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Mündiger Bürger

Die Finanzindustrie, insbesondere der Teil, welcher sich als Produzent von strukturierten Finanzprodukten einen Namen gemacht hat und deren Verbände, sprechen immer sehr gern vom mündigen Bürger, der ja in der Lage wäre, selbst zu entscheiden, welche Wertpapiere er kaufen darf und welche nicht. Aber kann man das mit der Mündigkeit der Bürger gleichsetzen?

Die strukturierten Finanzprodukte, übrigens die Auslöser der letzten großen Finanzkrise, sind intransparent, hoch komplex strukturiert und aufgebaut, mit bis zu 100 Seiten umfassende Beschreibungen ausgestattet, welche komplex juristisch verfasst wurden und zudem noch mit hohen Kosten des Vertriebs belastet.

Um die Werthaltigkeit solcher Produkte analysieren und feststellen zu können, bedarf es einer profunden Expertise im Finanzwesen, basierend auf langjährige praktische Erfahrungen vor allem im Kreditbereich, da – ich muss es immer wieder wiederholen – der Anleger Kreditgeber und die Vermögensanlage der Kreditnehmer/Schuldner ist, dessen Bonität professionell überprüft werden muss.
Letztlich ist das ein sehr komplexes und notwendiges Vorgehen, will man Kapitalverlusten vorbeugen.

Über ein solches komplexes Wissen verfügen die meisten Bürger nun mal nicht und das erleichtert den Verkäufern von strukturierten Finanzprodukten immens den Verkauf dieser Produkte mit hohem Verlustpotenzial.
Da es fast nur noch strukturierte Finanzprodukte für die Masse der Anleger gibt, bedarf es meines Erachtens einer hohen staatlichen Regulierung, will man einen Großteil der Anleger durch dieses Abzocken nicht in die Armutsecke stellen.

Das bedeutet dann aber nicht, dass man dadurch den Bürger entmündigt, das ist eine Hilfe und Schutz für den Bürger und eine Selbsthilfe für den Staat, um in Zukunft nicht ein Heer von Sozialhilfeempfänger, entstanden durch diese Abzockerei über diesen strukturierten Mischmasch finanzieren und unterstützen zu müssen.

Wir leben in einer sehr arbeitsteiligen Gesellschaft, gehen zum Arzt, wenn wir krank sind, anstatt uns selbst zu kurieren, oder gehen zur Apotheke, um uns eine heilende Arznei zu holen, anstatt diese selbst zu produzieren. Sind wir deshalb entmündigte Bürger?
Oder betrachten wir die Straßenverkehrsordnung, die uns Regeln vorschreibt und an die wir uns halten müssen, um nicht Chaos im Verkehr aufkommen zu lassen. Sind wir deshalb entmündigte Bürger?

Sicherlich nicht. Deshalb, eine Regulierung der strukturierten Finanzprodukte ist dringend geboten!

14. September 2016

Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Zentralbanksozialismus: Fortsetzung

Anmerkung vorab: Erster Beitrag mit der Überschrift “Zentralbanksoziallismus” erschien in diesem Blog am 20. Juni 2015.

In diesem Blog habe ich nie einen Hehl aus der meines Erachtens katastrophalen EZB-Geldpolitik gemacht, welche uns alle in unserer Lebensweise  sukzessiv  sehr negativ beeinflusst und noch beeinflussen wird.

Durch die konzertierte Politik der Zentralbanken wurden Anlagenotstände geschaffen, wie sie die Welt bisher noch nicht gesehen hat und die Anleger in hohes Risiko treibt. Unsere Lebensvorsorge wird damit immer stärker untergraben und wird uns alle in die Armut führen zu Gunsten Weniger, die davon in hohem Maße profitieren. Und leider wird diese Politik noch immer verschärft.

In der Ausgabe der “Welt am Sonntag” vom 21. August 2016 mit der Schlagzeile “Wie die Notenbanken die Börse verstaatlichen” wurde über die Investitionspolitik der Schweizerischen Nationalbank berichtet, welche in den ersten Monaten dieses Jahres  amerikanische Aktien im Wert von über US$ 20 Milliarden  gekauft hätte. Insgesamt würden sich deren Investments auf ca. US$ 62 Milliarden belaufen und zwar u.a. in Aktien von Apple (US$ 1,5 Milliarden), in Aktien von Exxon Mobile(US$ 1,2 Milliarden), und Microsoft (US$ 1,1 Milliarden), letztlich in das gesamte who is who  der US-Wirtschaft. Die  Schweizerische Notenbank wäre somit zum Großaktionär der Wall Street aufgestiegen.

Damit wurde auch erklärt, warum trotz Verkäufe von Anlegern, Hedgefonds und institutionellen Anlegern der Dow Jones neue Höchststände erreicht hat.

Ähnlich aber noch schlimmer sieht es in Japan aus. Die japanische Notenbank kauft schon seit Jahren (war mir neu) einheimische Aktien in Form von “börsengehandelten” (?) ETF`s auf. Inzwischen sollen der japanischen Notenbank zwischen  60% bis 70% aller japanischen ETF-Anteile gehören.

Es ist daher nur eine Frage der Zeit, wann Herr Draghi im Rahmen “whatever it takes” auch in diesem Fahrwasser schwimmen wird und spätestens bei einem sich abzeichnenden Aktiencrash, welcher durch die von ihm geschaffene künstliche Liquiditätsschwemme nicht ausbleiben wird, auch zum Mittel des Aktienkaufs “whatever it takes” greifen wird.

Es sei daran erinnert, dass die Mittel zum Kauf dieser Investments und zur Schaffung des Anlagenotstandes oder besser ausgedrückt zur Eliminierung des Marktes  nicht erarbeitet, sondern einfach gedruckt wurden und weiterhin werden. Das ist typisch für eine sozialistische Gesellschaftsordnung,  zu der die Zentralbanken mit ihrer Investmentbankideologie anscheinend hin wollen.

Es wird Zeit, dass die Politik dieser sich abzeichnenden Gesellschaftsveränderung Einhalt gebietet. Diese ist aber durch die künstliche Staatsfinanzierung über die EZB / die Zentralbanken befangen. Wen wundert es dann, wenn damit Munition für das rechte politische Spektrum geschaffen wird.

21. August 2016

Elmar Emde

Autor des Buchse “Die strukturierte Ausbeutung”

siehe auch www.emde-fiveko.de

 




Höchststeuersatz ab € 60.000 ein Treppenwitz!

Die Vorschläge aus dem Wirtschaftslager der CDU, den Höchststeuersatz ab einer Einkommensgrenze von jetzt nahezu € 53.000 auf nunmehr € 60.000 anzuheben, kann nur als Treppenwitz angesehen werden.

Diese Herren möchte ich daran erinnern, dass diese Einkommesgrenze mit € 58.000 schon seit 1958, also vor rd. 60 Jahren, im Wesentlichen Bestand hat und heute unter Berücksichtigung der Inflation und der gestiegenen Lebenshaltungskosten eine Höhe von mindestens  € 1,5 Mio betragen müsste.

Einen ledigen Handwerker oder sonstigen Gewerbetreibenden, der genau € 60.000 (oder jetzt rd. 53.000) verdient, kann man letztlich nur bedauern. Mit Soli und Kirchensteuer würden ihm dann 47%  vom Finanzamt einfach weggenommen, mit dem Rest müsste er dann noch seine Krankenkasse und sonstige Versicherungsbeiträge  nebst Lebensunterhalt bezahlen. Für Investitionen in Werkzeuge und Maschinen bliebe nichts mehr übrig.

An dieser einfachen Rechnung sieht man aber wieder, wie unwissend und blauäugig unsere Politiker in Sachen Steuerbelastung sind, die sich dieser Steuerrepression nicht unterwerfen müssen.

Diese Einkommensgrenze für den höchsten Steuersatz ist somit ein Killer für den Mittelstand und wird zu Entwicklungen führen, welche den Populisten starken Auftrieb geben werden.

Warum die Bürger sich dieser Ausbeutung nicht widersetzen, ist unerklärlich und bedauerlich.

10. August 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de




ETF Anleihen

Eines muss man Herrn Draghi lassen, mit seiner Geldpolitik hat er dem Markt für strukturierte Finanzprodukte regelrecht eine Adrenalin-Spritze verpasst. Da kann nur Absicht dahinter stecken.

Mit seinem Ankaufprogramm, unterstützt durch die fragliche Nullzins-Politik, welche bisher keinen Erfolg gebracht hat, dafür aber nicht mehr beherrschbare Risiken , sind keine seriösen Anlageprodukte auf dem Markt mehr zu erhalten, es sei denn, man akzeptiert einen Negativzins, d.h. man bezahlt Geld für eine erbrachte Leistung, ein Irrwitz.

Übrig bleiben volatile Aktien (aufgrund der Nullzinspolitik), risikoreiche Anleihen (die seriösen hat Draghi durch sein Ankaufprogramm in den Negativzins katapultiert), Edelmetalle und Immobilien (ebenfalls hoch gejubelt) und letztlich intransparente strukturierte Finanzprodukte, welche auf dem von Herrn Draghi übrig gelassenen Rest aufbauen und somit grundsätzlich keine hohe Qualität besitzen können, bzw. von einer hohen Spekulation leben müssen.

Auf einen solchen üblen Rest bauen nun die ETF Anleihen auf, d.h. man kauft keine direkten Anleihen sondern für die unterschiedlichen Anleihekategorien konzipierte Indices, wobei sich schon gleich die Frage stellt, wer diese Indices täglich erstellt und wer diese kontrolliert (insbesondere u.a. nach dem LIBOR-Skandal). So ein Index bezieht sich z.B. auf Staatsanleihen in Europa oder auf Schwellenländer oder man mischt diese beiden zusammen.  Es gibt auch Indices zu „high yield bonds“, früher hatte man sie „junk bonds (Müllanleihen) genannt, oder auf mittelständische Unternehmensanleihen oder auf Anleihen mit einem Rating nur mit BBB+ oder BBB+ bis B- usw. usw. Unternehmen mit einem B-Rating unterliegen größeren Ausfallrisiken.

Letztlich sind das alles Finanzprodukte mit hohem Risiko (Staatsanleihen bonitätsstarker Länder rentieren negativ), worauf die findigen Investmentbanker wieder andere Produkte darauf setzen werden wie Zertifikate mit Unter- und Obergrenzen usw.

Irgendwie erinnert einen das an die Jahre 2005 bis 2008 mit hypothekengesicherten Anleihen, welche mit dem Argument, dass die hohe Anzahl der Schuldner nie auf einmal zahlungsunfähig werden kann und deshalb sicher seien. Alle auf einmal sind sie sicherlich nicht zahlungsunfähig geworden, sondern der Reihe nach und wie diese Quote der Zahlungsunfähigkeit die 20%-Marke überschritten hatte, knallte es auf den Finanzmärkten, die Finanzkrise war da.

Und so wird es mit diesen ETF-Anleihen bei dieser schwachen Bonitätsqualität ebenfalls passieren. Man denke nur beispielsweise an die mittelständischen Unternehmensanleihen, welche in 2011 bis 2013 massenhaft auf den Markt geworfen wurden (Scholz, German Pellets, Prokon, KTG Agrar usw.) und nun der Reihe nach in die Insolvenz schliddern.

Die Investmentbanker der Deutsche Bank mischen da auch schon wieder kräftig mit phantasievollen Namen mit. Hier ein Beispiel: „db x-trackers iBoxx USD Emerging Sovereigns  Quality Weighted ETF“. Hier kann man neben dem USD-Risiko, das Länderrisiko, das Unternehmensrisiko, das Risiko des Fondsmanagments und der richtigen Zusammenstellung des Indexes  und das Risiko des ETF`s  selbst festhalten.

Brrrr, es kann  einen nur schaudern. Finger weg von solchen Schrottanlagen.

Die Nullzinspolitik der EZB von Herrn Draghi hat bewusst zu solchen risikoreichen Anlagevehikeln geführt und wird zu hohen Vermögensverlusten europaweit führen. Das ist kriminell.

7. August 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de