweit rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigen. Auf Basis des kombinierten Jahresabschlusses 2015 hat das Unternehmen einen Umsatz von rund 46 Milliarden Euro und ein EBITDA von rund 4,5 Milliarden Euro erzielt. Im ersten  Halbjahr 2016 hat innogy einen Umsatz von rund 23 Milliarden Euro und ein EBITDA von rund 2,4 Milliarden Euro erzielt. Der konsolidierte Halbjahresabschluss von innogy ist im Wertpapierprospekt verfügbar.

Soweit so gut die Angaben zu innogy von RWE.

Am Freitag den 23.9. 2016 wurde das Wertpapierprospekt mit insgesamt 739 Seiten, größtenteils in Englisch verfasst (jedenfalls nichts für normale Aktienanleger), von der Bafin genehmigt, am Montag darauf den 26.9.2016 beginnt das book-building Verfahren und etwa 14 Tage später soll schon der Börsengang bereits erfolgen. Letztlich ein dynamisch schneller Prozess im TGW-Verfahren. Frage ist nur, warum dieser Börsengang mit einer solchen Geschwindigkeit durchgeprügelt wird.

Sicherlich hat RWE aufgrund der Energiewende enorme finanzielle Probleme und möchte diese verständlicherweise sehr schnell beheben, aber muss dieser Börsengang so schnell über die Bühne gehen?

Betrachtet man die Emissionsbanken, an vorderster Front, die „Joint Global Coordinators and Joint  Bookrunners“  Goldman Sachs und Deutsche Bank, nebst  den Joint Bookrunners BNP Paripas, BofA Merrill Lynch, Credit Suisse und UBS Investment Bank, somit das gesamte „Who is Who“ der Verursacher der Finanzkrise, kann man nur misstrauisch werden. Selbst die bisher ehrenwerte Privatbank  Berenberg, welche sich nach Zukauf von Investmentbankern auf diesem Markt tummelt, aber z.B. mit ihrer Beteiligung an der Emission der Scholz-Anleihe  (Anleihegläubiger müssen über 90% ihres Kapitals abschreiben) weiß Gott kein gutes Bild abgegeben hat, trägt nicht gerade zur Vertrauensbildung bei.

Geht man außerdem auf die  innogy Veröffentlichungen im Internet, erfährt man, dass die Informationen zu diesem Börsengang Informationen darstellen, die weder in den Vereinigten Staaten  von Amerika noch  in anderen Staaten wie Kanada, Japan und Australien ein Angebot zum Kauf von Wertpapieren sind. Man muss daher erst seinen Wohnsitz und die entsprechende Postleitzahl dazu angeben, um an die Informationen des Börsengangs zu kommen.

Daraus kann gefolgert werden, dass eine solche Emission in diesen Staaten nicht den rechtlichen Ansprüchen einer Wertpapier-Emission entspricht und daher dort nicht veröffentlicht werden darf.

Kurzum, das können auch juristische Feinfühligkeiten sein. Verwunderlich ist dann nur, dass zwei US-amerikanische Bankhäuser (Goldman Sachs und BofA Merryll Lynsch) diese Emission maßgeblich begleiten und auf den Markt bringen.

Eines der Hauptgeschäftsfelder von innogy ist die Produktion von erneuerbarer Energie aus on- und offshore-Windkraftanlagen, welche somit einer stark erodierender Salzluft ausgesetzt sind. Wer einmal schon ein Haus am Meer besessen hat, wird bald bemerkt haben, dass diese Salzluft den technischen Geräten rund um das Haus in den Jahren erheblich zusetzt.

Ich habe mich daher schon oft gefragt, wie solche hochkomplexen Windkraftanlagen auf eine solch ätzende Luft reagieren. In den Risikobeschreibungen im Wertpapierprospekt kann ich hierzu allerdings keine Angaben finden.

Was aber, wenn diese Luft die Windkraftanlagen sehr reparaturanfällig macht und daher diese Anlagen evtl. sogar in kurzen Zeitabständen ausgewechselt werden müssen, verbunden mit hohen Kosten und den daraus folgenden Ertragsbelastungen? Ist das evtl. der Grund für diesen Turbo-Börsengang? Die Zukunft wird es zeigen.

Hatten wir nicht schon einmal eine wundersame Geldvermehrung à la Goldman Sachs in Griechenland und die Folgen daraus, ganz zu schweigen vor der Finanzkrise 2008?

innogy ist nun gemessen am vorgeschlagenen Aktienkurs multipliziert mit der Menge der vorgesehenen Aktien wertvoller, als die Mutter RWE, ein etwas komisches Verhältnis, welches ein weiterer Grund für das schon geäußerte Misstrauen ist.

Jeder Aktionär sollte sich dieses Risiko aber sehr bewusst sein und sein Investment genau prüfen, anstatt wie Lemminge hinterherzulaufen.

25. September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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ETF Anleihen

Eines muss man Herrn Draghi lassen, mit seiner Geldpolitik hat er dem Markt für strukturierte Finanzprodukte regelrecht eine Adrenalin-Spritze verpasst. Da kann nur Absicht dahinter stecken.

Mit seinem Ankaufprogramm, unterstützt durch die fragliche Nullzins-Politik, welche bisher keinen Erfolg gebracht hat, dafür aber nicht mehr beherrschbare Risiken , sind keine seriösen Anlageprodukte auf dem Markt mehr zu erhalten, es sei denn, man akzeptiert einen Negativzins, d.h. man bezahlt Geld für eine erbrachte Leistung, ein Irrwitz.

Übrig bleiben volatile Aktien (aufgrund der Nullzinspolitik), risikoreiche Anleihen (die seriösen hat Draghi durch sein Ankaufprogramm in den Negativzins katapultiert), Edelmetalle und Immobilien (ebenfalls hoch gejubelt) und letztlich intransparente strukturierte Finanzprodukte, welche auf dem von Herrn Draghi übrig gelassenen Rest aufbauen und somit grundsätzlich keine hohe Qualität besitzen können, bzw. von einer hohen Spekulation leben müssen.

Auf einen solchen üblen Rest bauen nun die ETF Anleihen auf, d.h. man kauft keine direkten Anleihen sondern für die unterschiedlichen Anleihekategorien konzipierte Indices, wobei sich schon gleich die Frage stellt, wer diese Indices täglich erstellt und wer diese kontrolliert (insbesondere u.a. nach dem LIBOR-Skandal). So ein Index bezieht sich z.B. auf Staatsanleihen in Europa oder auf Schwellenländer oder man mischt diese beiden zusammen.  Es gibt auch Indices zu „high yield bonds“, früher hatte man sie „junk bonds (Müllanleihen) genannt, oder auf mittelständische Unternehmensanleihen oder auf Anleihen mit einem Rating nur mit BBB+ oder BBB+ bis B- usw. usw. Unternehmen mit einem B-Rating unterliegen größeren Ausfallrisiken.

Letztlich sind das alles Finanzprodukte mit hohem Risiko (Staatsanleihen bonitätsstarker Länder rentieren negativ), worauf die findigen Investmentbanker wieder andere Produkte darauf setzen werden wie Zertifikate mit Unter- und Obergrenzen usw.

Irgendwie erinnert einen das an die Jahre 2005 bis 2008 mit hypothekengesicherten Anleihen, welche mit dem Argument, dass die hohe Anzahl der Schuldner nie auf einmal zahlungsunfähig werden kann und deshalb sicher seien. Alle auf einmal sind sie sicherlich nicht zahlungsunfähig geworden, sondern der Reihe nach und wie diese Quote der Zahlungsunfähigkeit die 20%-Marke überschritten hatte, knallte es auf den Finanzmärkten, die Finanzkrise war da.

Und so wird es mit diesen ETF-Anleihen bei dieser schwachen Bonitätsqualität ebenfalls passieren. Man denke nur beispielsweise an die mittelständischen Unternehmensanleihen, welche in 2011 bis 2013 massenhaft auf den Markt geworfen wurden (Scholz, German Pellets, Prokon, KTG Agrar usw.) und nun der Reihe nach in die Insolvenz schliddern.

Die Investmentbanker der Deutsche Bank mischen da auch schon wieder kräftig mit phantasievollen Namen mit. Hier ein Beispiel: „db x-trackers iBoxx USD Emerging Sovereigns  Quality Weighted ETF“. Hier kann man neben dem USD-Risiko, das Länderrisiko, das Unternehmensrisiko, das Risiko des Fondsmanagments und der richtigen Zusammenstellung des Indexes  und das Risiko des ETF`s  selbst festhalten.

Brrrr, es kann  einen nur schaudern. Finger weg von solchen Schrottanlagen.

Die Nullzinspolitik der EZB von Herrn Draghi hat bewusst zu solchen risikoreichen Anlagevehikeln geführt und wird zu hohen Vermögensverlusten europaweit führen. Das ist kriminell.

7. August 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Bonitätsanleihen

Vorab: Eine solche Anleihe oder eine bonitätsabhängige Anleihe ist ein Wettschein, eben ein Kreditderivat auf die Bonität eines Unternehmens (Referenzschuldner) mit mittleren und langen Laufzeiten, welche Zinsen über dem Marktniveau bieten und schon deshalb ein hohes Risiko darstellen.

Ob eine solche  Anleihe von Erfolg gekrönt ist, hängt im Wesentlichen vom Nichteintritt diverser, in den Anleihebedingungen festgelegter Kreditereignisse ab, welche umfangreich und recht komplex bzw. für einen im Finanzgeschäft nicht ausgebildeten Anleger schwer zu verifizieren und zu verstehen sind. Ein altbekanntes Problem bei den strukturierten Finanzprodukten, welche von den Aufsichtsämtern leider toleriert wird.

Man nennt sie auch auf neudeutsch „Credit linked Notes“ (CLN) und erinnern irgendwie an die berüchtigten  Credit Default Swap (CDS; dt. auch „Kreditausfall – Swap“> lt. Wikipedia), u.a. einer der Gründe/ Brandbeschleuniger der Finanzkrise vor 8 Jahren, auch ein Kreditderivat, womit Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnern wie auch immer abgesichert werden. Eine Bonitätsanleihe kann somit mit einem CDS verglichen werden und stellt die Gegenposition zu hinausgelegten Krediten dar, d.h. die emittierende Bank sichert letztlich ihr Kreditengagement damit ab und verteilt ihr Kreditrisiko – mal wieder – auf die unbedarften Anleger. Dabei stellt sich sofort die Frage, warum sie ein solches Absicherungsinstrument, entweder für sich selbst oder für andere Finanzinstitute kreiert? Die Antwort kann nur lauten, weil die finanzierende Bank ein erhöhtes Kreditrisiko sieht oder sie mit ihrem Kreditengagement über ihre Möglichkeiten hinausgeschossen ist, d.h. ein viel zu hohes Kreditrisiko – wie auch  immer – bei diesem Unternehmen eingegangen ist.

Der Anleger muss sich somit bewusst sein, dass er mit der Zeichnung eines solchen Wettscheins mehrere unkalkulierbare Risiken eingeht.

Risiko Nr. 1 ist die Bonität der emittierenden Bank, da eine solche Bonitätsanleihe eine Schuldverschreibung darstellt und bei Insolvenz dieser emittierenden Bank ein Totalverlust automatisch eintritt. Mittlerweile dürfte eigentlich jeden Anleger klar geworden sein, dass die Bonität der Banken sehr angekratzt ist und äußerst schwer zu eruieren ist. Selbst deren Wirtschaftsprüfer haben damit sehr große Schwierigkeiten, zumal die Banken eine Unmenge von unterschiedlichsten und einfach nicht vorhersehbare Risiken eingehen, insbesondere nach dem sehr stark aufgeblähten Derivatemarkt weltweit.

Die Bankbilanzen gleichen kryptographischen Aufstellungen und zwar so stark, dass selbst die EZB, die zusammen mit der Politik zu dieser Kryptographie beigetragen hat, keine Bankanleihen ankauft. Oder sie hat die schlechte Bonität als exklusiver Aufseher und somit Betrachter dieser Werke aufgrund des festgestellten hohen Risikos erkannt und meidet daher dieses Risiko. Dieses überlässt sie anscheinend nur den unbedarften und unwissenden Anlegern, bzw. toleriert diesen Risikoverkauf zugunsten der Gesundung der Banken, aber auf dem Risikorücken der steuerzahlenden Anleger und Bürger.

In diesem Zusammenhang sei noch darauf hingewiesen, dass der Marktführer solcher Bonitätsanleihen, die LBBW (45% Marktanteil per 07/2016), eine Bad-Bank gegründet hatte, deren Bilanzsumme am Start € 95 Milliarden betrug, ihr Eigenkapital zu diesem Zeitpunkt aber nur € 22 Milliarden erreichte. Mit anderen Worten, hätte die Bankenaufsicht der Ausgliederung der mit hohen Risiken behafteten Wertpapiere und Forderungen an diese Bad-Bank nicht toleriert und hätte sie darauf bestanden, dass diese Aktiva einer Wertberichtigung unterzogen  werden muss, wäre die LBBW ohne Kapital dagestanden und hätte vermutlich Insolvenz anmelden müssen oder der Steuerzahler hätte in die tiefe Tasche greifen müssen.

Bei den anderen Banken mit Bad Bank, wie die Deutsche Bank, die Commerzbank, die HSH Nordbank und die BayernLB wäre dieses Ereignis dann ebenfalls eingetreten. Man hat zwar damit eine Verschärfung der Finanzkrise vermieden, diese Risiken aber mittel- und langfristig auf uns alle und damit unsere Zukunft verteilt.

Risiko Nr.2 ist  die Bonität des Referenzschuldners, also das Unternehmen, von deren künftiger Bonität der Bestand und die Werthaltigkeit der Bonitätsanleihe abhängt. Erst kürzlich hat die LBBW eine Bonitätsanleihe mit VW als Referenzschuldner aufgelegt. Aufgrund des Dieselskandals kann keiner sagen, wie sich künftig die Bonität von VW gestalten wird und wie viele zweistellige hohe Milliarden – Euro – Beträge dieser Konzern noch als Strafe bezahlen muss? Das könnte nun zu hohen Verlusten, damit Rückgang des Eigenkapitals  usw. usw führen.

Da diese Bonitätsanleihe erst kürzlich auf den Markt kam, ist das ein Paradebeispiel, wie die LBBW – oder federführend für andere Banken – ihr Kreditrisiko oder das der anderen Banken damit abfedert. Warum macht sie das wohl? Weiß diese Bank oder die anderen  Banken mehr als die Öffentlichkeit? Das kann man grundsätzlich unterstellen, da bei diesen großen Industrieunternehmen nahezu grundsätzlich Finanzierungskonsortien bestehen, deren Kreise exklusiv mit Informationen über die wirtschaftliche Entwicklung versorgt werden, wovon der Anleger, insbesondere der Privatanleger nur träumen kann. Insiderwissen wird somit genutzt, um andere zu schaden!

Gerade die Geschäftsentwicklung solch großer Industriekonzerne und deren richtige Bonität zu beurteilen dürfte daher Privatanlegern äußerst schwer fallen, wozu eine entsprechende professionelle Logistik vonnöten ist oder der exklusive Einblick, den nur die Kredit gebenden Banken besitzen.

Oder betrachten wir das Abenteuer von Bayer, welche etwa das Zwanzigfache des EBITDA`s von Monsanto bzw. nahezu den fünffachen Umsatz für die Übernahme von Monsanto  bezahlen wollen. Ratzfatz hat daher die Dekabank (Marktanteil an Bonitätsanleihen 32%) am 27.6.2016 eine Bonitätsanleihe mit Stufenzins auf Bayer aufgelegt, um das Risiko vieler Banken-Kreditgeber damit abzufedern. Und zur sehr umstrittenen Deutsche Bank gibt es von der Dekabank natürlich auch eine.

Noch unübersichtlicher wird es, wenn die Bonitätsanleihe  als Referenzschuldner nicht nur ein Unternehmen hat, sondern mehrere, wodurch es für den Anleger dann total unübersichtlich und nicht verifizierbar wird.

Kurzum, an den Bonitätsanleihen kann man sehen, welche Bonität der jeweiligen Referenzschuldner von den Banken als gefährdet angesehen wird, woraus man folgern kann, dass man als Anleger  sich davon absolut  fern halten sollte

Risiko Nr. 3 ist die Ausgestaltung der Messung einer solchen Bonität und der fixierten Kreditereignisse, die an vielen Parametern hängt und für viele Nichtprofis ein Buch mit sieben Siegeln darstellt. Welche Kreditereignisse sind damit gemeint? Ratingverschlechterung? Wer erstellt dieses Rating (Vorsicht, Ratingagenturen lassen sich dafür bezahlen, wodurch das Ergebnis fraglich sein kann)? Hängt die Ratingverschlechterung an Ertragsparametern wie EBITDA, EBIT  etc. im Verhältnis zum Verschuldungsgrad (sehr gestaltbar) oder nur am Mindest- Jahresergebnis (auch sehr gestaltbar)? Das ist nur ein kleiner Teil von möglichen Bonitäts- Gestaltungen solcher Anleihen.

Der Anleger hat sich auf jeden Fall durch eine Unmenge von Bestimmungen durchzulesen und man kann davon ausgehen, dass 99% der Privatanleger diesen juristischen und betriebswirtschaftlichen Kauderwelsch nicht verstehen werden.

Fazit:

Die emittierenden Banken solcher mit hohen Risiken behafteten Bonitätsanleihen haben nichts dazu gelernt. Der Markt für Bonitätsanleihen ist zwischenzeitlich € 6 Milliarden schwer und wird nahezu aufgeteilt unter der LBBW (45% Marktanteil), die Dekabank (32%), die HVB (10%) und die DZ-Bank (7%), letztlich alles Banken, welche im Investmentbanking keine große Rolle spielen und sich daher anscheinend nicht des eigenen Risikos bewußt sind. Glauben diese Banken wirklich, dass die geschädigten Anleger sie nicht in Regress nehmen werden?

Es bleibt daher zu befürchten, dass auf diese Banken eine riesige Prozesslawine zukommen wird. Am besten wäre es aber, solche Risikopapiere insgesamt vom Markt zu nehmen.

31. Juli 2016

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

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DESIGN YOUR HOME

Wieder einmal wurde ich von einem professionellen Telefonverkäufer, dieses Mal von einem solchen der Barclays Bank in London auf eine gute Kaufgelegenheit von Aktien aufmerksam gemacht.

Es handelt sich hier um die Aktien der DESIGN YOUR HOME HOLDING AB, einem schwedischen online-Möbelhändler, welcher ein großer Konkurrent von IKEA sein soll und der für seine Expansion neues Kapital in Höhe von € 4 Mio (das zum Thema IKEA) zwecks Investition in den Lagerbestand benötigen würde. Über die Ausgabe neuer Aktien soll dieses Kapital neu beschafft werden.

Die daraufhin anhand der durchgegebenen WKN-Nr. angestellten Recherchen ergaben folgendes Bild:

  • Aktuelle Bilanzen für 2015 und die Jahre davor wurden nicht veröffentlicht, bzw. liegen nirgendwo vor, obwohl der Telefonverkäufer mir einige Börsendienste nannte, welche die Bilanzziffern veröffentlicht hätten. Diese haben aber durchgehend den Hinweis enthalten, dass aktuelle Bilanzen nicht vorliegen.
  • Der vom Emittenten veröffentlichte Factsheet weist für 2015 einen Umsatz von  2.750 aus, ohne Hinweis auf die Währung oder ob hier Tausend oder Millionen gemeint sind. Auf Nachfrage wurden die 1.000 genannt, d.h. im Jahr 2015 wurde ein Umsatz von € 2,75 Mio. erwirtschaftet (erzielt eine große IKEA Filiale vermutlich an einem Wochenende), in 2016 wird einer über € 9 Mio. geplant, in  2017 in Höhe von € 17 Mio, in 2018 von € 26,35 Mio und in 2019 ein solcher von € 40,84 Mio.
  • Die Angaben zum Ertrag beschränken sich nur auf wenige Angaben, EBITDA, EBIT oder Jahresüberschuss, -fehlbetrag Fehlanzeige, Angaben somit kaum zu gebrauchen.
  • Bezüglich der geplanten Umsätze stützt man sich auf Branchenstudien, welche dem Möbel-online-Handel Wachstumsraten von 40% bescheren sollen. Ob solche Zuwachsraten eintreten werden, bleibt sehr  fraglich, zumal die Ertragslage im online-Möbelhändler als katastrophal bezeichnet werden kann. Home 24 mit gigantisches Verlusten in Höhe von etwa 30% des Umsatzes unterstreicht dieses negative Urteil . Zudem scheint mir der online-Möbelhandel aufgrund seiner komplexen und sehr teuren Logistik als wenig zukunftsfähig.
  • DESIGN YOUR HOME HOLDING AB hatte zur Abrundung ihres Beteiligungsportfolios die Firma ATON Verwaltungs- und Handels GmbH übernommen, welche gemäß  den Presseverlautbarungen von einem unabhängigen  Gutachten eines “Wirtschaftsprüfers” mit  € 8 Mio. bewertet wurde. Betrachtet man die im Unternehmensregister veröffentlichten Bilanzen von 2013 und 2014, welche in diesen zwei Jahren zusammen einen Jahresüberschuss von insgesamt rd. € 17.439,47 nur erzielt haben, muss man sich schon fragen, wie dieser Wert von € 8 Mio, also  459 mal soviel wie der Jahresüberschuss von 2 Jahren insgesamt, zustande kam. Die Frage wäre auch, welcher “Wirtschaftsprüfer” ein solches Wertgutachten erstellt hat? Jedenfalls kein seriöser.

Fazit:

Hier wird mit völlig unrealistischen Zahlen jongliert und nur mit dem einen Ziel, gutwilligen Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen. In der Diskussion mit dem Telefonverkäufer wurden nur Plattitüden ohne Substanz geäußert, welche keine Grundlage für den Kauf von Aktien dieses Unternehmens bieten.

Online-Möbelhandel ist ein hoch riskantes Geschäft und ein hochgradiger Geldvernichter, im Jargon von Barclays ein Cashburner.

Letztlich bestätigte dies nach meinen bohrenden Fragen auch der Telefonverkäufer, welcher nur versucht, die potentiellen Anleger auf kurzfristige Spekulationskursgewinne heiß zu machen. Hat er es geschafft, Dumme zu finden, welche mit ihren Käufen den Aktienkurs hoch getrieben haben, bleibt zu befürchten, dass dann der Kurs wieder abstürzen wird mit der Folge hoher Vermögensverluste

Eigentlich ist das kriminell, da diesem Verkäufer bewusst ist, welche hohle Nuß er da verkaufen will, oder muss?.

Also Finger weg, von dieser heißen Luft.

5. Juni 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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